Sehnsucht
Klein, aber fein: passende Ferienlektüre für jede StrandtascheAuf der Balz, auf der Walz oder Traumreise und Traumfrau, was kann es Schöneres geben? Zwei hoffnungslos romantische und hinreißend komische Liebesgeschichten zum Mitfühlen und Mitlachen.
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Produktinformationen zu „Sehnsucht “
Klappentext zu „Sehnsucht “
Klein, aber fein: passende Ferienlektüre für jede StrandtascheAuf der Balz, auf der Walz oder Traumreise und Traumfrau, was kann es Schöneres geben? Zwei hoffnungslos romantische und hinreißend komische Liebesgeschichten zum Mitfühlen und Mitlachen.Mit den Geschichten 'Das Land, in dem Gott das Glück erfand' und 'Die Friedenstaube'
Lese-Probe zu „Sehnsucht “
"Masuren ist das Land, in dem Gott das Gl ck erfand." Meine Gro mutter C cilie, bei der ich aufwuchs, hat es mir immer wieder gesagt. Sie stammte von dort und hatte zeit ihres Lebens die Hoffnung, dieses verzauberte Land im Osten, das fr her einmal zu Deutschland geh rt und in dem sie ihre Kindheit und Jugend verbracht hatte, wieder zu sehen. "Irgendwann werden wir zusammen hinfahren und gl cklich sein." Als ich ein kleiner Junge war, versprach sie es mir. Und sie redete mit derselben berzeugung noch immer davon, als ich schon in M nnerhosen steckte. Eines Tages - ich war gerade siebzehn geworden - sollte es wirklich losgehen; wir wollten aufbrechen. Bevor C cilie aber in das Land heimkehren konnte, in dem Gott das Gl ck erfunden hatte, starb sie. Allerdings nicht ohne mir vorher noch einmal ans Herz zu legen, nun eben allein dorthin zu fahren. "Wie soll ich denn nach Masuren kommen ohne dich?", fragte ich. "Mit meinem Auto nat rlich, das nun bald deines ist." Sie sah mich liebevoll an. "Ich habe aber noch keinen F hrerschein, C cilie." "Denkst du, ich h tte einen? Ich habe nie einen gehabt", sagte das alte M dchen. "Vierzig Jahre lang habe ich nie einen gebraucht und bin auch nie danach gefragt worden." "Bei meinem Gl ck werde ich ganz bestimmt gefragt." "Jetzt erz hle mir blo nicht, du h ttest kein Gl ck im Leben", sagte meine C cilie. Sie lag in ihrem Bett. Klein und l chelnd wie immer, doch schon schwer von ihrer t dlichen Krankheit gezeichnet. "Nennst du das etwa Gl ck?", fragte ich trostlos. "Du machst dich davon und ich soll gl cklich sein?" "Nat rlich nicht gleich", sagte sie tr stend. "Erst einmal wirst du um mich trauern. Das habe ich auch verdient. Du bringst mich unter die Erde, wie sich das geh rt. Dann f hrst du nach Masuren und wirst gl cklich sein." Weil ich immer machte, was mir mein liebes, altes M dchen geraten hatte, tat ich es auch jetzt. Ich begrub sie, wie es sich geh rte, trauerte um sie und wusste einige Zeit berhaupt nicht, wie es
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weitergehen sollte. Doch dann stand ich eines Tages in unserer Garage vor dem alten Auto meiner Gro mutter. Es war ein Opel, Marke Blitz. Sie hatte ihn ber die ganze Kriegszeit in den Frieden hin bergerettet. Wie sie das gemacht hatte, wusste niemand, und es wird auch niemals mehr jemand erfahren. Ganz pl tzlich, w hrend ich noch immer halb verr ckt vor Schmerz war, h rte ich C cilies Stimme: "Genug getrauert, mein Herzensjunge. Jetzt setz dich endlich rein in dein Auto und fahre los." Ein paar Stunden sp ter sa ich in meinem alten Opel und rollte los. Masuren entgegen, dem Land, wo Gott das Gl ck erfunden hatte. Nach drei Tagen Fahrt war