Undercover in High Heels / Maddie Springer Bd.3
Roman
Als Kostümassistentin bei einer erfolgreichen Fernsehserie ist die Schuhdesignerin Maddie Springer ganz in ihrem Element. Doch dann wird eine junge Schauspielerin der Serie tot aufgefunden. Um dem attraktiven Detective Jack Ramirez zu helfen, beginnt Maddie...
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Produktinformationen zu „Undercover in High Heels / Maddie Springer Bd.3 “
Klappentext zu „Undercover in High Heels / Maddie Springer Bd.3 “
Als Kostümassistentin bei einer erfolgreichen Fernsehserie ist die Schuhdesignerin Maddie Springer ganz in ihrem Element. Doch dann wird eine junge Schauspielerin der Serie tot aufgefunden. Um dem attraktiven Detective Jack Ramirez zu helfen, beginnt Maddie selbst zu ermitteln. Aber Lügen und Täuschung gehören in Hollywood zum Alltag. Daher lässt sich nur schwer herausfinden, wer von den Verdächtigen die Wahrheit sagt. Schon bald gerät Maddie in ein Netz von Intrigen, das auch ihr eigenes Leben in Gefahr bringt.
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Undercover in High Heels von Gemma Halliday1
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»Warte, Chad, geh nicht. Ich ... ich muss dir was sagen.« »Nichts, was du sagst, könnte mich nach all diesen Lügen dazu bewegen, bei dir zu bleiben, Ashley. «
»Bitte, Chad! Du weißt, dass ich dich liebe. Ich habe das alles doch nur für uns getan. Du darfst jetzt nicht gehen ... Wir bekommen ein Baby!«
Ich schnappte nach Luft und griff nach einer weiteren Handvoll Popcorn, als der Sender einen Werbespot für Deodorant einspielte.
»Oh mein Gott, das Baby ist vom Gärtner?«, rief meine beste Freundin Dana, die auf dem Sofa neben mir saß. »Ihr Mann wird total ausrasten.«
»Keine Sorge«, sagte ich und nahm einen Schluck Diätcola. »Der liegt doch immer noch im Koma, schon vergessen? Er wird es nie erfahren.«
»Oh, stimmt ja. Die Folge hab ich verpasst. Und was ist mit der Frau, die ihn angefahren hat? Sitzt sie im Gefängnis?«
Ich schüttelte den Kopf. »Neee. Deren Mann hat den Staatsanwalt erpresst, die Anklage fallen zu lassen. Allerdings gab es die Auflage, dass sie eine Entziehungskur macht. Doch stattdessen ist sie dann mit ihrem Schwager durchgebrannt und zu ihm in sein Haus am See gezogen.«
»Ooooooh«, rief Dana aus. »Deswegen versucht die Schwester also, ihren Ehemann zu vergiften!«
Ich nickte. »Pssst, es geht weiter.«
Dana und ich wurden still, und unsere Blicke klebten förmlich am Bildschirm, als Chad und Ashley sich leidenschaftlich in die Arme fielen. Ich schäme mich nicht, es zuzugeben: Ich war dieser Serie total verfallen. Magnolia Lane war die beste Primetime-Sendung, die ausgestrahlt wurde, seit Brandon und Brenda nach »Beverly Hills 90 210« gezogen waren. Gegen diese Art von Trash-Serien war ich einfach machtlos.
Das Handy in meiner Handtasche ging los.
»Du klingelst«, sagte Dana.
Ich winkte ab. »Telefonwerbung«, nuschelte ich zwischen zwei Mundvoll Popcorn und ließ den Bildschirm nicht aus den Augen. Chad fragte gerade Ashley, wie sicher sie sei, dass das Baby von ihm und nicht dem komatösen Ehemann stamme. Natürlich klebte während des gesamten Gesprächs Ashleys neugierige Nachbarin an der Schlafzimmertür und lauschte.
Sie wechselten gerade den Schauplatz und zeigten Ashleys Ehemann auf der Intensivstation, als es in meiner Tasche wieder zu klingeln begann.
»Bist du sicher, dass du nicht rangehen willst?«, fragte Dana. Abermals schüttelte ich den Kopf. »Machst du Witze?! Ashleys Mann erwacht gerade aus dem Koma.«
Ich ignorierte die »Wilhelm-Tell-Ouvertüre«, die aus meiner Kate-Spade-Tasche erklang, und nahm mir eine weitere Handvoll Popcorn, während sich Schwester Nan über den komatösen Preston Francis Barton III beugte. In Anbetracht der Tatsache, dass sie die geheim gehaltene böse Zwillingsschwester seiner Frau Ashley war, kamen für mich nur zwei Handlungsoptionen infrage: Entweder Nan erstickte ihn mit einem Kissen, oder sie würde den Stecker ziehen.
Die Schwester beugte sich weiter vor und ließ ihre Hand Richtung Stecker wandern.
Dana und ich schnappten nach Luft.
In diesem Moment wurde ein Werbespot für Lebensversicherungen eingespielt, in dem ein reifer Herr in Lederhosen zu einem Jimi-Hendrix-Song eine Luftgitarren-Performance hinlegte.
»Ich hasse es, wenn sie das tun!«, sagte Dana und warf Popcorn zum Bildschirm. Es war natürlich frei von Butter, Öl, Salz und Geschmack. Dana war eine Aerobictrainerin, Schrägstrich Möchtegern-Schauspielerin und mit Kurven ausgestattet, die Autounfälle auf dem Pacific Coast Highway verursachten. Ihr Körper war ihr heilig. Meiner hingegen gierte in regelmäßigen Abständen nach cremegefüllten Oreo-Keksen, Cheeseburgern und Popcorn, das mit einer großen Menge hellgelbem Butterersatz angereichert war, dessen Inhaltsstoffe ich nicht mal aussprechen konnte. Meine Theorie dazu? Solange mir meine LieblingsCavalli-Jeans passte, war alles in Ordnung. (Okay, in letzter Zeit war sie an den Hüften etwas eng geworden, aber ich kriegte den Reißverschluss immer noch zu!)
Während Dana weiter Popcorn gegen den Bildschirm pfefferte, griff ich in meine Tasche und schaute auf das Display meines Handys. Zwei unbeantwortete Anrufe. Beide Male dieselbe Nummer. Eine, die dazu führte, dass ich ein kleines Freudentänzchen auf dem Sofa vollführte. Es war die von Ramirez.
Detective Jack Ramirez war nicht nur das Schärfste, was die Polizeibehörde von L. A. zu bieten hatte, seit letztem Herbst gehörte er auch noch mir. Mir ganz allein.
