Verirrt im Paradies
Erzählungen
Dieser Erzählungsband bietet neun Erzählungen für eine erwachsene Leserschaft. Alle Personen, Kinder und Erwachsene, von denen hier erzählt wird, verbindet eins: Sie sind unterwegs - im fremden Land, an unbekanntem Ort. Sie hoffen auf Veränderung. Dennoch...
Leider schon ausverkauft
Buch
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Verirrt im Paradies “
Klappentext zu „Verirrt im Paradies “
Dieser Erzählungsband bietet neun Erzählungen für eine erwachsene Leserschaft. Alle Personen, Kinder und Erwachsene, von denen hier erzählt wird, verbindet eins: Sie sind unterwegs - im fremden Land, an unbekanntem Ort. Sie hoffen auf Veränderung. Dennoch ist das wirkliche Ziel oft nicht klar. Auch wer das "Paradies" sucht, kann sich verirren, Richtung und Orientierung verlieren. Dass sich in solchen Situationen gar nicht so selten die Erfahrung einstellt, nicht allein zu sein, gehört zu den Lichtblicken, die die Lektüre dieser nicht nur unter die Haut gehenden literarischen Texte ermöglicht.
Lese-Probe zu „Verirrt im Paradies “
V E R I R R T I M P A R A D I E SSie waren morgens um vier Uhr losgefahren. Kein Hund bellte im Dorf.
'In aller Herrgottsfrühe', hatte sie gesagt, und es hatte ihr gefallen, das zu sagen.
Als ob die Frühe im Besitz Gottes sei. Das hatte etwas Beruhigendes. Denn eigentlich fürchtete sie sich vor der Fahrt. Fürchtete sich vor der Länge der Reise, vor den Grenzübergängen und vor dem unbekannten Land.
Er hatte nachgesehen, ob die Kleine angeschnallt war in ihrem Kindersitz, und er hatte sie leicht angestupst und gesagt: 'Nun schlaf aber, du'. Und dann war er mit Schwung in den Wagen gestiegen und hatte den Motor gestartet.
Bis zur ersten Grenze hatte es nicht lange gedauert. Dort ging alles zügig.
Die zweite Grenze passierten sie nach wenigen Stunden. Auch an der dritten gab es keine Probleme. Am vierten Grenzübergang - sie hatten dazwischen in einem Motel übernachtet - warteten sie eine Stunde. Schließlich war auch das ausgestanden. Es war der zweite Reisetag, an dem sie in das Land einfuhren, von dem er gesagt hatte, es sei ein Paradies.
Das Kind war relativ ruhig gewesen, genau, wie Lilo und Roland es ihnen vorausgesagt hatten. Es hatte lange Strecken geschlafen, und wenn es wach war, trank es aus seiner Teeflasche, aß still eine Banane oder knabberte an Apfelstücken. Es war ein nettes Kind, das wachen Blickes die Landschaft hinter den Scheiben betrachtete. Es zeigte auf Hunde, die die Dorfstraße entlang trotteten und sagte vernehmlich:
'Dort sind Hunde.' Auch freute es sich am Storch, der mit breiten Schwingen über den grauen Häusern schwebte und flüsterte: 'Das Nest ist auf dem Lichtmast'.
Es winkte den alten Frauen zu, die mit schwarzen Kopftüchern und Schürzen vor ihren hölzernen Toren standen. In Abständen meldete es: 'Tante Mona, ich muss', und dann hielten sie kurz an einer Einbuchtung und die Kleine hockte sich ins Gras.
Anfangs war die Landschaft langweilig und trocken, aber das sagte die Frau ihm nicht. Später näherten sich bewaldete
... mehr
Hügelketten und runde Wiesenhänge, alles in ein unwirkliches Grün getaucht. Sie merkte, wie es anfing, ihr zu gefallen. Auch das sagte sie ihm nicht. Sie sagte gar nichts, schon eine ganze Weile, denn das Kind kam ihr seit der letzten Rast merkwürdig vor. Sie hatte sich zu ihm auf die Rückbank gesetzt und versucht, Spaß zu machen. Doch die Kleine wirkte matt und lächelte angestrengt.
