Es gefällt mir auf der Welt / Polleke Bd.2
Polleke mag ihr Leben, auch wenn es ziemlich chaotisch ist: Ihre Mutter heiratet ihren Klassenlehrer, ihr Verliebter Mimun ist einer Marokkanerin versprochen, ihre Freundin Caro...
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Polleke mag ihr Leben, auch wenn es ziemlich chaotisch ist: Ihre Mutter heiratet ihren Klassenlehrer, ihr Verliebter Mimun ist einer Marokkanerin versprochen, ihre Freundin Caro hat ein Geheimnis, das sie nicht verraten will. Große Sorgen macht ihr Spiek, ihr Vater, der plötzlich kein Dach mehr über dem Kopf hat ... Polleke beschließt, dass etwas passieren muss...
Polleke mag ihr Leben, auch wenn es ziemlich chaotisch ist: Ihre Mutter heiratet ihren Klassenlehrer, ihr Verliebter Mimun ist einer Marokkanerin versprochen, ihre Freundin Caro hat ein Geheimnis, das sie nicht verraten will. Große Sorgen macht ihr Spiek, ihr Vater, der plötzlich kein Dach mehr über dem Kopf hat ... Polleke beschließt, dass etwas passieren muss...
Es gefälltmir auf der Welt von Guus Kuijer
LESEPROBE
ERSTESKAPITEL, IN DEM ES UM DAS GLAS VORM KÜCHENFENSTER GEHT UND UM DIEFRAGE, WARUM BEI MÄNNERN ÜBERALL HAARE WACHSEN
Caro sagt, sie hat zu Hause ein Tagebuch, in dem sie all ihreGeheimnisse aufschreibt. Geheimnisse! Da bin ich aber neugierig. Ich dachte,ich wüsste alles von Caro und sie von mir. Was kann sie für Geheimnisse haben? Undich? Ich könnte mir höchstens welche ausdenken. Zum Beispiel, dass ich irgendwoGeld versteckt habe, aber das stimmt gar nicht. Oder dass ich in jemand andersals Mimun verliebt bin, aber das stimmt auch nicht. Ich hätte schon gernGeheimnisse, aber ich glaube, ich hab keine. »Was denn für Geheimnisse?«, frageich Caro. Sie lächelt geheimnisvoll. »Das sag ich nicht«, sagt sie. »Dafür sindes ja Geheimnisse.« »Nur ein einziges«, sage ich. Sie schüttelt den Kopf. Unddann machen wir ein Computerspiel, bei dem wir uns gegenseitig über den Haufenschießen müssen. Das Blut spritzt nur so über den Bildschirm. Aber ich bin mitden Gedanken nicht bei der Sache. Ich will auch Geheimnisse haben. Ich weiß nurnoch nicht, was für welche. Meinen Vater treffe ich meistens auf der Straße. Erhat kein eigenes Zuhause mehr, er schläft bei Freunden, die ich nicht kenne. Dakomme ich also nie hin. Gestern war er bei uns in der Straße. Er sagte: »Hi,Polleke, kannst du mir vielleicht helfen?« Das war schrecklich, denn dasselbehatte er mich am Tag davor auch schon gefragt. Und am Tag davor auch. Ich sagtealso: »Ich weiß nicht, Spiek.« »Könntest du mir vielleicht ein paar Guldenleihen?« Ich fühlte mich scheußlich, denn an dem Morgen hatte ich mir Lakritzgekauft, und jetzt war meine Spardose leer. »Du hast dir gestern und vorgesternauch schon Geld von mir geliehen«, sagte ich. »Ja«, sagte Spiek. »Du kriegstmorgen alles zurück, ganz ehrlich.« »Ich hab aber nichts mehr«, sagte ich.»Willst du ein Lakritz?« »Nee«, sagte Spiek. »Ist Tina zu Hause?« Tina istmeine Mutter. »Nee«, sagte ich. »Weißt du, ob Tina vielleicht noch was hat?« »Was?«,fragte ich. »Geld«, sagte Spiek. Ich schüttelte den Kopf. »Sollen wir wasSchönes zusammen machen?«, fragte ich. »Soll ich meinen Ball holen?« »Sie hatdoch so ein Glas vorm Küchenfenster stehen, oder?«, fragte Spiek. »Ist da nichtein kleines bisschen drin?« »Bestimmt«, sagte ich. »Hast du nicht Lust, einkleines bisschen Fußball zu spielen?« »Kannst du da nicht was rausnehmen?«,fragte Spiek. »Dann tust dus morgen einfach wieder rein.« »Nein!«, brüllteich. Und dann passierte das, was bei mir immer passiert. Ich fing an zu heulen!So bescheuert! Echt wahr. Und zwar nicht nur ein paar Tränchen, ganzeSturzbäche kamen aus meinen Augen. Buhu! Buhu! Schrecklich. Ich konnte nichtsdagegen machen. Spiek ging in die Hocke und nahm mich in die Arme. »Ganzruhig«, sagte er und küsste mich auf die Wangen. Ich roch, dass er sich nichtgewaschen hatte, aber das machte nichts. »Ganz ruhig, meine Polleke«, sagte er.»Ganz ruhig, es ist schon gar nicht mehr wichtig.« »Soll ich den Ball holen?«,schniefte ich. »Okay«, sagte Spiek. »Mach nur.