Okay, ich war bisher noch nicht offiziell von ihm bei allen als seine Freundin vorgestellt worden, aber erst letzte Woche hatte er das Wort in den Mund genommen: Freundin. Was immerhin ein Anfang war. Ramirez verkörperte nicht unbedingt die Art von Mann, bei dem sich spontan Heirats- und Familiengründungsfantasien einstellten. Er arbeitete bei der Mordkommission, hatte einen ziemlich großen Revolver, ein noch größeres Tattoo und war ziemlich experimentierfreudig im Bett. Eher der böse Bube à la Russell Crowe und weniger der Ward-Cleaver-Familienvatertyp. Aber glauben Sie nicht, dass ich mich beschwere. (Guter Sex tröstet über so manches hinweg.)
Wir hatten geplant, uns nach seiner Schicht »auf einen Drink oder so ...« zu treffen.
Ich tippte meine PIN ein und wartete auf die Nachricht, während das Magnolia Lane-Thema vom Fernseher herüberschallte und der Abspann vor einer Kulisse aus gepflegten Vorgärten und einer makellosen Vorort-Einfamilienhaus-Siedlung lief.
»Hey, Maddie, ich bin's«, erklang die Stimme von Ramirez. »Hör zu, mir ist was dazwischengekommen. Ich muss jemanden im Cabana Club treffen, deshalb kann ich unsere Verabredung nicht einhalten. Tut mir leid. Ich ruf dich morgen an.«
Na toll ...
Ramirez' größter Schwachpunkt war seine Neigung - wie Sie sich jetzt wahrscheinlich schon denken können -, Verabredungen zu treffen und dann nicht einzuhalten. Auch wenn ich nur noch wenige Millimeter vom Freundinnen-Status entfernt war, hatte ich Ramirez seit vergangenem Freitag nicht mehr gesehen, als sich ein gemeinsames Abendessen mit anschließendem Kinobesuch plötzlich in einen Vorspeisenteller und eine überstürzte Taxifahrt nach Hause verwandelt hatte, weil er zu einer Schießerei in Compton gerufen worden war. Und nun tat er es schon wieder und sagte unser »... oder so« ab. Ich kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und starrte wütend mein Handy an, während ich mich fragte, wer zum Teufel dieser jemand wohl sein mochte.
»Was ist los?«, fragte Dana, die meinen enttäuschten Gesichtsausdruck bemerkte.
»Ramirez. Er hat unser Treffen abgesagt.« Schon wieder.
»Was, schon wieder?«, fragte Dana und sprach meine Gedanken aus.
»Ich weiß! Er sagt, er müsse jemanden treffen. Was soll das heißen?«
Dana zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.« Sie steckte sich Popcorn in den Mund.
»Ich meine, reden wir hier von jemandem, mit dem er arbeitstechnisch zu tun hat, oder verfolgt er persönliche Motive? Gesetzt den Fall, es ist Letzteres. Warum fragt er seine Freunde dann nicht einfach, ob sie auf ein paar Drinks dazukommen wollen? Warum sagt er das Treffen mit mir ab? Schämt er sich für mich? Will er mich seinen Freunden nicht vorstellen? Das ist kein gutes Zeichen, oder? Das kann nichts Positives bedeuten. Der hat doch Hintergedanken, was diese ganze Beziehungssache angeht, oder? Ich wusste es ja. Ich wusste, dass das nicht gut gehen kann. Mir war klar, dass er nicht sesshaft werden und eine Familie gründen will. Oh Gott, meinst du, er denkt aber, dass ich sesshaft werden und eine Familie gründen will? Ist es das? Enge ich ihn zu sehr ein? Klammere ich etwa? Ich klammere zu sehr, stimmt's?«
»Whoa. Mach mal 'ne Pause, Gilmore Girl. Kein Wunder, dass der mal einen Abend Ruhe von dir braucht.«
Dana hatte recht. Ich fing schon an, zu hyperventilieren.
»Hör zu, er ist wahrscheinlich heute Abend einfach nur mit seinen Kumpels unterwegs. Du weißt doch, wie diese Cops sind. Der reinste Männerverein.«
»Stimmt.« Ich holte tief Luft. »Wahrscheinlich will er einfach nur einen Abend mit seinen Kumpels verbringen. Es ist ja nicht so, dass er nicht gern mit mir zusammen wäre. Warum auch? Ich bin ja keine von diesen Kletten.« Ich hielt inne. »Nur für den Fall, was hältst du von einem Doppeldate dieses Wochenende?«
Dana warf mir einen raschen Blick zu. »Doppeldate?«
»Es ist wirklich schwer, bei einem Doppeldate zu klammern. Außerdem würde es bestimmt Spaß machen. Ramirez und ich, du und ...« Ich schwieg, da ich nicht wusste, mit wem sie sich zurzeit vergnügte. So sehr ich meine beste Freundin auch mochte, ich musste zugeben, dass ihre Begabung, sich stets Männer auszusuchen, die nur für kurze Affären taugten, geradezu unheimlich war. Ihr letzter Freund Rico zum Beispiel war ein selbsternannter Stadtsoldat gewesen, der sich schließlich einer Gruppe von Söldnern angeschlossen hatte, die versuchte, in Afghanistan die letzten Taliban aufzuspüren. Dana war noch immer damit beschäftigt, ihr angeschlagenes Ego zu pflegen - weil sie für ein paar staubige Höhlen am anderen Ende der Welt verlassen worden war.
Sie biss sich auf die Unterlippe, und zwischen ihren rotblonden Augenbrauen bildete sich eine Sorgenfalte auf der Stirn. »Tut mir leid, Maddie, aber ich kann kein Doppeldate mit euch machen.«
»Bitte! Es ist ja nicht so, dass ich von dir verlange, meinetwegen eine dauerhafte Beziehung zu führen. Ich brauche nur einen kleinen Puffer.«
Dana schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Darum geht's gar nicht. Ich will mich nicht verabreden. Männer können mir zurzeit gestohlen bleiben.«
»Oh nein, erzähl mir nicht, dass du wieder lesbisch werden willst«, sagte ich und nippte an meiner Diätcola.
Dana schüttelte abermals den Kopf. »Nein, das ist es nicht. Es ist ... nun ja ... ich darf keinen Sex haben.« Sie legte mir die Hände auf die Schultern und drehte mich zu sich herum, sodass ich ihr ins Gesicht sehen konnte, während sie eine ernste Miene aufsetzte. »Ich habe ein Problem.«
»Ein Problem? Was denn? Etwa eine Geschlechtskrankheit?« Sie schüttelte noch einmal den Kopf. »Nein, Mads. Diesmal ist es schlimmer.«
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Okay, klär mich auf: Was ist schlimmer als eine Geschlechtskrankheit?«
»Ich bin sexsüchtig.«
Ich rollte mit den Augen. »Na, toll. Und ich dachte schon, es wäre etwas Ernstes«, merkte ich sarkastisch an und griff nach dem Popcorn.
»Das ist etwas Ernstes!«, widersprach sie.
»Dana, du bist supersexy. Die Männer lieben dich. Wieso ist das plötzlich ein Problem?«
»Das ist nicht wahr, Maddie. Ich bin krank.«
»Du kannst dich glücklich schätzen. Hast du eine Ahnung, wie viele Push-ups ich besitze? Nur um halb so viel Dekolleté zu haben wie du!«
Ich besaß tatsächlich ziemlich viele. Ich war mir ziemlich sicher, dass Jack Black und ich die einzigen Personen in L. A. waren, die Körbchengröße B trugen.
