Tod & Trüffel
Ein Hundekrimi aus dem Piemont
Ein Hundekrimi aus dem Piemont. Niccolò, ein italienischer Windhund, genießt das Leben. In den Straßen Rimellas faul in der Sonne zu liegen und von der süßen Nachbarshündin zu träumen, das gefällt ihm. Bis die Menschen eines Tages überstürzt das Dorf...
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Produktinformationen zu „Tod & Trüffel “
Ein Hundekrimi aus dem Piemont. Niccolò, ein italienischer Windhund, genießt das Leben. In den Straßen Rimellas faul in der Sonne zu liegen und von der süßen Nachbarshündin zu träumen, das gefällt ihm. Bis die Menschen eines Tages überstürzt das Dorf verlassen. Schon bald dringen neue Bewohner ein: Wölfe nehmen es in Besitz. Doch Niccolò will zurück zu seinen Menschen, will Wärme und Frieden. Nur einer kann ihm helfen: Giacomo. Ein Trüffelhund, über den mehr sagenhafte Geschichten im Umlauf sind als es Weinsorten gibt zwischen Cuneo und Asti. Aber es sind nicht nur die Wölfe, die Rimella gefährden. Niccolò und Giacomo decken einen finsteren Plan auf. Um ihn zu vereiteln, müssen die beiden liebenswerten Schnüffler alles riskieren.
Klappentext zu „Tod & Trüffel “
Niccolò, ein italienischer Windhund, genießt das Leben. In den Straßen Rimellas faul in der Sonne zu liegen und von der süßen Nachbarshündin zu träumen das gefällt ihm. Bis die Menschen eines Tages überstürzt das Dorf verlassen. Schon bald dringen neue Bewohner ein: Wölfe nehmen es in Besitz. Doch Niccolò will zurück zu seinen Menschen, will Wärme und Frieden. Nur einer kann ihm helfen: Giacomo. Ein Trüffelhund, über den mehr sagenhafte Geschichten im Umlauf sind als es Weinsorten gibt zwischen Cuneo und Asti. Aber es sind nicht nur die Wölfe, die Rimella gefährden. Niccolò und Giacomo decken einen finsteren Plan auf. Um ihn zu vereiteln, müssen die beiden liebenswerten Schnüffler alles riskieren.
Lese-Probe zu „Tod & Trüffel “
Tod und Trüffel von Carsten S. Henn LESEPROBE Kapitel 1Rimella Niccolò roch die heranreifenden Trauben der Rebstöcke, noch bevor seine Augen sich geöffnet hatten. Seine jungen Muskeln ließen den Körper emporschnellen, und er rannte in den Tag, als wäre dieser so verheißungsvoll wie ein luftgetrockneter San-Daniele-Schinken. Und nur für ihn angeschnitten worden.Der Wind trug das Parfum der Langhe wie seit Jahrhunderten über die Hügel des Dorfes Rimella. Die Nacht war kühl gewesen und ruhig, das Rascheln der Blätter des alten, weit ausladenden Maronenbaums hatte Niccolòs Träume begleitet und sie weich gebettet. Er hatte von Cinecitta geträumt, der zierlichen Terrierhündin der Bolgheris, die immer so hochwohlgeboren von ihrem schmiedeeisernen Balkon auf das Geschehen der Piazza sah, wo er mit den Jungs lag. Dort behielten sie stets alles im Blick und schnappten nach von der Hitze trägen Mücken.Die Morgenwärme lag wie ein Versprechen über Rimella, als Niccolò von den Hügeln herabschoss. Die Sonne stand hinter dem Dorf, und die kleinen Häuser, von denen der farbige Putz alter Haut gleich abblätterte, bildeten eine dunkle, undurchdringliche Mauer. In Niccolòs Hundeaugen gab es nur Schattierungen von Grau. Düfte dagegen, Düfte funkelten in allen Farben.Trotz der Geräusche seines Laufs bemerkte er die Veränderung sofort.Und er begann seine Pfoten langsamer zu setzen. Dann blieb er ganz stehen, nahe dem Ortsschild, das nun schon seit drei Jahren schief stand, seit dem Tag, an dem der alte Bruno mit dem Motorroller nach einem langen Abend im Wirtshaus dagegen gekracht war. Niccolò stand gerne hier, denn von dieser Stelle aus konnte er beinahe wie ein Vogel auf sein Heimatdorf blicken und beobachten, was auf der Hauptstraße, den drei seitlich davon
