Tecumseh, Der rote Sturm
Immer wieder kommt es zu blutigen Kämpfen entlang der Grenze. Weiße Siedler lassen sich auf indianischem Territorium nieder und begehen damit Vertragsbruch. Ein Krieg scheint unausweichlich. Als die Familie des einflussreichen Häuptlings Logan ermordet...
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Produktinformationen zu „Tecumseh, Der rote Sturm “
Immer wieder kommt es zu blutigen Kämpfen entlang der Grenze. Weiße Siedler lassen sich auf indianischem Territorium nieder und begehen damit Vertragsbruch. Ein Krieg scheint unausweichlich. Als die Familie des einflussreichen Häuptlings Logan ermordet wird, schwört Tecumseh Rache. Er tötet die Mörder. Logan jedoch, von Rachedurst immer weiter angetrieben, wird zu einem gefürchteten Krieger, der gnadenlos unter den Siedlern wütet. Tecumseh wendet sich von seinem einstigen Vorbild ab. Der Hass zwischen Indianern und Weißen wird immer größer. Cornstalk, der große Shawnee-Häuptling, schert die Krieger vieler Stämme um sich. Am Point Pleasant kommt es zur entscheidenden Schlacht: Zunächst sieht es nach einem Sieg für die Indianer aus, aber dann fällt der Schamane der Shawnee - ein böses Zeichen. Verängstigt fliehen viele Krieger. Nach dieser Niederlage bleibt Cornstalk nur ein erneuter Friedensschluss mit den Kolonisten. Doch dieser ist hoch erkauft: Die Indianer müssen einen Teil ihrer angestammten Jagdgründe abgeben und einer Besiedelung durch die Weißen zustimmen. Doch Tecumseh weiß, der weiße Mann wird sich nie mit diesem Land zufrieden geben ...
Klappentext zu „Tecumseh, Der rote Sturm “
Es kommt zum Krieg zwischen Indianern und weißen SiedlernImmer wieder kommt es zu blutigen Kämpfen entlang der Grenze. Weiße Siedler lassen sich auf indianischem Territorium nieder und begehen damit Vertragsbruch. Ein Krieg scheint unausweichlich. Als die Familie des einflussreichen Häuptlings Logan ermordet wird, schwört Tecumseh Rache. Er tötet die Mörder. Logan jedoch, von Rachedurst immer weiter angetrieben, wird zu einem gefürchteten Krieger, der gnadenlos unter den Siedlern wütet. Tecumseh wendet sich von seinem einstigen Vorbild ab. Der Hass zwischen Indianern und Weißen wird immer größer. Cornstalk, der große Shawnee-Häuptling, schert die Krieger vieler Stämme um sich. Am Point Pleasant kommt es zur entscheidenden Schlacht: Zunächst sieht es nach einem Sieg für die Indianer aus, aber dann fällt der Schamane der Shawnee - ein böses Zeichen. Verängstigt fliehen viele Krieger. Nach dieser Niederlage bleibt Cornstalk nur ein erneuter Friedensschluss mit d en Kolonisten. Dochdieser ist hoch erkauft: Die Indianer müssen einen Teil ihrer angestammten Jagdgründe abgeben und einer Besiedelung durch die Weißen zustimmen. Doch Tecumseh weiß, der weiße Mann wird sich nie mit diesem Land zufrieden geben ...
Lese-Probe zu „Tecumseh, Der rote Sturm “
Schatten über der HütteHinnerk Wagner setzte sich zu seinem Bruder auf die rohe Bank vor dem Blockhaus. Er betrachtete den Älteren mit einem besorgten Blick: Was sollte werden, wenn der Junge starb? Was hatten die beiden letzten Tage aus dem sonst immer so frohen, starken Mann gemacht!
"Fritz, nun rede ich schon so lange auf dich ein und du antwortest mir nicht. Hast du überhaupt gehört, was ich sagte?" Er packte ihn an der Schulter und rüttelte ihn derb: "Fritz, du musst mir zuhören! Wir müssen Entschlüsse fassen!"
Der andere sah gequält auf, als wollte er sagen: Was geht das alles mich an?
"Fritz, Boone war unten im Dorf. Danny Boone, der alte Lederstrumpf. Er sagte, die Lenape sind unruhig..."
Als sein Bruder den Namen des berühmten Jägers nannte, schien für einen Augenblick Feuer in die Augen Friedrich Wagners zu kommen. Er sah auf. Wie oft hatte er sich gewünscht, diesen Mann zu sehen und zu sprechen! Aber gleich erlosch der Blick, und müde sagte er nur, indem er den Kopf wieder sinken ließ: "So ist auch Boone ein Schwätzer geworden."
"Fritz, was soll das? Du weißt, dass das nicht wahr ist. Boone ist der ruhigste Mann an der Grenze."
"Die Lenape hören auf Cornstalk. Und Cornstalk hält die Verträge."
Hinnerk Wagner fuhr sich mit beiden Händen aufgeregt durch sein blondes Haar. Dann schlug er die Faust auf den Tisch.
