Das brennende Land / Uhtred Bd.5
Historischer Roman
Der Dänenfürst Harald Blutbart bedroht Wessex. Um die Schlacht gegen ihn zu gewinnen, nimmt Uhtred die zauberkundige Skade gefangen, denn ihr scheint Blutbart verfallen zu sein. Doch Skade verflucht ihn. Bald darauf stirbt seine geliebte Gisela...
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Produktinformationen zu „Das brennende Land / Uhtred Bd.5 “
Der Dänenfürst Harald Blutbart bedroht Wessex. Um die Schlacht gegen ihn zu gewinnen, nimmt Uhtred die zauberkundige Skade gefangen, denn ihr scheint Blutbart verfallen zu sein. Doch Skade verflucht ihn. Bald darauf stirbt seine geliebte Gisela und das Land ist erneut in großer Gefahr.
Klappentext zu „Das brennende Land / Uhtred Bd.5 “
Was ist das stärkste Heer gegen den Hass einer Frau? Eine tödliche Gefahr bedroht Wessex: Harald Bluthaar. Nur Uhtred erkennt den Schwachpunkt des mächtigen Feindes. Es ist eine Frau, Skade, die Hure und Zauberin, der der Dänenherrscher gänzlich verfallen ist. Als Uhtred sie in seiner Gewalt hat, ist eine der großen Schlachten der englischen Geschichte schon gewonnen. Skade verflucht ihn, doch Uhtred fühlt sich unbesiegbar. Bis ihn die Nachricht ereilt, dass seine geliebte Frau Gisela im Kindbett gestorben ist. Und über das Land zieht wieder Rauch von brennenden Dörfern . . .
Die Uhtred-Romane, Band 5
Was ist das stärkste Heer gegen den Hass einer Frau?
Eine tödliche Gefahr bedroht Wessex: Harald Bluthaar. Nur Uhtred erkennt den Schwachpunkt des mächtigen Feindes. Es ist eine Frau, Skade, die Hure und Zauberin, der der Dänenherrscher gänzlich verfallen ist. Als Uhtred sie in seiner Gewalt hat, ist eine der großen Schlachten der englischen Geschichte schon gewonnen. Skade verflucht ihn, doch Uhtred fühlt sich unbesiegbar. Bis ihn die Nachricht ereilt, dass seine geliebte Frau Gisela im Kindbett gestorben ist. Und über das Land zieht wieder Rauch von brennenden Dörfern . . .
Eine tödliche Gefahr bedroht Wessex: Harald Bluthaar. Nur Uhtred erkennt den Schwachpunkt des mächtigen Feindes. Es ist eine Frau, Skade, die Hure und Zauberin, der der Dänenherrscher gänzlich verfallen ist. Als Uhtred sie in seiner Gewalt hat, ist eine der großen Schlachten der englischen Geschichte schon gewonnen. Skade verflucht ihn, doch Uhtred fühlt sich unbesiegbar. Bis ihn die Nachricht ereilt, dass seine geliebte Frau Gisela im Kindbett gestorben ist. Und über das Land zieht wieder Rauch von brennenden Dörfern . . .
Lese-Probe zu „Das brennende Land / Uhtred Bd.5 “
Das brennende Land von Bernard CornwellERSTER TEIL
Der Kriegsherr
Vor kurzem war ich in einem Kloster. Ich habe vergessen, wo genau es lag, aber es war in dem Gebiet, das früher zu Mercien gehörte. Ich zog mit einem Dutzend Männern nach Hause. Es war ein feuchter Wintertag, und wir wollten nur Unterkunft, Essen und ein bisschen Wärme. Doch die Mönche benahmen sich, als wäre ein Trupp Nordmänner vor ihrem Tor aufgetaucht.
Sie hatten Uhtred von Bebbanburg unter ihrem Dach, und bei meinem Ruf erwarteten sie, dass wir sie sofort abschlachten würden.
«Ich will nur Brot», konnte ich ihnen schließlich verständlich machen, «Käse, wenn Ihr welchen habt, und etwas Ale.» Ich warf Münzen auf den gefliesten Boden des Saales.
«Brot, Käse, Ale und eine warme Schlafstatt. Nichts weiter!» Am nächsten Morgen regnete es, als sei der Jüngste Tag angebrochen, also wartete ich, bis sich Wind und Wetter beruhigt hatten. Ich streifte im Kloster umher und fand mich schließlich in einem feuchtkalten Durchgangsraum wieder, in dem drei armselige Mönchlein dabei waren, Manuskripte abzuschreiben. Überwacht wurden sie von einem sauertöpfischen, älteren Mönch mit weißem Haar. Er trug eine Fell-Stola über seinem Habit. In der Hand hielt er eine Lederrute, mit der er zweifellos den Eifer der drei Kopisten förderte. «Sie sollten nicht gestört werden, Herr», wagte er mich zu tadeln.
Er saß auf einem Stuhl neben einer Kohlenpfanne, deren Wärme die drei Schreiber nicht erreichte. «Die Latrinen sind nicht sauber geleckt worden», erklärte ich ihm, «und Ihr seht aus, als hättet Ihr gerade nichts zu tun.»
