Stumm vor Glück
Erzählungen
Verlorene Träume, der Hunger nach Liebe und kleine Fluchten.
Mausgraue Männer, die sich plötzlich die Lippen kirschrot schminken und nach 44 Ehejahren mit leisem Schauer Rachegedanken hegen. Sanfte Voyeure, die auf nächtlichen Balkons...
Mausgraue Männer, die sich plötzlich die Lippen kirschrot schminken und nach 44 Ehejahren mit leisem Schauer Rachegedanken hegen. Sanfte Voyeure, die auf nächtlichen Balkons...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Stumm vor Glück “
Verlorene Träume, der Hunger nach Liebe und kleine Fluchten.
Mausgraue Männer, die sich plötzlich die Lippen kirschrot schminken und nach 44 Ehejahren mit leisem Schauer Rachegedanken hegen. Sanfte Voyeure, die auf nächtlichen Balkons ein wenig auf fremde Leben blicken. Frauen, die in ihrer Ehe-Einsamkeit von angeketteten Männern im Keller träumen: Höchst originelle Einblicke in Männer- und Frauenleben, Einblicke in den Abgrund des Alltags. Gekonnt, geistreich, unverwechselbar.
Mausgraue Männer, die sich plötzlich die Lippen kirschrot schminken und nach 44 Ehejahren mit leisem Schauer Rachegedanken hegen. Sanfte Voyeure, die auf nächtlichen Balkons ein wenig auf fremde Leben blicken. Frauen, die in ihrer Ehe-Einsamkeit von angeketteten Männern im Keller träumen: Höchst originelle Einblicke in Männer- und Frauenleben, Einblicke in den Abgrund des Alltags. Gekonnt, geistreich, unverwechselbar.
Klappentext zu „Stumm vor Glück “
Mausgraue Männer, die einmal im Leben etwas wagen, sich die Lippen kirschrot schminken und nach 44 Ehejahren mit leisem Schauer Rachegedanken hegen; sanfte Voyeure, die auf nächtlichen Balkons ein wenig Frauengenuss ersehnen; Frauen, die in ihrer Ehe- Einsamkeit von angeketteten Männern im Keller träumen; ein liebenswerter Automechaniker, der eine verblüffende und nicht ganz stille Leidenschaft hegt: das sind die unverwechselbaren Helden von Franziska Sperr, die dem Leser so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen. Sie alle versuchen mit ganz eigenen, mitunter höchst seltsamen Tricks, ihrem Leben ein wenig Glück abzugewinnen. In bestechend scharfen literarischen Momentaufnahmen erzählt die Autorin von Einsamkeit, Liebeshunger und hilflosen Ausbruchversuchen aus der Ereignislosigkeit des Alltags. Fein nuanciert und unbestechlich - ohne ihre stillen und melancholischen Helden jemals der Lächerlichkeit preiszugeben.
Lese-Probe zu „Stumm vor Glück “
Mit seinem blauen Kugelschreiber schreibt er Buchstaben und Ziffern auf den Rechnungsblock. Wie oft habe ich in den vergangenen zwanzig Jahren in seinem kleinen B ro gestanden und ihm dabei zugesehen. Nicht um ihn zu kontrollieren, sondern aus Gewohnheit.Ich zahle immer bar.
"So. Jetzt l uft er wieder", sagt er dann, legt die Scheine ohne sie zu z hlen in die Holzschublade, kommt hinter dem Tresen hervor und geht mit mir auf den Hof.
"Mal sehen, wie lange", antworte ich mit einem Seufzer und steige ins Auto.
Ich lasse den Gurt einklicken, lege die rechte Hand auf die Handbremse und dr cke den Lockerungsknopf, aber leise und unauff llig. Es soll nicht so aussehen, als wollte ich sofort losfahren, denn er h lt mich immer noch ein paar Minuten auf, den Griff der offenen Autot r in der Hand. Ich habe die Kupplung durchgetreten und den Gang schon eingelegt, aber mit dem Anlassen warte ich, bis er so weit ist, bis er zu Ende ist mit dem, was er mit mir reden will, und die T r zuschl gt. Das kann dauern.
Herr Heinz ist ein unauff lliger Mann. Wenn berhaupt etwas an ihm auff llt, ist es sein Gang. Seine Beine machen die kleinen Schritte wie von selbst, der Rumpf bleibt dabei kerzengerade. Herr Heinz hat es mit den Bandscheiben, er sagt, dass es von der schweren Arbeit kommt, vor allem vom vielen Heben. Er atmet ger uschvoll durch die Nase und fasst sich mit der rechten Hand an die H fte. Anstatt sich zu b cken, geht er mit geradem R cken in die Knie.
"Schonprogramm", sagt er. "Meine Wirbels ule ist aus Glas."
