Rufus und das Geheimnis der weißen Elefanten
Sind das weiße Baumstämme, die da im Palastgarten Wurzeln schlagen? Irgendwie ? finden die Bewohner von Baldrium ? sieht ihre Insel heute verändert aus. Die seltsamen Baumstämme jedenfalls waren gestern noch nicht da und, potzblitz, sie leben! »Elefanten«,...
Leider schon ausverkauft
Buch
4.95 €
Produktdetails
Produktinformationen zu „Rufus und das Geheimnis der weißen Elefanten “
Sind das weiße Baumstämme, die da im Palastgarten Wurzeln schlagen? Irgendwie ? finden die Bewohner von Baldrium ? sieht ihre Insel heute verändert aus. Die seltsamen Baumstämme jedenfalls waren gestern noch nicht da und, potzblitz, sie leben! »Elefanten«, juchzt der König verzückt, »eine Herde weißer Elefanten!« Im selben Moment entdeckt Rufus den kleinen Elefanten Ivor, der mit einem Trompetenstoß sein Herz erobert.
Doch etwas Beunruhigendes geht auf Baldrium vor. Ein fremdes Volk scheint es auf die Elefanten abgesehen zu haben. Palastwächter Odo Billbüx überschlägt sich vor Aufregung. Feinde! Invasion! Angriff! Rufus ist ganz anderer Ansicht, und als Odo Billbüx seine Gummibaumblätter abfeuernde Kanone auffährt, schlägt die große Stunde von Rufus und Ivor!
Doch etwas Beunruhigendes geht auf Baldrium vor. Ein fremdes Volk scheint es auf die Elefanten abgesehen zu haben. Palastwächter Odo Billbüx überschlägt sich vor Aufregung. Feinde! Invasion! Angriff! Rufus ist ganz anderer Ansicht, und als Odo Billbüx seine Gummibaumblätter abfeuernde Kanone auffährt, schlägt die große Stunde von Rufus und Ivor!
Klappentext zu „Rufus und das Geheimnis der weißen Elefanten “
Sind das weiße Baumstämme, die da im Palastgarten Wurzeln schlagen? Irgendwie ? finden die Bewohner von Baldrium ? sieht ihre Insel heute verändert aus. Die seltsamen Baumstämme jedenfalls waren gestern noch nicht da und, potzblitz, sie leben! »Elefanten«, juchzt der König verzückt, »eine Herde weißer Elefanten!« Im selben Moment entdeckt Rufus den kleinen Elefanten Ivor, der mit einem Trompetenstoß sein Herz erobert.Doch etwas Beunruhigendes geht auf Baldrium vor. Ein fremdes Volk scheint es auf die Elefanten abgesehen zu haben. Palastwächter Odo Billbüx überschlägt sich vor Aufregung. Feinde! Invasion! Angriff! Rufus ist ganz anderer Ansicht, und als Odo Billbüx seine Gummibaumblätter abfeuernde Kanone auffährt, schlägt die große Stunde von Rufus und Ivor!
Lese-Probe zu „Rufus und das Geheimnis der weißen Elefanten “
Es spielen mitRufus (der Kellerling): "Held" der Geschichte, Herkunft unbekannt, lebt und arbeitet im Keller der Heringsburg und wird gern von Odo Billb schikaniert - ungefr 12 Jahre alt |
Bustopher: sprechender Kater - der beste Freund von Rufus |
Quantensprung Achterwahn: genialer Erfinder | Melisande: Krterfrau und Zauberin | Odo Billb: Palastwhter und Sicherheitsminister, Kommandant der Abteilung Nachterwacht | Smut Bartwal: Swasserfischer, Mitglied der Abteilung Nachterwacht | Hektor McZongg: Schmied, Mitglied der Abteilung Nachterwacht |
Weitere Mitglieder der Abteilung Nachterwacht: Schreinermeister Wurm, Supp Zappzadapp, Friedolin Lebertran, Chrom Zwiebelback, Ajax Kuchenst, Janosch von der Ginstergunst, Jan Schattensieb |
Kig Pfirsolipsis der Acht mal Achte: Kig von Baldrium |
Hein Grisch: baldrianischer Bauer | Benjamin Brwfel: Palastkoch | Amadeus Notenhagel: Hofkomponist | Saladin Stichling: Hofschneider | Kommodore Zink: Sphund | Zwf wei Elefanten und ein Babyelefant: Loxodonta, Tuskula, Lokomona, Babalum, Silkonda, Desira, Kolossander, Bombong, Leviander, Rochus, Trumm, Snort und Ivor | Abraxa: Melisandes Katze | Die Kigin der Magmanier | Vier mutige magmanische Leibgardisten | Mitglieder einer Expedition vor 500 Jahren: Theodosius Plusquamp, Rochus Thiolizzi, Samuel Sebastian von Jotaburg | In weiteren Rollen: Baldrianer, Magmanier, Flug- und Halbgartoffeln, ein Wschelschrank, nocturnische Schuppensichtgler, fliegende Bme (Schmetterlinden), ein Vulkan namens Krakatouwaboa, Blechrren, viel zu gutes Wetter und manches mehr
Eine Ortsbeschreibung vom achten bis zum ffzehnten Glas Rum
Irgendwo in den smalslichsten Meeren lag eine Insel mit dem beruhigenden Namen Baldrium. Sie lag abseits der Schifffahrtsrouten, versteckt zwischen ein paar unwichtigen Breiten- und Lgengraden, ein vergessenes Paradies in einem kaum bekannten Teil des gron Ozeans. Nur auf den alten Seekarten des Samuel Sebastian von Jotaburg war Baldrium verzeichnet:
... mehr
ein unscheinbarer Fleck wie ein Essensrest auf vergilbtem Papier. Auf neueren Karten war die Insel nicht zu finden. Man kannte sie nicht und hielt die Gerhte er ihre Existenz f Unsinn. Manchmal aber erinnerte sich ein hundertjriger Seeb in zechender Runde nach dem achten Glas Rum an das idyllische Eiland. Dann schilderte er eine Mchenwelt unter dem azurblauen Auge der Meeresgtin. Eine Welt des Friedens, der Seligkeit und der immer wrenden Ruhe. Nur glaubte ihm niemand.
