Spieglein, Spieglein
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Spieglein, Spieglein von Linda Papadopoulos
LESEPROBE
UnserKörperbild
Ich warkaum aufgewacht, da fing auch schon der Stress an: Was soll ich anziehen? Poimmer noch zu groß, trotz sechs Tage kohlehydratarmer Diät. Ich entscheide michfür ein zeltähnliches schwarzes Kleid und gehe damit hoffentlich als dereigenwillig-künstlerische Typ durch und nicht als die Frau mit zwölf KiloÜbergewicht, die immer nur an Schokolade denkt. Vor der Arbeit kurzer Stoppbeim nächsten Starbucks - es gibt auch Obst, aber ichkann mich nicht erinnern, ob Äpfel Kohlehydrate enthalten oder nicht. Deshalbnehme ich lieber einen extragroßen Schokoladen-Muffin.Ich verschlinge den Muffin mit einem Affenzahn -vielleicht bemerken ihn meine Fettzellen nicht, wenn er die Speiseröhre schnellgenug passiert. Ich steige in die U-Bahnund setze mich. Dabei fällt mir auf, dass mein linker Oberschenkel über dasmeinem Sitz zugedachte Polster quillt und gefährlich nahe an den des stark gepiercten Punks heranreicht, der neben mir sitzt. Ich sehemich um, ob jemand meine unmäßigen Reiterhosen bemerkt hat (bin mir sicher,dass alle, die stehen müssen, jetzt denken, ich sollte besser zur Arbeit joggenund nicht so viel Platz in der U-Bahn für mich in Anspruch nehmen - hätte ichbloß diesen dämlichen Muffin nicht gegessen!). Endlich im Büro. Dort erörtern diese dreiabgemagerten Girlies(heißen vermutlich Trixi, Tini und Sandy) ihre Pläne fürden Sommerurlaub. Eine macht einen Witz und die anderen lachen - zumindestsieht es so aus. Man erkennt das allerdings nicht an ihrem Gesichtsausdruck,denn dank Botox können sie nur noch wie gelangweilteGoldfische ins Leere glotzen, sondern an der vertikalen Bewegung ihrer Rippen,die sich einzeln unter den pastellfarbenen Tops abzeichnen.
Ich sitzean meinem Schreibtisch und denke mit Grauen an wieder einen Sommer, in dem ichmir sehnlichst wünsche, knöchellange, sackartigeBadeanzüge seien in Mode. Aus meinen Gedanken reißt mich der sehr ansehnlicheKundenberater James Blazen, der irgendetwas über den Strazzo-Etat wissen will. Statt zu antworten stelle ich mirvor, wie er wohl in einem Stringtanga aussähe, und bin sofort deprimiert,schließlich würde er sich niemals für mich interessieren, weil ich nicht hübschoder dünn genug bin. Es verletzt mich, dass er mich aufgrund von etwas soOberflächlichem wie meinem Aussehen zurückweisen würde, also antworte ich ihmmit abweisender Miene. Er wirkt verwirrt und murmelt im Weggehen noch etwas,was ich nicht verstehe.
Zeit fürdie Mittagspause. Ich bin entschlossen, meine Diät einzuhalten (obwohl ichbereits mit einem Muffin, einer Mokkamilch und einerkleinen Tüte Käse-Zwiebel- Chips gesündigt habe). Im Sandwich-Laden nebenanbestelle ich Thunfischsalat ohne Brot. Der behaarte Italiener flirtet mich an(vermutlich erinnere ich ihn an seine Mutter). Bin nun deprimierter denn je.
Wiederzurück im Büro, suche ich im Internet Kliniken, die Fettabsaugungen anbieten.Ich verliere aber rasch den Mut, als ichauf die Seite komme, wo detailliert erklärt wird, wie das Fett aus dem Pogesaugt wird und sich später wieder festsetzt, wenn man nicht streng Diät hältund Sport treibt. Also suche ich lieber Rezepte für Schokoladenkekse und warte,bis es endlich fünf Uhr ist. Ich schleppe mich nach Hause, nicht ohne unterwegsnoch eine Flasche Lambrusco und ein Knabbersortimentbesorgt zu haben. Den Rest des Abends verbringe ich mit demLambrusco vor dem Fernseher, stopfe mir dabei denMund mit dem Knabberzeug voll und träume von mir als dünnere und hübschereVersion.
