Schattenschwingen / Schattenschwingen Trilogie Bd.1
Gerade als Mila und Sam sich frisch verliebt haben, verschwindet Sam spurlos. Ist er von der Klippe gestürzt? Mila ist überzeugt , dass Sam noch lebt. Und dann steht er tatsächlich wieder vor ihr - doch nicht als Mensch, sondern als Schattenschwinge, ein engelsgleiches Wesen.
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Produktinformationen zu „Schattenschwingen / Schattenschwingen Trilogie Bd.1 “
Gerade als Mila und Sam sich frisch verliebt haben, verschwindet Sam spurlos. Ist er von der Klippe gestürzt? Mila ist überzeugt , dass Sam noch lebt. Und dann steht er tatsächlich wieder vor ihr - doch nicht als Mensch, sondern als Schattenschwinge, ein engelsgleiches Wesen.
Klappentext zu „Schattenschwingen / Schattenschwingen Trilogie Bd.1 “
Himmlische Liebe, irdisches VerlangenSeit langem ist Mila von Samuel, dem besten Freund ihres älteren Bruders Rufus, fasziniert. Bannte sie zuerst nur seine ungewöhnliche Ausstrahlung, so kommt kurz vor ihrem sechzehnten Geburtstag eine ganz andere Art der Verzauberung hinzu: Mila verliebt sich in Sam. Und er scheint ihre Gefühle zu erwidern. Doch gerade als sich die beiden näherkommen, passiert etwas Schreckliches. Sam verschwindet und Rufus, der in jener Nacht mit seinem Freund zusammengewesen war, kann sich nur schemenhaft erinnern. Ist Sam von der Klippe gestürzt?
Während alle anderen vom Tod des Jungen überzeugt sind, glaubt Mila, dass Sam noch lebt. Und tatsächlich: An ihrem Geburtstag steht er wieder vor ihr doch er ist nicht mehr der, der er einmal war. Sam ist eine Schattenschwinge geworden, ein engelsgleiches Wesen und nur aus Liebe zu Mila ist er in die Welt der Menschen zurückgekehrt ...
Auftakt einer packenden romantischen Fantasytrilogie zum Trendthema Engel.
"Tanja Heitmann ist die deutsche Antwort auf Stephenie Meyer!" -- Peter Hetzel, Sat.1 Frühstücksfernsehen
"Tanja Heitmann setzt mit ihrem Roman Schattenschwingen einen neuen Trend in der deutschen Fantasy-Literatur." -- Frau im Spiegel
"Die Geschichte nimmt den Leser von der ersten Seite an gefangen." -- Main-Post
"Tanja Heitmann setzt mit ihrem Roman Schattenschwingen einen neuen Trend in der deutschen Fantasy-Literatur." -- Frau im Spiegel
"Die Geschichte nimmt den Leser von der ersten Seite an gefangen." -- Main-Post
Lese-Probe zu „Schattenschwingen / Schattenschwingen Trilogie Bd.1 “
Schattenschwingen von Tanja HeitmannProlog
Wer die Unendlichkeit vor sich hat, für den ist Zeit nur dann von Bedeutung, wenn man ihren Lauf um jeden Preis beeinflussen will. In Ewigkeit zu leben, erschien ihm nur verlockend, solange er sie auch beherrschte. Doch genau davon entfernte er sich mit jedem Atemzug, den die Menschheit tat, immer mehr. Auch wenn er den Gedanken kaum ertrug, so war er bloß ein Gefangener, an eine nie endende Nacht gefesselt. Nur für flüchtige Augenblicke gelang es ihm, dem Schlaf, der ihn umfangen hielt, zu entkommen.
Dann begriff er, dass er im dunkelsten Raum des Universums hockte: im Reich der Träume, der Quelle seiner früheren Macht. Der letzten Bastion, die ihm nach dem Scheitern seiner Pläne geblieben war. Wie ein verletztes Tier, das sich in seinem Bau verkriecht, war er dorthin geflüchtet, ein Gefangener seiner selbst. Langsam, aber unaufhaltsam drang das Weiße Licht in seine Zuflucht ein. Hell und blendend, alles auslöschend, wonach er sich sehnte. Sollte er nicht bald den Weg aus seinem Schlaf herausfinden und die Kraft erlangen, sich seinen Gegnern zu stellen, würde ihn das Licht aufzehren wie die Mittagssonne den Schatten. Und nichts anderes als ein Schatten war er, seit man ihn seiner Magie beraubt hatte. Um dem Licht zu entkommen, das immer gnadenloser um ihn herum leuchtete, würde er erwachen müssen.
Erst dann konnte er die Ewigkeit erneut beherrschen. Aber wie? Er war zu müde, um seine Schwingen auch nur anzuheben. Er konnte sie ja nicht einmal erahnen. Seit wann war das nun schon so? Er erinnerte sich nicht. Erneut griff die süße Macht des Schlafes nach ihm und es gelang ihm nicht, sich ihr zu entziehen. Dieses Mal noch nicht. Aber bald. Und bis dahin würde er durch die Träume der Sterblichen wandeln und denjenigen unter ihnen suchen, der ihn endgültig der verführerischen,
... mehr
süßen Zuflucht des Schlafs entreißen würde.
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Sternenleuchten
Mila
Es war nicht gerade einfach, Samuel Bristol zu übersehen. Allerdings lag das weniger an seinem Äußeren obgleich er meiner Meinung nach umwerfend aussah mit seinem Strubbelhaar, den meerfarbenen Augen und seinen breiten, aber etwas hageren Schultern, als hätte er den Schuss in die Höhe, den er vor einiger Zeit gemacht hatte, noch nicht richtig ausgeglichen.
Was man seinen Bewegungen allerdings längst nicht mehr ansah: Die waren voller Anmut, auch wenn ich wohl die Einzige war, die Sam mit diesem Wort beschreiben würde. Aber ich fand, es passte. Alles an ihm war anmutig, selbst wenn er einfach nur mit den Jungs beisammenstand und herumalberte. Doch es war weniger sein Aussehen als vielmehr seine Aura, wegen der sich ihm alle Blicke zuwandten, sobald er einen Raum betrat. Eine Tatsache, die er nach Kräften zu ignorieren versuchte. Nutzlos. Jeder geriet in den Bann von Sams Aura. Seit ich vor einigen Jahren mit meiner Familie in den Küstenort St. Martin gezogen war, hatte ich mir den Kopf über seine unvergleichliche Ausstrahlung zerbrochen.
Als ich Sam zum ersten Mal sah, erschien er mir wie ein Lichtstrahl, so hell, dass alles um ihn herum verblasste. Gleißendhell und wunderschön. Die Welt stand still. Er ging mit einigen Leuten aus seinem Jahrgang über den Schulflur, also eine denkbar unspektakuläre Kulisse für einen solchen Moment.
Er tat auch nichts weiter, als einfach an mir vorbeizugehen. Doch ich stand da wie gebannt. Ich konnte anschließend nicht einmal sagen, ob er mich überhaupt bemerkt hatte. Warum auch? Als elfjähriges Mädchen segelte ich schlicht unter dem Radar dieses zwei Jahre älteren Jungen durch, der ohnedies auch noch gut und gern eineinhalb Köpfe größer war als ich.