Doch was der hundertjrige Seeb seinen Zuhern erzlte, war kein Seemannsgarn. Baldrium fehlte zwar auf den meisten Seekarten, aber nur weil die Insel in den berhtigten Schlummergrden lag, einer Zone vliger Windstille. Hhst selten drehte ein Schiff auf Kurs Richtung Baldrium - wenn es in die zuflige, alle paar Jahre auftretende, unerklliche Hin- und Heringsstrung geriet. Von der Strung erfasst, konnte es den Seeleuten passieren, dass sie Land sichteten und glaubten, auf einen riesigen Sahneberg geston zu sein. Plzlich erhob sich am ebenen Horizont eine schmelzwei Sahnehaube, stieg her und her, bis darunter ein schokobrauner Bergkegel und endlich ein breiter waldmeistergrer Schildkrenpanzer sichtbar wurden. An besonders tren Tagen lag die Sahnehaube wie ein schlaffes Kissen auf der Bergspitze und der Kegel war kaum zu sehen. An leichteren Tagen schwebte die Wolke - denn darum handelte es sich - wie ein schwereloser weir Elefant er dem Dampf speienden Gipfel des Krakatouwaboa, dem Sahneberg oder genauer dem sagenhaften Wasserdampfvulkan von Baldrium. So berichtete der angesselte Seeb nach dem neunten Glas Rum.
Von oben betrachtet und ohne die ewige Wolke hatte Baldrium den Umriss eines verbeulten Katzenkopfes mit zwei leuchtend blauen Augen. Eines davon, das linke, wirkte ein wenig zugekniffen. Es trug den Namen Heringsbucht und war durch eine schmale fnung zwischen zwei Landspitzen mit dem Meer verbunden. Vor der Bucht war das Meer flach und glitzerte nur so von Fischen. Die Silberlingbank, wie die Untiefe dort hie reichte bis zu einem kleinen, aufgewbten Felsen mit zwei Hlen, der wegen seines unheimlichen Aussehens Schelfelsen genannt wurde. Er lag noch in Sichtweite Baldriums und markierte den rsten Punkt, bis zu dem sich baldrianische Fischkutter aufs Meer hinauswagten.
er die Einfahrt zur Bucht frte die Buckelwalbrke und auf der ndlichen Landspitze stand der blauweigeringelte Leuchtturm des baldrianischen Erfinders Quantensprung Achterwahn. Nach dem zehnten Glas Rum wurde dessen Name zwar meist falsch ausgesprochen, aber jeder hundertjrige Seeb, der die Insel Baldrium kannte, war sich auch sturzbetrunken noch sicher: Quantensprung und Achterwahn. An der Spitze des Leuchtturms bewohnte er ein Laboratorium, das geflt war mit den sonderbarsten Maschinen. Sie wurden angetrieben von der Dampfkraft des Vulkans und eine dicke Blechrre verlief als Dampfleitung vom Krakatouwaboa bis zum Fudes Turms.
Das zweite Auge lag mitten auf der Insel, unterhalb des Krakatouwaboa: ein gror ultramarinblauer See namens Lac Rimant, von den Baldrianern schon mal abflig Trensacksee genannt.
Die meisten Insulaner waren entweder Bauern oder Fischer. Sie wohnten, bis auf wenige Ausnahmen, am Ufer der Heringsbucht, auf dem Nasenrken der Insel zwischen Bucht und See, im Dorf Sttebek. Die Bauern bestellten ihre Bohnen-, Pfirsolinsen-, Halbgartoffel- und Schlummerwindweizenfelder, die erall verstreut auf Baldrium lagen. Die Fischer zogen, dann und wann, auf Heringsfang. Ihre Waren boten sie sich gegenseitig an, auf dem Markt von Sttebek. Dort wurden Geschte noch per Handschlag besiegelt und mit Walzahntalern beglichen.
Im Hafen von Sttebek lag die kleine Fangflotte der Insel: Kutter, die der Erfinder Quantensprung Achterwahn wegen der stdigen Windstille mit ausgeklelten, von Achterwahnbatterien betriebenen Wankelmut-Motoren ausgestattet hatte. An Bord ihrer Kutter brauchten die Fischer nur bedenklich den Kopf zu wiegen, dann setzten sich die Schrauben in Bewegung, und das Schiff ging, mit Fangnetz im Schlepp, mal nach Backbord, mal nach Steuerbord Kurs nehmend, auf Fahrt.
Ansonsten trug die katzenkfige Insel im Nordosten noch so etwas wie einen Haarschopf in Gestalt des mhtigen Sinisterwaldes mit seinen Finsterfrhten, seinen Schattentannen, Bulbus-Eichen und den eingestreuten Schmetterlinden. Diese Schmetterlinden konnten, wenn sie aufgeschreckt wurden, davonfliegen, und sie lieferten an alle Kten der Welt das scheinbar unerklliche Treibholz. Mitten im Sinisterwald, unter der Wurzel einer ganz und gar nicht schreckhaften Bulbus-Eiche, lebte die Krterfrau und Zauberin Melisande, die mit einem Sud aus Cumuluswurz und Zirrhonellenstaudenraspeln nervenkranke Schmetterlinden kurierte, mit den Raben des Waldes Zwiegesprhe frte und manches alte Geheimnis kannte.
Im Swesten Baldriums, ein Stk weit unterhalb des Dorfes Sttebek, lag der kigliche Palast, Heringsburg genannt, mit vier Tmen, mhtigen Mauern und einem Festsaal, in dem jeder Insulaner Platz hatte f sich, seinen Bauch und eine dreitige Mahlzeit mit unertrlich lautem Gesang.
