Die Rache des Ritters / Ritter Serie Bd.1
Roman. Deutsche Erstausgabe
"Ein faszinierendes Geheimnis und atemberaubende Spannung."
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England, 12. Jahrhundert: In seiner Kindheit musste Gunnar Rutledge mit ansehen, wie sein Vater und seine Mutter ermordet wurden. Seither kennt er keinen anderen...
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England, 12. Jahrhundert: In seiner Kindheit musste Gunnar Rutledge mit ansehen, wie sein Vater und seine Mutter ermordet wurden. Seither kennt er keinen anderen...
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Produktinformationen zu „Die Rache des Ritters / Ritter Serie Bd.1 “
"Ein faszinierendes Geheimnis und atemberaubende Spannung."
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England, 12. Jahrhundert: In seiner Kindheit musste Gunnar Rutledge mit ansehen, wie sein Vater und seine Mutter ermordet wurden. Seither kennt er keinen anderen Gedanken, als den Tod seiner Eltern zu rächen und den Schuldigen, Baron Luther d'Bussy, zur Rechenschaft zu ziehen. Um den Baron zu einem Duell zu zwingen, entführt er dessen Tochter, die schöne Raina. Doch Gunnar hätte niemals damit gerechnet, dass er sich in die Tochter seines ärgsten Feindes verlieben könnte.
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England, 12. Jahrhundert: In seiner Kindheit musste Gunnar Rutledge mit ansehen, wie sein Vater und seine Mutter ermordet wurden. Seither kennt er keinen anderen Gedanken, als den Tod seiner Eltern zu rächen und den Schuldigen, Baron Luther d'Bussy, zur Rechenschaft zu ziehen. Um den Baron zu einem Duell zu zwingen, entführt er dessen Tochter, die schöne Raina. Doch Gunnar hätte niemals damit gerechnet, dass er sich in die Tochter seines ärgsten Feindes verlieben könnte.
Klappentext zu „Die Rache des Ritters / Ritter Serie Bd.1 “
England, 12. Jahrhundert: In seiner Kindheit musste Gunnar Rutledge mit ansehen, wie sein Vater und seine Mutter ermordet wurden. Seither kennt er keinen anderen Gedanken, als den Tod seiner Eltern zu rächen und den Schuldigen, Baron Luther d'Bussy, zur Rechenschaft zu ziehen. Um den Baron zu einem Duell zu zwingen, entführt er dessen Tochter, die schöne Raina. Doch Gunnar hätte niemals damit gerechnet, dass er sich in die Tochter seines ärgsten Feindes verlieben könnte ...Der erste Band der Romantic History-Reihe von Bestseller-Autorin Lara Adrian alias Tina St. John
Lese-Probe zu „Die Rache des Ritters / Ritter Serie Bd.1 “
Die Rache des Ritters von Tina St. John1
England, 1153
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Der Name Baron Luther d'Bussys war in aller Munde. seit Wochen hatten Ausrufer die Kunde über das bevorstehende große Turnier bis in den entferntesten Winkel des Landes verbreitet, und die vielen Zelte und Pavillons, die auf der weiten Fläche vor Norworth castle aufgeschlagen worden waren, waren ein Beleg sowohl für die Eitelkeit des Barons als auch für seine Umsicht. Überall flatterten Wimpel in den Farben der unabhängigen Kriegsherren und der Lords der benachbarten Baronien, die der Einladung gefolgt waren.
in der sich herabsenkenden Dämmerung spazierten Männer, Frauen und Kinder - es mochten gut hundert sein - den breiten Weg entlang, der durch die Zeltstadt führte. Ganz am Ende dieses Weges trugen zwei Männer, bis auf ihre Hosen unbekleidet, zu den Jubelrufen eines kleinen Kreises entzückter Zuschauer einen Faustkampf aus. Überall waren prachtvoll gekleidete, arrogant wirkende Ritter zu sehen. Einige von ihnen wankten betrunken und mit einer Hure im Arm - mancher auch mit zweien - zu ihren Zelten. Jene Teilnehmer allerdings, die es ernst mit diesem Turnier meinten, und die pflichtbewussten Knappen kümmerten sich um die Pferde; andere saßen vor ihren Zelten und polierten ihre Rüstung oder überprüften die Waffen, die am folgenden Tag zum Einsatz kommen sollten.
inmitten dieses Trubels blieb ein Blitz unbemerkt, der in der Ferne aufzuckte.
Er lief über den dunkler werdenden Himmel und spiegelte sich in einem Augenpaar wider, das nicht auf das geschäftige Treiben am Fuß des Hügels gerichtet war, sondern auf die Burg, die sich auf ihm erhob. Diese Augen blickten so kalt und finster wie der Wald, in dem sich der Mann verbarg, dem sie gehörten. Er kniff die Augen kurz zusammen, als er zu den düsteren Wolken hinaufschaute.
Regen.
Er hatte fast gleichzeitig mit dem Blitzschlag eingesetzt, fiel sanft auf das Blätterdach, unter dem der Mann sich aufhielt, schwoll dann aber zu einem kräftigen sommerregen an. Die dunklen Wolken bewegten sich rasch auf die Zeltstadt zu. Ein Anflug von Unmut verzog die vollen Lippen, die bis dahin zu einer entschlossenen Linie zusammengepresst gewesen waren. Der heftige Regen würde eine Verzögerung für das morgige Turnier mit sich bringen und damit - schlimmer - eine Verzögerung der Einlösung seines Versprechens.