All dies änderte jedoch nichts daran, dass ich verzaubert war. Wirklich und vollkommen verzaubert. Sam war eine Erscheinung, die ich mit nichts anderem vergleichen konnte. Und das Verrückte daran war, dass ich das keine Sekunde lang in Frage stellte. Nun ja, ich war damals gerade ausgesprochen empfänglich für alles Wunderbare. Mein Regal voller Bücher über Meerjungfrauen, Elfen und Waldtrolle war der beste Beweis dafür. Außerdem war mein Blick auf die Welt ohnehin anders als der anderer Mädchen meines Alters. Meine Mutter führte das auf meine kreative Ader zurück.
Ich konnte Einzelheiten besonders gut erkennen, was mir vor allem beim Malen entgegenkam. Der Haken an der Sache war, dass mir gelegentlich Details so sehr ins Auge stachen, dass ich den Blick fürs Ganze verlor. Manchmal erkannte ich also ein Haus nicht wieder, konnte dafür aber bis ins Kleinste den Türgriff beschreiben. Oder das Gesicht eines Lehrers bestand in meiner Erinnerung nur aus seiner Nase, die konnte ich dafür allerdings blind zeichnen.
»Selektive Wahrnehmung« nannte mein Vater das. Klingt nicht besonders schmeichelhaft, es erklärt jedoch zumindest, warum ich jahrelang einzig das helle Strahlen wahrgenommen habe, das Sam umgab, es aber niemals wirklich verstand. Kein anderer Mensch machte je einen solch starken Eindruck auf mich wie Samuel Bristol. Noch etwas anderes bestätigte meinen Eindruck, dass diesen Jungen etwas Magisches umgab: Mein fast drei Jahre älterer Bruder Rufus war ihm ebenfalls erlegen. Nicht dass Rufus das jemals zugegeben hätte lieber wäre er tot umgefallen. Mein Bruder gab viel auf Coolness. Mit seiner unnahbaren, oft auch abfälligen Art machte er überall Eindruck.
Ich selbst konnte das nie wirklich begreifen. Weshalb war jemand so heiß begehrt, der sich dermaßen abweisend verhielt? Vielleicht lag es daran, dass ich Rufus morgens beim Frühstück gegenübersaß, wenn seine dunklen Locken in alle Himmelsrichtungen abstanden und es ihm kaum gelang, den Löffel mit den Cornflakes gerade in den Mund zu schieben. Jedenfalls war Rufus nicht die Sorte Junge, die es nötig hatte, irgendjemanden anzuhimmeln. Nur bei Sam versagten seine Abwehrsysteme.
Um seine Freundschaft bemühte Rufus sich wirklich. Allerdings brauchte er nach unserem Umzug nach St. Martin sage und schreibe schlappe zwei Jahre, um Sam als Freund zu gewinnen.
An dem Nachmittag, an dem ich zum ersten Mal von Rufus' neuer Freundschaft hörte, saß ich auf meinem Bett, das ich unter das große Fenster geschoben hatte, obwohl mich deshalb morgens das Sonnenlicht kitzelte. Dafür brauchte ich nur vom Kissen aufzublicken und sah in den Garten, den meine Mutter seit unserem Einzug in ein verwildertes Kunstwerk verwandelt hatte. Waldreben und üppige Kletterrosen schlangen sich um Baumstämme und den Zaun, Lavendel bauschte sich silberblau neben Türmen von Lupinen, und jeder Flecken Erde war mit Vergissmeinnicht zugewuchert. Mitten in diesem Urwald blitzte gelegentlich der karottenfarbene Pixischopf meiner Mutter Reza auf. Wie immer dankte ich dem Schicksal dafür, dass ich ihre Haarfarbe nicht geerbt hatte, sondern das Schokoladenbraun meines Vaters. Zu meiner Hippiemutter passte es, keine Frage.
Aber man braucht schon ein unerschütterliches Ego, wenn man über die vielen Witze, die die Leute über rote Haare auf Lager haben, mitlachen und trotzdem aufrecht durchs Leben gehen will. Vielleicht war ich ja irgendwann einmal auch so lässig drauf, aber im Augenblick fand ich es einfach besser, nicht wie ein Feuermelder aus der Masse zu ragen. Rufus gehörte nicht zu den Leuten, die höflich an die Tür klopften. Er kam einfach rein holterdipolter , wie es so seine Art war.
»Na, Schwesterherz, was malst du denn da?«
Zwei Dinge ließen mich aufhorchen: Erstens nannte mein Bruder mich nie »Schwesterherz« außer er wollte etwas von mir. Und zweitens lag sein Interesse an meinen Malversuchen normalerweise so ziemlich bei null. Er wollte also unbedingt etwas von mir. Demonstrativ blickte ich zum Fenster hinaus und unterdrückte ein Grinsen. Ich würde ihn erst einmal eine Runde an der Angel zappeln lassen, denn mangelnde Beachtung war etwas, das Rufus ganz schlecht vertrug.
Da ich allerdings nur selten die Gelegenheit bekam, meinen großen Bruder auflaufen zu lassen, würde ich das hier auf jeden Fall auskosten. Rufus ließ sich mit seinem ganzen Gewicht auf mein Bett plumpsen und fing an, die Widerstandskraft der Matratze zu testen, indem er darauf auf und ab hüpfte. Unbeirrt ließ ich den Kohlestift weiter über das Papier schaben, nur damit er ein Geräusch machte, als würde ich trotz Rufus' Sabotageversuchs tapfer weiterzeichnen.
Dabei hatte ich den Gedanken an die Skizze von unserer Gartenlaube längst aufgegeben. Ehrlich gesagt, hielt ich es vor Neugierde kaum noch aus. Was konnte Rufus bloß von mir wollen?
»Okay«, gab er schließlich auf. »Ich schlage dir einen Handel vor: Entweder legst du jetzt den Block beiseite, oder ich mache mich auf die Suche nach deinem Tagebuch und werde darin lesen, bis du mit deinem Gekrakel fertig bist.«
»Ich habe gar kein Tagebuch!« Das war eine Lüge und Rufus sah es mir auch sofort an. Zumindest zog er überheblich die Brauen in die Höhe. Ich war einfach eine schlechte Lügnerin.
»Schon gut. Also, was willst du von mir?« Einen Moment lang sonnte sich Rufus im Glanz seines Sieges, dann kniff er mich vor lauter Genugtuung, mich kleingekriegt zu haben, in den großen Zeh. Ohne zu zögern, holte ich mit dem Block aus und traf volle Breitseite seinen Oberarm.
Nach einem halben Leben voller Kitzelattacken, Raufereien und gelegentlichem Armdrücken hatte mein großer Bruder immer noch nicht begriffen, dass ich im Vergleich zu ihm zwar nur eine halbe Portion, aber trotzdem alles andere als eine leichte Beute war. Ich war schlicht schneller und viel zielgerichteter als er. Trotzdem sah er mich jedes Mal völlig erstaunt an, wenn ich mich erfolgreich gegen ihn zur Wehr setzte.
Als sei er der festen Überzeugung, dass kleine Schwestern aus Prinzip unterlegen sein müssten. Mit erhobenem Haupt legte ich den Block beiseite und sagte: »Los, raus mit der Sprache. Was willst du von mir?« Rufus rieb sich immer noch den Arm, obwohl der Schlag keinesfalls wehgetan haben konnte. Es ging wohl eher um seinen verletzten Stolz. Die Sache musste ihm wirklich wichtig sein, denn er schluckte ihn herunter.
