Sommer im Paradies
Sommer im Paradies von Julia James
1. KAPITEL
Umgeben von einer Aura des Reichtums und derMacht, stand Theo Atrides auf dem Podest der breiten,weit geschwungenen Treppe. Seine dunklen Augen verengten sich, als er in denüberfüllten Bankettsaal des Hotels schaute.
Dort unten wogte eine Menschenmenge - Männer inschwarzen Smokings und Frauen in Abendkleidern, die in allen Regenbogenfarbenleuchteten. An der Decke wetteiferten die prächtigen Kristallluster mit demGlitzern der im Saal zur Schau getragenen Juwelen.
Von seinem Aussichtspunkt aus ließ Theo seinenwachsamen Blick über die versammelte Gästeschar wandern. Plötzlich schien seinkraftvoller Körper sich zu spannen.
Ja, sie waren da! Alle beide.
Aufmerksam musterte er die Frau, und es zuckteum seine Mundwinkel.
Sie wollte auffallen, daran bestand keinZweifel. Sie war mittelgroß, mit einer schlanken und dennoch sehr weiblichenFigur, die sie bewusst zur Schau stellte. Die blonden Haare fielen ihr inweichen Wellen über den bloßen Rücken. Ihr Teint war hell wie eine schimmerndePerle und bildete einen aufregenden Gegensatz zu dem knappen schwarzen Kleid,das so tief ausgeschnitten war, dass es die zarten Knospen ihrer Brüste kaumverhüllte. Auch der kleine straffe Po zeichnete sich unter dem eng anliegendenRock ab, der ihre aufregend langen Beine nur bis zur Mitte der Oberschenkelbedeckte. Ihre Füße steckten in provokanten schwarzen Stilletos.Ein perfektes Outfit, das zum Ausziehen verführte.
Lachend warf die Frau den Kopf zurück, sodassihre herrlichen Haare über den nackten Rücken fielen und die blitzendenDiamanten an ihren Ohrläppchen sichtbar wurden.
Theo war nicht nah genug, um ihr Gesicht zuerkennen, aber er spürte, wie sich Begehren in ihm regte.
Die heiße Sehnsucht, die in ihm aufstieg,mischte sich mit Zorn. Frauen wie diese bedeuteten nichts als Schwierigkeiten -vor allem für die Männer, die sich in ihrem Netz verfingen.
Langsam ging er die Treppe hinunter.
Noch nie zuvor in ihrem Leben hatte sich Leandraderart entblößt gefühlt. Bei jedem Atemzug fürchtete sie, dass der tiefeAusschnitt ihre großen, festen Brüste schließlich doch noch völlig freigab. Undbei jeder Beinbewegung hatte sie das Gefühl, der enge Rock rutsche ihr fast biszum Po empor. Chris musste verrückt sein, sie in ein solches Kleid zu stecken!Doch er hatte darauf bestanden, dass sie so aufreizend aussehen sollte, wie esnur irgend ging, sonst wäre die ganze Maskerade vollkommen sinnlos.
Aber Leandra fand es grässlich, wie sie in demprovokanten Aufzug wirkte. Sie holte schnell und tief Luft, so wie sie es immertat, um ihr Lampenfieber zu bezwingen. Schließlich ist das hier nichts anderesals ein Bühnenauftritt, sagte sie sich. Auch wenn diese glanzvolleWohltätigkeitsgala in einem der Londoner Top-Hotels nicht gerade zu denGelegenheiten gehörte, bei denen sie üblicherweise anwesend war.
Sie war eher an Kellertheater und Kleinbühnengewöhnt - das normale Los einer unbekannten Schauspielerin. Nun jedoch standsie dank Chris neben einem gut aussehenden, jungen griechischen Millionär, undihr war beinahe schlecht vor Aufregung.
Demos Atrides, der dieenglische Filiale des riesigen Atrides-Firmenimperiumsleitete, lächelte ihr beruhigend zu. Leandra strahlte übers ganze Gesicht, sowie es ihre Rolle erforderte.
Sie mochte ihn, und nicht nur wegen Chris. Trotzseines Reichtums war Demos eher schüchtern. Nicht nur sie scheute diebevorstehende Konfrontation.
