Schotts Sammelsurium - Essen & Trinken
SchottsSammelsurium Essen & Trinken von Ben Schott
LESEPROBE
DURIAN
Die tropische Durianfrucht (Durio zibethinus) erfreutsich der zweifelhaften Ehre, im gesamten öffentlichen Verkehrssystem Singapursverboten zu sein - wie auch in einer Vielzahl von Hotels, bei einigen Fluggesellschaftenund in öffentlichen Einrichtungen. Der einfache Grund dafür ist, dass diegroße, ovale, stachelige Frucht (duri ist das malayische Wort für"Stachel") in der Tat sehr schlecht riecht - worauf auch ihr deutscherName "Stinkfrucht" unmissverständlich hinweist. Einige sind sogar derMeinung, das Aroma der Durian sei so überwältigend, dass es selbst nach demEindosen noch wahrzunehmen sei. So beschrieb der Meisterkoch Anthony Bourdaindas Obst mit einem für ihn typischen bildhaften Vergleich: "Es roch, als habeman jemanden mit einem ganzen Rad Stilton-Käse im Arm begraben und erst einpaar Wochen später wieder ausgebuddelt." Es scheint allerdings, dass derGeschmack den Esser großzügig für den absonderlichen Geruch entschädigt. Nocheinmal Bourdain: "Stellen Sie sich eine Mischung aus Camembert, Avocado, undgeräuchertem Gouda vor ... Sie schmeckte überhaupt nicht, wie sie roch. DasAroma war viel weniger penetrant und machte auf eine eigenartige Weisesüchtig." Die Frucht wird auf vielerlei Arten zubereitet und gegessen:roh, als Speiseeis, als Gemüse, gebraten mit Zwiebeln, Salz und Essig, inKokosfett geröstet, als Marmelade oder gezuckert als Süßigkeit. Eine Duriankann bis zu 2 kg wiegen, und da die Bäume oftmals eine Höhe von 30 m erreichen,können herabfallende Früchte eine tödliche Gefahr darstellen. So bemerkteschon Alfred Wallace im Jahr 1869:
Die Durian ist aber auch manchmal gefährlich. Wenn die Fruchtzu reifen beginnt, so fällt sie täglich und faststündlich, und nicht seltenhört man von Unglücksfällen bei Leuten, die unter den Bäumen gerade gingen oderarbeiteten. Wenn eine Durian bei ihrem Fall jemanden trifft, so verursacht sieeine furchtbare Wunde, die starken Stacheln reißen das Fleisch auf und derSchlag selbst ist sehr heftig; aber gerade darum stirbt man selten in Folgedavon, weil die reichliche Blutung die Entzündung, die sonst Platz greifenkönnte, hintanhält.
WIE MAN EINE KARAFFE REINIGT
Karaffe mit warmem Wasser ausspülen, zur Hälfte mit heißerSeifenlauge füllen und einen Teelöffel Waschsoda hinzufügen. Zeitungspapier in kleineStücke reißen und ebenfalls hineingeben. Eine halbe Stunde stehen lassen, hinund wieder schütteln. Ausschütten und mit heißem Wasser auswaschen, ablaufenlassen, Glas außen klar wischen und zum Trocknen der Innenseite stehen lassen.
APHRODISIAKA UND ANTI-APHRODISIAKA
Seit Jahrhunderten schon suchen Männer und Frauen nachAphrodisiaka und Anti-Aphrodisiaka, und hierfür wurden, wie John Davenport 1859in seinem Essay Aphrodisiacs & Anti-Aphrodisiacs schrieb,
... die pflanzlichen, tierischen und mineralen Reicheausgeplündert zum
Zwecke des Aufspürens von Arzneien, die geeignet sind, den Genitalapparat
zu stärken und ihn zum Handeln zu animieren.
Erwähnenswert sind Orchideen (orchis ist dasgriechische Wort für Hoden), Blaubeeren, Schneeglöckchen, Sellerie,Rebhuhnhirn (zu Pulver verdrückt und mit Rotwein geschluckt) und Trüffeln (dieGeorg IV so sehr schätzte, dass er seine Botschafter in Europaanwies, alle erstklassigen Exemplare per Staatsboten an die königliche Küche zuliefern). Meeresfrüchte sind auf der Hitliste der Aphrodisiaka prominentvertreten. Die Wirkung von Austern war schon zu Juvenals Zeiten berüchtigt,doch auch Hummer, Krebse, Seeigel und Tintenfisch haben ihre Fürsprecher. Augenscheinlichhatten die alten Römer eine besondere Leidenschaft für Liebestränke: Offen aufRoms Straßen verkauft wurden Mittelchen wie Froschbeine, getrocknetesKnochenmark und abgeschnittene Fingernägel. Auch Pilze standen, angeregt durchMartials Verse, hoch im Kurs:
Wenn beneidenswertes Alter löst den ehelichen Knoten,
dann ist der Genuss von Pilzen und mehr noch von Schalotten geboten.
Viele Menschen sind glühende Anhänger von Aphrodisiaka, wasaber noch lange nicht bedeutet, dass jedermann sie gutheißt. Im 17. Jahrhundertwar es bestimmten Mönchsorden verboten, Schokolade zu essen oder zu trinken,aus Furcht vor ihrer stimulierenden Wirkung. Ein altes venezianisches Gesetz(Cap. XIV: Dei maleficii et herbarie) erklärtedie Gabe von Liebestränken zu einem schweren Verbrechen. Auch wenn man denEindruck haben könnte, dass alles und jedes irgendwann einmal als Aphrodisiakumeingestuft worden sei, gibt es doch eine Anzahl von Mitteln, die "wirkungsvollzur Anwendung gebracht werden können, um eine allzu heftige Neigung zurFleischeslust zu mäßigen oder doch wenigstens in Schach zu halten".Kopfsalat, Gurken, Endivien, Zitronen, Sauerampfer, Kampfer und Milch wurdenaufgrund ihrer abkühlenden Eigenschaften als Anti-Aphrodisiaka angesehen. Fallssie sich als wirkungslos erwiesen, rieten sowohl Platon als auch Aristoteles,man solle barfuß gehen, um die fleischlichen Gelüste im Zaum zu halten. John Davenportempfiehlt das Studium der Mathematik ("zu allen Zeiten zeigten Mathematikereine geringe Neigung zur Liebe") und verweist auf etwas, dasselbstverständlich erscheint, nämlich dass Lepra eine antiaphrodisischeWirkung hat.
© 2005 Berlin Verlag, GmbH
Übersetzung: unter Mitarbeit von Matthias Strobel, AlexanderWeber, Ludger Ikas u. a.
- Autor: Ben Schott
- 2005, 158 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 12 x 19 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Bloomsbury
- ISBN-10: 3827006074
- ISBN-13: 9783827006073
"Druckfrisch - Neue Bücher mit Denis Scheck" ARD am 18.12.2005
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