Vertauschtes Glück
Als Victoria von ihrem Vater gezwungen wird, Charles Dawson zu heiraten, ahnt niemand, dass...
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Als Victoria von ihrem Vater gezwungen wird, Charles Dawson zu heiraten, ahnt niemand, dass Olivia seit Jahren unglücklich in Charles verliebt ist.
Danielle Steel hat mehr als 50 Romane verfasst, die allesamt Bestseller wurden.
Das Fest vonJohn Grisham
LESEPROBE
Eins
Der Flugsteig warüberfüllt mit müden, entnervten Reisenden. Die meisten
lehnten an den Wänden, dadie magere Anzahl von Plastikstühlen schon
lange besetzt war. Obwohljede der hier startenden und landenden Maschinen
mindestens achtzigPassagiere beförderte, gab es im Wartebereich lediglich
Sitzgelegenheiten für einpaar Dutzend.
Ungefähr tausend Menschenschienen den 19-Uhr-Flug nach Miami gebucht
zu haben. Alle waren dickeingemummelt, schwer beladen und hatten
sich gerade noch durchden Stadtverkehr, die Eincheckschalter und
die Massen in derAbflughalle gekämpft. Nun strahlten sie kollektiv
eine gedrückte Stimmungaus. Es war der Sonntag nach Thanksgiving,
also einer jener Tage imJahr, an denen es auf den Flughäfen besonders
hektisch zuging. Undwährend die Menschen rempelnd und schubsend weiter
auf den Flugsteigvordrangen, fragten sich viele von ihnen nicht zum
ersten Mal, warum siesich ausgerechnet diesen Tag für ihre Reise
ausgesucht hatten.
Einige lächelten mitverkrampfter Miene. Andere versuchten zu lesen,
was jedoch in all demGedrängel und Lärm so gut wie unmöglich war.
Wieder andere starrtenteilnahmslos zu Boden. In der Nähe läutete
ein spindeldürrerschwarzer Weihnachtsmann penetrant seine Glocke
und leierte monoton immerwieder »Fröhliche Weihnachten« herunter.
Eine dreiköpfige Familienäherte sich, blieb jedoch beim Anblick der
Menschenmassen am Eingangdes Flugsteigs stehen. Die Tochter war jung
und hübsch. Sie hießBlair, und es war offenkundig, dass sie auf eine
Reise gehen würde. ImGegensatz zu ihren Eltern. Die drei betrachteten
die Menschenmenge undfragten sich dann ebenfalls im Stillen, warum
es unbedingt dieser Taghatte sein müssen.
Die Abschiedstränen warenbereits geweint - wenigstens zum größten
Teil. Blair wardreiundzwanzig, frisch gebackene Jungakademikerin
mit einem ansehnlichenDiplom in der Tasche, aber noch nicht willens,
sofort eine beruflicheLaufbahn einzuschlagen. Eine ihrer Freundinnen
befand sich gerade mitdem Friedenskorps in Afrika, was Blair dazu
bewogen hatte, dienächsten zwei Jahre ihres Lebens ebenfalls in den
Dienst der Nächstenliebezu stellen. Ihre Aufgabe würde darin bestehen,
den Kindern vonEingeborenen in Ostperu das Lesen beizubringen. Sie
würde dort in einer Hütteohne sanitäre Anlagen, ohne Strom und ohne
Telefon wohnen. Blairkonnte dies alles kaum erwarten.
Sie würde zuerst nachMiami fliegen und von dort aus nach Lima. Anschließend
musste sie noch drei Tagelang mit dem Bus fahren, in die Berge, in
ein vergangenesJahrhundert. Zum ersten Mal in ihrem jungen, behüteten
Leben würde BlairWeihnachten nicht zu Hause verbringen. Ihre Mutter
klammerte sich fest anihre Hand und bemühte sich um Fassung.
Sie hatten sich bereitsmehrfach verabschiedet. Die Frage: »Bist du
sicher, dass du das auchwirklich willst?« war zum hundertsten Mal
gestellt worden.
Blairs Vater Lutherbetrachtete die Menschenhorden mit finsterem Blick.
