Tyrannen müssen nicht sein
Warum Erziehung nicht reicht - Auswege
Nach der bestürzenden Analyse erläutert Michael Winterhoff jetzt die Grundlagen für den Ausweg aus der Erziehungskrise. Eine Anleitung, wie unsere Kinder wieder zukunftsfähig werden können.
In seinem ersten...
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Produktinformationen zu „Tyrannen müssen nicht sein “
Nach der bestürzenden Analyse erläutert Michael Winterhoff jetzt die Grundlagen für den Ausweg aus der Erziehungskrise. Eine Anleitung, wie unsere Kinder wieder zukunftsfähig werden können.
In seinem ersten Bestseller hat Michael Winterhoff die Probleme unseres Erziehungsverhaltens gnadenlos entlarvt. Jetzt weist er Wege aus der Krise: Wir brauchen dringend einen neuen Erziehungsbegriff, mit dem Eltern, Erzieher und Lehrer auf die veränderten Anforderungen reagieren können, damit aus kleinen Tyrannen wieder gesunde und fröhliche Kinder werden.
Klappentext zu „Tyrannen müssen nicht sein “
Auswege: Wie unsere Kinder wieder zukunftsfähig werden können- Wie aus Kindern psychisch gesunde Kinder werden, die unsere Gesellschaft tragen können
- Nach der bestürzenden Analyse jetzt die Grundlagen für die Auswege aus der Krise
- Fortsetzung der rasanten Medienpräsenz garantiert
In seinem neuen Buch weist Michael Winterhoff Wege aus der Krise: Wenn Eltern, Erzieher/innen und Lehrer/innen ihre Verantwortung für die Psyche der Kinder ernst nehmen, können sie alle dazu beitragen, dass aus den kleinen Tyrannen wieder fröhliche und gesunde Kinder werden. Der klassische Erziehungsbegriff muss dringend abgelöst werden durch ein Modell, das die psychische Reifeentwicklung des Kindes in Einklang bringt mit seinem körperlichen Alter. So kann ein erhebliches gesellschaftliches Konfliktpotenzial entschärft werden, und es wird wieder glückliche Kinder geben, die sich zu beziehungs- und arbeitsfähigen Erwachsenen entwickeln können.
Lese-Probe zu „Tyrannen müssen nicht sein “
Tyrannen müssen nicht sein von Michael WinterhoffKapitel 1
Ein paar Worte vorweg
Als im Januar 2008 mein Buch »Warum unsere Kinder Tyrannen werden« erschien, war ich auf vieles eingerichtet, aber nicht auf das, was mich in den kommenden Monaten erwarten sollte. Ich hatte mich jahrelang mit dem Gedanken getragen, meine Erkenntnisse zu publizieren, um sie einem breiten Publikum bekannt zu machen. Aber es sollte noch eine Weile dauern, bis ich das Gefühl bekam, die Stimmung unter meinen potenziellen Lesern sei nun derart günstig, dass mit einer interessierten Aufnahme des Buches zu rechnen sei.
Meine dennoch sehr zurückhaltenden Erwartungen wurden jedoch weit übertroffen. Unzählige Reaktionen von Lesern und nicht zuletzt die enorme Verbreitung des Buches haben gezeigt, dass ich direkt den Nerv der Zeit getroffen habe und die Grundlagen für meine Thesen von vielen Menschen nachempfunden werden konnten. Das Heraustreten aus den vier Wänden meiner Praxis, in denen meine Thesen entstanden sind, hat mir neben Bestätigung aber auch viele neue Anregungen und konstruktive Kritik gebracht. Einiges davon soll im vorliegenden Buch zur Sprache kommen und bekannte Aspekte des ersten Buches um bedeutende neue Facetten bereichern.