Der ältere Mönch verstummte, und ich sah den tintenbefleckten Schreibern über die Schulter. Einer von ihnen, ein
... mehr
schlaffgesichtiger Jüngling mit dicken Lippen und einem riesigen Kropf, transkribierte das Leben des Sankt Ciaran, in dem berichtet wurde, wie ihm ein Wolf, ein Dachs und ein Fuchs dabei geholfen hätten, in Irland eine Kirche zu bauen, und wenn der junge Mönch diesen Unsinn glaubte, dann war er genau der Narr, nach dem er aussah.
Der zweite tat etwas Sinnvolles, indem er eine Landzuweisung abschrieb, wenn sie auch aller Wahrscheinlichkeit nach eine Fälschung war. In Klöstern ist man sehr geschickt darin, sich alte Landzuweisungen auszudenken, die beweisen sollen, dass irgendein halbvergessener König aus alter Zeit der Kirche reichen Landbesitz zugesprochen hat, sodass der rechtmäßige Eigentümer gezwungen ist, entweder das Land abzutreten oder eine gewaltige Ausgleichszahlung zu leisten.
Mit mir haben sie das auch einmal versucht. Ein Priester hat die Dokumente gebracht. Ich habe daraufgepisst. Dann habe ich zwanzig Schwertkrieger auf dem betreffenden Stück Land postiert und dem Bischof die Nachricht zukommen lassen, dass er sich das Land nehmen könne, wann immer er es wünsche. Er hat es nie getan.
Die Leute erzählen ihren Kindern, dass man mit harter Arbeit und Sparsamkeit zu Erfolg kommt, aber das ist genauso unsinnig wie zu glauben, ein Dachs, ein Fuchs und ein Wolf könnten eine Kirche bauen. Der Weg zum Reichtum liegt darin, ein christlicher Bischof oder der Abt eines Klosters zu werden und so mit dem Segen des Himmels lügen, betrügen und sich ein Vermögen zusammenstehlen zu dürfen.
Der dritte junge Mann schrieb eine Chronik ab. Ich schob seine Feder zur Seite, sodass ich sehen konnte, was er gerade geschrieben hatte.
«Ihr könnt lesen, Herr?», fragte der alte Mönch. Er wollte es wie eine unschuldige Frage klingen lassen, aber seine Herablassung war nicht zu überhören.
«<In diesem Jahr>», las ich laut, «<kamen die Heiden erneut nach Wessex, es war eine so große Horde, wie sie noch niemals gesehen worden war, und sie verwüsteten das Land und brachten Leid ohnegleichen über die Gottgläubigen, die durch die Gnade Unseres Herrn Jesus Christus und durch Herrn Æthelred von Mercien errettet wurden, der mit seinem Heer nach Fearnhamme zog, wo er die Heiden gänzlich niederschlug.>»
Ich tippte mit dem Finger auf den Text. «In welchem Jahr ist das passiert?», fragte ich den Kopisten. «Im Jahre Unseres Herrn 892», sagte er ängstlich.
«Und was ist das hier?», fragte ich und blätterte durch die Pergamentseiten, von denen er abschrieb. «Das sind Annalen», antwortete der alte Mönch für den jüngeren.
«Die Annalen von Mercien. Das ist das einzige Manuskript, und wir fertigen eine Zweitschrift an.»
Ich richtete meinen Blick wieder auf die frisch geschriebene Seite.
«Æthelred hat also Wessex gerettet?», fragte ich lauernd.
«So war es», sagte der alte Mönch, «mit Gottes Hilfe.»
«Mit Gottes Hilfe? Mit meiner Hilfe! Ich habe diese Schlacht geschlagen, nicht Æthelred!»
Keiner der Mönche sagte etwas. Sie starrten mich nur an. Einer meiner Männer erschien an dem Ende des Durchgangsraums, an das sich der Kreuzgang anschloss, lehnte sich an die Wand und grinste so breit, dass man seine Zahnlücken sah.
«Ich war bei Fearnhamme!», setzte ich hinzu. Dann griff ich mir das einzige Exemplar der Annalen von Mercien und blätterte durch die steifen Seiten. Æthelred, Æthelred, Æthelred und kein einziges Mal Uhtred, kaum dass je Alfred erwähnt wurde, auch Æthelflæd kam nicht vor, nur Æthelred.
Ich blätterte zu der Seite, auf der von den Ereignissen nach der Schlacht von Fearnhamme berichtet wurde.
«<Und in diesem Jahr>», las ich laut, «<führten durch Gottes Gnade der Herr Æthelred und der Ætheling Edward die Männer von Mercien nach Beamfleot, wo Æthelred reiche Beute machte und zahllose Heiden niedermetzelte.>»
Ich sah dem alten Mönch direkt in die Augen. «Æthelred und Edward haben diese Armee geführt?» «So heißt es, Herr.» Die Missachtung in seinem Blick war verschwunden.
«Ich habe sie geführt, du Bastard!» Ich raffte die neubeschriebenen und die Seiten der Erstschrift zusammen und ging zur Kohlenpfanne.
«Nein!», begehrte der alte Mann auf.
«Das sind Lügen», sagte ich. Er hob beschwichtigend die Hand.
«Vierzig Jahre lang, Herr», sagte er bescheiden, «sind diese Berichte zusammengetragen und aufbewahrt worden. Sie sind die Geschichte unseres Volkes. Und dies ist die einzige Ausfertigung!» «Das sind Lügen! Ich war dort. Ich war auf diesem Hügel bei Fearnhamme und in dem Graben bei Beamfleot. Wart Ihr auch dort?»