Dana beachtete mich nicht weiter. »Sexsucht ist genauso schlimm wie jede andere. Es ist eine Krankheit. Ich muss das akzeptieren und lernen, damit umzugehen, dass ich nur einmal am Tag Sex haben kann. Ich praktiziere deshalb sexuelle Enthaltsamkeit im positiven Sinn.«
Ich kaute energisch auf dem Popcorn herum, um mir das Lachen zu verkneifen. »Sexuelle Enthaltsamkeit im positiven Sinn?«
Dana nickte. »Hmmm. Therapeut Max sagt, dass dies der einzige Weg sei, um den Teufelskreis zu durchbrechen.«
Ich blinzelte. »Du nimmst den Rat von jemandem an, der sich ›Therapeut Max‹ nennt?«
Dana nickte wieder. »Ja, Maddie. Bei den AS duzen wir uns gegenseitig. Auch mit den Therapeuten.«
Ich wusste schon vorher, dass ich es bereuen würde, nachzufragen. »AS?«
»Anonyme Sexsüchtige.«
Aaahhh so. »Und ich hatte gedacht, Magnolia Lane wäre abgefahren.«
»Oh, Maddie«, sagte Dana, und ihre Augen begannen zu leuchten, »du musst unbedingt mal mit zu einem Treffen kommen. Es gibt dort total heiße Typen und jedes Mal sind supernette, neue Mädels dabei.«
Darauf möchte ich wetten. »Danke, nein. Übrigens habe ich einen Freund. Irgendwie jedenfalls«, fügte ich etwas kläglich hinzu und dachte an meinen Tanga von Victoria's Secret, den ich an diesem Abend völlig umsonst tragen würde. »Meinst du wirklich, dass Ramirez mich nicht loswerden will?«
Dana öffnete eine Mineralwasserflasche und nahm einen großen Schluck. »Da bin ich mir sicher.«
»Na gut. Dann werde ich mich heute Abend auch nicht mehr länger darüber aufregen, versprochen. Ich meine, wenn er mit seinen Kumpels in den Cabana Club gehen will, dann werde ich mich jetzt nicht wie eine dieser Kletten verhalten und deswegen auch noch herumjammern.«
Danas riss ruckartig den Kopf hoch und verschluckte sich an ihrem Wasser. »Der Cabana Club?!«
Oh-oh. »Ja ... warum?«
»Maddie, bist du jemals dort gewesen?«
Ich schüttelte den Kopf. Um ehrlich zu sein, verbrachte ich einen Abend in der Stadt in der Regel mit Abendessen in Ventura und einem Abstecher zum Beverly-Hills-Center, was schließlich durch den Kauf von einem Paar Pumps gekrönt wurde. Ich war nicht unbedingt eine von jenen Frauen, die sich beim Clubbing die Nächte um die Ohren schlugen.
»Oh mein Gott, Maddie. Das ist der ultimative Aufreißer-Schuppen. Sag mir nicht, dass Ramirez ausgerechnet dort hingeht!«
Oh, verdammt. Ich spürte, wie sich mir der Magen umdrehte, sprudelnde Diätcola vermischte sich mit vor Butterersatz strotzendem Popcorn, und obendrauf kam auch noch pures Entsetzen. »Oh Gott. Es ist so weit. Er schießt mich ab, stimmt's? Es ging nur darum, mich herumzukriegen. Jetzt, da er mich dort hat, wo er mich haben wollte, verliert er das Interesse an mir! Er langweilt sich mit mir, Dana! Ich bin wie ein alter Bagel, den keiner mehr haben will! Oh Gott, was soll ich nur tun?«
»Tut mir leid, Süße.« Dana legte eine Hand auf meinen rechten Arm und bedachte mich mit demselben mitleidigen Blick, den sie mir schon in der siebten Klasse zugeworfen hatte, als mir von meiner Mutter ein Bob mit Pony verpasst worden war. »Hör zu, das hat sicher nichts zu bedeuten. Ich bin mir sicher, dass er nur ...« Sie sprach nicht weiter, auf der Suche nach einer überzeugenden Lüge.
»Na klar.« Ich nahm einen großen Schluck Diätcola. Die Kohlensäure brannte in meiner Speiseröhre. »Du hast nicht zufällig Lust auf einen Drink?«
Der Cabana Club befand sich an der Ecke La Brea und Sunset und war ein weitläufiges, pinkfarben gestrichenes Backsteingebäude, das von einer Reihe glitzernder, neonfarbener Flamingos flankiert wurde. Da wir Freitagabend hatten, stand die übliche Warteschlange von Partygängern vor der Tür. Zum Glück kannte Dana jeden Türsteher aus L. A. persönlich (die meisten intimer als ich meinen Gynäkologen), sodass wir uns auch schon im Inneren des Clubs befanden, ehe man auch nur »Lindsay Lohan« hätte sagen können.
Als sich meine Augen an die schummrige Beleuchtung gewöhnt hatten, die von pinkfarbenen und grünen Laserblitzen durchzuckt wurde, dämmerte mir, dass Dana recht hatte: Der Club stank förmlich nach Aufreißer-Schuppen. Rechts von uns, auf der überfüllten Tanzfläche, bewegten sich die heißesten Körper Los Angeles' - Schauspielerinnen, Schrägstrich Kellnerinnen, Models, Schrägstrich Kellnerinnen, einige angesagte Serien-Schauspieler und dieses Mädel von Survivor, das alle hassten. Sie alle produzierten sich in einer Art und Weise auf der Tanzfläche, dass nicht mal der freizügige Sender HBO es gewagt hätte, dies auszustrahlen. Zu meiner Linken gab es Tische, an denen kleine Männer- und Frauen-Grüppchen saßen, die herumknutschten, riesige Cocktails tranken und sich unter den Tischen befummelten. Hinter der Bar vor uns standen zwei Barkeeper. Der Tresen war dicht besetzt von Singles, auf der Jagd nach einem Martini und einer Telefonnummer. Ich blinzelte in die Dunkelheit und betete, dass mein Freund nicht unter ihnen war.
»Das ist absolut nicht das, was ich unter einem Kumpelabend verstehe«, schrie ich gegen den Technobeat an, der pulsierend von den Wänden widerzuhallen schien.
»Und es ist absolut nicht der Ort, an dem eine Sexsüchtige auf dem Weg der Besserung ihren Freitagabend verbringen sollte.« Dana beäugte einen Typen an der Bar, der Lederhosen und ein aufgeknöpftes Hemd trug sowie ein »Na, wie wär's mit uns?«- Lächeln aufgesetzt hatte.
Er zwinkerte ihr zu.
