Radikalität des Alters

Das Thema dieses Heftes befasst sich mit der Frage, ob unter den Erfahrungen und Beeinträchtigungen des Alters noch einmal etwas ganz Neues entstehen kann, das sich in das bisherige Lebenswerk nicht fügt, sondern vielleicht sogar in Frage stellt. Vom Elend und dem manchmal trotzig schonungslosen "Dennoch" berichten die Autoren in Prosa, Lyrik und Essay.
Das Heft beginnt mit einer Anthologie einschlägiger Texte von Äsop bis Karl Krolow und Robert Creeley, im Anschluss folgen neu geschriebene Beiträge:
Gyburg Radke entschlüsselt das neu aufgefundene Gedicht Sapphos; Werner Spies schreibt über das zu Lebzeiten Picassos verhöhnte Spätwerk; Hans Keilson begründet am Beispiel Beethovens werkgeschichtlich die hörbaren Altersbrüche; Hans Wollschläger berichtet von der Schöpfungskraft Friedrich Rückerts, die sich mit seinem kompromisslosen Rückzug aus der Öffentlichkeit entfaltet; Erica Pedretti erzählt die Geschichte einer Frau, die durch eine radikale Änderung ihrer Lebensformen im Schnee und Eis Skandinaviens überlebt; Stefan Litwin weist eine bis ins hohe Alter erstaunliche Wandlungsfähigkeit Beethovens in der genauen Analyse der Klaviersonate op. 101 nach; Elisabeth Borchers' Gedicht fühlt einem ungestillten Zorn über vor Zeiten erfahrenem Leid nach; Kurt Flasch und Michael Hamburger geben jeweils in persönlichen Reflexionen Einblicke in die Bedeutung des Alters für die eigene Kreativität.