Es gab noch vieles mehr auf Baldrium. Aber nach dem zwften, dreizehnten und vierzehnten Glas Rum war jeder halbwegs trinkfeste hundertjrige Seeb lgst allein mit seiner Geschichte.
So grummelte er hhstens noch vor sich hin, was er sonst alles er Baldrium wusste: dass die Insel von einem Kig mit Namen Pfirsolipsis der Acht mal Achte regiert wurde, dessen sonniges Gem ihm den Beinamen "Pfirsolipsis der Acht mal Lachte" eingebracht hatte. Dass es im Palast vierundvierzig Zimmer gab und dass der stkste Mann der Insel ein Schmied namens Hektor McZongg war.
Womlich erinnerte sich der Seeb schlieich daran, dass in den Gewben der Heringsburg, in einem Winkel der Wchekammer, ein Junge namens Rufus, genannt "der Kellerling", mit seinem sprechenden Kater Bustopher lebte und dass Odo Billb, der Palastwhter und Sicherheitsminister des Kigs, diesen Rufus nicht besonders mochte, weil er ihn f einen Fremden hielt und alles Fremde f gefrlich.
Je lger der Seeb dann er Rufus nachdachte, desto lebendiger wurde das Bild dieses Jungen. Dunkel, fast schwarz waren sein Gesicht, seine Hde, seine Fe, sein ganzer Kper. In seiner grauen, abgewetzten Kluft sah er verstaubt aus, als hte er sich im Aschekasten des Vulkans gewzt. Sein dichtes schwarzes Haar aber schimmerte im Sonnenschein wie durchzogen von Feuerstrnen, und wenn er jemandem durchdringend in die Augen sah, schien sein Blick zu leuchten. In stockfinsterer Nacht konnte man ihn sogar an seinen Augen erkennen, wie eine Katze, was der Kater Bustopher ausgesprochen sympathisch fand.
Hatte er sich an all dies erinnert, konnte der Seeb gar nicht anders, als weiterzugreln und an die Oberflhe zu holen, was sich aus vierzehn Glas Rum alles herausfischen lieer Rufus, den Kellerling. Zum Beispiel dass er als Sgling gefunden worden war, als wimmerndes Bdel in einer Felsmulde am Strand von Baldrium. Dass Odo Billb sich heftig gegen den Wunsch des Kigs gewehrt hatte, Rufus, den Fremdling, auf der Insel zu behalten. Dass die Zauberin Melisande ihn schlieich zu sich genommen und im Sinisterwald aufgezogen hatte und dass ihn neben Melisande auch Quantensprung Achterwahn ins Herz geschlossen hatte. Nicht nur weil Rufus eines Tages ein gror Erfinder zu werden versprach.
Nach dem ffzehnten Glas Rum schlief auch der stkste hundertjrige Seeb ein. Dann trmte er vielleicht von der abenteuerlichen Geschichte, die Rufus, der Kellerling, vor unbestimmter Zeit auf der Insel unter dem Rsel des schwebenden wein Elefanten erlebt hatte ...
Am Anfang hat die Geschichte einen Knall
Die Geschichte beginnt an einem besonders sommerlichen Tag. Das Wetter war ausnehmend sch und die Sonne naschte vom Zenit herab an der Sahnewolkenhaube des Krakatouwaboa. Die Baldrianer arbeiteten auf ihren Feldern oder eilten geschtig durch Sttebek. Manche waren mit ihren Kuttern hinausgefahren aufs Meer, in die Fanggrde bei den Silberlingbken, und manche genossen einfach nur die Mittagsruhe. Smut Bartwal, der einzige Fischer, dessen Kutter im Swassersee der Insel, dem Lac Rimant, lag, versuchte gerade, eine wacklige Schraube am Motor zu ersetzen, als ihm ein donnerndes Gersch befahl, er Bord zu gehen - mitsamt dem Bottich von Halbgartoffeln, die er als Ker benutzte.
Der Donner, der Knall, die Explosion kam so plzlich und war so unbeschreiblich laut, dass selbst der Vulkan erzitterte. Ein hundert Meter dicker Dampfstoschoss in die Elefantenwolke er dem Krater. Das Wasser in der Heringsbucht und im See krselte sich. Im Sinisterwald flogen ein paar Schmetterlinden auf und in Sttebek zuckten Kfe aus den Fenstern.
Der Motor von Smuts Kutter stotterte erbmlich, als der Kopf des Fischers neben dem Schiffsrumpf wieder auftauchte. Sofort sah Smut nach oben. Er glaubte, Fallschirme am Himmel zu erkennen.
Lgst hatten sich alle Augen auf der Insel zum Vulkan gewandt. Die Holzkarren in den engen Gassen Sttebeks stockten. Das Tuscheln und Schwatzen auf dem Marktplatz verstummte. Selbst Kig Pfirsolipsis hatte den Knall geht und erwachte aus seinem Mittagsschlaf.
"Zu Hilfe", rief er, "der Wolkenberg bricht aus! Rettet meine Geburtstagsgeschenke und vergesst meine Badewannen nicht!"
Die gron Flelten des Schlafsaales fneten sich und Diener stmten herein. Da donnerte es auch schon wieder. Diesmal war der Lm so laut, dass sich die Zeiger der Thronsaaluhr beinahe umeinander wickelten, und Odo Billb verursachte einen massiven Kurzschluss in der Sicherheitselektronik des Palastes, weil er stliche Knfe der Alarmanlage drkte, stliche Schalter betigte und stliche Hebel umlegte.
