Sehnsucht nach Glück
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Sehnsucht nach Glück von Johannes Paul II
LESEPORBE
Einführung von Ernst-WolfgangBöckenförde
Alsam 16. Oktober 1978 der Kardinal und Erzbischof von Krakau, Karol Wojtyla, zumPapst gewählt wurde, löste das innerhalb der Kirche, aber auch in der gesamtenWelt, überraschtes und fragendes Erstaunen aus. Erstmals war ein Pole und nachmehr als 450 Jahren wieder ein Nichtitaliener auf den Stuhl Petri gelangt. DasErstaunen machte jedoch schnell einer wachsenden Zustimmung, teilweise sogarBegeisterung, unter den Katholiken Platz. Breite Anerkennung und hoheWertschätzung erfuhr er bei Staatslenkern ebenso wie bei den Menschen weltweit.Die anfängliche innerkirchliche Begeisterung mag im Gang der Zeit verebbt sein,doch die Anerkennung und Wertschätzung innerhalb und außerhalb der Kirche istfast ausnahmslos geblieben. Das liegt in der Person und dem Wirken diesesPapstes begründet. Er hat alles herrschaftliche Gepränge, das den Stuhl Petrilange Zeit umgab, hinter sich gelassen, er ist den Gläubigen und der Welt immerganz unmittelbar und mit der Ausstrahlung des Herzens gegenübergetreten.Niemand erlebt ihn als Kirchenfürst, sondern eher als den Pfarrer der Welt undals Pilger im Dienste Jesu Christi, seines Herrn. Sein Wirken, was er sagt undwas er tut, findet über die eigene Kirche hinaus bei vielen MenschenAufmerksamkeit und Resonanz, bei den politisch und sozial Mächtigen ebenso wiebei den Armen und bei den von den verschiedenen Systemen der sichglobalisierenden Welt Ausgebeuteten und Unterdrückten, wie es sich vor allem inAfrika und in Latein- und Südamerika zeigt. Die äußere Wirksamkeit der Kirchein die Welt hinein hat mit diesem Pontifikat eine neue Dimension und Intensitäterreicht. Ein Beleg dafür sind die nahezu hundert Pastoral-, Pilger- undBesuchsreisen, die Johannes Paul II. in alle Kontinente hinein unternommen hat,die zahllosen Ansprachen, Predigten und Reden, die er dabei gehalten hat, sichimmer wieder den konkreten Problemen der Menschen, der Gesellschaften und derVölker zuwendend. Der Anstoß zu dieser Wirksamkeit war und ist keinpolitischer, sondern ein genuin religiöser. Es geht dem Papst stets um dieVerkündigung der Heilsbotschaft der Kirche, der Christusbotschaft, um nichtmehr, aber auch nicht weniger. In seiner Antrittsenzyklika Redemptor hominis -Jesus Christus, der Erlöser des Menschen - entwickelte er wenige Monate nachdem Beginn seines Pontifikats das Programm für sein Wirken und das Wirken derKirche, das er dezidiert auch als ein Wirken nach außen hin, für die Menschenund ihre Würde begreift. Dazu veranlasst wurde er nicht zuletzt, wie er es inseiner Ansprache in Auschwitz selbst bekannt hat, durch die Erfahrungen, die erwährend des Krieges in Polen und insbesondere in der Nähe von Auschwitz mit derbrutalen Missachtung der Rechte und Würde der Menschen gemacht hatte: "Kannsich eigentlich noch jemand wundern, dass der Papst, der in diesem Land geborenund erzogen wurde , der aus jener Diözese kam, in deren Gebiet das LagerAuschwitz liegt, seine erste Enzyklika insgesamt der Sache des Menschenwidmete, der Würde des Menschen, seinen Bedrohungen und schließlich seinenRechten? Unveräußerlichen Rechten, die so leicht mit Füßen getreten undzunichte gemacht werden können durch die Menschen." (III, 2) Dieses Programmwird von Johannes Paul II. theologisch begründet. Sein Kern lässt sich in demSatz zusammenfassen: Der Mensch ist der Weg der Kirche, und zwar der erste undgrundlegende Weg, den sie bei der Erfüllung ihres Auftrags beschreiten muss(I.). Warum ist das so? Es ist deshalb so, weil das Geheimnis Jesu Christi undseiner Erlösung zentral auf die Menschen bezogen ist. Denn die Erlösung, die amKreuz geschehen ist, "hat dem Menschen endgültig seine Würde und den Sinnseiner Existenz