ich da. Es war Hochsommer. Die Wiesen rochen warm und s nach Kr utern und Heu. Die masurischen W lder rauschten ihr stilles, zu Herzen gehendes Lied und die unz hligen Gew sser lagen da wie blaue, dem Himmel zugewandte Augen. Ich steuerte einen der einsamen, weiten Seen an, schlug mein Zelt auf und begann, auf das Gl ck zu warten. Doch das kam erst einmal nicht. Daf r aber kam ein Hund. Ich war gerade aufgestanden und zum See gegangen, um mich zu waschen, da schob sich ein m chtiger Kopf aus dem Geb sch. Ein Hund, gut gewachsen, mit m chtigem Kopf und breiter Brust, aber in j mmerlicher Verfassung. Sein Fell hatte jeden Glanz verloren und war voller Wunden. Auf dem rechten Vorderbein lahmte er schwer und eines seiner Augen war v llig verklebt. Ein noch sehr junger Hund, der aber schon fast am Ende war. So jedenfalls sah er aus. Ich hatte am Vorabend gekocht. Was man als Camper in jenen l ngst vergangenen Jahren halt so gekocht hat: Kartoffeln mit Dillso e. Der Hund stand bewegungslos da, sah mich merkw rdig und wohl auch schmerzbewegt an. Und mir fiel nichts Besseres ein, als ihm ein paar meiner Dillso ekartoffeln zuzuwerfen. Einem solchen Hund! Er roch nicht einmal daran, sondern hinkte stolz und abweisend weiter. Schon an der Art zu hinken sah ich, dass es ein ganz besonderer, ein einmaliger Hund war. Keiner von diesen miesen Charakteren, die man unter Menschen und Hunden gleicherma en findet. So einer war dieser Hund wei Gott nicht. Vielmehr ein vor Kurzem noch kraftvoller, sehr sch ner Hund, der aber, wie es aussah, keine Chance mehr haben w rde, den Zustand, in welchem er sich befand, zu berstehen. Ich rief: "Warte einen Augenblick", und er, obwohl Pole von Geburt, verstand mein Deutsch augenblicklich und drehte um. Ich lief ins Zelt, holte einen Kanten Brot, den ich mit Leberwurst bestrich und dann in St cke schnitt. Die legte ich auf ein Huflattichblatt und bat ihn zuzugreifen. Er hatte gro en Hunger und nach Abschluss der ersten Mahlzeit legte ich noch einmal nach. Dann, nachdem er ges ttigt war, stand er auf und zog ohne Gru und Dank von dannen. Am n chsten Tag war er wieder da, und ich sah nun richtig, in welch schlimmem Zustand er sich befand. Die Wunden am Auge und einer Pfote. Wahrscheinlich war er in eine Bei erei geraten oder schwer misshandelt worden. Ich war damals ein schrecklich empfindlicher Typ und ekelte mich sogar vor jedem Pferdeapfel. Und nun diese Wunden! Sie sahen schon schlimm genug aus und sie rochen noch schrecklicher. Mir hob sich der Magen und ich wollte wie blich mit zugehaltener Nase den R ckw rtsgang einlegen. Dann aber sah er mich wieder so eigenartig an. Also lief ich doch zum Verbandskasten. Zuerst wollte er sich nicht anfassen lassen und hob knurrend die Z hne. "Dann lass es eben." Ich sp rte sofort Erleichterung. Ich hatte mich heldenhaft berwunden. Er dagegen war misstrauisch geblieben. Ich wollte schon den Verbandskasten zur ckbringen, da stimmte er endlich der Behandlung zu. "Also bitte mach, aber tu mir nicht noch mehr weh. Mir geht es so schon dreckig genug." "Denkst du, mir geht's viel besser?", fragte ich. "Schmerzen zu haben, ist schlimm, aber anderen Schmerzen zuzuf gen, ist manchmal noch schlimmer." Ich nahm eine Schere und schnitt das verklebte Fell um die Wunden herum weg. "Zur Behandlung habe ich leider nur Jod, Mann. Du musst dich jetzt verdammt zusammennehmen." "Das mache ich schon seit Wochen." Er winselte, knurrte