Tiefer gelegt
Sie hat eine Vorliebe für die Farbe Pink, einen wilden Lockenkopf und ein Mundwerk, das selbst dem härtesten Rennfahrer die Schamesröte ins Gesicht treibt: Alexandra Barnaby. Doch vor allem hat die Automechanikerin und ehemalige NASCAR-Rennfahrerin eins: ein großes Herz für ihre verrückte Familie. Zwar findet Alex es verständlich, dass der bekannte Rennfahrer Sam Hooker etwas erzürnt ist, als ihr kleiner Bruder sich ungefragt sein Boot »ausleiht«, um einer Horde kubanischer Waffenhändler zu entfliehen. Aber das ist ja noch kein Grund, sich sofort an ihre Fersen zu heften, während sie versucht, Bills Leben zu retten. Es sei denn, Sam verfolgt die gleiche unfeine, aber hervorragende Absicht wie sie: schnellen, heißen, süßen Sex ...
'Hitzige Krimikomödie für Draufgängerinnen. Sexy, lustig, gut!' -- Young
'Extrem rasanter und knisternd erotischer Krimi für lange Winterabende.' -- Laura
Tiefergelegt von Janet Evanovich
LESEPROBE
Nur weil ich weiß, wie ich einem Typen das Öl ablassenkann, will ich noch lange nicht den Rest meines Lebens auf dem Rücken liegenund seinen Unterbau anstarren. Das ist für mich abgehakt. Okay, mein Vaterbesitzt eine Werkstatt. Und okay, ich bin ein Naturtalent im Frisieren, wenn esum einen Vergaser geht. Aber im Leben jeder jungen Frau kommt der Augenblick,an dem sie ihren Overall gegen ein Paar High Heels von Manolo Blahnikeintauschen muss. Nicht, dass ich mir viele Manolos leisten könnte, aber es istein Ziel, stimmts? Ich heiße Alexandra Barnaby, und ich arbeitete erst währendmeiner gesamten High-School-Zeit und später in allen College-Sommerferien inder Werkstatt meines Vaters im gutbürgerlichen Canton-District von Baltimore. Esist keine große, schicke Werkstatt, aber sie trägt sich, und mein Dad hat denRuf, ehrlich und zuverlässig zu sein. Als ich zwölf war, brachte mein Dad mirbei, wie man mit einem Autogenbrenner umgeht. Als ich damit schweißen konnte,überließ er mir ein paar Ersatzteile und unseren ausgemusterten Rasenmäher,daraus baute ich mir einen Gokart zusammen. Mit sechzehn begann ich, einen zehnJahre alten verschrotteten Chevy umzubauen. Ich tunte ihn zu einer Rennmaschine.Damit fuhr ich zwei Jahre lang bei verschiedenen Rennen rund um Baltimore mit. »Daist sie wieder, Leute«, höre ich heute noch den Sprecher rufen. »BarneyBarnaby. Die Nummer sechzehn, der Schrecken von Baltimore County. Sie nähertsich der Nummer acht. Jetzt zieht sie nach innen. Moment, ich sehe Flammen ausder Nummer sechzehn schlagen. Jetzt verschwindet alles im Qualm. Sieht aus, alshätte sie den nächstenMotor verheizt. Gut, dass sie bei ihrem Dad in derWerkstatt arbeitet.« Ich konnte also Autos bauen und Autos fahren. Aber wie mansie fuhr, ohne dass man sie dabei verheizte, blieb mir ein Rätsel. »Barney«,sagte mein Dad oft, »ich könnte schwören, dass du diese Motoren nur ruinierst,damit du sie hinterher wieder zusammensetzen kannst.