Verräterische Gefühle. Der Feind, der mich liebte
Deutsche Erstausgabe
Verräterische Gefühle:
Brenna war vor Jahren verliebt in Warren, doch der heiratete ihre Schwester. Jetzt ist Honor tödlich verunglückt und Warren frei?
Der Feind, der mich liebte:
Ihre Familien...
Brenna war vor Jahren verliebt in Warren, doch der heiratete ihre Schwester. Jetzt ist Honor tödlich verunglückt und Warren frei?
Der Feind, der mich liebte:
Ihre Familien...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Verräterische Gefühle. Der Feind, der mich liebte “
Verräterische Gefühle:
Brenna war vor Jahren verliebt in Warren, doch der heiratete ihre Schwester. Jetzt ist Honor tödlich verunglückt und Warren frei?
Der Feind, der mich liebte:
Ihre Familien sind seit Jahren verfeindet. Doch Ashley und Trevor haben eine heiße Affäre ...
Brenna war vor Jahren verliebt in Warren, doch der heiratete ihre Schwester. Jetzt ist Honor tödlich verunglückt und Warren frei?
Der Feind, der mich liebte:
Ihre Familien sind seit Jahren verfeindet. Doch Ashley und Trevor haben eine heiße Affäre ...
Klappentext zu „Verräterische Gefühle. Der Feind, der mich liebte “
Verräterische GefühleWarrens Kuss vor zehn Jahren war Brenna schönstes Geburtstagsgeschenk. Doch geheiratet hat er ihre Schwester Honor, die vor Kurzem tödlich verunglückt ist. Aus beruflichen Gründen kehrt Brenna in ihre Heimat zurück. Warren und sie sind jetzt ungebunden und frei. Wirklich? Warum drängt sich dann bei jedem Kuss Honors Schatten zwischen sie? Und Brenna beginnt sich zu fragen, ob Honors Tod ein Unfall war.
Der Feind der mich liebte
Ihre Familien sind seit Jahren verfeindet. Das hielt Ashley Stephens und Trevor Daniels jedoch nicht von einer heißen Affäre ab. Bis Ashley merkte, dass Trevor vor allem von Rache getrieben wurde. Entsprechend kühl gibt sie sich beim Wiedersehen. Auch wenn die Funken nur so sprühen und ihren Widerstand zermürben. Aber noch immer steht ein böser Verdacht zwischen ihnen: Hat Ashleys Vater den Patriarch der Daniels getötet?
Lese-Probe zu „Verräterische Gefühle. Der Feind, der mich liebte “
Verräterische Gefühle von Lisa JacksonÜbersetzung von Christiane Meyer
PROLOG
West Linn, Oregon
Brennas achtzehnter Geburtstag
„Hast du es schon angezogen?", rief Honor aus dem angrenzenden Badezimmer.
„Fast." Stirnrunzelnd machte Brenna Douglass auf der Schulter eine Schleife in das Bändchen des Sommerkleides. Ihre Schwester hatte ihr das Kleid vor einer halben Stunde geschenkt. Aus pfirsichfarbener Baumwolle genäht, war es um die Brust ein bisschen zu weit, zwickte etwas in der Taille und bauschte über den Knien. Brenna rückte den Träger zurecht und strich den Stoff an ihrer Brust glatt. „Fertig!"
„Lass mal sehen!" Honor steckte den Kopf durch die Tür zum Schlafzimmer. Ihre blauen Augen leuchteten. „Du siehst großartig aus, Bren!"
„Danke. Und danke noch mal für das Kleid."
„Glaub mir, das habe ich gern getan", erwiderte Honor zwinkernd. „Das wird Craig umhauen!"
Brenna errötete. Sie wollte nicht an Craig Matthews denken. Jeder - inklusive Honor - nahm an, dass sie in ihn verliebt wäre. Doch das war sie nicht. Wenn Honor oder ihr Vater geahnt hätten, wem ihr Herz tatsächlich gehörte ... Sie schluckte und schämte sich. „Craig fällt das wahrscheinlich nicht einmal auf."
„Sicher bemerkt er es. Vertrau mir. Ich weiß, was Männer mögen. Und das ...", sie deutete auf das Kleid, „... schlägt Jeans und T-Shirt jederzeit."
„Ich hoffe nur, dass du nicht zu viel dafür ausgegeben hast."
... mehr
Honor verschwand wieder im Badezimmer. „Mach dir darüber mal keine Gedanken", rief sie über das Geräusch von fließendem Wasser hinweg. „Spätestens mit dreißig habe ich es abbezahlt." Dann lachte sie, und Brenna entspannte sich ein wenig. Sie liebte das Kleid und war davon überzeugt, dass Honor mehr dafür bezahlt hatte, als sie sollte. Und genau das ließ Brenna hellhörig werden. Für gewöhnlich tat ihre ältere Schwester nie etwas ohne Hintergedanken.
Aber das hier war bestimmt etwas anderes. Das Kleid war immerhin ihr Geburtstagsgeschenk.
„Hey, Bren?", sagte Honor, nachdem sie den quietschenden Wasserhahn zugedreht hatte.
Ein ungutes Gefühl beschlich Brenna. Sie sank auf Honors Bett. „Ja?"
