Rokland
Roman
»... Wenn es eines Bestsellers aus dem skandinavischen Raum bedarf, dann ist es in meinen Augen ganz klar "Rokland". ...«
Denis Scheck (Deutschlandfunk Büchermarkt vom 19.9.2006)
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Produktinformationen zu „Rokland “
»... Wenn es eines Bestsellers aus dem skandinavischen Raum bedarf, dann ist es in meinen Augen ganz klar "Rokland". ...«
Denis Scheck (Deutschlandfunk Büchermarkt vom 19.9.2006)
Klappentext zu „Rokland “
So ist es, wenn man nach Jahren in Berlin zurückkommt in sein isländisches Kaff mit fast so vielen Frisiersalons wie weiblichen Einwohnern. Nun lebt Böddi also wieder bei seiner fernsehverblödeten Mutter und unterhält seine Schüler auf seiner blog-Seite mit beißenden Karikaturen ortsbekannter Größen. Das kann nicht lange gutgehen - erst recht nicht bei Hallgrímur Helgason!Schlechter kann es für Böddi nicht laufen. Erst fliegt er als Lehrer, dann erfährt er, daß er gerade der Tochter seines ehemaligen Rektors ein Kind gemacht hat. Dann verliert er nach dem Tod der Mutter auch noch sein Elternhaus. Das reicht, um durchzudrehen: Böddi steigt auf sein Pferd und bricht zu einem Amokritt in die Hauptstadt auf. In Reykjavík ruft er zum allgemeinen Umsturz der Lebensverhältnisse auf, doch hinter seinem Rücken vermarktet ihn der eigene Bruder schon in den Medien ...
»Rokland« ist als literarische Gesellschaftssatire eine konsequente Fortsetzung der beiden vorangegangenen Romane von Hallgrímur Helgason. Der isländische Don Quijote des 21. Jahrhunderts kämpft allerdings nicht gegen Windmühlen, sondern gegen die Allgegenwart des Fernsehens und die allgemeine Verflachung und Verblödung seiner Landsleute. Den großen Showdown inszeniert Helgason, wie er es zu seinem unverwechselbaren Markenzeichen gemacht hat: sarkastisch, ketzerisch und voll schräger Ideen.
Lese-Probe zu „Rokland “
[...] Böddi kramte ein Feuerzeug mit dem Aufdruck Pharao Bar Berlin aus seiner rechten Hosentasche und ließ es aufflammen. Die Weißhaarige trat näher, und ehe die Zigarette knisternd aufglühte, spürte Böddi plötzlich Daggas Hand auf seinem Hinterteil. Er zuckte zusammen und ließ ungewollt die Flamme verlöschen. Dagbjört lachte unterdrückt hinter ihren zusammengekniffenen Lippen, nahm die Hand weg und rückte die Zigarette besser im Mund zurecht. Dann wartete sie erneut auf Feuer. Böddi drehte mit etwas zittriger Hand das Zündrädchen. Und fühlte wieder die Hand auf seinem Hintern. Was dachte sie sich eigentlich? War sie darauf die ganze Zeit ausgewesen? Sollte er sich nun für die Lebensrettung erkenntlich zeigen? Die Flamme fraß sich in den Tabak. Dagbjört zog den Rauch ein und sah dann mit einem Augenaufschlag den Bezopften an, zog ihn an sich. Im gleichen Moment, in dem sie ihm mentholgesättigten Rauch ins Gesicht blies, fühlte er, wie sich ihre Brüste und ihr Bauch an ihn preßten. Sie war einen Kopf kleiner als er, nahm einen weiteren Zug und sagte:
»Küß mich!«
Damit hatte er nicht gerechnet. Obwohl er in der Nacht auf dem Gang zu den Toiletten ihre sexuelle Ausstrahlung gespürt hatte, hatte er sich ihren Körper noch nicht nackt vorgestellt. Er zögerte. Sie nutzte die Gelegenheit und schob ihre Hand unter seinen Mantel, die Sportjacke und das T-Shirt auf seinen nackten Rücken und von da weiter abwärts, so tief sie durch den enggeschnallten Gürtel kam. Es schien ihr unglaublich leicht zu fallen, und Böddi überraschte sich selbst damit, daß er den Kopf vorbeugte. Sie küßten sich. Sie küßten sich gierig. Zwei Nachteulen am frühen Morgen, zwei alkoholvergiftete Köpfe mitten auf einem Parkplatz. Ihre Schatten verschmolzen.