Ein paar wichtige Anmerkungen möchte ich an dieser Stelle vorausschicken, da sie zum Verständnis des Buches wichtig sind. Da ist zunächst einmal die Einordnung meiner Analyse. Vielfach hat man das Etikett des »Ratgebers«, genauer gesagt, des »Erziehungsratgebers« auf das Buch geklebt und war der Meinung, es damit in eine sattsam bekannte und bereits gut gefüllte Schublade einordnen zu können. Das ist schlicht und ergreifend falsch. Als Psychiater bin ich weit davon entfernt, einen Ratgeber zu verfassen, der Menschen scheinbar einfache Regeln an die Hand gibt, mit denen sie ihr Leben (oder eben: ihre
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Kinder) endlich in den Griff bekommen. Das Leben ist mehrdimensional, selten gibt es einen Königsweg zur Erreichung eines bestimmten Zieles. Viele Wege führen bekanntlich nach Rom, und auch was die heranwachsenden Kinder betrifft, ist die ultima ratio noch nicht gefunden worden. Es kann sie meines Erachtens auch gar nicht geben.
Vor allem im Bereich der bis sechsjährigen Kinder ist die Entwicklung so diskrepant, dass eine generelle Erziehungslinie in Buchform quasi nicht vermittelbar wäre. Das bedeutet nicht, dass es keine Bücher gäbe, die viele interessante Aspekte zur Säuglings- und Kleinkindentwicklung aufzeigten. Nur den definitiven Ratgeber für den Umgang mit den Kleinen sollte man nicht erwarten. Zum Thema Kinder ab dem sechsten Lebensjahr gibt es auf dem Markt einige wenige sehr gute Bücher, indes auch viel überflüssige und verunsichernde Literatur, die meist von einem sehr funktionalen Verständnis der Kinderseele zeugt und Kindererziehung in Checklistenform abhandeln möchte.
Ich hingegen verstehe meine Ausführungen als Beitrag zu einer gesellschaftlich notwendigen Diskussion über die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu voll gesellschaftsfähigen sozialen Wesen. Dabei geht es im Übrigen nicht um angepasste Jasager, die sich anderen in devoter Art und Weise unterordnen, sondern um Menschen, die verstehen können, dass um sie herum andere Menschen leben, die ebenfalls berechtigte Bedürfnisse und Meinungen haben. Gerade weil wir oft beklagen, heute habe die Ellbogengesellschaft überhand genommen und es zähle nur noch konsequenter Individualismus oder, besser gesagt: Egoismus, ist es wichtig aufzuzeigen, wie die Entwicklung des Menschen so beeinflusst werden kann, dass das Entstehen dieser Egoisten verhindert wird.
Der Begriff des Egoisten führt mich zu einem weiteren Punkt, den ich an dieser Stelle ansprechen möchte. Manch einer hat sich am Begriff des »Tyrannen« gestoßen, der an markanter Stelle im Titel des Buches auftaucht und auch an einigen Textstellen wieder aufgegriffen wird. »Tyrannen«, so wurde argumentiert, seien bewusst handelnde, grausame Diktatoren, die zielgerichtet das Leben anderer Menschen beeinflussen. Dieser Begriff dürfe folglich keinesfalls auf Kinder übertragen werden, denn dies zeuge von Kinder verachtendem Denken.
Nun liegt mir nichts ferner als eine solche Sichtweise. Als ich mich für die Bezeichnung »Tyrann« entschied, dachte ich an die ursprüngliche Bedeutung des griechischen tyrannos, ein Ausdruck, welcher im alten Griechenland moralisch wertfrei gebraucht wurde, um – im politischen Sinne – legitime von illegitimer Macht zu unterscheiden. Auf Kinder übertragen hieße das: Der »Tyrann« ist nichts anderes als eine Umschreibung für die Machtumkehr, welche sich auf Grund von Beziehungsstörungen bei immer mehr Erwachsenen in Bezug auf Kinder manifestiert.
Der heutige Tyrannenbegriff geht von einem bewusst negativen Verhalten aus. Diese Voraussetzung ist bei den Kindern und Jugendlichen, um die es mir geht, jedoch nicht vorhanden. Sie handeln vielmehr unbewusst, da ihre psychische Reifeentwicklung nachhaltig gestört ist. Heraus kommt schließlich aber ein oft als tyrannisch empfundenes Verhalten. Der Gebrauch des Ausdrucks »Tyrann« drückt ein Ge- fühl der Hilflosigkeit aus, welches Erwachsene empfinden, wenn sie mit den Auswirkungen fehlgeleiteter Entwicklung von Kindern zu tun haben.