„Könntest du mir einen klitzekleinen Gefallen tun?"
Da haben wir's. „Kommt darauf an", entgegnete sie vorsichtig. Sie nahm ihr altes Lehrbuch für Journalismus in die Hand und blätterte durch die zerfledderten Seiten. „Was willst du denn?"
„Es ist nur eine Kleinigkeit", erklärte Honor. „Ich möchte nur, dass du Warren erzählst, dass ich mit Sally unterwegs bin."
Ihr dummes kleines Herz hämmerte wie wahnsinnig. „Was? Und wo seid ihr angeblich?", hakte Brenna nach.
„Egal. Sag einfach, dass wir in der Bibliothek sind."
„Was habt ihr beide denn vor?"
„Sally und ich haben nichts vor. Ich gehe mit Jeff aus."
Brenna wollte sich am liebsten in Luft auflösen. Sie saß praktisch in der Zwickmühle. Angespannt warf sie das Buch auf den Nachttisch und starrte zum zerschlissenen Stoff des Betthimmels hinauf. Ihre Gedanken wanderten zu Warren Stone. Wie den ganzen Sommer über träumte sie auch jetzt wieder von ihm. Sie wusste, dass er sie nicht liebte, dass er sie niemals würde lieben können. Schließlich war er in ihre Schwester verliebt. Brenna war klar, dass sie nie mehr als nur eine blasse Kopie der wunderschönen Honor sein würde.
Finster betrachtete sie den gelben Baldachin und hörte, wie Honor aus dem Bad, durch das ihre beiden Zimmer miteinander verbunden waren, weiter auf sie einredete.
„Komm schon, Brenna. Den Gefallen kannst du mir tun. Ich werde mich auch revanchieren. Versprochen! Und außerdem ist es nur ein kleiner Schwindel."
Brenna zog die Mundwinkel nach unten. Sie war noch nie eine gute Lügnerin gewesen. Bei jeder noch so winzigen Notlüge wurde ihr Kopf knallrot, und sie begann, furchtbar zu stammeln. Warren würde sie sofort durchschauen.
„Ich kann das nicht, Honor", entgegnete sie entschieden und wandte sich der offenen Badtür zu.
„Warum nicht?" Honor erschien in der Tür. Ihr glänzendes blondes Haar schimmerte im Licht der Lampe, und sie schaute Brenna mit diesem über die Jahre perfektionierten unschuldigen Ausdruck an.
„Weil es nicht die Wahrheit ist!"
„Komm schon, Brenna, entspann dich mal. Das ist doch keine große Sache." Während sie in das Schlafzimmer trat, hob sie ihr Haar an und flocht ihre dicken Locken im Nacken zu einem goldenen Zopf. Ärgerlich kniff sie die Lippen zusammen und fummelte ungeduldig am störrischen Haarband herum, das nicht so wollte wie sie. Ihr Blick fiel auf Brennas Sandalen auf der alten Tagesdecke. „Hey, nicht mit Schuhen auf mein Bett. Hilf mir mal mit dem Zopf, ja?" Honor hockte sich auf die Bettkante.
Brenna schleuderte ihre Sandalen von den Füßen, setzte sich hin und schlang das Haarband um den Zopf. „Warum die Lüge?"
„Lüge?", wiederholte Honor.
Brenna wollte schreien. Wie kannst du Warren das nur antun? Wie? „Ja. Warum soll ich Warren anlügen, damit er nicht erfährt, wohin du gehst?"
Verzweifelt verdrehte Honor ihre großen Augen. Noch einmal betrachtete sie prüfend ihre Frisur in dem ovalen Spiegel, der hoch über der alten Kommode aus Mahagoni angebracht war. Der Spiegel hatte einen Sprung, aber Honors Anblick war trotzdem strahlend. „Weil ich ihn nicht verletzen will, du Dummerchen!"
„Warren liebt dich", flüsterte Brenna. Dieses Eingeständnis versetzte ihr einen schmerzhaften Stich.
Honor lächelte sich im Spiegel zu, warf den Kopf zurück und gab dann etwas Gloss auf ihre ohnehin schon rosigen Lippen. „Er glaubt nur, dass er mich liebt."
„Er will dich heiraten", erwiderte Brenna starr. Es tat ihr weh, dass Honor Warren behandelte, als wären seine Gefühle egal. Für Brenna war Warren nicht bloß attraktiv und klug, nein, er war schier perfekt. Sie hatte ihr Herz schon an ihn verloren, bevor er angefangen hatte, sich mit Honor zu treffen. Aber natürlich hatte sie nie ein Wort gesagt. Sie konnte nicht zugeben, was sie fühlte.
„Unsinn!" Honor schenkte ihrer jüngeren Schwester ein lässiges Lächeln. In ihrer Wange zeigte sich ein kleines Grübchen. „Ich werde niemanden heiraten - jedenfalls nicht, solange ich nicht mit der Modelschule fertig bin. Danach gehe ich nach New York oder sogar Paris", fügte sie verträumt hinzu.
„Warum redest du nicht mit Warren darüber?"
„Das werde ich ... irgendwann mal."
Draußen ertönte eine Hupe. Honor rannte zum Fenster und stieß die Fensterläden auf. „Das ist Jeff. Er ist da!"