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abzweigenden Gassen und der kleinen Piazza mit dem steingefassten Brunnen vor sich ging. Die Mauersegler zogen in Schwärmen große Kreise über Rimella. Schnell und elegant, ihre langen, dünnen Flügel sichelförmig gebogen, immer wieder ihr durchdringendes Srriiii ausstoßend. Noch waren die Schatten lang, die von den Dächern der Häuser fielen. Sie verbargen vieles, selbst vor Niccolòs ungewöhnlich scharfen Hundeaugen. Doch er meinte, sein Rimella läge zu ruhig da, so als wäre es mitten in der Nacht, als schliefen alle noch in ihren Häusern.Niccolòs Augen mochten von der ihm entgegenstehenden Sonne beeinträchtigt sein, seine Ohren waren es nicht. Und sie hörten Merkwürdiges. Die Geräusche schienen wie durch Geisterhand verwandelt.Er machte sich auf, den Grund dafür herauszufinden. Seine Schritte hinunter ins Dorf waren langsam, als müsste er sich auf dünnem Eis vorwärtstasten. Kein Auto war zu hören, und was noch ungewöhnlicher war, keine Abgase waren zu riechen, obwohl Niccolò diese lange im Nachhinein erschnuppern konnte. Vor allem der neue Dieseltraktor seines Herrn stieß Gerüche aus, die wie schwere Inseln in der Luft lagen. Doch selbst davon fand sich nichts in der jungfräulichen, von der Nacht geklärten Luft, die von Rimella zu ihm drang.Die Ohren zum Dorf hin ausgerichtet horchte Niccolò mit jedem Schritt in den Wind. Kein dumpfer Schlag des Hackbeils vom Metzger Donadoni ertönte, üblicherweise begleitet von einem zufriedenen Schnaufen, kein Rascheln der Brottüte, die der junge Luca in der Bäckerei der weiblichen Kundschaft immer mit einem verführerischen Lächeln über den Tresen reichte, kein Saugen, Gurgeln und Sprotzeln der Espressomaschine in Marcos kleiner Trattoria, kein scharfes Klacken der Scheren in Signorina Elisabethas Friseursalon, den viele Frauen als Freudenhaus verspotteten, da Elisabetha es nicht einsah, ihre geschäftsfördernd kurzen Röcke gegen damenhaftere Längen einzutauschen.Nichts von alldem trug der Wind zu Niccolò. Denn nichts von alldem geschah. Aurelius’ Blut floss heiß durch die Adern, das Bild vor seinem einen verbliebenen Auge hatte es hochkochen lassen, denn es verhieß ein Lob von Grarr. Und genau ein solches brauchte er, um wieder näher an dessen Macht zu kommen.Der Hügel erstreckte sich unter ihm. Aurelius warf seinen Blick darauf, er sah für Grarr, verschmolz für diesen mit der kargen Natur, als sei er der Rumpf eines vom Sturm geknickten Baumes. Sein graubraunes Fell glich der Erde, auf der er stand, war ein Teil von ihr.Dies war das Land der Wölfe, hier herrschten sie. Hier herrschte Grarr.Für einen alten Wolf, der im Kampf sein rechtes Auge verloren hatte, einen Krüppel, einen Geschlagenen, war dieser Fund ein unerwartetes Geschenk. Ein Knurren drang aus Aurelius. Es kam nicht vom Hunger, es zeugte von wiedererwachender Kraft. Sein alter Leib wurde in eine Schwingung gebracht, die er schon lange nicht mehr verspürt hatte.Der leblose Körper, den er mit seinem Auge fixierte, hatte sich nicht mehr bewegt, seit die Sonne über der höchsten Pappel des kleinen Waldes erschienen war. Aurelius zweifelte nicht daran, dass kein Blut mehr in den Bahnen zirkulierte, dass dieser Leib ohne Leben war. Aber Aurelius war alt, und er hatte schon viel gesehen, was eigentlich nicht sein konnte. Er ging einfach auf Nummer sicher. Er wollte sich nicht lächerlich