« Möglicherweise unterbewusst.Mit dem Gehirn ist das so eine Sache. Dafür wusste ich genau, dass mein Bewusstseines hasste, wenn ich verlor. Und ich verlor wesentlich öfter, als dass ichgewann. Also fuhr ich zwei Jahre lang Rennen und packte dann wieder ein. Meinkleiner Bruder Wild Bill fuhr ebenfalls. Ihm war es egal, ob er gewann oderverlor. Er fuhr Rennen, weil er gern im Kreis raste und sich mit den anderenJungs im Weitpinkeln messen wollte. Bill wurde in seinem letzten Schuljahrgleichzeitig zum Beliebtesten seines Jahrgangs und zum Abgänger mit denschlechtesten Zukunftsaussichten gewählt. Die Erwartungen, die seine Mitschülerin Bills Karriere setzten, spiegelten seine Lebensphilosophie wider. Wennarbeiten Spaß machte, würde es Vergnügen heißen. Ich war immer ein ernstesKind gewesen, während Bill immer gewusst hatte, wo die Post abging. Vor zweiJahren hatte Bill Good-bye Baltimore und Hello Miami gesagt. Eszog ihn in die träge Sonnenhitze, ans offene Meer, zu den Bikini-Girls. Vorzwei Tagen verschwand Bill vom Antlitz der Erde. Und zwar, während ich mit ihmredete. Sein Anruf hatte mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen. »Barney«,brüllte Bill aus dem Hörer. »Ich muss eine Weile aus Miami verschwinden. SagMom, dass es mir gut geht.« Ich fixierte mit zusammengekniffenen Augen denWecker. Zwei Uhr morgens. Nicht allzu spät für Bill, der gern etwas länger inden Bars von South Beach abhing. Tiefste Nacht für mich, die ich von neun bisfünf arbeitete und abends um zehn Uhr ins Bett fiel. »Was ist das für einKrach?«, fragte ich. »Ich kann dich kaum verstehen.« »Bootsmotor. Pass auf,macht euch keine Sorgen, wenn ihr nichts von mir hört. Falls ein paar Typenauftauchen und nach mir suchen, dann stell dich dumm. Es sei denn, es ist Sam Hooker.Sam Hooker kannst du ausrichten, dass er meinen Auspuff küssen kann.« »Typen?Was für Typen? Und was soll das heißen, dass ich mich dumm stellen soll?« »Ichmuss Schluss machen. Ich muss o Scheiße!« Ich hörte im Hintergrundeine Frau schreien, und dann war die Leitung tot. In Baltimore herrscht imJanuar arktische Kälte. Der Wind peitscht vom Hafen her in die Stadt undschneidet durch die Straßen bis in die Vororte. Jedes Jahr brechen ein paarSchneestürme und mehrere Eisschauer über uns herein, aber vor allem liegt einegraue, trübselige, knochenkrachende Kälte über der Stadt. Inmitten diesereisigen Trübsal köcheln auf zahllosen Öfen Töpfe voller Chili, fließt das Bierin Strömen, werden Würste in harte Semmeln gestopft und Donuts zu einerÜberlebensfrage. In Miami ist es im Januar heiß, wie ich inzwischenweiß. Ich hatte den Mittagsflug ex Baltimore/Washington International genommenund war am späten Nachmittag in Miami gelan- det. Als ich losgezogen war, warich in eine gesteppte Daunenjacke, einen Burberryschal aus Kaschmirwolle,vliesgepolsterte Stiefel und dicke Lammfellhandschuhe gehüllt. Ideal für Baltimore.Weniger genial für Miami. Direkt nach der Ankunft hatte ich den Schal und dieHandschuhe in die mittelgroße Reisetasche gestopft, die über meiner Schulterhing, die Jacke um die Taschenriemen gewickelt und mich auf die Suche nach demTaxistand gemacht. Der Schweiß durchtränkte meinen Push-up von VictoriasSecret, die Haare klebten mir an der Stirn, und ich schnappte japsend Luft,die nach heißer Suppe schmeckte. Ich bin inzwischen dreißig. Durchschnittlichgroß und durchschnittlich gebaut. Ich habe keinen Supermodel-Body, aber ichsehe okay aus. Mein Haar ist von Natur aus mausbraun, aber seit ich nicht mehrals weiblicher Schmiermaxe arbeite, habe ich angefangen, es zu bleichen. ZurZeit ist es platinblond und in einem halblangen Fransenschnitt frisiert, den ichbei passender Gelegenheit mit Gel aufpeppen kann. Ich habe blaue Augen, einenMund, der ein bisschen zu groß für mein Gesicht ist, und eine perfekte Nase,die ich von Grandma Jean geerbt habe. Als ich neun war, fuhren