Odo fluchte. Ein solcher Kurzschluss ereignete sich beinahe tlich. Doch als oberster Palastwhter und Sicherheitsminister lieer sich durch nichts entmutigen. Er war es gewohnt, Gefahren zu trotzen. Seine glzende Blechrtung verlieh ihm das Aussehen einer mutstrotzenden Konservendose. An seiner Eisenbrust baumelten mehrere Reihen von bunten Blinkerlfeln mit Ehren-Angelhaken: Orden, die ihm Kig Pfirsolipsis alljrlich nach dem gron Wettfischen am Lac Rimant verlieh. Odo Billb flte sich verantwortlich f die Insel. Wenn Gefahr drohte, schlug seine Stunde. Dann vertraute er allein sich selbst und seinem treuen Gefrten, Kommodore Zink, dem alten Wachhund mit der schwammigen Nase.
Kommodore Zink lag tre am Boden und hob den Kopf. Sein verschlafen traniger Blick lieerkennen, dass ihm das Donnern er der Insel ziemlich egal war. Das Fkchen Interesse am Pupillenrand kreiste allein um den Gedanken, womlich ein Signal zum Essenfassen zu hen. Doch leider machte Odo Billb keine Anstalten, den Fressnapf zu flen. Stattdessen starrte der Palastwhter mit hochrotem Kopf auf das bunte, mit Monitoren, Knfen, Schaltern und Hebeln erse Schaltpult und versuchte, das Alarmgeben in den Griff zu bekommen. Im Raum roch es verschmort und die Sirene der Heringsburg heulte lauter als jemals zuvor.
Nicht einmal kleinere Pannen konnte Odo selbst beheben. Wann immer etwas schief ging, brlte er: "Kellerling! Zackzack!!" Dann eilten Rufus und Bustopher herbei, schauten sich die Bescherung an und behoben das Problem mit ein paar geschickten Hand- und Pfotengriffen.
An diesem Tag brlte Odo Billb besonders laut, denn der Alarm hatte Orkanstke erreicht, und Odo versuchte dagegenzuhalten.
"Kellerling!!! Hst du nicht!!! Zackzack!!!"
Wieder und wieder bellte seine Stimme durch die Gge der Heringsburg. Doch es war sinnlos. Er konnte sich nicht durchsetzen gegen den Sirenenton, der bis hiner nach Sttebek drang.
Den Baldrianern allerdings wich der anfgliche Schreck schnell aus den Gliedern. "Ach so", scherzten sie, "Odo Billb gibt Alarm. Wie sch. Der Tag kann noch heiter werden." Baldrianer, die durch Sttebeks enge Gassen zum Hafen geflhtet waren, blickten erleichtert auf und schlugen sich lachend die Hde vor den Kopf: "Palastalarm. Na also!" Alles war gut. Die heulende Sirene klang wie das Lachen einer katzenkfigen Insel er Odo Billb, die grte Palastwhterkatastrophe ihrer Geschichte.
Im Keller der Heringsburg saRufus hinter einem Berg von Kleidung, die er zu flicken und zu waschen hatte. Er war eingenickt. Ein Buch war ihm aus den Hden geglitten und rutschte den Wchehaufen entlang Richtung Boden.
Rufus hietatshlich nur Rufus. Sein Beiname "der Kellerling" war ein besonders geistreicher Einfall von Odo Billb. Bei jeder Gelegenheit wollte Odo ihm zeigen, dass Rufus, der Fremde, der als Sgling am Strand von Baldrium gefunden worden war, nicht in den Palast gehte. Dorthin aber hatte es Rufus gezogen, nachdem er zehn Jahre lang bei Melisande im Sinisterwald gelebt hatte. "Ich verstecke mich nicht", hatte er gesagt, und Melisande hatte ihn gehen lassen, zusammen mit Bustopher. Sie behielt ihn zwar weiterhin im Auge. Aber sie wusste, dass er sich allein durchsetzen wollte.
Das gelang ihm auch. Wenn Odo Billb in seiner Gegenwart den Zeigefinger hob und vor ihm, dem Fremden, warnte, machte Rufus sich kerzengerade und sagte mit zornig funkelndem Blick:
"Fremd ist man nur, wo man nicht hereingelassen wird."
Das wirkte.
Kig Pfirsolipsis perslich hatte ihm erlaubt, im Palast zu arbeiten. Dennoch lieOdo keine Gelegenheit aus, ihn Kellerling zu nennen und ihn herumzukommandieren. Er sorgte daf, dass Rufus in der Palastkhe, in der Wchekammer und im Garten nur die niedrigsten Arbeiten bekam. Er schwzte ihn bei Benjamin Brwfel, dem Palastkoch, an und beim Gartenverwalter und Schreinermeister Wurm. Er erzlte jedem, dass Rufus ein Sicherheitsrisiko sei, und er hatte den Kig sogar davon erzeugen knen, die Heringsburg mit einem erwachungssystem auszustatten. So hatte Quantensprung Achterwahn eine Dampfrrenleitung zum Palast gelegt, einen Stromgenerator installiert und Odos Wachstube mit komplizierter Technik voll gestopft. Mit dem Ergebnis allerdings, dass Odo Billb sie nur dann bedienen konnte, wenn Rufus ihm half.
Als die Palastmauern erzitterten und die Gitter vor den Kellerfenstern klapperten, fiel das Buch, das Rufus aus den Hden geglitten war, endgtig zu Boden. Rufus schreckte aus dem Schlaf, riss am nhstgelegenen Kleidungsstk und schleuderte dabei Bustopher hoch, der schnurrend in einer Mulde von Khenschzen gelegen hatte. Fauchend versuchte der Kater, sich in die Luft zu krallen. Noch bevor er richtig wach war, plumpste er auf seine Pfoten und machte einen Buckel, als wollte er gleich wieder davonschnellen. Seine Augen leuchteten gelb, sein pechschwarzes Fell knisterte und seine Schnurrbarthaare bewegten sich sirrend wie Libellenflel. Als er die Alarmsirene hte, fauchte er wieder und zuckte nerv mit dem Schwanz. Dann fiel ihm ein, dass er kein gewnlicher Kater war, sondern der Sohn von Melisandes geheimnisvoller Katze Abraxa - und also konnte er sprechen.