« Ich lief zur Tür, zog mir dasBand mit dem Schlüssel über den Kopf und schloss auf. Ich ging ins Haus und Spiekkam mir nach. »Ich warte hier«, sagte er. »Okay«, sagte ich. Ich rannte nachoben, um den Ball zu holen. Ich suchte in meinem Zimmer, aber ich konnte ihnnicht finden. Ich guckte unterm Bett, aber da war er nicht. Also polterte ichdie Treppe wieder runter. Spiek trank Wasser aus dem Kran in der Küche. »Vielleichtist er im Garten«, sagte ich. Wir haben nämlich einen klitzekleinen Garten. Dawar der Ball zum Glück. »Los, komm!«, rief ich. Wir liefen raus und spieltenauf der Straße Fußball. Aber Spiek hielt nicht lange durch. Er schnaufte wieein Walross. Er musste sich auf den Bordstein setzen und sich ausruhen. Ichdachte: Er könnte bei uns duschen, aber das würde Mama bestimmt nicht erlauben.Also hielt ich den Mund. »Ich geh dann mal wieder«, sagte Spiek. »Sieht ganz soaus, als würde ich heute mit einem Gedicht anfangen.« »Echt?«, fragte ich. »Kanngut sein«, sagte Spiek. Natürlich glaubte ich ihm nicht. Ich glaube ihm schon eineganze Zeit nicht mehr. Ich tue nur so, als ob, weil ich ihn nicht traurigmachen will. »Tschüs, Pol«, sagte Spiek. »Tschüs, Papa«, sagte ich. Erschlurfte davon. In der Ferne stand Dina und wartete auf ihn. Dina ist Spieksneue Freundin und die ist auch so ein bisschen süchtig nach allem Möglichen. Dawar noch was anderes, was ich nicht so gern erzähle. Beim Fußballspielen hatteich in Spieks Jackentasche die ganze Zeit Geld klimpern gehört. Das erzähle ichniemandem, schon gar nicht meiner Mutter. Ich bin bei Caro zu Hause. »Ich findden Lehrer ja ganz nett«, sagt Caro, »aber nicht zum Heiraten. Igittipfui, ohnemich.« »Meine Mutter heiratet ihn ja, nicht du!«, rufe ich. Was für ein blöderSpruch von Caro. Wir lümmeln uns bei Caro zu Hause auf dem Sofa. Manchmal sindwir unheimlich faul, Caro und ich. Stundenlang können wir uns auf dem Sofa lümmelnund rumalbern. Manchmal können wir uns vor Lachen nicht mehr halten. »Er hatHaare in der Nase«, sagt Caro. »Jetzt weiß ich ganz sicher, dass ich lesbischbin.« Das war mal ein guter Spruch. Und ja, da geht es schon wieder los. Kicherkicher kicher. Wir heulen vor Lachen. Caros Mutter kommt nach unten. Sie istziemlich neugierig, müsst ihr wissen. »Darf ich mitlachen?«, fragt sie. »Wasist so lustig?« Das ist das Schlimme an einem Lachkrampf: Wir lachen über reingar nichts. Wir hängen auf dem Sofa und brauchen uns nur anzugucken, da fangenwir schon wieder an zu kieksen. (...)
© Omnibus Verlag
Übersetzung: Sylke Hachmeister
2. Kapitel, in dem es darum geht, wie schwer es ist, ein schönes Kleid zu haben, das jemand anders nicht schön findet
3. Kapitel, in dem es darum geht, dass man keine Flagge raushängen darf
4. Kapitel, in dem es darum geht, dass Beten hilft, dass ich sehe, wie Tom ein Mädchen küsst, und um das, was ich noch lieber haben will als ein Pony
5. Kapitel, in dem es darum geht, dass ich lakritzsüchtig bin und dass ich mit Mimun knutsche
6. Kapitel, in dem es darum geht, dass ich Spiek den Marsch blase, um Gefummel und Gekicher und verbotene Sachen
7. Kapitel, in dem es darum geht, dass ich einen Brief kriege, in dem ein Gedicht versteckt ist, und darum, was man auf der Welt soll
8. Kapitel, in dem ich Spiek suche, während jemand anders den Tod sucht
9. Kapitel, in dem es um Ruhe und Geknatter geht und um die Frau eines Ladenbesitzers
10. Kapitel, in dem es um Seeräuber und Vorauswisser geht und um ein Haus voller Junkies
11. Kapitel, in dem es um ein Straßenfest geht mit Marsmännchen, Superman, einem orientalischen Prinzen, einem Seeräuber und noch jemandem
12. Kapitel, in dem es um das Zusammen-rauszusammen-zu-Haus-Haus geht und ums Pflanzenschneiden
13. Kapitel, in dem es um den letzten Schultag geht, um Hünengräber und Kamele
14. Kapitel, in dem es um einen spirrigen Jungen geht, um ein Gesäß und um eine fröhliche Frau mit Pausbacken
- Autor: Guus Kuijer
- Altersempfehlung: 10 - 12 Jahre
- 2005, 108 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 12,6 x 18,4 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Sylke Hachmeister
- Verlag: Omnibus TB bei Bertelsmann
- ISBN-10: 3570214184
- ISBN-13: 9783570214183
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