Vier Jahre war es her, seit Bödvar Halldór das letzte Mal eine Frau geküßt hatte. Sicher hatte er in der Zwischenzeit ein paarmal eine Frau bestiegen, aber die Sklavinnen der käuflichen Liebe waren kein bißchen anders als die Huren vergangener
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Zeiten: Sie verkauften nicht den Zugang zu ihren Mündern. Und auch wenn Dagbjört nicht gerade zu den bevorzugten Objekten von Böddis feuchten Träumen gehörte, war eine Frau doch immer eine Frau. Ein Mund ein Mund. Eine Zunge eine Zunge. Und die hier arbeitete sehr ordentlich. Während er sich an ihrer Weichheit und Nässe berauschte, fummelte er nach den unteren Regionen der Frau. Er konnte nichts dagegen machen, doch plötzlich sah er den breiten Rumpf eines Schafs vor sich. Dagbjörts Fleisch fühlte sich üppig und kräftig an, zugleich aber auch ziemlich hart. Ihre Brüste steif wie ein gefüllter Presskopf oder Schwartenmagen. Sie waren ein sehr unterschiedliches Paar, sie die Walküre und er die hagere Bohnenstange.
Aber trotz ihres tierischen Wuchses und des Mentholatems befiel Böddi nicht der Anflug eines Zweifels, im Gegenteil, er küßte nur noch heftiger drauflos. Zu seiner langjährigen Enthaltsamkeit addierte sich noch der Umstand, daß Dagga die Tochter des Rektors war. Er fand die Vorstellung sehr anregend, in den Leib der Tochter dessen abzufeuern, der ihn gefeuert hatte. »Komm!« sagte sie, nahm ihn bei der Hand und führte ihn an den Autos vorbei zum Ende der Halle.
Böddi folgte ihr wie ein kleiner Junge seiner Mutter. Na, toll, dachte er in seinem guten alten Deutsch. Offenbar wollte sie mit ihm in die Reithalle. Endlich würde das edle Gebäude seinen Namen mit Recht tragen.
Durch die Tür auf der Giebelseite traten sie ein; eine prächtige Reitbahn, hundert Meter lang und mit Torf bestreut, lag hell vor ihnen im Morgenlicht, das durch die transparenten Elemente der Dachbedeckung fiel. An der rechten Seite erstreckten sich Reihen mit Zuschauersitzen. Das Gebäude war angenehm still und leer. Dagga konnte sich ebensowenig eines Lachens erwehren wie Böddi. Sie küßten sich wieder. Das Ganze war irgendwie herrlich verrückt. Aus einer Ecke ertönte ein Wiehern.
Sie gingen darauf zu und fanden zwei P
Aber trotz ihres tierischen Wuchses und des Mentholatems befiel Böddi nicht der Anflug eines Zweifels, im Gegenteil, er küßte nur noch heftiger drauflos. Zu seiner langjährigen Enthaltsamkeit addierte sich noch der Umstand, daß Dagga die Tochter des Rektors war. Er fand die Vorstellung sehr anregend, in den Leib der Tochter dessen abzufeuern, der ihn gefeuert hatte. »Komm!« sagte sie, nahm ihn bei der Hand und führte ihn an den Autos vorbei zum Ende der Halle.
Böddi folgte ihr wie ein kleiner Junge seiner Mutter. Na, toll, dachte er in seinem guten alten Deutsch. Offenbar wollte sie mit ihm in die Reithalle. Endlich würde das edle Gebäude seinen Namen mit Recht tragen.
Durch die Tür auf der Giebelseite traten sie ein; eine prächtige Reitbahn, hundert Meter lang und mit Torf bestreut, lag hell vor ihnen im Morgenlicht, das durch die transparenten Elemente der Dachbedeckung fiel. An der rechten Seite erstreckten sich Reihen mit Zuschauersitzen. Das Gebäude war angenehm still und leer. Dagga konnte sich ebensowenig eines Lachens erwehren wie Böddi. Sie küßten sich wieder. Das Ganze war irgendwie herrlich verrückt. Aus einer Ecke ertönte ein Wiehern.