«Ich war noch sehr jung, Herr.» Er quiekte entsetzt auf, als ich die Manuskripte auf die Kohlenpfanne warf. Hastig versuchte er, die Pergamente zu retten, aber ich schlug seine Hand weg.
«Ich war dort», wiederholte ich und starrte auf die Pergamentseiten, die sich dunkler färbten und zusammenrollten, bevor sie von den Rändern her knisternd Flammen fingen.
«Ich war dort.»
«Vierzig Jahre Arbeit und Mühen!», rief der Mönch fassungslos.
«Wenn Ihr wissen wollt, was geschehen ist», sagte ich, «dann kommt zu mir nach Bebbanburg, und ich erzähle Euch die Wahrheit.»
Sie kamen nie. Aber ich war bei Fearnhamme, und das war nur der Anfang der Geschichte.
EINS
Es war Morgen, und ich war jung, und auf der See lag ein silbrig-rosafarbener Schimmer unter dem Nebelhauch, der die Küste verhüllte. Südlich von mir lag Cent, nördlich Ostanglien und hinter mir Lundene. Vor mir ging die Sonne auf und vergoldete die wenigen Wolken, die über den Himmel zogen. Wir befanden uns im Mündungsgebiet der Temes.
Mein Schiff, der Seolferwulf, war neu und leckte, wie es alle neuen Schiffe tun. Friesische Handwerker hatten es aus ungewöhnlich hellen Eichenbalken gebaut. Daher hatte es seinen Namen: Silberwolf. Hinter mir waren der Kenelm, der von König Alfred nach irgendeinem ermordeten Heiligen benannt worden war, und der Drachenfahrer, den wir den Dänen abgenommen hatten.
Der Drachenfahrer war eine wahre Schönheit, ein Schiff, wie allein die Dänen es bauen können. Es hatte einen schlanken Körper, war leicht zu lenken und doch tödlich in der Schlacht.
Auch der Seolferwulf war eine Schönheit: langkielig, breit und mit hohem Bug. Ich hatte ihn selbst bezahlt, den friesischen Schiffszimmerern Gold gegeben und zugesehen, wie seine Rippen wuchsen, die Plankenhaut entstand und wie schließlich der stolze Bug über der Werft aufragte.
Am Bug war ein aus Eichenholz geschnitzter Wolfskopf befestigt, der zuerst ganz weiß und dann noch mit einer roten, heraushängenden Zunge, roten Augen und gelben Fängen bemalt worden war. Bischof Erkenwald von Lundene hatte mich getadelt.
Seiner Meinung nach hätte ich das Schiff nach einem dieser Heiligen, dieser christlichen Weichlinge, nennen sollen. Dann hatte er mir ein Kruzifix überreicht, das ich an den Mast des Seolferwulfs nageln sollte, doch stattdessen verbrannte ich den hölzernen Gott an seinem hölzernen Kreuz, mischte die Asche unter zerstampfte Äpfel und fütterte meine Säue damit. Ich bete zu Thor.
An diesem fernen Morgen also, an dem ich noch jung war, ruderten wir ostwärts auf der silber- und rosafarbenen See. Mein Wolfsbug war mit einem belaubten Eichenzweig geschmückt. Wir zeigten damit, dass wir unsere Feinde nicht angreifen wollten, auch wenn meine Männer ihre Kettenrüstungen trugen und ihre Schilde und Waffen griffbereit neben den Ruderbänken lagen. Finan, mein zweiter Befehlshaber auf dem Schiff, hockte sich neben mich auf die Steuerplattform und hörte belustigt Pater Willibald zu, der ohne Unterlass plapperte.
«Andere Dänen haben Gottes Gnade empfangen, Herr Uhtred», sagte er. Er schnatterte diesen Unsinn, seit wir in Lundene abgelegt hatten, aber ich ertrug es, denn ich mochte Willibald. Er war ein eifriger, hart arbeitender und immer fröhlicher Mann.
«Mit Gottes Hilfe», fuhr er fort, «werden wir das Licht des Glaubens unter diesen Heiden verbreiten.» «Warum schicken uns die Dänen eigentlich keine Missionare?», fragte ich. «Das verhüte Gott, Herr.» Sein Begleiter, ein Priester, dessen Namen ich längst vergessen habe, nickte ernst.
«Haben sie vielleicht etwas Besseres zu tun?», fragte ich. «Wenn die Dänen Ohren haben zu hören, Herr, dann werden sie die Botschaft Christi mit Jubel und Entzücken vernehmen!»
«Ihr seid ein Narr, Pater», entgegnete ich milde. «Wisst Ihr, wie viele von Alfreds Missionaren schon niedergemetzelt wurden?»
«Wir müssen alle zum Märtyrertod bereit sein, Herr», sagte er, wenn auch mit etwas ängstlicher Stimme.
«Ihnen werden die priesterlichen Gedärme aus dem Leib geschnitten, die Augen aus dem Kopf geholt, die Eier aufgeschlitzt und die Zungen herausgerissen. Erinnerst du dich an den Mönch, den wir in Yppe gefunden haben?», wandte ich mich an Finan.
