Stimmen aus Glas
»Sich in Gefahr zu begeben heißt, sich bis ins Innerste berühren zu lassen.« Francesca Marciano
Zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: die zurückhaltende, in einer Lebenskrise befangene Maria Galante...
Zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: die zurückhaltende, in einer Lebenskrise befangene Maria Galante...
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Buch
5.99 €
Produktdetails
Produktinformationen zu „Stimmen aus Glas “
»Sich in Gefahr zu begeben heißt, sich bis ins Innerste berühren zu lassen.« Francesca Marciano
Zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: die zurückhaltende, in einer Lebenskrise befangene Maria Galante aus Rom und die extrovertierte Imogen Glass aus London. Ein gefährlicher Auftrag führt die beiden zusammen nach Afghanistan: Sie sollen zwangsverheiratete Frauen in den abgelegenen Dörfern porträtieren. Der Weg dorthin führt durch ein zerrissenes Land, das den Militärs, Söldnern und Waffenhändlern wehrlos ausgeliefert scheint. Der neue große Roman der international gefeierten Autorin von »Himmel über Afrika«.
Vor ihrem Abflug nach Afghanistan muss Maria Galante ein »Überlebenstraining in feindlicher Umgebung« absolvieren. Gemeinsam mit Deutschen, Engländern und Australiern probt sie in Nordengland den Ernstfall: Wie verhält man sich, wenn in der Nähe Bomben explodieren? Wie bewahrt man bei einer Entführung die Ruhe? Beim abschließenden Test gelangt Maria an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
In Kabul lernen Maria und Imogen zunächst nur Westler kennen: Militärs, Söldner, Waffenhändler, Bodyguards mit Handfeuerwaffen auf dem Nachttisch und sogenannte Experten - oft von ausgesuchter Arroganz. Mithilfe von Hanif, einem einheimischen Fernsehjournalisten, gelangen die beiden schließlich in ein einsames Bergdorf. Hier lernen sie jene jungen Frauen kennen, die von ihren Vätern aus ökonomischen Gründen ins Unglück getrieben wurden. Die kulturelle Schranke zwischen den Einheimischen und den westlichen Besuchern scheint unüberwindlich. Doch dann erfährt Maria am eigenen Leibe, dass sich Nähe oft gerade dann einstellt, wenn man sie nicht mehr erwartet.
Ein unter die Haut gehender, ebenso einfühlsam wie fesselnd erzählter Roman über eine fremde Kultur und unsere Schwierigkeiten, sie zu verstehen.
Großartig recherchiert und einfühlsam erzählt.
Zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: die zurückhaltende, in einer Lebenskrise befangene Maria Galante aus Rom und die extrovertierte Imogen Glass aus London. Ein gefährlicher Auftrag führt die beiden zusammen nach Afghanistan: Sie sollen zwangsverheiratete Frauen in den abgelegenen Dörfern porträtieren. Der Weg dorthin führt durch ein zerrissenes Land, das den Militärs, Söldnern und Waffenhändlern wehrlos ausgeliefert scheint. Der neue große Roman der international gefeierten Autorin von »Himmel über Afrika«.
Vor ihrem Abflug nach Afghanistan muss Maria Galante ein »Überlebenstraining in feindlicher Umgebung« absolvieren. Gemeinsam mit Deutschen, Engländern und Australiern probt sie in Nordengland den Ernstfall: Wie verhält man sich, wenn in der Nähe Bomben explodieren? Wie bewahrt man bei einer Entführung die Ruhe? Beim abschließenden Test gelangt Maria an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
In Kabul lernen Maria und Imogen zunächst nur Westler kennen: Militärs, Söldner, Waffenhändler, Bodyguards mit Handfeuerwaffen auf dem Nachttisch und sogenannte Experten - oft von ausgesuchter Arroganz. Mithilfe von Hanif, einem einheimischen Fernsehjournalisten, gelangen die beiden schließlich in ein einsames Bergdorf. Hier lernen sie jene jungen Frauen kennen, die von ihren Vätern aus ökonomischen Gründen ins Unglück getrieben wurden. Die kulturelle Schranke zwischen den Einheimischen und den westlichen Besuchern scheint unüberwindlich. Doch dann erfährt Maria am eigenen Leibe, dass sich Nähe oft gerade dann einstellt, wenn man sie nicht mehr erwartet.