Kommt Ihnendas irgendwie bekannt vor? - Das liegt vermutlich daran, dass sich die meistenvon uns ähnlich eingehend Gedanken über ihren Körper machen - egal ob über dasGewicht, die Größe oder eine Naturkrause - wie über ihre Arbeit, ihreBeziehungen oder die weltbewegenden Ereignisse! Und ich muss zugeben, dass auchich mich, obwohl ich das Thema Körperbild schon jahrelang wissenschaftlichuntersuche und intensiv auf diesem Gebiet arbeite, an schlechten Tagen dabeiertappe zu meinen, dass man nur mit einem bestimmten Aussehen glücklich werdenkann. Noch immer will ich mich der Überzeugung hingeben, die Antwort auf Cellulite sei in einer Kunststoffflasche zu finden und ichwürde mit 60 aussehen wie 25, wenn ich nur genügend Feuchtigkeitscremeauftrage. Ich bin schon in Kaufhäusern Schlange gestanden, um neuesteHautcremes zu ergattern, habe Verträge für Fitnessclubs abgeschlossen, dieungenutzt verstrichen, und bin nach wie vor befangen, wenn ich einen Rocktrage, weil ich meine Beine immer schon schrecklich fand.
Aber ichhabe auch erkannt, dass an guten Tagen nichts von alledem zählt. Dann mag ichmich, wie ich bin. Und mir gefällt sogar mein Äußeres. Aber nicht, weil ichtatsächlich anders aussehe, sondern weil ich die Dinge positiver betrachte.Plötzlich sind meine Beine, mein Haar oder meine Haut nicht mehr das Zentrumdes Universums. Ich kann mich als Person sehen und gut finden.
DieseErkenntnis habe ich in meiner Praxis schon oft eingesetzt. Ob ich mit einemPatienten arbeite, der von schlimmen Brandnarben gezeichnet ist, oder mit einerFrau, die sich selbst hasst, weil sie so viel zugenommen hat - ich weiß, derwichtigste Schritt besteht darin, ihnen erkennen zu helfen, dass die Art, wiesie selbst über sich denken, Einfluss darauf hat, wie sie sich fühlen, undihnen zu zeigen, dass sie nur Fortschritte erzielen werden, wenn sie sichdessen bewusst werden, dass die eigene Wahrnehmung ihres Körpers bestimmt, wiesie sich selbst empfinden und wie sie auf ihr Umfeld reagieren.
Wir lebenin einer Welt, die von Schönheit und Glamour besessen ist, und ein negativesKörperbild schadet unserer Identitätsfindung und unserem Selbstwertgefühl. Werwir sind wird untrennbar damit verknüpft, wie wir aussehen. Am Ende reduzierenwir unsere Identität, ja selbst unseren Wert als Mensch, darauf, was wir imSpiegel sehen. Das heißt, unsere Selbstwahrnehmung, also unser Körperbild, wirktsich stark auf unsere Gedanken, Emotionen, unser Verhalten und unser gesamtesLebensgefühl aus. Ob wir nun eine Essenseinladung ausschlagen, weil wir inletzter Zeit zugenommen haben, oder zu spät ins Kino kommen, weil die Frisureinfach nicht sitzt: Unser Körperbild bestimmt mit, wie wir uns anderen gegenüber geben und, wasnoch viel wichtiger ist, wie wir zu uns selbst sind.
Die Inhaltedieses Buches gehen von psychologischen Theorien und Studien mit Frauen inrealen Lebenssituationen aus. Durch alle Kapitel zieht sich ein Erzählstrang.Die Episoden und Protagonisten sind Anlehnungen an Fälle, die ich im Lauf derJahre erlebt habe, aber auch an eigene Erfahrungen und Schilderungen vonFreunden und Bekannten. Vielleicht begegnen Ihnen dabei einige Ihrer eigenen Sehnsüchteund Ängste wieder. Ich hoffe, Sie können sich über die Erlebnisse amüsieren,fühlen sich davon aber auch persönlich betroffen - denn das könnte Ihnenhelfen, tiefere Einsicht in Ihre eigenen Gefühle und Gedanken über Ihr Körperbildzu gewinnen.
Die erstenbeiden Kapitel konzentrieren sich auf die Theorie hinter dem Begriff Körperbildund beleuchten die Ursachen, warum wir uns so sehen, wie wir uns sehen. Daserste Kapitel gibt einen Überblick über die grundlegenden Denkmuster, auf dieich im Buch eingehen werde, und beschreibt die Bausteine, die unser Körperbildund Selbstwertgefühl ausmachen. Das zweite Kapitel befasst sich genauer damit, wiesich das Körperbild im Lauf des Lebens entwickelt und insbesondere, wie unsereErfahrungen prägen, wie wir uns selbst sehen. In den weiteren Kapiteln geht esum das Körperbild in Verbindung mit bestimmten Lebensbereichen wie Beziehungen,Sex, Arbeit, Diäten und Einkaufen. Im letzten Kapitel folgen eineZusammenfassung aller Aspekte, die im Buch angesprochen wurden, und eineAnleitung, wie Sie die während des Lesens erarbeiteten Veränderungen festverankern können.