Gunnar Rutledge fluchte, seine halb geflüsterten Worte wurden von einem lauten Donnergrollen verschluckt. sein schwarzer Rappe tänzelte nervös, seine Augen waren weit aufgerissen und voller Furcht. Mit einem leisen Murmeln, das eher wie eine Ermahnung als eine Aufmunterung klang, beruhigte Gunnar sein Pferd, klopfte ihm mit rauer, unbeholfener Hand auf den Hals.
Gunnar konnte Angst weder gebrauchen noch hatte er Erfahrung darin, sie zu beschwichtigen. Vor langer Zeit schon hatte er mit seiner eigenen Angst abgeschlossen, hatte sie und jedes andere Gefühl verdrängt, das sich eines Tages als schwäche erweisen konnte. Er kannte keine fröhlichen Feste und gab sich keinen Träumen hin. sein Verstand war kühl und nüchtern, sein dreiundzwanzig Jahre alter Körper von harter Arbeit und zahllosen schlachten so gestählt, dass er nicht aus Fleisch und Knochen zu bestehen schien, sondern eher eine zweite Rüstung und eine Waffe war. Gunnar hatte seine Gefühle aus seinem inneren verbannt und sich seiner Dämonen entledigt.
Bis auf einen.
Und jetzt hatte dieser Dämon ihn durch das bevorstehende Turnier in seine Höhle eingeladen, hatte Gunnar damit eine Gelegenheit geboten, die perfekter war, als er sie selbst hätte schaffen können. Er fragte sich, ob der Baron je an die Möglichkeit gedacht hatte, dass Gunnar überlebt haben könnte. saß er da oben in dieser Burg aus Felsgestein und dachte daran - wenn auch nur flüchtig -, dass noch eine Rechnung offen war? Hatte er je die Angst geschmeckt? Hatte er sich je so elend gefühlt wie der Junge, den er vor dreizehn Jahren auf einem schlachtfeld liegen gelassen hatte?
Bald würde er die Angst zu schmecken bekommen.
Die heilige Kirche sagte, einen Gegner bei einem Turnier zu töten, bedeute ewige Verdammnis. Deshalb wurden die Zweikämpfe mit schwertern und Lanzen ausgeführt, die stumpf waren - aber trotz allem gefährlich.
Unfälle passierten immer wieder.
Persönliche schulden wurden beglichen.
Um den Tod seiner Mutter zu vergelten, würde Gunnar Baron d'Bussy vor aller Welt zur Rede stellen. Um seinen Vater zu rächen, würde er auf dem Turnierplatz triumphieren. Der Plan war einfach: den Baron zu besiegen, ihn das Fürchten zu lehren. ihn um Gnade winseln zu lassen.
Und sie ihm zu verweigern.
Der Gedanke, dass er selbst diesen Tag vielleicht nicht überleben würde, ließ Gunnar in seinem Entschluss nicht einen Moment schwankend werden. Er würde seinen schwur halten, um jeden Preis.
Während der Regen aus schweren Wolken herunterprasselte, den Turnierplatz in ein Schlammfeld verwandelte und jeden dazu trieb, Schutz in seinem Zelt zu suchen, wendete Gunnar sein Pferd und ritt tiefer in den Wald hinein, um in der Einsamkeit zu versuchen, so viel Geduld aufzubringen, um das Ende des Gewitters abzuwarten.
Eine helle Morgensonne füllte den Himmel, als Raina d'Bussy auf einer gescheckten Stute durch das offene Tor von Norworth ritt und den Burghügel hinuntergaloppierte. Der frische Duft des nächtlichen Regens hing noch in der Luft, aber sie bemerkte es kaum. Raina ritt in einem halsbrecherischen Tempo, ihr Gewand blähte sich hoch bis über die Knie, und das offene Haar wirbelte wie ein wilder, ungebändigter Vorhang um ihre Schultern. Mit einem fröhlichen Lachen beugte sie sich über den Hals des Pferdes, drängte es, immer schneller zu laufen, vorbei am verlassen daliegenden Turnierplatz und über den regennassen Boden. Schlamm spritzte um sie herum auf, wurde von den Hufen des Pferdes hochgeschleudert und besprenkelte ihre nackten Beine und ihr Gesicht.
in hartem Galopp preschte Raina an dem Zeltdorf vorbei und den sanft ansteigenden Hügel hinauf, der Norworth Castle gegenüberlag, in Richtung Wald. Als sie sich dem dichten Unterholz näherte, warf sie einen Blick zurück über die Schulter, um abzuschätzen, wie weit sie von dem Reiter entfernt war, der ihr schnell folgte. sein weißer Hengst donnerte den Hügel hinauf, Erdbrocken flogen unter seinen schweren Hufen auf. Mit einem aufgeregten kleinen Aufschrei ritt Raina in den schatten der hohen Bäume.
sie liebte diese schnellen Rennen, und zum Ärger ihres Vaters und des jungen Ritters, gegen den sie heute angetreten war, wollte sie immer gewinnen. sie benahm sich gar nicht damenhaft, ganz gewiss nicht. Aber da sie von einem nachsichtigen Vater aufgezogen worden war - ohne Mutter, die dem Dickkopf ihrer Tochter mit strenge begegnet wäre -, hatte Raina sich ihre eigenen Regeln aufgestellt. Weniger zu geben, als sie konnte, mochte es schicklich sein oder nicht, gehörte nicht dazu.
Ein rascher Ruck an den Zügeln brachte ihr Pferd nahe dem Bach zum stehen, der die Ziellinie des Rennens markierte. Raina sprang schon aus dem Sattel, als ihr Verfolger neben ihr seinen Hengst zügelte. sie wirbelte herum und sah den Freund, den sie seit Kindertagen kannte, mit einem unverhohlen selbstzufriedenen Lächeln an.