Dana biss sich auf die Unterlippe. »Lass uns nach Ramirez suchen und schnell wieder hier abhauen, bevor ich etwas tue, das ich später bereue«, sagte sie.
Ich hatte nichts dagegen einzuwenden. Wir bahnten uns einen Weg durch die Menge und umrundeten die Bar. Eine OlsenZwilling-Doppelgängerin stieß mir einen Ellenbogen in die Seite, und ein Typ mit Cowboyhut verschüttete Margarita über meine Caprihose, doch es war mir egal. Ich hatte eine Mission. Ich hatte viel Geduld mit Ramirez gehabt. Ich hatte ihm viele Freiräume gelassen. Ich hatte rekordverdächtige zwei Monate lang gewartet, ehe ich mit ihm ins Bett gegangen war. (Nicht unbedingt ganz freiwillig, aber das tut hier nichts zur Sache.) Kurz: Ich hatte alles getan, was eine Frau tun konnte, damit es zwischen ihr und ihrem Mann funktionierte. Und was machte dieser Kerl? Er hatte mich versetzt, um die Nacht in einem Aufreißer-Schuppen zu verbringen. »Verschmähte Frau in Rage« brachte nicht mal ansatzweise auf den Punkt, was ich fühlte, während ich den Club nach ihm absuchte.
Dann sah ich ihn. Er saß im hinteren Teil des Ladens an einem Tisch. Vor ihm stand ein halb leeres Bierglas. Ich knirschte mit den Zähnen, und das Blut schoss mir in den Kopf, als ich mit meiner schlimmsten Befürchtung konfrontiert wurde.
Neben Ramirez saß eine Frau - eine große Frau. Und wenn es etwas auf dieser Welt gab, das mein ein Meter fünfundfünfzig großes Ich noch mehr hasste, als abgeschossen zu werden, dann war das, für eine große Frau abgeschossen zu werden.
Ihre Beine waren fast so lang wie mein gesamter Körper. Sie hatte sie unter dem Tisch übereinandergeschlagen und trug einen winzigen Lederminirock. Auch ihr Oberteil ließ nicht viel Raum für Fantasie. Der Ausschnitt reichte ihr bis zum Bauchnabel und gab den Blick auf ein Dekolleté frei, bei dem ganz offensichtlich etwas nachgeholfen worden war. Darüber hatte sie ein kurzes, rotes Bolerojäckchen an, das eher als modisches Accessoire diente, als etwas zu bedecken. Ihr langes Haar trug sie offen. Es schien ihren Rücken herabzufließen und verlieh ihr ein geheimnisvolles, exotisches Aussehen, wie es bei einer englisch-irischen Promenadenmischung wie mir niemals der Fall sein würde.
Und dann legte sie ihm auch noch eine Hand auf den Oberschenkel.
Ich spürte, wie meine Nasenflügel zu beben begannen und ich meine Hände zu Fäusten ballte. Das war's - Cop oder nicht: Ich würde ihm den Hals umdrehen.
Wie aus weiter Ferne rufend, hörte ich Dana: »Maddie, warte!«, aber ich konnte mich nicht mehr bremsen, selbst wenn ich es gewollt hätte. Mein Körper hatte längst auf Autopilot umgeschaltet, als ich zielstrebig auf das glückliche Paar zumarschierte.
»Du Superarschloch!«, brüllte ich, sobald Ramirez mich hören konnte.
Ramirez drehte sich um und zog besorgt seine dunklen Augenbrauen zusammen, als er mich sah. Trotz meiner Wut war es, als hätte ich tausend Schmetterlinge im Bauch - wie immer, wenn ich ihn sah. Ramirez hatte den düsteren Gangster-Look perfektioniert. Sein schwarzes Haar war ein wenig zu lang, der Ausdruck in seinen dunkelbraunen Augen ein bisschen zu kühl und der geschmeidige Panther, den er auf den Arm tätowiert hatte, etwas zu groß, um von seinem schwarzen T-Shirt gänzlich verdeckt zu werden. Seine linke Augenbraue durchzog eine dünne, weiße Narbe, die sich deutlich von seiner gebräunten Haut abhob. Zudem besaß er stets einen sexy Bartschatten. Der Böser-Junge-, Schrägstrich Sexgott-Effekt, den er mit diesem Aussehen erzielte, bewirkte, dass die meisten Mädels bei seinem Anblick wie angewurzelt stehen blieben.
Meistens jedenfalls.
»Ich kann nicht glauben, dass du mir wegen der da abgesagt hast!«, schrie ich wütend und deutete auf die Amazone. Sie sah mich erstaunt an und ließ ihren Blick unruhig hin und her wandern, als wollte sie herausfinden, woher ich so plötzlich gekommen war.
»Maddie, was machst du hier?«, fragte Ramirez, die Augenbrauen immer noch besorgt zusammengezogen.
»Dasselbe könnte ich dich fragen.« Ich stach mit der Zeigefingerspitze auf seine im Fitnessstudio gestählten Brustmuskeln ein. »Wofür zum Teufel hältst du dich eigentlich? Denkst du wirklich, dass ich mich von dir an der Nase herumführen und dann wegen einer anderen Frau abschießen ließe?«
»Maddie«, sagte Ramirez leise und bestimmt. »Geh nach Hause. Ich erklär's dir später.«
»Na klar! Ich geh jetzt nach Hause - damit du dich hier in aller Ruhe mit diesem Flittchen amüsieren kannst.« Inzwischen schrie ich so laut, dass die Paare an den angrenzenden Tischen trotz der wummernden Tanzmusik zu uns herüberstarrten.
»Wer ist das?« Die Amazone blickte unruhig zwischen mir und Ramirez hin und her. »Ich hatte Ihnen doch gesagt, dass Sie allein kommen sollen.«
»Maddie«, sagte Ramirez und durchbohrte mich förmlich mit seinem Blick. »Hör bitte auf damit!«
»Damit aufhören? Ich soll damit aufhören?! Was mache ich denn? Du bist doch derjenige, der sich mit abnorm großen Frauen trifft, obwohl du eigentlich mit mir verabredet warst!«
»Ramirez?«, fragte die Amazone und rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her.
»Maddie«, sagte Ramirez in warnendem Tonfall.
»Du Bastard!«, schrie ich, griff nach dem halb leeren Glas und schüttete ihm den Inhalt ins Gesicht.
»Herrgott noch mal!«, prustete er, sprang auf und wischte sich Budweiser aus den Augenwinkeln.
»Und was Sie angeht ... «, sagte ich und wandte mich der Amazone zu.
Doch ich kam nicht mehr dazu, meine Drohung auch auszusprechen.
Sie schnellte von ihrem Stuhl hoch, und bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte sie einen Revolver aus ihrem kleinen, roten Bolerojäckchen hervorgezogen (ganz offensichtlich doch nicht nur ein modisches Accessoire) und mich bei den blonden Haaren gepackt. Ich stieß einen unterdrückten Schrei aus, als sie einen Arm um meinen Hals schlang und mich festhielt.