Ein unter die Haut gehender, ebenso einfühlsam wie fesselnd erzählter Roman über eine fremde Kultur und unsere Schwierigkeiten, sie zu verstehen.
Großartig recherchiert und einfühlsam erzählt.
Klappentext zu „Stimmen aus Glas “
"Sich in Gefahr zu begeben heißt, sich bis ins Innerste berühren zu lassen." Francesca MarcianoZwei Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: die zurückhaltende, in einer Lebenskrise befangene Maria Galante aus Rom und die extrovertierte Imogen Glass aus London. Ein gefährlicher Auftrag führt die beiden zusammen nach Afghanistan: Sie sollen zwangsverheiratete Frauen in den abgelegenen Dörfern porträtieren. Der Weg dorthin führt durch ein zerrissenes Land, das den Militärs, Söldnern und Waffenhändlern wehrlos ausgeliefert scheint. Der neue große Roman der international gefeierten Autorin von "Himmel über Afrika".
Vor ihrem Abflug nach Afghanistan muss Maria Galante ein "Überlebenstraining in feindlicher Umgebung" absolvieren. Gemeinsam mit Deutschen, Engländern und Australiern probt sie in Nordengland den Ernstfall: Wie verhält man sich, wenn in der Nähe Bomben explodieren? Wie bewahrt man bei einer Entführung die Ruhe? Beim abschließenden Test gelangt Maria an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
In Kabul lernen Maria und Imogen zunächst nur Westler kennen: Militärs, Söldner, Waffenhändler, Bodyguards mit Handfeuerwaffen auf dem Nachttisch und sogenannte Experten oft von ausgesuchter Arroganz. Mithilfe von Hanif, einem einheimischen Fernsehjournalisten, gelangen die beiden schließlich in ein einsames Bergdorf. Hier lernen sie jene jungen Frauen kennen, die von ihren Vätern aus ökonomischen Gründen ins Unglück getrieben wurden. Die kulturelle Schranke zwischen den Einheimischen und den westlichen Besuchern scheint unüberwindlich. Doch dann erfährt Maria am eigenen Leibe, dass sich Nähe oft gerade dann einstellt, wenn man sie nicht mehr erwartet.
Ein unter die Haut gehender, ebenso einfühlsam wie fesselnd erzählter Roman über eine fremde Kultur und unsere Schwierigkeiten, sie zu verstehen.
Großartig recherchiert und einfühlsam erzählt.
"Bewegend und voller überraschender Einblicke, ein Roman, der Exotik zum Leuchten bringt." -- Dan Fesperman
"Francesca Marciano weiß Geschichten zu erzählen, die die Realitäten des Lebens nicht ausklammern. In ihrem internationalen Bestseller "Himmel über Afrika" etwa vermeidet sie den folkloristischen Kitsch, der viele andere Romane über den Schwarzen Kontinent prägt. Das neue Buch der Italienerin "Stimmen aus Glas" ist wieder ein Beziehungsdrama mit zeitgeschichtlichem Hintergrund: Zwei Reporterinnen ... führt ein Auftrag in Afghanistan zusammen. Die beiden sollen in abgelegenen Dörfern Frauen porträtieren, die von ihren Vätern aus Geldnot zur Heirat mit älteren Männern gezwungen wurden. Die Reise in ein Land im Krieg verändert das Leben der Frauen grundlegend." -- Deutsche Presse-Agentur
"Ein Buch, so unglaublich aktuell, fesselnd von der ersten bis zur letzten Zeile, ein Abenteuer, das haargenau in unsere Zeit hineinpasst, wird doch gerade so viel über Afghanistan diskutiert. Ein Buch, das ich nicht einfach nur empfehlen kann, sondern wo ich rate: Unbedingt lesen!" -- Hanno Frings, ARD-Morgenmagazin, WDR Köln
