Sie kam, sah und liebte. Er liebt mich, er liebt mich nicht
Zwei Romane in einem Band
Witzig, romantisch und unglaublich sexy - ein hinreißendes Lesevergnügen
"Sie kam, sah und liebte": Auf den ersten Blick wirkt die zierliche Reporterin Jane Alcott wie ein unscheinbares Mauerblümchen. Nicht gerade der bevorzugte...
"Sie kam, sah und liebte": Auf den ersten Blick wirkt die zierliche Reporterin Jane Alcott wie ein unscheinbares Mauerblümchen. Nicht gerade der bevorzugte...
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Produktinformationen zu „Sie kam, sah und liebte. Er liebt mich, er liebt mich nicht “
Witzig, romantisch und unglaublich sexy - ein hinreißendes Lesevergnügen
"Sie kam, sah und liebte": Auf den ersten Blick wirkt die zierliche Reporterin Jane Alcott wie ein unscheinbares Mauerblümchen. Nicht gerade der bevorzugte Frauentyp des gefeierten Eishockeystars Luc Martineau. Doch als ausgerechnet Jane über Martineaus Team berichten soll, erkennt Luc, wie trügerisch der erste Eindruck sein kann ...
"Er liebt mich, er liebt mich nicht": Die Fotografin Daisy kehrt in ihre verschlafene Heimatstadt Lovett zurück, um ihrer großen Jugendliebe Jack endlich ein lang gehütetes Geheimnis anzuvertrauen. Doch Jack, notorischer Frauenheld, hat sich geschworen, Daisy nie wieder in sein Leben zu lassen ...
"Sie kam, sah und liebte": Auf den ersten Blick wirkt die zierliche Reporterin Jane Alcott wie ein unscheinbares Mauerblümchen. Nicht gerade der bevorzugte Frauentyp des gefeierten Eishockeystars Luc Martineau. Doch als ausgerechnet Jane über Martineaus Team berichten soll, erkennt Luc, wie trügerisch der erste Eindruck sein kann ...
"Er liebt mich, er liebt mich nicht": Die Fotografin Daisy kehrt in ihre verschlafene Heimatstadt Lovett zurück, um ihrer großen Jugendliebe Jack endlich ein lang gehütetes Geheimnis anzuvertrauen. Doch Jack, notorischer Frauenheld, hat sich geschworen, Daisy nie wieder in sein Leben zu lassen ...
Klappentext zu „Sie kam, sah und liebte. Er liebt mich, er liebt mich nicht “
Witzig, romantisch und unglaublich sexy - ein hinreißendes Lesevergnügen"Sie kam, sah und liebte": Auf den ersten Blick wirkt die zierliche Reporterin Jane Alcott wie ein unscheinbares Mauerblümchen. Nicht gerade der bevorzugte Frauentyp des gefeierten Eishockeystars Luc Martineau. Doch als ausgerechnet Jane über Martineaus Team berichten soll, erkennt Luc, wie trügerisch der erste Eindruck sein kann ...
"Er liebt mich, er liebt mich nicht": Die Fotografin Daisy kehrt in ihre verschlafene Heimatstadt Lovett zurück, um ihrer großen Jugendliebe Jack endlich ein lang gehütetes Geheimnis anzuvertrauen. Doch Jack, notorischer Frauenheld, hat sich geschworen, Daisy nie wieder in sein Leben zu lassen ...
Witzig, romantisch und unglaublich sexy - ein hinreißendes Lesevergnügen 'Sie kam, sah und liebte': Auf den ersten Blick wirkt die zierliche Reporterin Jane Alcott wie ein unscheinbares Mauerblümchen. Nicht gerade der bevorzugte Frauentyp des gefeierten Eishockeystars Luc Martineau. Doch als ausgerechnet Jane über Martineaus Team berichten soll, erkennt Luc, wie trügerisch der erste Eindruck sein kann ...'Er liebt mich, er liebt mich nicht': Die Fotografin Daisy kehrt in ihre verschlafene Heimatstadt Lovett zurück, um ihrer großen Jugendliebe Jack endlich ein lang gehütetes Geheimnis anzuvertrauen. Doch Jack, notorischer Frauenheld, hat sich geschworen, Daisy nie wieder in sein Leben zu lassen ...
Lese-Probe zu „Sie kam, sah und liebte. Er liebt mich, er liebt mich nicht “
Sie kam, sah und liebte von Rachel GibsonAus dem Amerikanischen von Elisabeth Hartmann
Prolog
Das Leben der Honey Pie
Von allen verräucherten Bars in Seattle musste er
ausgerechnet die Lockere Schraube aufsuchen, die
Kaschemme, in der ich fünf Nächte in der Woche
arbeite, Bier zapfe und an Rauch ersticke. Eine
schwarze Haarlocke fiel ihm lässig in die Stirn, als
er ein Päckchen Camels und ein Zippo auf den Tresen
legte.
»Ein Henry's, bitte«, sagte er mit einer Stimme so
rau wie Cordsamt, »und leg einen Zahn zu, Baby.
Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
Ich stand schon immer auf dunkle Typen mit
schlechten Manieren. Ein Blick und ich wusste,
dieser Mann ist so dunkel und so schlimm wie ein
Gewittersturm. »Flasche oder vom Fass?«, fragte ich.
Er zündete sich eine Zigarette an und sah mich
durch eine Rauchwolke hindurch an. Seine himmelblauen
Augen waren randvoll mit Sünde, als er
den Blick auf mein Top senkte. Angesichts meiner
75er Körbchengröße zog er wohlgefällig einen
Mundwinkel hoch. »Flasche«, antwortete er.
Ich holte ein Henry's aus dem Kühlschrank, öffnete
die Flasche und schob sie über den Tresen.
»Drei fünfzig.«
Er ergriff die Flasche mit seiner großen Hand und
hob sie an die Lippen, und ohne mich aus den Augen
zu lassen, trank er ein paar tiefe Züge. Schaum
stieg im Flaschenhals auf, als er sie absetzte, und er
leckte einen Tropfen Bier von seiner Unterlippe. Ich
spürte es in den Kniekehlen.
»Wie heißt du?«, fragte er, griff in die Gesäßtasche
seiner abgetragenen Jeans und zückte seine Brieftasche.
»Honey«, antwortete ich. »Honey Pie.«
... mehr
Er zog auch den anderen Mundwinkel hoch und
reichte mir einen Fünfer. »Bist du Stripperin?«
Das höre ich ziemlich oft. »Kommt darauf an.«
»Worauf?«
Ich händigte ihm das Rückgeld aus und strich dabei
mit den Fingern über seine warme Handfläche.
Ein Schaudern kitzelte den Puls an meinem Handgelenk,
und ich lächelte. Ich ließ den Blick an seinen
kräftigen Armen und seiner Brust hinauf zu seinen
Schultern wandern. Wer mich kennt, weiß auch,
dass ich mich in Bezug auf Männer nur an sehr wenige
Regeln halte. Ich mag sie groß und schlecht,
und sie müssen saubere Zähne und Hände haben.
Das ist schon beinahe alles. Oh, ja, und ich bevorzuge
eine schmutzige Fantasie, wenngleich die nicht
unbedingt Voraussetzung ist, denn meine eigene
reicht für zwei. Immer schon. Selbst als Kind hat
sich in meinem Kopf alles um Sex gedreht. Während
die Barbie-Puppen der anderen Mädchen Schule
spielten, spielte meine Barbie Doktor. Und zwar so,
dass Dr. Barbie Kens Gemächt untersuchte, um ihn
dann in ein schweißnasses Koma zu versetzen.
Jetzt, im Alter von achtundzwanzig, während andere
Frauen Golf spielen oder töpfern, sind Männer
mein Hobby, und ich sammle sie wie billige Elvis-
Souvenirs. Als ich in die sexy blauen Augen von Mr.