Sein k nigsblauer Arbeitskittel ist vorn gekn pft und reicht bis zu den Oberschenkeln. Um den Rumpf herum spannt er ein wenig, weil er einen dicken Pullover unter dem blauen Kittel tr gt, egal, ob Sommer oder Winter ist. Das Haar ist rechts gescheitelt und immer ein wenig fettig. Er hat sch ne dunkelblaue Augen. Wenn er sich das Gesicht waschen und sich besser rasieren w rde, k nnte man sagen, Herr Heinz ist ein gut aussehender Mann. Er l chelt
... mehr
selten, und wenn, dann zeigt er ordentliche, vom Zigarettenrauch grau gewordene Z hne.
Meine Termine mit Herrn Heinz mache ich pers nlich aus. Ich fahre die Einfahrt hinauf, stelle den Motor ab, steige aus meinem Wagen und brauche nicht lange nach ihm zu suchen, denn meistens liegt er unter dem aufgebockten Auto, das er gerade in Arbeit hat. Neben ihm liegt die helle Neonstange, mit der er in den Motor hineinleuchtet. Das Radio spielt immer so laut, dass er mich nicht kommen h rt. Zuerst bleibe ich stehen und warte einen Moment, aber dann zupfe ich ihn an der Schulter oder ber hre ihn mit meinem Schuh an seinem Schuh. Er erschrickt.
"Ich bin es, Herr Heinz", sage ich, "ich brauche Sie mal wieder."
Ich wei , dass er es gerne hat, wenn ich das sage.
"Hab schon auf Sie gewartet", sagt er im Aufstehen. Dann nimmt er meine Hand und h lt sie ein bisschen l nger, als man das normalerweise beim H ndesch tteln tut. Wenn ich sp ter meinen Handr cken an die Nase halte, riecht er immer noch nach Motor l und Wagenschmiere.
Einmal sagte er, dass er sich freut, wenn er gebraucht wird, vor allem, wenn er von mir gebraucht wird. Das war an einem eisigen Nachmittag im Januar, es ist schon ein paar Jahre her. Ich fuhr auf den Hof und fand die Werkstatt verschlossen. "Komme gleich" stand auf dem St ck Papier, das noch an einer Ecke mit Tesafilm an der T r klebte und im Ostwind flatterte. Ich setzte mich ins Auto und wartete f nf Minuten. Dann h rte ich seinen Wagen. Herr Heinz hatte rote Wangen von der frischen Luft und biss sich beim Aussteigen auf die Lippen. Sein R cken machte ihm wieder Kummer. Ich sagte ihm, dass langes Autofahren Gift f r den R cken sei.
"Ich war nur auf dem Friedhof, da bin ich nicht lange gefahren", sagte er, ffnete die Heckklappe und lie seinen Hund herausspringen.
"Um Himmels willen", sagte ich, "was ist passiert?"
"Nichts. Es ist still dort. Nirgends ist es so still. Der Hund mag das auch."
"Im Wald ist es auch still, da muss man doch nicht auf den Friedhof", erwiderte ich.
"Aber im Wald stehen keine Grabkerzen, die im Schnee leuchten."
"Sie sind noch zu jung f r den Friedhof, Herr Heinz", sagte ich und trat einen Schritt zur ck, "Sie sollten nicht so viel allein sein."
Und dann antwortete er, ich erinnere mich nicht mehr ganz genau was, irgendetwas in dem Sinn, dass er schlie lich nicht freiwillig allein sei.
Er sah ernst aus. Dann wandte er sich ab. "So eine Frau wie Sie w rde mir schon gefallen", sagte er leise.
Die kleine Autoreparaturwerkstatt des Herrn Heinz ist etwas abgelegen, aber ich k nnte den Weg im Schlaf finden. Ein verblichenes, wei -blau bemaltes Holzschild in Pfeilform weist den Weg durch die Siedlung am Rande der kleinen Stadt. Schlie lich die Auffahrt hinauf, am Waldrand noch einmal um die Kurve, und schon ist man auf dem Hof. Die Werkstatt befindet sich in einem sch bigen Anbau mit Wellblechdach, direkt neben dem Wohnhaus. Es ist ein kleines Haus mit abgesto enen Ecken und einem morschen Holzbalkon. Auf dem Hof liegen Dutzende alter Autoreifen aufgestapelt, jedes Mal, wenn ich dort bin, sind neue dazugekommen. Herr Heinz sagt, er kriegt die schweren Reifen nicht mehr von der Stelle mit seinem R cken. Noch nie habe ich jemanden gesehen, der ihm zur Hand geht, einen Lehrling oder sonst einen, der ihm hilft. Herr Heinz arbeitet allein. Nur die Schlagers nger aus dem Radio leisten ihm Gesellschaft. Und Bruno, sein Hund.
Bruno liegt angekettet neben der Haust r und hebt nicht einmal dann den Kopf, wenn mein Wagen auf den knirschenden Steinen ber den Hof rollt. Aber die Ohren stellt er auf und dreht sie wie U-Boot-Periskope in die Richtung, aus der das Ger usch kommt. Sogar wenn er schl ft. Er ist an alles gew hnt. Er bellt fast nie, nur hin und wieder, und dann ohne Grund. Brunos Fell ist sch tter, an manchen Stellen fehlt es ganz. Die kahlen, rosabl ulichen Hautinseln bearbeitet Bruno mit der Zunge. Das tut er mit besonderer Hingabe. Ich habe immer Angst, dass sich die Stellen durch das st ndige Lecken mit seiner rauen Zunge entz nden.
