Rückkehr ins Leben
Ich war Kindersoldat
Niemals zuvor hat es ein vergleichbar authentisches Dokument gegeben, das die leidvollen Geschichten der Kindersoldaten erzählt.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Rückkehr ins Leben “
Niemals zuvor hat es ein vergleichbar authentisches Dokument gegeben, das die leidvollen Geschichten der Kindersoldaten erzählt.
Klappentext zu „Rückkehr ins Leben “
Ishmael Beah war ein fröhlicher Junge, als seine Kindheit jäh endete: Er wurde im Bürgerkrieg in Sierra Leone zwangsrekrutiert, zum Soldaten ausgebildet und mit Hilfe von Drogen und Drill zum Töten gezwungen wird. Nach drei Jahren wird er befreit. Aber wie kann ein Mensch diesen Horror verkraften? Ishmael Beah hat es geschafft, den Weg zurück in ein normales Leben zu finden. Sein bewegender Bericht lässt die Schrecken des Krieges greifbar werden. Doch zeigt er auch, dass selbst im unfassbar Unmenschlichen die Menschlichkeit nicht stirbt.
Lese-Probe zu „Rückkehr ins Leben “
Rückkehr ins Leben von Ishmael Beah LESEPROBE
New York, 1998
Meine Freunde auf der Highschool haben inzwischen den Verdacht geschöpft, dass ich ihnen immer noch nicht alles über mein Leben erzählt habe.
»Wieso bist du weg aus Sierra Leone?«
»Weil da Krieg ist.«
»Hast du echte Kämpfe gesehen?«
»Klar, das hat jeder bei uns.«
»Du meinst, du hast gesehen, wie Leute mit Gewehren rum-
gerannt sind und sich gegenseitig erschossen haben?«
»Ja? «
»Cool.«
Ich lächle müde.
»Das musst du uns irgendwann mal erzählen.«
»Ja, irgendwann mal.«
Über den Krieg erzählte man sich allerhand Geschichten, die klangen, als fände er in einem anderen, weit entfernten Land statt. Erst als Flüchtlinge durch unsere Stadt zogen, begriffen wir allmählich, dass sich das alles in unserem eigenen Land abspielte. Familien, die Hunderte von Kilometern zurückgelegt hatten, berichteten, wie ihre Angehörigen umgebracht und ihre Häuser niedergebrannt worden waren. Manche hatten Mitleid und boten ihnen eine Unterkunft an, aber die meisten Flüchtlinge lehnten ab, denn sie sagten, der Krieg würde irgendwann auch unsere Stadt erreichen. Die Kinder dieser Familien sahen uns nicht in die Augen und schreckten hoch, wenn Holz gehackt wurde oder wenn Steine aus den Schleudern, mit denen wir anderen Kinder Vögel jagten, auf die Blechdächer knallten. Die Erwachsenen, die aus den Kriegsgebieten gekommen waren, wirkten bei den Gesprächen mit den Stadtältesten gedankenverloren. Abgesehen von ihrer Erschöpfung und Unterernährung war ganz offensichtlich, dass sie etwas gesehen hatten, das ihnen keine Ruhe mehr ließ, etwas, von dem sie wussten, dass wir es ihnen nicht glauben
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würden, wenn sie es uns erzählten. Manchmal dachte ich, die Geschichten der Durchreisenden seien übertrieben. Das Einzige, was ich über Kriege wusste, hatte ich in Büchern gelesen oder in Filmen wie Rambo gesehen, und dann war natürlich der Krieg im Nachbarland Liberia, von dem ich durch die Nachrichten auf BBC erfahren hatte. Was den Flüchtlingen aber ihr Lebensglück geraubt hatte, überstieg die Vorstellungskraft eines Zehnjährigen.