Unmanierlich blickte, beschloss ich unter Berücksichtung
meines rasenden Pulses und des Pochens
zwischen meinen Schenkeln, vielleicht auch ihn in
meine Sammlung aufzunehmen. Vielleicht würde
ich ihn mit zu mir nach Hause nehmen. Oder ich
nahm ihn auf dem Rücksitz meines Wagens oder in
einer Kabine der Damentoilette.
»Was du dir so vorstellst«, antwortete ich schließlich,
verschränkte die Arme auf dem Tresen und
beugte mich vor, um ihm den Anblick meiner perfekten
Brüste zu gewähren.
Er hob den Blick aus meinem Dekolleté, und seine
Augen waren heiß und hungrig. Dann klappte er
seine Brieftasche auf und zeigte mir seine Dienstmarke.
»Ich suche Eddie Cordova. Ich habe gehört,
dass du ihn kennst.«
Persönliches Pech. Ein Bulle. »Ja, ich kenne Eddie.«
Ich war einmal mit ihm ausgegangen, wenn
man das, was wir getrieben haben, so umschreiben
möchte. Als ich Eddie das letzte Mal sah, lag er in
der Toilette bei Jimmy Woo im Koma. Ich musste
auf sein Handgelenk treten, damit er endlich meinen
Knöchel losließ.
»Weißt du, wo ich ihn finden kann?«
Eddie war ein drittklassiger Dieb, und schlimmer
noch, im Bett war er miserabel, und ich hatte nicht
die Spur eines schlechten Gewissens, als ich sagte:
»Kann sein.« Ja, vielleicht würde ich diesem Typen
helfen, und so, wie er mich ansah, war klar, dass er
mehr wollte, als...
Das Telefon neben Jane Alcotts Computer klingelte und lenkte
ihre Aufmerksamkeit vom Bildschirm und von der neuesten
Episode aus dem Leben der Honey Pie ab.
»Verdammt«, fluchte sie. Sie schob die Finger unter ihre
Brillengläser und rieb sich die müden Augen. Zwischen den
Fingern hindurch spähte sie auf die Nummer auf dem Display
und hob ab.
»Jane«, begann der Chefredakteur der Seattle Times, Leonard
Callaway, ohne ein Wort der Begrüßung. »Virgil Duffy
redet heute Abend mit den Trainern und dem Geschäftsführer.
Du hast den Job jetzt offiziell.«
Virgil Duffys Unternehmen war Mitglied der Fortune 500,
und ihm gehörte das Hockeyteam der Seattle Chinooks.
»Wann fange ich an?«, fragte Jane und erhob sich. Sie griff
nach ihrem Kaffee und verschüttete etwas auf ihren alten Flanellpyjama,
als sie den Becher an die Lippen hob.
»Am Ersten.«
Am ersten Januar. Dann blieben ihr nur noch zwei Wochen
für die Vorbereitung. Vor zwei Tagen war Leonard mit der
Frage an sie herangetreten, ob sie Lust hätte, den Sportreporter
Chris Evans, der sich der Behandlung eines NonHodgkin-
Lymphoms unterzog, zu vertreten. Chris' Prognose
war gut, aber für die Zeit seiner Abwesenheit brauchte die
Zeitung jemanden, der über das Hockeyteam der Seattle Chinooks
berichtete. Jane hatte sich nie träumen lassen, dass sie
dieser Jemand sein würde.
Unter anderem schrieb sie Artikel für die Seattle Times und
war bekannt für ihre monatliche Kolumne Als Singlefrau in
der Stadt. Von Hockey hatte sie nicht die geringste Ahnung.
»Am Zweiten gehst du mit ihnen auf Tour«, fuhr Leonard
fort. »Virgil will die Einzelheiten noch mit den Trainern absprechen,
und am Montag vor der Abreise stellt er dich dann
dem Team vor.«
Als man ihr in der vergangenen Woche den Job angeboten
hatte, war sie erschrocken und ziemlich verdutzt gewesen.
Mr. Duffy würde doch sicher verlangen, dass ein anderer
Sportreporter über die Spiele berichtete. Doch wie sich herausstellte,
war das Angebot die Idee des Besitzers selbst gewesen.
»Wie finden die Trainer das denn?« Sie stellte den Becher
neben einem mit Post-it-Zetteln in verschiedenen Farben gespickten
Terminplaner auf dem Schreibtisch ab.
»Das ist relativ unwichtig. Seit John Kowalsky und Hugh
Miner sich zur Ruhe gesetzt haben, hat die Arena kein nennenswertes
Publikum mehr gesehen. Duffy muss diesen Spitzentorwart
bezahlen, den er letztes Jahr eingekauft hat. Virgil
ist ein glühender Hockeyfan, aber in erster Linie ist er Geschäftsmann.
Er tut, was er kann, um die Fans auf die Tribüne
zu holen. Das ist auch der Hauptgrund dafür, dass er auf
dich verfallen ist. Er will mehr Frauen zu den Spielen locken.«
Leonard Callaway sagte jedoch nichts darüber, dass Duffy
glaubte, sie würde locker-flockigen Frauenkram schreiben.
Was Jane nicht störte; immerhin half dieser Frauenkram ihr,
ihre Rechnungen zu bezahlen, und war außerdem hochgradig
beliebt bei den Leserinnen der Seattle Times. Aber Frauenkram
reichte nicht für sämtliche Rechnungen. Nicht einmal
annähernd. Die meisten bezahlte sie mithilfe von Pornos.
Und die Pornoserie Das Leben der Honey Pie, die sie für die
Zeitschrift Him schrieb, war hochgradig beliebt bei Männern.
Während Leonard über Duffy und sein Hockeyteam berichtete,
griff Jane nach einem Kuli und kritzelte auf einen
pinkfarbenen Zettel: Bücher über Hockey kaufen. Sie riss das
Zettelchen vom Block, schlug eine Seite im Terminplaner um
und klebte es unter einigen anderen ein.
»... und du darfst nie vergessen, dass du es mit Hockeyspielern
zu tun hast. Weißt du, die sind manchmal furchtbar
abergläubisch. Wenn die Chinooks anfangen, Spiele zu verlieren,
geben sie dir die Schuld und jagen dich zum Teufel.«
Prima. Ihr Job war abhängig von abergläubischen Machos.
Sie riss eine alte Notiz mit der Aufschrift »Termin Honey«
aus dem Planer und warf sie in den Papierkorb.
Nach ein paar Gesprächsminuten legte sie den Hörer auf
und griff nach ihrem Kaffeebecher. Wie die meisten Einwohner
von Seattle kannte auch sie die Namen und sogar ein paar
Gesichter von Hockeyspielern. Die Saison war lang, und beinahe
jeden Abend wurde Hockey in den King-5-Nachrichten
erwähnt, aber wirklich kennen gelernt hatte sie bisher nur einen
von den Chinooks, den Torhüter, den Leonard erwähnt
hatte, Luc Martineau.
Sie war dem Mann mit dem Dreiunddreißig-MillionenDollar-
Vertrag kurz nach seinem Wechsel zu den Chinooks
im letzten Sommer auf einer Party des Presseclubs vorgestellt
worden. Wie der Inbegriff kraftstrotzender Gesundheit stand
er in der Mitte des Raums, ein König, der Hof hielt. Er war
kleiner, als Jane ihn sich vorgestellt hatte. Etwa einsachtzig,
aber Muskeln pur. Dunkelblondes Haar wuchs ihm über die
Ohren und in den Hemdkragen, leicht zerzaust und wie mit
den Fingern gekämmt.