Brenna starrte ihre Schwester an. Was sah Honor nur in einem Mann wie Jeff Prentice - einem ehemaligen Footballstar der Highschool, der inzwischen in einer Fabrik arbeitete? Jeff war in Ordnung. Doch er war durchschnittlich, vor allem verglichen mit Warren, der am Lewis & Clark-College Jura studierte.
„Also, vergiss nicht, Warren zu erzählen, dass ich in der Bibliothek oder drüben bei Sally bin."
„Er wird mir auf keinen Fall abkaufen, dass du lernst. Du bist nicht einmal mehr auf der Schule. Du hast das Studium abgebrochen, schon vergessen? Warum solltest du also in die Bibliothek gehen?"
Nachdenklich runzelte Honor die Stirn, und ihr Blick wurde ernst. „Na ja, eigentlich ist mir auch egal, was du ihm sagst. Verrate ihm nur nicht, dass ich mit Jeff zusammen bin. Okay?"
Wieder erklang die Hupe. Honor lief zur Tür, drehte sich auf der Schwelle jedoch noch einmal um. Ihre Miene wirkte nicht länger verschmitzt, und der Ausdruck in ihren blauen Augen war eindringlich. „Hör mal, Brenna, mir ist bewusst, dass du das nicht verstehst, und mir ist klar, dass du Warren echt magst."
Brenna spürte, wie ihr ein heißes Gefühl den Nacken hinaufkroch und wie sie rot wurde. Hatte Honor sie durchschaut? All ihren Mut zusammennehmend, hob sie stolz das Kinn an und hielt Honors durchdringendem Blick stand. „Warren ist etwas Besonderes", gab sie atemlos zu.
„Ich weiß. Ich mag ihn auch. Sehr sogar. Und vielleicht will ich ihn eines Tages auch heiraten. Aber jetzt noch nicht. Ich will einfach nur Spaß haben!" Ihr Lächeln erlosch. „Seit Mom gestorben ist ... Na ja, du weißt ja, wie langweilig es hier ist ... Wie auf dem Friedhof ..."
Brennas Kehle war wie zugeschnürt. Sie wollte nicht an den Tod ihrer Mutter vor fast drei Jahren denken. Ohne Betsy Douglass' strahlendes Lächeln, ihren spitzbübischen Blick und ihre lieben Worte schien das alte Farmhaus verlassen und kalt. Brenna vermisste ihre Mutter noch immer schrecklich. Genau wie Honor. Da Honor die Ältere war, musste sie mehr Verantwortung übernehmen, als sie hatte tragen können. Brenna konnte es ihr kaum verübeln, dass sie ein bisschen Spaß haben wollte. Allerdings nicht auf Warrens Kosten.
„Ich möchte mich nur etwas amüsieren, ja?" Seufzend lehnte Honor sich an den zerkratzten Türrahmen. „Warren ist mir zu ernst. Er steckt die Nase immer in irgendein Jurabuch oder eine Zeitung und liest über Prozesse und Kriminelle. Solche Dinge. Langweilig! Und übrigens", gestand sie, und Lachfältchen bildeten sich um ihre Augen, „ich habe es satt, immer das zu tun, was Dad für richtig hält - wie den spießigen Warren Stone zu heiraten."
Brenna unterdrückte die aufsteigende Eifersucht. „Warren ist nicht spießig!", entgegnete sie und verteidigte ihn. „Er reitet gern, geht wandern in den Bergen und ..."
Honor zog ihre goldenen Augenbrauen hoch. „Hey, was ist los? Bist du Präsidentin des Warren-Stone-Fanclubs oder so?"
Zum ersten Mal erkannte Brenna, dass Honor Warren überhaupt nicht kannte. „Natürlich nicht", sagte sie und strich mit den Fingern über die Nähte von Honors alter Steppdecke. „Ich wollte nur klarstellen, dass er auch gern Spaß hat. Er ist bloß ehrgeizig."
„Wer braucht das schon?", erwiderte Honor und hob fragend die Hände. „Ich will lachen und alles hier vergessen. Du solltest das auch. Wir sind schon viel zu lange in diesem trostlosen Haus gefangen."
„Mir geht es gut", meinte Brenna leise.
„Tatsächlich?"
Sie wirkte wirklich besorgt, und Brenna fühlte sich furchtbar. Wenn Honor nur geahnt hätte, dass sie von Warren träumte.
Honor warf einen Blick aus dem Fenster und seufzte. Dann nahm sie sich die Zeit, um durchs Zimmer zu gehen und ihre Hand auf Brennas Schulter zu legen. „Du solltest versuchen, glücklich zu sein, Bren. Mom kommt nicht zurück - wir können nichts an der Tatsache ändern, dass sie tot ist. Sie würde wollen, dass du glücklich bist. Du warst ihr besonderer Liebling, weißt du das?"
Brenna hatte einen Kloß im Hals, sodass sie nur flüstern konnte: „So, wie du Dads Liebling bist?"