»Der sieg gehört mir, Nigel!«, rief sie atemlos und erfüllt vom Hochgefühl des schnellen Ritts und ihres Sieges.
ihr Lächeln verschwand, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. irgendwo auf der strecke war das spielerische, mit dem die beiden ihr Rennen begonnen hatten, verloren gegangen, denn Nigel schaute jetzt finster auf sie herunter. seine Lippen, umgeben von einem weizenblonden Spitzbart, waren zu einer festen, unduldsamen Linie zusammengepresst. Der kümmerliche kleine Bart, den er sich seit so langer Zeit stehen zu lassen versucht, ist ein enttäuschender Anblick, dachte Raina. Er sieht damit wie ein Kobold mit einem zu spitzen Kinn aus. Wie ein ziemlich ärgerlicher noch dazu.
»Was für einen Anblick du bietest«, tadelte Nigel sie und schüttelte langsam den Kopf. Er stieg vom Pferd, zog seine Handschuhe aus und legte sie über sein Wehrgehenk. Blassblaue Augen musterten Raina vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen. »Du hast dein Kleid ruiniert.«
sie strich sich das zerzauste Haar aus dem Gesicht und schaute auf ihr verblichenes, safranfarbenes Gewand hinunter, das jetzt über und über mit Schlammspritzern bedeckt war. »Es ist mein ältestes Kleid und deshalb nur ein kleiner Tribut an den Sieg.«
Nigel musste lachen und ergriff ihre Hände. »Darum geht es doch nicht«, ermahnte er. »Ladys ruinieren ihre Kleider nicht um eines Rennens willen. Außerdem ist deine Vorliebe für Wettkämpfe ... nun, sie ist unschicklich.«
Raina runzelte die Stirn und entzog ihm ihre Hände. in den letzten Monaten hatte Nigel sich verändert. Er nahm jetzt alles immer so schrecklich ernst. Was war mit dem Jungen geschehen, der sie stets zu ihren Eskapaden ermutigt hatte, der sie bejubelt hatte für alles, was sie tat? »sonst hat es dir spaß gemacht, dich mit mir zu messen«, sagte sie leise, wobei diese Feststellung eher wie eine Anklage klang, sogar für ihre Ohren.
»Aye, das hat es«, erwiderte Nigel, »solange wir Kinder waren. Du bist kein Kind mehr, Raina, sondern eine erwachsene Frau. Und ich bin ein Mann. Es ist Zeit, dass unsere Spielchen aufhören.« Als Raina mürrisch die Stirn runzelte, kam er näher und hob ihr Kinn mit seiner Rechten. »Wenn es Kapitulation ist, wonach es dich verlangt, dann kapituliere ich. Du hast das Rennen gewonnen, und ich bin besiegt ... wie immer, wenn es um dich geht, meine Liebste. Wirst du es übers Herz bringen, meinen verletzten stolz wieder aufzurichten? Mir etwas gewähren, von dem ich zehren kann, wenn ich nachher auf dem Turnierplatz um deine Liebe kämpfe?«
Er beugte sich vor, um sie zu küssen.
»Nigel, nicht.« Raina zog sich zurück und schlang die Arme um sich, während sie zu dem Bach ging. seine Versuche in letzter Zeit, sie anzufassen, ließen sie immer unduldsamer werden, aber gleichwohl tolerierte sie seine Avancen ebenso, wie sie sie zurückwies. Raina klammerte sich an den Gedanken, dass Nigel fast ihr ganzes Leben lang ihr engster Freund und Vertrauter gewesen war. sie hatte schon vor ein paar Jahren bemerkt - und ihr Vater hatte manch eine ernste Mahnung ausgesprochen -, dass Nigel zu einem Mann geworden war - mit all den Begierden eines Mannes. Aber es war schmerzlich zu denken, dass das Erwachsensein das Ende ihrer Freundschaft bedeuten könnte. »ich verstehe das nicht. Warum muss es immer damit enden?«
Nigel war ihr gefolgt und hinter ihr stehen geblieben. »Du meinst, warum es immer damit enden muss, dass du mich abweist?« Als er heftig ausatmete, klang es wie ein freudloser, entmutigter Seufzer. »Wenn ich das nur wüsste, meine Geliebte.«
Bei diesem zärtlichen Kosewort schloss Raina fest die Augen und schüttelte den Kopf. »Nigel, du musst aufhören, auf diese Weise an mich zu denken. Bitte, um meinetwillen und um deinetwillen, hör auf, in mir mehr zu sehen als die Tochter deines Lords ... und deine Freundin.«
Nigels heiseres Lachen sandte Raina einen Schauder den Rücken hinunter. »ich fürchte, du verlangst zu viel«, sagte er. Dann hörte sie, wie er tief an ihrem Haar einatmete, fühlte seinen Atem auf ihrer Haut, als seine Arme sich um ihre Taille schlossen. »Wie könnte ich anders an dich denken, als an das Mädchen, das ich heiraten werde, die Frau, die mein Bett mit mir teilen und meine Kinder gebären wird?«
Allein der Gedanke daran ließ Raina vor Widerwillen aufkeuchen. sie versuchte, sich aus seiner Umarmung zu lösen, aber er umschlang sie nur noch fester und zog sie noch näher an sich. »Bei Gott, du bist eine faszinierende Versuchung«, stieß er hervor, und seine Lippen fanden ihren Weg zu ihrem Nacken, wo sie verweilten, ihre Haut mit einem feuchten Kuss berührten.