in der Welt zurückgegeben".1 In Christus, dem Menschgewordenen Sohn Gottes, ist die Wahrheit über den Menschen, über das, was ihnals Ebenbild Gottes auszeichnet: seine Würde, seine erhabene Bestimmung, seineRechte, seine Freiheit, offenbar geworden; darin liegt die große "menschlicheDimension" der Offenbarung und Erlösung. Die Folgerung für den Papst ist, dassdie Kirche als Lehrerin dieser Wahrheit nicht anders kann, als in den Kampf fürjene Würde, die jeder Mensch in Christus erreicht und erreichen kann,einzutreten, ein Kampf, der mit unendlicher Ausdauer zu führen ist. Der Weg derKirche führt so notwendig zum Menschen, zu einem christozentrischen Humanismus.Diese Sendung der Kirche zielt primär nicht auf einen Menschen an sich , seinRecht und seine Würde, sondern auf die Menschen, und zwar die konkreten undgeschichtlichen Menschen in allen Dimensionen ihrer Existenz. Bezugspunkt sinddie einzelnen Menschen in den Situationen ihres Lebens, ihrer Not, ihrerUnterdrückung, in der Bedrohung ihres Rechts und ihrer Würde. Das verleiht demEintreten für Recht und Würde der Menschen Fülle und Konkretheit, und sie wirddurch die Berufung auf die geschichtliche Person Jesu Christi noch verstärkt.Dem entspricht es, dass der Papst nicht so sehr die zeitübergreifendennaturrechtlichen Essentialia - und damit auch Minimalia - des menschlichenZusammenlebens aufgreift, vielmehr stets die konkreten Gegeben- heiten undBefindlichkeiten, auch die Strukturen, ins Auge fasst, unter denen und in denendie Menschen leben; ihnen gegenüber macht er das Proprium der christlichenHeilsbotschaft, die in Christus begründete einzigartige Würde des Menschen,jedes Menschen, und seine darin beschlossenen Rechte geltend. Das Programm, dasder Papst für sich und die Kirche aufgestellt hat und zu verwirklichentrachtet, ist, so gesehen, zentral vom christlichen Glauben her und theologischbegründet; insofern ist es von seinem Ausgangspunkt her unpolitisch. In seinenWirkungen ist es freilich durchaus und eminent politisch. Denn es führt inmannigfacher Weise zur Kritik an bestehenden Zuständen und Verhaltensweisen,zur Verurteilung bestimmter Handlungssysteme und Mentalitäten, zur Ermahnungund Ermutigung, grundlegende Veränderungen in den Formen und Ordnungen desmenschlichen Zusammenlebens ins Werk zu setzen, und dies alles, um derAnerkennung der letztlich in Christus begründeten Würde und Rechte der Menschenwillen. Die politischen Wirkungen, die in dieser Weise von der Botschaft desPapstes ausgehen, entziehen sich der Einordnung in die Schemata von konservativoder progressiv; sie lassen sich mit diesen Kategorien gar nicht sachgerechterfassen. Ihren Zusammenhalt, die innere Konsistenz erhalten sie nichtpolitisch, sondern aus ihrem christologischen Fundament, das in die Zeit unddie konkreten Gegebenheiten hinein entfaltet wird. Besonders deutlich wirddies, wenn man einen Blick auf die vielfachen Themenbereiche wirft, auf diesich das Engagement und die Äußerungen des Papstes beziehen. Angesichts derFülle des Materials, das in nahezu 24 Pontifikatsjahren zusammengekommen ist,kann dies nur in einer Auswahl geschehen. Diese Auswahl, die dem Inhalt diesesBandes zugrunde liegt, greift einige zentrale Problemfelder heraus, deren sichJohannes Paul II. wiederholt und mit großem Nachdruck gewidmet hat. Sie lassenerkennen, mit welcher Intensität und Entschiedenheit er den Auftrag der Kirche,kraft der von ihr zu verkündenden Heilsbotschaft Anwalt für die Würde und dieRechte der Menschen zu sein, wahrnimmt und danach strebt, im Dienst an der Weltdas Gewissen der Welt zu sein. (...)
©Verlag Herder
- Autor: Johannes Paul II.
- 2003, 160 Seiten, Maße: 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Herder, Freiburg
- ISBN-10: 3451054337
- ISBN-13: 9783451054334
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