»Okay, keiner bewegt sich!«, rief sie den entsetzten Paaren um uns herum zu, deren Münder offenstanden, während sie staunend die Geschehnisse an unserem Tisch mitverfolgten. Die Amazone drückte den Revolverlauf gegen meine Schläfe. »Oder Blondie ist tot.«
© 2011 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
»Warte, Chad, geh nicht. Ich ... ich muss dir was sagen.« »Nichts, was du sagst, könnte mich nach all diesen Lügen dazu bewegen, bei dir zu bleiben, Ashley. «
»Bitte, Chad! Du weißt, dass ich dich liebe. Ich habe das alles doch nur für uns getan. Du darfst jetzt nicht gehen ... Wir bekommen ein Baby!«
Ich schnappte nach Luft und griff nach einer weiteren Handvoll Popcorn, als der Sender einen Werbespot für Deodorant einspielte.
»Oh mein Gott, das Baby ist vom Gärtner?«, rief meine beste Freundin Dana, die auf dem Sofa neben mir saß. »Ihr Mann wird total ausrasten.«
»Keine Sorge«, sagte ich und nahm einen Schluck Diätcola. »Der liegt doch immer noch im Koma, schon vergessen? Er wird es nie erfahren.«
»Oh, stimmt ja. Die Folge hab ich verpasst. Und was ist mit der Frau, die ihn angefahren hat? Sitzt sie im Gefängnis?«
Ich schüttelte den Kopf. »Neee. Deren Mann hat den Staatsanwalt erpresst, die Anklage fallen zu lassen. Allerdings gab es die Auflage, dass sie eine Entziehungskur macht. Doch stattdessen ist sie dann mit ihrem Schwager durchgebrannt und zu ihm in sein Haus am See gezogen.«
»Ooooooh«, rief Dana aus. »Deswegen versucht die Schwester also, ihren Ehemann zu vergiften!«
Ich nickte. »Pssst, es geht weiter.«
Dana und ich wurden still, und unsere Blicke klebten förmlich am Bildschirm, als Chad und Ashley sich leidenschaftlich in die Arme fielen. Ich schäme mich nicht, es zuzugeben: Ich war dieser Serie total verfallen. Magnolia Lane war die beste Primetime-Sendung, die ausgestrahlt wurde, seit Brandon und Brenda nach »Beverly Hills 90 210« gezogen waren. Gegen diese Art von Trash-Serien war ich einfach machtlos.
Das Handy in meiner Handtasche ging los.
»Du klingelst«, sagte Dana.
Ich winkte ab. »Telefonwerbung«, nuschelte ich zwischen zwei Mundvoll Popcorn und ließ den Bildschirm nicht aus den Augen. Chad fragte gerade Ashley, wie sicher sie sei, dass das Baby von ihm und nicht dem komatösen Ehemann stamme. Natürlich klebte während des gesamten Gesprächs Ashleys neugierige Nachbarin an der Schlafzimmertür und lauschte.
Sie wechselten gerade den Schauplatz und zeigten Ashleys Ehemann auf der Intensivstation, als es in meiner Tasche wieder zu klingeln begann.
»Bist du sicher, dass du nicht rangehen willst?«, fragte Dana. Abermals schüttelte ich den Kopf. »Machst du Witze?! Ashleys Mann erwacht gerade aus dem Koma.«
Ich ignorierte die »Wilhelm-Tell-Ouvertüre«, die aus meiner Kate-Spade-Tasche erklang, und nahm mir eine weitere Handvoll Popcorn, während sich Schwester Nan über den komatösen Preston Francis Barton III beugte. In Anbetracht der Tatsache, dass sie die geheim gehaltene böse Zwillingsschwester seiner Frau Ashley war, kamen für mich nur zwei Handlungsoptionen infrage: Entweder Nan erstickte ihn mit einem Kissen, oder sie würde den Stecker ziehen.
Die Schwester beugte sich weiter vor und ließ ihre Hand Richtung Stecker wandern.
Dana und ich schnappten nach Luft.
In diesem Moment wurde ein Werbespot für Lebensversicherungen eingespielt, in dem ein reifer Herr in Lederhosen zu einem Jimi-Hendrix-Song eine Luftgitarren-Performance hinlegte.
»Ich hasse es, wenn sie das tun!«, sagte Dana und warf Popcorn zum Bildschirm. Es war natürlich frei von Butter, Öl, Salz und Geschmack. Dana war eine Aerobictrainerin, Schrägstrich Möchtegern-Schauspielerin und mit Kurven ausgestattet, die Autounfälle auf dem Pacific Coast Highway verursachten. Ihr Körper war ihr heilig. Meiner hingegen gierte in regelmäßigen Abständen nach cremegefüllten Oreo-Keksen, Cheeseburgern und Popcorn, das mit einer großen Menge hellgelbem Butterersatz angereichert war, dessen Inhaltsstoffe ich nicht mal aussprechen konnte. Meine Theorie dazu? Solange mir meine LieblingsCavalli-Jeans passte, war alles in Ordnung. (Okay, in letzter Zeit war sie an den Hüften etwas eng geworden, aber ich kriegte den Reißverschluss immer noch zu!)
Während Dana weiter Popcorn gegen den Bildschirm pfefferte, griff ich in meine Tasche und schaute auf das Display meines Handys. Zwei unbeantwortete Anrufe. Beide Male dieselbe Nummer. Eine, die dazu führte, dass ich ein kleines Freudentänzchen auf dem Sofa vollführte. Es war die von Ramirez.
Detective Jack Ramirez war nicht nur das Schärfste, was die Polizeibehörde von L. A. zu bieten hatte, seit letztem Herbst gehörte er auch noch mir. Mir ganz allein.
Okay, ich war bisher noch nicht offiziell von ihm bei allen als seine Freundin vorgestellt worden, aber erst letzte Woche hatte er das Wort in den Mund genommen: Freundin. Was immerhin ein Anfang war. Ramirez verkörperte nicht unbedingt die Art von Mann, bei dem sich spontan Heirats- und Familiengründungsfantasien einstellten. Er arbeitete bei der Mordkommission, hatte einen ziemlich großen Revolver, ein noch größeres Tattoo und war ziemlich experimentierfreudig im Bett. Eher der böse Bube à la Russell Crowe und weniger der Ward-Cleaver-Familienvatertyp. Aber glauben Sie nicht, dass ich mich beschwere. (Guter Sex tröstet über so manches hinweg.)
Wir hatten geplant, uns nach seiner Schicht »auf einen Drink oder so ...« zu treffen.
Ich tippte meine PIN ein und wartete auf die Nachricht, während das Magnolia Lane-Thema vom Fernseher herüberschallte und der Abspann vor einer Kulisse aus gepflegten Vorgärten und einer makellosen Vorort-Einfamilienhaus-Siedlung lief.