Raina wand sich in seinen Armen und versuchte, seinen unerwünschten Aufmerksamkeiten zu entkommen. seine verbalen Annäherungen waren eine Sache, aber niemals zuvor hatte er sich solche Freiheiten herausgenommen! »Nigel, du musst den Verstand verloren haben! Lass mich sofort los!«
Er tat ihre Worte ab, als hätte sie nichts gesagt, und ließ seinen Mund langsam ihren Nacken hinaufwandern. »Willst du, dass ich dich anflehe, Raina? Fürwahr, das werde ich, und ich empfinde keine Scham dabei. sag mir, was ich tun muss, und ich werde es tun.« Er presste sie heftig an sich, seine Umarmung schloss sich wie ein eisernes Band um ihre Brust.
»Nigel, du tust mir weh! Bitte, lass mich los!«
»Niemals«, schwor er. »ich werde dich nie loslassen. Lass mich dich lieben, Raina. Werde mein ... hier, jetzt. Lass mich dich besitzen, und dein Vater wird nichts gegen unsere Heirat einwenden.«
Während ihr dieser ungeheuerliche Gedanke ins Bewusstsein drang, schloss sich Nigels Hand um ihre Brust. Empört und zornig schlug Raina ihm hart ins Gesicht. Nigel ließ sie sofort los und fuhr mit der Hand an seine Wange, die sich schon zu röten begann.
»Nigel, ich - « sie wollte sagen, dass es ihr leid täte, fand aber nicht die richtigen Worte.
Völlig überraschend packte Nigel sie an den Unterarmen und riss sie wild an sich.
»Schlag mich nie wieder, Raina«, drohte er mit zusammengebissenen Zähnen, »oder ich verspreche dir, ich werde so zurückschlagen, dass du nie wieder deinen Platz vergessen wirst.«
Sein Gesicht war dem ihren jetzt ganz nah, sein Atem war erhitzt von Wut. In seinen Augen sah sie einen solch heftigen, hemmungslosen Zorn, dass sie verstört zurückfuhr. Nigel stieß ein tiefes, animalisches Knurren aus, ehe er seinen Mund brutal auf ihren presste, sie seine Zähne spürte und Blut schmeckte.
Raina versuchte sich loszureißen, aber er hielt sie fest. Seine Finger bohrten sich in ihre Arme, als er seine Zunge tief in ihren Mund zwang. Sie keuchte über dieses unerwartete Eindringen, Ekel ließ ihren Magen zu einem Knoten werden ... Nigels Griff war hart wie Eisen, kalt und erbarmungslos, und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Raina Angst vor ihm.
Hatte ihr Vater das hier gemeint, als er ihr erklärt hatte, dass mit dem Heranreifen des Körpers eine Verderbnis der Gedanken einherging? Hatte er das gemeint, als er sie gewarnt und ihr gesagt hatte, sie solle sich zu ihrem Schutz nicht allein in Nigels Gesellschaft aufhalten? Hätte sie doch nur auf ihn gehört!
Nigel hielt mit einer Hand ihre Hände gepackt, als er hinter sie griff und mit der anderen begann, ihr die Röcke hochzuschieben. Panik umklammerte Rainas Herz mit eisigen Klauen. Nigel würde sie doch nicht mit Gewalt nehmen! Nicht gegen ihren Willen!
Raina wehrte sich, ihr angstvoller schrei erstickte unter seinem Mund. sie keuchte jetzt, erschreckt und gefangen in seiner schmerzhaften Umklammerung. Nigel schien ihr angsterfülltes stöhnen als Ermutigung zu verstehen und presste seine harte Erektion gegen ihren Leib. sein Mund löste sich schließlich von ihr, und Raina schrie, hoffte, dass jemand sie hörte, betete um Rettung.
Als Antwort auf ihre Gebete ertönte eine tiefe stimme. »Lasst sofort die Frau los, oder ihr werdet meine Klinge zwischen Euren Schulterblättern spüren.«
Nigels Griff lockerte sich augenblicklich, und mit einem Knurren ließ er Raina los, dann fuhr er herum, um nach der Ursache dieser Störung zu sehen. Raina zog ihre Röcke herunter und spähte an Nigels Schulter vorbei, um einen Blick auf ihren Retter zu erhaschen.
Ein in schwarz gekleideter Ritter auf einem mächtigen Streitross starrte Nigel mit tödlicher Entschlossenheit an. Die Drohung in seinen Augen wurde von dem großen, schimmernden Breitschwert bekräftigt, das jetzt auf Nigels Herz gerichtet war. Das Gesicht des Ritters hätte aus Granit gemeißelt sein können, so unbewegt blieben dessen harte Flächen und Winkel, so starr blieben das eckige Kinn, der unnachgiebige Mund.
Dieser Mann sah nicht wie ein strahlender Retter aus, eher wie ein schwarzer Geist, der Teufel persönlich. Aber während Raina dastand und ihn großäugig und wachsam zugleich anstarrte, reagierte Nigel auf die ihm gewohnte arrogante Weise.
»Das hier geht Euch nichts an«, bellte er, »und ihr wisst nicht, mit wem ihr es zu tun habt.«
»ich habe es mit einem schuft zu tun, der sich mit Gewalt einem Mädchen aufdrängt. Wer ihr seid, ist unwichtig und interessiert mich nicht.« Der Ritter setzte Nigel die Klinge auf die Brust.