"Francesca Marciano weiß Geschichten zu erzählen, die die Realitäten des Lebens nicht ausklammern. In ihrem internationalen Bestseller "Himmel über Afrika" etwa vermeidet sie den folkloristischen Kitsch, der viele andere Romane über den Schwarzen Kontinent prägt. Das neue Buch der Italienerin "Stimmen aus Glas" ist wieder ein Beziehungsdrama mit zeitgeschichtlichem Hintergrund: Zwei Reporterinnen ... führt ein Auftrag in Afghanistan zusammen. Die beiden sollen in abgelegenen Dörfern Frauen porträtieren, die von ihren Vätern aus Geldnot zur Heirat mit älteren Männern gezwungen wurden. Die Reise in ein Land im Krieg verändert das Leben der Frauen grundlegend." -- Deutsche Presse-Agentur
"Ein Buch, so unglaublich aktuell, fesselnd von der ersten bis zur letzten Zeile, ein Abenteuer, das haargenau in unsere Zeit hineinpasst, wird doch gerade so viel über Afghanistan diskutiert. Ein Buch, das ich nicht einfach nur empfehlen kann, sondern wo ich rate: Unbedingt lesen!" -- Hanno Frings, ARD-Morgenmagazin, WDR Köln
Lese-Probe zu „Stimmen aus Glas “
"SIE WERDEN UNS ERST in letzter Minute reinlassen, und hier draußen sind es mindestens zehn Grad minus ..."Wir standen alle reglos im Schneetreiben, draußen vor dem Flughafengebäude, hielten unser Gepäck fest und starrten auf das einzige Lebewesen, das sich in dieser eingefrorenen Szenerie bewegte. Imo Glass natürlich. Die mit langen Schritten über den Parkplatz stakste, den Blick zu Boden gesenkt, und in ihr Handy schrie.
"Was hast du gesagt ...?"
Sie lachte, warf den Kopf zurück, wobei sie die Kehle entblößte, und zog ihren pakistanischen Prachtschal um die Schultern zurecht.
"Ach so. Nein, keine Ahnung. Wahrscheinlich wegen Autobomben, Selbstmordattentätern, was weiß denn ich."
Die westlichen Passagiere, steifgefroren trotz ihrer Daunenjacken und Wollmützen, starrten wie hypnotisiert zu ihr hin, ohne große Sympathie, wie mir schien. Vielleicht verdross es sie, wie demonstrativ Imo bei dieser eisigen Temperatur mit dünnem Schal, Jeans und Halbschuhen durch den Schnee stapfte. Oder es ärgerte sie, wie Imo immer wieder über die Witze des mysteriösen Teilnehmers am anderen Ende gackerte und die sorgenvolle Miene, die uns andere verband, so gänzlich vermissen ließ.
Die afghanischen Flugpassagiere - alles Männer und in der Minderzahl - beäugten sie, obwohl in ihren Pattus auch nicht gerade wetterfest gewandet, mit kaum verhohlener Feindseligkeit. Eine Frau, die vor aller Augen ins Telefon kreischte und krakeelte, als stünde sie auf der Bühne, entsprach nicht gerade ihrer Vorstellung von sittsamem Benehmen.
"Dummerweise hab ich heute Morgen meine ganzen warmen Sachen verschenkt ... Was? Kannst du mich noch hören? ... Ja, der Putzfrau in der Pension, und nun friere ich mich zu Tode ... Hallo! ... Kannst du mich hören? Kannst du mich hören?"
Hanif beobachtete sie mit besorgter Miene. Er nickte mir mit einem kurzen Lächeln zu in seiner mechanischen Art, wie um mir zu versichern, dass alles in Ordnung sei, doch ich sah ihm an, dass er ebenfalls
... mehr
ziemlich genervt war.