„Ich schätze schon", gestand sie ein. Brenna spürte, dass Honor die Rolle, der Augenstern ihres Vaters zu sein, nie gefallen hatte. „Aber ich will eigentlich damit sagen, dass du an dich denken solltest. Hab Spaß. Ruf Craig an und geh mit ihm ins Kino. Vergiss die Sache mit dem Journalismus." Sie griff nach Brennas Lehrbuch auf dem Nachttisch und warf es angewidert aufs Bett. Die Seiten schlugen auf, und eine Notiz flatterte zu Boden. Brennas Herz blieb beinahe stehen. Die Notiz war der Beginn eines Liebesbriefes, den sie an Warren schreiben wollte.
Doch Honor bemerkte das nicht. Als würde sie einsehen, dass sie nicht zu ihrer kleinen Schwester durchdringen konnte, strich Honor ihren Pony aus den Augen und verließ das Zimmer. Ihre Schritte hallten, sowie sie die Treppe hinunterrannte.
Brenna hörte, wie die Eingangstür geöffnet wurde und dann geräuschvoll ins Schloss fiel. Das Gebälk des alten Farmhauses erzitterte, und die Fenster klirrten.
Mit einem langen Atemzug erhob Brenna sich und schaute aus dem geöffneten Fenster. Lavendelfarbene Schatten erstreckten sich über den vertrockneten Rasen und die Rosen, zwischen denen das Unkraut wucherte. Honor war zu Jeffs schwarzem Sportwagen gerannt und auf den Beifahrersitz geklettert.
„Das wurde auch Zeit", meinte er, und seine Stimme klang in der Stille der Nacht laut.
„Entschuldige. Ich musste noch etwas mit Bren klären."
„Schon in Ordnung." Jeff schlang einen Arm um Honors Schultern, zog sie an sich und küsste sie auf den Mund. Brenna zuckte zusammen, rührte sich jedoch nicht. Sie beobachtete erstarrt, wie Jeff Honor festhielt, während er den Gang seiner neuen Corvette einlegte. Das Cabrio rollte von der Auffahrt. Eine Fontäne von Kieselsteinen flog auf den braunen Rasen.
Wie kann Honor Warren das antun? fragte Brenna sich wieder und schloss die Fensterläden. Als sie sich umdrehte, fiel ihr Blick auf ihre Reflexion in dem gesprungenen ovalen Spiegel über der Kommode. Ihre Nase war gerade, aber ein bisschen zu lang, und ihre Wangenknochen waren nicht sehr ausgeprägt. Sie hatte große bräunliche Augen - eine Farbe, die von Grün zu Gold wechselte, je nachdem, wie das Licht war. Obwohl ihre Züge ebenmäßig waren, konnte sie nichts Außergewöhnliches an ihrem Gesicht finden. Ihr Haar war eine wilde Mähne brauner Locken, die kaum zu bändigen waren. Sie fielen ihr offen über die nackten Schultern.
Nein, ich werde niemals so hübsch sein wie Honor - und auch nicht so herzlos zu einem anderen Menschen. Vor allem nicht zu Warren. Sie plagte ein schlechtes Gewissen wegen Craig. Er mochte sie. Doch heute Abend hatte sie vor, ihm zu sagen, dass sie nicht daran interessiert war, sich in West Linn niederzulassen. Sie hatte Pläne und Träume und war an der University of California in Berkeley angenommen worden. Weil sie Warren nicht haben konnte, wollte sie Karriere machen.
Als sie das Lehrbuch auf dem Bett liegen sah, wollte sie danach greifen. Aber sie überlegte es sich anders. Ihr war nicht nach Lesen zumute - nicht heute Abend. Heute war ein besonderer Abend. Sie war achtzehn und nicht länger eine Highschool-Schülerin, sondern eine Frau.
Eine Frau, dachte sie reumütig, die in den Freund ihrer Schwester verliebt ist. Abgestoßen von sich selbst, schnappte sie sich den halb fertigen Liebesbrief vom Boden und steckte ihn in ihre Tasche. Dann schaltete sie das Licht aus und eilte nach unten.
Selbst im Erdgeschoss war die Luft stickig und heiß, dabei waren alle Fenster geöffnet. Motten flatterten gegen die Fliegengitter.
Der Fernseher plärrte aus dem Wohnzimmer, doch es fiel kein Licht durch die Türöffnung. Entweder war ihr Vater eingeschlafen oder er sah sich sein Lieblingsprogramm allein im Dunkeln an - das tat er öfter, seit ihre Mutter gestorben war.
Ein vertrauter Schmerz durchzuckte Brenna. Nur zu genau erinnerte sie sich noch an den Tag, als ihre Mom ihnen in einem Krankenwagen mit heulender Sirene genommen worden war. Brenna war damals erst fünfzehn gewesen. Die vergangenen drei Jahre waren schwierig gewesen, aber Honor hatte ihr in der schweren Zeit beigestanden und ihr geholfen, hatte die Familie zusammengehalten und Verantwortung getragen, die für die meisten Mädchen ihres Alters zu viel gewesen wäre.
Kein Wunder, dass Honor Spaß haben will, entschied Brenna. Und Brenna schuldete Honor so viel. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob das auch beinhaltete, Warren zu belügen.