Mit einem spröden Lachen hob Nigel die Hände, zeigte seine offenen Handflächen. Als er jetzt etwas sagte, lag trotz seiner Großmäuligkeit ein Zögern in seiner stimme. »Diese Situation ist zu meinem Nachteil, Sir. Wenn ihr mit mir darüber streiten wollt, wie ich meine Angelegenheiten regele, stehe ich Euch gern zur Verfügung, aber wie ihr seht, bin ich unbewaffnet. ihr nutzt einen Vorteil ungerechterweise zu Euren Gunsten.«
»so wie ihr Euren gegenüber der Frau.«
»ihr wollt mich durchbohren, ohne mir die Möglichkeit zur Verteidigung zu geben?«
»Nein«, entgegnete der Ritter. »ich will, dass ihr von dem Mädchen ablasst und dorthin zurückgeht, wo ihr hergekommen seid.« Er versetzte Nigel mit seinem Schwert einen Stoß. »Und zwar sofort.«
Nigel taumelte rückwärts, fort von der Klinge, und seine stimme hob sich um eine unglaubliche Oktave. »Für wen haltet ihr Euch? ich fordere Euer verdammtes Herz für diese Unverschämtheit!«
Der Ritter schien unbeeindruckt. »immer ruhig Blut, kleiner Mann.« Dieses Mal war seine Klinge weniger sanft, und Nigel schaute auf seine Brust hinab, wo ein kleiner roter Fleck begann, seine Tunika zu verfärben.
...
© 2012 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
Der Name Baron Luther d'Bussys war in aller Munde. seit Wochen hatten Ausrufer die Kunde über das bevorstehende große Turnier bis in den entferntesten Winkel des Landes verbreitet, und die vielen Zelte und Pavillons, die auf der weiten Fläche vor Norworth castle aufgeschlagen worden waren, waren ein Beleg sowohl für die Eitelkeit des Barons als auch für seine Umsicht. Überall flatterten Wimpel in den Farben der unabhängigen Kriegsherren und der Lords der benachbarten Baronien, die der Einladung gefolgt waren.
in der sich herabsenkenden Dämmerung spazierten Männer, Frauen und Kinder - es mochten gut hundert sein - den breiten Weg entlang, der durch die Zeltstadt führte. Ganz am Ende dieses Weges trugen zwei Männer, bis auf ihre Hosen unbekleidet, zu den Jubelrufen eines kleinen Kreises entzückter Zuschauer einen Faustkampf aus. Überall waren prachtvoll gekleidete, arrogant wirkende Ritter zu sehen. Einige von ihnen wankten betrunken und mit einer Hure im Arm - mancher auch mit zweien - zu ihren Zelten. Jene Teilnehmer allerdings, die es ernst mit diesem Turnier meinten, und die pflichtbewussten Knappen kümmerten sich um die Pferde; andere saßen vor ihren Zelten und polierten ihre Rüstung oder überprüften die Waffen, die am folgenden Tag zum Einsatz kommen sollten.
inmitten dieses Trubels blieb ein Blitz unbemerkt, der in der Ferne aufzuckte.
Er lief über den dunkler werdenden Himmel und spiegelte sich in einem Augenpaar wider, das nicht auf das geschäftige Treiben am Fuß des Hügels gerichtet war, sondern auf die Burg, die sich auf ihm erhob. Diese Augen blickten so kalt und finster wie der Wald, in dem sich der Mann verbarg, dem sie gehörten. Er kniff die Augen kurz zusammen, als er zu den düsteren Wolken hinaufschaute.
Regen.
Er hatte fast gleichzeitig mit dem Blitzschlag eingesetzt, fiel sanft auf das Blätterdach, unter dem der Mann sich aufhielt, schwoll dann aber zu einem kräftigen sommerregen an. Die dunklen Wolken bewegten sich rasch auf die Zeltstadt zu. Ein Anflug von Unmut verzog die vollen Lippen, die bis dahin zu einer entschlossenen Linie zusammengepresst gewesen waren. Der heftige Regen würde eine Verzögerung für das morgige Turnier mit sich bringen und damit - schlimmer - eine Verzögerung der Einlösung seines Versprechens.
Gunnar Rutledge fluchte, seine halb geflüsterten Worte wurden von einem lauten Donnergrollen verschluckt. sein schwarzer Rappe tänzelte nervös, seine Augen waren weit aufgerissen und voller Furcht. Mit einem leisen Murmeln, das eher wie eine Ermahnung als eine Aufmunterung klang, beruhigte Gunnar sein Pferd, klopfte ihm mit rauer, unbeholfener Hand auf den Hals.
Gunnar konnte Angst weder gebrauchen noch hatte er Erfahrung darin, sie zu beschwichtigen. Vor langer Zeit schon hatte er mit seiner eigenen Angst abgeschlossen, hatte sie und jedes andere Gefühl verdrängt, das sich eines Tages als schwäche erweisen konnte. Er kannte keine fröhlichen Feste und gab sich keinen Träumen hin. sein Verstand war kühl und nüchtern, sein dreiundzwanzig Jahre alter Körper von harter Arbeit und zahllosen schlachten so gestählt, dass er nicht aus Fleisch und Knochen zu bestehen schien, sondern eher eine zweite Rüstung und eine Waffe war. Gunnar hatte seine Gefühle aus seinem inneren verbannt und sich seiner Dämonen entledigt.
Bis auf einen.
Und jetzt hatte dieser Dämon ihn durch das bevorstehende Turnier in seine Höhle eingeladen, hatte Gunnar damit eine Gelegenheit geboten, die perfekter war, als er sie selbst hätte schaffen können. Er fragte sich, ob der Baron je an die Möglichkeit gedacht hatte, dass Gunnar überlebt haben könnte. saß er da oben in dieser Burg aus Felsgestein und dachte daran - wenn auch nur flüchtig -, dass noch eine Rechnung offen war? Hatte er je die Angst geschmeckt? Hatte er sich je so elend gefühlt wie der Junge, den er vor dreizehn Jahren auf einem schlachtfeld liegen gelassen hatte?