"Sie hatte nur so einen dünnen Pulli an und Plastiklatschen, also hab ich ihr meinen Mantel und meine Stiefel gegeben, und meine Wollsocken auch ... Was?... Demian? Die Verbindung bricht zusammen ... Demian? Kannst du mich hören? Ja, jetzt hör ich dich wieder. Was hast du gesagt? ... Nein, ich dachte, ich brauch sie nicht mehr, ich hatte ja keine Ahnung, dass die uns hier drei Stunden in der klirrenden Kälte rumstehen lassen würden!"
Kaum hatte Imo ihr Handy zugeklappt, nahm ihr Gesicht wieder den ernsten, leicht überheblichen Ausdruck an, den es normalerweise hatte. Sie gesellte sich zu mir in der Menge der kältestarren Passagiere.
"Scheiße, Mann, ich frier mir den Arsch ab, wo steckt denn Hanif?"
Ich zeigte auf Hanif, der ein paar Schritte weiter gerade einen hochgewachsenen Mann in schlammfarbener Uniform mit einem Schnauzbart ä la Stalin begrüßte. Sie zupfte ihn am Ärmel.
"Entschuldige, Hanif, aber kannst du uns dort nicht vielleicht irgendwie reinschleusen? Ich erfriere ohne meinen Mantel."
Hanif nickte. Er beriet sich auf Dari mit dem uniformierten Schnauzbart, wobei er seine unterwürfigste Miene aufsetzte.
Der Schnauzbart nickte bedeutungsvoll und rief etwas zu den Soldaten am Schlagbaum hinüber, der uns den Zugang zum Flughafengebäude versperrte. Es folgte eine weitere Runde Höflichkeitsfloskeln, wechselseitiges Vorstellen und ausdauerndes Händeschütteln.
Der Schlagbaum ging hoch, und Imo Glass, Hanif und ich wurden unter den nun offen feindseligen Blicken der fünfzig in den eisigen Wind gemeißelten Passagiere mit unseren Koffern im Schlepptau über den Parkplatz zu dem Gebäude geführt. An der Tür standen noch ein paar schwer bewaffnete Wachen. Nach kurzer Beratung und gebührender Kenntnisnahme von Hanifs Papieren ließen sie uns eintreten.
Drinnen sah die Halle aus wie die menschenleere Lobby eines geisterhaften Sowjetbaus: keine Check-in-Schalter, keine Fluglinienschilder, keine Heizung. Nur dunkler Marmor und gelöschte Lichter in der Eiseskälte. Es wirkte eher wie ein Gefängnis oder ein riesiger, leerer Kühlraum, in dem man den Widerhall der eigenen Schritte hören konnte.
"Ausgezeichnet", sagte Imo mit erleichtertem Lächeln.
"Gehen wir rauf ins Restaurant. Die sollen da das leckerste Pilaw machen, hab ich irgendwo gelesen."
VOR DREI WOCHEN ERST, Mitte November, war ich im Studio in Mailand damit beschäftigt, ein soufflé di zucca für die Titelseite der Cucina Italiana zu fotografieren. Das Ding sackte unaufhaltsam in sich zusammen. Nori gelang es nicht, es appetitlich aussehen zu lassen, weder mit aufgesprühtem Olivenöl noch mit Glyzerin. Dario versuchte fieberhaft, die Scheinwerfer zu verrücken, um es besser auszuleuchten, doch es war so gut wie tot und verlor jede Sekunde mehr an Substanz. Die Uhr zeigte fast acht, und wir wollten alle nach Hause, aber wir mussten warten, bis die Küche uns ein neues Soufflé machte. Das, was wir da hatten, war beim besten Willen nicht mehr wiederzubeleben. Essen verdirbt schnell unter den Scheinwerfern.
Nori und Dario gingen hinaus, um eine zu rauchen, und ich schaltete mein Handy ein, bloß um etwas zu tun. Das Fotostudio lag in einem öden Gewerbegebiet am Stadtrand, wo es nicht mal ein anständiges Café zum Abhängen gab. Auf der Mailbox hatte ich drei Nachrichten von Pierre Le Clerc in London: "Muss dich sprechen, ruf mich an", dann: "Wo bist du? Es eilt", und schließlich: "Ruf mich zu Hause an, dringend, heute Abend noch."
