Provence und Cote d' Azur
Literarische Reisebilder aus dem Midi
Literarische Reisebilder aus dem Midi. Die Provence: einer der bedeutendsten Kulturräume Europas. Ob Stendhal, Flaubert, Hemingway, F. Scott Fitzgerald, Nabokov oder Ernst Jünger sie alle waren dem Zauber des sonnendurchfluteten Midi verfallen. Der...
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Produktinformationen zu „Provence und Cote d' Azur “
Literarische Reisebilder aus dem Midi. Die Provence: einer der bedeutendsten Kulturräume Europas. Ob Stendhal, Flaubert, Hemingway, F. Scott Fitzgerald, Nabokov oder Ernst Jünger sie alle waren dem Zauber des sonnendurchfluteten Midi verfallen. Der Historiker Ralf Nestmeyer nimmt Sie mit auf seine spannende literarische Reise. Er begleitet Henry Miller durch Avignon und Klaus Mann durch Nizza. Mit Simone de Beauvoir schlendert er durch Marseille und mit Peter Handke geht er auf die Montagne Sainte-Victoire...
Erlesen Sie dabei den einzigartigen Flair des Südens!
Erlesen Sie dabei den einzigartigen Flair des Südens!
Klappentext zu „Provence und Cote d' Azur “
Die Provence ist eine viel bereiste und viel beschriebene Landschaft, zudem einer der bedeutendsten Kulturräume Europas. Sieht man einmal von Paris ab, so hat keine andere französische Region mehr Schriftsteller inspiriert.Für die deutsche Exilliteratur spielte die Provence eine bedeutende Rolle. Das Küstenstädtchen Sanary-sur-Mer avancierte ab 1933 zur "heimlichen Hauptstadt der deutschen Literatur", wie Ludwig Marcuse schrieb. Zu dem erlesenen Zirkel prominenter Exilautoren gehörten Lion Feuchtwanger, Thomas Mann, Rene Schickele, Franz Hessel und Alfred Kantorowicz. Der Autor lädt ein zu einer literarischen Reise durch Südfrankreich und begleitet Henry Miller durch Avignon, Klaus Mann durch Nizza, Simone de Beauvoir und Blaise Cendrars durch Marseille, Samuel Beckett durch das Roussillon, Emile Zola durch Aix-en-Provence und Peter Handke auf den Sainte-Victoire. Seine literarische Spurensuche beginnt im griechischen Marseille und im römischen Arles; er besucht das päpstliche Avignon und folgt den Troubadours nach Les Baux, er erkundet die literarischen Schauplätze der Provence und schildert die touristische Entdeckung der Cote d'Azur.
Lese-Probe zu „Provence und Cote d' Azur “
Das Licht der ProvenceGott ist Provenzale
"Dieu e provenço" hat der Prämonstratensermönch und Poet Xavier de Fourvière, der mit bürgerlichem Namen Albert Rieux hieß, vor rund hundert Jahren behauptet. Und glaubt man Cees Nooteboom, dem die Provence der "Vorraum zum Paradies" war, dann könnte es sogar stimmen.
Seit mehr als 200 Jahren ist der Süden Frankreichs ein "Sehnsuchtsland". Doch jeder Reisende trägt sein eigenes Bild von der Provence mit sich. Der große Kulturhistoriker Ferdinand Gregorovius bekannte: "Ein unverlöschlicher Zauber liegt in dem Namen der Provence; dieses sangberühmte und sonnige Land, reich an Öl und Wein, von einem großen Strom getränkt, von tausend Erinnerungen der Vorzeit beseelt, zieht jeden Nordländer noch heute magisch an. Der romantische Abglanz der Lieder der Troubadours ruht auf ihm wie die Glorie einer blutig versunkenen Sonne."