"Fritz, Mann Gottes, aber wir halten sie nicht, das weißt du so gut wie ich. Hast du nicht gerade immer davor gewarnt, gegen den Vertrag mit Cornstalk zu handeln und am Ohio zu siedeln oder gar nach Kentucky zu gehen? Und jetzt tust du, als weißt du von nichts? Es stehen viele neue Blockhäuser am Schönen Fluss*.
Und auch ins Grüne Rohr, in Kentucky, sind sie eingebrochen. Boone hat sie ja geführt - er berichtet Wunderdinge von Kentucky, Fritz. Da sind die Jagdgründe der Shawnee, davon leben sie, du weißt es so gut wie ich. Und der Vertrag lautet, dass kein Weißer dorthin gehen darf. Sie sind doch hingegangen. - Niemals
... mehr
wird Cornstalk diese Länder opfern!"
"Boone soll sie doch sogar gekauft haben", sagte müde der Ältere, der mit vorgebeugtem Oberkörper, die Ellbogen auf den Knien und den Kopf in beide Hände gestützt, regungslos dasaß, kaum dass er die Lippen bewegte.
Der andere sprang auf.
"Das nennst du gekauft! Ein einziger Betrug war das! Ich hätte Boone so was nicht zugetraut - aber so ist es, der Indianer ist rechtlos. Erst wird er betrogen, und wenn er sich dann wehrt, dann ist er der Friedensbrecher.
Boone geht hin und kauft Kentucky von den Cherokee, die auf das Land gerade so viel Anspruch haben wie die Irokesen auf Kanada; von den Cherokee, die östlich der Appalachen wohnen und alle Jubeljahre mal einen Skalpzug nach Kentucky machen! Und warum tat er's? Nur, damit er sagen kann, er habe das Land doch gekauft! Er wusste ganz genau, dass die Shawnee ihm das Land niemals verkauft hätten. Das war ein schlechter Streich, er passt nicht zu Boone - aber so sind sie alle, auch die besten, wenn es sich um die Indianer handelt. Niemals wird Cornstalk jetzt Ruhe halten."
"Recht hast du", sagte nun in müdem Ton das Gelbe Haar, wie Friedrich Wagner seit einigen Jahren von den Indianern und auch von vielen weißen Ansiedlern genannt wurde, "aber ich kämpfe nicht gegen die Roten. Ich werde nie gegen sie kämpfen. Die Lenape, die Shawnee sind meine Freunde, weil ich ihnen für ihr Pelzwerk gerechte Preise zahle, weil ich ihnen auch noch niemals schlechte Waren verkauft habe. Und Logan ist mein Bruder."
Friedrich Wagner sah elend aus, in den Augen stand die bleiche Angst, als er jetzt aufblickte, sein Haar war wirr, sein Anzug unordentlich. Er hörte mitten in seiner Rede auf und horchte in das Innere des kleinen Blockhauses hinein, vor dessen Tür sie saßen. Nichts rührte sich dort.
Die Brüder schwiegen, Hinnerk sah ein, dass sein Ablenkungsversuch nichts genützt hatte, dass der Bruder wieder an seinen kranken Jungen dachte, der dort in dem verdunkelten Hause mit dem Tode rang. Friedrich saß ohne Bewegung, nur von Zeit zu Zeit zitterte er, als ob ihn friere, und doch brannte die Sonne erbarmungslos vom blauen Himmel herab. Es war Mittagszeit und sehr still. Die heiße Stunde lastete auf der Natur, die Luft flimmerte über den wild, bunt und üppig blühenden Blumen der Lichtung; träge schaukelten Schmetterlinge über ihnen, summte eine Hummel vorüber.
Die Pferde drüben in der Einzäunung stampften im Schatten der Bäume, wenn die Fliegen sie zu sehr plagten; ein paar Hühner schliefen im sonnenbestrahlten Sande.
Friedrich Wagner fühlte sich plötzlich am Knie berührt. Er blickte auf. Vor ihm stand Tyras, der große Hund. Er hatte einen kleinen Gegenstand im Maul und sah leise winselnd zu seinem Herrn auf. Da er sich beachtet fand, legte er das, was er da herangebracht hatte, zu Wagners Füßen nieder, hob den Kopf und jaulte in lang gezogenen Tönen, lange und laut. Dann trottete er zur Tür, legte sich dort auf die Erde und sah in das Haus hinein.
Wagner hob auf, was der Hund vor ihn hingelegt hatte. Dann stöhnte er auf. "Das hat Logan ihm gebracht, vor zehn Tagen. Er hat ihm diese Mokassins selber gemacht, er hat sie auch selbst mit diesen Borsten bestickt. So schön und klein."
Hinnerk sprang auf: "Ich halte das nicht mehr aus, dieses Warten, diese Verzweiflung. Friedrich, raffe dich auf, sei ein Mann! Wir müssen alle einmal sterben."
Der Bruder hatte ihn gar nicht gehört. Mit verlöschender Stimme flüsterte er: "So schön bestickt. Der Kleine hat so große Freude daran gehabt -"
Und dann sagte er, ohne aufzublicken, fast noch leiser: "Hinnerk, ich bitte dich, such ihn noch einmal. Bring Logan her, du musst ihn finden. Nimm ein Pferd, reite in den Wald, geh, ich bitte dich, Hinnerk." Er formte die Worte mit unbeholfenem Munde, ganz langsam. Plötzlich sah er auf und blickte seinen Bruder an. In den Augen lag eine große Verzweiflung.