Pierre ist mein Agent; ein schlaksiger, attraktiver Mann mit einem vorzeitig ergrauten Löwenhaupt, der noch immer einen leichten französischen Akzent hat. Er ist vor ein paar Jahren nach London gezogen, weil er findet, "Paris stirbt langsam ab, kulturell gesehen". Seine Agentur, Focus 101, hat sehr bald die besten jungen Fotografen von überall auf der Welt angelockt. Vor drei Jahren bot er mir an, mich zu vertreten, als ich für das Foto einer thailändischen Kinderprostituierten den World Press Award in der Kategorie "aktuelles Geschehen" bekommen hatte. Mit seinem markanten Gesicht und seinen löchrigen, abgewetzten Pullovern, die er mit solcher Lässigkeit trägt, ist er ein Typ, in den ich mich hätte vergucken können, wenn ich es mir erlaubt hätte. Ich hatte mal den kindischen Wunschtraum von uns beiden in einem Haus in Südfrankreich, mit einem Glas Chateauneuf-du-Pape vor dem Kamin, ein Paar goldene Labradore zu unseren Füßen.
"Sie hatte nur so einen dünnen Pulli an und Plastiklatschen, also hab ich ihr meinen Mantel und meine Stiefel gegeben, und meine Wollsocken auch ... Was?... Demian? Die Verbindung bricht zusammen ... Demian? Kannst du mich hören? Ja, jetzt hör ich dich wieder. Was hast du gesagt? ... Nein, ich dachte, ich brauch sie nicht mehr, ich hatte ja keine Ahnung, dass die uns hier drei Stunden in der klirrenden Kälte rumstehen lassen würden!"
Kaum hatte Imo ihr Handy zugeklappt, nahm ihr Gesicht wieder den ernsten, leicht überheblichen Ausdruck an, den es normalerweise hatte. Sie gesellte sich zu mir in der Menge der kältestarren Passagiere.
"Scheiße, Mann, ich frier mir den Arsch ab, wo steckt denn Hanif?"
Ich zeigte auf Hanif, der ein paar Schritte weiter gerade einen hochgewachsenen Mann in schlammfarbener Uniform mit einem Schnauzbart ä la Stalin begrüßte. Sie zupfte ihn am Ärmel.
"Entschuldige, Hanif, aber kannst du uns dort nicht vielleicht irgendwie reinschleusen? Ich erfriere ohne meinen Mantel."
Hanif nickte. Er beriet sich auf Dari mit dem uniformierten Schnauzbart, wobei er seine unterwürfigste Miene aufsetzte.
Der Schnauzbart nickte bedeutungsvoll und rief etwas zu den Soldaten am Schlagbaum hinüber, der uns den Zugang zum Flughafengebäude versperrte. Es folgte eine weitere Runde Höflichkeitsfloskeln, wechselseitiges Vorstellen und ausdauerndes Händeschütteln.
Der Schlagbaum ging hoch, und Imo Glass, Hanif und ich wurden unter den nun offen feindseligen Blicken der fünfzig in den eisigen Wind gemeißelten Passagiere mit unseren Koffern im Schlepptau über den Parkplatz zu dem Gebäude geführt. An der Tür standen noch ein paar schwer bewaffnete Wachen. Nach kurzer Beratung und gebührender Kenntnisnahme von Hanifs Papieren ließen sie uns eintreten.
Drinnen sah die Halle aus wie die menschenleere Lobby eines geisterhaften Sowjetbaus: keine Check-in-Schalter, keine Fluglinienschilder, keine Heizung. Nur dunkler Marmor und gelöschte Lichter in der Eiseskälte. Es wirkte eher wie ein Gefängnis oder ein riesiger, leerer Kühlraum, in dem man den Widerhall der eigenen Schritte hören konnte.