und zuckte h llisch, als ich mit dem gemeinen Zeug seine Wunden reinigte. Anschlie end sah ich mir das schlimme Auge an und rannte gleich zweimal in die B sche. Aber dann hatte ich meine Innereien wieder unter Kontrolle und wusch sein Auge mit Kamille aus. Damit hatte auch C cilie meine Wunden versorgt. Der Hund zuckte immer wieder und schnappte sogar ein paarmal nach meiner Hand vor lauter Schmerzen. Aber gebissen hat er mich nicht. Dann versorgte ich seine Pfote. Die war am schlimmsten zugerichtet. Ich tat, was ich konnte. Schienen, waschen, einsalben, verbinden. Am Ende, nach meiner Heilbehandlung, sah der ganze Hund aus wie ein merkw rdig gemusterter Leopard, wegen all der wei en Verbandsstreifen und Flecken, die kreuz und quer ber seinen K rper liefen. "So, ich habe alles in meiner Macht Stehende getan", sagte ich zu ihm. "Jetzt bist du dran." Doch trotz meiner Behandlung und all meines Zuspruchs wurde er immer schw cher und fra schlie lich noch nicht einmal mehr. Nur Wasser wollte er unaufh rlich. Da er nicht mehr selbst gehen konnte, holte ich das Wasser in meinem einzigen Kochtopf frisch f r ihn aus dem See. Wahrscheinlich hatte er durch seine schrecklichen Wunden eine Infektion oder Blutvergiftung bekommen, die ihn nun allm hlich umbrachte. Schon bald machte sich in mir wieder jenes schlimme Gef hl der Machtlosigkeit bemerkbar, das ich noch so gut vom Sterben meiner C cilie her kannte. Ich sah, wie das sch ne Tier immer schw cher wurde und schlie lich noch nicht einmal mehr seinen m chtigen Kopf heben konnte. Aber was konnte ich tun? Gar nichts, au er Wasser f r ihn zu holen, das ich ihm schlie lich sogar einfl en musste. Der n chste Tierarzt, das hatte ich in Erfahrung gebracht, war zweihundert Kilometer entfernt. Der arme Kerl w rde die Fahrt dorthin wahrscheinlich gar nicht berstehen. Ich h tte aber auch kein Geld gehabt f r eine Behandlung. So sa ich neben dem sterbenden Hund und weinte. Voller Hoffnungslosigkeit, Verlassenheit und Schmerz dar ber, nun wieder ein Wesen, das meinem Herzen so eigenartig schnell nahe gekommen war, zu verlieren. Da h rte ich pl tzlich eine Stimme. Ich sah hoch und bemerkte eine junge Frau von vielleicht f nfundzwanzig Jahren. Sie trug ein Kleid, das so goldfarben wie der Weizen auf den Feldern ringsum war, und redete jetzt mit weicher Stimme auf mich ein. Zuerst in einer Sprache, die, wie sich sp ter herausstellte, Italienisch war, dann sprach sie Englisch und war schlie lich bei Deutsch angelangt. "Warum weinst du?", fragte sie und setzte sich einfach zu mir in den Sand vor dem Zelt. "Er stirbt." Ich versuchte, die Tr nen zur ckzuhalten. "Dein Hund?" Sie strich mit gro er Selbstverst ndlichkeit erst mir, dann ihm ber das Gesicht. Ich nickte, und sie fragte weiter: "Gibt es keinen Arzt f r Tiere hier?" "Viel zu weit weg", sagte ich. "Er schafft es bestimmt nicht mehr bis dorthin und es ist auch viel zu teuer." "Verstehe." Sie dachte einen Moment nach. "Er braucht Penizillin", erkl rte sie dann. "Man muss ihm eine Penizillininjektion geben." "Und woher bekomme ich so etwas?" "Vielleicht bekomme ich es", sagte sie l chelnd, winkte mir zu und ging davon. Ich sah ihr hinterher, staunte ber den stolzen Gang dieser Frau und bemerkte, dass mir ein wenig leichter ums Herz geworden war. Die Stunden vergingen und von der jungen Frau war nichts zu sehen. Ich begann zu f rchten, dass es nur ein kurzer Augenblick der Zuversicht gewesen