Was für ein Wahnsinn! Erhatte Frau und Tochter vor dem Eingang des
Flughafens aussteigenlassen und den Wagen dann meilenweit entfernt
auf einemPark-and-ride-Platz abgestellt. Dann war er in einem überfüllten
Shuttlebus zurück zurAbflughalle gefahren und hatte sich zu diesem
Flugsteig durchgeboxt. Erwar traurig darüber, dass Blair fortging,
und verabscheute alldiese herumwimmelnden Leute. Luther hatte ausgesprochen
miese Laune. Aber essollte noch schlimmer kommen.
Einige gehetzt wirkendeMitglieder des Bodenpersonals erschienen, worauf
die Passagiere sichlangsam wieder in Bewegung setzten. Der erste
Aufruf erklang.Behinderte, Gebrechliche und die Reisenden der ersten
Klasse wurden gebeten,sich bereitzuhalten. Die Drängelei erreichte
die nächsthöhereStufe.
»Wir gehen jetzt wohlbesser«, sagte Luther zu seiner Tochter, seinem
einzigen Kind.
Sie umarmten sich nocheinmal und unterdrückten die Tränen. Blair bemerkte
lächelnd: »Das Jahrvergeht bestimmt wie im Flug. Und nächstes Weihnachten
komme ich nach Hause.«
Nora, ihre Mutter, bisssich auf die Lippen, nickte und gab ihr einen
Kuss. »Bitte seivorsichtig«, sagte sie zum dutzendsten Mal.
»Macht euch keineSorgen.«
Luther und Nora gabenihre Tochter frei und sahen ihr nach. Sie reihte
sich in die Warteschlangeein und entfernte sich Zentimeter für Zentimeter,
fort von ihnen, fort vonihrem Heim und der Geborgenheit und allem,
was sie bisher gekannthatte. Als ihre Bordkarte überprüft wurde,
drehte sie sich nocheinmal um und lächelte ihren Eltern zum letzten
Mal zu.
»Das war es dann wohl«,sagte Luther. »Und jetzt genug geheult. Ihr
wird schon nichtsgeschehen.«
Schweigend beobachteteNora, wie ihre Tochter verschwand. Dann wandten
sich die beiden ab undschlossen sich der Menschenmenge an, die sich
in Richtung Ausgangwälzte, vorbei an dem Weihnachtsmann mit der penetranten
Glocke und den kleinenLäden, in denen sich die Leute gegenseitig
auf den Füßen standen.
Nora und Luther verließenden Flughafen und gingen zur Haltestelle
des Shuttlebusses. Esbegann zu regnen. Der Bus kroch über das Flughafengelände
und spuckte siezweihundert Meter von ihrem Wagen entfernt wieder
aus. Mittlerweile goss esin Strömen. Es kostete Luther sieben Dollar,
sich und sein Auto ausdem geldgierigen Klammergriff des Parkplatzwächters
zu befreien.
Während der Fahrt in dieStadt löste sich Nora schließlich wieder aus
ihrer Erstarrung. »Obwohl alles gut geht?«, fragte sie. Luther hatte
diese Frage bereits sooft gehört, dass er ganz automatisch brummte:
»Klar.«
»Glaubst du wirklich?«
»Klar.« Was machte es indiesem Moment schon aus, ob er das tatsächlich
glaubte oder nicht? Blairwar fort, sie beide konnten sie nicht aufhalten.
Luther krampfte die Händeum das Lenkrad und verfluchte im Stillen
den Verkehr, der immerzähflüssiger wurde. Er wollte gar nicht wissen,
ob seine Frau weinte. Erwollte einfach nur nach Hause, etwas Trockenes
anziehen, sich vor denKamin setzen und die Zeitung lesen.
Als es nur noch dreiKilometer bis zu ihrem Haus waren, verkündete
Nora: »Ich brauche nochein paar Sachen aus dem Supermarkt.«
»Es regnet«, erwiderteLuther.
»Ich brauche sietrotzdem.«
»Kann das nicht warten?«
»Du kannst ja im Autobleiben. Es dauert nur eine Minute. Fahr zu Chip s.
Die haben noch geöffnet.«
Also machte Luther sichauf den Weg zu Chip s, einem Laden, den er
nicht nur wegen seinerunverschämten Preise und hochnäsigen Angestellten
hasste, sondern auchwegen seiner unmöglichen Lage. Natürlich schüttete
es immer noch wie ausEimern. Und natürlich suchte sich Nora keinen
Supermarkt wie Kroger aus, wo man problemlos parken und eben kurz
hineinspringen konnte.Nein, sie wollte unbedingt zu Chip s, wo man
parkte und dann ersteinmal auf Wanderschaft gehen musste.