»Hey, Maddie, ich bin's«, erklang die Stimme von Ramirez. »Hör zu, mir ist was dazwischengekommen. Ich muss jemanden im Cabana Club treffen, deshalb kann ich unsere Verabredung nicht einhalten. Tut mir leid. Ich ruf dich morgen an.«
Na toll ...
Ramirez' größter Schwachpunkt war seine Neigung - wie Sie sich jetzt wahrscheinlich schon denken können -, Verabredungen zu treffen und dann nicht einzuhalten. Auch wenn ich nur noch wenige Millimeter vom Freundinnen-Status entfernt war, hatte ich Ramirez seit vergangenem Freitag nicht mehr gesehen, als sich ein gemeinsames Abendessen mit anschließendem Kinobesuch plötzlich in einen Vorspeisenteller und eine überstürzte Taxifahrt nach Hause verwandelt hatte, weil er zu einer Schießerei in Compton gerufen worden war. Und nun tat er es schon wieder und sagte unser »... oder so« ab. Ich kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und starrte wütend mein Handy an, während ich mich fragte, wer zum Teufel dieser jemand wohl sein mochte.
»Was ist los?«, fragte Dana, die meinen enttäuschten Gesichtsausdruck bemerkte.
»Ramirez. Er hat unser Treffen abgesagt.« Schon wieder.
»Was, schon wieder?«, fragte Dana und sprach meine Gedanken aus.
»Ich weiß! Er sagt, er müsse jemanden treffen. Was soll das heißen?«
Dana zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.« Sie steckte sich Popcorn in den Mund.
»Ich meine, reden wir hier von jemandem, mit dem er arbeitstechnisch zu tun hat, oder verfolgt er persönliche Motive? Gesetzt den Fall, es ist Letzteres. Warum fragt er seine Freunde dann nicht einfach, ob sie auf ein paar Drinks dazukommen wollen? Warum sagt er das Treffen mit mir ab? Schämt er sich für mich? Will er mich seinen Freunden nicht vorstellen? Das ist kein gutes Zeichen, oder? Das kann nichts Positives bedeuten. Der hat doch Hintergedanken, was diese ganze Beziehungssache angeht, oder? Ich wusste es ja. Ich wusste, dass das nicht gut gehen kann. Mir war klar, dass er nicht sesshaft werden und eine Familie gründen will. Oh Gott, meinst du, er denkt aber, dass ich sesshaft werden und eine Familie gründen will? Ist es das? Enge ich ihn zu sehr ein? Klammere ich etwa? Ich klammere zu sehr, stimmt's?«
»Whoa. Mach mal 'ne Pause, Gilmore Girl. Kein Wunder, dass der mal einen Abend Ruhe von dir braucht.«
Dana hatte recht. Ich fing schon an, zu hyperventilieren.
»Hör zu, er ist wahrscheinlich heute Abend einfach nur mit seinen Kumpels unterwegs. Du weißt doch, wie diese Cops sind. Der reinste Männerverein.«
»Stimmt.« Ich holte tief Luft. »Wahrscheinlich will er einfach nur einen Abend mit seinen Kumpels verbringen. Es ist ja nicht so, dass er nicht gern mit mir zusammen wäre. Warum auch? Ich bin ja keine von diesen Kletten.« Ich hielt inne. »Nur für den Fall, was hältst du von einem Doppeldate dieses Wochenende?«
Dana warf mir einen raschen Blick zu. »Doppeldate?«
»Es ist wirklich schwer, bei einem Doppeldate zu klammern. Außerdem würde es bestimmt Spaß machen. Ramirez und ich, du und ...« Ich schwieg, da ich nicht wusste, mit wem sie sich zurzeit vergnügte. So sehr ich meine beste Freundin auch mochte, ich musste zugeben, dass ihre Begabung, sich stets Männer auszusuchen, die nur für kurze Affären taugten, geradezu unheimlich war. Ihr letzter Freund Rico zum Beispiel war ein selbsternannter Stadtsoldat gewesen, der sich schließlich einer Gruppe von Söldnern angeschlossen hatte, die versuchte, in Afghanistan die letzten Taliban aufzuspüren. Dana war noch immer damit beschäftigt, ihr angeschlagenes Ego zu pflegen - weil sie für ein paar staubige Höhlen am anderen Ende der Welt verlassen worden war.
Sie biss sich auf die Unterlippe, und zwischen ihren rotblonden Augenbrauen bildete sich eine Sorgenfalte auf der Stirn. »Tut mir leid, Maddie, aber ich kann kein Doppeldate mit euch machen.«
»Bitte! Es ist ja nicht so, dass ich von dir verlange, meinetwegen eine dauerhafte Beziehung zu führen. Ich brauche nur einen kleinen Puffer.«
Dana schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Darum geht's gar nicht. Ich will mich nicht verabreden. Männer können mir zurzeit gestohlen bleiben.«
»Oh nein, erzähl mir nicht, dass du wieder lesbisch werden willst«, sagte ich und nippte an meiner Diätcola.
Dana schüttelte abermals den Kopf. »Nein, das ist es nicht. Es ist ... nun ja ... ich darf keinen Sex haben.« Sie legte mir die Hände auf die Schultern und drehte mich zu sich herum, sodass ich ihr ins Gesicht sehen konnte, während sie eine ernste Miene aufsetzte. »Ich habe ein Problem.«
»Ein Problem? Was denn? Etwa eine Geschlechtskrankheit?« Sie schüttelte noch einmal den Kopf. »Nein, Mads. Diesmal ist es schlimmer.«
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Okay, klär mich auf: Was ist schlimmer als eine Geschlechtskrankheit?«
»Ich bin sexsüchtig.«
Ich rollte mit den Augen. »Na, toll. Und ich dachte schon, es wäre etwas Ernstes«, merkte ich sarkastisch an und griff nach dem Popcorn.
»Das ist etwas Ernstes!«, widersprach sie.
»Dana, du bist supersexy. Die Männer lieben dich. Wieso ist das plötzlich ein Problem?«
»Das ist nicht wahr, Maddie. Ich bin krank.«
»Du kannst dich glücklich schätzen. Hast du eine Ahnung, wie viele Push-ups ich besitze? Nur um halb so viel Dekolleté zu haben wie du!«
Ich besaß tatsächlich ziemlich viele. Ich war mir ziemlich sicher, dass Jack Black und ich die einzigen Personen in L. A. waren, die Körbchengröße B trugen.