Hinnerk presste die Lippen zusammen. Dann stürzte er davon. "Ich bringe ihn her, ich komme nicht eher wieder, als bis ich ihn gefunden habe."
Aber er kehrte noch einmal um.
"Fritz, im Dorf unten wissen sie Bescheid; sie schicken ihn her, sobald er sich zeigt. In seinem Wigwam ließ ich auch Nachricht. Aber kann er denn helfen? Ich werde ihn suchen, Fritz; aber kann er wirklich helfen?"
"Wenn ein Mensch ihn noch retten kann, so kann es Logan", sagte tonlos der Angeredete.
An der Tür war ein Geräusch. Hinnerk sah auf: Dort stand die Mutter des kranken Kindes. Sie hielt sich an dem einen Pfosten, den Kopf dagegen gesenkt. Tränen liefen ihr über die Wangen, so stand sie blass und ohne Laut. Hinnerk ging auf sie zu und führte sie zu der Bank. Sie ließ sich kraftlos darauf nieder und lehnte sich an ihren Mann. "Ich kann nicht mehr, Fritz...", flüsterte sie.
So saßen die beiden in der brennenden Sonne. Der Bruder war fortgeritten, den roten Freund zu suchen. Friedrich Wagner drehte den kleinen Kinderschuh in der Hand, ein wehmütiges, verlorenes Lächeln auf den Lippen.
Die Zeit stand still. Die Eltern in ihrer Not hatten kein Wort füreinander. Sie schwiegen sich beide in eine leere Einsamkeit hinein. Der Kranke drinnen rührte sich. Nur die Mutter hörte es; sie stand auf, ging hinein und kniete an dem kleinen, armen Lager nieder.
Wagner hatte ihr Fortgehen nicht bemerkt; er hielt den kleinen Mokassin in beiden Händen und flüsterte nur von Zeit zu Zeit: "Er hatte so viel Freude dran..."
Sie hatten alles getan, was in ihrer Kraft stand, um das Kind zu retten, das unvermutet, ohne einen erkennbaren Grund in hohes Fieber gefallen war. Wie konnten sie wissen, dass sie gerade das Gegenteil von dem getan hatten, was richtig gewesen wäre! Was wusste man damals von feuchten Umschlägen, von heißem Tee oder heißer Milch... Sie hatten dem Kinde alle Getränke entzogen, wie das damals die ärztliche Wissenschaft vorschrieb - aber das Fieber war gestiegen und gestiegen. Zuerst hatte der Knabe gestöhnt und gewimmert, aber jetzt tat er auch das nicht mehr. Er lag ermattet, fast ohne sich zu rühren, mit glanzlosen Augen da, und die geängstigten Eltern sahen die Widerstandsfähigkeit des kleinen Körpers dahinschwinden, ohne ihrem Kind helfen zu können. Sie mussten warten und hoffen.
Die nächste Ansiedlung war eineinhalb Stunden entfernt, dort und meilenweit in der Umgebung gab es keinen Arzt, zudem waren die meisten Ärzte an der Grenze Pfuscher. Nur einer hätte helfen können - doch dieser war gerade jetzt, wo man ihn brauchte, nicht zu finden.
Das zweck- und ziellose Warten hatte den starken, tatkräftigen Bauern entmutigt. Und so saß er da, die Arme auf seine Knie gestützt, und blickte mit ausdruckslosen Augen vor sich hin. Er wagte nicht mehr zu hoffen. Tyras, der Hofhund, der, den Kopf auf den Vorderfüßen, vor der Türe des Hauses lag und von Zeit zu Zeit leise winselte, richtete plötzlich die Ohren auf, erhob die Nase und prüfte den Wind. Dann sprang er mit einem kurzen Bellen auf und lief um die Ecke des Hauses davon.
Wagner achtete nicht darauf.
Nach einiger Zeit knirschte der Sand von leisen, fast unhörbaren Tritten. Ein Schatten fiel auf die Erde, vor den dumpf brütenden Mann auf der Bank.
Ein hoch gewachsener Indianer stand, den Kolben seiner Büchse vor sich auf dem Boden, vor dem Weißen und sah ernst auf ihn herab. Sein Haar war kurz geschoren, nur im Wirbel stand die Skalplocke noch, durchflochten von einem schmalen, rot gefärbten Lederband, ohne jeden sonstigen Schmuck. Der Oberkörper war völlig nackt, im Übrigen bestand seine Kleidung aus Gürtel, Lederhose und Mokassins. Im Gürtel steckten zwei Messer. Um die Schulter trug er Kugelbeutel und Pulverhorn.
Das kluge, verschlossene Gesicht des Roten war durch keinerlei Bemalung verfremdet, die gewölbte Stirn verriet hohen Verstand, die große, kühn gebogene Nase ein leidenschaftliches Temperament und das eckig vorspringende Kinn starke Willenskraft. Er blickte jetzt mit seinen dunklen Augen ruhig und forschend um sich, sah den Hund an, der mit ihm zurückgekommen war und dastand, als wolle er ihn ins Haus ziehen. Der Indianer blickte zur Tür hinein, horchte aufmerksam und plötzlich zuckte er zusammen: Er hatte das leise Wimmern eines Kindes aus dem Hause vernommen. Mit tiefer Stimme fragte er: "Was ist geschehen, dass du dein Antlitz verloren hast, mein Bruder?"
