TUMULT 33 - Unter uns

Ein Ministerpr`sident wird entsorgt, ein Kriegsgrund enttarnt, ein Ehrenwort zieht die hachste Geldstrafe nach sich, die eine Partei in Deutschland je zahlen musste. In jedem dieser F`lle ist die gute alte Kunst der Diskretion am Werk, nicht nur dort, wo etwas verabredet, sondern auch da, wo anonym die mitwisserische Verschwarung aufgekxndigt wird. Die einen sehen in ihr eine Tugend, die anderen wittern in ihr eine Existenzbedrohung fxr die Demokratie. Denn Diskretion bezeichnet das Vermagen, Mitteilungen durch nur fxr Eingeweihte aufspxrbare Kan`le zu versenden, Zeichen zu setzen, die, selbst wenn fxr jedermann sichtbar, nur von ausgew`hlten Adressaten zu entschlxsseln sind. Diskretion unterscheidet zwischen Innen und Au§en, VIPs und Plebs, schafft Hierarchien, Amtstr`ger, Eifersucht. Andererseits: Wie h`tte eine so alte Institution wie die angels`chsische Demokratie ohne Diskretion xberlebt? In begriffsgeschichtlichen und kulturvergleichenden Aufs`tzen spxrt der neue TUMULT-Band dem Ph`nomen nach, ortet es in Fallstudien und testet es im Gespr`ch mit Insidern. Dabei geraten auch die mit der Diskretion verbundenen Lebensformen in den Blick - Priester, Banker, Dichter - deren Ansehen gerade auf der Verborgenheit ihres Gesch`fts grxndet. Im Zeitalter von youtube, myspace und Jetsetgelehrten ergreifen uns Ruhm und Heimlichkeit als die Enden derselben Faszination umso mehr.