Dana beachtete mich nicht weiter. »Sexsucht ist genauso schlimm wie jede andere. Es ist eine Krankheit. Ich muss das akzeptieren und lernen, damit umzugehen, dass ich nur einmal am Tag Sex haben kann. Ich praktiziere deshalb sexuelle Enthaltsamkeit im positiven Sinn.«
Ich kaute energisch auf dem Popcorn herum, um mir das Lachen zu verkneifen. »Sexuelle Enthaltsamkeit im positiven Sinn?«
Dana nickte. »Hmmm. Therapeut Max sagt, dass dies der einzige Weg sei, um den Teufelskreis zu durchbrechen.«
Ich blinzelte. »Du nimmst den Rat von jemandem an, der sich ›Therapeut Max‹ nennt?«
Dana nickte wieder. »Ja, Maddie. Bei den AS duzen wir uns gegenseitig. Auch mit den Therapeuten.«
Ich wusste schon vorher, dass ich es bereuen würde, nachzufragen. »AS?«
»Anonyme Sexsüchtige.«
Aaahhh so. »Und ich hatte gedacht, Magnolia Lane wäre abgefahren.«
»Oh, Maddie«, sagte Dana, und ihre Augen begannen zu leuchten, »du musst unbedingt mal mit zu einem Treffen kommen. Es gibt dort total heiße Typen und jedes Mal sind supernette, neue Mädels dabei.«
Darauf möchte ich wetten. »Danke, nein. Übrigens habe ich einen Freund. Irgendwie jedenfalls«, fügte ich etwas kläglich hinzu und dachte an meinen Tanga von Victoria's Secret, den ich an diesem Abend völlig umsonst tragen würde. »Meinst du wirklich, dass Ramirez mich nicht loswerden will?«
Dana öffnete eine Mineralwasserflasche und nahm einen großen Schluck. »Da bin ich mir sicher.«
»Na gut. Dann werde ich mich heute Abend auch nicht mehr länger darüber aufregen, versprochen. Ich meine, wenn er mit seinen Kumpels in den Cabana Club gehen will, dann werde ich mich jetzt nicht wie eine dieser Kletten verhalten und deswegen auch noch herumjammern.«
Danas riss ruckartig den Kopf hoch und verschluckte sich an ihrem Wasser. »Der Cabana Club?!«
Oh-oh. »Ja ... warum?«
»Maddie, bist du jemals dort gewesen?«
Ich schüttelte den Kopf. Um ehrlich zu sein, verbrachte ich einen Abend in der Stadt in der Regel mit Abendessen in Ventura und einem Abstecher zum Beverly-Hills-Center, was schließlich durch den Kauf von einem Paar Pumps gekrönt wurde. Ich war nicht unbedingt eine von jenen Frauen, die sich beim Clubbing die Nächte um die Ohren schlugen.
»Oh mein Gott, Maddie. Das ist der ultimative Aufreißer-Schuppen. Sag mir nicht, dass Ramirez ausgerechnet dort hingeht!«
Oh, verdammt. Ich spürte, wie sich mir der Magen umdrehte, sprudelnde Diätcola vermischte sich mit vor Butterersatz strotzendem Popcorn, und obendrauf kam auch noch pures Entsetzen. »Oh Gott. Es ist so weit. Er schießt mich ab, stimmt's? Es ging nur darum, mich herumzukriegen. Jetzt, da er mich dort hat, wo er mich haben wollte, verliert er das Interesse an mir! Er langweilt sich mit mir, Dana! Ich bin wie ein alter Bagel, den keiner mehr haben will! Oh Gott, was soll ich nur tun?«
»Tut mir leid, Süße.« Dana legte eine Hand auf meinen rechten Arm und bedachte mich mit demselben mitleidigen Blick, den sie mir schon in der siebten Klasse zugeworfen hatte, als mir von meiner Mutter ein Bob mit Pony verpasst worden war. »Hör zu, das hat sicher nichts zu bedeuten. Ich bin mir sicher, dass er nur ...« Sie sprach nicht weiter, auf der Suche nach einer überzeugenden Lüge.
»Na klar.« Ich nahm einen großen Schluck Diätcola. Die Kohlensäure brannte in meiner Speiseröhre. »Du hast nicht zufällig Lust auf einen Drink?«
Der Cabana Club befand sich an der Ecke La Brea und Sunset und war ein weitläufiges, pinkfarben gestrichenes Backsteingebäude, das von einer Reihe glitzernder, neonfarbener Flamingos flankiert wurde. Da wir Freitagabend hatten, stand die übliche Warteschlange von Partygängern vor der Tür. Zum Glück kannte Dana jeden Türsteher aus L. A. persönlich (die meisten intimer als ich meinen Gynäkologen), sodass wir uns auch schon im Inneren des Clubs befanden, ehe man auch nur »Lindsay Lohan« hätte sagen können.
Als sich meine Augen an die schummrige Beleuchtung gewöhnt hatten, die von pinkfarbenen und grünen Laserblitzen durchzuckt wurde, dämmerte mir, dass Dana recht hatte: Der Club stank förmlich nach Aufreißer-Schuppen. Rechts von uns, auf der überfüllten Tanzfläche, bewegten sich die heißesten Körper Los Angeles' - Schauspielerinnen, Schrägstrich Kellnerinnen, Models, Schrägstrich Kellnerinnen, einige angesagte Serien-Schauspieler und dieses Mädel von Survivor, das alle hassten. Sie alle produzierten sich in einer Art und Weise auf der Tanzfläche, dass nicht mal der freizügige Sender HBO es gewagt hätte, dies auszustrahlen. Zu meiner Linken gab es Tische, an denen kleine Männer- und Frauen-Grüppchen saßen, die herumknutschten, riesige Cocktails tranken und sich unter den Tischen befummelten. Hinter der Bar vor uns standen zwei Barkeeper. Der Tresen war dicht besetzt von Singles, auf der Jagd nach einem Martini und einer Telefonnummer. Ich blinzelte in die Dunkelheit und betete, dass mein Freund nicht unter ihnen war.
»Das ist absolut nicht das, was ich unter einem Kumpelabend verstehe«, schrie ich gegen den Technobeat an, der pulsierend von den Wänden widerzuhallen schien.
»Und es ist absolut nicht der Ort, an dem eine Sexsüchtige auf dem Weg der Besserung ihren Freitagabend verbringen sollte.« Dana beäugte einen Typen an der Bar, der Lederhosen und ein aufgeknöpftes Hemd trug sowie ein »Na, wie wär's mit uns?«- Lächeln aufgesetzt hatte.
Er zwinkerte ihr zu.
Dana biss sich auf die Unterlippe. »Lass uns nach Ramirez suchen und schnell wieder hier abhauen, bevor ich etwas tue, das ich später bereue«, sagte sie.
Ich hatte nichts dagegen einzuwenden. Wir bahnten uns einen Weg durch die Menge und umrundeten die Bar. Eine OlsenZwilling-Doppelgängerin stieß mir einen Ellenbogen in die Seite, und ein Typ mit Cowboyhut verschüttete Margarita über meine Caprihose, doch es war mir egal. Ich hatte eine Mission. Ich hatte viel Geduld mit Ramirez gehabt. Ich hatte ihm viele Freiräume gelassen. Ich hatte rekordverdächtige zwei Monate lang gewartet, ehe ich mit ihm ins Bett gegangen war. (Nicht unbedingt ganz freiwillig, aber das tut hier nichts zur Sache.) Kurz: Ich hatte alles getan, was eine Frau tun konnte, damit es zwischen ihr und ihrem Mann funktionierte. Und was machte dieser Kerl? Er hatte mich versetzt, um die Nacht in einem Aufreißer-Schuppen zu verbringen. »Verschmähte Frau in Rage« brachte nicht mal ansatzweise auf den Punkt, was ich fühlte, während ich den Club nach ihm absuchte.
