Rüdiger - ein Leben in Armut im neuen, schicken Berlin

Rüdiger, pensionierter Busfahrer und Ossi, hadert mit dem Mauerfall und seinem Schicksal. Gleich zu Beginn der 90er Jahre von massiv steigenden Mieten aus dem Bezirk Friedrichshain vertrieben, wohnt er nunmehr im sechsten Stock eines Plattenbaus in Marzahn. Angst prägt seinen Alltag, Angst vor einer Mädchengang und rüpelhaften Polizisten. An einem tristen Novembernachmittag wurde er von einem Beamten brutal zu Boden gestoßen, der kurz zuvor den Hund einer alten Dame überfahren hatte. Als Rüdiger ihn zur Rede stellen wollte, wurde sein Gegenüber ungehalten und rabiat. Im Krankenhaus stieß Rüdigers Schilderung dieses Vorfalls wegen seiner ärmlichen Erscheinung auf taube Ohren. Soziale Kontakte pflegt er primär in der Bezirksbibliothek, die er stets dienstags aufsucht. Rüdigers Wohnkomplex findet einen neuen, leider geldgierigen Eigentümer, der sanieren und kassieren will. Einer völlig verängstigten Nachbarin war bei ihrem Rauswurf nicht mehr zu helfen, Tage später trieb sie tot in der Spree. Die Last der Geldsorgen droht Rüdiger zu zerquetschen. Mit einem kleinen Lottogewinn sucht er auf dem Weihnachtsmarkt nach einem noch kleineren Vergnügen und wird wegen der dreisten Lüge eines verzogenen Mädchens verprügelt und gedemütigt. Als seine Welt endgültig zu zerfallen droht, besinnt er sich auf eine Walther P.38, die er für den Notfall aufbewahrt hatte. Mit dieser Pistole geht er erst in ein Wäldchen, um an Sylvester Schießübungen zu machen und streckt sie dann bei einem Banküberfall vor. Unglücklicher Weise führt der Banküberfall nicht zum Ende aller Geldsorgen, sondern zur Inhaftierung. Voller Verwunderung muss Rüdiger feststellen, dass sein neues Zuhause weit besser ist, als sein Altes und das sich sein Alltag nun als viel farbenfroher erweist, als noch wenige Tage zuvor. Die verheerenden Auswirkungen eines Erdbebens am Oberrheingraben ließen sein ungewohntes, kleines Glück aber schon wieder zerplatzen, wie eine Seifenblase.