Finan war ein Flüchtling aus Irland. Er war dort als Christ aufgewachsen, doch seine Religion war so durchmischt mit den Mythen seiner Heimat, dass man sie kaum als denselben Glauben erkannt hätte, den Willibald predigte.
«Wie ist dieser bedauernswerte Mann gestorben?», fragte ich. «Sie haben die arme Seele bei lebendigem Leib gehäutet», antwortete Finan.
«Haben sie bei den Zehen angefangen?»
«Sie haben ihm ganz langsam die Haut abgezogen. Es muss Stunden gedauert haben.»
«Sie haben die Haut nicht einfach abgezogen», verbesserte ich. «Man kann einen Mann nicht einfach wie ein Lamm häuten.»
«Das stimmt», sagte er. «Man muss zerren und reißen. Und man braucht viel Kraft dafür.»
«Er war ein Missionar», erklärte ich, an Willibald gewandt.
«Und ebenso ein gesegneter Märtyrer», fügte Finan heiter hinzu. «Aber irgendwann muss es ihnen langweilig geworden sein, weil sie ihm schließlich doch noch den Rest gegeben haben. Sind mit einer Baumsäge auf seinen Bauch losgegangen.»
«Ich glaube, es war eher eine Axt», sagte ich.
«Nein, nein, es war eine Säge, Herr», beharrte er grinsend, «noch dazu eine mit wahrhaftig großen Zähnen. Haben ihn damit in zwei Hälften gerissen.»
Pater Willibald, der schon immer ein Märtyrer der Seekrankheit gewesen war, schwankte zur Reling. Wir lenkten das Schiff Richtung Süden. Die Mündung der Temes ist ein trügerisches Gewässer voller Sandbänke und starker Strömungen, aber ich hatte es schon seit fünf Jahren überwacht und musste kaum noch auf die Landmarken achten, als wir nun ans Ufer von Scaepege ruderten. Und dort vor mir, zwischen zwei auf den Strand gesetzten Schiffen, wartete der Feind. Die Dänen.
Es mussten hundert oder mehr Männer sein, alle in Kettenrüstung, alle mit Helmen und blitzenden Waffen. «Wir könnten die ganze Mannschaft niedermachen», sagte ich zu Finan.
«Wir haben genügend Männer.»
«Wir haben angekündigt, dass wir in Frieden kommen!», begehrte Willibald auf und wischte sich den Mund am Ärmel ab. Das hatten wir, und so geschah es auch. Ich hieß den Kenelm und den Drachenfahrer, nahe am schlammigen Ufer zu warten, während wir den Seolferwulf auf den Schlick zwischen den beiden dänischen Schiffen steuerten. Der Bug machte ein zischendes Geräusch, als wir schließlich auf Grund liefen. Ich sprang vom Bug, landete spritzend im tiefen Schlick und watete auf festeren Grund, wo unsere Feinde warteten.
«Mein Herr Uhtred», grüßte mich der Anführer der Dänen. Grinsend breitete er die Arme aus. Er war stämmig, hatte goldfarbenes Haar und ein eckiges Kinn. Sein Bart war in fünf einzelne Zöpfe geflochten, die mit Silberspangen zusammengehalten wurden.
An seinen Unterarmen blitzten silberne und goldene Reifen, und sein Gürtel, an dem ein Schwert mit breiter Klinge hing, war mit noch mehr Gold besetzt. Er sah wohlhabend aus, was er auch war, und sein offener Blick ließ ihn vertrauenswürdig erscheinen, was er nicht war.
«Ich bin sehr glücklich, Euch wiederzusehen», sagte er, noch immer lächelnd, «mein geschätzter alter Freund!»
«Jarl Haesten», gab ich zurück. Ich redete ihn mit dem Titel an, den er selbst gerne benutzte, auch wenn Haesten meiner Ansicht nach nichts weiter war als ein Pirat. Ich kannte ihn seit Jahren. Ich hatte ihm einmal das Leben gerettet, was keine gute Idee war, und seit diesem Tag hatte ich immer wieder versucht, ihn umzubringen, doch er war mir jedes Mal entwischt.
Zuletzt war er mir vor fünf Jahren entkommen, und seither war er auf seinen Raubzügen tief ins Frankenreich vorgestoßen. Dort hatte er Silber angehäuft, seiner Frau einen weiteren Sohn gemacht, und er hatte Gefolgsleute gewonnen.
Und nun war er mit achtzig Schiffen nach Wessex zurückgekehrt.
«Ich habe darauf gehofft, dass Ihr es wärt, den Alfred schicken würde.» Er streckte mir die Hand entgegen.
«Wenn Alfred mir nicht befohlen hätte, in Frieden zu kommen», sagte ich und nahm seine Hand, «hätte ich dir jetzt schon den Kopf abgeschlagen.»
«Ihr bellt immer sehr laut. Aber je lauter ein Köter bellt, desto schwächer ist sein Biss.»
Das ließ ich ihm durchgehen. Ich war nicht zum Kämpfen gekommen, sondern um Alfreds Auftrag zu erfüllen, und der König hatte mir befohlen, ein paar Missionare zu Haesten zu bringen. Meine Männer halfen Willibald und seinem Begleiter an Land, dann stellten sie sich bang lächelnd neben mich.