Fast alle Reisenden kamen aus dem Norden in die Provence, Italiener und Spanier haben sich kaum für sie interessiert. Dem Lauf der Rhône folgend, fuhren sie gen Süden und nahmen die allmähliche Verwandlung der Landschaft wahr. Ein Wegbereiter in Deutschland war Moritz August von Thümmel, der 1785 eine Reise in die mittäglichen Provinzen von Frankreich unternahm und seine Tagebücher ein paar Jahre später veröffentlichte. Thümmels Reisetagebücher erschienen in hoher Auflage und zeichneten ein anschauliches Bild des Midi; ihre Lektüre gehörte für viele Reisende zum Pflichtprogramm einer Fahrt ins Nachbarland.
Doch als der aus Breslau stammende Schriftsteller Willibald Alexis 1828 seine Wanderungen im Süden unternahm, drückten die klimatischen Bedingungen seine Freude erheblich: "Das mittägliche Frankreich ist ein Zauberwort im Munde der Deutschen, seit Thümmel die Phantasie dahin zu Lustpromenaden geführt. Rollet mit mir über die hohen, nackten Felsrücken, schmachtend in dem ausgedörrten Wagen, oder wagt es zu wandern, wenn die ewige Mittagssonne ihre glühenden Strahlen auf die
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Kalkfelder hinabschießt, das Paradies ist verloren und die Lustpromenaden werden zu Frohndiensten ..." Erst als Alexis sich akklimatisiert hatte, fand er seinen "Zaubergarten":
Es gibt doch ein Südfrankreich. Wölbt sich der Himmel nicht über mir klarer und glänzender, ist es nicht ein Zauberboden zu meinen Füßen, wenn der leise Luftzug über das weite strahlende Meer Africanische Düfte heranweht? Die Sonne schwimmt in dem wolkenlosen Horizont. Auf dem Meere wogt die Sommergluth, sie lagert sich auf den kahlen Felsgipfeln, auf den bewaldeten Uferhügeln, das ganze Firmament ist von ihr erfüllt und sie senkt sich brennend auf den Felsenstreif am Strande, der meinen Weg bildet, und dennoch fühle ich mich frisch.
"Der Mensch des Nordens kann in Frankreich seine Sehnsucht nach dem Mittelmeer stillen", schreibt Ernst Robert Curtius und weiß auch, warum es ihm hier so leicht fällt: "Im Unterschied zu Deutschland, braucht er hier nicht die Alpen zu über queren, um das Ufer des Binnenmeeres zu erreichen." Gustave Flaubert fuhr noch mit einem Schiff von Lyon die Rhône hinab und notierte in seinem Tagebuch: "Sie fließt zwischen den Bergen von schwärzlichem Rot, die ihren Lauf verdecken; man möchte gern hinauf. Zur Linken weite Ebenen, hinten am Horizont der Mont Ventoux mit schneeigem Gipfel. Man ist von Hoffnung belebt, wenn man diesen jachen Fluß hinabfährt, der einen dem erträumten Meere entgegenführt. Ich habe mich einen Augenblick in die volle Sonne neben den Schornstein gesetzt und Horaz gelesen. Der Himmel blaute."
Mit dem Schiff reist heute niemand mehr nach Südfrankreich. Einige wählen den Zug, die meisten das Auto und brausen auf der Autoroute du Soleil nach Avignon. Hinter Lyon verändert sich allmählich das Landschaftsbild. Auf den Dächern der Dörfer nehmen die von der Sonne gebleichten Rundziegel zu, die in den schönsten Ockertönen leuchten. Schließlich tauchen am Wegesrand die ersten knorrigen Olivenbäume auf, während die Zikaden zirpen. Ist die Luft klar, so rücken die bis weit ins Frühjahr mit Schnee bedeckten Gipfel der Südalpen, die sich gen Himmel falten, aus dem Hintergrund in den Blick. Wir reisen weiter mit Bruce Drexel, dem Protagonisten aus Lawrence Durrells Roman Monsieur: "Und dann, wenn die Hügel sanft in die Ebene übergehen, kommen die weiten Weingärten und Weizenfelder und Gemüseanpflanzungen [...] an einer Stelle fallen sie plötzlich ab und geben den Blick frei auf die fernen flächigen Landstriche der langweiligen Camargue und ihre limonengrünen seichten Meeresstreifen."