"Dass er sich immer dort schleckt, wo nichts mehr ist, macht alles schlimmer", sage ich, nachdem ich ihm ein paar Minuten zugesehen habe.
Auch Herr Heinz macht sich Sorgen. "Ich habe ihm schon so oft gesagt, er soll das lassen. Seine Haut ist zart und sehr empfindlich, das muss ihm doch wehtun! Sogar mit Nivea habe ich es probiert. Scheint aber nichts zu n tzen", sagt er.
Vielleicht m sste man mit ihm zum Arzt.
Aber Herr Heinz will es weiter selbst probieren. Ich sage ihm, dass es bessere Salben als Niveacreme gibt. Ich schreibe ihm das Wort Bepanthen auf einen Zettel.
"Danke, gut", sagt er und nimmt den Zettel an sich. Er sieht aus, als wolle er noch etwas sagen. Aber er sagt nichts, sondern t tschelt den Hund, der den Kopf zwischen seine Beine gesteckt hat.
Bruno ist kein sch ner Hund, aber er ist der Gef hrte von Herrn Heinz.
Manchmal h re ich, wie Herrn Heinz' Mutter von nebenan mit schwacher, d nner Stimme nach ihm ruft. Wir stehen im B ro, er schreibt die Rechnung. Wenn sie ruft, unterbricht er abrupt, wirft den Kugelschreiber auf den Tresen und geht davon. So wie eben jetzt.
"Bin gleich wieder da", sagt er und ist schon fast aus der T r, "bedienen Sie sich inzwischen."
Ich wei , was er meint. Das Glas mit den Mon-Ch ri-Pralinen ist wieder neu aufgef llt. Ich nehme mir eine. Herr Heinz wohnt zusammen mit seiner kranken Mutter in dem Wohnhaus mit dem Holzbalkon. Die Haust r steht meistens offen, damit er h rt, wenn sie nach ihm ruft. Sie liegt im Bett und kann nicht aufstehen. Ich bilde mir ein, ich h re sie manchmal r cheln. Oder schwer atmen. Was die Mutter an Ger uschen von sich gibt, klingt jedenfalls nicht sehr hoffnungsvoll. Nur in der kalten Jahreszeit ist die Haust r zu. Dann tr gt Herr Heinz ein Babyphon in seiner Kitteltasche, das jedes Ger usch, das die Mutter macht, bertr gt. An der Art des Ger usches kann Herr Heinz genau erkennen, ob er hin bergehen muss oder nicht. Wenn ich neben ihm stehe, h re ich die Ger usche, die aus dem Babyphon kommen. Aber ich mische mich nicht ein, auch wenn ich denke: Jetzt sollte er hin bergehen und nachsehen.
"Ich finde keine Frau, die das mitmacht. Ich meine, das mit meiner Mutter", sagt er. "Die Frauen heutzutage wollen so etwas nicht. Die wollen sch n essen gehen und ein Luxusappartement."
Er sieht heute grau aus, sogar die Augen sind grau. Er streicht sich mit seiner Motor lhand die Haare und ein paar Schwei perlen aus der Stirn. Ich wei , dass er hin und wieder auf Heiratsanzeigen antwortet.
"Wenn ich die Frauen mit hierher nehme, und sie h ren gleich die Mutter r cheln, f llt ihnen der Abschied nicht schwer. So war es bisher immer." Er l chelt mit seinen grauen Z hnen. Inzwischen hat er sich damit abgefunden, dass er wegen seiner Mutter keine Frau findet. Dabei br uchte er doch gerade wegen seiner Mutter eine Frau. Die ewig st hnende Mutter. Die ewig rufende Mutter.
"Wo soll ich sie denn hintun", sagt er, "die nimmt mir doch keiner mehr."
Herr Heinz hat kurz das Babyphon ans Ohr gehalten und ist mit eiligen Schritten hin ber ins Wohnhaus gegangen.
Ich warte. Ich setze mich auf den hohen Barhocker am Holztresen und bl ttere in seinem Auftragsbuch. Die Mon-Ch ri-Praline ist ausgetrocknet. Die Piemontkirsche befindet sich zwar noch unter der Schokolade, allerdings auf die halbe Gr e zusammengeschrumpelt. F r die n chsten drei Wochen stehen zwei Reparaturauftr ge auf den hinteren Seiten des lig verschmierten, zerfledderten Buches. Die Namen der Kunden sagen mir nichts. Manche seiner Kunden kenne ich, Stammkunden, die niemals die Automarke wechseln w rden. Wegen Herrn Heinz. Denn er repariert nur Autos der Firma Volkswagen und nur ltere Modelle ohne moderne Elektronik. Diese Autos sterben allm hlich aus, sagt er, und bald wird es kein einziges mehr geben, das ohne Elektronik auskommt. Das ist dann sein Ruin. Dann macht er die Werkstatt zu. F r immer. Da ist er Realist.
