Pina Bausch
Bilder eines Lebens. E-Book inklusive
Pina Bausch, geboren 1940 in Solingen, gestorben 2009 in Wuppertal, erhielt ihre Tanzausbildung an der Essener Folkwang-Schule. Als sie zur Spielzeit 1973/74 als Choreographin verpflichtet wurde, benannte sie das Ensemble in Tanztheater Wuppertal um. Unter...
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Produktinformationen zu „Pina Bausch “
Pina Bausch, geboren 1940 in Solingen, gestorben 2009 in Wuppertal, erhielt ihre Tanzausbildung an der Essener Folkwang-Schule. Als sie zur Spielzeit 1973/74 als Choreographin verpflichtet wurde, benannte sie das Ensemble in Tanztheater Wuppertal um. Unter diesem Namen erlangte die Kompanie Weltgeltung, die auch nach ihrem Tod Bestand hat. Pina Bauschs Verknüpfung von poetischen und Alltagselementen beeinflusste die internationale Tanzentwicklung entscheidend. Weltweit mit den höchsten Preisen und Ehrungen ausgezeichnet, zählt Pina Bausch zu den bedeutendsten Choreographinnen der Gegenwart. Anne Linsel, die Pina Bausch seit ihrer Zeit in Wuppertal kannte und etliche Filme über sie drehte, zeichnet in 'Bilder eines Lebens' ein intimes, sehr persönliches Porträt.
Klappentext zu „Pina Bausch “
Geschrieben von einer langjährigen Weggefährtin, bietet das Buch ein intimes Porträt des Tanzstars. Ergänzt wird das Porträt durch Zitate und Texte von Pina Bausch und Zeitzeugen sowie durch ausdrucksstarke und künstlerisch hochwertige Fotografien.Lese-Probe zu „Pina Bausch “
EINSKINDHEIT
IN SOLINGEN
W er in Wuppertal, im Stadtteil Barmen, Ende der 1980er-Jahre an einem ganz gewöhnlichen Wochentag am späteren Morgen die Talstraße jenseits des Alten Marktes entlangging, dem konnte es passieren, dass er eine schmale, dunkel gekleidete Person aus einem Café kommen sah, ein kleines Tablett mit Kaffeekanne und Tasse in Richtung "Lichtburg" balancierend und in einem schmucklosen Eingang verschwindend. Die "Lichtburg" ist ein ehemaliges Kino. Bis heute beherbergt das Gebäude eine der berühmtesten Tanzkompanien der Welt: das Tanztheater Wuppertal. Die Kompanie hat dort ihre Probenräume.
Die Person mit dem Tablett in der Hand war niemand anderes als Pina Bausch, die damals gelegentlich ihren Kaffee eigenhändig über die Straße trug, als wär's eine Szene aus einem ihrer Stücke. In jener Zeit waren in Wuppertal Abneigung, Ablehnung und Protest gegen Pina Bausch und das Tanztheater umgeschlagen - zuerst in vorsichtige, dann in stürmische Zuneigung. Bis dahin waren Pina Bausch und ihre Tänzer einen langen, oft sehr schmerzhaften Weg gegangen.
Pina Bausch wurde am 27. Juli 1940 in Solingen geboren. Sie hatte zwei Geschwister: einen Bruder, der zehn Jahre älter, eine Schwester, die neun Jahre älter war. Beide sind lange vor Pina Bausch gestorben. Als sie noch nicht richtig sprechen konnte, habe sie auf die Frage: "Wie heißt du denn?", immer geantwortet: "Pina". Eigentlich heißt sie Philippine, nach der Mutter ihres Vaters. So ist es, abgesehen von offiziellen Schreiben und Klausuren während ihres Studiums, bei "Pina" geblieben.
Als Kind in Solingen
August und Anita Bausch betrieben eine Gastwirtschaft mit kleinem Hotel in Solingen, bekannt in aller Welt als "Klingenstadt" durch die hier hergestellten Messer, Scheren, Bestecke, Klingen. Die Familie Bausch wohnte nicht im Zentrum, sondern am Rand von Solingen in der Nähe einer Stahlwaren- und einer Schokoladenfabrik. Im Zweiten Weltkrieg wurde Solingen schwer bombardiert. Pina Bausch
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erinnerte sich, dass die Familie oft in einen kleinen Bunker im Garten Zuflucht suchen musste - einmal sei eine Bombe auf einen Teil des Elternhauses gefallen. Gott sei dank blieben alle unverletzt. Eine Zeitlang schicken die Eltern ihre kleine Tochter nach Wuppertal zu einer Tante, weil dort ein größerer Bunker steht. "Sie meinten, da sei ich sicherer gewesen. Ich hatte einen kleinen Rucksack mit weißen Pünktchen, aus dem eine Puppe herausguckte. Der stand immer fertig gepackt, so dass ich ihn mitnehmen konnte, wenn Fliegeralarm war."
