Shembe, Gandhi und die Soldaten Gottes

Die Ausbreitung Afrikanischer Unabhängiger Kirchen (AUK) gehört zu den auffälligsten Veränderungen in der globalen Landschaft der Religionen im 20. Jahrhundert. AUK markieren durch zwei Wegmarken eine entscheidende Richtungsänderung in der Entwicklung der Weltchristenheit. Zum einen zeichnete sich in ihnen die Verlagerung des christlichen Gravitationszentrums von der nordatlantischen Welt in den Verbreitungsraum der früheren kolonialen Peripherie ab. Zum anderen wuchs mit dieser dynamischen sozioreligiösen Bewegung die Signatur einer künftigen ecclesia africana heran. Dieser Band profiliert mit dem charismatisch begabten Isaiah Shembe eine der in ihrer Wirkungsgeschichte bedeutendsten prophetischen Gestalten der jüngeren Religionsgeschichte des südlichen Afrika. Die religiöse Kontur dieses 'schwarzen Messias' verhalf dazu, das Christentum aus dem Schlagschatten einer Diasporareligion zu heben.
Shembes Lesart des Christentums wird in einem innerafrikanischen Diskurs freigelegt. Erfand unter dem Vorzeichen einer rigorosen Ethik der Gewaltfreiheit statt und mündete in eine politische Poetik der Symbole. In den afrikanischen Widerstreit um den Zusammenhang von Religion und Politik tragen sich Spuren einer afrikanisch-indischen Konvivenz ein. Shembes Option für gewaltfreies Handeln gestaltete sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Mahatma Gandhi aus. Damit wirft die Studie ein neues Licht auf die südafrikanischen Jahre Gandhis. Mithin spürt die historische Genese einer unabhängigen afrikanischen Theologie die gemeinsamen Wellenlängen eines außergewöhnlichen interkulturellen Sprachraums auf.