Ich h re ihn mit Bruno sprechen. Er redet ihm gut zu auf dem kurzen Weg zur ck zum B ro.
"Sie haben sich ja gar nicht bedient!" Er taxiert das Glas mit den Mon Ch ri. Schon wickelt er eine Praline aus. Unter seinen Fingern geln die Reste von Wagenschmiere. Er h lt mir die nackte Praline ganz nah an den Mund, als wollte er mich f ttern oder einen Spa machen und sie wegziehen, sobald ich nach ihr schnappe. Ohne seine Finger zu ber hren, nehme ich ihm das Mon Ch ri ab und stecke es mir mit Mittelfinger und Daumen in den Mund. Ich schmecke Metall. Ich bei e auf die eingetrocknete Kirsche und muss dabei an Brunos rosa-blaue Stellen und die Niveacreme denken.
"Die kaufe ich immer f r Sie. Ich wei , dass Sie die m gen", sagt er.
Das Telefon klingelt. Herr Heinz steht gerade, Brust raus, Hals lang, diese Haltung entlastet die Bandscheiben. Das Gespr ch wird l nger dauern, es geht um eine Sammelbestellung von Ersatzteilen. Die Kleinwerkst tten in der Umgebung tun sich zusammen und bestellen gemeinsam beim Gro h ndler. Mit Rabatt. Es geht um die H he der Rabatte beziehungsweise darum, dass sie nicht hoch genug sind. Ich stochere in meinem Geldbeutel herum, ob ich die Scheine passend habe, um Herrn Heinz die Reparatur zu bezahlen. Ich schiebe die Scheine unter das Mon-Ch ri-Glas, winke ihm kurz zu und will aus dem B ro gehen. Da h re ich ihn leise in die Muschel sagen: "Ich rufe Sie wieder an, ich habe Kundschaft."
Bevor ich aus der T r bin, ist er mit seinen kleinen Schritten um den Tresen herumgekommen und versperrt mir den Weg.
"Ich m chte Sie noch etwas fragen ...", sagt er. Seine Stimme ist belegt, er r uspert sich. "Haben Sie noch einen Moment Zeit? Ich m chte Ihnen meine Zither zeigen."
"Wie bitte?" Ich bleibe stehen. Durch die kleinen Fenster in der Werkstattt r sehe ich auf die offene Eingangst r des Wohnhauses. Vor der T r steht Brunos Fressnapf. Einige Br ckchen, die er mit seiner gro en Schnauze beim Fressen ber den Rand geschoben hat, liegen darum herum und gl nzen in der Sonne. Leise Ger usche dringen aus dem Haus, es klingt wie ein St hnen.
"Meine Zither", sagt Herr Heinz noch einmal, "sie ist dr ben, im Keller. Ich habe dort einen Hobbyraum eingerichtet."
"Ich wusste nicht, dass Sie ..." Ich stolpere ber das, was ich sagen will, da f llt er mir ins Wort.
"Ich spiele manchmal f r Gesellschaften. Silberhochzeiten und Geburtstage."
"Das wusste ich nicht, dass Sie musikalisch sind."
"Ich wasche mir nur die H nde", sagt er und verschwindet in dem kleinen Toilettenkabuff, das sich neben der Werkstatt befindet.
Ich h re die Klosp lung rauschen. Seine H nde sind noch nass, als er wieder ins B ro kommt. Er wischt sie an seinem Kittel ab.
"Gehen wir?", fragt er.
"Gut. Gehen wir", sage ich.
Ich gehe hinter ihm her an Bruno vorbei hin ber ins Wohnhaus. Im Flur ist fahles Licht, fast w re ich ber den eingerollten Rand des dunkelbraunen L ufers gestolpert, der auf den Fliesen liegt. Es riecht nach feuchtem Hundefell und Kartoffelsuppe. Herr Heinz geht voran. Ich h re keine Ger usche mehr, die von Frau Heinz kommen k nnten. Das leise St hnen von vorhin ist verebbt. Vielleicht schl ft sie jetzt.
"Vorsicht auf der Treppe! Sie ist steil und dunkel. Ich gehe voran. Bleiben Sie dicht hinter mir, dass Sie nicht fallen."
Die T r zum Keller von Herrn Heinz ist aus Eisen. Sie ist sehr schwer und f llt mir gegen die Schulter, als Herr Heinz, der sie mit Arm und Fu f r mich aufgehalten hat, sie losl sst. Ich steige hinter ihm her die ersten beiden Stufen die Treppe hinab in ein schwarzes Loch und erschrecke ein wenig ber den weichen, satten Ton, den die T r macht, als sie ins Schloss f llt. Ich will mich berzeugen, dass ich, wenn ich wollte, problemlos den R ckweg antreten k nnte. Ich strecke den Arm nach hinten und taste nach der Klinke. Aber da ist keine Klinke. Nur ein fahler Lichtschein, der durch das Schl sselloch f llt, ein heller Fleck in der Dunkelheit. Den Schl ssel hat Herr Heinz in seiner Kitteltasche. Er sucht nach meiner Hand, um mich zu f hren, aber ich habe schon das Gel nder gefunden und brauche seine Hand nicht. Sicher ist sie noch nicht ganz trocken vom H ndewaschen.