meine Eltern mitmir und Bill ein paar Tage nach Disney World. Das ist alles, was ich anauthentischen Florida-Erfahrungen aufbieten kann. Mein restliches Wissen überFlorida beschränkt sich im Wesentlichen auf die Horrorstorys über Ungeziefervon Moms Freundin Elsie Duchen. Elsie überwintert jedes Jahr bei ihrer Tochterin Ocala. Elsie schwört, dass in Florida die Kakerlaken groß wie Kühe sind. Undsie behauptet, sie können fliegen. Ich will eines mal klarstellen: Wenn ichauch nur eine kuhgroße Küchenschabe vorbeifliegen sehe, sitze ich im nächstenFlugzeug nach Hause. Ich nannte dem Taxifahrer Bills Adresse, plumpste in den Sitzund ließ Miami an meinem Fenster vorbeiziehen. Zum Auftakt gab es eine langeBetonstraße, die sich in einem verwirrenden Verhau von Kreuzungen undAuffahrten verlor. Die Auffahrten ringelten sich zu breiten Highways empor. Diebreiten Highways senkten sich wieder und verloren sich in der Ferne. Nach einpaar Minuten erschien am Horizont, genau vor mir, die Skyline von Miami, undich hatte das Gefühl, mich auf der Straße ins Zauberland Oz zu befinden. DieStraßenränder waren von Palmen gesäumt. Der Himmel war azurblau. Alle Autoswaren sauber. Exotik pur für ein Mädchen aus Baltimore. Wir rollten über dieCauseway Bridge, womit wir Miami hinter uns ließen und nach Miami Beach kamen.In meinem Magen spürte ich ein tiefes Loch, und die Knöchel, mit denen ichmeine Tasche umkrampfte, waren weiß. Ich machte mir Sorgen um Bill, und meineAngst wuchs, je näher wir seinem Apartment kamen. Hey, sagte ich mir. Entspanndich. Reiß die Finger von der Reisetasche los. Bill ist nichts passiert. Dem passiertnie etwas. Wie eine Katze landet er immer auf den Füßen. Stimmt schon, er gingnicht ans Telefon. Und er war nicht in der Arbeit erschienen. Kein Grund zurPanik. Hier ging es um Wild Bill. Der setzte nicht immer dieselben Prioritätenwie andere Menschen. Immerhin hatte Bill sogar seine Abschlussfeier an der HighSchool verpasst, weil er auf dem Weg zur Verleihungszeremonie eine verletzteKatze am Straßenrand aufgelesen hatte. Er hatte die Katze zum Tierarzt gebrachtund war erst wieder gegangen, als das Tier operiert und aus der Narkoseaufgewacht war. Natürlich hätte er es trotzdem noch rechtzeitig zur Verleihung schaffenkönnen, wenn er nicht das plötzliche Bedürfnis gespürt hätte, inBehandlungsraum Nummer drei die Assistentin des Tierarztes zu verführen. Wasmir wegen Bills nächtlichem Anruf wirklich zu schaffen machte, war dieschreiende Frau. Das hatte es bei Bills Anrufen noch nicht gegeben. MeineMutter wäre ausgeflippt, wenn sie von dem Telefonat gewusst hätte, darum hatteich ihr lieber nichts erzählt und war einfach ins Flugzeug gestiegen. Mein Planwar, irgendwie in Bills Apartment zu gelangen und mich davon zu überzeugen,dass er nicht tot auf dem Boden lag. Falls er nicht tot auf dem Boden lag undauch nicht faul vor dem Fernseher lümmelte, würde ich es als Nächstes imYachthafen probieren. Er war auf einem Boot gewesen, als er mich angerufenhatte. Falls ich damit auch keinen Erfolg hatte, war ich aufgeschmissen.
© Blanvalet Verlag
Übersetzung: Christoph Göhler
- Autor: Janet Evanovich
- 2006, 317 Seiten, Maße: 13,4 x 20,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Christoph Göhler
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442363764
- ISBN-13: 9783442363766
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