Bald würde er die Angst zu schmecken bekommen.
Die heilige Kirche sagte, einen Gegner bei einem Turnier zu töten, bedeute ewige Verdammnis. Deshalb wurden die Zweikämpfe mit schwertern und Lanzen ausgeführt, die stumpf waren - aber trotz allem gefährlich.
Unfälle passierten immer wieder.
Persönliche schulden wurden beglichen.
Um den Tod seiner Mutter zu vergelten, würde Gunnar Baron d'Bussy vor aller Welt zur Rede stellen. Um seinen Vater zu rächen, würde er auf dem Turnierplatz triumphieren. Der Plan war einfach: den Baron zu besiegen, ihn das Fürchten zu lehren. ihn um Gnade winseln zu lassen.
Und sie ihm zu verweigern.
Der Gedanke, dass er selbst diesen Tag vielleicht nicht überleben würde, ließ Gunnar in seinem Entschluss nicht einen Moment schwankend werden. Er würde seinen schwur halten, um jeden Preis.
Während der Regen aus schweren Wolken herunterprasselte, den Turnierplatz in ein Schlammfeld verwandelte und jeden dazu trieb, Schutz in seinem Zelt zu suchen, wendete Gunnar sein Pferd und ritt tiefer in den Wald hinein, um in der Einsamkeit zu versuchen, so viel Geduld aufzubringen, um das Ende des Gewitters abzuwarten.
Eine helle Morgensonne füllte den Himmel, als Raina d'Bussy auf einer gescheckten Stute durch das offene Tor von Norworth ritt und den Burghügel hinuntergaloppierte. Der frische Duft des nächtlichen Regens hing noch in der Luft, aber sie bemerkte es kaum. Raina ritt in einem halsbrecherischen Tempo, ihr Gewand blähte sich hoch bis über die Knie, und das offene Haar wirbelte wie ein wilder, ungebändigter Vorhang um ihre Schultern. Mit einem fröhlichen Lachen beugte sie sich über den Hals des Pferdes, drängte es, immer schneller zu laufen, vorbei am verlassen daliegenden Turnierplatz und über den regennassen Boden. Schlamm spritzte um sie herum auf, wurde von den Hufen des Pferdes hochgeschleudert und besprenkelte ihre nackten Beine und ihr Gesicht.
in hartem Galopp preschte Raina an dem Zeltdorf vorbei und den sanft ansteigenden Hügel hinauf, der Norworth Castle gegenüberlag, in Richtung Wald. Als sie sich dem dichten Unterholz näherte, warf sie einen Blick zurück über die Schulter, um abzuschätzen, wie weit sie von dem Reiter entfernt war, der ihr schnell folgte. sein weißer Hengst donnerte den Hügel hinauf, Erdbrocken flogen unter seinen schweren Hufen auf. Mit einem aufgeregten kleinen Aufschrei ritt Raina in den schatten der hohen Bäume.
sie liebte diese schnellen Rennen, und zum Ärger ihres Vaters und des jungen Ritters, gegen den sie heute angetreten war, wollte sie immer gewinnen. sie benahm sich gar nicht damenhaft, ganz gewiss nicht. Aber da sie von einem nachsichtigen Vater aufgezogen worden war - ohne Mutter, die dem Dickkopf ihrer Tochter mit strenge begegnet wäre -, hatte Raina sich ihre eigenen Regeln aufgestellt. Weniger zu geben, als sie konnte, mochte es schicklich sein oder nicht, gehörte nicht dazu.
Ein rascher Ruck an den Zügeln brachte ihr Pferd nahe dem Bach zum stehen, der die Ziellinie des Rennens markierte. Raina sprang schon aus dem Sattel, als ihr Verfolger neben ihr seinen Hengst zügelte. sie wirbelte herum und sah den Freund, den sie seit Kindertagen kannte, mit einem unverhohlen selbstzufriedenen Lächeln an.
»Der sieg gehört mir, Nigel!«, rief sie atemlos und erfüllt vom Hochgefühl des schnellen Ritts und ihres Sieges.
ihr Lächeln verschwand, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. irgendwo auf der strecke war das spielerische, mit dem die beiden ihr Rennen begonnen hatten, verloren gegangen, denn Nigel schaute jetzt finster auf sie herunter. seine Lippen, umgeben von einem weizenblonden Spitzbart, waren zu einer festen, unduldsamen Linie zusammengepresst. Der kümmerliche kleine Bart, den er sich seit so langer Zeit stehen zu lassen versucht, ist ein enttäuschender Anblick, dachte Raina. Er sieht damit wie ein Kobold mit einem zu spitzen Kinn aus. Wie ein ziemlich ärgerlicher noch dazu.
»Was für einen Anblick du bietest«, tadelte Nigel sie und schüttelte langsam den Kopf. Er stieg vom Pferd, zog seine Handschuhe aus und legte sie über sein Wehrgehenk. Blassblaue Augen musterten Raina vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen. »Du hast dein Kleid ruiniert.«
sie strich sich das zerzauste Haar aus dem Gesicht und schaute auf ihr verblichenes, safranfarbenes Gewand hinunter, das jetzt über und über mit Schlammspritzern bedeckt war. »Es ist mein ältestes Kleid und deshalb nur ein kleiner Tribut an den Sieg.«
Nigel musste lachen und ergriff ihre Hände. »Darum geht es doch nicht«, ermahnte er. »Ladys ruinieren ihre Kleider nicht um eines Rennens willen. Außerdem ist deine Vorliebe für Wettkämpfe ... nun, sie ist unschicklich.«
Raina runzelte die Stirn und entzog ihm ihre Hände. in den letzten Monaten hatte Nigel sich verändert. Er nahm jetzt alles immer so schrecklich ernst. Was war mit dem Jungen geschehen, der sie stets zu ihren Eskapaden ermutigt hatte, der sie bejubelt hatte für alles, was sie tat? »sonst hat es dir spaß gemacht, dich mit mir zu messen«, sagte sie leise, wobei diese Feststellung eher wie eine Anklage klang, sogar für ihre Ohren.