Beide Priester sprachen Dänisch, daher waren sie für diese Mission ausgewählt worden. Ich hatte eine Botschaft zu überbringen, die ich Haesten mit einer wertvollen Gabe schmackhaft machen sollte, doch er spielte den Gleichgültigen und beharrte darauf, dass ich ihn in sein Lager begleitete, bevor Alfreds Geschenk gebracht würde.
Scaepege war nicht Haestens Hauptlager; das befand sich ein gutes Stück weiter östlich. Dort hatte er seine achtzig Schiffe auf den Strand gezogen und eine Verteidigungsanlage errichtet. In diese Festung hatte er mich nicht einladen wollen und deshalb darauf bestanden, sich mit Alfreds Abgesandten in der Ödnis von Scaepege zu treffen, die sogar im Sommer nur aus feuchten Tümpeln, Bittergras und düsteren Marschen besteht.
Er war vor zwei Tagen dort angekommen und hatte hier ein einfaches Lager gebaut. Dazu hatte er eine erhöhte Stelle mit einem Wall aus Dornengewirr umgeben und in der Mitte zwei Segeltuchzelte aufgestellt.
«Essen wir zusammen, Herr», lud er mich ein und deutete mit großartiger Geste auf einen langen Tisch auf Holzböcken, um den ein Dutzend Stühle standen.
Finan, zwei weitere Krieger und die beiden Priester begleiteten mich, doch dann weigerte sich Haesten, die Priester mit am Tisch sitzen zu lassen.
«Ich traue den Christenzauberern nicht», erklärte er, «also sollen sie auf dem Boden hocken.» Das Essen bestand aus Fischeintopf und steinhartem Brot, das von halbnackten Sklavenmädchen gebracht wurde.
Keine von ihnen war älter als vierzehn oder fünfzehn Jahre, und alle waren Sächsinnen. Haesten demütigte die Mädchen, um mich herauszufordern und zu beobachten, wie ich mich verhalten würde. «Sind sie aus Wessex?», fragte ich.
«Natürlich nicht», sagte er und gab vor …
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Der zweite tat etwas Sinnvolles, indem er eine Landzuweisung abschrieb, wenn sie auch aller Wahrscheinlichkeit nach eine Fälschung war. In Klöstern ist man sehr geschickt darin, sich alte Landzuweisungen auszudenken, die beweisen sollen, dass irgendein halbvergessener König aus alter Zeit der Kirche reichen Landbesitz zugesprochen hat, sodass der rechtmäßige Eigentümer gezwungen ist, entweder das Land abzutreten oder eine gewaltige Ausgleichszahlung zu leisten.
Mit mir haben sie das auch einmal versucht. Ein Priester hat die Dokumente gebracht. Ich habe daraufgepisst. Dann habe ich zwanzig Schwertkrieger auf dem betreffenden Stück Land postiert und dem Bischof die Nachricht zukommen lassen, dass er sich das Land nehmen könne, wann immer er es wünsche. Er hat es nie getan.
Die Leute erzählen ihren Kindern, dass man mit harter Arbeit und Sparsamkeit zu Erfolg kommt, aber das ist genauso unsinnig wie zu glauben, ein Dachs, ein Fuchs und ein Wolf könnten eine Kirche bauen. Der Weg zum Reichtum liegt darin, ein christlicher Bischof oder der Abt eines Klosters zu werden und so mit dem Segen des Himmels lügen, betrügen und sich ein Vermögen zusammenstehlen zu dürfen.
Der dritte junge Mann schrieb eine Chronik ab. Ich schob seine Feder zur Seite, sodass ich sehen konnte, was er gerade geschrieben hatte.
«Ihr könnt lesen, Herr?», fragte der alte Mönch. Er wollte es wie eine unschuldige Frage klingen lassen, aber seine Herablassung war nicht zu überhören.
«<In diesem Jahr>», las ich laut, «<kamen die Heiden erneut nach Wessex, es war eine so große Horde, wie sie noch niemals gesehen worden war, und sie verwüsteten das Land und brachten Leid ohnegleichen über die Gottgläubigen, die durch die Gnade Unseres Herrn Jesus Christus und durch Herrn Æthelred von Mercien errettet wurden, der mit seinem Heer nach Fearnhamme zog, wo er die Heiden gänzlich niederschlug.>»
Ich tippte mit dem Finger auf den Text. «In welchem Jahr ist das passiert?», fragte ich den Kopisten. «Im Jahre Unseres Herrn 892», sagte er ängstlich.
«Und was ist das hier?», fragte ich und blätterte durch die Pergamentseiten, von denen er abschrieb. «Das sind Annalen», antwortete der alte Mönch für den jüngeren.
«Die Annalen von Mercien. Das ist das einzige Manuskript, und wir fertigen eine Zweitschrift an.»
Ich richtete meinen Blick wieder auf die frisch geschriebene Seite.
«Æthelred hat also Wessex gerettet?», fragte ich lauernd.
«So war es», sagte der alte Mönch, «mit Gottes Hilfe.»
«Mit Gottes Hilfe? Mit meiner Hilfe! Ich habe diese Schlacht geschlagen, nicht Æthelred!»
Keiner der Mönche sagte etwas. Sie starrten mich nur an. Einer meiner Männer erschien an dem Ende des Durchgangsraums, an das sich der Kreuzgang anschloss, lehnte sich an die Wand und grinste so breit, dass man seine Zahnlücken sah.