»Tu mir den Gefallen und ruf bei Julia an. Quatsch ein bisschen mit ihr, und dann erwähnst du ganz nebenbei, dass ich heute nicht zum Muay-Thai-Training gehe, weil ich Dad beim Umräumen seines Büros helfen muss oder so. Denk dir irgendeine passable Ausrede aus, ja?«
Julia, aus dem Jahrgang über mir, war Rufus' größter Fan und folgte ihm überallhin. In der Regel ignorierte er sie, aber ich hatte den Verdacht, dass sie ihn keineswegs störte, sondern eher seinem Ego schmeichelte. Als wenn das so klein gewesen wäre!
Jedenfalls folgte Julia seiner Spur sogar bis zum Muay Thai, lungerte während des Trainings in der Halle rum und wenn Rufus anschließend auf den Bus wartete, klebte sie wie ein Schatten an seiner Seite. Ich wunderte mich schon seit Längerem, dass er nichts dagegen unternahm, denn all seine Kumpels machten sich schon über seine »Klette« lustig.
Mein Vater hatte Rufus den Thaiboxen-Kurs zum sechzehnten Geburtstag geschenkt, in der Hoffnung, dass er sich dort ordentlich auspowern und dadurch insgesamt verträglicher würde. Nach einigem Gemaule war er hingegangen und vollauf begeistert und unsere gesamte Familie von den Socken, denn mein Bruder spielte zwar gern Basketball oder ging surfen, aber nur, wenn ihm der Sinn danach stand. Zweimal die Woche freiwillig zu einem festen Termin aufzuschlagen und auf einen strengen Trainer zu hören, war so gar nicht Rufus. Vor allem, weil er zum Training den Bus nehmen musste und Busfahren eigentlich komplett unter seiner Würde war.
Er lebte auf den Tag hin, an dem er endlich seinen Führerschein in der Tasche hatte.
»Also, bist du nun mein Schwesterherz und rufst Julia an?«, hakte Rufus nach.
»Keine Chance«, erwiderte ich und nahm den Kohlestift erneut zur Hand.
»Mit solchen blöden Spielchen will ich nichts zu tun haben. Wenn du Julia nicht um dich herum haben willst, sag ihr das gefälligst persönlich. Dann sieht sie vielleicht endlich mal klar und sucht sich einen Jungen, der sich auch für sie interessiert.«
Es war Rufus deutlich anzusehen, dass er mit sich kämpfte, wie viel er mir erzählen konnte. Aus welchem Grund auch immer, er wollte Julia unbedingt vom Hals haben, wenn er heute zum Muay Thai ging.
»Es ist so«, quälte Rufus mit deutlichem Widerwillen hervor. »Du kennst doch Sam Bristol. Der ist auch beim Boxen und ... na ja, wir quatschen da ab und zu. Heute holte er mich sogar ab und nach dem Training stehen wir sicherlich noch zusammen rum, bis der Bus kommt. Wenn Julia dann wieder mit diesem verklärten Blick an mir hängt, ist das reichlich uncool.«
Unwillkürlich klappte mein Kiefer nach unten. Es war Rufus tatsächlich gelungen, Sams Aufmerksamkeit zu erregen! Zuvor hatten sie zwar denselben Jahrgang besucht, aber irgendwie war mein Bruder nie an Sam rangekommen. Die meisten Jungen auf unserer Schule mochten Sam. Nicht etwa wegen seiner ungewöhnlichen Ausstrahlung, sondern, weil er ein guter Kumpel war.
Er aber wusste ziemlich genau, wen er mochte und wen er besser auf Distanz hielt. Also musste sich selbst Rufus bei ihm anstrengen.
»Samuel Bristol ist in deinem Muay-Thai-Kurs und er holt dich gleich ab? Wie hast du das denn hinbekommen?« Rufus grinste selbstgefällig.
»Es ist ja kein Geheimnis, dass Sam eine Schwäche fürs Meer hat. Also habe ich ihm ganz nebenbei ein paar Geschichten über unsere Segeltörns erzählt. So Sachen rund ums Segeln und Basteln an der Wilden Vaart, Jungskram eben.«
Ja, dass konnte ich mir gut vorstellen, dass Rufus da einiges zu erzählen hatte. Unser Vater hatte das alte Segelschiff, eine Ewer, kurz nach unserem Umzug nach St. Martin gekauft und seitdem nicht mehr aufgehört, gemeinsam mit Rufus daran herumzubasteln. Das hatte die Wilde Vaart auch dringend nötig gehabt, denn sie war nicht mehr als ein morsches Stück Holz mit zwei Masten gewesen, das sich erstaunlicherweise über Wasser halten konnte.
Mittlerweile war sie ein richtiges Schmuckstück, mit einer hölzernen Reling und moosgrünem Rumpf. Aber vor allem machte sie ordentlich Fahrt und damit ihrem Namen alle Ehre. Was manche Familienmitglieder gut fanden, andere dafür weniger ... ich zum Beispiel.
»Wenn man Sam Storys erzählt, in denen von Geschwindigkeit und dem Meer die Rede ist, hat man seine volle Aufmerksamkeit.«
Ich verzog das Gesicht, als mir klar wurde, dass Sam in dieser Hinsicht vollkommen anders tickte als ich. Wasser in Kombination mit Tempo war so gar nicht meins. Rufus nahm auf solche Feinheiten allerdings wenig Rücksicht.
»Jedenfalls kam das alles wohl ziemlich gut an bei ihm, seitdem quatschen wir immer miteinander. Und wenn er mich heute abholt, will ich einfach nicht, dass Julia mir alles versaut.«
Mir blieb nichts anderes übrig, als zu nicken. Das war eine fiese Nummer, keine Frage. Aber hier ging es um Sam. Als es später an unserer Haustür klingelte, blieb ich allerdings vor lauter schlechtem Gewissen in unserer Wohnküche sitzen. Nicht nur, weil ich Julia am Telefon eine Lügengeschichte erzählt hatte, sondern auch, weil ich mir plötzlich wie ihre Zwillingsschwester vorkam.
Einen Jungen aus der Ferne anzuhimmeln, war die eine Sache. Sich seinetwegen zu erniedrigen, eine ganz andere. Ich wollte keine erduldete »Klette« sein, indem ich mir Rufus' Freundschaft zunutze machte ganz egal, wie sehr Sam mich anzog.
Dafür gelang es meiner Mutter, einen Blick auf unseren Besucher zu werfen, als sie ihm die Tür öffnete wenn auch nur einen ganz kurzen. Denn Rufus stürzte bereits wie ein Irrer die Treppe hinunter, um seinen neuen Freund so schnell wie möglich abzufangen. Bevor meine Mutter auf die Idee kommen konnte, Sam reinzubitten, schlug Rufus auch schon die Eingangstür hinter sich zu.
Ich bekam nicht mal Sams Stimme zu hören. Eigentlich hatte ich im Stillen gehofft, dass Rufus ein bisschen auf sich warten lassen würde. Als Reza mein enttäuschtes Gesicht sah, schenkte sie mir ein spitzbübisches Lächeln, bei dem sich die Fältchen um ihre Augen vertieften und das sie sehr nett aussehen ließ.
© 2010 cbt Verlag, München
Alle Rechte vorbehalten
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Sternenleuchten
Mila
Es war nicht gerade einfach, Samuel Bristol zu übersehen. Allerdings lag das weniger an seinem Äußeren obgleich er meiner Meinung nach umwerfend aussah mit seinem Strubbelhaar, den meerfarbenen Augen und seinen breiten, aber etwas hageren Schultern, als hätte er den Schuss in die Höhe, den er vor einiger Zeit gemacht hatte, noch nicht richtig ausgeglichen.