Aus dem Hause kam der Aufschrei einer Frauenstimme. Wagner fuhr aus seinem Grübeln auf: "Logan!", riefen sie beide wie aus einem Munde. Wagner fasste den Indianer bei den Schultern: "Logan!", rief er noch einmal, fast brüllte er es, vom Schmerz überwältigt und doch schon voll durchbrechender Hoffnung. Dann riss er ihn in das Haus hinein, an das Krankenlager seines Jungen.
Der Häuptling machte sich frei, beugte sich über das Kind und legte ihm die Hand auf die Stirn. Er erschrak; die Eltern sahen es trotz der Dunkelheit des Raumes. Der Bauer sagte mit gehetzter Stimme: "Seit zwei Tagen ist er krank. Er ist schon die ganze Zeit so heiß. Erst hat er gewimmert und geschrien, jetzt sagt er gar nichts mehr..."
Er wollte etwas hinzufügen, aber er unterdrückte es.
Logan hielt noch immer die Hand auf der Stirn des Kindes. Er dachte nach. Dann aber, nach einem plötzlichen Entschluss, kam Bewegung in ihn. Er sah sich im Raume um, ergriff ein kleines Gefäß, reichte es der Frau und sagte: "Wasser kochen!" Seinem jungen Begleiter, der unbemerkt von den anderen nach ihm eingetreten war, sagte er ein paar indianische Worte, führte ihn an die Tür und deutete nach einer bestimmten Stelle des Waldes, gab noch ein paar Erläuterungen, worauf der andere davoneilte.
Logan ging ihm nach ins Freie, nahm Wagner mit, ergriff eine Axt, spaltete einige Holzblöcke in kleinere Stücke, dann sah er sich um und begann auf dem Standplatz vor der Bank, mitten in der Sonne, alle Vorbereitungen zu einem großen Holzfeuer zu treffen.
Das alles tat er mit rasender Eile, und der junge Bauer half ihm, wenn auch noch ohne zu verstehen. "Steine!", rief Logan, als der Holzstoß geschichtet war, deutete auf einige große Feldsteine, die der Weiße sofort heranholte und auf des Indianers Weisung auf den Holzstoß legte. Der hatte inzwischen Feuer vom Herde geholt und das Holz in Brand gesteckt.
Da kam auch schon der junge Indianer mit einem Büschel frischer Kräuter aus dem nahen Wald zurück. Er hatte ihren Standort nach den Worten Logans schnell gefunden. Der Häuptling warf sie, nach genauer Prüfung jedes einzelnen Blattes, in das kochende Wasser, das schon auf dem Herde brodelte.
Dann arbeiteten die drei Männer an einem Rost aus dünnen, grünen Baumstämmen, der dicht neben dem Holzfeuer auf vier eingeschlagenen Pfählen befestigt wurde. Nun rammten sie einige dünne, lange Stangen im Kreis um den Rost in die Erde, beugten die oberen Enden gegeneinander, verbanden sie mit Lederriemen und legten auf das so entstandene Spitzgestell einige der Büffelhäute, die Wagner von den Indianern in großer Zahl einzuhandeln pflegte. Alle Zwischenräume und Löcher wurden noch besonders mit Decken verschlossen, sodass kein Luftzug in das Innere dieses Zeltes hineindringen konnte.
Obwohl Wagner noch immer nicht recht wusste, was Logan beabsichtigte, so hatte doch sein zielbewusstes Handeln neue Zuversicht in ihm hervorgerufen. Mit hoffnungsvollen Augen betrachtete er den Häuptling, der nun in das Haus hineinging und den Kräutertee prüfte, zu dem sein Gefährte vorhin die Blätter geholt hatte. Er kühlte ihn in zwei Trinkgefäßen ein wenig ab und flößte dann dem halb bewusstlosen Kinde, das die Mutter ein wenig aufrichtete, mit unendlicher Geduld und Vorsicht einen ganzen Becher davon ein.
Erschrocken wollten Wagner und seine Frau ihn davon abhalten, da er gerade das Falscheste tat, was ihrer Meinung nach möglich war. Wer hatte je davon gehört, dass einem Fieberkranken ein Getränk gegeben wurde... Aber der Cayuga wandte sich an die Mutter und sagte mit tiefer Stimme, sie ernst anblickend: "Meine Schwester, habe Vertrauen zu Ta-gu-ju-tah!" Es lag so viel zwingende Gewalt in dem Ton seiner Worte, noch mehr im Blick seiner Augen, dass die Mutter stumm nachgab. Und auch Wagner ließ den Freund, wenn auch mit angstvoller Miene, nunmehr gewähren. Er ging hinaus und half dem Gefährten Logans, einige große Gefäße mit Wasser zu füllen und sie neben das Zelt zu stellen.