«Ich war bei Fearnhamme!», setzte ich hinzu. Dann griff ich mir das einzige Exemplar der Annalen von Mercien und blätterte durch die steifen Seiten. Æthelred, Æthelred, Æthelred und kein einziges Mal Uhtred, kaum dass je Alfred erwähnt wurde, auch Æthelflæd kam nicht vor, nur Æthelred.
Ich blätterte zu der Seite, auf der von den Ereignissen nach der Schlacht von Fearnhamme berichtet wurde.
«<Und in diesem Jahr>», las ich laut, «<führten durch Gottes Gnade der Herr Æthelred und der Ætheling Edward die Männer von Mercien nach Beamfleot, wo Æthelred reiche Beute machte und zahllose Heiden niedermetzelte.>»
Ich sah dem alten Mönch direkt in die Augen. «Æthelred und Edward haben diese Armee geführt?» «So heißt es, Herr.» Die Missachtung in seinem Blick war verschwunden.
«Ich habe sie geführt, du Bastard!» Ich raffte die neubeschriebenen und die Seiten der Erstschrift zusammen und ging zur Kohlenpfanne.
«Nein!», begehrte der alte Mann auf.
«Das sind Lügen», sagte ich. Er hob beschwichtigend die Hand.
«Vierzig Jahre lang, Herr», sagte er bescheiden, «sind diese Berichte zusammengetragen und aufbewahrt worden. Sie sind die Geschichte unseres Volkes. Und dies ist die einzige Ausfertigung!» «Das sind Lügen! Ich war dort. Ich war auf diesem Hügel bei Fearnhamme und in dem Graben bei Beamfleot. Wart Ihr auch dort?»
«Ich war noch sehr jung, Herr.» Er quiekte entsetzt auf, als ich die Manuskripte auf die Kohlenpfanne warf. Hastig versuchte er, die Pergamente zu retten, aber ich schlug seine Hand weg.
«Ich war dort», wiederholte ich und starrte auf die Pergamentseiten, die sich dunkler färbten und zusammenrollten, bevor sie von den Rändern her knisternd Flammen fingen.
«Ich war dort.»
«Vierzig Jahre Arbeit und Mühen!», rief der Mönch fassungslos.
«Wenn Ihr wissen wollt, was geschehen ist», sagte ich, «dann kommt zu mir nach Bebbanburg, und ich erzähle Euch die Wahrheit.»
Sie kamen nie. Aber ich war bei Fearnhamme, und das war nur der Anfang der Geschichte.
EINS
Es war Morgen, und ich war jung, und auf der See lag ein silbrig-rosafarbener Schimmer unter dem Nebelhauch, der die Küste verhüllte. Südlich von mir lag Cent, nördlich Ostanglien und hinter mir Lundene. Vor mir ging die Sonne auf und vergoldete die wenigen Wolken, die über den Himmel zogen. Wir befanden uns im Mündungsgebiet der Temes.
Mein Schiff, der Seolferwulf, war neu und leckte, wie es alle neuen Schiffe tun. Friesische Handwerker hatten es aus ungewöhnlich hellen Eichenbalken gebaut. Daher hatte es seinen Namen: Silberwolf. Hinter mir waren der Kenelm, der von König Alfred nach irgendeinem ermordeten Heiligen benannt worden war, und der Drachenfahrer, den wir den Dänen abgenommen hatten.
Der Drachenfahrer war eine wahre Schönheit, ein Schiff, wie allein die Dänen es bauen können. Es hatte einen schlanken Körper, war leicht zu lenken und doch tödlich in der Schlacht.
Auch der Seolferwulf war eine Schönheit: langkielig, breit und mit hohem Bug. Ich hatte ihn selbst bezahlt, den friesischen Schiffszimmerern Gold gegeben und zugesehen, wie seine Rippen wuchsen, die Plankenhaut entstand und wie schließlich der stolze Bug über der Werft aufragte.
Am Bug war ein aus Eichenholz geschnitzter Wolfskopf befestigt, der zuerst ganz weiß und dann noch mit einer roten, heraushängenden Zunge, roten Augen und gelben Fängen bemalt worden war. Bischof Erkenwald von Lundene hatte mich getadelt.
Seiner Meinung nach hätte ich das Schiff nach einem dieser Heiligen, dieser christlichen Weichlinge, nennen sollen. Dann hatte er mir ein Kruzifix überreicht, das ich an den Mast des Seolferwulfs nageln sollte, doch stattdessen verbrannte ich den hölzernen Gott an seinem hölzernen Kreuz, mischte die Asche unter zerstampfte Äpfel und fütterte meine Säue damit. Ich bete zu Thor.
An diesem fernen Morgen also, an dem ich noch jung war, ruderten wir ostwärts auf der silber- und rosafarbenen See. Mein Wolfsbug war mit einem belaubten Eichenzweig geschmückt. Wir zeigten damit, dass wir unsere Feinde nicht angreifen wollten, auch wenn meine Männer ihre Kettenrüstungen trugen und ihre Schilde und Waffen griffbereit neben den Ruderbänken lagen. Finan, mein zweiter Befehlshaber auf dem Schiff, hockte sich neben mich auf die Steuerplattform und hörte belustigt Pater Willibald zu, der ohne Unterlass plapperte.