JedesKapitel endet mit Hausaufgaben, einer Reihe mentaler Übungen, mit deren HilfeSie die Kernbotschaften des Buches in Ihren Alltag übertragen können. Siebasieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der psychologischen Forschungund wurden so aufbereitet, dass sie auf die häufigsten Problemfelder inZusammenhang mit dem Körperbild eingehen. Um wirklich davon zu profitieren,müssen Sie sich die Zeit nehmen und diese Übungen sehr gründlich ausführen.
UnsereSicht der Welt ist in hohem Maß davon bestimmt, wie wir uns selbst darin sehen:Sind wir selbstbewusst und sicher, ist unsere Sichtweise positiver, als wennwir uns in unserer Haut unwohl fühlen. Wie wir uns selbst und unseren Körperwahrnehmen ist subjektiv und hängt von vielen Faktoren ab, angefangen bei dermomentanen Stimmung bis hin zu der speziellen Situation, in der wir uns geradebefinden. Denken Sie einmal darüber nach: Wenn Sie Ihren Blickwinkel verändernkönnen, verändern sich dadurch vielleicht auch jene Dinge, die Ihnen an IhremLeben nicht gefallen. Wenn die Schönheit im Auge des Betrachters liegt, dannkönnen Sie, in der Rolle des Betrachters, selbst bestimmen, wie Sie sich sehenund wertschätzen. Also lehnen Sie sich zurück und genießen Sie die Reise zueiner gesünderen, stärkeren, positiveren Sicht Ihrer selbst
© GoldmannVerlag
Übersetzung:Gabriele Zelisko
- Unser K rperbild
- Was bedeutet K rperbild?
- Der Inhalt z hlt
- Wie K rperbild und Selbstwertgef hl zusammenh ngen
- Wie Sie sich selbst sehen
- Vergangenheit und Gegenwart
- Denkfehler
- Bewertungen
- Ma st be
- Wer sagt, was sch n ist?
- Haben Frauen und M nner unterschiedliche K rperbilder?
- F hlt sich auch eine sch ne Frau mal h sslich?
- Hausaufgaben
- Wie unser Selbstportr t entsteht
- Kindheit
- Jahre voller Fragen: die Pubert t
- Vollj hrigkeit
- Sollen wir glauben, was wir sehen?
- In den Zwanzigern und Drei igern
- In W rde lter werden
- Denkpause
- Auseinanderleben und Trennung
- Hausaufgaben
- Essen, Essen ber alles
- Eine gesunde Di t?
- Wie Di ten Schuldgef hle wachrufen
- Vorw rfe beim Essen
- Ihre Di t, seine Di t
- Ausl ndisches Essen
- Gute Di ten kosten nichts
- Hausaufgaben
- Shopping f r Ihren K rper
- Einkaufen mit Begleitung
- Was Kleider versprechen
- Und welche Gr e tragen Sie?
- Die b sen Verk uferinnen
- Setzen Sie die Mode f r sich ein
- Kleider als Verstecke
- Modeverschw rung?
- Schluss mit dem Gr en-Wahn
- Hausaufgaben
- Ihr K rper, Ihre Beziehungen
- Fremde
- Freunde
- In welcher Liga spielen Sie?
- Nach dem Abschiedskuss
- Das ganze Paket z hlt
- Intime Beziehungen
- Let's Talk About Sex, Baby
- Hausaufgaben
- K rperbild und Arbeitsplatz
- Ist Sch nheit die Voraussetzung f r Erfolg?
- Die Sch nheitskonkurrenz
- Checklisten
- Risiken eingehen
- Das Drehbuch umschreiben
- Hausaufgaben
- Machen Sch nheitschirurgie und Make-up einen
- anderen Menschen aus uns?
- Sch nheitsgeheimnisse
- Unter dem Messer
- Verharmlosung von Operationen
- Operation an der Identit t?
- Die Zeit bleibt f r keinen von uns stehen ...
- Hausaufgaben
- Ihr Spiegel
- Die Regeln
- Hausaufgaben
- Schlussbemerkung
- Quellen
- Danksagung
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- Autor: Linda Papadopoulos
- 2006, 351 Seiten, Maße: 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Arkana
- ISBN-10: 3442167523
- ISBN-13: 9783442167524
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
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