"Was ist das?", knurrte er, noch immer verwirrt. "Wollte Billb einen Feuerwerkskper testen?"
Rufus horchte und rieb sich die Augen, aber aur Heulen war nichts zu hen.
"Feuerwerk testet man nicht", gnte er, "schon gar nicht am Tag!"
Er zwgte sich hinter dem Wcheberg hervor und trat ans Fenster.
"Vielleicht ist Kommodore Zink er seine Ohren gestolpert und gegen die Speisekammert gerollt. Dick genug we er ja."
"Stimmt", sagte Rufus, "und hungrig genug wohl auch."
Rufus grinste und schaute nach draun. Das Fenster lag nur halb er der Erde. Der Blick reichte nicht sehr weit in den Palastgarten hinein. Vor dem Fenster wucherten Blaublenfarne und Kobaltrosen. Nur nach oben, in den Himmel, konnte man wunderbar blicken.
"Es hte sich an wie Kanonendonner."
Bustopher verdrehte die Augen und sprang neben Rufus' Kopf auf das schmale Fensterbrett. In der Ferne, hoch er der Insel, schwebten gre Punkte am Himmel. Die Punkte bewegten sich beschaulich wie Fallschirme. Langsam, ganz langsam sanken sie tiefer. Sie fielen senkrecht nach unten und Rufus kam ein Gedanke.
"Sie gehen am Ostufer des Sees nieder, oder?" Er kratzte sich am Ohr. "Mir schwant da was."
"Am Ostufer? Das we schon mlich", meinte Bustopher. "Aber worauf willst du hinaus?"
"Na, am Ostufer lebt Hein Grisch. Und wenn Hein Grisch sich etwas ausgedacht hat, steckt immer noch ein anderer dahinter. Geht dir ein Licht auf?"
"Quantensprung Achterwahn", stnte Bustopher. Es klang beinahe wie ein jammerndes Maunzen und unwillklich lieder Kater seine Schnurrbarthaare sirren.
"Genau", sagte Rufus. "Wir sollten ihn besuchen. Komm!"
Rufus trat vom Fenster zurk und flitzte aus der Wchekammer hinaus. Bustopher folgte ihm, ein schwarzer Schatten, der er den Boden huschte. Noch immer heulte die Alarmsirene. Und noch immer brlte Odo Billb nach dem Kellerling. Rufus jedoch hte ihn nicht. Er stahl sich aus dem Palast, nahm den schmalen Pfad Richtung Zwirbelbartwald zur Buckelwalbrke und lief hiner zur Landzunge, auf der der Leuchtturm des Erfinders stand.
Der Tag versprach, spannend zu werden. ...
Doch was der hundertjrige Seeb seinen Zuhern erzlte, war kein Seemannsgarn. Baldrium fehlte zwar auf den meisten Seekarten, aber nur weil die Insel in den berhtigten Schlummergrden lag, einer Zone vliger Windstille. Hhst selten drehte ein Schiff auf Kurs Richtung Baldrium - wenn es in die zuflige, alle paar Jahre auftretende, unerklliche Hin- und Heringsstrung geriet. Von der Strung erfasst, konnte es den Seeleuten passieren, dass sie Land sichteten und glaubten, auf einen riesigen Sahneberg geston zu sein. Plzlich erhob sich am ebenen Horizont eine schmelzwei Sahnehaube, stieg her und her, bis darunter ein schokobrauner Bergkegel und endlich ein breiter waldmeistergrer Schildkrenpanzer sichtbar wurden. An besonders tren Tagen lag die Sahnehaube wie ein schlaffes Kissen auf der Bergspitze und der Kegel war kaum zu sehen. An leichteren Tagen schwebte die Wolke - denn darum handelte es sich - wie ein schwereloser weir Elefant er dem Dampf speienden Gipfel des Krakatouwaboa, dem Sahneberg oder genauer dem sagenhaften Wasserdampfvulkan von Baldrium. So berichtete der angesselte Seeb nach dem neunten Glas Rum.
Von oben betrachtet und ohne die ewige Wolke hatte Baldrium den Umriss eines verbeulten Katzenkopfes mit zwei leuchtend blauen Augen. Eines davon, das linke, wirkte ein wenig zugekniffen. Es trug den Namen Heringsbucht und war durch eine schmale fnung zwischen zwei Landspitzen mit dem Meer verbunden. Vor der Bucht war das Meer flach und glitzerte nur so von Fischen. Die Silberlingbank, wie die Untiefe dort hie reichte bis zu einem kleinen, aufgewbten Felsen mit zwei Hlen, der wegen seines unheimlichen Aussehens Schelfelsen genannt wurde. Er lag noch in Sichtweite Baldriums und markierte den rsten Punkt, bis zu dem sich baldrianische Fischkutter aufs Meer hinauswagten.
er die Einfahrt zur Bucht frte die Buckelwalbrke und auf der ndlichen Landspitze stand der blauweigeringelte Leuchtturm des baldrianischen Erfinders Quantensprung Achterwahn. Nach dem zehnten Glas Rum wurde dessen Name zwar meist falsch ausgesprochen, aber jeder hundertjrige Seeb, der die Insel Baldrium kannte, war sich auch sturzbetrunken noch sicher: Quantensprung und Achterwahn. An der Spitze des Leuchtturms bewohnte er ein Laboratorium, das geflt war mit den sonderbarsten Maschinen. Sie wurden angetrieben von der Dampfkraft des Vulkans und eine dicke Blechrre verlief als Dampfleitung vom Krakatouwaboa bis zum Fudes Turms.
Das zweite Auge lag mitten auf der Insel, unterhalb des Krakatouwaboa: ein gror ultramarinblauer See namens Lac Rimant, von den Baldrianern schon mal abflig Trensacksee genannt.