«Andere Dänen haben Gottes Gnade empfangen, Herr Uhtred», sagte er. Er schnatterte diesen Unsinn, seit wir in Lundene abgelegt hatten, aber ich ertrug es, denn ich mochte Willibald. Er war ein eifriger, hart arbeitender und immer fröhlicher Mann.
«Mit Gottes Hilfe», fuhr er fort, «werden wir das Licht des Glaubens unter diesen Heiden verbreiten.» «Warum schicken uns die Dänen eigentlich keine Missionare?», fragte ich. «Das verhüte Gott, Herr.» Sein Begleiter, ein Priester, dessen Namen ich längst vergessen habe, nickte ernst.
«Haben sie vielleicht etwas Besseres zu tun?», fragte ich. «Wenn die Dänen Ohren haben zu hören, Herr, dann werden sie die Botschaft Christi mit Jubel und Entzücken vernehmen!»
«Ihr seid ein Narr, Pater», entgegnete ich milde. «Wisst Ihr, wie viele von Alfreds Missionaren schon niedergemetzelt wurden?»
«Wir müssen alle zum Märtyrertod bereit sein, Herr», sagte er, wenn auch mit etwas ängstlicher Stimme.
«Ihnen werden die priesterlichen Gedärme aus dem Leib geschnitten, die Augen aus dem Kopf geholt, die Eier aufgeschlitzt und die Zungen herausgerissen. Erinnerst du dich an den Mönch, den wir in Yppe gefunden haben?», wandte ich mich an Finan.
Finan war ein Flüchtling aus Irland. Er war dort als Christ aufgewachsen, doch seine Religion war so durchmischt mit den Mythen seiner Heimat, dass man sie kaum als denselben Glauben erkannt hätte, den Willibald predigte.
«Wie ist dieser bedauernswerte Mann gestorben?», fragte ich. «Sie haben die arme Seele bei lebendigem Leib gehäutet», antwortete Finan.
«Haben sie bei den Zehen angefangen?»
«Sie haben ihm ganz langsam die Haut abgezogen. Es muss Stunden gedauert haben.»
«Sie haben die Haut nicht einfach abgezogen», verbesserte ich. «Man kann einen Mann nicht einfach wie ein Lamm häuten.»
«Das stimmt», sagte er. «Man muss zerren und reißen. Und man braucht viel Kraft dafür.»
«Er war ein Missionar», erklärte ich, an Willibald gewandt.
«Und ebenso ein gesegneter Märtyrer», fügte Finan heiter hinzu. «Aber irgendwann muss es ihnen langweilig geworden sein, weil sie ihm schließlich doch noch den Rest gegeben haben. Sind mit einer Baumsäge auf seinen Bauch losgegangen.»
«Ich glaube, es war eher eine Axt», sagte ich.
«Nein, nein, es war eine Säge, Herr», beharrte er grinsend, «noch dazu eine mit wahrhaftig großen Zähnen. Haben ihn damit in zwei Hälften gerissen.»
Pater Willibald, der schon immer ein Märtyrer der Seekrankheit gewesen war, schwankte zur Reling. Wir lenkten das Schiff Richtung Süden. Die Mündung der Temes ist ein trügerisches Gewässer voller Sandbänke und starker Strömungen, aber ich hatte es schon seit fünf Jahren überwacht und musste kaum noch auf die Landmarken achten, als wir nun ans Ufer von Scaepege ruderten. Und dort vor mir, zwischen zwei auf den Strand gesetzten Schiffen, wartete der Feind. Die Dänen.
Es mussten hundert oder mehr Männer sein, alle in Kettenrüstung, alle mit Helmen und blitzenden Waffen. «Wir könnten die ganze Mannschaft niedermachen», sagte ich zu Finan.
«Wir haben genügend Männer.»
«Wir haben angekündigt, dass wir in Frieden kommen!», begehrte Willibald auf und wischte sich den Mund am Ärmel ab. Das hatten wir, und so geschah es auch. Ich hieß den Kenelm und den Drachenfahrer, nahe am schlammigen Ufer zu warten, während wir den Seolferwulf auf den Schlick zwischen den beiden dänischen Schiffen steuerten. Der Bug machte ein zischendes Geräusch, als wir schließlich auf Grund liefen. Ich sprang vom Bug, landete spritzend im tiefen Schlick und watete auf festeren Grund, wo unsere Feinde warteten.
«Mein Herr Uhtred», grüßte mich der Anführer der Dänen. Grinsend breitete er die Arme aus. Er war stämmig, hatte goldfarbenes Haar und ein eckiges Kinn. Sein Bart war in fünf einzelne Zöpfe geflochten, die mit Silberspangen zusammengehalten wurden.
An seinen Unterarmen blitzten silberne und goldene Reifen, und sein Gürtel, an dem ein Schwert mit breiter Klinge hing, war mit noch mehr Gold besetzt. Er sah wohlhabend aus, was er auch war, und sein offener Blick ließ ihn vertrauenswürdig erscheinen, was er nicht war.
«Ich bin sehr glücklich, Euch wiederzusehen», sagte er, noch immer lächelnd, «mein geschätzter alter Freund!»