"Selbstverständlich liebst du die Provence", stellte Colette fest, um gleich rhetorisch nachzufragen: "Aber welche Provence? Denn es gibt ihrer mehrere. Die eine ist sozusagen nackt, kaum von einem mit kubistischen Mustern bedruckten Badeanzug verhüllt und raffiniert von der Sonne verbrannt. [...]
Es gibt eine andere, auf trockenen, luftigen Anhöhen, wo alles azurn ist, der Himmel wie die glitzernden Kiesel und die bläulichen Büsche. Und dann gibt es wiederum eine Provence, saftig und von Quellen durchrieselt, kleine italienische oder gar spanische Provence-Winkel, und schließlich die meernahe Provence, die mir vielleicht die liebste ist, mit felsigen Buchten, deren Blau nicht mehr lieblich, sondern wild ist."
Und Lawrence Durrell, der dem Reiz des Midi bis zu seinem Tod verfallen war, befand: "Die Provence ist kein konkreter Ort! Sie ist keine separate Einheit mit festen Grenzen [...] Sie ist eine schöne Metapher, geboren aus Cäsars Ungeduld gegenüber einem geographischen Korridor, der vollgestellt war mit den Ruinen von hundert Kulturen, hundert Völkern und Stämmen, hundert Heeren." Die Provence bezeichnet weniger ein politisches Gebilde als eine Lebensphilosophie. "Wie ein zerfließender Ölfleck, so läuft die Provence über ihre historischen Grenzen", resümierte Jean Giono, einer ihrer größten literarischen Söhne. Giono war dem provenzalischen Savoir-vivre genauso verfallen wie Stendhal: "Die Lebensart hier im Süden, die mich seit einigen Stunden umgibt, verleiht mir eine wunderbare Seelenruhe; dreiviertel der kleinen Alltagssorgen, an die ich in Paris immer denken muß, werden mir von ihr wie mit einem halbdurchsichtigen Schleier bedeckt - und erst das Entschwinden dieser Sorgen macht das Glück vollkommen." Nun, die Provence muß in unmittelbarer Nachbarschaft der Vorstellung vom irdischen Glück liegen. Rückblickend auf seine siebenjährige Exilzeit bekannte auch Lion Feuchtwanger: "Wenn ich etwa den Tag über gut gearbeitet hatte und mich nun in der Stille meines abendlichen Gartens erging, in welcher nichts war als das Auf und Ab des Meeres und vielleicht ein kleiner Vogelschrei, dann war ich ausgefüllt von Einverstandensein, von Glück."
Die Provence ist eine vielbereiste und daher vielbeschriebene Landschaft. Sieht man einmal von Paris ab, so hat wohl keine andere französische Region mehr Schriftsteller inspiriert als die Provence. Für manche Literaten wie für Jean Giono und Marcel Pagnol war die Provence kein Landstrich, sondern ein eigener Kosmos: "Das Dickicht der Bäume und die hohen Wände der Schlucht verbargen mir den Rest des Weltalls." Doch selbst eher nüchterne Charaktere gerieten ins Schwelgen. So erfuhr Simone de Beauvoir "eine große Offenbarung", als sie erstmals in die Provence kam und bekannte später: "Sooft ich die Provence wiedersehe, erkenne ich die Gründe wieder, warum ich sie liebe." Auch der Kosmopolit Walter Benjamin reihte sich in den Kreis der Provenceliebhaber ein:
Marseille ist das strahlende gewürfelte Wappen, das die Provence dem Mittelmeer entgegenhält. Hinter ihr liegt die alte Landschaft der Troubadoure und der Félibres. Bei Aix beginnt sie - steckt schon mitten drinnen in diesem Irrgarten bemooster Steinfontänen. Wasserzauber zieht sich durch die ganze Provence. Nirgends ist seine Inkantation so unwiderstehlich wie im Jardin des Fontaines du Nîmes. Arles ist die Schallmaske der provençalischen Fama. Von hier ging mit dem Ruhme Mistrals ihr erneuerter Name aus. All dem ist man in Marseille weit entrückt. Die Brandung eines Lebens, das hier durch Jahrhunderte, pausenlos wie das ozeanische, anschlägt, macht die griechische Landschaft um Aix vergessen.
