Verborgene Muster. Das zweite Zeichen
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Doch John Rebus tippt auf Mord.
Ian Rankin, geboren 1960 in Schottland: früher Punk - heute erfolgreicher Krimi-Autor.
"Das zweite Zeichen": In einem heruntergekommenen Haus in Edinburgh wurde die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Ein Drogenopfer, so sieht es zunächst aus. Aber aus dem scheinbar einfachen Fall wird bald eine mysteriöse Mordsache für John Rebus ...
VerborgeneMuster von Ian Rankin
LESEPROBE
»Überall sind Anhaltspunkte«
Auf denStufen zur Polizeistation Great London Road in Edinburgh zündete sich JohnRebus seine letzte für diesen Tag erlaubte Zigarette an, bevor er dieimposante Tür aufstieß und hineinging.
Das Gebäudewar alt, der Fußboden marmoriert und dunkel. Es hatte etwas von derverblassenden Grandezza einer toten Aristokratie an sich. Es hatte Charakter.
Rebuswinkte dem Dienst habenden Sergeant zu, der gerade alte Fotos vom Anschlagbrettriss und durch neue ersetzte. Er stieg die große geschwungene Treppe zu seinemBüro hinauf. Campbell wollte gerade gehen.
»Hallo,John.«
McGregorCampbell, wie Rebus Detective Sergeant, war dabei, Hut und Mantel anzuziehen.
»Was gibt'sNeues, Mac? Wird's eine hektische Nacht werden? « Rebus begann, dieNachrichten auf seinem Schreibtisch durchzusehen.
»Ich habkeine Ahnung, John, aber heute war hier die Hölle los, das kann ich dir sagen.Da ist ein Brief für dich vom Chef persönlich.«
»Ach ja?«Rebus schien mit einem anderen Brief beschäftigt zu sein, den er geradegeöffnet hatte.
»Ja, John.Mach dich auf was gefasst. Ich glaube, du sollst für diesen Entführungsfall abgestelltwerden. Viel Glück. Ich geh jetzt ins Pub, den Boxkampf in der BBC ansehen.Müsste noch rechtzeitig dort sein.« Campbell sah auf seine Uhr. »Ja, ist nochreichlich Zeit. Ist was nicht in Ordnung, John?«
Rebusfuchtelte mit dem leeren Umschlag vor ihm in der Luft herum. »Wer hat denhergebracht, Mac?«
»KeinenSchimmer, John. Was ist damit?«
» Schonwieder so ein Spinnerbrief.«
»Ach ja?«Campbell schielte Rebus über die Schulter und betrachtete die mitSchreibmaschine getippte Notiz. »Sieht nach demselben Kerl aus, findest dunicht?«
»Sehrscharfsinnig beobachtet, Mac, wenn man bedenkt, dass es haargenau dieselbeNachricht ist.«
»Und wasist mit der Schnur?«
»Die istauch dabei.« Rebus nahm ein kurzes Stück Schnur von seinem Schreibtisch. In derMitte war ein einfacher Knoten.
»Verdammtmerkwürdige Angelegenheit.« Campbell ging zur Tür. »Dann bis morgen, John.«
»Ja, ja,bis dann, Mac. « Rebus wartete, bis er hinausgegangen war. »Ach, Mac! «Campbell erschien wieder in der Tür. »Ja?«
»Maxwellhat gewonnen«, sagte Rebus lächelnd.
»Was bistdu doch für ein Fiesling, Rebus.« Mit zusammengebissenen Zähnen stolzierteCampbell aus der Wache.
»Einer vonder alten Schule«, sagte Rebus zu sich selbst. »Also, was könnte ich für Feindehaben?«
Er betrachteteden Brief erneut, dann untersuchte er den Umschlag. Nur sein Name stand darauf,ungleichmäßig getippt. Die Nachricht war abgegeben worden, genau wie beim erstenMal. In der Tat verdammt merkwürdig.
Er gingwieder die Treppe hinunter zum Empfang.
» Jimmy?
»Ja, John.«
»Hast dudas hier gesehen?« Er zeigte dem Dienst habenden Sergeant den Briefumschlag.