«Jarl Haesten», gab ich zurück. Ich redete ihn mit dem Titel an, den er selbst gerne benutzte, auch wenn Haesten meiner Ansicht nach nichts weiter war als ein Pirat. Ich kannte ihn seit Jahren. Ich hatte ihm einmal das Leben gerettet, was keine gute Idee war, und seit diesem Tag hatte ich immer wieder versucht, ihn umzubringen, doch er war mir jedes Mal entwischt.
Zuletzt war er mir vor fünf Jahren entkommen, und seither war er auf seinen Raubzügen tief ins Frankenreich vorgestoßen. Dort hatte er Silber angehäuft, seiner Frau einen weiteren Sohn gemacht, und er hatte Gefolgsleute gewonnen.
Und nun war er mit achtzig Schiffen nach Wessex zurückgekehrt.
«Ich habe darauf gehofft, dass Ihr es wärt, den Alfred schicken würde.» Er streckte mir die Hand entgegen.
«Wenn Alfred mir nicht befohlen hätte, in Frieden zu kommen», sagte ich und nahm seine Hand, «hätte ich dir jetzt schon den Kopf abgeschlagen.»
«Ihr bellt immer sehr laut. Aber je lauter ein Köter bellt, desto schwächer ist sein Biss.»
Das ließ ich ihm durchgehen. Ich war nicht zum Kämpfen gekommen, sondern um Alfreds Auftrag zu erfüllen, und der König hatte mir befohlen, ein paar Missionare zu Haesten zu bringen. Meine Männer halfen Willibald und seinem Begleiter an Land, dann stellten sie sich bang lächelnd neben mich.
Beide Priester sprachen Dänisch, daher waren sie für diese Mission ausgewählt worden. Ich hatte eine Botschaft zu überbringen, die ich Haesten mit einer wertvollen Gabe schmackhaft machen sollte, doch er spielte den Gleichgültigen und beharrte darauf, dass ich ihn in sein Lager begleitete, bevor Alfreds Geschenk gebracht würde.
Scaepege war nicht Haestens Hauptlager; das befand sich ein gutes Stück weiter östlich. Dort hatte er seine achtzig Schiffe auf den Strand gezogen und eine Verteidigungsanlage errichtet. In diese Festung hatte er mich nicht einladen wollen und deshalb darauf bestanden, sich mit Alfreds Abgesandten in der Ödnis von Scaepege zu treffen, die sogar im Sommer nur aus feuchten Tümpeln, Bittergras und düsteren Marschen besteht.
Er war vor zwei Tagen dort angekommen und hatte hier ein einfaches Lager gebaut. Dazu hatte er eine erhöhte Stelle mit einem Wall aus Dornengewirr umgeben und in der Mitte zwei Segeltuchzelte aufgestellt.
«Essen wir zusammen, Herr», lud er mich ein und deutete mit großartiger Geste auf einen langen Tisch auf Holzböcken, um den ein Dutzend Stühle standen.
Finan, zwei weitere Krieger und die beiden Priester begleiteten mich, doch dann weigerte sich Haesten, die Priester mit am Tisch sitzen zu lassen.
«Ich traue den Christenzauberern nicht», erklärte er, «also sollen sie auf dem Boden hocken.» Das Essen bestand aus Fischeintopf und steinhartem Brot, das von halbnackten Sklavenmädchen gebracht wurde.
Keine von ihnen war älter als vierzehn oder fünfzehn Jahre, und alle waren Sächsinnen. Haesten demütigte die Mädchen, um mich herauszufordern und zu beobachten, wie ich mich verhalten würde. «Sind sie aus Wessex?», fragte ich.
«Natürlich nicht», sagte er und gab vor …
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Autoren-Porträt von Bernard Cornwell
Autoren-Porträt von Bernard Cornwell
Die Erfolgsgeschichte von Bernard Cornwell zeigt, dass staatliche Bürokratie auch ihr Gutes haben kann. Immerhin war es die Weigerung der US-amerikanischen Einwanderungsbehörde, Cornwell eine Arbeitserlaubnis auszustellen, die den gebürtigen Engländer dazu brachte, hauptberuflich zu schreiben. Auf diese Weise wurde er zum Bestseller-Autor statt zum Greencard-Inhaber.
Geboren wurde Bernard Cornwell 1944 in London, aufgewachsen ist er als Adoptivkind in Essex. Nach einem Geschichtsstudium arbeitete er zunächst als Lehrer und später 10 Jahre für die BBC. Mit seiner Ehefrau Judy, einer US-Amerikanerin, ging er 1980 nach Cap Cod in die Vereinigten Staaten. Seinen größten schriftstellerischen Erfolg erlangte Cornwell mit Mittelalter-Epen sowie den Abenteuergeschichten um den britischen Soldaten Richard Sharpe, die in der Zeit der napoleonischen Kriege spielen. Die Serie umfasst mittlerweile über 20 Bände, und ein Ende ist nicht abzusehen. Mit Sean Bean als Darsteller des Richard Sharpe sind die Geschichten darüber hinaus nicht nur ein Fernseherfolg geworden, sondern haben ihrem Autor auch einen Verdienstorden eingebracht – überreicht 2006 von Königin Elizabeth II.
Bibliographische Angaben
- Autor: Bernard Cornwell
- 2010, 512 Seiten, Maße: 11,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Karolina Fell
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 349925414X
- ISBN-13: 9783499254147
- Erscheinungsdatum: 20.04.2010
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