Was man seinen Bewegungen allerdings längst nicht mehr ansah: Die waren voller Anmut, auch wenn ich wohl die Einzige war, die Sam mit diesem Wort beschreiben würde. Aber ich fand, es passte. Alles an ihm war anmutig, selbst wenn er einfach nur mit den Jungs beisammenstand und herumalberte. Doch es war weniger sein Aussehen als vielmehr seine Aura, wegen der sich ihm alle Blicke zuwandten, sobald er einen Raum betrat. Eine Tatsache, die er nach Kräften zu ignorieren versuchte. Nutzlos. Jeder geriet in den Bann von Sams Aura. Seit ich vor einigen Jahren mit meiner Familie in den Küstenort St. Martin gezogen war, hatte ich mir den Kopf über seine unvergleichliche Ausstrahlung zerbrochen.
Als ich Sam zum ersten Mal sah, erschien er mir wie ein Lichtstrahl, so hell, dass alles um ihn herum verblasste. Gleißendhell und wunderschön. Die Welt stand still. Er ging mit einigen Leuten aus seinem Jahrgang über den Schulflur, also eine denkbar unspektakuläre Kulisse für einen solchen Moment.
Er tat auch nichts weiter, als einfach an mir vorbeizugehen. Doch ich stand da wie gebannt. Ich konnte anschließend nicht einmal sagen, ob er mich überhaupt bemerkt hatte. Warum auch? Als elfjähriges Mädchen segelte ich schlicht unter dem Radar dieses zwei Jahre älteren Jungen durch, der ohnedies auch noch gut und gern eineinhalb Köpfe größer war als ich.
All dies änderte jedoch nichts daran, dass ich verzaubert war. Wirklich und vollkommen verzaubert. Sam war eine Erscheinung, die ich mit nichts anderem vergleichen konnte. Und das Verrückte daran war, dass ich das keine Sekunde lang in Frage stellte. Nun ja, ich war damals gerade ausgesprochen empfänglich für alles Wunderbare. Mein Regal voller Bücher über Meerjungfrauen, Elfen und Waldtrolle war der beste Beweis dafür. Außerdem war mein Blick auf die Welt ohnehin anders als der anderer Mädchen meines Alters. Meine Mutter führte das auf meine kreative Ader zurück.
Ich konnte Einzelheiten besonders gut erkennen, was mir vor allem beim Malen entgegenkam. Der Haken an der Sache war, dass mir gelegentlich Details so sehr ins Auge stachen, dass ich den Blick fürs Ganze verlor. Manchmal erkannte ich also ein Haus nicht wieder, konnte dafür aber bis ins Kleinste den Türgriff beschreiben. Oder das Gesicht eines Lehrers bestand in meiner Erinnerung nur aus seiner Nase, die konnte ich dafür allerdings blind zeichnen.
»Selektive Wahrnehmung« nannte mein Vater das. Klingt nicht besonders schmeichelhaft, es erklärt jedoch zumindest, warum ich jahrelang einzig das helle Strahlen wahrgenommen habe, das Sam umgab, es aber niemals wirklich verstand. Kein anderer Mensch machte je einen solch starken Eindruck auf mich wie Samuel Bristol. Noch etwas anderes bestätigte meinen Eindruck, dass diesen Jungen etwas Magisches umgab: Mein fast drei Jahre älterer Bruder Rufus war ihm ebenfalls erlegen. Nicht dass Rufus das jemals zugegeben hätte lieber wäre er tot umgefallen. Mein Bruder gab viel auf Coolness. Mit seiner unnahbaren, oft auch abfälligen Art machte er überall Eindruck.
Ich selbst konnte das nie wirklich begreifen. Weshalb war jemand so heiß begehrt, der sich dermaßen abweisend verhielt? Vielleicht lag es daran, dass ich Rufus morgens beim Frühstück gegenübersaß, wenn seine dunklen Locken in alle Himmelsrichtungen abstanden und es ihm kaum gelang, den Löffel mit den Cornflakes gerade in den Mund zu schieben. Jedenfalls war Rufus nicht die Sorte Junge, die es nötig hatte, irgendjemanden anzuhimmeln. Nur bei Sam versagten seine Abwehrsysteme.
Um seine Freundschaft bemühte Rufus sich wirklich. Allerdings brauchte er nach unserem Umzug nach St. Martin sage und schreibe schlappe zwei Jahre, um Sam als Freund zu gewinnen.
An dem Nachmittag, an dem ich zum ersten Mal von Rufus' neuer Freundschaft hörte, saß ich auf meinem Bett, das ich unter das große Fenster geschoben hatte, obwohl mich deshalb morgens das Sonnenlicht kitzelte. Dafür brauchte ich nur vom Kissen aufzublicken und sah in den Garten, den meine Mutter seit unserem Einzug in ein verwildertes Kunstwerk verwandelt hatte. Waldreben und üppige Kletterrosen schlangen sich um Baumstämme und den Zaun, Lavendel bauschte sich silberblau neben Türmen von Lupinen, und jeder Flecken Erde war mit Vergissmeinnicht zugewuchert. Mitten in diesem Urwald blitzte gelegentlich der karottenfarbene Pixischopf meiner Mutter Reza auf. Wie immer dankte ich dem Schicksal dafür, dass ich ihre Haarfarbe nicht geerbt hatte, sondern das Schokoladenbraun meines Vaters. Zu meiner Hippiemutter passte es, keine Frage.
Aber man braucht schon ein unerschütterliches Ego, wenn man über die vielen Witze, die die Leute über rote Haare auf Lager haben, mitlachen und trotzdem aufrecht durchs Leben gehen will. Vielleicht war ich ja irgendwann einmal auch so lässig drauf, aber im Augenblick fand ich es einfach besser, nicht wie ein Feuermelder aus der Masse zu ragen. Rufus gehörte nicht zu den Leuten, die höflich an die Tür klopften. Er kam einfach rein holterdipolter , wie es so seine Art war.
»Na, Schwesterherz, was malst du denn da?«
Zwei Dinge ließen mich aufhorchen: Erstens nannte mein Bruder mich nie »Schwesterherz« außer er wollte etwas von mir. Und zweitens lag sein Interesse an meinen Malversuchen normalerweise so ziemlich bei null. Er wollte also unbedingt etwas von mir. Demonstrativ blickte ich zum Fenster hinaus und unterdrückte ein Grinsen. Ich würde ihn erst einmal eine Runde an der Angel zappeln lassen, denn mangelnde Beachtung war etwas, das Rufus ganz schlecht vertrug.
Da ich allerdings nur selten die Gelegenheit bekam, meinen großen Bruder auflaufen zu lassen, würde ich das hier auf jeden Fall auskosten. Rufus ließ sich mit seinem ganzen Gewicht auf mein Bett plumpsen und fing an, die Widerstandskraft der Matratze zu testen, indem er darauf auf und ab hüpfte. Unbeirrt ließ ich den Kohlestift weiter über das Papier schaben, nur damit er ein Geräusch machte, als würde ich trotz Rufus' Sabotageversuchs tapfer weiterzeichnen.
Dabei hatte ich den Gedanken an die Skizze von unserer Gartenlaube längst aufgegeben. Ehrlich gesagt, hielt ich es vor Neugierde kaum noch aus. Was konnte Rufus bloß von mir wollen?
»Okay«, gab er schließlich auf. »Ich schlage dir einen Handel vor: Entweder legst du jetzt den Block beiseite, oder ich mache mich auf die Suche nach deinem Tagebuch und werde darin lesen, bis du mit deinem Gekrakel fertig bist.«
»Ich habe gar kein Tagebuch!« Das war eine Lüge und Rufus sah es mir auch sofort an. Zumindest zog er überheblich die Brauen in die Höhe. Ich war einfach eine schlechte Lügnerin.