Logan hüllte das Kind in Decken, nahm es auf den Arm und trug es schnell in das Zelt, das er sofort wieder hinter sich schloss. Dort legte er es auf den Holzrost; Tecumseh - so hieß sein junger Begleiter - hatte in der Zwischenzeit eine etwa eineinhalb Fuß tiefe Erdrinne von dem brennenden Holzstoß bis unter den Rost im Zelte gezogen. Jetzt rollte er einige der glühend heißen Steine aus dem Feuer in die Rinne, auf deren Boden zwei grüne, lange Baumstämmchen lagen. Diese fasste er an dem einen Ende an, hob sie ein wenig in die Höhe und nun rollten die Steine auf dieser Gleitbahn unter der Zeltwand hindurch in das Innere. Logan goss Wasser darüber, das sofort zischend verdampfte. Der heiße, feuchte Qualm erfüllte bald die kleine Hütte.
Wieder wollten die Eltern eingreifen, aber sie bezwangen sich. Das sichere, Vertrauen erweckende Auftreten Logans, die erfahrene Unterstützung durch Tecumseh, der offenbar alle diese Maßnahmen stillschweigend guthieß, ließen sie hoffen.
Der Häuptling beabsichtigte, den Kranken durch heißen Tee und Wasserdampf zum Schwitzen zu bringen und das Fieber auf diese Weise zu brechen. Wagner und seine Frau schleppten jetzt, wie um ihre Angst und ihre Bedenken zu betäuben, immer wieder neues Wasser aus dem nahen Bach, legten Holz auf das Feuer, rollten heiße Steine ins Zelt und nahmen die herausrollenden wieder in Empfang. Dazwischen musste neues Holz gespalten, mussten die Lücken im Zelt immer wieder abgedichtet werden. Tecumseh half nach Kräften, immer stärker quoll der heiße Dampf aus allen Ritzen zum Zelte heraus*. Logan hielt das Kind auf dem Roste fest. Immer wieder rief er: "Mehr Steine! Mehr Wasser!"
So kämpften sie in der glühenden Sonne schweigend um das junge Leben.Nach einiger Zeit hörten sie dumpfe Melodien aus dem Inneren der Fellhütte, Logan sang indianische Beschwörungen. Dazu tönten die Laute einer Zauberrassel, die der Häuptling ununterbrochen schwang. Logan war viel zu klug, als dass er geglaubt hätte, solche Beschwörungen hätten einen Einfluss auf die Krankheit. Er wollte mit seinem Gesang und mit dem Klappern der Rassel den Jungen beruhigen.
"Boone soll sie doch sogar gekauft haben", sagte müde der Ältere, der mit vorgebeugtem Oberkörper, die Ellbogen auf den Knien und den Kopf in beide Hände gestützt, regungslos dasaß, kaum dass er die Lippen bewegte.
Der andere sprang auf.
"Das nennst du gekauft! Ein einziger Betrug war das! Ich hätte Boone so was nicht zugetraut - aber so ist es, der Indianer ist rechtlos. Erst wird er betrogen, und wenn er sich dann wehrt, dann ist er der Friedensbrecher.
Boone geht hin und kauft Kentucky von den Cherokee, die auf das Land gerade so viel Anspruch haben wie die Irokesen auf Kanada; von den Cherokee, die östlich der Appalachen wohnen und alle Jubeljahre mal einen Skalpzug nach Kentucky machen! Und warum tat er's? Nur, damit er sagen kann, er habe das Land doch gekauft! Er wusste ganz genau, dass die Shawnee ihm das Land niemals verkauft hätten. Das war ein schlechter Streich, er passt nicht zu Boone - aber so sind sie alle, auch die besten, wenn es sich um die Indianer handelt. Niemals wird Cornstalk jetzt Ruhe halten."
"Recht hast du", sagte nun in müdem Ton das Gelbe Haar, wie Friedrich Wagner seit einigen Jahren von den Indianern und auch von vielen weißen Ansiedlern genannt wurde, "aber ich kämpfe nicht gegen die Roten. Ich werde nie gegen sie kämpfen. Die Lenape, die Shawnee sind meine Freunde, weil ich ihnen für ihr Pelzwerk gerechte Preise zahle, weil ich ihnen auch noch niemals schlechte Waren verkauft habe. Und Logan ist mein Bruder."
Friedrich Wagner sah elend aus, in den Augen stand die bleiche Angst, als er jetzt aufblickte, sein Haar war wirr, sein Anzug unordentlich. Er hörte mitten in seiner Rede auf und horchte in das Innere des kleinen Blockhauses hinein, vor dessen Tür sie saßen. Nichts rührte sich dort.
Die Brüder schwiegen, Hinnerk sah ein, dass sein Ablenkungsversuch nichts genützt hatte, dass der Bruder wieder an seinen kranken Jungen dachte, der dort in dem verdunkelten Hause mit dem Tode rang. Friedrich saß ohne Bewegung, nur von Zeit zu Zeit zitterte er, als ob ihn friere, und doch brannte die Sonne erbarmungslos vom blauen Himmel herab. Es war Mittagszeit und sehr still. Die heiße Stunde lastete auf der Natur, die Luft flimmerte über den wild, bunt und üppig blühenden Blumen der Lichtung; träge schaukelten Schmetterlinge über ihnen, summte eine Hummel vorüber.