Die Provence ist ein Land des Lichts, ein "Imperium der Sonne" (Frédéric Mistral). "Wenn man von Norden kommt und Valence hinter sich läßt, sieht man am südlichen Horizont einen grünen Himmel, der nichts anderes ist als der Widerschein der Sonne über der Provence", erklärte Jean Giono mit stolz geschwellter Brust, und der provenzalische Barde Frédéric Mistral bezeichnete die Sonne als Motor seines literarischen Schaffens: "Lou Souléou me fai canta." Im Midi steht die Sonne höher, leuchten die Farben klarer. Der aus Nîmes stammende Alphonse Daudet wußte diese Leuchtkraft zu würdigen: "Diese ganze schöne provenzalische Landschaft lebt allein durch das Licht."
Dieses helle, alles durchflutende Licht versöhnt die Gegensätze der provenzalischen Landschaft und verzückt die Maler seit den Zeiten von Cézanne und Vincent van Gogh. Wenn der Mistral den Himmel leergefegt hat, dann strahlt der Süden Frankreichs in satten Farben, Silhouetten treten mit so ungeahnter Deutlichkeit hervor, daß die impressionistischen Stilmittel versagten. Claude Monet kämpfte in Antibes mit der Sonne und resignierte: "Man müßte hier mit Gold und Edelsteinen malen", während Matisse vor Glück frohlockte, als er begriff, daß er "jeden Morgen dieses Licht wiedersehen würde".
Es gibt doch ein Südfrankreich. Wölbt sich der Himmel nicht über mir klarer und glänzender, ist es nicht ein Zauberboden zu meinen Füßen, wenn der leise Luftzug über das weite strahlende Meer Africanische Düfte heranweht? Die Sonne schwimmt in dem wolkenlosen Horizont. Auf dem Meere wogt die Sommergluth, sie lagert sich auf den kahlen Felsgipfeln, auf den bewaldeten Uferhügeln, das ganze Firmament ist von ihr erfüllt und sie senkt sich brennend auf den Felsenstreif am Strande, der meinen Weg bildet, und dennoch fühle ich mich frisch.
"Der Mensch des Nordens kann in Frankreich seine Sehnsucht nach dem Mittelmeer stillen", schreibt Ernst Robert Curtius und weiß auch, warum es ihm hier so leicht fällt: "Im Unterschied zu Deutschland, braucht er hier nicht die Alpen zu über queren, um das Ufer des Binnenmeeres zu erreichen." Gustave Flaubert fuhr noch mit einem Schiff von Lyon die Rhône hinab und notierte in seinem Tagebuch: "Sie fließt zwischen den Bergen von schwärzlichem Rot, die ihren Lauf verdecken; man möchte gern hinauf. Zur Linken weite Ebenen, hinten am Horizont der Mont Ventoux mit schneeigem Gipfel. Man ist von Hoffnung belebt, wenn man diesen jachen Fluß hinabfährt, der einen dem erträumten Meere entgegenführt. Ich habe mich einen Augenblick in die volle Sonne neben den Schornstein gesetzt und Horaz gelesen. Der Himmel blaute."