Barfuß tapste Brenna über den Holzboden im Flur in die Küche. Sie schenkte sich ein großes Glas Limonade ein und seufzte tief. Würde sie jemals aufhören können, Warren zu lieben? Sie schob die rostige Fliegengittertür zur hinteren Veranda auf und lächelte, sowie sie Ulysses entdeckte. Ulysses war der alte Collie ihrer Mutter. Er lag auf seiner Lieblingsdecke neben der Tür. „Heiß, oder?", flüsterte sie und bückte sich, um ihn hinter den Schlappohren zu kraulen.
Obwohl es fast Oktober war, hatte der Altweibersommer noch nichts an Stärke eingebüßt. Das Gras war trocken, der Boden staubig.
Brenna setzte sich auf die alte Hollywoodschaukel ihrer Mutter und stieß sich mit den Zehen ab, bis sie leicht hin- und herschwang. Sie starrte durch das Geäst der Eichen vor der Veranda zum Willamette River, der träge gen Norden floss. Es herrschte Niedrigwasser. Gespenstisch spiegelte sich das Licht der Dämmerung in Steinen und ausgeblichenem Treibholz. Die Trockenheit hatte das Willamette Valley fest im Griff, und es schien kein Entkommen vor der Hitze zu geben.
Ihre Gedanken wanderten wie so oft zu Warren. Auch wenn sie bald zum College gehen würde, fühlte sie sich wie ein Kind - vor allem in seiner Nähe. Abwesend verscheuchte sie eine lästige Mücke, die ihr ums Ohr summte, und fragte sich, ob sie Warren jemals belügen könnte. Und sie wusste tief in ihrem Herzen, dass sie es nicht konnte. Dieses Mal hatte Honor zu viel von ihr verlangt.
Copyright © 1988 by Lisa Jackson
Honor verschwand wieder im Badezimmer. „Mach dir darüber mal keine Gedanken", rief sie über das Geräusch von fließendem Wasser hinweg. „Spätestens mit dreißig habe ich es abbezahlt." Dann lachte sie, und Brenna entspannte sich ein wenig. Sie liebte das Kleid und war davon überzeugt, dass Honor mehr dafür bezahlt hatte, als sie sollte. Und genau das ließ Brenna hellhörig werden. Für gewöhnlich tat ihre ältere Schwester nie etwas ohne Hintergedanken.
Aber das hier war bestimmt etwas anderes. Das Kleid war immerhin ihr Geburtstagsgeschenk.
„Hey, Bren?", sagte Honor, nachdem sie den quietschenden Wasserhahn zugedreht hatte.
Ein ungutes Gefühl beschlich Brenna. Sie sank auf Honors Bett. „Ja?"
„Könntest du mir einen klitzekleinen Gefallen tun?"
Da haben wir's. „Kommt darauf an", entgegnete sie vorsichtig. Sie nahm ihr altes Lehrbuch für Journalismus in die Hand und blätterte durch die zerfledderten Seiten. „Was willst du denn?"
„Es ist nur eine Kleinigkeit", erklärte Honor. „Ich möchte nur, dass du Warren erzählst, dass ich mit Sally unterwegs bin."
Ihr dummes kleines Herz hämmerte wie wahnsinnig. „Was? Und wo seid ihr angeblich?", hakte Brenna nach.
„Egal. Sag einfach, dass wir in der Bibliothek sind."
„Was habt ihr beide denn vor?"
„Sally und ich haben nichts vor. Ich gehe mit Jeff aus."
Brenna wollte sich am liebsten in Luft auflösen. Sie saß praktisch in der Zwickmühle. Angespannt warf sie das Buch auf den Nachttisch und starrte zum zerschlissenen Stoff des Betthimmels hinauf. Ihre Gedanken wanderten zu Warren Stone. Wie den ganzen Sommer über träumte sie auch jetzt wieder von ihm. Sie wusste, dass er sie nicht liebte, dass er sie niemals würde lieben können. Schließlich war er in ihre Schwester verliebt. Brenna war klar, dass sie nie mehr als nur eine blasse Kopie der wunderschönen Honor sein würde.
Finster betrachtete sie den gelben Baldachin und hörte, wie Honor aus dem Bad, durch das ihre beiden Zimmer miteinander verbunden waren, weiter auf sie einredete.
„Komm schon, Brenna. Den Gefallen kannst du mir tun. Ich werde mich auch revanchieren. Versprochen! Und außerdem ist es nur ein kleiner Schwindel."
Brenna zog die Mundwinkel nach unten. Sie war noch nie eine gute Lügnerin gewesen. Bei jeder noch so winzigen Notlüge wurde ihr Kopf knallrot, und sie begann, furchtbar zu stammeln. Warren würde sie sofort durchschauen.
„Ich kann das nicht, Honor", entgegnete sie entschieden und wandte sich der offenen Badtür zu.
„Warum nicht?" Honor erschien in der Tür. Ihr glänzendes blondes Haar schimmerte im Licht der Lampe, und sie schaute Brenna mit diesem über die Jahre perfektionierten unschuldigen Ausdruck an.
„Weil es nicht die Wahrheit ist!"