"Kommen Sie nur", sagt er und dreht sich nach mir um.
Ich h re, wie er mit der Hand ber die Wand streicht, um den Lichtschalter zu finden.
Der Hobbyraum von Herrn Heinz ganz in rotem Licht, dann in gelbem, dann gr n. Er l chelt stolz, als er den Raum mit Lichtanlage und Dimmer in unterschiedliche Farben taucht. Dass seine Z hne grau sind, sieht man nicht, wenn die bunten Birnen brennen. Tief atme ich die rote Luft ein, ich glaube, mir ist ein bisschen schwindelig. Herr Heinz kniet schon auf dem Boden und nestelt an einer Steckdose herum.
"Blau gibt es auch noch, aber das geht zur Zeit nicht", sagt er von unten herauf.
"Lassen Sie nur. Rot, Gelb und Gr n. Das reicht schon. Sieht phantastisch aus!"
Ich frage mich, wie er wohl wieder hochkommt mit seinem schlimmen R cken.
"War gar nicht so einfach hinzukriegen. Mit der Zeitschaltung kann ich einstellen, wann die Farben wechseln. Schnell, langsam, wie man es gerade haben will, je nach Stimmung." Er st hnt und h lt sich an der Armlehne eines abgewetzten Polstersessels fest, als er wieder hochkommt und die Heizsonne anknipst.
"Es wird gleich warm, dann k nnen Sie Ihren Mantel ausziehen", sagt er.
Die Luft hier unten ist kalt und modrig, es riecht nach abgestandenem Bier und Schimmel. Und es ist absolut still.
"Wie still es hier unten ist", sage ich. Den Mantel m chte ich nicht ausziehen, im Gegenteil, ich friere, und mir ist ein bisschen bel."Alles schalldicht. In beide Richtungen. Nichts dringt herein, nichts hinaus. Absolut schallsicher. Selbst wenn ich an der Zither den Verst rker ganz aufdrehe, h ren Sie oben keinen Ton. Alles Eigenbau. Ein Jahr habe ich herumgebastelt, bis alles funktioniert hat in meinem Keller."
Meine Termine mit Herrn Heinz mache ich pers nlich aus. Ich fahre die Einfahrt hinauf, stelle den Motor ab, steige aus meinem Wagen und brauche nicht lange nach ihm zu suchen, denn meistens liegt er unter dem aufgebockten Auto, das er gerade in Arbeit hat. Neben ihm liegt die helle Neonstange, mit der er in den Motor hineinleuchtet. Das Radio spielt immer so laut, dass er mich nicht kommen h rt. Zuerst bleibe ich stehen und warte einen Moment, aber dann zupfe ich ihn an der Schulter oder ber hre ihn mit meinem Schuh an seinem Schuh. Er erschrickt.
"Ich bin es, Herr Heinz", sage ich, "ich brauche Sie mal wieder."
Ich wei , dass er es gerne hat, wenn ich das sage.
"Hab schon auf Sie gewartet", sagt er im Aufstehen. Dann nimmt er meine Hand und h lt sie ein bisschen l nger, als man das normalerweise beim H ndesch tteln tut. Wenn ich sp ter meinen Handr cken an die Nase halte, riecht er immer noch nach Motor l und Wagenschmiere.
Einmal sagte er, dass er sich freut, wenn er gebraucht wird, vor allem, wenn er von mir gebraucht wird. Das war an einem eisigen Nachmittag im Januar, es ist schon ein paar Jahre her. Ich fuhr auf den Hof und fand die Werkstatt verschlossen. "Komme gleich" stand auf dem St ck Papier, das noch an einer Ecke mit Tesafilm an der T r klebte und im Ostwind flatterte. Ich setzte mich ins Auto und wartete f nf Minuten. Dann h rte ich seinen Wagen. Herr Heinz hatte rote Wangen von der frischen Luft und biss sich beim Aussteigen auf die Lippen. Sein R cken machte ihm wieder Kummer. Ich sagte ihm, dass langes Autofahren Gift f r den R cken sei.
"Ich war nur auf dem Friedhof, da bin ich nicht lange gefahren", sagte er, ffnete die Heckklappe und lie seinen Hund herausspringen.
"Um Himmels willen", sagte ich, "was ist passiert?"
"Nichts. Es ist still dort. Nirgends ist es so still. Der Hund mag das auch."
"Im Wald ist es auch still, da muss man doch nicht auf den Friedhof", erwiderte ich.
"Aber im Wald stehen keine Grabkerzen, die im Schnee leuchten."
"Sie sind noch zu jung f r den Friedhof, Herr Heinz", sagte ich und trat einen Schritt zur ck, "Sie sollten nicht so viel allein sein."