»Das?« DerSergeant runzelte nicht nur die Stirn, sondern schien das ganze Gesicht inFalten zu legen. Nur vierzig Jahre bei der Truppe konnten einen Menschen soweit bringen, vierzig Jahre voller Fragen und Rätsel; Kreuze, die man zu tragenhatte. »Der muss unter der Tür durchgeschoben worden sein, John. Ich hab ihnselbst da vorne auf dem Fußboden gefunden.« Er deutete vage in RichtungEingangstür. »Ist was damit?«
»Ach nein,eigentlich nicht. Danke, Jimmy.«
Doch Rebuswusste, dass ihm dieser kleine Brief die ganze Nacht keine Ruhe lassen würde,und das nur wenige Tage, nachdem er die erste anonyme Nachricht bekommen hatte.Er legte beide Briefe nebeneinander auf seinen Schreibtisch. Die Schrift eineralten Schreibmaschine, vermutlich einer tragbaren. Das S war ungefähr einenMillimeter höher als die übrigen Buchstaben. Billiges Papier ohneWasserzeichen. Das in der Mitte geknotete Stück Schnur war mit einem scharfen Messeroder einer Schere abgeschnitten worden. Die Nachricht. Dieselbe mitSchreibmaschine getippte Nachricht.
ÜBERALL SIND ANHALTSPUNKTE.
Das mochteja durchaus sein. Jedenfalls war es das Werk eines Spinners, irgendein dummerScherz. Aber warum er? Es ergab keinen Sinn. In dem Moment klingelte dasTelefon.
»Detective Sergeant Rebus?«
»Am Apparat.«
»Rebus, hier ist Chief Inspector Anderson. Haben Sie meine Nachrichterhalten?«
Anderson.Ausgerechnet Anderson. Der hatte ihm gerade noch gefehlt. Von einem Spinner zumnächsten.
»Ja, Sir«,sagte Rebus, der sich den Hörer unter das Kinn geklemmt hatte und besagtenBrief auf seinem Schreibtisch aufriss.
»Gut.Können Sie in zwanzig Minuten hier sein? Die Besprechung findet in der Einsatzzentralein der Waverley Road statt.«
»Ich werdeda sein, Sir.«
In der Leitung ertönte das Freizeichen, während Rebus las.Es war also wahr, es war offiziell. Er wurde für den Entführungsfallabgestellt. Gott, was für ein Leben. Er steckte die Zettel, die Briefumschlägeund die Schnur in seine Jackentasche und sah sich frustriert im Büro um. Werverscheißerte hier wen? Ein göttlicher Eingriff wäre nötig, innerhalb einer halbenStunde in der Waverley Road Station zu sein. Und wann sollte er seine übrige Arbeiterledigen? Er hatte drei Fälle, die in Kürze vor Gericht gingen, dazu noch etwaein halbes Dutzend, bei denen dringend der Papierkram erledigt werden musste,bevor er sich an gar nichts mehr erinnerte. Eigentlich wäre es sogar ganzschön, sie einfach aus dem Gedächtnis zu streichen. Sie auszulöschen. Erschloss die Augen. Und öffnete sie wieder. Der Papierkram lag noch da,unübersehbar. Sinnlos. Immer hinkte man hinterher. Sobald er einen Fall abgeschlossenhatte, traten zwei oder drei neue an seine Stelle. Wie hieß doch gleich diesesWesen? Hydra, oder? Das war's, dagegen kämpfte er an. Immer wenn er einen Kopfabgeschlagen hatte, landeten mindestens zwei neue in seinem Eingangskorb. Ausdem Urlaub zurückzukommen war ein Alptraum.
Und jetztwürden sie ihm auch noch Felsblöcke geben, die er den Hügel hinaufschiebensollte.
Er schautezur Decke.
»Mit GottesHilfe«, flüsterte er. Dann ging er zu seinem Auto.
© derdeutschsprachigen Ausgabe 2000 by Wilhelm Goldmann Verlag, München
Übersetzung:Ellen Schlootz
Mit "Ein Rest von Schuld" hatte Ian Rankin seinen Ermittler John Rebus nach 17 Fällen in den wohlverdienten Ruhestand geschickt und lässt jetzt Inspector Malcolm Fox die Bühne betreten, der in "Ein reines Gewissen" seinen ersten Fall zu lösen hat.