Die Pferde drüben in der Einzäunung stampften im Schatten der Bäume, wenn die Fliegen sie zu sehr plagten; ein paar Hühner schliefen im sonnenbestrahlten Sande.
Friedrich Wagner fühlte sich plötzlich am Knie berührt. Er blickte auf. Vor ihm stand Tyras, der große Hund. Er hatte einen kleinen Gegenstand im Maul und sah leise winselnd zu seinem Herrn auf. Da er sich beachtet fand, legte er das, was er da herangebracht hatte, zu Wagners Füßen nieder, hob den Kopf und jaulte in lang gezogenen Tönen, lange und laut. Dann trottete er zur Tür, legte sich dort auf die Erde und sah in das Haus hinein.
Wagner hob auf, was der Hund vor ihn hingelegt hatte. Dann stöhnte er auf. "Das hat Logan ihm gebracht, vor zehn Tagen. Er hat ihm diese Mokassins selber gemacht, er hat sie auch selbst mit diesen Borsten bestickt. So schön und klein."
Hinnerk sprang auf: "Ich halte das nicht mehr aus, dieses Warten, diese Verzweiflung. Friedrich, raffe dich auf, sei ein Mann! Wir müssen alle einmal sterben."
Der Bruder hatte ihn gar nicht gehört. Mit verlöschender Stimme flüsterte er: "So schön bestickt. Der Kleine hat so große Freude daran gehabt -"
Und dann sagte er, ohne aufzublicken, fast noch leiser: "Hinnerk, ich bitte dich, such ihn noch einmal. Bring Logan her, du musst ihn finden. Nimm ein Pferd, reite in den Wald, geh, ich bitte dich, Hinnerk." Er formte die Worte mit unbeholfenem Munde, ganz langsam. Plötzlich sah er auf und blickte seinen Bruder an. In den Augen lag eine große Verzweiflung.
Hinnerk presste die Lippen zusammen. Dann stürzte er davon. "Ich bringe ihn her, ich komme nicht eher wieder, als bis ich ihn gefunden habe."
Aber er kehrte noch einmal um.
"Fritz, im Dorf unten wissen sie Bescheid; sie schicken ihn her, sobald er sich zeigt. In seinem Wigwam ließ ich auch Nachricht. Aber kann er denn helfen? Ich werde ihn suchen, Fritz; aber kann er wirklich helfen?"
"Wenn ein Mensch ihn noch retten kann, so kann es Logan", sagte tonlos der Angeredete.
An der Tür war ein Geräusch. Hinnerk sah auf: Dort stand die Mutter des kranken Kindes. Sie hielt sich an dem einen Pfosten, den Kopf dagegen gesenkt. Tränen liefen ihr über die Wangen, so stand sie blass und ohne Laut. Hinnerk ging auf sie zu und führte sie zu der Bank. Sie ließ sich kraftlos darauf nieder und lehnte sich an ihren Mann. "Ich kann nicht mehr, Fritz...", flüsterte sie.
So saßen die beiden in der brennenden Sonne. Der Bruder war fortgeritten, den roten Freund zu suchen. Friedrich Wagner drehte den kleinen Kinderschuh in der Hand, ein wehmütiges, verlorenes Lächeln auf den Lippen.
Die Zeit stand still. Die Eltern in ihrer Not hatten kein Wort füreinander. Sie schwiegen sich beide in eine leere Einsamkeit hinein. Der Kranke drinnen rührte sich. Nur die Mutter hörte es; sie stand auf, ging hinein und kniete an dem kleinen, armen Lager nieder.
Wagner hatte ihr Fortgehen nicht bemerkt; er hielt den kleinen Mokassin in beiden Händen und flüsterte nur von Zeit zu Zeit: "Er hatte so viel Freude dran..."
Sie hatten alles getan, was in ihrer Kraft stand, um das Kind zu retten, das unvermutet, ohne einen erkennbaren Grund in hohes Fieber gefallen war. Wie konnten sie wissen, dass sie gerade das Gegenteil von dem getan hatten, was richtig gewesen wäre! Was wusste man damals von feuchten Umschlägen, von heißem Tee oder heißer Milch... Sie hatten dem Kinde alle Getränke entzogen, wie das damals die ärztliche Wissenschaft vorschrieb - aber das Fieber war gestiegen und gestiegen. Zuerst hatte der Knabe gestöhnt und gewimmert, aber jetzt tat er auch das nicht mehr. Er lag ermattet, fast ohne sich zu rühren, mit glanzlosen Augen da, und die geängstigten Eltern sahen die Widerstandsfähigkeit des kleinen Körpers dahinschwinden, ohne ihrem Kind helfen zu können. Sie mussten warten und hoffen.
Die nächste Ansiedlung war eineinhalb Stunden entfernt, dort und meilenweit in der Umgebung gab es keinen Arzt, zudem waren die meisten Ärzte an der Grenze Pfuscher. Nur einer hätte helfen können - doch dieser war gerade jetzt, wo man ihn brauchte, nicht zu finden.