„Komm schon, Brenna, entspann dich mal. Das ist doch keine große Sache." Während sie in das Schlafzimmer trat, hob sie ihr Haar an und flocht ihre dicken Locken im Nacken zu einem goldenen Zopf. Ärgerlich kniff sie die Lippen zusammen und fummelte ungeduldig am störrischen Haarband herum, das nicht so wollte wie sie. Ihr Blick fiel auf Brennas Sandalen auf der alten Tagesdecke. „Hey, nicht mit Schuhen auf mein Bett. Hilf mir mal mit dem Zopf, ja?" Honor hockte sich auf die Bettkante.
Brenna schleuderte ihre Sandalen von den Füßen, setzte sich hin und schlang das Haarband um den Zopf. „Warum die Lüge?"
„Lüge?", wiederholte Honor.
Brenna wollte schreien. Wie kannst du Warren das nur antun? Wie? „Ja. Warum soll ich Warren anlügen, damit er nicht erfährt, wohin du gehst?"
Verzweifelt verdrehte Honor ihre großen Augen. Noch einmal betrachtete sie prüfend ihre Frisur in dem ovalen Spiegel, der hoch über der alten Kommode aus Mahagoni angebracht war. Der Spiegel hatte einen Sprung, aber Honors Anblick war trotzdem strahlend. „Weil ich ihn nicht verletzen will, du Dummerchen!"
„Warren liebt dich", flüsterte Brenna. Dieses Eingeständnis versetzte ihr einen schmerzhaften Stich.
Honor lächelte sich im Spiegel zu, warf den Kopf zurück und gab dann etwas Gloss auf ihre ohnehin schon rosigen Lippen. „Er glaubt nur, dass er mich liebt."
„Er will dich heiraten", erwiderte Brenna starr. Es tat ihr weh, dass Honor Warren behandelte, als wären seine Gefühle egal. Für Brenna war Warren nicht bloß attraktiv und klug, nein, er war schier perfekt. Sie hatte ihr Herz schon an ihn verloren, bevor er angefangen hatte, sich mit Honor zu treffen. Aber natürlich hatte sie nie ein Wort gesagt. Sie konnte nicht zugeben, was sie fühlte.
„Unsinn!" Honor schenkte ihrer jüngeren Schwester ein lässiges Lächeln. In ihrer Wange zeigte sich ein kleines Grübchen. „Ich werde niemanden heiraten - jedenfalls nicht, solange ich nicht mit der Modelschule fertig bin. Danach gehe ich nach New York oder sogar Paris", fügte sie verträumt hinzu.
„Warum redest du nicht mit Warren darüber?"
„Das werde ich ... irgendwann mal."
Draußen ertönte eine Hupe. Honor rannte zum Fenster und stieß die Fensterläden auf. „Das ist Jeff. Er ist da!"
Brenna starrte ihre Schwester an. Was sah Honor nur in einem Mann wie Jeff Prentice - einem ehemaligen Footballstar der Highschool, der inzwischen in einer Fabrik arbeitete? Jeff war in Ordnung. Doch er war durchschnittlich, vor allem verglichen mit Warren, der am Lewis & Clark-College Jura studierte.
„Also, vergiss nicht, Warren zu erzählen, dass ich in der Bibliothek oder drüben bei Sally bin."
„Er wird mir auf keinen Fall abkaufen, dass du lernst. Du bist nicht einmal mehr auf der Schule. Du hast das Studium abgebrochen, schon vergessen? Warum solltest du also in die Bibliothek gehen?"
Nachdenklich runzelte Honor die Stirn, und ihr Blick wurde ernst. „Na ja, eigentlich ist mir auch egal, was du ihm sagst. Verrate ihm nur nicht, dass ich mit Jeff zusammen bin. Okay?"
Wieder erklang die Hupe. Honor lief zur Tür, drehte sich auf der Schwelle jedoch noch einmal um. Ihre Miene wirkte nicht länger verschmitzt, und der Ausdruck in ihren blauen Augen war eindringlich. „Hör mal, Brenna, mir ist bewusst, dass du das nicht verstehst, und mir ist klar, dass du Warren echt magst."
Brenna spürte, wie ihr ein heißes Gefühl den Nacken hinaufkroch und wie sie rot wurde. Hatte Honor sie durchschaut? All ihren Mut zusammennehmend, hob sie stolz das Kinn an und hielt Honors durchdringendem Blick stand. „Warren ist etwas Besonderes", gab sie atemlos zu.
„Ich weiß. Ich mag ihn auch. Sehr sogar. Und vielleicht will ich ihn eines Tages auch heiraten. Aber jetzt noch nicht. Ich will einfach nur Spaß haben!" Ihr Lächeln erlosch. „Seit Mom gestorben ist ... Na ja, du weißt ja, wie langweilig es hier ist ... Wie auf dem Friedhof ..."
Brennas Kehle war wie zugeschnürt. Sie wollte nicht an den Tod ihrer Mutter vor fast drei Jahren denken. Ohne Betsy Douglass' strahlendes Lächeln, ihren spitzbübischen Blick und ihre lieben Worte schien das alte Farmhaus verlassen und kalt. Brenna vermisste ihre Mutter noch immer schrecklich. Genau wie Honor. Da Honor die Ältere war, musste sie mehr Verantwortung übernehmen, als sie hatte tragen können. Brenna konnte es ihr kaum verübeln, dass sie ein bisschen Spaß haben wollte. Allerdings nicht auf Warrens Kosten.