Er hatte eine kleine, weiße Narbe auf dem linken Wangenknochen
und eine weitere am Kinn. Sie schmälerten allerdings
nicht den ungeheuren Eindruck, den er machte. Sie lie-
ßen ihn vielmehr so gefährlich erscheinen, dass wohl keine
einzige Frau im Raum sich nicht fragte, wie gefährlich er
wirklich werden konnte.
Zum unauffälligen anthrazitfarbenen Anzug trug er eine
rote Seidenkrawatte. Das Handgelenk zierte eine goldene
Rolex, und an seiner Seite klebte wie ein Saugnapf eine verblühte
Blondine.
Der Mann legte eindeutig Wert auf Accessoires.
Jane und der Torhüter hatten Begrüßungsfloskeln und einen
Handschlag ausgetauscht. Der Blick seiner blauen Augen
hatte sie kaum gestreift, bevor er mit seiner Blondine
weiterging. In weniger als einer Sekunde fand sie sich gewogen
und für zu leicht befunden. Doch daran war sie gewöhnt.
Männer wie Luc beachteten Frauen wie Jane gewöhnlich
nicht. Kaum größer als einssechzig, dunkelbraunes Haar,
grüne Augen und A-Körbchen. Solche Männer blieben nicht
stehen, um zu hören, ob sie vielleicht etwas Interessantes zu
sagen hatte.
Falls die übrigen Chinooks sie genauso rasch abtaten wie
Luc Martineau, standen ihr ein paar beschwerliche Monate
bevor, aber die Gelegenheit, mit dem Team von Spiel zu Spiel
zu reisen, war zu gut, als dass sie darauf hätte verzichten mögen.
Sie würde ihre Artikel über den Hockeysport aus dem
Blickwinkel einer Frau verfassen. Sie würde natürlich über
die Höhepunkte des Spiels berichten, aber ihr Hauptaugenmerk
wollte sie auf das lenken, was im Umkleideraum geschah.
Nicht auf Penisgröße und sexuelle Vorlieben - das war
ihr gleichgültig. Sie wollte in Erfahrung bringen, ob Frauen
auch im einundzwanzigsten Jahrhundert noch diskriminiert
wurden.
Jane nahm den Platz vor ihrem Laptop wieder ein und widmete
sich wieder der Honey-Pie-Episode, die sie morgen ab-
liefern müsste, wenn sie noch im Februar erscheinen sollte.
Während viele Männer ihre Singlefrau-Kolumne für einen
Schmachtfetzen hielten und nicht zugaben, dass sie sie lasen,
fanden doch viele von ebendiesen Männern an Janes HoneyPie-
Serie großen Gefallen. Niemand außer Eddie Goldman,
der Chefredakteur der Zeitschrift, und Caroline Mason, ihre
beste Freundin seit der dritten Klasse, wusste, dass sie diese
lukrativen monatlichen Artikel schrieb. Und so sollte es auch
bleiben.
Honey war Janes Alter Ego. Umwerfend. Hemmungslos.
Der Traum eines jeden Mannes. Eine Hedonistin, die Männer
in ganz Seattle in ein verschwitztes Koma versetzte, ausgelaugt
und der Sprache beraubt, was sie aber nicht daran hinderte,
um mehr zu betteln. Honey hatte einen riesigen Fan-
Club, und auch im Internet waren ihr ein halbes Dutzend
Fan-Sites gewidmet. Einige waren traurig, andere witzig. Auf
einer dieser Websites wurde spekuliert, dass der Autor von
Honey Pie in Wahrheit ein Mann sei.
Dieses Gerücht gefiel Jane am besten. Ein Lächeln spielte
um ihre Lippen, als sie die letzten Zeilen las, die sie vor Leonards
Anruf geschrieben hatte. Dann machte sie sich wieder
an ihre Arbeit - Männer zum Betteln zu bringen.
1. KAPITEL
Die Rasur: Einführung der Anfänger
Der Umkleideraum hallte wider von Blödeleien, als Luc
»Lucky« Martineau seine Montur anlegte. Die meisten seiner
Teamkameraden scharten sich um Daniel Holstrom, den
Neuling aus Schweden, und boten ihm zwei verschiedene
Möglichkeiten der Initiation an. Daniel konnte sich entweder
von den Jungs einen Irokesen rasieren lassen, oder er musste
das gesamte Team zum Essen einladen. Da Neulingsgelage
zwischen zehn- und zwölftausend Dollar kosteten, vermutete
Luc, dass der junge Verteidiger wohl eine Zeit lang wie ein
Punker herumlaufen würde.
Daniel suchte mit großen, blauen Augen den Raum nach
einem Hinweis darauf ab, dass die Jungs ihn hochnahmen. Er
fand keinen. Alle waren einmal Anfänger gewesen, und jeder
hatte irgendwelche Schikanen über sich ergehen lassen müssen.
In Lucs Anfängersaison waren öfter mal die Schnürsenkel
seiner Schlittschuhe verschwunden, und oft genug waren
die Laken in seinem Hotelzimmer gekürzt worden.
Luc ergriff seinen Schläger und machte sich auf den Weg
zum Tunnel. Er kam an ein paar Jungs vorüber, die ihre
Schläger mit Schweißgeräten bearbeiteten. Kurz vor dem
Tunnel standen Coach Larry Nystrom und Geschäftsführer
Clark Gamache und sprachen mit einer kleinen, ganz in
Schwarz gekleideten Frau. Die Männer hatten die Arme vor
der Brust verschränkt und blickten finster auf die Frau, die
auf sie einredete. Ihr dunkles Haar war am Hinterkopf mit ei-
nem dieser komischen Gummiteile zusammengefasst, die
auch seine Schwester benutzte.
Luc nahm kaum Notiz von ihr und hatte sie bereits vergessen,
als er zum Trainieren aufs Eis glitt. Er horchte auf das erfrischende
Sch-sch, das er nach stundenlangem Schleifen der
Kufen freudig erwartet hatte. Durch das Gitter seiner Maske
streifte kühle Luft seine Wangen und füllte seine Lungen,
während er verschiedene Aufwärmübungen absolvierte.
Wie alle Torhüter war er zwar Mitglied des Teams, trotzdem
durch die typische Einsamkeit seines Jobs ein Außenseiter.
Für Männer wie Luc gab es niemanden, hinter dem sie
sich verstecken konnten. Wenn er einen Puck durchgehen
ließ, blinkten die Alarmzeichen wie riesige in Neon geschriebene
Versager-Zeichen, und es bedurfte immer wieder aller
Entschlossenheit und großen Muts, sich für ein neues Spiel
zwischen die Pfosten zu stellen. Ein Torhüter musste ein
Mann sein, der ehrgeizig und arrogant genug war, sich selbst
für unbesiegbar zu halten.
Der Torhüter-Coach, Don Boclair, schob einen Behälter
voller Pucks aufs Eis, während Luc das gleiche Ritual wie seit
elf Jahren absolvierte, sei es vor einem Spiel oder zum Training.
Er lief dreimal im Uhrzeigersinn um das Tor herum und
einmal in der Gegenrichtung. Er nahm seinen Platz zwischen
den Pfosten ein und haute mit seinem Schläger links und
rechts dagegen. Dann bekreuzigte er sich wie ein Priester und
blickte Don, der an der blauen Linie stand, fest in die Augen.
In der folgenden halben Stunde schlitterte der Coach um ihn
herum, schoss wie ein Scharfschütze auf alle sieben Löcher
und feuerte vom Punkt aus.
Luc war zufrieden. Zufrieden mit dem Spiel, zufrieden mit
seiner körperlichen Kondition. Inzwischen war er einigermaßen
schmerzfrei und nahm keine Tabletten, die stärker waren
als Advil. Er erlebte die beste Saison seiner Karriere, und
jetzt, da es aufs Finale der Sportvereinigung zuging, war er
mit seinen zweiunddreißig Jahren in Höchstform. Sein Berufsleben
hätte nicht besser aussehen können.