Als ich das erste Mal mit dem Krieg in Berührung kam, war ich zwölf Jahre alt. Das war im Januar 1993. Ich war mit Junior, meinem großen Bruder, und unserem Freund Talloi, beide ein Jahr älter als ich, unterwegs nach Mattru Jong, wo wir an einem Talentwettbewerb teilnehmen wollten. Mohamed, mein bester Freund, konnte nicht mitkommen, weil er an jenem Tag mit seinem Vater die strohgedeckte Küche renovieren sollte. Als ich acht Jahre alt war, hatten wir zu viert eine Rap- und Dance-Gruppe gegründet. Rap hatten wir bei einem unserer Ausflüge nach Mobimbi kennen gelernt, einem Viertel, in dem die Ausländer wohnten, die für dieselbe amerikanische Firma arbeiteten wie mein Vater. Wir gingen oft nach Mobimbi, um dort im Pool zu schwimmen und fernzusehen auf dem riesigen Farbfernseher und die Weißen zu beobachten, die sich im Erholungsbereich der Gäste tummelten. Eines Abends wurde im Fernsehen ein Musikvideo gezeigt, in dem eine Gruppe junger Schwarzer rasend schnell sprach. Wir vier waren völlig gebannt und versuchten zu verstehen, was sie sagten. Am Ende des Videos erschien am unteren Bildrand ein Schriftzug. Dort stand: »Sugarhill Gang, Rapper s Delight .« Junior schrieb es schnell auf einen Zettel. Danach gingen wir jedes zweite Wochenende dorthin und beschäftigten uns näher mit dieser Art von Musik im Fernsehen. Wir wussten damals nicht, wie sie hieß, aber ich war beeindruckt, dass die Schwarzen richtig schnell englisch sprachen, und das obendrein noch im Takt.
Später, als Junior auf die weiterführende Schule ging, freundete er sich mit ein paar Jungs an, die ihm mehr über ausländische Musik und das Tanzen beibrachten. In den Ferien kam er mit Kassetten an und zeigte mir und meinen Freunden, wie man zu der Musik tanzte, die, wie wir erst später erfuhren, HipHop genannt wurde. Ich liebte das Tanzen, und besonders viel Spaß machte es mir, die Texte auswendig zu lernen, weil sie poetisch waren und ich meinen Wortschatz damit erweitern konnte. Eines Nachmittags kam Vater nach Hause, als Junior, Mohamed, Talloi und ich die Strophen von »I Know You Got Soul« von Eric B. Rakim lernten. Er stand in der Tür unserer aus Lehm, Stein und Blech gebauten Hütte, lachte lauthals und fragte uns: »Versteht ihr überhaupt, was ihr da sagt?« Er ging weg, bevor Junior antworten konnte. Er legte sich im Schatten der Mango-, Guaven- und Orangenbäume in die Hängematte und schaltete die BBC-Nachrichten im Radio ein.
»Hier, das ist gutes Englisch, so was solltet ihr euch besser anhören«, rief er über den Hof.
Während Vater Nachrichten hörte, zeigte uns Junior, wie wir die Füße im Takt bewegen mussten. Wir setzten abwechselnd den rechten und dann den linken Fuß vor und wieder zurück, machten gleichzeitig mit den Armen dasselbe und wackelten mit dem Oberkörper und dem Kopf. »Der Schritt heißt Running Man«, erklärte Junior. Danach übten wir die Songs, die wir auswendig gelernt hatten, playback zu singen. Bevor wir uns trennten, um die verschiedenen Aufgaben, die abends anstanden, wie Wasserholen und Lampenputzen, zu erledigen, sagten wir Sprüche wie »Peace, son« oder »I m out«, die wir aus den Raptexten kannten. Draußen hob das Abendkonzert der Vögel und Grillen an.