Das zweck- und ziellose Warten hatte den starken, tatkräftigen Bauern entmutigt. Und so saß er da, die Arme auf seine Knie gestützt, und blickte mit ausdruckslosen Augen vor sich hin. Er wagte nicht mehr zu hoffen. Tyras, der Hofhund, der, den Kopf auf den Vorderfüßen, vor der Türe des Hauses lag und von Zeit zu Zeit leise winselte, richtete plötzlich die Ohren auf, erhob die Nase und prüfte den Wind. Dann sprang er mit einem kurzen Bellen auf und lief um die Ecke des Hauses davon.
Wagner achtete nicht darauf.
Nach einiger Zeit knirschte der Sand von leisen, fast unhörbaren Tritten. Ein Schatten fiel auf die Erde, vor den dumpf brütenden Mann auf der Bank.
Ein hoch gewachsener Indianer stand, den Kolben seiner Büchse vor sich auf dem Boden, vor dem Weißen und sah ernst auf ihn herab. Sein Haar war kurz geschoren, nur im Wirbel stand die Skalplocke noch, durchflochten von einem schmalen, rot gefärbten Lederband, ohne jeden sonstigen Schmuck. Der Oberkörper war völlig nackt, im Übrigen bestand seine Kleidung aus Gürtel, Lederhose und Mokassins. Im Gürtel steckten zwei Messer. Um die Schulter trug er Kugelbeutel und Pulverhorn.
Das kluge, verschlossene Gesicht des Roten war durch keinerlei Bemalung verfremdet, die gewölbte Stirn verriet hohen Verstand, die große, kühn gebogene Nase ein leidenschaftliches Temperament und das eckig vorspringende Kinn starke Willenskraft. Er blickte jetzt mit seinen dunklen Augen ruhig und forschend um sich, sah den Hund an, der mit ihm zurückgekommen war und dastand, als wolle er ihn ins Haus ziehen. Der Indianer blickte zur Tür hinein, horchte aufmerksam und plötzlich zuckte er zusammen: Er hatte das leise Wimmern eines Kindes aus dem Hause vernommen. Mit tiefer Stimme fragte er: "Was ist geschehen, dass du dein Antlitz verloren hast, mein Bruder?"
Aus dem Hause kam der Aufschrei einer Frauenstimme. Wagner fuhr aus seinem Grübeln auf: "Logan!", riefen sie beide wie aus einem Munde. Wagner fasste den Indianer bei den Schultern: "Logan!", rief er noch einmal, fast brüllte er es, vom Schmerz überwältigt und doch schon voll durchbrechender Hoffnung. Dann riss er ihn in das Haus hinein, an das Krankenlager seines Jungen.
Der Häuptling machte sich frei, beugte sich über das Kind und legte ihm die Hand auf die Stirn. Er erschrak; die Eltern sahen es trotz der Dunkelheit des Raumes. Der Bauer sagte mit gehetzter Stimme: "Seit zwei Tagen ist er krank. Er ist schon die ganze Zeit so heiß. Erst hat er gewimmert und geschrien, jetzt sagt er gar nichts mehr..."
Er wollte etwas hinzufügen, aber er unterdrückte es.
Logan hielt noch immer die Hand auf der Stirn des Kindes. Er dachte nach. Dann aber, nach einem plötzlichen Entschluss, kam Bewegung in ihn. Er sah sich im Raume um, ergriff ein kleines Gefäß, reichte es der Frau und sagte: "Wasser kochen!" Seinem jungen Begleiter, der unbemerkt von den anderen nach ihm eingetreten war, sagte er ein paar indianische Worte, führte ihn an die Tür und deutete nach einer bestimmten Stelle des Waldes, gab noch ein paar Erläuterungen, worauf der andere davoneilte.
Logan ging ihm nach ins Freie, nahm Wagner mit, ergriff eine Axt, spaltete einige Holzblöcke in kleinere Stücke, dann sah er sich um und begann auf dem Standplatz vor der Bank, mitten in der Sonne, alle Vorbereitungen zu einem großen Holzfeuer zu treffen.
Das alles tat er mit rasender Eile, und der junge Bauer half ihm, wenn auch noch ohne zu verstehen. "Steine!", rief Logan, als der Holzstoß geschichtet war, deutete auf einige große Feldsteine, die der Weiße sofort heranholte und auf des Indianers Weisung auf den Holzstoß legte. Der hatte inzwischen Feuer vom Herde geholt und das Holz in Brand gesteckt.
Da kam auch schon der junge Indianer mit einem Büschel frischer Kräuter aus dem nahen Wald zurück. Er hatte ihren Standort nach den Worten Logans schnell gefunden. Der Häuptling warf sie, nach genauer Prüfung jedes einzelnen Blattes, in das kochende Wasser, das schon auf dem Herde brodelte.
Dann arbeiteten die drei Männer an einem Rost aus dünnen, grünen Baumstämmen, der dicht neben dem Holzfeuer auf vier eingeschlagenen Pfählen befestigt wurde. Nun rammten sie einige dünne, lange Stangen im Kreis um den Rost in die Erde, beugten die oberen Enden gegeneinander, verbanden sie mit Lederriemen und legten auf das so entstandene Spitzgestell einige der Büffelhäute, die Wagner von den Indianern in großer Zahl einzuhandeln pflegte. Alle Zwischenräume und Löcher wurden noch besonders mit Decken verschlossen, sodass kein Luftzug in das Innere dieses Zeltes hineindringen konnte.