war, der mich da erreicht hatte und der nun wieder abgel st wurde von noch gr erer Hoffnungslosigkeit. Doch pl tzlich, es war schon fast Abend geworden, trat sie wieder aus dem Schilf heraus ans Seeufer. Sie hatte jetzt ein wei es, weites Kleid an, das wohl den Wolken nachempfunden war, die ber den masurischen Himmel zogen. Es fiel weich und verhei ungsvoll um ihren K rper. Sie l chelte mich mit ihrem wundersch nen, geheimnisvollen L cheln an und sagte: "Es hat lange gedauert, aber jetzt bin ich da." Sie streifte ihre Schuhe ab und setzte sich dann dicht neben mich in den Sand. Erst legte sie mir einen Augenblick ihre Hand auf die Schulter. Dann, ich traute meinen Augen nicht, zog sie Spritzen und mehrere Ampullen hervor. Penizillinkonzentrat und destilliertes Wasser. Sie mischte die Substanzen und zog dann die Spritze auf. "Halte ihn fest", sagte sie und stach meinem Hund dann die Kan le in den Hinterlauf. Der arme Kerl zuckte zusammen und winselte schmerzlich. Das Penizillin jener Jahre war eine z hfl ssige und deshalb sehr schmerzhafte Angelegenheit. Doch er hielt durch und leckte ihr, als sie fertig war, in Freundschaft die Hand. "Nach vier Stunden muss er die n chste Spritze bekommen", sagte sie und begann, die Kan le zu reinigen. "Kommst du wieder?", fragte ich hoffnungsvoll. Sie l chelte mir zu. "Ich bleibe." Sie packte das Besteck wieder weg und legte sich mit einer Bewegung, die mich erneut entz ckte, zur ck. Im Liegen sah sie sich um, zog dann meinen Rucksack herbei und legte ihren Kopf darauf. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte; also schwieg ich. Mein Herz war voller Freude ber die wunderbare Hilfe, aber auch ber ihre W rme und Fraulichkeit. Ich sah sie lange Zeit an. Sie merkte es, sah ebenfalls zu mir her ber und l chelte ihr verhaltenes L cheln. Zum ersten Mal erlebte ich das unglaubliche Gef hl, eine begehrenswerte Frau ansehen zu d rfen, solange man m chte. Heute wei ich, dass dem gegenseitigen Betrachten, der Z rtlichkeit durch Blicke, der wunderbaren Ahnung, die der Liebe immer vorausgeht, nichts, aber auch gar nichts gleichkommt. Man schaut sich an und versp rt eine bisher nie gekannte Innigkeit, eine bereinstimmung, wie sie einem sonst im Leben nie geschenkt wird. Schon gar nicht, wenn man ganz allein und erst siebzehn ist. Schlie lich, weil mich das Gl ck jenes Augenblickes zu berw ltigen drohte, weil ich glaubte, jeden Augenblick den Verstand zu verlieren, sagte ich: "Eine Frau wie dich habe ich noch nie gesehen." Sehr ernsthaft antwortete sie: "Und ich noch nie einen Jungen wie dich." Weil ich nicht wusste, was ich darauf antworten sollte, schwieg ich wieder und sah sie nur weiter an. Dann - nur das schwere Atmen des kranken Hundes und das Rauschen des Sees waren zu h ren - schlief sie ein. Noch immer ihr geheimnisvolles L cheln auf dem Gesicht, hatte sie die Augen geschlossen und atmete tief und gleichm ig. Und erst in diesem Augenblick sah ich richtig, welche Sch nheit da zu mir gekommen war. Die hohe Stirn, die etwas breite Nase, die weichen, gleichm igen Z ge des Gesichts. Dunkles Haar, ein wohlgeformter K rper mit himmlisch langen Beinen, die in H ften bergingen, aus denen alle Sch nheit und Verhei ung dieser Welt zu mir zu sprechen schienen. Stundenlang sa ich da und wagte nicht, mich zu bewegen. Und dann, kurz bevor sie wieder erwachte, kam mir wie ein Blitz die Prophezeiung meiner C cilie in den Sinn. "Masuren ist