Es ist eben das Gefühl, einem Menschen, konkret: einem Kind, gegenüberzustehen, das mit seinem Verhalten alles um sich herum zu bestimmen vermag und gegen Beeinflussungsversuche von außen absolut immun ist. Es ist das Ge- fühl, das entsteht, wenn man merkt, dass junge Erwachsene keinen Respekt vor anderen Menschen mehr zu zeigen ver- mögen.
Die natürliche Respektlosigkeit eines anderthalb- oder zweijährigen Kindes führt zu einem Verhalten, das den Erwachsenen ständig in einer Art »standby«-Modus hält, aber selbstverständlich noch nicht als tyrannisch empfunden wird, weil man eben ein sehr kleines Kind vor sich hat. Auch Fünf- jährige würde ich nicht als tyrannisch in ihrem Verhalten bezeichnen, allerdings sind sie in einem ganz wichtigen Alter hinsichtlich der psychischen Entwicklung. Bei ihnen müssen sich viele psychische Funktionen jetzt intensiv ausbilden, deren Fehlen ich bei Jugendlichen heute attestiere. Das respektlose und verweigernde Verhalten bei einem beispielsweise Fünfzehnjährigen kommt jedoch in seiner Auswirkung auf sein Umfeld der Empfindung von Tyrannei schon wesentlich näher, weil jeder erwarten darf, dass ein vom Alter her fast erwachsener Mensch sich respektvoll gegenüber seinen Mitmenschen verhalten und in der Lage sein müsste, ein Mindestmaß an sozialer Anpassung zu zeigen. Daher sprach der Titel meines ersten Buches davon, dass »unsere Kinder Tyrannen werden«. Und wenn ich in diesem Buch sage, »Tyrannen müssen nicht sein«, hat diese Aussage die gleiche Stoßrichtung: Was müssen wir tun, um den kleinen Kindern eine Entwicklung zu ermöglichen, die verhindert, dass sie später im Leben Probleme bekommen und schließlich selbst als Problem empfunden werden?
Ich befasse mich in meinen Ausführungen also deshalb so viel mit den kleineren Kindern (jedoch ausdrücklich nicht mit Säuglingen!), weil in der frühen Lebensphase die Ursachen für das Verhalten der später als tyrannisch empfundenen Jugendlichen liegen. Und nur Ursachenforschung kann zu einer Besserung der Situation beitragen, nicht das oftmals typische »Behandeln« von Symptomen. Wenn ein Kind permanente Respektlosigkeit im Sinne von Frechheit und Verweigerung zeigt, macht es allemal mehr Sinn, sich auf die Suche nach der Ursache dafür zu machen, als sofort ein Maßnahmenpaket zu entwickeln, welches zwar vor- übergehend die Frechheit und Verweigerung für den Moment auf der Oberfläche in den Griff zu bekommen scheint, jedoch keine Langzeitwirkung zeigt. Letzteres können solche Maßnahmen gar nicht bewirken, eben weil sie den zugrunde liegenden Entwicklungsprozess der kindlichen Psyche ignorieren.
Kinder, die in einer Beziehungsstörung aufwachsen, haben manipulatives Verhalten gegenüber Erwachsenen gelernt, da sie kein Gegenüber mehr erkennen und als Begrenzung des eigenen Ich erfahren können. Das Kind manipuliert also zwar durchaus gezielt, allerdings nicht bewusst oder berechnend. Hier besteht ein wichtiger Unterschied, denn die manipulativen Handlungen dieser Kinder sind nicht rational gesteuert, ihre Zielgerichtetheit besteht lediglich aus einer erlernten Reaktion auf das Verhalten ihres jeweiligen Gegenübers.
© Gütersloher Verlagshaus
Vor allem im Bereich der bis sechsjährigen Kinder ist die Entwicklung so diskrepant, dass eine generelle Erziehungslinie in Buchform quasi nicht vermittelbar wäre. Das bedeutet nicht, dass es keine Bücher gäbe, die viele interessante Aspekte zur Säuglings- und Kleinkindentwicklung aufzeigten. Nur den definitiven Ratgeber für den Umgang mit den Kleinen sollte man nicht erwarten. Zum Thema Kinder ab dem sechsten Lebensjahr gibt es auf dem Markt einige wenige sehr gute Bücher, indes auch viel überflüssige und verunsichernde Literatur, die meist von einem sehr funktionalen Verständnis der Kinderseele zeugt und Kindererziehung in Checklistenform abhandeln möchte.