Dann sah ich ihn. Er saß im hinteren Teil des Ladens an einem Tisch. Vor ihm stand ein halb leeres Bierglas. Ich knirschte mit den Zähnen, und das Blut schoss mir in den Kopf, als ich mit meiner schlimmsten Befürchtung konfrontiert wurde.
Neben Ramirez saß eine Frau - eine große Frau. Und wenn es etwas auf dieser Welt gab, das mein ein Meter fünfundfünfzig großes Ich noch mehr hasste, als abgeschossen zu werden, dann war das, für eine große Frau abgeschossen zu werden.
Ihre Beine waren fast so lang wie mein gesamter Körper. Sie hatte sie unter dem Tisch übereinandergeschlagen und trug einen winzigen Lederminirock. Auch ihr Oberteil ließ nicht viel Raum für Fantasie. Der Ausschnitt reichte ihr bis zum Bauchnabel und gab den Blick auf ein Dekolleté frei, bei dem ganz offensichtlich etwas nachgeholfen worden war. Darüber hatte sie ein kurzes, rotes Bolerojäckchen an, das eher als modisches Accessoire diente, als etwas zu bedecken. Ihr langes Haar trug sie offen. Es schien ihren Rücken herabzufließen und verlieh ihr ein geheimnisvolles, exotisches Aussehen, wie es bei einer englisch-irischen Promenadenmischung wie mir niemals der Fall sein würde.
Und dann legte sie ihm auch noch eine Hand auf den Oberschenkel.
Ich spürte, wie meine Nasenflügel zu beben begannen und ich meine Hände zu Fäusten ballte. Das war's - Cop oder nicht: Ich würde ihm den Hals umdrehen.
Wie aus weiter Ferne rufend, hörte ich Dana: »Maddie, warte!«, aber ich konnte mich nicht mehr bremsen, selbst wenn ich es gewollt hätte. Mein Körper hatte längst auf Autopilot umgeschaltet, als ich zielstrebig auf das glückliche Paar zumarschierte.
»Du Superarschloch!«, brüllte ich, sobald Ramirez mich hören konnte.
Ramirez drehte sich um und zog besorgt seine dunklen Augenbrauen zusammen, als er mich sah. Trotz meiner Wut war es, als hätte ich tausend Schmetterlinge im Bauch - wie immer, wenn ich ihn sah. Ramirez hatte den düsteren Gangster-Look perfektioniert. Sein schwarzes Haar war ein wenig zu lang, der Ausdruck in seinen dunkelbraunen Augen ein bisschen zu kühl und der geschmeidige Panther, den er auf den Arm tätowiert hatte, etwas zu groß, um von seinem schwarzen T-Shirt gänzlich verdeckt zu werden. Seine linke Augenbraue durchzog eine dünne, weiße Narbe, die sich deutlich von seiner gebräunten Haut abhob. Zudem besaß er stets einen sexy Bartschatten. Der Böser-Junge-, Schrägstrich Sexgott-Effekt, den er mit diesem Aussehen erzielte, bewirkte, dass die meisten Mädels bei seinem Anblick wie angewurzelt stehen blieben.
Meistens jedenfalls.
»Ich kann nicht glauben, dass du mir wegen der da abgesagt hast!«, schrie ich wütend und deutete auf die Amazone. Sie sah mich erstaunt an und ließ ihren Blick unruhig hin und her wandern, als wollte sie herausfinden, woher ich so plötzlich gekommen war.
»Maddie, was machst du hier?«, fragte Ramirez, die Augenbrauen immer noch besorgt zusammengezogen.
»Dasselbe könnte ich dich fragen.« Ich stach mit der Zeigefingerspitze auf seine im Fitnessstudio gestählten Brustmuskeln ein. »Wofür zum Teufel hältst du dich eigentlich? Denkst du wirklich, dass ich mich von dir an der Nase herumführen und dann wegen einer anderen Frau abschießen ließe?«
»Maddie«, sagte Ramirez leise und bestimmt. »Geh nach Hause. Ich erklär's dir später.«
»Na klar! Ich geh jetzt nach Hause - damit du dich hier in aller Ruhe mit diesem Flittchen amüsieren kannst.« Inzwischen schrie ich so laut, dass die Paare an den angrenzenden Tischen trotz der wummernden Tanzmusik zu uns herüberstarrten.
»Wer ist das?« Die Amazone blickte unruhig zwischen mir und Ramirez hin und her. »Ich hatte Ihnen doch gesagt, dass Sie allein kommen sollen.«
»Maddie«, sagte Ramirez und durchbohrte mich förmlich mit seinem Blick. »Hör bitte auf damit!«
»Damit aufhören? Ich soll damit aufhören?! Was mache ich denn? Du bist doch derjenige, der sich mit abnorm großen Frauen trifft, obwohl du eigentlich mit mir verabredet warst!«
»Ramirez?«, fragte die Amazone und rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her.
»Maddie«, sagte Ramirez in warnendem Tonfall.
»Du Bastard!«, schrie ich, griff nach dem halb leeren Glas und schüttete ihm den Inhalt ins Gesicht.
»Herrgott noch mal!«, prustete er, sprang auf und wischte sich Budweiser aus den Augenwinkeln.
»Und was Sie angeht ... «, sagte ich und wandte mich der Amazone zu.
Doch ich kam nicht mehr dazu, meine Drohung auch auszusprechen.
Sie schnellte von ihrem Stuhl hoch, und bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte sie einen Revolver aus ihrem kleinen, roten Bolerojäckchen hervorgezogen (ganz offensichtlich doch nicht nur ein modisches Accessoire) und mich bei den blonden Haaren gepackt. Ich stieß einen unterdrückten Schrei aus, als sie einen Arm um meinen Hals schlang und mich festhielt.
»Okay, keiner bewegt sich!«, rief sie den entsetzten Paaren um uns herum zu, deren Münder offenstanden, während sie staunend die Geschehnisse an unserem Tisch mitverfolgten. Die Amazone drückte den Revolverlauf gegen meine Schläfe. »Oder Blondie ist tot.«
© 2011 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
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Autoren-Porträt von Gemma Halliday
Gemma Halliday arbeitete in den unterschiedlichsten Berufen unter anderem als Schauspielerin, Vorschullehrerin und Telefonmedium, bevor sie Liebesromane zu schreiben begann. Seither wurde sie mehrfach mit Genrepreisen ausgezeichnet.
Bibliographische Angaben
- Autor: Gemma Halliday
- 2011, 336 Seiten, Maße: 12,4 x 17,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Lengermann, Frauke; Zeller, Stefanie
- Übersetzer: Frauke Lengermann
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802585259
- ISBN-13: 9783802585258
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