Ob ihr kleines Schauspiel überzeugend genug war?Leandra schluckte. Ich darf sie auf keinen Fall enttäuschen, schoss es ihrdurch den Kopf, immerhin bin ich ausgebildete Schauspielerin.
Demos berührte sie leicht am Arm, und sie zuckteein wenig zusammen.
"Er ist da", sagte er mit seinersanften, melodischen Stimme, ohne den griechischen Akzent verbergen zu können.Seine Miene war angespannt.
Leandra holte noch einmal tief Luft. "Na,dann mal los!" meinte sie.
Während er auf sie zuging, merkte Theo, wieseine Stimmung sich verdüsterte. Eigentlich hatte er gar nicht hier seinwollen, aber sein Großvater Milo hatte auf sein Kommen bestanden. Als Patriarchdes Atrides-Clans war er es gewohnt, seinen Willendurchzusetzen. Deshalb nahm er es sich auch so zu Herzen, dass sein jüngererEnkel sich weigerte, sich ihm zu beugen.
An sich sah es Demos gar nicht ähnlich, Ärger zumachen. Er hatte immer alles getan, was Theo von ihm verlangt hatte, und führtedas Londoner Büro fleißig und mit großer Kompetenz. Seine Affären hatte erimmer höchst diskret behandelt; selbst Theo wusste nichts darüber.
Warum also all das Theater wegen dieser Frau?
Theo presste den Mund zusammen. Der Grund warunübersehbar - blond, üppig und sehr sexy. Kein Wunder, dass sein Cousin nichtnach Hause kommen wollte, um Sofia Allessandros zuheiraten, die Frau, die sein Großvater für ihn bestimmt hatte. Welcher Mannwürde schon eine solche Geliebte aufgeben?
Demos spürte eine schwere Hand auf seinerSchulter, und einen Moment lang fühlte er sich wie beim Anbruch des JüngstenGerichts. Danii hatte er sich wieder gefasst.
"Theo!" rief er mit erzwungener Freudeaus. "Schön, dich zu sehen! Meine Sekretärin sagte mir, dass du angerufenhast, um zu fragen, wo ich heute Abend sei." Er blickte seinem Cousin überdie Schulter. "Wo ist Milo?"
"Er ruht sich aus", entgegnete dieserknapp. "Der Flug war anstrengend für ihn. Du hättest ihm das ersparensollen, Demos."
Demos errötete leicht. "Es war nichtnotwendig, dass er kommt", gab er in abwehrendem Ton zurück.
"Ach nein?"
Theo wandte seinen Blick der Frau zu, die wieeine Klette an Demos' Arm klebte. Als er vor ein paar Minuten zum ersten Malihr Gesicht gesehen hatte, war es, als habe er einen Schlag in die Magengrubebekommen. Sie war nicht im Geringsten das, was er erwartet hatte. Er hatteangenommen, dass diese Frau mit dem auffallend sexy Körper ein ausdruckslosesGesicht haben würde. Stattdessen schaute sie ihn mit wachen bernsteinfarbenenAugen an. Sein Blick verfing sich in ihrem, obwohl sie viel zu viel Lidschattenaufgelegt hatte und die Wimpern übermäßig stark getuscht waren. Theobetrachtete das dick aufgetragene Make-up, aber selbst dies vermochte ihre feingeschnittenen Züge mit den hohen Wangenknochen und der geraden Nase nicht zuverbergen. Ebenso wenig, wie der dunkelrote Lippenstift über die sanftgeschwungene Linie ihres Mundes hinwegtäuschen konnte.
Am liebsten hätte Theo ein Tuch genommen und alldie Schminke abgewischt, die diese außergewöhnliche Schönheit verdeckte.
Für den Bruchteil einer Sekunde empfand eretwas, das nichts mit seiner unmittelbaren und nur allzu leicht zudurchschauenden Reaktion auf die Reize der Frau vor ihm zu tun hatte. Etwas,das ihn beunruhigte, ihn berührte ...
© Weltbild
Übersetzung:Susanne Albrecht
- Autor: JULIA JAMES
- 240 Seiten, Maße: 11,5 x 18,5 cm, Kartoniert (TB)
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 3899412664
- ISBN-13: 9783899412666
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