Sie gingen darauf zu und fanden zwei P
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Autoren-Porträt von Hallgrímur Helgason
Hallgrímur Helgason, geboren 1959 in Reykjavík, besuchte nach dem Studium an der Hochschule für Kunst und Kunstgewerbe in Reykjavík für ein Jahr die Kunstakademie in München. Seinen Durchbruch feierte er 1996 mit dem Roman 101 Reykjavík, der kurze Zeit später verfilmt wurde. Es folgten die Bestseller Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen (2008) und Eine Frau bei 1000° (2011). Helgason ist einer der international erfolgreichsten Autoren Islands. Zuletzt sind von ihm bei Tropen erschienen: Seekrank in München (2015) und 60 Kilo Sonnenschein (2020). Karl-Ludwig Wetzig, geboren 1956, war Lektor an der Universität Reykjavík und arbeitet heute als Autor und Übersetzer aus den nordischen Sprachen. Er hat u. a. Jón Kalman Stefánsson, Gunnar Gunnarsson und Hallgrimur Helgason ins Deutsche übertragen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Hallgrímur Helgason
- 2006, 1. Aufl. 2006, 478 Seiten, Maße: 13,6 x 21,3 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Karl-Ludwig Wetzig
- Verlag: Klett-Cotta
- ISBN-10: 3608937668
- ISBN-13: 9783608937664
Rezension zu „Rokland “
»... Das hat diebischen Unterhaltungswert. Die Dialoge sind witzig, die Pointen sitzen, die Dramaturgie zwingt den Helden sachgerecht in die Knie... «Ulrich Seidler (Berliner Zeitung, 01.03.2007)»... Wenn es eines Bestsellers aus dem skandinavischen Raum bedarf, dann ist es in meinen Augen ganz klar "Rokland". ...«Denis Scheck (Deutschlandfunk, Büchermarkt vom 19.9.2006)»... Schräge Ideen, durchgeknallte Charaktere - damit wurde Hallgrímur Helgason zu einem der meistgelesenen Schriftsteller Islands. ... Der neue Roman "Rokland" ist nicht nur schräg und rasant, sondern eine tiefgehende Gesellschaftssatire. ... Diese Buch ist ein Tritt in den Arsch des Status quo. "Aber Literatur ändert nichts über Nacht", weiss Hallgrímur Helgason.Udo Taubitz (Berliner Zeitung, 9.11.06)»... Mit einer entwurzelten Konsum- und Mediengesellschaft rechnet Helgason in "Rokland", einer wilden, ungestümen Groteske ab. Wie bei Helgason üblich, dreht sich alles um den übergroßen, gleichermassen verunsicherten wie grössenwahnsinnigen Helden. ...In der tragikomischen Pose eines Don Quijotes reitet Böddi im fulminanten Finale durch die Kulissen des Romans, vorbei an Konsumparadiesen voller Wohlstandsmüll, in Richtung Reykjavik, wo er eine Kulturrevolution ausrufen will, doch in Teufels Küche, im Studio des Privatfernsehens, landet. Helgasons trauriger Held lebt zur falschen Zeit im falschen Land. ...«Aldo Keel (Neue Zürcher Zeitung, 28./29.10.2006)»Das ist es, was dieses von Karl-Ludwig Wetzig kongenial übersetzte Buch voller Schimpftiraden, Alkoholexzesse und anderer schöner Abstürze, voller ins Nichts führender Höhenflüge und absurder Dialoge, voller farbiger Beschreibungen landschaftlicher Schönheit und menschlicher Geschmacksverirrungen, voller Gerichte, die man niemals essen möchte, so lesenswert macht: die Ironie der Geschichte eines, der auszog gegen Dummheit und Ungerechtigkeit
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zu kämpfen, und sich dabei denkbar dumm und lieblos anstellt, ein Don Quichote unserer Tage. "Ein Prophet auf Landsendi" heißt eines der Kapitel, und so werden wir Bödvar Halldór Steingrímmsson fern aber gern in Erinnerung behalten: als Propheten am Ende der Welt.«(Stuttgarter Zeitung, 04.10.2006)»... Hallgrimur Helgason - und Übersetzer Karl-Ludwig Wetzig - gelingen messerscharfe Beschreibungen. Nie ist der Stoff beliebig, kein Vergleich wirkt schon tausendfach gelesen und auch der Witz sitzt. "Rokland" gibt Vollgas - auch wenn "Böddi" nur eine Pferdestärke zur Verfügung steht.«Martin Münzberger (Wilhelmshavener Zeitung, 30.09.2006)
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