An dem Morgen, an dem wir uns auf den Weg nach Mattru Jong machten, packten wir unsere Notizbücher mit den Texten, an denen wir arbeiteten, in unsere Rucksäcke und stopften uns die Taschen mit Kassetten von Rapalben voll. Damals trugen wir zum Tanzen weite Jeans, darunter Fußballshorts und Trainingshosen. Unter unseren langärmeligen Pullis hatten wir ärmellose Unterhemden an, T-Shirts und Fußballtrikots. Wir trugen drei Paar Socken übereinander, die wir herunterzogen und aufrollten, damit unsere Turnschuhe größer wirkten. Wenn es tagsüber zu heiß wurde, zogen wir ein paar Klamotten aus und warfen sie uns über die Schultern. Die Klamotten waren schwer angesagt, und wir hatten keine Ahnung, dass uns dieser ungewöhnliche Kleidungsstil noch nutzen sollte. Da wir am nächsten Tag zurück sein wollten, verabschiedeten wir uns nicht und sagten auch niemandem, dass wir weggingen. Wir wussten nicht, dass wir unser Zuhause für immer verließen und nie wieder zurückkehren sollten.
( )
© Campus Verlag
Übersetzung: Conny Lösch
Als ich das erste Mal mit dem Krieg in Berührung kam, war ich zwölf Jahre alt. Das war im Januar 1993. Ich war mit Junior, meinem großen Bruder, und unserem Freund Talloi, beide ein Jahr älter als ich, unterwegs nach Mattru Jong, wo wir an einem Talentwettbewerb teilnehmen wollten. Mohamed, mein bester Freund, konnte nicht mitkommen, weil er an jenem Tag mit seinem Vater die strohgedeckte Küche renovieren sollte. Als ich acht Jahre alt war, hatten wir zu viert eine Rap- und Dance-Gruppe gegründet. Rap hatten wir bei einem unserer Ausflüge nach Mobimbi kennen gelernt, einem Viertel, in dem die Ausländer wohnten, die für dieselbe amerikanische Firma arbeiteten wie mein Vater. Wir gingen oft nach Mobimbi, um dort im Pool zu schwimmen und fernzusehen auf dem riesigen Farbfernseher und die Weißen zu beobachten, die sich im Erholungsbereich der Gäste tummelten. Eines Abends wurde im Fernsehen ein Musikvideo gezeigt, in dem eine Gruppe junger Schwarzer rasend schnell sprach. Wir vier waren völlig gebannt und versuchten zu verstehen, was sie sagten. Am Ende des Videos erschien am unteren Bildrand ein Schriftzug. Dort stand: »Sugarhill Gang, Rapper s Delight .« Junior schrieb es schnell auf einen Zettel. Danach gingen wir jedes zweite Wochenende dorthin und beschäftigten uns näher mit dieser Art von Musik im Fernsehen. Wir wussten damals nicht, wie sie hieß, aber ich war beeindruckt, dass die Schwarzen richtig schnell englisch sprachen, und das obendrein noch im Takt.
Später, als Junior auf die weiterführende Schule ging, freundete er sich mit ein paar Jungs an, die ihm mehr über ausländische Musik und das Tanzen beibrachten. In den Ferien kam er mit Kassetten an und zeigte mir und meinen Freunden, wie man zu der Musik tanzte, die, wie wir erst später erfuhren, HipHop genannt wurde. Ich liebte das Tanzen, und besonders viel Spaß machte es mir, die Texte auswendig zu lernen, weil sie poetisch waren und ich meinen Wortschatz damit erweitern konnte. Eines Nachmittags kam Vater nach Hause, als Junior, Mohamed, Talloi und ich die Strophen von »I Know You Got Soul« von Eric B. Rakim lernten. Er stand in der Tür unserer aus Lehm, Stein und Blech gebauten Hütte, lachte lauthals und fragte uns: »Versteht ihr überhaupt, was ihr da sagt?« Er ging weg, bevor Junior antworten konnte. Er legte sich im Schatten der Mango-, Guaven- und Orangenbäume in die Hängematte und schaltete die BBC-Nachrichten im Radio ein.
