Society Girls

Verlorene Ehemänner
Neuerdings legen verheiratete New Yorkerinnen beinahe genauso viel Eifer an den Tag, ihre Ehemänner zu verlieren, wie sie es zuvor getan haben, um sie zu finden. So ist es nicht weiter ungewöhnlich, dass ein Ehemann abhandenkommt, kaum dass die Flitterwochen begonnen haben. Ganz besonders unangenehm ist das an Orten wie Capri oder Harbor Island, wo der Glamour-Faktor der frühmorgendlichen Strand-Gang etwa dem der ersten Reihe bei einer Valentino-Show entspricht. Manche Ehemänner, wie zum Beispiel Jamie Bellangere, geraten bereits auf dem Flughafen von Barbados in Vergessenheit, der einen so hohen gesellschaftlichen Stellenwert besitzt, dass es für frisch Verheiratete selbst ein Jahr nach der Hochzeit noch gefährlich ist, das Terminal zu passieren. Natürlich habe sie vergessen, Jamie in die Hotellimousine einsteigen zu lassen, bringt die ehemalige Mrs. Jamie Bellangere an dieser Stelle stets zu ihrer Verteidigung vor. Der Concierge des Sandy Lane habe sie in diesem Moment angerufen und ihr eine Nachricht von Mr. und Mrs. Douglas Blunkett ausgerichtet, dass sie sie um acht Uhr zum Abendessen auf ihrem "Bötchen" erwarteten ("Bötchen" war die liebevolle Bezeichnung der Blunketts für ihre 45-Meter-Segeljacht Private Lives).
Inzwischen ist selbst dieser tödliche kleine Behelfsflughafen in Mustique noch berüchtigter als der von Barbados. Dort scheint das Ehegelübde einer frisch Verheirateten bereits am Gepäckband in Vergessenheit zu geraten meistens, weil Mick Jagger sie gerade eben zum Abendessen eingeladen hat, was normalerweise in der Sekunde passiert, wenn das Flugzeug, in dem sie sitzt, den Boden berührt.
Die Sozio-Demografie im mexikanischen Careyes lässt vermuten, dass es keinen geeigneteren Ort gibt, um dem exotischen Vergnügen der Scheidungsflitterwochen zu frönen. Ein skandalöser Sex-Urlaub ist das brandneue, einmalige Privileg der so genannten Scheidungsdebütantinnen jene jungen, frisch geschiedenen New Yorker Society Girls. Diese

Plum Sykes ist Britin und lebt sein ein paar Jahren in New York, wo sie zunächst mit ihrer "Vogue"-Kolumne "Fashion Fiction" Furore machte, später dann mit ihrem Debütroman "Park Avenue Prinzessinnen". Sie ist die erfolgreichste Modejournalistin Amerikas und "jene Bestsellerautorin, die gerade die Geheimnisse reicher New Yorkerinnen ausgeplaudert hat und dabei zum Star geworden ist. Ihre Rehaugen, ihr britischer Zicken-Akzent, die Supermodel-Beine, die nur in einer Stretchlimousine Platz finden, das Oxfordstudium: eine bestrickende Kombination." Süddeutsche Zeitung