Manchmal klappteallerdings noch nicht einmal das. Der Parkplatz war
voll. Selbst in denFeuerwehrzufahrten wimmelte es von Autos. Nachdem
Luther zehn Minuten langumsonst gesucht hatte, sagte Nora frustriert:
»Lass mich einfach amBordstein raus.«
Er bog auf den Parkplatzeines Schnellrestaurants und brummte: »Was
genau brauchst du?«
»Ich kann selbst gehen«,sagte sie mit gespieltem Protest in der Stimme.
Dabei wussten beide ganzgenau, dass es am Ende
Luther sein würde, derdurch den Regen marschierte.
»Was brauchst du?«
»Nur weiße Kuvertüre undein Pfund Pistazien«, sagte sie erleichtert.
»Das ist alles?«
»Ja, aber nimm dieKuvertüre von Logan s, in der Ein-Pfund-Packung,
und die Pistazien von Lance Brothers.«
»Und das kann nicht nocheinen Tag warten?«
»Nein, Luther, das kannnicht warten. Ich muss den Nachtisch für das
Essen morgen zubereiten.Wenn du nicht gehen willst, dann halt doch
einfach den Mund und lassmich den Einkauf erledigen.«
Er knallte die Wagentürzu. Sein dritter Schritt führte ihn geradewegs
in ein Schlagloch. KaltesWasser umspülte seinen rechten Knöchel und
sickerte schnell bis inden Schuh hinein. Eine Sekunde lang blieb
Luther wie angewurzeltstehen und sog scharf die Luft ein, dann ging
er auf Zehenspitzendavon. Verzweifelt versuchte er, weitere Pfützen
rechtzeitig zu erkennenund sich gleichzeitig durch den Verkehr zu
schlängeln.
Chip s wurde ganz nach dem Motto »niedrige Pacht und hohePreise« geführt.
Der Laden befand sich ineiner Seitenstraße, wo man ihn zudem noch
ausgesprochen leichtübersehen konnte. Die Weinhandlung direkt nebenan
wurde von einem Europäergeführt, der behauptete, Franzose zu sein,
Gerüchten zufolge jedochaus Ungarn stammte. Sein Englisch war grauenvoll,
aber den Wortschatz derPreistreiberei beherrschte er perfekt. Er
hatte ihn wahrscheinlichvon Chip s gelernt. Letzten Endes waren in
diesem Stadtviertel alleGeschäfte für ihre Wucherpreise bekannt.
Nichtsdestotrotz wimmeltees auch hier vor Menschen. Vor dem Käselädchen
schwang ein weitererWeihnachtsmann seine Glocke. »Rudolph the Red-Nosed
Reindeer« plärrte es aus einem versteckten Lautsprecher überdem Bürgersteig
vor Mutter Erde, einemLaden, in dem die Körnerfresser zweifellos
immer noch Jesuslatschentrugen. Luther verabscheute den Laden und
weigerte sich, auch nureinen Fuß hineinzusetzen. Aus welchem Grund
Nora dort regelmäßigbiodynamische Kräuter kaufte, war ihm immer noch
ein Rätsel.
Der alte Mexikaner vomTabakgeschäft befestigte gerade fröhlich eine
Lichterkette in seinemSchaufenster. Aus seinem Mundwinkel hing eine
Pfeife, Rauch waberte umseinen Kopf, und hinter ihm stand ein mit
künstlichem Schnee besprühterkünstlicher Weihnachtsbaum.
Für den späteren Abendwar echter Schneefall angesagt. Deshalb hasteten
die Kauflustigen nocheiliger durch die Geschäfte. Luthers rechte
Socke war mittlerweile anseinem Knöchel festgefroren.
In Chip sgab es keine Einkaufskörbe mehr. Nicht, dass Luther einen
benötigt hätte, aber daswar auf jeden Fall ein schlechtes Zeichen.
Es bedeutete, dass derLaden gerammelt voll war. Erschwerend hinzu
kamen die schmalen Gängeund eine Warenanordnung, die absolut keinen
Sinn machte. Ganz egal,was auf der Einkaufsliste stand - man musste
den Laden ein halbesDutzend Mal von vorn bis hinten durchkämmen,
um alles zu finden.