»Hier, das ist gutes Englisch, so was solltet ihr euch besser anhören«, rief er über den Hof.
Während Vater Nachrichten hörte, zeigte uns Junior, wie wir die Füße im Takt bewegen mussten. Wir setzten abwechselnd den rechten und dann den linken Fuß vor und wieder zurück, machten gleichzeitig mit den Armen dasselbe und wackelten mit dem Oberkörper und dem Kopf. »Der Schritt heißt Running Man«, erklärte Junior. Danach übten wir die Songs, die wir auswendig gelernt hatten, playback zu singen. Bevor wir uns trennten, um die verschiedenen Aufgaben, die abends anstanden, wie Wasserholen und Lampenputzen, zu erledigen, sagten wir Sprüche wie »Peace, son« oder »I m out«, die wir aus den Raptexten kannten. Draußen hob das Abendkonzert der Vögel und Grillen an.
An dem Morgen, an dem wir uns auf den Weg nach Mattru Jong machten, packten wir unsere Notizbücher mit den Texten, an denen wir arbeiteten, in unsere Rucksäcke und stopften uns die Taschen mit Kassetten von Rapalben voll. Damals trugen wir zum Tanzen weite Jeans, darunter Fußballshorts und Trainingshosen. Unter unseren langärmeligen Pullis hatten wir ärmellose Unterhemden an, T-Shirts und Fußballtrikots. Wir trugen drei Paar Socken übereinander, die wir herunterzogen und aufrollten, damit unsere Turnschuhe größer wirkten. Wenn es tagsüber zu heiß wurde, zogen wir ein paar Klamotten aus und warfen sie uns über die Schultern. Die Klamotten waren schwer angesagt, und wir hatten keine Ahnung, dass uns dieser ungewöhnliche Kleidungsstil noch nutzen sollte. Da wir am nächsten Tag zurück sein wollten, verabschiedeten wir uns nicht und sagten auch niemandem, dass wir weggingen. Wir wussten nicht, dass wir unser Zuhause für immer verließen und nie wieder zurückkehren sollten.
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© Campus Verlag
Übersetzung: Conny Lösch
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Autoren-Porträt von Ishmael Beah
Ishmael Beah, geboren 1980 in Sierra Leone, war zwölf, als der Bürgerkrieg in sein Leben einbrach. Er verlor seine Eltern und seinen Bruder im Krieg. Nach drei Jahren als Kindersoldat in der Nationalarmee gelangte er mithilfe von UNICEF in ein Rehabilitationscamp. Der Weg zurück in die Normalität wird lang und schmerzhaft. Heute lebt Ishmael Beah in New York. Er arbeitet für Human Rights Watch und engagiert sich weltweit für vom Krieg betroffene Kinder.
Bibliographische Angaben
- Autor: Ishmael Beah
- 2008, 273 Seiten, Maße: 12 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Conny Lösch
- Verlag: Piper
- ISBN-10: 3492252303
- ISBN-13: 9783492252300
Rezension zu „Rückkehr ins Leben “
»Ohne Pathos, ohne Übertreibung, ohne altkluge Reflexion, ohne Schuldbekenntnis, nur geschildert in einer einfachen und deshalb umso fesselnderen Sprache.« Süddeutsche Zeitung . »Ein Buch in bemerkenswerter literarischer Qualität, eindrücklich und anrührend.« Norddeutscher Rundfunk . »Ein Buch wie dieses gab es noch nicht. Der Autor Ishmael Beah ist ein Geschenk für alle, die etwas lernen wollen über Westafrika, über Kinder, über die perverse Art der Kriegführung.« Der Spiegel . »Das Buch ist die literarisch wohl gelungenste Aufarbeitung des Kindersoldaten-Themas.« 3sat . »Ein atemberaubendes Buch.« Österreich . »Ein schonungsloses Buch, das überraschend ein Bestseller wurde.« Berliner Zeitung
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