Schade nur, dass sein Privatleben schwer zu wünschen übrig
ließ.
Der Torhüter-Coach feuerte einen Puck ins obere Drittel,
und Luc fing ihn mit einem dumpfen »Pock« im Handschuh.
Durch die dicke Polsterung hindurch brannte das halbe
Pfund vulkanisierten Gummis in seiner Handfläche. Er ließ
sich auf die Knie fallen, als der nächste Puck sein Fünfer-
Loch bedrohte und gegen seine Beinschützer knallte. Er spürte
den vertrauten, stechenden Schmerz in den Sehnen und
Bändern, aber es war nichts, was er nicht hätte verkraften
können. Nichts, was er nicht verkraftet hätte, und nichts, von
dem er je laut zugegeben hätte, dass er es überhaupt spürte.
Manch einer hatte ihn schon abgeschrieben. Einen Strich
unter seine Karriere gezogen. Vor zwei Jahren, als er noch
für die Red Wings spielte, hatte er sich beide Knie kaputtgemacht.
Nach mehreren Operationen, zahllosen Stunden
Krankengymnastik, einer Stippvisite in der Betty-Ford-Stiftung,
um die Abhängigkeit von Schmerzmitteln loszuwerden,
und einem Wechsel zu den Seattle Chinooks war Luc
wieder da und spielte besser denn je.
In dieser Saison musste er etwas beweisen. Sich selbst. Denen,
die ihn abgeschrieben hatten. Er hatte die Eigenschaften
wiedererlangt, die ihn immer zu einem der Besten gemacht
hatten. Luc hatte einen unheimlichen Puckverstand und
konnte einen Spielverlauf geradezu voraussehen. Und wenn
er die Gefahr nicht mit einer flinken Parade abwehren konnte,
hatte er immer noch rohe Gewalt und einen gefährlichen
Haken in Reserve.
Nach dem Training zog Luc Shorts und ein T-Shirt an und
ging zum Übungsraum. Er strampelte sich eine Dreiviertelstunde
auf dem Trainingsfahrrad ab, bevor er zu den Gewichten
wechselte. Anderthalb Stunden lang trainierte er Arm-,
Brust- und Bauchmuskeln. Die Muskeln an Beinen und Rücken
brannten, und der Schweiß tropfte ihm von den Schläfen,
während er die Schmerzen wegatmete.
Er duschte ausgiebig, schlang ein Handtuch um seine Hüften
und ging zum Umkleideraum. Die anderen Jungs waren
schon dort, lümmelten auf Stühlen und Bänken und lauschten
auf das, was Gamache von sich gab. Virgil Duffy stand
ebenfalls mitten im Raum und redete über Kartenverkäufe.
Kartenverkäufe waren nicht Lucs Angelegenheit. Er hatte
Tore zu halten und Spiele zu gewinnen. Bisher machte er seinen
Job gut.
Luc lehnte sich mit einer bloßen Schulter an den Türrahmen.
Er verschränkte die Arme vor der Brust, und sein Blick
fiel auf die kleine Frau, die er schon vor Trainingsbeginn gesehen
hatte. Sie stand neben Duffy, und Luc hatte Muße, sie
eingehender zu betrachten. Sie war eine von diesen naturbelassenen
Frauen, die keine Spur von Make-up tragen. Die beiden
Striche ihrer Augenbrauen waren die einzige Farbe in ihrem
blassen Gesicht. Die schwarze Jacke und die schwarze
Hose waren unförmig und verbargen jeden noch so kleinen
Hinweis auf Kurven. Über einer Schulter hing eine Ledertasche,
in der Hand hielt sie einen Pappbecher.
Sie war nicht hässlich - nur nichts sagend. Manche Männer
mochten die naturbelassene Sorte Frau. Luc nicht. Ihm
gefielen Frauen, die roten Lippenstift trugen, nach Puder
dufteten und ihre Beine rasierten. Ihm gefielen Frauen, die
sich Mühe gaben, gut auszusehen. Diese Frau gab sich eindeutig
nicht die geringste Mühe.
»Ihr wisst sicher alle längst, dass Chris Evans wegen
Krankheit für eine Weile ausfällt. An seiner Stelle wird Jane
Alcott über unsere Spiele berichten«, erklärte der Besitzer.
»Sie wird uns während der restlichen Saison begleiten und
mit uns reisen.«
Die Spieler saßen in verblüfftem Schweigen da. Keiner
sagte etwas, doch Luc wusste, was sie dachten. Sie dachten
das Gleiche wie er, nämlich, dass er lieber einen Puck an den
Schädel bekam, als mit einem Reporter, geschweige denn mit
einer Reporterin zu reisen.
Die Spieler sahen den Mannschaftskapitän, Mark »der Hit-
man« Bressler, an, richteten dann ihre Aufmerksamkeit auf
die Trainer, die ebenfalls in frostigem Schweigen verharrten.
Sie warteten darauf, dass jemand etwas sagte. Sie vor dem zu
klein geratenen, dunkelhaarigen Albtraum bewahrte, der ihnen
aufgezwungen werden sollte.
»Tja, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist«, hub der Hit-
man an, doch ein Blick aus Virgil Duffys eisigen, grauen Augen
ließ den Kapitän verstummen. Niemand wagte es, noch
einmal das Wort zu ergreifen.
Niemand außer Luc Martineau. Er hatte Respekt vor Virgil.
Er mochte ihn sogar ein wenig. Aber Luc erlebte die beste
Saison seines Lebens. Die Chinooks hatten wirklich gute
Chancen auf den Pokal, und er wollte verflucht sein, wenn er
nicht alles tat, um zu verhindern, dass irgendeine dahergelaufene
Reporterin ihnen diese Chancen verdarb. Ihm diese
Chance verdarb. Seiner Meinung nach war die Katastrophe
vorprogrammiert.
»Bei allem Respekt, Mr. Duffy, haben Sie den Verstand
verloren, verdammt noch mal?«, fragte er und stieß sich von
der Wand ab. Auf Tour passierten nun mal Dinge, von denen
der Rest des Landes nicht unbedingt beim Frühstück le-
sen musste. Luc war in der Beziehung diskreter als seine
Teamkameraden, trotzdem war eine Reporterin, die sie auf
ihren Reisen begleitete, das Letzte, was sie brauchen konnten.
Außerdem durfte man den Pechsträhnenfaktor nicht außer
Acht lassen. Alles, was der Norm widersprach, konnte das
Glück ganz schnell ins Gegenteil verkehren. Und eine Frau,
die mit ihnen reiste, wich ganz eindeutig stark von der Norm
ab.
»Wir haben ja durchaus Verständnis für eure Sorgen,
Jungs«, entgegnete Duffy. »Aber nach gründlicher Überlegung
und der Zusicherung seitens der Times und auch Ms.
Alcotts können wir euch allen die Wahrung eurer Intimsphäre
garantieren. Die Berichterstattung wird euer Privatleben
in keiner Weise verletzen.«
Blödsinn, dachte Luc, doch er vergeudete keinen Atemzug
für weiteren Widerstand. Luc sah die Entschlossenheit in der
Miene des Besitzers und wusste, dass Einwände sinnlos waren.
Virgil Duffy bezahlte die Rechnungen. Aber das bedeutete
nicht, dass es Luc gefallen musste.
»Tja, dann sollten Sie sie schnellstens auf echt grobe Sprache
vorbereiten«, warnte er.
Ms. Alcott wandte sich Luc zu. Ihr Blick war offen und
fest. Sie zog einen Mundwinkel hoch, als wäre sie leicht amüsiert.