Ein Angestellter mühtesich um die ansprechende Gestaltung einer Auslage
mit Weihnachtsmännern ausSchokolade. Über der Fleischtheke forderte
ein Schild alle »guten«Kunden auf, hier und jetzt sofort ihren Weihnachtstruthahn
zu bestellen. ErleseneWeine zum Fest, frisch eingetroffen! Und Weihnachtsschinken!
Was für eineVerschwendung, dachte Luther. Warum essen und trinken
wir so viel, um dieGeburt Christi zu feiern? Er entdeckte die Pistazien
neben dem Brot. Hier warwieder diese sonderbare Chip s-Logik am Werk
gewesen. Im Regal mit denBackzutaten war natürlich weit und breit
keine weiße Kuvertüre zuentdecken, also fluchte Luther leise vor
sich hin und trotteteerneut suchend durch die Gänge. Jemand rammte
ihm einen Einkaufswagenin die Hacken. Ohne sich zu entschuldigen,
ohne es auch nur zubemerken. »God Rest Ye Merry Gentlemen« erklang
aus dem Lautsprecher inder Decke. Als ob Luther sich dadurch besser
fühlen würde! Da hättensie auch »Frosty der Schneemann« spielen können.
Zwei Gänge weiter standneben den Reissorten aus aller Welt ein Regal
mit Kuvertüre. Luthermachte einen Schritt darauf zu und entdeckte
die Ein-Pfund-Packung vonLogan s. Ein zweiter Schritt, und die Kuvertüre
war urplötzlichverschwunden - im Einkaufskorb einer streng aussehenden
Frau, die ihn überhauptnicht beachtete. Der für Logan s reservierte
Platz im Regal war leer,und im nächsten schrecklichen Augenblick
stellte Luther fest, dasskein Fitzelchen weiße Schokolade mehr zu
sehen war. Jede MengeZartbitter- und Vollmilchkuvertüre, aber keine
weiße.
An der Expresskasse ginges natürlich langsamer voran als an den beiden
anderen. Wegen derunverschämten Preise kauften die meisten Kunden
nur das Nötigste, dieshatte jedoch keinerlei positiven Effekt auf
die Schnelligkeit, mitder sie an der Kasse abgefertigt wurden. Eine
unfreundliche Kassiererinergriff jeden einzelnen Artikel, inspizierte
ihn und gab dann von Handden Barcode ein. Am anderen Ende des Fließbands
wurden die Waren dannmehr oder weniger schlampig eingetütet. In der
Vorweihnachtszeit wurdendie Packer allerdings auf einmal sehr lebendig,
waren mit Begeisterungund einem Dauerlächeln bei der Arbeit und bewiesen
ein erstaunlichesGedächtnis für die Namen von Kunden. Die Jagd nach
Trinkgeld hatte begonnen,eine weitere Nebenerscheinung von Weihnachten,
die Luther verabscheute.
Über sechs Dollar für einPfund Pistazien! Er schubste den eifrigen
Packer beiseite undfürchtete, womöglich noch mehr Gewalt anwenden
zu müssen, um den jungenMann daran zu hindern, die kostbaren Pistazien
überflüssigerweise ineine Plastiktüte zu stecken. Luther stopfte
den Beutel in seineManteltasche und machte sich schnell davon.
Eine Traube von Menschenwar vor dem Tabakgeschäft stehen geblieben,
um dem alten Mexikanerbeim Dekorieren seines Schaufensters zuzusehen.
Er ließ gerade kleineRoboter durch den Kunstschnee stapfen, was die
Menge maßlos entzückte.Luther war gezwungen, den Bürgersteig zu verlassen,
und zwar mit dem falschenFuß zuerst. Sein linker Schuh versank in
zehn Zentimeter hohem,eiskaltem Schneematsch. Luther erstarrte für
den Bruchteil einerSekunde, atmete tief ein und verfluchte den alten
Mexikaner, seine Roboter,seine Zuschauer und vor allem die verdammten
Pistazien. Dann zog erabrupt den Fuß aus der Pfütze und schleuderte
dabei Schmutzwasser aufsein Hosenbein. Und während Luther nun mit
zwei Eisfüßen in derGosse stand, penetrantes Glockengebimmel erschallte,
»Santa Claus Is Coming to Town« aus demLautsprecher dröhnte und der
Bürgersteig durchfröhliche Menschen blockiert war, fing er langsam
aber sicher an, dasgesamte Weihnachtsfest zu hassen.