Die meisten Insulaner waren entweder Bauern oder Fischer. Sie wohnten, bis auf wenige Ausnahmen, am Ufer der Heringsbucht, auf dem Nasenrken der Insel zwischen Bucht und See, im Dorf Sttebek. Die Bauern bestellten ihre Bohnen-, Pfirsolinsen-, Halbgartoffel- und Schlummerwindweizenfelder, die erall verstreut auf Baldrium lagen. Die Fischer zogen, dann und wann, auf Heringsfang. Ihre Waren boten sie sich gegenseitig an, auf dem Markt von Sttebek. Dort wurden Geschte noch per Handschlag besiegelt und mit Walzahntalern beglichen.
Im Hafen von Sttebek lag die kleine Fangflotte der Insel: Kutter, die der Erfinder Quantensprung Achterwahn wegen der stdigen Windstille mit ausgeklelten, von Achterwahnbatterien betriebenen Wankelmut-Motoren ausgestattet hatte. An Bord ihrer Kutter brauchten die Fischer nur bedenklich den Kopf zu wiegen, dann setzten sich die Schrauben in Bewegung, und das Schiff ging, mit Fangnetz im Schlepp, mal nach Backbord, mal nach Steuerbord Kurs nehmend, auf Fahrt.
Ansonsten trug die katzenkfige Insel im Nordosten noch so etwas wie einen Haarschopf in Gestalt des mhtigen Sinisterwaldes mit seinen Finsterfrhten, seinen Schattentannen, Bulbus-Eichen und den eingestreuten Schmetterlinden. Diese Schmetterlinden konnten, wenn sie aufgeschreckt wurden, davonfliegen, und sie lieferten an alle Kten der Welt das scheinbar unerklliche Treibholz. Mitten im Sinisterwald, unter der Wurzel einer ganz und gar nicht schreckhaften Bulbus-Eiche, lebte die Krterfrau und Zauberin Melisande, die mit einem Sud aus Cumuluswurz und Zirrhonellenstaudenraspeln nervenkranke Schmetterlinden kurierte, mit den Raben des Waldes Zwiegesprhe frte und manches alte Geheimnis kannte.
Im Swesten Baldriums, ein Stk weit unterhalb des Dorfes Sttebek, lag der kigliche Palast, Heringsburg genannt, mit vier Tmen, mhtigen Mauern und einem Festsaal, in dem jeder Insulaner Platz hatte f sich, seinen Bauch und eine dreitige Mahlzeit mit unertrlich lautem Gesang.
Es gab noch vieles mehr auf Baldrium. Aber nach dem zwften, dreizehnten und vierzehnten Glas Rum war jeder halbwegs trinkfeste hundertjrige Seeb lgst allein mit seiner Geschichte.
So grummelte er hhstens noch vor sich hin, was er sonst alles er Baldrium wusste: dass die Insel von einem Kig mit Namen Pfirsolipsis der Acht mal Achte regiert wurde, dessen sonniges Gem ihm den Beinamen "Pfirsolipsis der Acht mal Lachte" eingebracht hatte. Dass es im Palast vierundvierzig Zimmer gab und dass der stkste Mann der Insel ein Schmied namens Hektor McZongg war.
Womlich erinnerte sich der Seeb schlieich daran, dass in den Gewben der Heringsburg, in einem Winkel der Wchekammer, ein Junge namens Rufus, genannt "der Kellerling", mit seinem sprechenden Kater Bustopher lebte und dass Odo Billb, der Palastwhter und Sicherheitsminister des Kigs, diesen Rufus nicht besonders mochte, weil er ihn f einen Fremden hielt und alles Fremde f gefrlich.
Je lger der Seeb dann er Rufus nachdachte, desto lebendiger wurde das Bild dieses Jungen. Dunkel, fast schwarz waren sein Gesicht, seine Hde, seine Fe, sein ganzer Kper. In seiner grauen, abgewetzten Kluft sah er verstaubt aus, als hte er sich im Aschekasten des Vulkans gewzt. Sein dichtes schwarzes Haar aber schimmerte im Sonnenschein wie durchzogen von Feuerstrnen, und wenn er jemandem durchdringend in die Augen sah, schien sein Blick zu leuchten. In stockfinsterer Nacht konnte man ihn sogar an seinen Augen erkennen, wie eine Katze, was der Kater Bustopher ausgesprochen sympathisch fand.
Hatte er sich an all dies erinnert, konnte der Seeb gar nicht anders, als weiterzugreln und an die Oberflhe zu holen, was sich aus vierzehn Glas Rum alles herausfischen lieer Rufus, den Kellerling. Zum Beispiel dass er als Sgling gefunden worden war, als wimmerndes Bdel in einer Felsmulde am Strand von Baldrium. Dass Odo Billb sich heftig gegen den Wunsch des Kigs gewehrt hatte, Rufus, den Fremdling, auf der Insel zu behalten. Dass die Zauberin Melisande ihn schlieich zu sich genommen und im Sinisterwald aufgezogen hatte und dass ihn neben Melisande auch Quantensprung Achterwahn ins Herz geschlossen hatte. Nicht nur weil Rufus eines Tages ein gror Erfinder zu werden versprach.
Nach dem ffzehnten Glas Rum schlief auch der stkste hundertjrige Seeb ein. Dann trmte er vielleicht von der abenteuerlichen Geschichte, die Rufus, der Kellerling, vor unbestimmter Zeit auf der Insel unter dem Rsel des schwebenden wein Elefanten erlebt hatte ...
Am Anfang hat die Geschichte einen Knall
Die Geschichte beginnt an einem besonders sommerlichen Tag. Das Wetter war ausnehmend sch und die Sonne naschte vom Zenit herab an der Sahnewolkenhaube des Krakatouwaboa. Die Baldrianer arbeiteten auf ihren Feldern oder eilten geschtig durch Sttebek. Manche waren mit ihren Kuttern hinausgefahren aufs Meer, in die Fanggrde bei den Silberlingbken, und manche genossen einfach nur die Mittagsruhe. Smut Bartwal, der einzige Fischer, dessen Kutter im Swassersee der Insel, dem Lac Rimant, lag, versuchte gerade, eine wacklige Schraube am Motor zu ersetzen, als ihm ein donnerndes Gersch befahl, er Bord zu gehen - mitsamt dem Bottich von Halbgartoffeln, die er als Ker benutzte.