»Schon gut. Also, was willst du von mir?« Einen Moment lang sonnte sich Rufus im Glanz seines Sieges, dann kniff er mich vor lauter Genugtuung, mich kleingekriegt zu haben, in den großen Zeh. Ohne zu zögern, holte ich mit dem Block aus und traf volle Breitseite seinen Oberarm.
Nach einem halben Leben voller Kitzelattacken, Raufereien und gelegentlichem Armdrücken hatte mein großer Bruder immer noch nicht begriffen, dass ich im Vergleich zu ihm zwar nur eine halbe Portion, aber trotzdem alles andere als eine leichte Beute war. Ich war schlicht schneller und viel zielgerichteter als er. Trotzdem sah er mich jedes Mal völlig erstaunt an, wenn ich mich erfolgreich gegen ihn zur Wehr setzte.
Als sei er der festen Überzeugung, dass kleine Schwestern aus Prinzip unterlegen sein müssten. Mit erhobenem Haupt legte ich den Block beiseite und sagte: »Los, raus mit der Sprache. Was willst du von mir?« Rufus rieb sich immer noch den Arm, obwohl der Schlag keinesfalls wehgetan haben konnte. Es ging wohl eher um seinen verletzten Stolz. Die Sache musste ihm wirklich wichtig sein, denn er schluckte ihn herunter.
»Tu mir den Gefallen und ruf bei Julia an. Quatsch ein bisschen mit ihr, und dann erwähnst du ganz nebenbei, dass ich heute nicht zum Muay-Thai-Training gehe, weil ich Dad beim Umräumen seines Büros helfen muss oder so. Denk dir irgendeine passable Ausrede aus, ja?«
Julia, aus dem Jahrgang über mir, war Rufus' größter Fan und folgte ihm überallhin. In der Regel ignorierte er sie, aber ich hatte den Verdacht, dass sie ihn keineswegs störte, sondern eher seinem Ego schmeichelte. Als wenn das so klein gewesen wäre!
Jedenfalls folgte Julia seiner Spur sogar bis zum Muay Thai, lungerte während des Trainings in der Halle rum und wenn Rufus anschließend auf den Bus wartete, klebte sie wie ein Schatten an seiner Seite. Ich wunderte mich schon seit Längerem, dass er nichts dagegen unternahm, denn all seine Kumpels machten sich schon über seine »Klette« lustig.
Mein Vater hatte Rufus den Thaiboxen-Kurs zum sechzehnten Geburtstag geschenkt, in der Hoffnung, dass er sich dort ordentlich auspowern und dadurch insgesamt verträglicher würde. Nach einigem Gemaule war er hingegangen und vollauf begeistert und unsere gesamte Familie von den Socken, denn mein Bruder spielte zwar gern Basketball oder ging surfen, aber nur, wenn ihm der Sinn danach stand. Zweimal die Woche freiwillig zu einem festen Termin aufzuschlagen und auf einen strengen Trainer zu hören, war so gar nicht Rufus. Vor allem, weil er zum Training den Bus nehmen musste und Busfahren eigentlich komplett unter seiner Würde war.
Er lebte auf den Tag hin, an dem er endlich seinen Führerschein in der Tasche hatte.
»Also, bist du nun mein Schwesterherz und rufst Julia an?«, hakte Rufus nach.
»Keine Chance«, erwiderte ich und nahm den Kohlestift erneut zur Hand.
»Mit solchen blöden Spielchen will ich nichts zu tun haben. Wenn du Julia nicht um dich herum haben willst, sag ihr das gefälligst persönlich. Dann sieht sie vielleicht endlich mal klar und sucht sich einen Jungen, der sich auch für sie interessiert.«
Es war Rufus deutlich anzusehen, dass er mit sich kämpfte, wie viel er mir erzählen konnte. Aus welchem Grund auch immer, er wollte Julia unbedingt vom Hals haben, wenn er heute zum Muay Thai ging.
»Es ist so«, quälte Rufus mit deutlichem Widerwillen hervor. »Du kennst doch Sam Bristol. Der ist auch beim Boxen und ... na ja, wir quatschen da ab und zu. Heute holte er mich sogar ab und nach dem Training stehen wir sicherlich noch zusammen rum, bis der Bus kommt. Wenn Julia dann wieder mit diesem verklärten Blick an mir hängt, ist das reichlich uncool.«
Unwillkürlich klappte mein Kiefer nach unten. Es war Rufus tatsächlich gelungen, Sams Aufmerksamkeit zu erregen! Zuvor hatten sie zwar denselben Jahrgang besucht, aber irgendwie war mein Bruder nie an Sam rangekommen. Die meisten Jungen auf unserer Schule mochten Sam. Nicht etwa wegen seiner ungewöhnlichen Ausstrahlung, sondern, weil er ein guter Kumpel war.
Er aber wusste ziemlich genau, wen er mochte und wen er besser auf Distanz hielt. Also musste sich selbst Rufus bei ihm anstrengen.
»Samuel Bristol ist in deinem Muay-Thai-Kurs und er holt dich gleich ab? Wie hast du das denn hinbekommen?« Rufus grinste selbstgefällig.
»Es ist ja kein Geheimnis, dass Sam eine Schwäche fürs Meer hat. Also habe ich ihm ganz nebenbei ein paar Geschichten über unsere Segeltörns erzählt. So Sachen rund ums Segeln und Basteln an der Wilden Vaart, Jungskram eben.«
Ja, dass konnte ich mir gut vorstellen, dass Rufus da einiges zu erzählen hatte. Unser Vater hatte das alte Segelschiff, eine Ewer, kurz nach unserem Umzug nach St. Martin gekauft und seitdem nicht mehr aufgehört, gemeinsam mit Rufus daran herumzubasteln. Das hatte die Wilde Vaart auch dringend nötig gehabt, denn sie war nicht mehr als ein morsches Stück Holz mit zwei Masten gewesen, das sich erstaunlicherweise über Wasser halten konnte.
Mittlerweile war sie ein richtiges Schmuckstück, mit einer hölzernen Reling und moosgrünem Rumpf. Aber vor allem machte sie ordentlich Fahrt und damit ihrem Namen alle Ehre. Was manche Familienmitglieder gut fanden, andere dafür weniger ... ich zum Beispiel.
»Wenn man Sam Storys erzählt, in denen von Geschwindigkeit und dem Meer die Rede ist, hat man seine volle Aufmerksamkeit.«
Ich verzog das Gesicht, als mir klar wurde, dass Sam in dieser Hinsicht vollkommen anders tickte als ich. Wasser in Kombination mit Tempo war so gar nicht meins. Rufus nahm auf solche Feinheiten allerdings wenig Rücksicht.
»Jedenfalls kam das alles wohl ziemlich gut an bei ihm, seitdem quatschen wir immer miteinander. Und wenn er mich heute abholt, will ich einfach nicht, dass Julia mir alles versaut.«
Mir blieb nichts anderes übrig, als zu nicken. Das war eine fiese Nummer, keine Frage. Aber hier ging es um Sam. Als es später an unserer Haustür klingelte, blieb ich allerdings vor lauter schlechtem Gewissen in unserer Wohnküche sitzen. Nicht nur, weil ich Julia am Telefon eine Lügengeschichte erzählt hatte, sondern auch, weil ich mir plötzlich wie ihre Zwillingsschwester vorkam.