Und dann antwortete er, ich erinnere mich nicht mehr ganz genau was, irgendetwas in dem Sinn, dass er schlie lich nicht freiwillig allein sei.
Er sah ernst aus. Dann wandte er sich ab. "So eine Frau wie Sie w rde mir schon gefallen", sagte er leise.
Die kleine Autoreparaturwerkstatt des Herrn Heinz ist etwas abgelegen, aber ich k nnte den Weg im Schlaf finden. Ein verblichenes, wei -blau bemaltes Holzschild in Pfeilform weist den Weg durch die Siedlung am Rande der kleinen Stadt. Schlie lich die Auffahrt hinauf, am Waldrand noch einmal um die Kurve, und schon ist man auf dem Hof. Die Werkstatt befindet sich in einem sch bigen Anbau mit Wellblechdach, direkt neben dem Wohnhaus. Es ist ein kleines Haus mit abgesto enen Ecken und einem morschen Holzbalkon. Auf dem Hof liegen Dutzende alter Autoreifen aufgestapelt, jedes Mal, wenn ich dort bin, sind neue dazugekommen. Herr Heinz sagt, er kriegt die schweren Reifen nicht mehr von der Stelle mit seinem R cken. Noch nie habe ich jemanden gesehen, der ihm zur Hand geht, einen Lehrling oder sonst einen, der ihm hilft. Herr Heinz arbeitet allein. Nur die Schlagers nger aus dem Radio leisten ihm Gesellschaft. Und Bruno, sein Hund.
Bruno liegt angekettet neben der Haust r und hebt nicht einmal dann den Kopf, wenn mein Wagen auf den knirschenden Steinen ber den Hof rollt. Aber die Ohren stellt er auf und dreht sie wie U-Boot-Periskope in die Richtung, aus der das Ger usch kommt. Sogar wenn er schl ft. Er ist an alles gew hnt. Er bellt fast nie, nur hin und wieder, und dann ohne Grund. Brunos Fell ist sch tter, an manchen Stellen fehlt es ganz. Die kahlen, rosabl ulichen Hautinseln bearbeitet Bruno mit der Zunge. Das tut er mit besonderer Hingabe. Ich habe immer Angst, dass sich die Stellen durch das st ndige Lecken mit seiner rauen Zunge entz nden.
"Dass er sich immer dort schleckt, wo nichts mehr ist, macht alles schlimmer", sage ich, nachdem ich ihm ein paar Minuten zugesehen habe.
Auch Herr Heinz macht sich Sorgen. "Ich habe ihm schon so oft gesagt, er soll das lassen. Seine Haut ist zart und sehr empfindlich, das muss ihm doch wehtun! Sogar mit Nivea habe ich es probiert. Scheint aber nichts zu n tzen", sagt er.
Vielleicht m sste man mit ihm zum Arzt.
Aber Herr Heinz will es weiter selbst probieren. Ich sage ihm, dass es bessere Salben als Niveacreme gibt. Ich schreibe ihm das Wort Bepanthen auf einen Zettel.
"Danke, gut", sagt er und nimmt den Zettel an sich. Er sieht aus, als wolle er noch etwas sagen. Aber er sagt nichts, sondern t tschelt den Hund, der den Kopf zwischen seine Beine gesteckt hat.
Bruno ist kein sch ner Hund, aber er ist der Gef hrte von Herrn Heinz.
Manchmal h re ich, wie Herrn Heinz' Mutter von nebenan mit schwacher, d nner Stimme nach ihm ruft. Wir stehen im B ro, er schreibt die Rechnung. Wenn sie ruft, unterbricht er abrupt, wirft den Kugelschreiber auf den Tresen und geht davon. So wie eben jetzt.
"Bin gleich wieder da", sagt er und ist schon fast aus der T r, "bedienen Sie sich inzwischen."
Ich wei , was er meint. Das Glas mit den Mon-Ch ri-Pralinen ist wieder neu aufgef llt. Ich nehme mir eine. Herr Heinz wohnt zusammen mit seiner kranken Mutter in dem Wohnhaus mit dem Holzbalkon. Die Haust r steht meistens offen, damit er h rt, wenn sie nach ihm ruft. Sie liegt im Bett und kann nicht aufstehen. Ich bilde mir ein, ich h re sie manchmal r cheln. Oder schwer atmen. Was die Mutter an Ger uschen von sich gibt, klingt jedenfalls nicht sehr hoffnungsvoll. Nur in der kalten Jahreszeit ist die Haust r zu. Dann tr gt Herr Heinz ein Babyphon in seiner Kitteltasche, das jedes Ger usch, das die Mutter macht, bertr gt. An der Art des Ger usches kann Herr Heinz genau erkennen, ob er hin bergehen muss oder nicht. Wenn ich neben ihm stehe, h re ich die Ger usche, die aus dem Babyphon kommen. Aber ich mische mich nicht ein, auch wenn ich denke: Jetzt sollte er hin bergehen und nachsehen.
"Ich finde keine Frau, die das mitmacht. Ich meine, das mit meiner Mutter", sagt er. "Die Frauen heutzutage wollen so etwas nicht. Die wollen sch n essen gehen und ein Luxusappartement."