Als er den Wagen erreichthatte, war das Wasser bis zu seinen Zehen
vorgedrungen. »WeißeKuvertüre gab s nicht mehr«, zischte er Nora
zu, während er sich ansSteuer setzte.
Sie wischte sich die Augen.
»Was ist denn nun schonwieder?«, wollte er wissen.
»Ich habe gerade mitBlair gesprochen.«
»Was? Wie? Ist alles inOrdnung?«
»Sie hat aus dem Flugzeugangerufen. Es geht ihr gut.« Nora kaute auf
ihrer Unterlippe herumund versuchte ihre Fassung wiederzuerlangen.
Was genau kostet es wohl,aus zehntausend Metern Höhe mit jemandem
am Boden zutelefonieren?, fragte sich Luther. Er hatte solche Flugzeugtelefone
schon einmal gesehen. Manbenötigte dafür lediglich eine Kreditkarte.
Blair hatte eine von ihmbekommen - eine von denen, bei der die Rechnungen
an Momund Dad geschickt wurden. Von einem Funktelefon daoben zu
einem Handy hier unten wahrscheinlich mindestens zehn Dollar.
Und wofür? Es geht mirgut, Mom. Hab dich schon fast eine Stunde lang
nicht mehr gesehen. Wirlieben uns. Wir werden uns vermissen. Ich
muss jetzt aufhören, Mom.
Der Motor lief, obwohlLuther sich nicht daran erinnern konnte, ihn
gestartet zu haben.
»Du hast die weißeKuvertüre vergessen?«, fragte Nora, die ihre Fassung
inzwischen wiedererlangthatte.
»Nein, ich habe sie nichtvergessen. Es gab keine mehr.«
»Hast du Rex danachgefragt?«
»Wer ist Rex?«
»Der Metzger.«
»Nein, Nora, ausunerfindlichen Gründen habe ich nicht daran gedacht,
den Metzger zu fragen, ober vielleicht zwischen seinen Koteletts
und Würsten weißeKuvertüre versteckt hat.«
Sie fummelte frustriertam Türgriff herum. »Ich brauche sie aber. Dich
kann man wirklich nichtschicken.« Und fort war sie.
»Hoffentlich trittst duin eine Pfütze mit Eiswasser«, brummte Luther
wütend und murmelte nochein paar andere unschöne Bemerkungen hinterdrein.
Er richtete dieHeizventilatoren nach unten, damit seine Füße auftauten,
und beobachtete dann dasKommen und Gehen fettleibiger Menschen vor
dem Schnellrestaurant.Auf den Straßen ringsherum stand der Verkehr
so gut wie still.
Luther dachte darübernach, wie schön es wäre, Weihnachten einfach
vergessen zu können.Einmal mit den Fingern schnippen, und es ist
der zweite Januar. KeinBaum, kein Einkaufsstress, keine unnützen
Geschenke, keineTrinkgelder, keine Berge von Einpackpapier, keine
Staus und Menschenmengen,kein Stollen, kein Festschnaps und Festschinken,
die ohnehin niemand habenwill, kein »Rudolph« und kein »Frosty«,
keine Büroparty, keineGeldverschwendung. Seine Liste wurde immer
länger. Er kauerte aufdem Fahrersitz, wartete darauf, dass die Wärme
seine Füße erreichte, undträumte lächelnd davon, alldem zu entkommen.
Nora kehrte zurück undwarf ihm eine kleine braune Tüte in den Schoß
- vorsichtig genug, dassdie Schokolade nicht zerbrach, jedoch heftig
genug, dass Luther klarwurde, dass sie erfolgreich gewesen war, wo
er versagt hatte. »Jederweiß, dass man bei Chip s immer fragen muss«,
stieß sie schroff hervorund legte mit ungeduldigem Rucken ihren Gurt
an.
»Seltsame Art vonAbsatzförderung«, sann Luther und legte den Rückwärtsgang
ein. »Verstecken wir dieWare doch beim Metzger, machen wir sie rar,
dann werden die Leuteschon danach schreien. Ich bin sicher, dass
der Preis für versteckteWare sogar noch höher ist.«
»Ach, sei doch still,Luther.«
»Hast du nasse Füße?«
»Nein. Du?«
© Heyne Verlag
Übersetzung: Michélle Pyka
- Autor: Danielle Steel
- 2004, 399 Seiten, Maße: 11,5 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Engl. v. Margarethe van Pee
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548259677
- ISBN-13: 9783548259673
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