»Aye, das hat es«, erwiderte Nigel, »solange wir Kinder waren. Du bist kein Kind mehr, Raina, sondern eine erwachsene Frau. Und ich bin ein Mann. Es ist Zeit, dass unsere Spielchen aufhören.« Als Raina mürrisch die Stirn runzelte, kam er näher und hob ihr Kinn mit seiner Rechten. »Wenn es Kapitulation ist, wonach es dich verlangt, dann kapituliere ich. Du hast das Rennen gewonnen, und ich bin besiegt ... wie immer, wenn es um dich geht, meine Liebste. Wirst du es übers Herz bringen, meinen verletzten stolz wieder aufzurichten? Mir etwas gewähren, von dem ich zehren kann, wenn ich nachher auf dem Turnierplatz um deine Liebe kämpfe?«
Er beugte sich vor, um sie zu küssen.
»Nigel, nicht.« Raina zog sich zurück und schlang die Arme um sich, während sie zu dem Bach ging. seine Versuche in letzter Zeit, sie anzufassen, ließen sie immer unduldsamer werden, aber gleichwohl tolerierte sie seine Avancen ebenso, wie sie sie zurückwies. Raina klammerte sich an den Gedanken, dass Nigel fast ihr ganzes Leben lang ihr engster Freund und Vertrauter gewesen war. sie hatte schon vor ein paar Jahren bemerkt - und ihr Vater hatte manch eine ernste Mahnung ausgesprochen -, dass Nigel zu einem Mann geworden war - mit all den Begierden eines Mannes. Aber es war schmerzlich zu denken, dass das Erwachsensein das Ende ihrer Freundschaft bedeuten könnte. »ich verstehe das nicht. Warum muss es immer damit enden?«
Nigel war ihr gefolgt und hinter ihr stehen geblieben. »Du meinst, warum es immer damit enden muss, dass du mich abweist?« Als er heftig ausatmete, klang es wie ein freudloser, entmutigter Seufzer. »Wenn ich das nur wüsste, meine Geliebte.«
Bei diesem zärtlichen Kosewort schloss Raina fest die Augen und schüttelte den Kopf. »Nigel, du musst aufhören, auf diese Weise an mich zu denken. Bitte, um meinetwillen und um deinetwillen, hör auf, in mir mehr zu sehen als die Tochter deines Lords ... und deine Freundin.«
Nigels heiseres Lachen sandte Raina einen Schauder den Rücken hinunter. »ich fürchte, du verlangst zu viel«, sagte er. Dann hörte sie, wie er tief an ihrem Haar einatmete, fühlte seinen Atem auf ihrer Haut, als seine Arme sich um ihre Taille schlossen. »Wie könnte ich anders an dich denken, als an das Mädchen, das ich heiraten werde, die Frau, die mein Bett mit mir teilen und meine Kinder gebären wird?«
Allein der Gedanke daran ließ Raina vor Widerwillen aufkeuchen. sie versuchte, sich aus seiner Umarmung zu lösen, aber er umschlang sie nur noch fester und zog sie noch näher an sich. »Bei Gott, du bist eine faszinierende Versuchung«, stieß er hervor, und seine Lippen fanden ihren Weg zu ihrem Nacken, wo sie verweilten, ihre Haut mit einem feuchten Kuss berührten.
Raina wand sich in seinen Armen und versuchte, seinen unerwünschten Aufmerksamkeiten zu entkommen. seine verbalen Annäherungen waren eine Sache, aber niemals zuvor hatte er sich solche Freiheiten herausgenommen! »Nigel, du musst den Verstand verloren haben! Lass mich sofort los!«
Er tat ihre Worte ab, als hätte sie nichts gesagt, und ließ seinen Mund langsam ihren Nacken hinaufwandern. »Willst du, dass ich dich anflehe, Raina? Fürwahr, das werde ich, und ich empfinde keine Scham dabei. sag mir, was ich tun muss, und ich werde es tun.« Er presste sie heftig an sich, seine Umarmung schloss sich wie ein eisernes Band um ihre Brust.
»Nigel, du tust mir weh! Bitte, lass mich los!«
»Niemals«, schwor er. »ich werde dich nie loslassen. Lass mich dich lieben, Raina. Werde mein ... hier, jetzt. Lass mich dich besitzen, und dein Vater wird nichts gegen unsere Heirat einwenden.«
Während ihr dieser ungeheuerliche Gedanke ins Bewusstsein drang, schloss sich Nigels Hand um ihre Brust. Empört und zornig schlug Raina ihm hart ins Gesicht. Nigel ließ sie sofort los und fuhr mit der Hand an seine Wange, die sich schon zu röten begann.
»Nigel, ich - « sie wollte sagen, dass es ihr leid täte, fand aber nicht die richtigen Worte.
Völlig überraschend packte Nigel sie an den Unterarmen und riss sie wild an sich.