»Ich bin Journalistin, Mr. Martineau«, sagte sie, und
ihre Stimme war dezenter als ihr Blick, eine verblüffende Mischung
aus weicher Weiblichkeit und scharfer Entschlossenheit.
»Ihre Sprache kann mich nicht schockieren.«
Er schenkte ihr ein herausforderndes Lächeln und begab
sich auf seinen Umkleideplatz am Ende des Raums.
»Ist sie die Frau, die schreibt Kolumne über Partnerfin-
den?«, fragte Vlad »der Pfähler« Fetisov.
»Ich schreibe die Kolumne Als Singlefrau in der Stadt für
die Times«, antwortete sie.
»Ich dachte, die Frau wäre Orientalin«, bemerkte Bruce Fish.
»Nein, der Eindruck entsteht nur durch ihren schlechten
Lidstrich«, klärte ihn Ms. Alcott auf.
Himmel, sie war nicht mal eine richtige Sportreporterin.
Luc hatte ihre Kolumne ein paarmal gelesen, das heißt, er
hatte versucht, sie zu lesen. Sie war die Frau, die über ihre
Männerprobleme und die ihrer Freundinnen schrieb. Sie gehörte
zu den Frauen, die gern über »Beziehungskisten und
Probleme« redeten, als ob das alles zu Tode analysiert werden
müsste. Als ob die meisten Probleme zwischen Männern
und Frauen nicht ohnehin reine Erfindung von Frauen wären.
»Mit wem teilt sie das Zimmer?«, fragte jemand von links
her, und das darauf folgende Gelächter löste die Spannung
ein wenig. Die Unterhaltung wechselte von Ms. Alcott zu den
nächsten vier Spielen, die ihnen in einem Acht-Tage-Marathon
bevorstanden.
Luc ließ sein Handtuch zu Boden fallen und kramte in seiner
Sporttasche. Virgil Duffy ist inzwischen offenbar senil,
dachte Luc und warf seine weiße Unterhose und das T-Shirt
auf die Bank. Senil, oder die Scheidung, die er gerade durchstand,
machte ihn verrückt. Diese Frau hatte nicht die geringste
Ahnung von Hockey. Am Ende wollte sie nur über
Gefühle und Beziehungsprobleme reden. Nun, sie konnte
ihm Fragen stellen, bis sie schwarz wurde, von ihm würde sie
keine einzige Antwort erhalten. Nach seinen Erfahrungen in
den letzten Jahren redete Luc nicht mehr mit Reportern. Nie
mehr. Daran änderte sich auch nichts, wenn eine Reporterin
sie auf ihren Reisen begleitete.
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2004
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Redaktion: Tina Schreck
Er liebt mich, er liebt mich nicht
Er zog auch den anderen Mundwinkel hoch und
reichte mir einen Fünfer. »Bist du Stripperin?«
Das höre ich ziemlich oft. »Kommt darauf an.«
»Worauf?«
Ich händigte ihm das Rückgeld aus und strich dabei
mit den Fingern über seine warme Handfläche.
Ein Schaudern kitzelte den Puls an meinem Handgelenk,
und ich lächelte. Ich ließ den Blick an seinen
kräftigen Armen und seiner Brust hinauf zu seinen
Schultern wandern. Wer mich kennt, weiß auch,
dass ich mich in Bezug auf Männer nur an sehr wenige
Regeln halte. Ich mag sie groß und schlecht,
und sie müssen saubere Zähne und Hände haben.
Das ist schon beinahe alles. Oh, ja, und ich bevorzuge
eine schmutzige Fantasie, wenngleich die nicht
unbedingt Voraussetzung ist, denn meine eigene
reicht für zwei. Immer schon. Selbst als Kind hat
sich in meinem Kopf alles um Sex gedreht. Während
die Barbie-Puppen der anderen Mädchen Schule
spielten, spielte meine Barbie Doktor. Und zwar so,
dass Dr. Barbie Kens Gemächt untersuchte, um ihn
dann in ein schweißnasses Koma zu versetzen.
Jetzt, im Alter von achtundzwanzig, während andere
Frauen Golf spielen oder töpfern, sind Männer
mein Hobby, und ich sammle sie wie billige Elvis-
Souvenirs. Als ich in die sexy blauen Augen von Mr.
Unmanierlich blickte, beschloss ich unter Berücksichtung
meines rasenden Pulses und des Pochens
zwischen meinen Schenkeln, vielleicht auch ihn in
meine Sammlung aufzunehmen. Vielleicht würde
ich ihn mit zu mir nach Hause nehmen. Oder ich
nahm ihn auf dem Rücksitz meines Wagens oder in
einer Kabine der Damentoilette.
»Was du dir so vorstellst«, antwortete ich schließlich,
verschränkte die Arme auf dem Tresen und
beugte mich vor, um ihm den Anblick meiner perfekten
Brüste zu gewähren.
Er hob den Blick aus meinem Dekolleté, und seine
Augen waren heiß und hungrig. Dann klappte er
seine Brieftasche auf und zeigte mir seine Dienstmarke.
»Ich suche Eddie Cordova. Ich habe gehört,
dass du ihn kennst.«
Persönliches Pech. Ein Bulle. »Ja, ich kenne Eddie.«
Ich war einmal mit ihm ausgegangen, wenn
man das, was wir getrieben haben, so umschreiben
möchte. Als ich Eddie das letzte Mal sah, lag er in
der Toilette bei Jimmy Woo im Koma. Ich musste
auf sein Handgelenk treten, damit er endlich meinen
Knöchel losließ.
»Weißt du, wo ich ihn finden kann?«
Eddie war ein drittklassiger Dieb, und schlimmer
noch, im Bett war er miserabel, und ich hatte nicht
die Spur eines schlechten Gewissens, als ich sagte:
»Kann sein.« Ja, vielleicht würde ich diesem Typen
helfen, und so, wie er mich ansah, war klar, dass er
mehr wollte, als...
Das Telefon neben Jane Alcotts Computer klingelte und lenkte
ihre Aufmerksamkeit vom Bildschirm und von der neuesten
Episode aus dem Leben der Honey Pie ab.
»Verdammt«, fluchte sie. Sie schob die Finger unter ihre
Brillengläser und rieb sich die müden Augen. Zwischen den
Fingern hindurch spähte sie auf die Nummer auf dem Display
und hob ab.
»Jane«, begann der Chefredakteur der Seattle Times, Leonard
Callaway, ohne ein Wort der Begrüßung. »Virgil Duffy
redet heute Abend mit den Trainern und dem Geschäftsführer.
Du hast den Job jetzt offiziell.«
Virgil Duffys Unternehmen war Mitglied der Fortune 500,
und ihm gehörte das Hockeyteam der Seattle Chinooks.
»Wann fange ich an?«, fragte Jane und erhob sich. Sie griff
nach ihrem Kaffee und verschüttete etwas auf ihren alten Flanellpyjama,
als sie den Becher an die Lippen hob.
»Am Ersten.«
Am ersten Januar. Dann blieben ihr nur noch zwei Wochen
für die Vorbereitung. Vor zwei Tagen war Leonard mit der
Frage an sie herangetreten, ob sie Lust hätte, den Sportreporter
Chris Evans, der sich der Behandlung eines NonHodgkin-
Lymphoms unterzog, zu vertreten. Chris' Prognose
war gut, aber für die Zeit seiner Abwesenheit brauchte die
Zeitung jemanden, der über das Hockeyteam der Seattle Chinooks
berichtete. Jane hatte sich nie träumen lassen, dass sie
dieser Jemand sein würde.
Unter anderem schrieb sie Artikel für die Seattle Times und
war bekannt für ihre monatliche Kolumne Als Singlefrau in
der Stadt. Von Hockey hatte sie nicht die geringste Ahnung.