Einen Jungen aus der Ferne anzuhimmeln, war die eine Sache. Sich seinetwegen zu erniedrigen, eine ganz andere. Ich wollte keine erduldete »Klette« sein, indem ich mir Rufus' Freundschaft zunutze machte ganz egal, wie sehr Sam mich anzog.
Dafür gelang es meiner Mutter, einen Blick auf unseren Besucher zu werfen, als sie ihm die Tür öffnete wenn auch nur einen ganz kurzen. Denn Rufus stürzte bereits wie ein Irrer die Treppe hinunter, um seinen neuen Freund so schnell wie möglich abzufangen. Bevor meine Mutter auf die Idee kommen konnte, Sam reinzubitten, schlug Rufus auch schon die Eingangstür hinter sich zu.
Ich bekam nicht mal Sams Stimme zu hören. Eigentlich hatte ich im Stillen gehofft, dass Rufus ein bisschen auf sich warten lassen würde. Als Reza mein enttäuschtes Gesicht sah, schenkte sie mir ein spitzbübisches Lächeln, bei dem sich die Fältchen um ihre Augen vertieften und das sie sehr nett aussehen ließ.
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Autoren-Porträt von Tanja Heitmann
Tanja Heitmann, geb. 1975 in Hannover, studierte Politikwissenschaften und Germanistik und arbeitet in einer Literaturagentur. Sie lebt mit ihrer Familie auf dem Land.
Autoren-Interview mit Tanja Heitmann
Interview cbt vom Januar 2011Frau Heitmann, "Schattenschwingen" ist Ihr erster Jugendroman. Was hat Sie dazu bewogen, eine romantische Fantasy-Reihe für junge Leserinnen zu schreiben?
Ganz am Anfang stand das Bedürfnis, einen Roman über Engel zu schreiben, weil sie die ersten fantastischen Wesen in meinem Leben waren. Mir war allerdings rasch klar, dass ich mich als Erwachsene in dem Engelsbild, das in der Kindheit geprägten worden ist, nicht mehr wiederfand. Dahinter verbarg sich ja der Glaube daran, dass es das reine Gute und das reine Böse gibt. In Wirklichkeit sind die Dinge meist komplizierter, es gibt viele Graubereiche. Genau diese Vorstellung war die Geburtsstunde der Schattenschwingen: Engel, die sich selbst nicht für Engel halten, und sowohl helle als auch dunkle Seiten in sich tragen. Außerdem müssen die Schattenschwingen, wie wir Menschen auch, ihre eigentliche Aufgabe erst noch finden.
Mit den Engeln kam also auch die Idee zum Jugendbuch?
Sobald ich meine "Engel" hatte, stand fest, dass es unbedingt ein Jugendbuch werden musste. Ich sah ganz klar eine junge Heldin vor mir, die diese Begeisterung und Unvoreingenommenheit mitbrachte, wie man sie nur als Jugendlicher hat. Es ist die Magie des ersten Mals, auf die es für mich ankam: das erste Mal verlieben, das erste Mal einem Wunder gegenüberstehen, die ersten Schritte in ein eigenes Leben setzen. Für mich konnte die Geschichte der Schattenschwingen nur gelingen, wenn sie von Mila - und natürlich Sam - erzählt wird.
Inwiefern unterscheidet sich für Sie als Autorin das Schreiben eines Jugendbuchs vom Schreiben eines Romans für Erwachsene?
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Eigentlich gibt es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede, außerdem ist der Schreibprozess gleich fordernd. Es gibt ja dieses weit verbreitete Vorurteil, dass ein Jugendbuch nur ein blasser Abklatsch des Erwachsenenromans sei, der auch sprachlich hinterherhinke. Das kann ich weder aus eigener Erfahrung unterstreichen, noch kann man diese Meinung aufrecht erhalten, wenn man sich heutige Jugendbücher ansieht.
Das klingt, als wäre es fast schwieriger ein Jugendbuch zu schreiben als einen Erwachsenenroman...
Für mich als Autorin ist es allerdings ein Unterschied, ob ich aus der Perspektive einer jugendlichen Heldin schreibe, die gerade vieles zum ersten Mal erlebt und entsprechend überwältigt ist, oder ob ich aus Sicht einer Dreißigjährigen schreibe, die die große Liebe nach drei missglückten Beziehungen für einen schlechten Scherz hält und Engelserscheinungen erst einmal auf eine Lebensmittelvergiftung zurückführt. Außerdem muss man, wenn man für Jugendliche ab ca. 12 Jahren schreibt, natürlich genau überlegen, wie man Themen wie Sexualität und Gewalt angeht. Nicht um sie etwa zu verschleiern oder gar auszublenden, davon halte ich nichts. Es muss nur eben mit der Gefühls- und Lebenswelt von Jugendlichen einhergehen.
Sie sind nicht nur Bestsellerautorin und arbeiten als Literaturagentin, sondern Sie sind auch Mutter und Ehefrau. Wie schaffen Sie das alles?
Dafür gibt es eigentlich nur ein Rezept: Freude daran haben. Begeisterung und Leidenschaft machen vieles möglich, z.B. auch, dass man nach einem langen Tag nicht flucht, wenn man sich abends noch einmal an den Rechner setzt, während alle anderen auf dem Sofa lümmeln oder ausgehen. Außerdem birgt jeder meiner "Jobs" tolle Aspekte: Als Literaturagentin habe ich es mit spannenden Autoren und ihren Geschichten zu tun, als Autorin kann ich meine eigenen Ideen in die Tat umsetzen und als Mama eines Fünfjährigen, die mit Abstand größte Herausforderung, muss ich mir echt etwas einfallen lassen, um seine lebendige Fantasiewelt zu toppen. Mein Sohn ist nämlich der festen Überzeugung, dass es auf Wölfen reitende Elfen gibt und in den Fugen des Küchenbodens Lava fließt.
All Ihre Romane spielen in fantastischen Welten. Auch "Schattenschwingen" entführt die LeserInnen in ein faszinierendes Universum engelsartiger Wesen. Woher nehmen Sie die ganze Fantasie?
Ganz ehrlich: Ich wünschte, darauf wüsste ich eine Antwort. Dann brauchte ich mir auch keine Sorgen mehr zu machen, dass meine Fantasie eines Tages genau so plötzlich wieder weg ist, wie sie aufgetaucht ist. Seit ich die ersten Seiten von meinem Debüt-Roman "Morgenrot" geschrieben habe, hatte ich weder eine Schreibblockade noch herrschte Ideenmangel für weitere Romane. Eigentlich fühle ich mich oftmals sogar überfordert, weil immer neue Figuren an meine mentale Tür klopfen. Einige von ihnen warten nun schon seit Jahren darauf, dass ich ihre Geschichte endlich aufschreibe, und ich habe jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn sie wieder einmal auf sich aufmerksam machen.
Welche Bedeutung haben Engel eigentlich für Sie persönlich?
Als Kind gab es für mich nichts Großartigeres, als bei meinen Großeltern zu sein, denen die "Schattenschwingen" auch gewidmet sind. Mein Opa ließ mich im Wald auf Bäume klettern und wir bauten Höhlen aus abgeschnittenem Geäst, während ich bei meiner Oma am liebsten in der Küche saß und ihr zuhörte, wie sie die wunderbarsten Geschichten erzählte. Sie war eine überzeugte Katholikin, die mit einer ordentlichen Portion Fantasie ausgestattet war. In ihrer Welt war es eine Tatsache, dass es Engel und Wunder gab, und dass Kinderaugen diese Dinge sehen. In einem Haushalt voller bunter Heiligenbilder und Madonnen-Figuren durfte ich also nach Herzenslust davon berichten, wie der Erzengel Gabriel mir, von dem meine Oma so viel erzählt hatte, mit weit geöffneten Schwingen im Treppenhaus begegnet ist. Alles, was ich sagte, war wahr und wurde mit einem Lächeln belohnt.