machen, das überließ er der Jugend.Grarr würde besonders freuen, wie der Tod eingetreten war. Er schätzte das Grausame und das Ausgefallene.Aurelius würde es nun melden gehen.Dies war ein guter Tag. Die Langhe zeigte Gnade mit einem alten Graurücken. Aurelius streckte langsam die Hinterläufe durch und wendete seinen Körper, den die Morgensonne nun zärtlich erwärmte wie eine Mutter ihr frierendes Kind. Drei junge Wölfe schossen hechelnd an ihm vorbei. Sie waren wie ein Sturm auf zwölf Beinen. Und er wusste, wie gefährlich dieser Sturm sein konnte.Aurelius hörte, worüber sie sprachen, und er roch das wie Fontänen aus ihren Poren dringende Adrenalin.Sie hatten die Leiche ebenfalls gesehen. Und sie waren auf dem Weg zu Grarr. In Donadonis Metzgerei hing das Fleisch wie stets an den Haken und roch köstlich. Der Laden war leer, die Messer lagen noch auf dem Block, als würden gleich mit ihnen Filets herausgeschnitten und Knochen gespalten. Niccolò ging erwartungsvoll hinter die Theke und damit an einen geheimen Ort, den er nie hatte betreten dürfen. Vielleicht machte Donadoni dort ein Nickerchen, oder er war einfach nur den Ausdünstungen seiner Angestellten erlegen, die verführerische Blütenaromen auf ihren Hals auftrug, und beide lagen ineinander versunken auf den kühlen weißen Kacheln.Doch der Boden war leer, bis auf einige Blutspritzer.Der Weg ins Hinterzimmer, in die eigentliche Metzgerei, war versperrt, die Tür verschlossen. Niccolò hörte nichts von dahinter, roch auch nicht den warmen, salzigsüßen Geruch lebender Menschen. Sondern nur Fleisch. Direkt über ihm. Doch zu hoch, um mit einem beherzten Sprung dorthin gelangen zu können, hing die Verheißung an spitzen Metallhaken. Niccolò leckte sich trotzdem die Lefzen, als hätte er ein Stück davon im Maul.Was konnte Donadoni, einen guten Menschen mit wichtigem Handwerk, dazu bringen, sein Fleisch allein zu lassen? Welches Unglück musste geschehen sein, um diesen Mann von seinem Liebsten fernzuhalten?Niccolò hatte gesehen, wie der Metzger das Fleisch berührte, wie seine Finger es massierten und streichelten. Nie ließ er einem der Hunde Rimellas solche Liebkosungen zukommen.Er musste irgendwo sein. Die Menschen Rimellas würden sich bestimmt irgendwo versammelt haben, wahrscheinlich, weil ein Fest stattfand. Die Mangialonga in den Weinbergen zum Beispiel oder der Palio degli Asini in Alba, von dem Niccolò bisher nur gehört hatte, dass dort störrische Esel gejagt wurden.Schon anhand der Struktur von Kiesel und Stein in den Gassen Rimellas wusste Niccolò stets, wo im Dorf er sich befand. Trotzdem erschien ihm nun alles fremd und gefahrvoll. Sein eigenes Heim war verschlossen, kein Futternapf stand vor seiner Unterkunft, es gab keinen Klang vertrauter Schritte und liebgewonnener Stimmen. Nicht die seiner beiden ausgewachsenen Menschen, und auch nicht der schrille Klang des kleinen Mädchens mit dem hellen, geflochtenen Haar und den Zähnen, auf denen ein Metalldraht funkelte. Nur die Hühner im Stall hinten im Garten gackerten wie eh und je. Es war sein Zuhause und doch nicht, denn zu diesem gehörten die Menschen und ihre Töne, die Gerüche und die Hände, die ihm ab und an das Fell kraulten.Mit jedem Haus, in das er blickte, wurde er bedrückter, sank sein Kopf tiefer zu Boden. Vor dem der Bolgheris, Cinecittas Heim, schreckte er lange zurück, hob es sich auf. Doch nun drängte es ihn, genau dorthin zu gehen, denn die Piazza war nicht deshalb so schrecklich leer, weil keine Autos fuhren, keine Menschen miteinander sprachen, sondern weil