Vorsicht, Herz in Gefahr!
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Ein romantisch-sinnlicher Liebesroman, von einer jungen englischen Autorin mitreißend beschrieben.
Vorsicht,Herz in Gefahr! von LucyMerritt
LESEPROBE
»Hören Sie, Joe, ich bin ganz offen zu Ihnen. Sie sindmomentan brandaktuell.« Der Mann, der sich irgendwie an der Büromanagerinvorbeigeplaudert hatte, hätte mit seinem perfekten Gebiss ohne weiteres fürZahncreme Werbung machen können. Seine Zähne machten jedem Hai Konkurrenz. Undwaren das gefundene Fressen für jeden Karikaturisten. »Mmh?«, murmelte JoeGomez, der abwesend auf seinem Klemmbrett herumkritzelte. Sein Gegenüberignorierte, dass Joe gar nicht richtig bei der Sache war, und schob ihm überden Schreibtisch ein Faltblatt zu. »Werfen Sie mal einen Blick hinein. Das sindnatürlich nur ein paar Vorabideen.« Das violette Faltblatt war mit einemgoldenen Quastenbändchen geheftet. Es sah eher aus wie das Programm für einKrönungszeremoniell, dachte Joe im Stillen. Oh, diese Engländer! Er sah es sichnicht an, sondern fragte: »Was ist das?« »Joe Gomez, die Serie«, prahlteZahnpastalächeln triumphierend. »Aus meiner Sicht als Profi. Selbstverständlichmuss daran noch gefeilt werden, bis die Sache endgültig steht.« Joe erwidertebewusst höflich: »Tut mir Leid, aber ich stehe bereits unter Vertrag.« Der Mannbetrachtete seine Fingernägel. »Aha.« »Wir arbeiten an Fortsetzungen für dieSendung, die Sie vermutlich auch kennen.« »Schlösser und Paläste. Istmir ein Begriff. Mein Unternehmen hat das Ganze produziert.« »Was?« Joe fielaus allen Wolken. »Und wieso sind Sie dann hier? Ich hab Tom doch erklärt, dassich weiterhin mitmache. Immer vorausgesetzt natürlich, dass mir seine Ideenzusagen. Als wir das letzte Mal miteinander Kontakt hatten, arbeitete er nochan der Umsetzung.« »Und wann war das?« Joe hob gedankenvoll die Schultern. »Vorein paar Tagen, glaub ich. Bin mir nicht ganz sicher.« »Das kommt hin. Siemüssen wissen, Tom ist nicht mehr bei uns.« Schlagartig hatte der Fremde, derunaufgefordert in einen Besuchersessel gesunken war, Joes ungeteilteAufmerksamkeit. Er beendete seine Kritzeleien und kniff die Augen zusammen.»Verzeihung, was sagten Sie da eben?« Der Mann rutschte etwas unbehaglich aufder Sitzfläche herum, sagte dann aber wie selbstverständlich: »Der Vertrag vonTom Skelton lief aus.« Als Joe schwieg, fügte er ohne Umschweife hinzu: »Siewissen doch, wie das im TV-Geschäft läuft. Ein Producer ist immer so gut wieseine letzte Produktion.« »Genau wie wir Architekten«, versetzte Joe gereizt.Er warf einen Blick auf das Modell seines preisgekrönten Opernhauses auf demLeuchttisch in der Ecke. Das war der Grund, warum Zahnpastalächeln ihm eineFernsehserie anbot. »Ich bin nicht brandaktuell, ich habe einen Preis gewonnen.Und bei der nächsten Ausschreibung wird vermutlich wieder einer rausspringen.«»Sie sind zu bescheiden«, meinte Zahnpastalächeln und lehnte sich bequemzurück. Vertun Sie sich da mal nicht, dachte Joe zynisch. Er legte diegespreizten Fingerspitzen aneinander und ließ sein Gegenüber reden.»Architektur ist die Rockmusik der Zukunft. Das steht in den Zeitungen,Magazinen, Büchern. Sogar Jugendliche interessieren sich schon dafür. Und Siesind der Mann der Stunde.« »So?« »Hip. Jung. Kreativ. Begeisterungsfähig. Siekennen die Materie, und die Zuschauer sind ganz heiß auf Sie. Sie hätten sichmal die Publikumsresonanz auf Paläste ansehen sollen.« »Hab ich.«»Natürlich brauchen Sie ein sorgfältig ausgearbeitetes Skript, aber « Der Mannschnappte nach Luft. »Sie haben sie gesehen?« Auf einmal hielt Joe es für keinegute Idee mehr, seinem Gegenüber mitzuteilen, dass Tom ihm die Zuschauerpostgezeigt hatte. Also versuchte er, sein Gegenüber abzulenken, indem er sichaufregte: »Eine schöne Scheiße! Ich dachte, die Zuschauer würden sich über dieArchitektur auslassen. Aber die interessieren sich wohl nur für meinen Arsch.«»Sie hatten traumhafte Einschaltquoten.« Sein Besucher nickte anerkennend. Erzückte einen Schnellhefter, den er Joe ebenfalls über den Schreibtisch zuschob.»Sehen Sie selbst.« Joe zog eine Grimasse. »Danke, auf so was kann ichverzichten.« »Okay.« Der Mann klappte den Ordner auf und las einige Kommentaredaraus vor. »Animalische Vitalität umwerfende Statur der verträumteBlick « »Das reicht.« Joe winkte ab. »Hat sich auch jemand zum Inhalt derSendung geäußert? Ist beispielsweise eines der Bauwerke besonders erwähntworden?