Was haben Sie als Erwachsene aus diesen Kindheitserlebnissen mitgenommen?
Im Laufe der Jahre haben Gabriel und Konsorten immer seltener meinen Weg gekreuzt, aber diese gewisse Ahnung, jeden Augenblick könnte etwas so Überwältigendes und gleichzeitig Unmögliches wie ein Engel vor mich treten, hat mich nie wieder losgelassen.
Sie schreiben abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Mila und Sam, den Protagonisten des Buches. Wie schwer oder leicht ist Ihnen das Hineindenken in eine 16jährige gefallen?
Bevor ich mich hingesetzt und die ersten Zeilen der "Schattenschwingen" aufgeschrieben habe, war da tatsächlich die Sorge, dass es mir nicht gelingen könnte, mich in meine jugendlichen Helden hineinzufinden. Doch die Angst war schnell zerschlagen: Sofort kam dieses vertraute Gefühl zurück, in diesem spannenden und gleichzeitig verwirrenden Alter zu sein. Die sechzehn Jahre alte Tanja ist mir offenbar noch sehr verbunden und ich habe es richtig genossen. Aus dieser Perspektive ist alles viel intensiver und die Reaktionen direkter als bei einem Erwachsenen mit seinem großen Erfahrungsschatz, der auf meine Schattenschwingen sicherlich erst einmal mit einem Stirnrunzeln reagieren würde.
Und wie ist es Ihnen beim Schreiben mit Sam, der großen Liebe von Mila, ergangen?
Was Sams Perspektive anbelangt ... das war eine Herausforderung. Hier war die Meinung meines Mannes noch mehr als sonst gefordert. Ich war jedes Mal sehr erleichtert, wenn er mir das Daumen-hoch-Zeichen gegeben hat. Beim Schreiben des zweiten Romans war ich dann schon viel selbstbewusster, weil mir Sam als Figur mittlerweile so vertraut war. Und darauf kommt es beim Schreiben doch vor allem an: dass man seine Figuren kennt. Dann sind Fragen wie Geschlecht oder Alter nachrangig. Und Sam ist ein echter Schatz, ich hätte auf keinen Fall bloß aus Angst auf seine Perspektive verzichten wollen.
Wie viel von Ihnen steckt in "Schattenschwingen"?
O la la, schwere Frage. Sicherlich mein Wunsch, das es mehr als das Sichtbare in dieser Welt gibt.
Geben Sie uns einen kleinen Ausblick: Was erwartet Mila und Sam im zweiten Band?
Nachdem Sam sich im Kampf gegen den Wächter Asami durchgesetzt hat, kann er nun frei zwischen der Sphäre und St. Martin wechseln. Eigentlich die beste Voraussetzung für Mila und Sam, denn so können sie zusammen sein, ohne dass einer von beiden seiner Welt den Rücken zukehren muss. Nur leider spitzen sich die Zustände in der Sphäre nach dem Angriff des Schattens zu und Sam kann seine Augen vor den Entwicklungen nicht verschließen, zu wichtig ist seine neue Heimat für ihn geworden. Für Mila bedeutet das einsame Stunden, die sie mit der in ihrem Elternhaus untergeschlüpften Shirin verbringt, die ihr von der alten Sphäre und ihrer unglücklichen Liebe zum Schatten erzählt, die in einem Verrat endete - nicht umsonst lautet der Untertitel „Die dunkle Seite der Liebe" ;-). Als sich abzeichnet, dass die Öffnung zwischen Sphäre und Menschenwelt nicht nur Gutes mit sich bringt, sieht Mila sich vor die Wahl gestellt: Was wiegt schwerer - ihre Liebe zu Sam oder die Verantwortung für die Menschen, die sie liebt?
Was hat Ihnen beim Schreiben des zweiten Bandes besonders viel Freude bereitet und was hat Sie vielleicht sogar selbst überrascht?
Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht, den zweiten Band zu schreiben, vor allem weil ich mich in der Sphäre so richtig austoben konnte, nachdem der Schatten sie aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt hat. Mir kam es so vor, als habe Sam nur darauf gewartet, endlich ein Schwert in die Hand gedrückt zu bekommen ... und dass er es ausgerechnet von Asami erhält, war auch für mich eine Überraschung. Das schöne daran, eine Trilogie zu schreiben, ist die lange Strecke, über die man seinen Figuren begleitet. Zu schreiben, wie Mila sich entwickelt, wie Sam sich als Schattenschwinge verändert oder Lena mit ihren Gefühlen für Rufus zurecht kommt, während ich selbst auch immer weiter in die beiden Welten eindringe, ist eine wunderbare Erfahrung. Auch wenn ich manchmal zusammengezuckt bin, denn einige Aspekte, die „Die dunkle Seite der Liebe" zu bieten hat, sind mir nah gegangen. Aber ich möchte nicht zuviel verraten ...
Eigentlich gibt es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede, außerdem ist der Schreibprozess gleich fordernd. Es gibt ja dieses weit verbreitete Vorurteil, dass ein Jugendbuch nur ein blasser Abklatsch des Erwachsenenromans sei, der auch sprachlich hinterherhinke. Das kann ich weder aus eigener Erfahrung unterstreichen, noch kann man diese Meinung aufrecht erhalten, wenn man sich heutige Jugendbücher ansieht.
Das klingt, als wäre es fast schwieriger ein Jugendbuch zu schreiben als einen Erwachsenenroman...
Für mich als Autorin ist es allerdings ein Unterschied, ob ich aus der Perspektive einer jugendlichen Heldin schreibe, die gerade vieles zum ersten Mal erlebt und entsprechend überwältigt ist, oder ob ich aus Sicht einer Dreißigjährigen schreibe, die die große Liebe nach drei missglückten Beziehungen für einen schlechten Scherz hält und Engelserscheinungen erst einmal auf eine Lebensmittelvergiftung zurückführt. Außerdem muss man, wenn man für Jugendliche ab ca. 12 Jahren schreibt, natürlich genau überlegen, wie man Themen wie Sexualität und Gewalt angeht. Nicht um sie etwa zu verschleiern oder gar auszublenden, davon halte ich nichts. Es muss nur eben mit der Gefühls- und Lebenswelt von Jugendlichen einhergehen.
Sie sind nicht nur Bestsellerautorin und arbeiten als Literaturagentin, sondern Sie sind auch Mutter und Ehefrau. Wie schaffen Sie das alles?
Dafür gibt es eigentlich nur ein Rezept: Freude daran haben. Begeisterung und Leidenschaft machen vieles möglich, z.B. auch, dass man nach einem langen Tag nicht flucht, wenn man sich abends noch einmal an den Rechner setzt, während alle anderen auf dem Sofa lümmeln oder ausgehen. Außerdem birgt jeder meiner "Jobs" tolle Aspekte: Als Literaturagentin habe ich es mit spannenden Autoren und ihren Geschichten zu tun, als Autorin kann ich meine eigenen Ideen in die Tat umsetzen und als Mama eines Fünfjährigen, die mit Abstand größte Herausforderung, muss ich mir echt etwas einfallen lassen, um seine lebendige Fantasiewelt zu toppen. Mein Sohn ist nämlich der festen Überzeugung, dass es auf Wölfen reitende Elfen gibt und in den Fugen des Küchenbodens Lava fließt.