Ich hingegen verstehe meine Ausführungen als Beitrag zu einer gesellschaftlich notwendigen Diskussion über die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu voll gesellschaftsfähigen sozialen Wesen. Dabei geht es im Übrigen nicht um angepasste Jasager, die sich anderen in devoter Art und Weise unterordnen, sondern um Menschen, die verstehen können, dass um sie herum andere Menschen leben, die ebenfalls berechtigte Bedürfnisse und Meinungen haben. Gerade weil wir oft beklagen, heute habe die Ellbogengesellschaft überhand genommen und es zähle nur noch konsequenter Individualismus oder, besser gesagt: Egoismus, ist es wichtig aufzuzeigen, wie die Entwicklung des Menschen so beeinflusst werden kann, dass das Entstehen dieser Egoisten verhindert wird.
Der Begriff des Egoisten führt mich zu einem weiteren Punkt, den ich an dieser Stelle ansprechen möchte. Manch einer hat sich am Begriff des »Tyrannen« gestoßen, der an markanter Stelle im Titel des Buches auftaucht und auch an einigen Textstellen wieder aufgegriffen wird. »Tyrannen«, so wurde argumentiert, seien bewusst handelnde, grausame Diktatoren, die zielgerichtet das Leben anderer Menschen beeinflussen. Dieser Begriff dürfe folglich keinesfalls auf Kinder übertragen werden, denn dies zeuge von Kinder verachtendem Denken.
Nun liegt mir nichts ferner als eine solche Sichtweise. Als ich mich für die Bezeichnung »Tyrann« entschied, dachte ich an die ursprüngliche Bedeutung des griechischen tyrannos, ein Ausdruck, welcher im alten Griechenland moralisch wertfrei gebraucht wurde, um – im politischen Sinne – legitime von illegitimer Macht zu unterscheiden. Auf Kinder übertragen hieße das: Der »Tyrann« ist nichts anderes als eine Umschreibung für die Machtumkehr, welche sich auf Grund von Beziehungsstörungen bei immer mehr Erwachsenen in Bezug auf Kinder manifestiert.
Der heutige Tyrannenbegriff geht von einem bewusst negativen Verhalten aus. Diese Voraussetzung ist bei den Kindern und Jugendlichen, um die es mir geht, jedoch nicht vorhanden. Sie handeln vielmehr unbewusst, da ihre psychische Reifeentwicklung nachhaltig gestört ist. Heraus kommt schließlich aber ein oft als tyrannisch empfundenes Verhalten. Der Gebrauch des Ausdrucks »Tyrann« drückt ein Ge- fühl der Hilflosigkeit aus, welches Erwachsene empfinden, wenn sie mit den Auswirkungen fehlgeleiteter Entwicklung von Kindern zu tun haben.
Es ist eben das Gefühl, einem Menschen, konkret: einem Kind, gegenüberzustehen, das mit seinem Verhalten alles um sich herum zu bestimmen vermag und gegen Beeinflussungsversuche von außen absolut immun ist. Es ist das Ge- fühl, das entsteht, wenn man merkt, dass junge Erwachsene keinen Respekt vor anderen Menschen mehr zu zeigen ver- mögen.
Die natürliche Respektlosigkeit eines anderthalb- oder zweijährigen Kindes führt zu einem Verhalten, das den Erwachsenen ständig in einer Art »standby«-Modus hält, aber selbstverständlich noch nicht als tyrannisch empfunden wird, weil man eben ein sehr kleines Kind vor sich hat. Auch Fünf- jährige würde ich nicht als tyrannisch in ihrem Verhalten bezeichnen, allerdings sind sie in einem ganz wichtigen Alter hinsichtlich der psychischen Entwicklung. Bei ihnen müssen sich viele psychische Funktionen jetzt intensiv ausbilden, deren Fehlen ich bei Jugendlichen heute attestiere. Das respektlose und verweigernde Verhalten bei einem beispielsweise Fünfzehnjährigen kommt jedoch in seiner Auswirkung auf sein Umfeld der Empfindung von Tyrannei schon wesentlich näher, weil jeder erwarten darf, dass ein vom Alter her fast erwachsener Mensch sich respektvoll gegenüber seinen Mitmenschen verhalten und in der Lage sein müsste, ein Mindestmaß an sozialer Anpassung zu zeigen. Daher sprach der Titel meines ersten Buches davon, dass »unsere Kinder Tyrannen werden«. Und wenn ich in diesem Buch sage, »Tyrannen müssen nicht sein«, hat diese Aussage die gleiche Stoßrichtung: Was müssen wir tun, um den kleinen Kindern eine Entwicklung zu ermöglichen, die verhindert, dass sie später im Leben Probleme bekommen und schließlich selbst als Problem empfunden werden?