das Land, in dem Gott das Gl ck erfand." Vielleicht hatte er es wirklich in solch einem Augenblick erfunden. Neben einer schlafenden, wundersch nen Frau sitzend und dar ber nachdenkend, was er seinen Gesch pfen an unverg nglich Gutem schenken sollte. Ihm h tte nichts Besseres als das hier einfallen k nnen. Dann wurde sie wach. "Es ist Zeit", sagte sie und bereitete die n chste Spritze vor. "Bist du etwa rztin?", fragte ich. Sie sch ttelte den Kopf. "Ich habe diese Spritzen gekauft, in einer Apotheke. Gegen ein paar Dollar. Daf r bekommt man hier alles." "Aber wo hast du gelernt, sie so professionell zu geben?" Sie z gerte einen Augenblick und fasste unwillk rlich an ihren Arm. Doch dann l chelte sie schon wieder. Der Hund bekam seine zweite Spritze, und es kam mir so vor, als ob sein Atmen bereits leichter geworden w re. "Es geht ihm schon besser", sagte ich. Sie l chelte wieder und fragte: "Dir auch?" Ich nickte schweigend und sah sie immer weiter an. "Das ist gut so, dass es dir besser geht." Sie zog sich gelassen das Kleid ber den Kopf, dann stieg sie aus dem schmalen Slip, den sie darunter trug. "Lass uns baden." Ohne meine Antwort abzuwarten, lief sie mit ihren stolzen, unnachahmlichen Schritten in den See. Schon bis zu den H ften im Wasser, drehte sie sich zu mir um. "Kommst du?" Ich streifte hastig mein T-Shirt ber den Kopf, berlegte einen Augenblick, ob ich die Badehose anbehalten sollte, zog sie dann aber auch aus. Sie sah immer weiter zu mir her ber, musterte mich aufmerksam und wartete geduldig, bis ich bei ihr war. Sie sah mich schweigend an und ich legte die Arme um sie. Sie tat das Gleiche und dr ckte mit einer langsamen Bewegung ihren K rper an meinen. Im warmen Wasser des Sees, inmitten all der D fte des Sommers, umgeben vom Schein der untergehenden Sonne Masurens, k ssten wir uns zum ersten Mal. Und dann immer wieder. Wir schwammen, k ssten und ber hrten uns. Auf die Wangen, auf den Mund, auf unsere sehns chtigen K rper. Als die Sonne untergegangen war, nach unz hligen Z rtlichkeiten, verlie en wir das Wasser und legten uns in den warmen Sand vor meinem Zelt. Dort liebten wir uns weiter. Nur die Nacht, die dem Abendrot folgte, und schlie lich die zahllosen Sterne am weiten masurischen Himmel sahen uns zu. Sie war meine erste Frau. Und sie lehrte mich mehr ber das Gl ck und die Liebe als all die Frauen, die nach ihr kamen. Mehr, als ich aus all den B chern erfuhr, die ich noch lesen oder schreiben sollte, mehr, als mir meine Freunde je zu berichten wussten und ich auf all meinen Reisen in Erfahrung bringen konnte. Sie war in einem Augenblick zu mir gekommen, in dem alles verloren war. Meine C cilie, dieser edle Hund, die Hoffnung auf Gl ck. Mit ihr war all das wiedergekommen und es sollte auch bei mir bleiben, jedenfalls f r eine bestimmte Zeit. Dann, gegen Morgen, die Nacht war unbeschreiblich warm und s , l ste sie sich aus meinen Armen. "Ich muss jetzt gehen, mein Geliebter." "Wann kommst du wieder?", fragte ich und wollte nicht loslassen. "Bald", sagte sie und l chelte ihr L cheln. "Wann ist das, bald?", fragte ich. Sie antwortete nicht und war schon im Schilf verschwunden. Und wirklich, nach ein paar Stunden war sie wieder da. Dieses Mal in einem Kleid, das so blau und sch n war, als sei es aus den z rtlichen Wassern der Seen Masurens gemacht. Sie brachte auch Essen mit. Wei brot, wie ich es bisher nicht kannte. Eine Salami, von der sie sagte, dass