Er sieht heute grau aus, sogar die Augen sind grau. Er streicht sich mit seiner Motor lhand die Haare und ein paar Schwei perlen aus der Stirn. Ich wei , dass er hin und wieder auf Heiratsanzeigen antwortet.
"Wenn ich die Frauen mit hierher nehme, und sie h ren gleich die Mutter r cheln, f llt ihnen der Abschied nicht schwer. So war es bisher immer." Er l chelt mit seinen grauen Z hnen. Inzwischen hat er sich damit abgefunden, dass er wegen seiner Mutter keine Frau findet. Dabei br uchte er doch gerade wegen seiner Mutter eine Frau. Die ewig st hnende Mutter. Die ewig rufende Mutter.
"Wo soll ich sie denn hintun", sagt er, "die nimmt mir doch keiner mehr."
Herr Heinz hat kurz das Babyphon ans Ohr gehalten und ist mit eiligen Schritten hin ber ins Wohnhaus gegangen.
Ich warte. Ich setze mich auf den hohen Barhocker am Holztresen und bl ttere in seinem Auftragsbuch. Die Mon-Ch ri-Praline ist ausgetrocknet. Die Piemontkirsche befindet sich zwar noch unter der Schokolade, allerdings auf die halbe Gr e zusammengeschrumpelt. F r die n chsten drei Wochen stehen zwei Reparaturauftr ge auf den hinteren Seiten des lig verschmierten, zerfledderten Buches. Die Namen der Kunden sagen mir nichts. Manche seiner Kunden kenne ich, Stammkunden, die niemals die Automarke wechseln w rden. Wegen Herrn Heinz. Denn er repariert nur Autos der Firma Volkswagen und nur ltere Modelle ohne moderne Elektronik. Diese Autos sterben allm hlich aus, sagt er, und bald wird es kein einziges mehr geben, das ohne Elektronik auskommt. Das ist dann sein Ruin. Dann macht er die Werkstatt zu. F r immer. Da ist er Realist.
Ich h re ihn mit Bruno sprechen. Er redet ihm gut zu auf dem kurzen Weg zur ck zum B ro.
"Sie haben sich ja gar nicht bedient!" Er taxiert das Glas mit den Mon Ch ri. Schon wickelt er eine Praline aus. Unter seinen Fingern geln die Reste von Wagenschmiere. Er h lt mir die nackte Praline ganz nah an den Mund, als wollte er mich f ttern oder einen Spa machen und sie wegziehen, sobald ich nach ihr schnappe. Ohne seine Finger zu ber hren, nehme ich ihm das Mon Ch ri ab und stecke es mir mit Mittelfinger und Daumen in den Mund. Ich schmecke Metall. Ich bei e auf die eingetrocknete Kirsche und muss dabei an Brunos rosa-blaue Stellen und die Niveacreme denken.
"Die kaufe ich immer f r Sie. Ich wei , dass Sie die m gen", sagt er.
Das Telefon klingelt. Herr Heinz steht gerade, Brust raus, Hals lang, diese Haltung entlastet die Bandscheiben. Das Gespr ch wird l nger dauern, es geht um eine Sammelbestellung von Ersatzteilen. Die Kleinwerkst tten in der Umgebung tun sich zusammen und bestellen gemeinsam beim Gro h ndler. Mit Rabatt. Es geht um die H he der Rabatte beziehungsweise darum, dass sie nicht hoch genug sind. Ich stochere in meinem Geldbeutel herum, ob ich die Scheine passend habe, um Herrn Heinz die Reparatur zu bezahlen. Ich schiebe die Scheine unter das Mon-Ch ri-Glas, winke ihm kurz zu und will aus dem B ro gehen. Da h re ich ihn leise in die Muschel sagen: "Ich rufe Sie wieder an, ich habe Kundschaft."
Bevor ich aus der T r bin, ist er mit seinen kleinen Schritten um den Tresen herumgekommen und versperrt mir den Weg.
"Ich m chte Sie noch etwas fragen ...", sagt er. Seine Stimme ist belegt, er r uspert sich. "Haben Sie noch einen Moment Zeit? Ich m chte Ihnen meine Zither zeigen."
"Wie bitte?" Ich bleibe stehen. Durch die kleinen Fenster in der Werkstattt r sehe ich auf die offene Eingangst r des Wohnhauses. Vor der T r steht Brunos Fressnapf. Einige Br ckchen, die er mit seiner gro en Schnauze beim Fressen ber den Rand geschoben hat, liegen darum herum und gl nzen in der Sonne. Leise Ger usche dringen aus dem Haus, es klingt wie ein St hnen.
"Meine Zither", sagt Herr Heinz noch einmal, "sie ist dr ben, im Keller. Ich habe dort einen Hobbyraum eingerichtet."
"Ich wusste nicht, dass Sie ..." Ich stolpere ber das, was ich sagen will, da f llt er mir ins Wort.