Ich befasse mich in meinen Ausführungen also deshalb so viel mit den kleineren Kindern (jedoch ausdrücklich nicht mit Säuglingen!), weil in der frühen Lebensphase die Ursachen für das Verhalten der später als tyrannisch empfundenen Jugendlichen liegen. Und nur Ursachenforschung kann zu einer Besserung der Situation beitragen, nicht das oftmals typische »Behandeln« von Symptomen. Wenn ein Kind permanente Respektlosigkeit im Sinne von Frechheit und Verweigerung zeigt, macht es allemal mehr Sinn, sich auf die Suche nach der Ursache dafür zu machen, als sofort ein Maßnahmenpaket zu entwickeln, welches zwar vor- übergehend die Frechheit und Verweigerung für den Moment auf der Oberfläche in den Griff zu bekommen scheint, jedoch keine Langzeitwirkung zeigt. Letzteres können solche Maßnahmen gar nicht bewirken, eben weil sie den zugrunde liegenden Entwicklungsprozess der kindlichen Psyche ignorieren.
Kinder, die in einer Beziehungsstörung aufwachsen, haben manipulatives Verhalten gegenüber Erwachsenen gelernt, da sie kein Gegenüber mehr erkennen und als Begrenzung des eigenen Ich erfahren können. Das Kind manipuliert also zwar durchaus gezielt, allerdings nicht bewusst oder berechnend. Hier besteht ein wichtiger Unterschied, denn die manipulativen Handlungen dieser Kinder sind nicht rational gesteuert, ihre Zielgerichtetheit besteht lediglich aus einer erlernten Reaktion auf das Verhalten ihres jeweiligen Gegenübers.
© Gütersloher Verlagshaus
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Autoren-Porträt von Michael Winterhoff
Dr. Michael Winterhoff, geboren 1955, Dr. med., ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Psychotherapie in Bonn. In seinen bisherigen sehr erfolgreichen Büchern analysiert er gesellschaftliche Entwicklungen mit Schwerpunkt auf den gravierenden Folgen veränderter Eltern-Kind-Beziehungen für die psychische Reifeentwicklung junger Menschen und bietet Wege aus diesen Beziehungsstörungen an. Winterhoff lebt und arbeitet in Bonn.
Autoren-Interview mit Michael Winterhoff
Interview mit Dr. Michael WinterhoffGemessen am Medienecho und dem Verkaufserfolg Ihrer Bücher haben Sie einen Nerv getroffen. Was hat Sie dazu bewogen, diese Bücher zu verfassen?
Ich bin seit 25 Jahren als Kinderpsychiater tätig. Seit 15 Jahren nimmt die Anzahl verhaltensauffälliger Kinder erheblich zu. Neu an meiner Analyse ist, dass ich bei den meisten dieser Kinder ein psychisches Reifedefizit und nicht fehlende Erziehung als Ursache für die Auffälligkeit feststellen konnte. Auf der Grundlage dieser Analyse kann man den Kindern gezielter helfen: sowohl im häuslichen Umfeld, als auch im Kindergarten und in der Grundschule. Als Arzt fühlte ich mich aufgerufen, diese Analyse der Gesellschaft zugänglich zu machen.
Zentraler Aspekt Ihrer Diagnose ist die Reife des Kindes. Was hat sich – nach Ihrer Erfahrung als Kinder- und Jugendpsychiater – hier in den letzten Jahren verändert?