»Schlag mich nie wieder, Raina«, drohte er mit zusammengebissenen Zähnen, »oder ich verspreche dir, ich werde so zurückschlagen, dass du nie wieder deinen Platz vergessen wirst.«
Sein Gesicht war dem ihren jetzt ganz nah, sein Atem war erhitzt von Wut. In seinen Augen sah sie einen solch heftigen, hemmungslosen Zorn, dass sie verstört zurückfuhr. Nigel stieß ein tiefes, animalisches Knurren aus, ehe er seinen Mund brutal auf ihren presste, sie seine Zähne spürte und Blut schmeckte.
Raina versuchte sich loszureißen, aber er hielt sie fest. Seine Finger bohrten sich in ihre Arme, als er seine Zunge tief in ihren Mund zwang. Sie keuchte über dieses unerwartete Eindringen, Ekel ließ ihren Magen zu einem Knoten werden ... Nigels Griff war hart wie Eisen, kalt und erbarmungslos, und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Raina Angst vor ihm.
Hatte ihr Vater das hier gemeint, als er ihr erklärt hatte, dass mit dem Heranreifen des Körpers eine Verderbnis der Gedanken einherging? Hatte er das gemeint, als er sie gewarnt und ihr gesagt hatte, sie solle sich zu ihrem Schutz nicht allein in Nigels Gesellschaft aufhalten? Hätte sie doch nur auf ihn gehört!
Nigel hielt mit einer Hand ihre Hände gepackt, als er hinter sie griff und mit der anderen begann, ihr die Röcke hochzuschieben. Panik umklammerte Rainas Herz mit eisigen Klauen. Nigel würde sie doch nicht mit Gewalt nehmen! Nicht gegen ihren Willen!
Raina wehrte sich, ihr angstvoller schrei erstickte unter seinem Mund. sie keuchte jetzt, erschreckt und gefangen in seiner schmerzhaften Umklammerung. Nigel schien ihr angsterfülltes stöhnen als Ermutigung zu verstehen und presste seine harte Erektion gegen ihren Leib. sein Mund löste sich schließlich von ihr, und Raina schrie, hoffte, dass jemand sie hörte, betete um Rettung.
Als Antwort auf ihre Gebete ertönte eine tiefe stimme. »Lasst sofort die Frau los, oder ihr werdet meine Klinge zwischen Euren Schulterblättern spüren.«
Nigels Griff lockerte sich augenblicklich, und mit einem Knurren ließ er Raina los, dann fuhr er herum, um nach der Ursache dieser Störung zu sehen. Raina zog ihre Röcke herunter und spähte an Nigels Schulter vorbei, um einen Blick auf ihren Retter zu erhaschen.
Ein in schwarz gekleideter Ritter auf einem mächtigen Streitross starrte Nigel mit tödlicher Entschlossenheit an. Die Drohung in seinen Augen wurde von dem großen, schimmernden Breitschwert bekräftigt, das jetzt auf Nigels Herz gerichtet war. Das Gesicht des Ritters hätte aus Granit gemeißelt sein können, so unbewegt blieben dessen harte Flächen und Winkel, so starr blieben das eckige Kinn, der unnachgiebige Mund.
Dieser Mann sah nicht wie ein strahlender Retter aus, eher wie ein schwarzer Geist, der Teufel persönlich. Aber während Raina dastand und ihn großäugig und wachsam zugleich anstarrte, reagierte Nigel auf die ihm gewohnte arrogante Weise.
»Das hier geht Euch nichts an«, bellte er, »und ihr wisst nicht, mit wem ihr es zu tun habt.«
»ich habe es mit einem schuft zu tun, der sich mit Gewalt einem Mädchen aufdrängt. Wer ihr seid, ist unwichtig und interessiert mich nicht.« Der Ritter setzte Nigel die Klinge auf die Brust.
Mit einem spröden Lachen hob Nigel die Hände, zeigte seine offenen Handflächen. Als er jetzt etwas sagte, lag trotz seiner Großmäuligkeit ein Zögern in seiner stimme. »Diese Situation ist zu meinem Nachteil, Sir. Wenn ihr mit mir darüber streiten wollt, wie ich meine Angelegenheiten regele, stehe ich Euch gern zur Verfügung, aber wie ihr seht, bin ich unbewaffnet. ihr nutzt einen Vorteil ungerechterweise zu Euren Gunsten.«
»so wie ihr Euren gegenüber der Frau.«
»ihr wollt mich durchbohren, ohne mir die Möglichkeit zur Verteidigung zu geben?«
»Nein«, entgegnete der Ritter. »ich will, dass ihr von dem Mädchen ablasst und dorthin zurückgeht, wo ihr hergekommen seid.« Er versetzte Nigel mit seinem Schwert einen Stoß. »Und zwar sofort.«
Nigel taumelte rückwärts, fort von der Klinge, und seine stimme hob sich um eine unglaubliche Oktave. »Für wen haltet ihr Euch? ich fordere Euer verdammtes Herz für diese Unverschämtheit!«
Der Ritter schien unbeeindruckt. »immer ruhig Blut, kleiner Mann.« Dieses Mal war seine Klinge weniger sanft, und Nigel schaute auf seine Brust hinab, wo ein kleiner roter Fleck begann, seine Tunika zu verfärben.
...
© 2012 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
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Autoren-Porträt von Tina St. John
Lara Adrian ist in Michigan aufgewachsen und lebt mit ihrem Mann in Neuengland. Mit ihren Vampirromanen führt sie regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten an. Darüber hinaus hat sie unter dem Namen Tina St. John auch mit historischen Liebesromanen eine große Fangemeinde gewonnen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Tina St. John
- Altersempfehlung: Ab 16 Jahre
- 2012, 3. Aufl., 400 Seiten, Maße: 12,4 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Susanne Kregeloh
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802585216
- ISBN-13: 9783802585210
- Erscheinungsdatum: 08.05.2012
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