Der Donner, der Knall, die Explosion kam so plzlich und war so unbeschreiblich laut, dass selbst der Vulkan erzitterte. Ein hundert Meter dicker Dampfstoschoss in die Elefantenwolke er dem Krater. Das Wasser in der Heringsbucht und im See krselte sich. Im Sinisterwald flogen ein paar Schmetterlinden auf und in Sttebek zuckten Kfe aus den Fenstern.
Der Motor von Smuts Kutter stotterte erbmlich, als der Kopf des Fischers neben dem Schiffsrumpf wieder auftauchte. Sofort sah Smut nach oben. Er glaubte, Fallschirme am Himmel zu erkennen.
Lgst hatten sich alle Augen auf der Insel zum Vulkan gewandt. Die Holzkarren in den engen Gassen Sttebeks stockten. Das Tuscheln und Schwatzen auf dem Marktplatz verstummte. Selbst Kig Pfirsolipsis hatte den Knall geht und erwachte aus seinem Mittagsschlaf.
"Zu Hilfe", rief er, "der Wolkenberg bricht aus! Rettet meine Geburtstagsgeschenke und vergesst meine Badewannen nicht!"
Die gron Flelten des Schlafsaales fneten sich und Diener stmten herein. Da donnerte es auch schon wieder. Diesmal war der Lm so laut, dass sich die Zeiger der Thronsaaluhr beinahe umeinander wickelten, und Odo Billb verursachte einen massiven Kurzschluss in der Sicherheitselektronik des Palastes, weil er stliche Knfe der Alarmanlage drkte, stliche Schalter betigte und stliche Hebel umlegte.
Odo fluchte. Ein solcher Kurzschluss ereignete sich beinahe tlich. Doch als oberster Palastwhter und Sicherheitsminister lieer sich durch nichts entmutigen. Er war es gewohnt, Gefahren zu trotzen. Seine glzende Blechrtung verlieh ihm das Aussehen einer mutstrotzenden Konservendose. An seiner Eisenbrust baumelten mehrere Reihen von bunten Blinkerlfeln mit Ehren-Angelhaken: Orden, die ihm Kig Pfirsolipsis alljrlich nach dem gron Wettfischen am Lac Rimant verlieh. Odo Billb flte sich verantwortlich f die Insel. Wenn Gefahr drohte, schlug seine Stunde. Dann vertraute er allein sich selbst und seinem treuen Gefrten, Kommodore Zink, dem alten Wachhund mit der schwammigen Nase.
Kommodore Zink lag tre am Boden und hob den Kopf. Sein verschlafen traniger Blick lieerkennen, dass ihm das Donnern er der Insel ziemlich egal war. Das Fkchen Interesse am Pupillenrand kreiste allein um den Gedanken, womlich ein Signal zum Essenfassen zu hen. Doch leider machte Odo Billb keine Anstalten, den Fressnapf zu flen. Stattdessen starrte der Palastwhter mit hochrotem Kopf auf das bunte, mit Monitoren, Knfen, Schaltern und Hebeln erse Schaltpult und versuchte, das Alarmgeben in den Griff zu bekommen. Im Raum roch es verschmort und die Sirene der Heringsburg heulte lauter als jemals zuvor.
Nicht einmal kleinere Pannen konnte Odo selbst beheben. Wann immer etwas schief ging, brlte er: "Kellerling! Zackzack!!" Dann eilten Rufus und Bustopher herbei, schauten sich die Bescherung an und behoben das Problem mit ein paar geschickten Hand- und Pfotengriffen.
An diesem Tag brlte Odo Billb besonders laut, denn der Alarm hatte Orkanstke erreicht, und Odo versuchte dagegenzuhalten.
"Kellerling!!! Hst du nicht!!! Zackzack!!!"
Wieder und wieder bellte seine Stimme durch die Gge der Heringsburg. Doch es war sinnlos. Er konnte sich nicht durchsetzen gegen den Sirenenton, der bis hiner nach Sttebek drang.
Den Baldrianern allerdings wich der anfgliche Schreck schnell aus den Gliedern. "Ach so", scherzten sie, "Odo Billb gibt Alarm. Wie sch. Der Tag kann noch heiter werden." Baldrianer, die durch Sttebeks enge Gassen zum Hafen geflhtet waren, blickten erleichtert auf und schlugen sich lachend die Hde vor den Kopf: "Palastalarm. Na also!" Alles war gut. Die heulende Sirene klang wie das Lachen einer katzenkfigen Insel er Odo Billb, die grte Palastwhterkatastrophe ihrer Geschichte.
Im Keller der Heringsburg saRufus hinter einem Berg von Kleidung, die er zu flicken und zu waschen hatte. Er war eingenickt. Ein Buch war ihm aus den Hden geglitten und rutschte den Wchehaufen entlang Richtung Boden.
Rufus hietatshlich nur Rufus. Sein Beiname "der Kellerling" war ein besonders geistreicher Einfall von Odo Billb. Bei jeder Gelegenheit wollte Odo ihm zeigen, dass Rufus, der Fremde, der als Sgling am Strand von Baldrium gefunden worden war, nicht in den Palast gehte. Dorthin aber hatte es Rufus gezogen, nachdem er zehn Jahre lang bei Melisande im Sinisterwald gelebt hatte. "Ich verstecke mich nicht", hatte er gesagt, und Melisande hatte ihn gehen lassen, zusammen mit Bustopher. Sie behielt ihn zwar weiterhin im Auge. Aber sie wusste, dass er sich allein durchsetzen wollte.