es Veroneser sei, und einen duftenden K se aus dem Piemont. "Kommst du aus Italien?", fragte ich. Sie sch ttelte den Kopf. "Aus den Vereinigten Staaten. Ich begleite alte Menschen, die fr her einmal hier in Masuren gelebt haben und die ihre Heimat noch einmal sehen wollen." Dann schenkte sie aus einer kleinen Flasche, die sie ebenfalls mitgebracht hatte, Wein in meine Kaffeetasse. Pl tzlich fiel mir ein, dass ich gar nicht wusste, wie sie hie . Als ob sie Gedanken lesen konnte, sagte sie mir: "Ich hei e Lucia." "Und ich bin Henry." "Henry und Lucia." Sie nickte ernst und nachdenklich. "Das passt sehr gut." Dann liebten wir uns wieder, fast den ganzen Tag. Wir gingen schwimmen, sahen nach dem Hund und bereiteten uns Essen. So vergingen die Tage, in denen ich so gl cklich war, dass mir noch heute, nach all den Jahren, das Herz zu zerspringen scheint, wenn sie mir in den Sinn kommen. Noch immer, als ob es gestern gewesen ist, h re ich den Klang von Lucias Stimme und glaube, ihren Duft zu riechen. Das Gl ck, das ich empfand, wurde t glich gr er. Ich wartete geduldig jeden Tag, manchmal auch zwei, bis sie ihren Dienst bei den Alten beendet hatte. Dann endlich kam sie mit ihren stolzen Schritten, um die Abende und N chte wieder bei mir sein zu k nnen. Ich wusste nicht einmal, in welchem Hotel, in welchem Sanatorium sie sich mit ihren Leuten auf hielt. Es war mir gleichg ltig. Mein Leben vollzog sich nur, wenn sie da war, wenn wir, den Hund neben uns, am Wasser lagen, wenn wir uns liebten oder dem See lauschten. Dass dieses Gl ck einmal zu Ende gehen musste, kam mir nie in den Sinn. Vielleicht wollte ich auch gar nicht dar ber nachdenken. Ich existierte nur f r die erlesenen, unwiederbringlichen Augenblicke, in denen sie bei mir war.
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Autoren-Porträt von Henning Pawel, Jaromir Konecny
Henning Pawel, 1944 in Mecklenburg in einer deutsch-jüdischen Familie geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend in Thüringen. Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung als Repro-Fotograf und arbeitete als Fernfahrer. Danach studierte er Jura und Kulturwissenschaften und wurde Stadtbezirksrat für Kultur in Erfurt. Ab 1984 schrieb er als freier Autor Hörspiele und Texte für Kabarett und Theater und arbeitete als Regisseur.Nach der Wende war er von 1989 bis 1992 Vorsitzender des Thüringischen Schriftstellerverbandes und der Literarischen Gesellschaft Thüringens. Seit 1990 hat er als Radio- und Zeitungsjournalist ca. 200 Reportagen, Kommentare, Features und andere Sendungen zur aktuellen Politik und Zeitgeschichte veröffentlicht. Seine satirische Rundfunksendung "Onkel Heinrich, bist du gerade beim Regieren?" wurde über 130-mal gesendet.
Jaromir Konecny begeistert seit Jahren das Publikum bei Poetry Slams und Lese-Events aller Art. Der in Prag geborene promovierte Chemiker wohnt mit seiner Familie in München, hat über 60 Slam-Wettbewerbe gewonnen und wurde zweimal Vizemeister des gesamtdeutschen Poetry Slams. Auch seine Jugendromane werden begeistert gefeiert und standen auf der Focus-Liste der Besten 7.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Henning Pawel , Jaromir Konecny
- Altersempfehlung: 12 - 15 Jahre
- 2007, Sonderaug., 61 Seiten, Maße: 14,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: cbt
- ISBN-10: 3570304086
- ISBN-13: 9783570304082
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