All Ihre Romane spielen in fantastischen Welten. Auch "Schattenschwingen" entführt die LeserInnen in ein faszinierendes Universum engelsartiger Wesen. Woher nehmen Sie die ganze Fantasie?
Ganz ehrlich: Ich wünschte, darauf wüsste ich eine Antwort. Dann brauchte ich mir auch keine Sorgen mehr zu machen, dass meine Fantasie eines Tages genau so plötzlich wieder weg ist, wie sie aufgetaucht ist. Seit ich die ersten Seiten von meinem Debüt-Roman "Morgenrot" geschrieben habe, hatte ich weder eine Schreibblockade noch herrschte Ideenmangel für weitere Romane. Eigentlich fühle ich mich oftmals sogar überfordert, weil immer neue Figuren an meine mentale Tür klopfen. Einige von ihnen warten nun schon seit Jahren darauf, dass ich ihre Geschichte endlich aufschreibe, und ich habe jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn sie wieder einmal auf sich aufmerksam machen.
Welche Bedeutung haben Engel eigentlich für Sie persönlich?
Als Kind gab es für mich nichts Großartigeres, als bei meinen Großeltern zu sein, denen die "Schattenschwingen" auch gewidmet sind. Mein Opa ließ mich im Wald auf Bäume klettern und wir bauten Höhlen aus abgeschnittenem Geäst, während ich bei meiner Oma am liebsten in der Küche saß und ihr zuhörte, wie sie die wunderbarsten Geschichten erzählte. Sie war eine überzeugte Katholikin, die mit einer ordentlichen Portion Fantasie ausgestattet war. In ihrer Welt war es eine Tatsache, dass es Engel und Wunder gab, und dass Kinderaugen diese Dinge sehen. In einem Haushalt voller bunter Heiligenbilder und Madonnen-Figuren durfte ich also nach Herzenslust davon berichten, wie der Erzengel Gabriel mir, von dem meine Oma so viel erzählt hatte, mit weit geöffneten Schwingen im Treppenhaus begegnet ist. Alles, was ich sagte, war wahr und wurde mit einem Lächeln belohnt.
Was haben Sie als Erwachsene aus diesen Kindheitserlebnissen mitgenommen?
Im Laufe der Jahre haben Gabriel und Konsorten immer seltener meinen Weg gekreuzt, aber diese gewisse Ahnung, jeden Augenblick könnte etwas so Überwältigendes und gleichzeitig Unmögliches wie ein Engel vor mich treten, hat mich nie wieder losgelassen.
Sie schreiben abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Mila und Sam, den Protagonisten des Buches. Wie schwer oder leicht ist Ihnen das Hineindenken in eine 16jährige gefallen?
Bevor ich mich hingesetzt und die ersten Zeilen der "Schattenschwingen" aufgeschrieben habe, war da tatsächlich die Sorge, dass es mir nicht gelingen könnte, mich in meine jugendlichen Helden hineinzufinden. Doch die Angst war schnell zerschlagen: Sofort kam dieses vertraute Gefühl zurück, in diesem spannenden und gleichzeitig verwirrenden Alter zu sein. Die sechzehn Jahre alte Tanja ist mir offenbar noch sehr verbunden und ich habe es richtig genossen. Aus dieser Perspektive ist alles viel intensiver und die Reaktionen direkter als bei einem Erwachsenen mit seinem großen Erfahrungsschatz, der auf meine Schattenschwingen sicherlich erst einmal mit einem Stirnrunzeln reagieren würde.
Und wie ist es Ihnen beim Schreiben mit Sam, der großen Liebe von Mila, ergangen?
Was Sams Perspektive anbelangt ... das war eine Herausforderung. Hier war die Meinung meines Mannes noch mehr als sonst gefordert. Ich war jedes Mal sehr erleichtert, wenn er mir das Daumen-hoch-Zeichen gegeben hat. Beim Schreiben des zweiten Romans war ich dann schon viel selbstbewusster, weil mir Sam als Figur mittlerweile so vertraut war. Und darauf kommt es beim Schreiben doch vor allem an: dass man seine Figuren kennt. Dann sind Fragen wie Geschlecht oder Alter nachrangig. Und Sam ist ein echter Schatz, ich hätte auf keinen Fall bloß aus Angst auf seine Perspektive verzichten wollen.
Wie viel von Ihnen steckt in "Schattenschwingen"?
O la la, schwere Frage. Sicherlich mein Wunsch, das es mehr als das Sichtbare in dieser Welt gibt.
Geben Sie uns einen kleinen Ausblick: Was erwartet Mila und Sam im zweiten Band?
Nachdem Sam sich im Kampf gegen den Wächter Asami durchgesetzt hat, kann er nun frei zwischen der Sphäre und St. Martin wechseln. Eigentlich die beste Voraussetzung für Mila und Sam, denn so können sie zusammen sein, ohne dass einer von beiden seiner Welt den Rücken zukehren muss. Nur leider spitzen sich die Zustände in der Sphäre nach dem Angriff des Schattens zu und Sam kann seine Augen vor den Entwicklungen nicht verschließen, zu wichtig ist seine neue Heimat für ihn geworden. Für Mila bedeutet das einsame Stunden, die sie mit der in ihrem Elternhaus untergeschlüpften Shirin verbringt, die ihr von der alten Sphäre und ihrer unglücklichen Liebe zum Schatten erzählt, die in einem Verrat endete - nicht umsonst lautet der Untertitel „Die dunkle Seite der Liebe" ;-). Als sich abzeichnet, dass die Öffnung zwischen Sphäre und Menschenwelt nicht nur Gutes mit sich bringt, sieht Mila sich vor die Wahl gestellt: Was wiegt schwerer - ihre Liebe zu Sam oder die Verantwortung für die Menschen, die sie liebt?
Was hat Ihnen beim Schreiben des zweiten Bandes besonders viel Freude bereitet und was hat Sie vielleicht sogar selbst überrascht?
Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht, den zweiten Band zu schreiben, vor allem weil ich mich in der Sphäre so richtig austoben konnte, nachdem der Schatten sie aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt hat. Mir kam es so vor, als habe Sam nur darauf gewartet, endlich ein Schwert in die Hand gedrückt zu bekommen ... und dass er es ausgerechnet von Asami erhält, war auch für mich eine Überraschung. Das schöne daran, eine Trilogie zu schreiben, ist die lange Strecke, über die man seinen Figuren begleitet. Zu schreiben, wie Mila sich entwickelt, wie Sam sich als Schattenschwinge verändert oder Lena mit ihren Gefühlen für Rufus zurecht kommt, während ich selbst auch immer weiter in die beiden Welten eindringe, ist eine wunderbare Erfahrung. Auch wenn ich manchmal zusammengezuckt bin, denn einige Aspekte, die „Die dunkle Seite der Liebe" zu bieten hat, sind mir nah gegangen. Aber ich möchte nicht zuviel verraten ...
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Bibliographische Angaben
- Autor: Tanja Heitmann
- Altersempfehlung: 12 - 15 Jahre
- 2010, 445 Seiten, Maße: 14,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: cbt
- ISBN-10: 357016067X
- ISBN-13: 9783570160671
Rezension zu „Schattenschwingen / Schattenschwingen Trilogie Bd.1 “
"Die Geschichte nimmt den Leser von der ersten Seite an gefangen."
Kommentar zu "Schattenschwingen / Schattenschwingen Trilogie Bd.1"
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