Das gelang ihm auch. Wenn Odo Billb in seiner Gegenwart den Zeigefinger hob und vor ihm, dem Fremden, warnte, machte Rufus sich kerzengerade und sagte mit zornig funkelndem Blick:
"Fremd ist man nur, wo man nicht hereingelassen wird."
Das wirkte.
Kig Pfirsolipsis perslich hatte ihm erlaubt, im Palast zu arbeiten. Dennoch lieOdo keine Gelegenheit aus, ihn Kellerling zu nennen und ihn herumzukommandieren. Er sorgte daf, dass Rufus in der Palastkhe, in der Wchekammer und im Garten nur die niedrigsten Arbeiten bekam. Er schwzte ihn bei Benjamin Brwfel, dem Palastkoch, an und beim Gartenverwalter und Schreinermeister Wurm. Er erzlte jedem, dass Rufus ein Sicherheitsrisiko sei, und er hatte den Kig sogar davon erzeugen knen, die Heringsburg mit einem erwachungssystem auszustatten. So hatte Quantensprung Achterwahn eine Dampfrrenleitung zum Palast gelegt, einen Stromgenerator installiert und Odos Wachstube mit komplizierter Technik voll gestopft. Mit dem Ergebnis allerdings, dass Odo Billb sie nur dann bedienen konnte, wenn Rufus ihm half.
Als die Palastmauern erzitterten und die Gitter vor den Kellerfenstern klapperten, fiel das Buch, das Rufus aus den Hden geglitten war, endgtig zu Boden. Rufus schreckte aus dem Schlaf, riss am nhstgelegenen Kleidungsstk und schleuderte dabei Bustopher hoch, der schnurrend in einer Mulde von Khenschzen gelegen hatte. Fauchend versuchte der Kater, sich in die Luft zu krallen. Noch bevor er richtig wach war, plumpste er auf seine Pfoten und machte einen Buckel, als wollte er gleich wieder davonschnellen. Seine Augen leuchteten gelb, sein pechschwarzes Fell knisterte und seine Schnurrbarthaare bewegten sich sirrend wie Libellenflel. Als er die Alarmsirene hte, fauchte er wieder und zuckte nerv mit dem Schwanz. Dann fiel ihm ein, dass er kein gewnlicher Kater war, sondern der Sohn von Melisandes geheimnisvoller Katze Abraxa - und also konnte er sprechen.
"Was ist das?", knurrte er, noch immer verwirrt. "Wollte Billb einen Feuerwerkskper testen?"
Rufus horchte und rieb sich die Augen, aber aur Heulen war nichts zu hen.
"Feuerwerk testet man nicht", gnte er, "schon gar nicht am Tag!"
Er zwgte sich hinter dem Wcheberg hervor und trat ans Fenster.
"Vielleicht ist Kommodore Zink er seine Ohren gestolpert und gegen die Speisekammert gerollt. Dick genug we er ja."
"Stimmt", sagte Rufus, "und hungrig genug wohl auch."
Rufus grinste und schaute nach draun. Das Fenster lag nur halb er der Erde. Der Blick reichte nicht sehr weit in den Palastgarten hinein. Vor dem Fenster wucherten Blaublenfarne und Kobaltrosen. Nur nach oben, in den Himmel, konnte man wunderbar blicken.
"Es hte sich an wie Kanonendonner."
Bustopher verdrehte die Augen und sprang neben Rufus' Kopf auf das schmale Fensterbrett. In der Ferne, hoch er der Insel, schwebten gre Punkte am Himmel. Die Punkte bewegten sich beschaulich wie Fallschirme. Langsam, ganz langsam sanken sie tiefer. Sie fielen senkrecht nach unten und Rufus kam ein Gedanke.
"Sie gehen am Ostufer des Sees nieder, oder?" Er kratzte sich am Ohr. "Mir schwant da was."
"Am Ostufer? Das we schon mlich", meinte Bustopher. "Aber worauf willst du hinaus?"
"Na, am Ostufer lebt Hein Grisch. Und wenn Hein Grisch sich etwas ausgedacht hat, steckt immer noch ein anderer dahinter. Geht dir ein Licht auf?"
"Quantensprung Achterwahn", stnte Bustopher. Es klang beinahe wie ein jammerndes Maunzen und unwillklich lieder Kater seine Schnurrbarthaare sirren.
"Genau", sagte Rufus. "Wir sollten ihn besuchen. Komm!"
Rufus trat vom Fenster zurk und flitzte aus der Wchekammer hinaus. Bustopher folgte ihm, ein schwarzer Schatten, der er den Boden huschte. Noch immer heulte die Alarmsirene. Und noch immer brlte Odo Billb nach dem Kellerling. Rufus jedoch hte ihn nicht. Er stahl sich aus dem Palast, nahm den schmalen Pfad Richtung Zwirbelbartwald zur Buckelwalbrke und lief hiner zur Landzunge, auf der der Leuchtturm des Erfinders stand.
Der Tag versprach, spannend zu werden. ...
... weniger
Autoren-Porträt von Thomas Krüger
Thomas Krüger, geboren 1962 in Ostwestfalen, arbeitete zunächst als Journalist für Tageszeitungen und Magazine. Heute ist er Hörbuch- und Kinderbuchverleger, Autor von Kinderbüchern (Jo Raketen-Po) und zahllosen Sonetten u.a. an Donald Duck. Thomas Krüger lebt mit seiner Familie in Bergisch Gladbach bei Köln.
Bibliographische Angaben
- Autor: Thomas Krüger
- Altersempfehlung: 10 - 12 Jahre
- 2004, 253 Seiten, Maße: 14,4 x 22,4 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: cbj
- ISBN-10: 3570127559
- ISBN-13: 9783570127551
Kommentar zu "Rufus und das Geheimnis der weißen Elefanten"
0 Gebrauchte Artikel zu „Rufus und das Geheimnis der weißen Elefanten“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Rufus und das Geheimnis der weißen Elefanten".
Kommentar verfassen