"Ich spiele manchmal f r Gesellschaften. Silberhochzeiten und Geburtstage."
"Das wusste ich nicht, dass Sie musikalisch sind."
"Ich wasche mir nur die H nde", sagt er und verschwindet in dem kleinen Toilettenkabuff, das sich neben der Werkstatt befindet.
Ich h re die Klosp lung rauschen. Seine H nde sind noch nass, als er wieder ins B ro kommt. Er wischt sie an seinem Kittel ab.
"Gehen wir?", fragt er.
"Gut. Gehen wir", sage ich.
Ich gehe hinter ihm her an Bruno vorbei hin ber ins Wohnhaus. Im Flur ist fahles Licht, fast w re ich ber den eingerollten Rand des dunkelbraunen L ufers gestolpert, der auf den Fliesen liegt. Es riecht nach feuchtem Hundefell und Kartoffelsuppe. Herr Heinz geht voran. Ich h re keine Ger usche mehr, die von Frau Heinz kommen k nnten. Das leise St hnen von vorhin ist verebbt. Vielleicht schl ft sie jetzt.
"Vorsicht auf der Treppe! Sie ist steil und dunkel. Ich gehe voran. Bleiben Sie dicht hinter mir, dass Sie nicht fallen."
Die T r zum Keller von Herrn Heinz ist aus Eisen. Sie ist sehr schwer und f llt mir gegen die Schulter, als Herr Heinz, der sie mit Arm und Fu f r mich aufgehalten hat, sie losl sst. Ich steige hinter ihm her die ersten beiden Stufen die Treppe hinab in ein schwarzes Loch und erschrecke ein wenig ber den weichen, satten Ton, den die T r macht, als sie ins Schloss f llt. Ich will mich berzeugen, dass ich, wenn ich wollte, problemlos den R ckweg antreten k nnte. Ich strecke den Arm nach hinten und taste nach der Klinke. Aber da ist keine Klinke. Nur ein fahler Lichtschein, der durch das Schl sselloch f llt, ein heller Fleck in der Dunkelheit. Den Schl ssel hat Herr Heinz in seiner Kitteltasche. Er sucht nach meiner Hand, um mich zu f hren, aber ich habe schon das Gel nder gefunden und brauche seine Hand nicht. Sicher ist sie noch nicht ganz trocken vom H ndewaschen.
"Kommen Sie nur", sagt er und dreht sich nach mir um.
Ich h re, wie er mit der Hand ber die Wand streicht, um den Lichtschalter zu finden.
Der Hobbyraum von Herrn Heinz ganz in rotem Licht, dann in gelbem, dann gr n. Er l chelt stolz, als er den Raum mit Lichtanlage und Dimmer in unterschiedliche Farben taucht. Dass seine Z hne grau sind, sieht man nicht, wenn die bunten Birnen brennen. Tief atme ich die rote Luft ein, ich glaube, mir ist ein bisschen schwindelig. Herr Heinz kniet schon auf dem Boden und nestelt an einer Steckdose herum.
"Blau gibt es auch noch, aber das geht zur Zeit nicht", sagt er von unten herauf.
"Lassen Sie nur. Rot, Gelb und Gr n. Das reicht schon. Sieht phantastisch aus!"
Ich frage mich, wie er wohl wieder hochkommt mit seinem schlimmen R cken.
"War gar nicht so einfach hinzukriegen. Mit der Zeitschaltung kann ich einstellen, wann die Farben wechseln. Schnell, langsam, wie man es gerade haben will, je nach Stimmung." Er st hnt und h lt sich an der Armlehne eines abgewetzten Polstersessels fest, als er wieder hochkommt und die Heizsonne anknipst.
"Es wird gleich warm, dann k nnen Sie Ihren Mantel ausziehen", sagt er.
Die Luft hier unten ist kalt und modrig, es riecht nach abgestandenem Bier und Schimmel. Und es ist absolut still.
"Wie still es hier unten ist", sage ich. Den Mantel m chte ich nicht ausziehen, im Gegenteil, ich friere, und mir ist ein bisschen bel."Alles schalldicht. In beide Richtungen. Nichts dringt herein, nichts hinaus. Absolut schallsicher. Selbst wenn ich an der Zither den Verst rker ganz aufdrehe, h ren Sie oben keinen Ton. Alles Eigenbau. Ein Jahr habe ich herumgebastelt, bis alles funktioniert hat in meinem Keller."
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Autoren-Porträt von Franziska Sperr
Franziska Sperr studierte Politikwissenschaft und arbeitet heute als freie Journalistin, Übersetzerin und Autorin. Sie ist Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland und lebt mit ihrer Familie am Starnberger See.
Bibliographische Angaben
- Autor: Franziska Sperr
- 2007, 204 Seiten, Maße: 11,9 x 18,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: BTB
- ISBN-10: 3442736099
- ISBN-13: 9783442736096
Rezension zu „Stumm vor Glück “
"Das Besondere an dieser Autorin ist die Liebe zu ihren Figuren: Sie hat Erbarmen, lässt ihnen Würde und Geheimnis."
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