Obwohl Wagner noch immer nicht recht wusste, was Logan beabsichtigte, so hatte doch sein zielbewusstes Handeln neue Zuversicht in ihm hervorgerufen. Mit hoffnungsvollen Augen betrachtete er den Häuptling, der nun in das Haus hineinging und den Kräutertee prüfte, zu dem sein Gefährte vorhin die Blätter geholt hatte. Er kühlte ihn in zwei Trinkgefäßen ein wenig ab und flößte dann dem halb bewusstlosen Kinde, das die Mutter ein wenig aufrichtete, mit unendlicher Geduld und Vorsicht einen ganzen Becher davon ein.
Erschrocken wollten Wagner und seine Frau ihn davon abhalten, da er gerade das Falscheste tat, was ihrer Meinung nach möglich war. Wer hatte je davon gehört, dass einem Fieberkranken ein Getränk gegeben wurde... Aber der Cayuga wandte sich an die Mutter und sagte mit tiefer Stimme, sie ernst anblickend: "Meine Schwester, habe Vertrauen zu Ta-gu-ju-tah!" Es lag so viel zwingende Gewalt in dem Ton seiner Worte, noch mehr im Blick seiner Augen, dass die Mutter stumm nachgab. Und auch Wagner ließ den Freund, wenn auch mit angstvoller Miene, nunmehr gewähren. Er ging hinaus und half dem Gefährten Logans, einige große Gefäße mit Wasser zu füllen und sie neben das Zelt zu stellen.
Logan hüllte das Kind in Decken, nahm es auf den Arm und trug es schnell in das Zelt, das er sofort wieder hinter sich schloss. Dort legte er es auf den Holzrost; Tecumseh - so hieß sein junger Begleiter - hatte in der Zwischenzeit eine etwa eineinhalb Fuß tiefe Erdrinne von dem brennenden Holzstoß bis unter den Rost im Zelte gezogen. Jetzt rollte er einige der glühend heißen Steine aus dem Feuer in die Rinne, auf deren Boden zwei grüne, lange Baumstämmchen lagen. Diese fasste er an dem einen Ende an, hob sie ein wenig in die Höhe und nun rollten die Steine auf dieser Gleitbahn unter der Zeltwand hindurch in das Innere. Logan goss Wasser darüber, das sofort zischend verdampfte. Der heiße, feuchte Qualm erfüllte bald die kleine Hütte.
Wieder wollten die Eltern eingreifen, aber sie bezwangen sich. Das sichere, Vertrauen erweckende Auftreten Logans, die erfahrene Unterstützung durch Tecumseh, der offenbar alle diese Maßnahmen stillschweigend guthieß, ließen sie hoffen.
Der Häuptling beabsichtigte, den Kranken durch heißen Tee und Wasserdampf zum Schwitzen zu bringen und das Fieber auf diese Weise zu brechen. Wagner und seine Frau schleppten jetzt, wie um ihre Angst und ihre Bedenken zu betäuben, immer wieder neues Wasser aus dem nahen Bach, legten Holz auf das Feuer, rollten heiße Steine ins Zelt und nahmen die herausrollenden wieder in Empfang. Dazwischen musste neues Holz gespalten, mussten die Lücken im Zelt immer wieder abgedichtet werden. Tecumseh half nach Kräften, immer stärker quoll der heiße Dampf aus allen Ritzen zum Zelte heraus*. Logan hielt das Kind auf dem Roste fest. Immer wieder rief er: "Mehr Steine! Mehr Wasser!"
So kämpften sie in der glühenden Sonne schweigend um das junge Leben.Nach einiger Zeit hörten sie dumpfe Melodien aus dem Inneren der Fellhütte, Logan sang indianische Beschwörungen. Dazu tönten die Laute einer Zauberrassel, die der Häuptling ununterbrochen schwang. Logan war viel zu klug, als dass er geglaubt hätte, solche Beschwörungen hätten einen Einfluss auf die Krankheit. Er wollte mit seinem Gesang und mit dem Klappern der Rassel den Jungen beruhigen.
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Autoren-Porträt von Fritz Steuben
Fritz Steuben (d. i. Erhard Wittek) wurde 1889 in Wagrowiec, Polen, geboren und starb 1981 in Pinneberg. Nach einer Buchhandelslehre arbeitete er bis Ende der zwanziger Jahre als Herstellungsleiter. Unter dem Pseudonym Fritz Steuben verfasste er zwischen 1929 und 1952 Indiandererzählungen, die sich durch intensives Quellenstudium auszeichnen: Seine Protagonisten haben wirklich gelebt und die Ereignisse haben an den beschriebenen Schauplätzen stattgefunden.
Bibliographische Angaben
- Autor: Fritz Steuben
- Altersempfehlung: 12 - 15 Jahre
- 2001, 187 Seiten, 2 Abbildungen, Maße: 12,5 x 18,1 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Omnibus TB bei Bertelsmann
- ISBN-10: 357020829X
- ISBN-13: 9783570208298
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