Mit dem Schiff reist heute niemand mehr nach Südfrankreich. Einige wählen den Zug, die meisten das Auto und brausen auf der Autoroute du Soleil nach Avignon. Hinter Lyon verändert sich allmählich das Landschaftsbild. Auf den Dächern der Dörfer nehmen die von der Sonne gebleichten Rundziegel zu, die in den schönsten Ockertönen leuchten. Schließlich tauchen am Wegesrand die ersten knorrigen Olivenbäume auf, während die Zikaden zirpen. Ist die Luft klar, so rücken die bis weit ins Frühjahr mit Schnee bedeckten Gipfel der Südalpen, die sich gen Himmel falten, aus dem Hintergrund in den Blick. Wir reisen weiter mit Bruce Drexel, dem Protagonisten aus Lawrence Durrells Roman Monsieur: "Und dann, wenn die Hügel sanft in die Ebene übergehen, kommen die weiten Weingärten und Weizenfelder und Gemüseanpflanzungen [...] an einer Stelle fallen sie plötzlich ab und geben den Blick frei auf die fernen flächigen Landstriche der langweiligen Camargue und ihre limonengrünen seichten Meeresstreifen."
"Selbstverständlich liebst du die Provence", stellte Colette fest, um gleich rhetorisch nachzufragen: "Aber welche Provence? Denn es gibt ihrer mehrere. Die eine ist sozusagen nackt, kaum von einem mit kubistischen Mustern bedruckten Badeanzug verhüllt und raffiniert von der Sonne verbrannt. [...]
Es gibt eine andere, auf trockenen, luftigen Anhöhen, wo alles azurn ist, der Himmel wie die glitzernden Kiesel und die bläulichen Büsche. Und dann gibt es wiederum eine Provence, saftig und von Quellen durchrieselt, kleine italienische oder gar spanische Provence-Winkel, und schließlich die meernahe Provence, die mir vielleicht die liebste ist, mit felsigen Buchten, deren Blau nicht mehr lieblich, sondern wild ist."
Und Lawrence Durrell, der dem Reiz des Midi bis zu seinem Tod verfallen war, befand: "Die Provence ist kein konkreter Ort! Sie ist keine separate Einheit mit festen Grenzen [...] Sie ist eine schöne Metapher, geboren aus Cäsars Ungeduld gegenüber einem geographischen Korridor, der vollgestellt war mit den Ruinen von hundert Kulturen, hundert Völkern und Stämmen, hundert Heeren." Die Provence bezeichnet weniger ein politisches Gebilde als eine Lebensphilosophie. "Wie ein zerfließender Ölfleck, so läuft die Provence über ihre historischen Grenzen", resümierte Jean Giono, einer ihrer größten literarischen Söhne. Giono war dem provenzalischen Savoir-vivre genauso verfallen wie Stendhal: "Die Lebensart hier im Süden, die mich seit einigen Stunden umgibt, verleiht mir eine wunderbare Seelenruhe; dreiviertel der kleinen Alltagssorgen, an die ich in Paris immer denken muß, werden mir von ihr wie mit einem halbdurchsichtigen Schleier bedeckt - und erst das Entschwinden dieser Sorgen macht das Glück vollkommen." Nun, die Provence muß in unmittelbarer Nachbarschaft der Vorstellung vom irdischen Glück liegen. Rückblickend auf seine siebenjährige Exilzeit bekannte auch Lion Feuchtwanger: "Wenn ich etwa den Tag über gut gearbeitet hatte und mich nun in der Stille meines abendlichen Gartens erging, in welcher nichts war als das Auf und Ab des Meeres und vielleicht ein kleiner Vogelschrei, dann war ich ausgefüllt von Einverstandensein, von Glück."