Cinecitta nicht von ihrer Loge herabblickte.Das Tor zum Innenhof des dotterfarbenen Eckgebäudes stand einladend offen. Innen sah es aus wie immer, im herzförmigen Schwimmbecken trieben ein paar Rosenblätter, der gestreifte Sonnenschirm war geöffnet. Im Türrahmen des Haupthauses fand Niccolò ein Herrenhemd auf dem Boden, dreckige Fußspuren darauf. Die Luft und die Stufen des Treppenhauses waren bedeutend kühler als draußen. Dieses Rimella hinter den dicken Mauern war auch im Sommer erfrischend wie ein klarer Bach, in diesem Rimella stach die Sonne niemals aufs Fell.Niccolò war die Stufen zu Cinecitta noch nie emporgegangen. Er hatte sich immer nur vorgestellt, wie es bei den Bolgheris wohl aussah, wie sie ihre edle Hündin auf feinsten Kissen betteten und Näpfe aus Marmor benutzten. Als er die Tür zur Wohnung der Familie mit der Schnauze aufstieß, konnte Niccolò sehen, dass er nicht allzu weit von der Wahrheit entfernt gelegen hatte. Überall im Flur hingen gerahmte Fotos von Cinecitta, eine Glasvitrine enthielt Pokale, deren Deckel von posierenden Hunden gekrönt waren. Sie sahen alle aus wie Cinecitta. Niccolòs Weg führte ihn zuerst in die Küche. Die Näpfe standen auf einer kleinen runden Stickdecke und waren aus Porzellan in Knochenform. Erst danach bemerkte Niccolò die Teller auf dem Tisch, darauf eine einfache Pasta mit Sardellen gekrönt. Und nur zu einem Drittel gegessen, auf beiden Tellern. Im Schlafzimmer der Bolgheris war das Bett zerwühlt, Kleidung lag verstreut auf dem Boden, und der große Schrank war aufgerissen, viele Fächer leer.Doch nirgendwo Cinecitta. Ihr Geruch, ihr betörender Duft, hing überall in den Stoffen und Wänden, wie eine Erinnerung an bessere Tage. Niccolò ging hinaus auf den Balkon, um wie sie auf die Piazza zu schauen. In diesem Moment stürzte sich die Einsamkeit auf ihn und fraß ihn auf mit einem Bissen, schluckte ihn in ihren dunklen Magen, dessen Wände zu eng und dessen Säure beißend war.Niccolò war allein. Zum ersten Mal in seinem Leben. Hunde waren nicht allein, dachte Niccolò, und suchte Fenster für Fenster die umliegenden Gebäude nach einem Lebenszeichen ab. Hunde lebten mit ihrer Familie, mit Freunden. Sie waren nicht gemacht zum Alleinsein. Sie konnten nicht allein sein. Durften es nicht.Er war der Hund seines Herrn Aldo, er war Giuseppes, Canaiolos und Ernestos Freund, er war Cinecittas Bewunderer und der schnellste Läufer von Rimella. Doch wer war er ohne Bianca, Giuseppe, Canaiolo, Ernesto und Cinecitta, wer ohne sein Rimella? Wer war er dann?Cinecittas Duft lag überall, in jeder Ecke der Wohnung und sogar auf dem Balkon. Er machte Niccolòs Einsamkeit noch schlimmer. Der junge Hund rannte hinaus aus ihrem Reich, rannte die Treppenstufen hinunter, rannte durch die schattige Dunkelheit zum Tor.Und spürte plötzlich scharfe, spitze Zähne in seinem Rücken. © Ullstein Buchverlage
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Autoren-Porträt von Carsten Sebastian Henn
Carsten Sebastian Henn, geboren 1973 in Köln, ist Schriftsteller, Weinjournalist und erklärter Gourmet. Er ist Käsekenner, Herr über zwölf Weinstöcke und erkundet gern in jeder Stadt die besten Eisdielen und Chocolaterien. Seine Bücher verkauften sich bereits über 350.000 Mal und standen mehrfach auf den Bestsellerlisten.
Bibliographische Angaben
- Autor: Carsten Sebastian Henn
- 2008, 332 Seiten, Maße: 12,5 x 19,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: List
- ISBN-10: 3471300023
- ISBN-13: 9783471300022
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