»Am Zweiten gehst du mit ihnen auf Tour«, fuhr Leonard
fort. »Virgil will die Einzelheiten noch mit den Trainern absprechen,
und am Montag vor der Abreise stellt er dich dann
dem Team vor.«
Als man ihr in der vergangenen Woche den Job angeboten
hatte, war sie erschrocken und ziemlich verdutzt gewesen.
Mr. Duffy würde doch sicher verlangen, dass ein anderer
Sportreporter über die Spiele berichtete. Doch wie sich herausstellte,
war das Angebot die Idee des Besitzers selbst gewesen.
»Wie finden die Trainer das denn?« Sie stellte den Becher
neben einem mit Post-it-Zetteln in verschiedenen Farben gespickten
Terminplaner auf dem Schreibtisch ab.
»Das ist relativ unwichtig. Seit John Kowalsky und Hugh
Miner sich zur Ruhe gesetzt haben, hat die Arena kein nennenswertes
Publikum mehr gesehen. Duffy muss diesen Spitzentorwart
bezahlen, den er letztes Jahr eingekauft hat. Virgil
ist ein glühender Hockeyfan, aber in erster Linie ist er Geschäftsmann.
Er tut, was er kann, um die Fans auf die Tribüne
zu holen. Das ist auch der Hauptgrund dafür, dass er auf
dich verfallen ist. Er will mehr Frauen zu den Spielen locken.«
Leonard Callaway sagte jedoch nichts darüber, dass Duffy
glaubte, sie würde locker-flockigen Frauenkram schreiben.
Was Jane nicht störte; immerhin half dieser Frauenkram ihr,
ihre Rechnungen zu bezahlen, und war außerdem hochgradig
beliebt bei den Leserinnen der Seattle Times. Aber Frauenkram
reichte nicht für sämtliche Rechnungen. Nicht einmal
annähernd. Die meisten bezahlte sie mithilfe von Pornos.
Und die Pornoserie Das Leben der Honey Pie, die sie für die
Zeitschrift Him schrieb, war hochgradig beliebt bei Männern.
Während Leonard über Duffy und sein Hockeyteam berichtete,
griff Jane nach einem Kuli und kritzelte auf einen
pinkfarbenen Zettel: Bücher über Hockey kaufen. Sie riss das
Zettelchen vom Block, schlug eine Seite im Terminplaner um
und klebte es unter einigen anderen ein.
»... und du darfst nie vergessen, dass du es mit Hockeyspielern
zu tun hast. Weißt du, die sind manchmal furchtbar
abergläubisch. Wenn die Chinooks anfangen, Spiele zu verlieren,
geben sie dir die Schuld und jagen dich zum Teufel.«
Prima. Ihr Job war abhängig von abergläubischen Machos.
Sie riss eine alte Notiz mit der Aufschrift »Termin Honey«
aus dem Planer und warf sie in den Papierkorb.
Nach ein paar Gesprächsminuten legte sie den Hörer auf
und griff nach ihrem Kaffeebecher. Wie die meisten Einwohner
von Seattle kannte auch sie die Namen und sogar ein paar
Gesichter von Hockeyspielern. Die Saison war lang, und beinahe
jeden Abend wurde Hockey in den King-5-Nachrichten
erwähnt, aber wirklich kennen gelernt hatte sie bisher nur einen
von den Chinooks, den Torhüter, den Leonard erwähnt
hatte, Luc Martineau.
Sie war dem Mann mit dem Dreiunddreißig-MillionenDollar-
Vertrag kurz nach seinem Wechsel zu den Chinooks
im letzten Sommer auf einer Party des Presseclubs vorgestellt
worden. Wie der Inbegriff kraftstrotzender Gesundheit stand
er in der Mitte des Raums, ein König, der Hof hielt. Er war
kleiner, als Jane ihn sich vorgestellt hatte. Etwa einsachtzig,
aber Muskeln pur. Dunkelblondes Haar wuchs ihm über die
Ohren und in den Hemdkragen, leicht zerzaust und wie mit
den Fingern gekämmt.
Er hatte eine kleine, weiße Narbe auf dem linken Wangenknochen
und eine weitere am Kinn. Sie schmälerten allerdings
nicht den ungeheuren Eindruck, den er machte. Sie lie-
ßen ihn vielmehr so gefährlich erscheinen, dass wohl keine
einzige Frau im Raum sich nicht fragte, wie gefährlich er
wirklich werden konnte.
Zum unauffälligen anthrazitfarbenen Anzug trug er eine
rote Seidenkrawatte. Das Handgelenk zierte eine goldene
Rolex, und an seiner Seite klebte wie ein Saugnapf eine verblühte
Blondine.
Der Mann legte eindeutig Wert auf Accessoires.
Jane und der Torhüter hatten Begrüßungsfloskeln und einen
Handschlag ausgetauscht. Der Blick seiner blauen Augen
hatte sie kaum gestreift, bevor er mit seiner Blondine
weiterging. In weniger als einer Sekunde fand sie sich gewogen
und für zu leicht befunden. Doch daran war sie gewöhnt.
Männer wie Luc beachteten Frauen wie Jane gewöhnlich
nicht. Kaum größer als einssechzig, dunkelbraunes Haar,
grüne Augen und A-Körbchen. Solche Männer blieben nicht
stehen, um zu hören, ob sie vielleicht etwas Interessantes zu
sagen hatte.
Falls die übrigen Chinooks sie genauso rasch abtaten wie
Luc Martineau, standen ihr ein paar beschwerliche Monate
bevor, aber die Gelegenheit, mit dem Team von Spiel zu Spiel
zu reisen, war zu gut, als dass sie darauf hätte verzichten mögen.
Sie würde ihre Artikel über den Hockeysport aus dem
Blickwinkel einer Frau verfassen. Sie würde natürlich über
die Höhepunkte des Spiels berichten, aber ihr Hauptaugenmerk
wollte sie auf das lenken, was im Umkleideraum geschah.
Nicht auf Penisgröße und sexuelle Vorlieben - das war
ihr gleichgültig. Sie wollte in Erfahrung bringen, ob Frauen
auch im einundzwanzigsten Jahrhundert noch diskriminiert
wurden.
Jane nahm den Platz vor ihrem Laptop wieder ein und widmete
sich wieder der Honey-Pie-Episode, die sie morgen ab-
liefern müsste, wenn sie noch im Februar erscheinen sollte.
Während viele Männer ihre Singlefrau-Kolumne für einen
Schmachtfetzen hielten und nicht zugaben, dass sie sie lasen,
fanden doch viele von ebendiesen Männern an Janes HoneyPie-
Serie großen Gefallen. Niemand außer Eddie Goldman,
der Chefredakteur der Zeitschrift, und Caroline Mason, ihre
beste Freundin seit der dritten Klasse, wusste, dass sie diese
lukrativen monatlichen Artikel schrieb. Und so sollte es auch
bleiben.
Honey war Janes Alter Ego. Umwerfend. Hemmungslos.
Der Traum eines jeden Mannes. Eine Hedonistin, die Männer
in ganz Seattle in ein verschwitztes Koma versetzte, ausgelaugt
und der Sprache beraubt, was sie aber nicht daran hinderte,
um mehr zu betteln. Honey hatte einen riesigen Fan-
Club, und auch im Internet waren ihr ein halbes Dutzend
Fan-Sites gewidmet. Einige waren traurig, andere witzig. Auf
einer dieser Websites wurde spekuliert, dass der Autor von
Honey Pie in Wahrheit ein Mann sei.
Dieses Gerücht gefiel Jane am besten. Ein Lächeln spielte
um ihre Lippen, als sie die letzten Zeilen las, die sie vor Leonards
Anruf geschrieben hatte. Dann machte sie sich wieder
an ihre Arbeit - Männer zum Betteln zu bringen.