Der Garten hinter der Gastwirtschaft war nicht besonders groß. Aber er war ein Paradies für die Kinder: der Familienbunker, ein langes Gebäude mit einer Kegelbahn, eine runde Tanzfläche aus Beton (der erste Bauabschnitt für ein Gartenrestaurant, das nie gebaut wurde), ein verrostetes Treibhaus, dazwischen wild wachsende Gräser, Unkraut und "vereinzelt herrliche bunte Blumen". Hier entfaltete sich die Phantasie. Im Sommer saßen Pina und ihre Freunde auf dem heißen Teerdach der Kegelbahn und aßen Sauerkirschen, die vom Nachbarn über das Dach ragten. Sie hüpften auf alten Sofas, die ebenfalls dort standen, wie auf einem Trampolin, und im Treibhaus wurde Theater gespielt - "vielleicht begannen dort meine ersten Inszenierungen". Auf der Tanzfläche verwandelten sie sich in berühmte Schauspieler. Pina war meistens Marika Rökk. Und wenn sie Hunger hatten, dann stellten sich alle Kinder auf die Gullis in der Nähe der Schokoladenfabrik und atmeten die süßen warmen Dämpfe ein: "Geld hatten wir nicht, aber riechen konnten wir. Auch so konnte man satt werden."
Das Spielen im Gartenparadies war die eine Seite der Kindheit, die andere hieß Mitarbeit im elterlichen Betrieb. Pina musste mit ihren Geschwistern helfen: stundenlang Kartoffeln schälen, die Treppe putzen, Betten machen, Waschbecken säubern, die Gastzimmer aufräumen. Als sie etwa zw
Der Garten hinter der Gastwirtschaft war nicht besonders groß. Aber er war ein Paradies für die Kinder: der Familienbunker, ein langes Gebäude mit einer Kegelbahn, eine runde Tanzfläche aus Beton (der erste Bauabschnitt für ein Gartenrestaurant, das nie gebaut wurde), ein verrostetes Treibhaus, dazwischen wild wachsende Gräser, Unkraut und "vereinzelt herrliche bunte Blumen". Hier entfaltete sich die Phantasie. Im Sommer saßen Pina und ihre Freunde auf dem heißen Teerdach der Kegelbahn und aßen Sauerkirschen, die vom Nachbarn über das Dach ragten. Sie hüpften auf alten Sofas, die ebenfalls dort standen, wie auf einem Trampolin, und im Treibhaus wurde Theater gespielt - "vielleicht begannen dort meine ersten Inszenierungen". Auf der Tanzfläche verwandelten sie sich in berühmte Schauspieler. Pina war meistens Marika Rökk. Und wenn sie Hunger hatten, dann stellten sich alle Kinder auf die Gullis in der Nähe der Schokoladenfabrik und atmeten die süßen warmen Dämpfe ein: "Geld hatten wir nicht, aber riechen konnten wir. Auch so konnte man satt werden."
Das Spielen im Gartenparadies war die eine Seite der Kindheit, die andere hieß Mitarbeit im elterlichen Betrieb. Pina musste mit ihren Geschwistern helfen: stundenlang Kartoffeln schälen, die Treppe putzen, Betten machen, Waschbecken säubern, die Gastzimmer aufräumen. Als sie etwa zw
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Autoren-Porträt von Anne Linsel
Anne Linsel wurde in Wuppertal geboren, wo sie bis heute lebt. Studium der Kunst und Kunstgeschichte. 1984-89 Moderation des ZDF-Kulturmagazins »Aspekte«, 1989-2004 Gastgeberin der ZDF-Reihe »Zeugen des Jahrhunderts«. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, Radio-Features, TV-Beiträge (u. a. ARTEThemenabend Pina Bausch) und Filme (u. a. »Pina Bausch« und »Tanzträume - Kontakthof von Pina Bausch« 2009/2010). Von-der-Heydt-Kulturpreis der Stadt Wuppertal 2012, Gründungsmitglied der Kulturpolitischen Gesellschaft, Mitglied AICA - Internationaler Kunstkritikerverband, Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.
Bibliographische Angaben
- Autor: Anne Linsel
- 2013, 181 Seiten, 50 Abbildungen, Maße: 17,2 x 24,4 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Edel Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
- ISBN-10: 3841901824
- ISBN-13: 9783841901828
- Erscheinungsdatum: 10.06.2013
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