"Ausgezeichnet", sagte Imo mit erleichtertem Lächeln.
"Gehen wir rauf ins Restaurant. Die sollen da das leckerste Pilaw machen, hab ich irgendwo gelesen."
VOR DREI WOCHEN ERST, Mitte November, war ich im Studio in Mailand damit beschäftigt, ein soufflé di zucca für die Titelseite der Cucina Italiana zu fotografieren. Das Ding sackte unaufhaltsam in sich zusammen. Nori gelang es nicht, es appetitlich aussehen zu lassen, weder mit aufgesprühtem Olivenöl noch mit Glyzerin. Dario versuchte fieberhaft, die Scheinwerfer zu verrücken, um es besser auszuleuchten, doch es war so gut wie tot und verlor jede Sekunde mehr an Substanz. Die Uhr zeigte fast acht, und wir wollten alle nach Hause, aber wir mussten warten, bis die Küche uns ein neues Soufflé machte. Das, was wir da hatten, war beim besten Willen nicht mehr wiederzubeleben. Essen verdirbt schnell unter den Scheinwerfern.
Nori und Dario gingen hinaus, um eine zu rauchen, und ich schaltete mein Handy ein, bloß um etwas zu tun. Das Fotostudio lag in einem öden Gewerbegebiet am Stadtrand, wo es nicht mal ein anständiges Café zum Abhängen gab. Auf der Mailbox hatte ich drei Nachrichten von Pierre Le Clerc in London: "Muss dich sprechen, ruf mich an", dann: "Wo bist du? Es eilt", und schließlich: "Ruf mich zu Hause an, dringend, heute Abend noch."
Pierre ist mein Agent; ein schlaksiger, attraktiver Mann mit einem vorzeitig ergrauten Löwenhaupt, der noch immer einen leichten französischen Akzent hat. Er ist vor ein paar Jahren nach London gezogen, weil er findet, "Paris stirbt langsam ab, kulturell gesehen". Seine Agentur, Focus 101, hat sehr bald die besten jungen Fotografen von überall auf der Welt angelockt. Vor drei Jahren bot er mir an, mich zu vertreten, als ich für das Foto einer thailändischen Kinderprostituierten den World Press Award in der Kategorie "aktuelles Geschehen" bekommen hatte. Mit seinem markanten Gesicht und seinen löchrigen, abgewetzten Pullovern, die er mit solcher Lässigkeit trägt, ist er ein Typ, in den ich mich hätte vergucken können, wenn ich es mir erlaubt hätte. Ich hatte mal den kindischen Wunschtraum von uns beiden in einem Haus in Südfrankreich, mit einem Glas Chateauneuf-du-Pape vor dem Kamin, ein Paar goldene Labradore zu unseren Füßen.
... weniger
Autoren-Porträt von Francesca Marciano
Francesca Marciano wurde in Rom geboren. Sie arbeitete als Korrespondentin des italienischen Fernsehens in New York und schrieb Filmdrehbücher. Sie lebte viele Jahre in Kenia, seit 2001 in Arizona. Bereits mit ihrem ersten Roman "Himmel über Afrika" gelang ihr weltweit der Durchbruch. Bibliographische Angaben
- Autor: Francesca Marciano
- 2008, 1, 317 Seiten, Maße: 14,3 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Sabine Lohmann
- Verlag: Blessing
- ISBN-10:
- ISBN-13: 4026411362342
Rezension zu „Stimmen aus Glas “
"Ein Buch, so unglaublich aktuell, fesselnd von der ersten bis zur letzten Zeile, ein Abenteuer, das haargenau in unsere Zeit hineinpasst, wird doch gerade so viel über Afghanistan diskutiert. Ein Buch, das ich nicht einfach nur empfehlen kann, sondern wo ich rate: Unbedingt lesen!"
Kommentar zu "Stimmen aus Glas"
0 Gebrauchte Artikel zu „Stimmen aus Glas“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Stimmen aus Glas".
Kommentar verfassen