1. KAPITEL
Die Rasur: Einführung der Anfänger
Der Umkleideraum hallte wider von Blödeleien, als Luc
»Lucky« Martineau seine Montur anlegte. Die meisten seiner
Teamkameraden scharten sich um Daniel Holstrom, den
Neuling aus Schweden, und boten ihm zwei verschiedene
Möglichkeiten der Initiation an. Daniel konnte sich entweder
von den Jungs einen Irokesen rasieren lassen, oder er musste
das gesamte Team zum Essen einladen. Da Neulingsgelage
zwischen zehn- und zwölftausend Dollar kosteten, vermutete
Luc, dass der junge Verteidiger wohl eine Zeit lang wie ein
Punker herumlaufen würde.
Daniel suchte mit großen, blauen Augen den Raum nach
einem Hinweis darauf ab, dass die Jungs ihn hochnahmen. Er
fand keinen. Alle waren einmal Anfänger gewesen, und jeder
hatte irgendwelche Schikanen über sich ergehen lassen müssen.
In Lucs Anfängersaison waren öfter mal die Schnürsenkel
seiner Schlittschuhe verschwunden, und oft genug waren
die Laken in seinem Hotelzimmer gekürzt worden.
Luc ergriff seinen Schläger und machte sich auf den Weg
zum Tunnel. Er kam an ein paar Jungs vorüber, die ihre
Schläger mit Schweißgeräten bearbeiteten. Kurz vor dem
Tunnel standen Coach Larry Nystrom und Geschäftsführer
Clark Gamache und sprachen mit einer kleinen, ganz in
Schwarz gekleideten Frau. Die Männer hatten die Arme vor
der Brust verschränkt und blickten finster auf die Frau, die
auf sie einredete. Ihr dunkles Haar war am Hinterkopf mit ei-
nem dieser komischen Gummiteile zusammengefasst, die
auch seine Schwester benutzte.
Luc nahm kaum Notiz von ihr und hatte sie bereits vergessen,
als er zum Trainieren aufs Eis glitt. Er horchte auf das erfrischende
Sch-sch, das er nach stundenlangem Schleifen der
Kufen freudig erwartet hatte. Durch das Gitter seiner Maske
streifte kühle Luft seine Wangen und füllte seine Lungen,
während er verschiedene Aufwärmübungen absolvierte.
Wie alle Torhüter war er zwar Mitglied des Teams, trotzdem
durch die typische Einsamkeit seines Jobs ein Außenseiter.
Für Männer wie Luc gab es niemanden, hinter dem sie
sich verstecken konnten. Wenn er einen Puck durchgehen
ließ, blinkten die Alarmzeichen wie riesige in Neon geschriebene
Versager-Zeichen, und es bedurfte immer wieder aller
Entschlossenheit und großen Muts, sich für ein neues Spiel
zwischen die Pfosten zu stellen. Ein Torhüter musste ein
Mann sein, der ehrgeizig und arrogant genug war, sich selbst
für unbesiegbar zu halten.
Der Torhüter-Coach, Don Boclair, schob einen Behälter
voller Pucks aufs Eis, während Luc das gleiche Ritual wie seit
elf Jahren absolvierte, sei es vor einem Spiel oder zum Training.
Er lief dreimal im Uhrzeigersinn um das Tor herum und
einmal in der Gegenrichtung. Er nahm seinen Platz zwischen
den Pfosten ein und haute mit seinem Schläger links und
rechts dagegen. Dann bekreuzigte er sich wie ein Priester und
blickte Don, der an der blauen Linie stand, fest in die Augen.
In der folgenden halben Stunde schlitterte der Coach um ihn
herum, schoss wie ein Scharfschütze auf alle sieben Löcher
und feuerte vom Punkt aus.
Luc war zufrieden. Zufrieden mit dem Spiel, zufrieden mit
seiner körperlichen Kondition. Inzwischen war er einigermaßen
schmerzfrei und nahm keine Tabletten, die stärker waren
als Advil. Er erlebte die beste Saison seiner Karriere, und
jetzt, da es aufs Finale der Sportvereinigung zuging, war er
mit seinen zweiunddreißig Jahren in Höchstform. Sein Berufsleben
hätte nicht besser aussehen können.
Schade nur, dass sein Privatleben schwer zu wünschen übrig
ließ.
Der Torhüter-Coach feuerte einen Puck ins obere Drittel,
und Luc fing ihn mit einem dumpfen »Pock« im Handschuh.
Durch die dicke Polsterung hindurch brannte das halbe
Pfund vulkanisierten Gummis in seiner Handfläche. Er ließ
sich auf die Knie fallen, als der nächste Puck sein Fünfer-
Loch bedrohte und gegen seine Beinschützer knallte. Er spürte
den vertrauten, stechenden Schmerz in den Sehnen und
Bändern, aber es war nichts, was er nicht hätte verkraften
können. Nichts, was er nicht verkraftet hätte, und nichts, von
dem er je laut zugegeben hätte, dass er es überhaupt spürte.
Manch einer hatte ihn schon abgeschrieben. Einen Strich
unter seine Karriere gezogen. Vor zwei Jahren, als er noch
für die Red Wings spielte, hatte er sich beide Knie kaputtgemacht.
Nach mehreren Operationen, zahllosen Stunden
Krankengymnastik, einer Stippvisite in der Betty-Ford-Stiftung,
um die Abhängigkeit von Schmerzmitteln loszuwerden,
und einem Wechsel zu den Seattle Chinooks war Luc
wieder da und spielte besser denn je.
In dieser Saison musste er etwas beweisen. Sich selbst. Denen,
die ihn abgeschrieben hatten. Er hatte die Eigenschaften
wiedererlangt, die ihn immer zu einem der Besten gemacht
hatten. Luc hatte einen unheimlichen Puckverstand und
konnte einen Spielverlauf geradezu voraussehen. Und wenn
er die Gefahr nicht mit einer flinken Parade abwehren konnte,
hatte er immer noch rohe Gewalt und einen gefährlichen
Haken in Reserve.
Nach dem Training zog Luc Shorts und ein T-Shirt an und
ging zum Übungsraum. Er strampelte sich eine Dreiviertelstunde
auf dem Trainingsfahrrad ab, bevor er zu den Gewichten
wechselte. Anderthalb Stunden lang trainierte er Arm-,
Brust- und Bauchmuskeln. Die Muskeln an Beinen und Rücken
brannten, und der Schweiß tropfte ihm von den Schläfen,
während er die Schmerzen wegatmete.
Er duschte ausgiebig, schlang ein Handtuch um seine Hüften
und ging zum Umkleideraum. Die anderen Jungs waren
schon dort, lümmelten auf Stühlen und Bänken und lauschten
auf das, was Gamache von sich gab. Virgil Duffy stand
ebenfalls mitten im Raum und redete über Kartenverkäufe.
Kartenverkäufe waren nicht Lucs Angelegenheit. Er hatte
Tore zu halten und Spiele zu gewinnen. Bisher machte er seinen
Job gut.
Luc lehnte sich mit einer bloßen Schulter an den Türrahmen.
Er verschränkte die Arme vor der Brust, und sein Blick
fiel auf die kleine Frau, die er schon vor Trainingsbeginn gesehen
hatte. Sie stand neben Duffy, und Luc hatte Muße, sie
eingehender zu betrachten. Sie war eine von diesen naturbelassenen
Frauen, die keine Spur von Make-up tragen. Die beiden
Striche ihrer Augenbrauen waren die einzige Farbe in ihrem
blassen Gesicht. Die schwarze Jacke und die schwarze
Hose waren unförmig und verbargen jeden noch so kleinen
Hinweis auf Kurven. Über einer Schulter hing eine Ledertasche,
in der Hand hielt sie einen Pappbecher.