« Der Mann spitzte die Lippen und überflog die vor ihm liegenden Infos.»Hmmm. Bauwerke Bauwerke Bauwerke. Ja, hier steht was. Sah so aus, alskönnte er die Dinger nicht nur entwerfen, sondern auch spielend selber bauen.Konnte förmlich den Schweiß riechen. Das nenn ich großartiges Fernsehen. «Er sah auf. »Und? Wie finden Sie das?« »Ich wollte eigentlich auf was ganzanderes hinaus«, antwortete Joe trocken. Der Mann beugte sich vor. »Joe«,meinte er eindringlich, »das wird die größte Sache, die ich die Sie jegemacht haben.« Joe konnte nicht anders, er musste ihm einfach Kontra geben.»Glaub ich nicht. Old Faithful hier«, er deutete auf die Opernhaus-Pläne, »istmit mehreren Millionen Tonnen im Vorteil.« Der Mann merkte gar nicht, dass Joesich über ihn lustig machte. »Mag sein, aber das hier ist Fernsehen«, betontedieser. »Weltweit ausgestrahlt.« Joe war ehrlich verblüfft. »Weltweit? Tommeinte, dass die Serie nur von lokalem Interesse sei.« Zahnpastalächelnblinzelte verärgert, fasste sich aber rasch wieder. »Das war, bevor wir dasPotenzial erkannt haben«, sag- te er betont freundlich. »Es hat auch nichtsmehr mit Tom zu tun. Wir sind uns ganz sicher, dass Sie internationales Formathaben. Und, wichtiger noch, Sie sprechen ein Generationen übergreifendesPublikum an. Sie sehen aus wie ein Filmstar. Sie wirken so sportlich wie einCoach in einem Abenteuerurlaub. Und Sie sind Autodidakt.« Joe setzte sichruckartig auf. »Ich bin kein Autodidakt «, erwiderte er aufgebracht.»Diese Materie bringt sich niemand selber bei. Die Konsequenzen wären dramatisch.Und es ist auch absolut unverantwortlich zu behaupten, dass jemand es könnteund dabei etwas Vernünftiges herauskäme. Zugegeben, ich habe viele Akademienbesucht. Da hab ich mir quasi mein eigenes Lernprogramm zusammengestellt « DerMann unterbrach ihn, indem er gelangweilt abwinkte. »Geht mich ja auch nichtsan. Für mich ist primär wichtig, dass Sie sympathisch und überzeugend wirken.Sie haben Auslandserfahrung. Sie sind ein guter, fesselnder Erzähler. Sieklingen wie ein Nordamerikaner, auch das ein Plus. Und Sie schwitzen und sehenklasse aus in Shorts. Einfach optimal!« Joe verdrehte die Augen. »Das istAnsichtssache.« Sein Gegenüber bemerkte die Ironie und lächelte höflich.»Also«, fuhr er geschäftsmäßig fort, »für die erste Staffel sind acht Sendungengeplant. Venedig ist der erste Beitrag, denn die Stadt kommt gut an. Dannbringen wir das Buch zur Serie. Und das Video. Die Nachfrage ist da. GlaubenSie mir.« »Das bezweifle ich ja gar nicht. Und was springt dabei für Tom raus?«»Das hab ich Ihnen doch schon erklärt. Wir haben den Vertrag mit Tom Skeltonnicht verlängert.« »Aber es war in erster Linie seine Idee. Ich hab Schlösserund Paläste nur gemacht, weil wir befreundet sind.« Zahnpastalächelnversuchte angestrengt, einen Ausdruck tiefen Bedauerns auf sein Gesicht zulegen. Das wirkte so unecht, dass Joe ihm liebend gerne eine verpasst hätte. Erfühlte sich spontan um Jahre zurückversetzt. Als Slumkind hatte er sich oftgenug prügeln müssen, wegen seines unzuverlässigen Vaters und einer Mutter, dienicht einmal richtig Englisch sprechen konnte. Aber das war über dreißig Jahreher, und er hatte seitdem gottlob nie mehr das Bedürfnis verspürt,handgreiflich zu werden. Aber bei diesem Typen mit seinen blitzenden weißenZähnen und dem feisten Doppelkinn juckte es ihm gefährlich in den Fingern.Bevor er den Gedanken vertiefte, sagte Joe hastig: »Es war Toms Idee. Und ichwerde ihn nicht ausbooten. Die Antwort lautet nein.« Das Doppel- undDreifachkinn schwabbelte bedenklich. Ein kleiner Nobody, der sich alsFernsehboss aufspielt, überlegte Joe sarkastisch. Schweigend fing er wieder anzu zeichnen: ein Kind mit Baseballmütze und aufgeschürften Knien. »Ich rede voneiner nicht unerheblichen Investition«, knirschte der Mann. »Hoffentlich machtsie sich für Sie bezahlt«, meinte Joe, in seine Skizze vertieft. »Diese Sachekönnte Ihnen ganz neue Karriereperspektiven eröffnen, Joe.« »Nein, ganz sichernicht.« »He, Mann, Spaß beiseite. Sie könnten echt groß rauskommen, so wie wie « Dem TV-Profi fiel kein Name ein. Er gab sich geschlagen. »Na, ebengrößer als jetzt.« »Danke für das Kompliment.« Der Mann begriff die Ironienicht. »Ist mein voller Ernst.« »Meiner auch.« Joe beendete seine Zeichnung undstand auf. »Ich bleibe bei meinem Nein.« Er hielt ihm die Hand hin. »AufWiedersehen.« (...)
© Blanvalet Verlag
Übersetzung: Beate Darius
- Autor: Lucy Merritt
- 2006, 269 Seiten, Maße: 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Engl. v. Beate Darius
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442364035
- ISBN-13: 9783442364039
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