Immer mehr Kinder weisen heute den Reifegrad eines Kleinkindes auf. Sie sind nicht in der Lage, sich auf das Gegenüber einzustellen, sondern sie richten permanent den Erwachsenen auf sich aus. Sie sind daher nicht ihrem tatsächlichen Alter entsprechend lern- und leistungsbereit und zeigen erhebliche Schwierigkeiten im Sozialverhalten. Die meisten dieser Kinder sind respektlos, ein Verhalten, das bis zum Alter von 2 1/2 Jahren normal wäre und demnach problematisch ist.
Sie beschreiben verschiedene Beziehungsstörungen zwischen Eltern und Kindern. Mit welcher sind Sie in Ihrer Praxis am häufigsten konfrontiert?
Zum einen gibt es da die Partnerschaftlichkeit: Bei dieser Störung kommt es zu der Vorstellung, das Kind über Vernunft zu erziehen. Dann haben wir die Projektion: Der Erwachsene möchte vom Kind geliebt werden und macht sich daher abhängig, es kommt zu einer Machtumkehr. Schließlich gibt es die Symbiose: Hier wird das Kind als Teil
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des Erwachsenen erlebt, d. h. der Erwachsene verschmilzt unbewusst mit der Psyche des Kindes. Daraus resultieren viele Machtkämpfe und Fehlverhalten dem Kind gegenüber. Das Kind erlebt den Erwachsenen nicht mehr als Gegenüber und hat damit nicht mehr die für eine psychische Reifeentwicklung notwendige Orientierung.
Die Partnerschaftlichkeit mit kleinen Kindern entstand Anfang der 1990er-Jahre, die Projektion Mitte der 1990er-Jahre und die Symbiose sehe ich seit 2002. Heute begegnet mir maßgeblich die Symbiose. Viele Eltern weisen Anteile aller drei (ihnen unbewussten) Beziehungsstörungen auf.
Welche Reaktionen bekamen Sie bislang auf Ihre beiden Bücher – von Eltern, Erziehern und der Fachwelt?
Täglich erreichen mich Briefe von Eltern und Fachleuten, die meine Analyse bestätigen und sich bedanken. Vor allem fühlen sich Lehrer in ihrer Beobachtung bestätigt und haben jetzt eine schlüssige Erklärung.
„Tyrannen müssen nicht sein“ soll Auswege aus der aktuellen Misere aufzeigen. Wer ist hier zum Handeln aufgerufen?
Es sind alle Erwachsenen aufgerufen zu überprüfen, ob sie sich unbewusst in einer der beschriebenen Beziehungsstörungen befinden.
Die Fragen stellte Henrik Flor, Literaturtest.
Die Partnerschaftlichkeit mit kleinen Kindern entstand Anfang der 1990er-Jahre, die Projektion Mitte der 1990er-Jahre und die Symbiose sehe ich seit 2002. Heute begegnet mir maßgeblich die Symbiose. Viele Eltern weisen Anteile aller drei (ihnen unbewussten) Beziehungsstörungen auf.
Welche Reaktionen bekamen Sie bislang auf Ihre beiden Bücher – von Eltern, Erziehern und der Fachwelt?
Täglich erreichen mich Briefe von Eltern und Fachleuten, die meine Analyse bestätigen und sich bedanken. Vor allem fühlen sich Lehrer in ihrer Beobachtung bestätigt und haben jetzt eine schlüssige Erklärung.
„Tyrannen müssen nicht sein“ soll Auswege aus der aktuellen Misere aufzeigen. Wer ist hier zum Handeln aufgerufen?
Es sind alle Erwachsenen aufgerufen zu überprüfen, ob sie sich unbewusst in einer der beschriebenen Beziehungsstörungen befinden.
Die Fragen stellte Henrik Flor, Literaturtest.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Michael Winterhoff
- 2009, 9, 192 Seiten, Maße: 14 x 21,8 cm, Gebunden, Deutsch
- In Zus.-Arb. m. Carsten Tergast
- Verlag: Gütersloher Verlagshaus
- ISBN-10: 3579068997
- ISBN-13: 9783579068992
Rezension zu „Tyrannen müssen nicht sein “
Winterhoff, ein großer Verächter von Erziehungsratgebern, schrieb eine Streitschrift darüber, dass jedes Pädagogikkonzept, jedes Disziplingeschwätz versagen muss, wenn das Land nicht begreift, dass die Eltern-Kind-Beziehung völlig deformiert ist...
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