Sie war nicht hässlich - nur nichts sagend. Manche Männer
mochten die naturbelassene Sorte Frau. Luc nicht. Ihm
gefielen Frauen, die roten Lippenstift trugen, nach Puder
dufteten und ihre Beine rasierten. Ihm gefielen Frauen, die
sich Mühe gaben, gut auszusehen. Diese Frau gab sich eindeutig
nicht die geringste Mühe.
»Ihr wisst sicher alle längst, dass Chris Evans wegen
Krankheit für eine Weile ausfällt. An seiner Stelle wird Jane
Alcott über unsere Spiele berichten«, erklärte der Besitzer.
»Sie wird uns während der restlichen Saison begleiten und
mit uns reisen.«
Die Spieler saßen in verblüfftem Schweigen da. Keiner
sagte etwas, doch Luc wusste, was sie dachten. Sie dachten
das Gleiche wie er, nämlich, dass er lieber einen Puck an den
Schädel bekam, als mit einem Reporter, geschweige denn mit
einer Reporterin zu reisen.
Die Spieler sahen den Mannschaftskapitän, Mark »der Hit-
man« Bressler, an, richteten dann ihre Aufmerksamkeit auf
die Trainer, die ebenfalls in frostigem Schweigen verharrten.
Sie warteten darauf, dass jemand etwas sagte. Sie vor dem zu
klein geratenen, dunkelhaarigen Albtraum bewahrte, der ihnen
aufgezwungen werden sollte.
»Tja, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist«, hub der Hit-
man an, doch ein Blick aus Virgil Duffys eisigen, grauen Augen
ließ den Kapitän verstummen. Niemand wagte es, noch
einmal das Wort zu ergreifen.
Niemand außer Luc Martineau. Er hatte Respekt vor Virgil.
Er mochte ihn sogar ein wenig. Aber Luc erlebte die beste
Saison seines Lebens. Die Chinooks hatten wirklich gute
Chancen auf den Pokal, und er wollte verflucht sein, wenn er
nicht alles tat, um zu verhindern, dass irgendeine dahergelaufene
Reporterin ihnen diese Chancen verdarb. Ihm diese
Chance verdarb. Seiner Meinung nach war die Katastrophe
vorprogrammiert.
»Bei allem Respekt, Mr. Duffy, haben Sie den Verstand
verloren, verdammt noch mal?«, fragte er und stieß sich von
der Wand ab. Auf Tour passierten nun mal Dinge, von denen
der Rest des Landes nicht unbedingt beim Frühstück le-
sen musste. Luc war in der Beziehung diskreter als seine
Teamkameraden, trotzdem war eine Reporterin, die sie auf
ihren Reisen begleitete, das Letzte, was sie brauchen konnten.
Außerdem durfte man den Pechsträhnenfaktor nicht außer
Acht lassen. Alles, was der Norm widersprach, konnte das
Glück ganz schnell ins Gegenteil verkehren. Und eine Frau,
die mit ihnen reiste, wich ganz eindeutig stark von der Norm
ab.
»Wir haben ja durchaus Verständnis für eure Sorgen,
Jungs«, entgegnete Duffy. »Aber nach gründlicher Überlegung
und der Zusicherung seitens der Times und auch Ms.
Alcotts können wir euch allen die Wahrung eurer Intimsphäre
garantieren. Die Berichterstattung wird euer Privatleben
in keiner Weise verletzen.«
Blödsinn, dachte Luc, doch er vergeudete keinen Atemzug
für weiteren Widerstand. Luc sah die Entschlossenheit in der
Miene des Besitzers und wusste, dass Einwände sinnlos waren.
Virgil Duffy bezahlte die Rechnungen. Aber das bedeutete
nicht, dass es Luc gefallen musste.
»Tja, dann sollten Sie sie schnellstens auf echt grobe Sprache
vorbereiten«, warnte er.
Ms. Alcott wandte sich Luc zu. Ihr Blick war offen und
fest. Sie zog einen Mundwinkel hoch, als wäre sie leicht amüsiert.
»Ich bin Journalistin, Mr. Martineau«, sagte sie, und
ihre Stimme war dezenter als ihr Blick, eine verblüffende Mischung
aus weicher Weiblichkeit und scharfer Entschlossenheit.
»Ihre Sprache kann mich nicht schockieren.«
Er schenkte ihr ein herausforderndes Lächeln und begab
sich auf seinen Umkleideplatz am Ende des Raums.
»Ist sie die Frau, die schreibt Kolumne über Partnerfin-
den?«, fragte Vlad »der Pfähler« Fetisov.
»Ich schreibe die Kolumne Als Singlefrau in der Stadt für
die Times«, antwortete sie.
»Ich dachte, die Frau wäre Orientalin«, bemerkte Bruce Fish.
»Nein, der Eindruck entsteht nur durch ihren schlechten
Lidstrich«, klärte ihn Ms. Alcott auf.
Himmel, sie war nicht mal eine richtige Sportreporterin.
Luc hatte ihre Kolumne ein paarmal gelesen, das heißt, er
hatte versucht, sie zu lesen. Sie war die Frau, die über ihre
Männerprobleme und die ihrer Freundinnen schrieb. Sie gehörte
zu den Frauen, die gern über »Beziehungskisten und
Probleme« redeten, als ob das alles zu Tode analysiert werden
müsste. Als ob die meisten Probleme zwischen Männern
und Frauen nicht ohnehin reine Erfindung von Frauen wären.
»Mit wem teilt sie das Zimmer?«, fragte jemand von links
her, und das darauf folgende Gelächter löste die Spannung
ein wenig. Die Unterhaltung wechselte von Ms. Alcott zu den
nächsten vier Spielen, die ihnen in einem Acht-Tage-Marathon
bevorstanden.
Luc ließ sein Handtuch zu Boden fallen und kramte in seiner
Sporttasche. Virgil Duffy ist inzwischen offenbar senil,
dachte Luc und warf seine weiße Unterhose und das T-Shirt
auf die Bank. Senil, oder die Scheidung, die er gerade durchstand,
machte ihn verrückt. Diese Frau hatte nicht die geringste
Ahnung von Hockey. Am Ende wollte sie nur über
Gefühle und Beziehungsprobleme reden. Nun, sie konnte
ihm Fragen stellen, bis sie schwarz wurde, von ihm würde sie
keine einzige Antwort erhalten. Nach seinen Erfahrungen in
den letzten Jahren redete Luc nicht mehr mit Reportern. Nie
mehr. Daran änderte sich auch nichts, wenn eine Reporterin
sie auf ihren Reisen begleitete.
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2004
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Redaktion: Tina Schreck
Er liebt mich, er liebt mich nicht
... weniger
Autoren-Porträt von Rachel Gibson
Seit sie sechzehn ist, erfindet Rachel Gibson mit Begeisterung Geschichten. Damals allerdings brauchte sie ihre Ideen vor allem dazu, um sich für ihre Eltern alle möglichen Ausreden einfallen zu lassen. Ihre Karriere als Autorin begann viel später und hat sie inzwischen ganz nach oben auf die amerikanischen Bestsellerplätze und ganz tief in die Herzen ihrer begeisterten Leserinnen geführt. Rachel Gibson lebt mit einem Ehemann, drei Kindern, zwei Katzen und einem Hund in Boise, Idaho.
Bibliographische Angaben
- Autor: Rachel Gibson
- 2010, 688 Seiten, Maße: 13,4 x 20,4 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Elisabeth Hartmann
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442134676
- ISBN-13: 9783442134670
- Erscheinungsdatum: 13.07.2010
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