„Ich möchte mich nur etwas amüsieren, ja?" Seufzend lehnte Honor sich an den zerkratzten Türrahmen. „Warren ist mir zu ernst. Er steckt die Nase immer in irgendein Jurabuch oder eine Zeitung und liest über Prozesse und Kriminelle. Solche Dinge. Langweilig! Und übrigens", gestand sie, und Lachfältchen bildeten sich um ihre Augen, „ich habe es satt, immer das zu tun, was Dad für richtig hält - wie den spießigen Warren Stone zu heiraten."
Brenna unterdrückte die aufsteigende Eifersucht. „Warren ist nicht spießig!", entgegnete sie und verteidigte ihn. „Er reitet gern, geht wandern in den Bergen und ..."
Honor zog ihre goldenen Augenbrauen hoch. „Hey, was ist los? Bist du Präsidentin des Warren-Stone-Fanclubs oder so?"
Zum ersten Mal erkannte Brenna, dass Honor Warren überhaupt nicht kannte. „Natürlich nicht", sagte sie und strich mit den Fingern über die Nähte von Honors alter Steppdecke. „Ich wollte nur klarstellen, dass er auch gern Spaß hat. Er ist bloß ehrgeizig."
„Wer braucht das schon?", erwiderte Honor und hob fragend die Hände. „Ich will lachen und alles hier vergessen. Du solltest das auch. Wir sind schon viel zu lange in diesem trostlosen Haus gefangen."
„Mir geht es gut", meinte Brenna leise.
„Tatsächlich?"
Sie wirkte wirklich besorgt, und Brenna fühlte sich furchtbar. Wenn Honor nur geahnt hätte, dass sie von Warren träumte.
Honor warf einen Blick aus dem Fenster und seufzte. Dann nahm sie sich die Zeit, um durchs Zimmer zu gehen und ihre Hand auf Brennas Schulter zu legen. „Du solltest versuchen, glücklich zu sein, Bren. Mom kommt nicht zurück - wir können nichts an der Tatsache ändern, dass sie tot ist. Sie würde wollen, dass du glücklich bist. Du warst ihr besonderer Liebling, weißt du das?"
Brenna hatte einen Kloß im Hals, sodass sie nur flüstern konnte: „So, wie du Dads Liebling bist?"
„Ich schätze schon", gestand sie ein. Brenna spürte, dass Honor die Rolle, der Augenstern ihres Vaters zu sein, nie gefallen hatte. „Aber ich will eigentlich damit sagen, dass du an dich denken solltest. Hab Spaß. Ruf Craig an und geh mit ihm ins Kino. Vergiss die Sache mit dem Journalismus." Sie griff nach Brennas Lehrbuch auf dem Nachttisch und warf es angewidert aufs Bett. Die Seiten schlugen auf, und eine Notiz flatterte zu Boden. Brennas Herz blieb beinahe stehen. Die Notiz war der Beginn eines Liebesbriefes, den sie an Warren schreiben wollte.
Doch Honor bemerkte das nicht. Als würde sie einsehen, dass sie nicht zu ihrer kleinen Schwester durchdringen konnte, strich Honor ihren Pony aus den Augen und verließ das Zimmer. Ihre Schritte hallten, sowie sie die Treppe hinunterrannte.
Brenna hörte, wie die Eingangstür geöffnet wurde und dann geräuschvoll ins Schloss fiel. Das Gebälk des alten Farmhauses erzitterte, und die Fenster klirrten.
Mit einem langen Atemzug erhob Brenna sich und schaute aus dem geöffneten Fenster. Lavendelfarbene Schatten erstreckten sich über den vertrockneten Rasen und die Rosen, zwischen denen das Unkraut wucherte. Honor war zu Jeffs schwarzem Sportwagen gerannt und auf den Beifahrersitz geklettert.
„Das wurde auch Zeit", meinte er, und seine Stimme klang in der Stille der Nacht laut.
„Entschuldige. Ich musste noch etwas mit Bren klären."
„Schon in Ordnung." Jeff schlang einen Arm um Honors Schultern, zog sie an sich und küsste sie auf den Mund. Brenna zuckte zusammen, rührte sich jedoch nicht. Sie beobachtete erstarrt, wie Jeff Honor festhielt, während er den Gang seiner neuen Corvette einlegte. Das Cabrio rollte von der Auffahrt. Eine Fontäne von Kieselsteinen flog auf den braunen Rasen.
Wie kann Honor Warren das antun? fragte Brenna sich wieder und schloss die Fensterläden. Als sie sich umdrehte, fiel ihr Blick auf ihre Reflexion in dem gesprungenen ovalen Spiegel über der Kommode. Ihre Nase war gerade, aber ein bisschen zu lang, und ihre Wangenknochen waren nicht sehr ausgeprägt. Sie hatte große bräunliche Augen - eine Farbe, die von Grün zu Gold wechselte, je nachdem, wie das Licht war. Obwohl ihre Züge ebenmäßig waren, konnte sie nichts Außergewöhnliches an ihrem Gesicht finden. Ihr Haar war eine wilde Mähne brauner Locken, die kaum zu bändigen waren. Sie fielen ihr offen über die nackten Schultern.