Sie hatte ein schmales Gesicht und seidige Haare, blond. Alles an ihr war wie bei einem Porzellanpüppchen. Man fasste das Handgelenk an mit der Sorge, es könne zerbrechen. Lilo und Roland hatten sie Anne Bindestrich Lee genannt, nicht etwa Annelie, wie früher die kleinen Mädchen hießen, sondern Lee als El-e-e- geschrieben, so dass der Name fremdländisch aussah, aber wie ganz normal Annelie klang. Wenn man ihn schnell sprach. Sie fand das vom ersten Tag an albern, sagte sich aber immer wieder, dass es nicht ihre Sache sei und dass sie ihr Kind ganz bestimmt nicht so betitelt hätte.
Und dann weinte das Mädchen und sie erschrak, weil sie darauf irgendwie nicht gefasst gewesen war. Sie nahm Anne-Lees Hand und flüsterte etwas, und da bemerkte sie, dass Johann von der Straße abgebogen war, sicher schon vor einiger Zeit. Sie fuhren jetzt durch ein Tal, überall Bäume, und keine Menschenseele zu sehen. Und dann standen sie, und die Sonne schickte sich an, hinter die Hügel zu rutschen, und Johann stieg aus und sagte: 'Das ist es, was ich wollte, genau das'.
Sie wollte auch aussteigen, aber das Kind ningelte lauter, und sie schnallte es ab und hob es heraus. Es tappste unsicher nach dem langen Sitzen umher, setzte sich dann ins Gras unter einen Baum und blieb so.
'Hilf mir mit dem Zelt'", sagte Johann zu Mona und drückte ihr die Plane in die Hand.
Gemeinsam bauten sie das Iglu auf. Es sah grün aus und wirkte wie eine Tarnung in der Üppigkeit des Tales, und das Kind schaute. Mona hockte sich nieder und hatte wieder das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
Sie hatte ein schmales Gesicht und seidige Haare, blond. Alles an ihr war wie bei einem Porzellanpüppchen. Man fasste das Handgelenk an mit der Sorge, es könne zerbrechen. Lilo und Roland hatten sie Anne Bindestrich Lee genannt, nicht etwa Annelie, wie früher die kleinen Mädchen hießen, sondern Lee als El-e-e- geschrieben, so dass der Name fremdländisch aussah, aber wie ganz normal Annelie klang. Wenn man ihn schnell sprach. Sie fand das vom ersten Tag an albern, sagte sich aber immer wieder, dass es nicht ihre Sache sei und dass sie ihr Kind ganz bestimmt nicht so betitelt hätte.
Und dann weinte das Mädchen und sie erschrak, weil sie darauf irgendwie nicht gefasst gewesen war. Sie nahm Anne-Lees Hand und flüsterte etwas, und da bemerkte sie, dass Johann von der Straße abgebogen war, sicher schon vor einiger Zeit. Sie fuhren jetzt durch ein Tal, überall Bäume, und keine Menschenseele zu sehen. Und dann standen sie, und die Sonne schickte sich an, hinter die Hügel zu rutschen, und Johann stieg aus und sagte: 'Das ist es, was ich wollte, genau das'.
Sie wollte auch aussteigen, aber das Kind ningelte lauter, und sie schnallte es ab und hob es heraus. Es tappste unsicher nach dem langen Sitzen umher, setzte sich dann ins Gras unter einen Baum und blieb so.
'Hilf mir mit dem Zelt'", sagte Johann zu Mona und drückte ihr die Plane in die Hand.
Gemeinsam bauten sie das Iglu auf. Es sah grün aus und wirkte wie eine Tarnung in der Üppigkeit des Tales, und das Kind schaute. Mona hockte sich nieder und hatte wieder das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
... weniger
Autoren-Porträt von Caritas Führer
Caritas Führergeboren 1957 in Karl-Marx-Stadt / Chemnitzgelernte Porzellangestalterin / MeißenStudium am Literaturinstitut / Leipzigengagiert in Sozialprojektenfreischaffend, verheiratet, drei Söhne.
Bibliographische Angaben
- Autor: Caritas Führer
- 2016, 1., Aufl., 206 Seiten, Maße: 12,8 x 20,8 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Kinzel
- ISBN-10: 3955440486
- ISBN-13: 9783955440480
- Erscheinungsdatum: 10.03.2016
Kommentar zu "Verirrt im Paradies"
0 Gebrauchte Artikel zu „Verirrt im Paradies“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Verirrt im Paradies".
Kommentar verfassen