Ian Rankin lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Edinburgh.
Interviewmit Ian Rankin
Im In- und Ausland werden Sie als virtuoser Krimiautorgefeiert. Gehören Sie zu den Autoren, die den Erfolg zum Schreiben brauchen,oder zu den "notorischen" Schriftstellern, die auch für eine kleineFangemeinde arbeiten würden?
Als ich mit dem Schreibenanfing, hatte ich keine Idee, ob ich je erfolgreich sein würde. Der Erfolg ließauch lange auf sich warten! Meine ersten Geschichten schrieb ich mit zehnJahren. Mein erstes Gedicht wurde in einer Zeitung abgedruckt, als ich 17 war,und meinen ersten Roman veröffentlichte ich mit 25. Aber bis zu meinemvierzigsten Lebensjahr war ich nicht sonderlich erfolgreich. Ich sage immer,dass ich durch viele Lehrjahre gehen musste.
Z.B. in "Die Kinderdes Todes" gibt es ein Wiedersehen mit Inspektor John Rebus. Auch andereAutoren arbeiten sehr erfolgreich mit eingeführten Ermittlern. Ist das aucheine Form von "Markenbildung", die Leser brauchen?
Als ich das erste Mal einenRoman mit Inspektor Rebus schrieb, hatte ich nicht vor, diese Figur auch inanderen Büchern auftauchen zu lassen. In einer ersten Version des Buches ließich Rebus am Ende sogar ermorden. Aber er ist eine so faszinierende Figur! Ichwusste ja, dass ich auch weiter über die heutige Gesellschaft schreiben wollte.Und da kam mir der Inspektor wirklich sehr gelegen, weil er Zugang zu jederGesellschaftsschicht hat. Aber die wirkliche Hauptrolle in meinen Geschichtenspielt eigentlich Schottland. Jedes meiner Bücher reflektiert einen anderenAspekt dieses Landes.
Seit einigen Jahren, soscheint es, denken sich Autoren immer brutalere Verbrechen aus. Warum hat z.B.der gute alte Giftmord heute keine Chance mehr?
Es gibt immer noch vieletraditionelle Krimi-Autoren, die über Hobby-Detektive schreiben, zum Beispielüber ältere Damen oder Herren mit kriminalistischem Gespür. Ich finde das nichtsehr realistisch. Normalerweise decken gewöhnliche Bürger nicht mal eben daseine oder andere Verbrechen auf! Was die Zunahme von Brutalität in Krimisangeht,... ja, anscheinend schreiben einige Autoren gerne über Serienmörder.Ich versuche immer, mich nicht in gerichtsmedizinische Details zu vertiefen.Ich bin nicht daran interessiert, den Leser zu schockieren. Ich denke, dassmeine Bücher mehr Tiefgang haben. Zum Beispiel hat sich der Mord zu Beginnmeiner Bücher meistens schon ereignet... und die Zahl meiner Toten ist sehrniedrig im Vergleich zu anderen Autoren.
Lesen Sie eigentlich, seies zur Inspiration oder aus Neugierde, auch die "Konkurrenz", zumBeispiel Elizabeth George oder Patricia Cornwell? Haben Sie eine persönlicheEmpfehlung?
Ich lese ziemlich vieleKrimis. Schottland, ein kleines Land mit einer Bevölkerung von nur fünfMillionen, hat zur Zeit eine Menge guter Krimi-Autoren: Val McDermid, AlexanderMcCall Smith, Christopher Brookmyre, Denise Mina, Paul Johnston und Louise Welsh.Es ist eine gute Zeit für Krimis. Mir gefällt auch der englische Autor DavidPeace sehr - der James Ellroy von England.
Die Fragen stellteMathias Voigt, Literaturtest.
- Autor: Ian Rankin
- 2005, 540 Seiten, Maße: 12,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Ellen Schlootz
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442133750
- ISBN-13: 9783442133758
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