Nein, ich werde niemals so hübsch sein wie Honor - und auch nicht so herzlos zu einem anderen Menschen. Vor allem nicht zu Warren. Sie plagte ein schlechtes Gewissen wegen Craig. Er mochte sie. Doch heute Abend hatte sie vor, ihm zu sagen, dass sie nicht daran interessiert war, sich in West Linn niederzulassen. Sie hatte Pläne und Träume und war an der University of California in Berkeley angenommen worden. Weil sie Warren nicht haben konnte, wollte sie Karriere machen.
Als sie das Lehrbuch auf dem Bett liegen sah, wollte sie danach greifen. Aber sie überlegte es sich anders. Ihr war nicht nach Lesen zumute - nicht heute Abend. Heute war ein besonderer Abend. Sie war achtzehn und nicht länger eine Highschool-Schülerin, sondern eine Frau.
Eine Frau, dachte sie reumütig, die in den Freund ihrer Schwester verliebt ist. Abgestoßen von sich selbst, schnappte sie sich den halb fertigen Liebesbrief vom Boden und steckte ihn in ihre Tasche. Dann schaltete sie das Licht aus und eilte nach unten.
Selbst im Erdgeschoss war die Luft stickig und heiß, dabei waren alle Fenster geöffnet. Motten flatterten gegen die Fliegengitter.
Der Fernseher plärrte aus dem Wohnzimmer, doch es fiel kein Licht durch die Türöffnung. Entweder war ihr Vater eingeschlafen oder er sah sich sein Lieblingsprogramm allein im Dunkeln an - das tat er öfter, seit ihre Mutter gestorben war.
Ein vertrauter Schmerz durchzuckte Brenna. Nur zu genau erinnerte sie sich noch an den Tag, als ihre Mom ihnen in einem Krankenwagen mit heulender Sirene genommen worden war. Brenna war damals erst fünfzehn gewesen. Die vergangenen drei Jahre waren schwierig gewesen, aber Honor hatte ihr in der schweren Zeit beigestanden und ihr geholfen, hatte die Familie zusammengehalten und Verantwortung getragen, die für die meisten Mädchen ihres Alters zu viel gewesen wäre.
Kein Wunder, dass Honor Spaß haben will, entschied Brenna. Und Brenna schuldete Honor so viel. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob das auch beinhaltete, Warren zu belügen.
Barfuß tapste Brenna über den Holzboden im Flur in die Küche. Sie schenkte sich ein großes Glas Limonade ein und seufzte tief. Würde sie jemals aufhören können, Warren zu lieben? Sie schob die rostige Fliegengittertür zur hinteren Veranda auf und lächelte, sowie sie Ulysses entdeckte. Ulysses war der alte Collie ihrer Mutter. Er lag auf seiner Lieblingsdecke neben der Tür. „Heiß, oder?", flüsterte sie und bückte sich, um ihn hinter den Schlappohren zu kraulen.
Obwohl es fast Oktober war, hatte der Altweibersommer noch nichts an Stärke eingebüßt. Das Gras war trocken, der Boden staubig.
Brenna setzte sich auf die alte Hollywoodschaukel ihrer Mutter und stieß sich mit den Zehen ab, bis sie leicht hin- und herschwang. Sie starrte durch das Geäst der Eichen vor der Veranda zum Willamette River, der träge gen Norden floss. Es herrschte Niedrigwasser. Gespenstisch spiegelte sich das Licht der Dämmerung in Steinen und ausgeblichenem Treibholz. Die Trockenheit hatte das Willamette Valley fest im Griff, und es schien kein Entkommen vor der Hitze zu geben.
Ihre Gedanken wanderten wie so oft zu Warren. Auch wenn sie bald zum College gehen würde, fühlte sie sich wie ein Kind - vor allem in seiner Nähe. Abwesend verscheuchte sie eine lästige Mücke, die ihr ums Ohr summte, und fragte sich, ob sie Warren jemals belügen könnte. Und sie wusste tief in ihrem Herzen, dass sie es nicht konnte. Dieses Mal hatte Honor zu viel von ihr verlangt.
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Autoren-Porträt von Lisa Jackson
Lisa Jackson zählt zu den amerikanischen Top-Autorinnen, deren Romane regelmäßig die Bestsellerlisten der „ New York Times", der „ USA Today„ und der „ Publishers Weekly" erobern. Ihre Hochspannungsthriller wurden in fünfundzwanzig Länder verkauft. Auch in Deutschland hat sie den Sprung unter die Top 20 der „ Spiegel"-Bestsellerliste geschafft. Lisa Jackson lebt in Oregon.Bibliographische Angaben
- Autor: Lisa Jackson
- 2013, 480 Seiten, Maße: 12,5 x 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Christiane Meyer, Dagmar Heuer
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 3862787346
- ISBN-13: 9783862787340
- Erscheinungsdatum: 12.06.2013
Rezension zu „Verräterische Gefühle. Der Feind, der mich liebte “
"Ihr Stil ist knackig der Spannungsbogen wird gut gehalten. Ihre Geschichten machen Appetit auf mehr." Crime and Suspense "Jackson schickt ihre Leser auf eine faszinierende Reise durch ihre fesselnden und höchst unterhaltsamen Geschichten." Publishers Weekly
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