Die Provence ist eine vielbereiste und daher vielbeschriebene Landschaft. Sieht man einmal von Paris ab, so hat wohl keine andere französische Region mehr Schriftsteller inspiriert als die Provence. Für manche Literaten wie für Jean Giono und Marcel Pagnol war die Provence kein Landstrich, sondern ein eigener Kosmos: "Das Dickicht der Bäume und die hohen Wände der Schlucht verbargen mir den Rest des Weltalls." Doch selbst eher nüchterne Charaktere gerieten ins Schwelgen. So erfuhr Simone de Beauvoir "eine große Offenbarung", als sie erstmals in die Provence kam und bekannte später: "Sooft ich die Provence wiedersehe, erkenne ich die Gründe wieder, warum ich sie liebe." Auch der Kosmopolit Walter Benjamin reihte sich in den Kreis der Provenceliebhaber ein:
Marseille ist das strahlende gewürfelte Wappen, das die Provence dem Mittelmeer entgegenhält. Hinter ihr liegt die alte Landschaft der Troubadoure und der Félibres. Bei Aix beginnt sie - steckt schon mitten drinnen in diesem Irrgarten bemooster Steinfontänen. Wasserzauber zieht sich durch die ganze Provence. Nirgends ist seine Inkantation so unwiderstehlich wie im Jardin des Fontaines du Nîmes. Arles ist die Schallmaske der provençalischen Fama. Von hier ging mit dem Ruhme Mistrals ihr erneuerter Name aus. All dem ist man in Marseille weit entrückt. Die Brandung eines Lebens, das hier durch Jahrhunderte, pausenlos wie das ozeanische, anschlägt, macht die griechische Landschaft um Aix vergessen.
Die Provence ist ein Land des Lichts, ein "Imperium der Sonne" (Frédéric Mistral). "Wenn man von Norden kommt und Valence hinter sich läßt, sieht man am südlichen Horizont einen grünen Himmel, der nichts anderes ist als der Widerschein der Sonne über der Provence", erklärte Jean Giono mit stolz geschwellter Brust, und der provenzalische Barde Frédéric Mistral bezeichnete die Sonne als Motor seines literarischen Schaffens: "Lou Souléou me fai canta." Im Midi steht die Sonne höher, leuchten die Farben klarer. Der aus Nîmes stammende Alphonse Daudet wußte diese Leuchtkraft zu würdigen: "Diese ganze schöne provenzalische Landschaft lebt allein durch das Licht."
Dieses helle, alles durchflutende Licht versöhnt die Gegensätze der provenzalischen Landschaft und verzückt die Maler seit den Zeiten von Cézanne und Vincent van Gogh. Wenn der Mistral den Himmel leergefegt hat, dann strahlt der Süden Frankreichs in satten Farben, Silhouetten treten mit so ungeahnter Deutlichkeit hervor, daß die impressionistischen Stilmittel versagten. Claude Monet kämpfte in Antibes mit der Sonne und resignierte: "Man müßte hier mit Gold und Edelsteinen malen", während Matisse vor Glück frohlockte, als er begriff, daß er "jeden Morgen dieses Licht wiedersehen würde".
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Autoren-Porträt von Ralf Nestmeyer
Ralf Nestmeyer, Jg. 1964, ist Historiker und Reisejournalist. Er ist Autor mehrerer Reiseführer, zudem hat er die Texte zu Bildbänden über verschiedene europäische Regionen geschrieben.
Bibliographische Angaben
- Autor: Ralf Nestmeyer
- 2005, 219 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 13,2 x 21 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Klett-Cotta
- ISBN-10: 3608936548
- ISBN-13: 9783608936544
Rezension zu „Provence und Cote d' Azur “
"... Seit mehr als zwei Jahrhunderten ist die Provence ein Sehnsuchtsort und damit auch Ziel vieler Reisen. Dies hat sich in vielfältiger Weise auch in der Literatur niedergeschlagen. Ralf Nestmeyer geht diesen literarischen Spuren nach und fügt aus ihnen ein buntes Mosaik aus zahllosen Einzelbetrachtungen verschiedenster Literaten zusammen. Das sich daraus ergebende Gesamtbild enthält viel Wissenswertes und Unterhaltsames über die Geschichte und Kultur des Midi. ..."Klaus Ritzkowski (Süddeutsche Zeitung, 22.3.2005)
"Es sind diese leicht geschriebenen Texte, die Appetit anregen. ..."
(Hannoversche Allgemeine Zeitung, 12.3.2005)
"... In seinen "Literarischen Reisebildern aus dem Midi" bringt uns Ralf Nestmeyer nicht nur die schönen Mädchen von Arles, sondern einen der bedeutendsten Kulturräume Europas nahe. ..."
(Lufthansa exclusive, April 2005)
Kommentar zu "Provence und Cote d' Azur"
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