Was ich als Kind erlebt
Tony Schumacher (1848-1931) war eine der bekanntesten Kinderbuchautorinnen ihrer Zeit. In ihren 1901 veröffentlichten Erinnerungen schildert sie unterhaltsam, wie sie als jüngstes von sieben Kindern des Generals Fidel von Baur-Breitenfeld vornehm und...
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Klappentext zu „Was ich als Kind erlebt “
Tony Schumacher (1848-1931) war eine der bekanntesten Kinderbuchautorinnen ihrer Zeit. In ihren 1901 veröffentlichten Erinnerungen schildert sie unterhaltsam, wie sie als jüngstes von sieben Kindern des Generals Fidel von Baur-Breitenfeld vornehm und standesbewusst in Ludwigsburg aufgewachsen ist. Ein anschauliches Sittenbild des 19. Jahrhunderts!
Lese-Probe zu „Was ich als Kind erlebt “
Erste KindheitseindrückeMeine eignen ersten Kindheitseindrücke sind, wie es wohl immer der Fall ist, keine Episoden, sondern blitzartige Bilder, zum erstenmal mit Bewusstsein erfasst - die Anfangsproben der Natur auf den Erinnerungstafeln des kindlichen Gehirns -, unzusammenhängend, unwichtig! ... Ich sitze auf dem Arm meiner Wärterin, die mit mir vor einem kleinen Hause steht und mit einem Manne spricht. Das Kleid der mich Tragenden ist dunkel und hat helle Punkte. Der Mann, ein Weinwirt, hat ein rotes, freundliches Gesicht, eine weiße Schürze, eine Mütze mit einer Troddel und eine Pfeife im Mund. Er schaut zum Fenster, das ebenerdig liegt, heraus. Rechts ist ein Fensterladen mit einem kleinen runden Loch, in das ich vergeblich mein Zeigefingerlein zu bohren versuche, worüber die beiden lachen, und dahinter ist eine Reihe Bäume ...
Wieder ein Bild! Ich werde von meiner Base Marie Bartruff in ein fremdes Haus genommen, zu einem "sehr, sehr lieben Kinde", wie sie sagt. Wir treffen ein schreiendes, strampelndes kleines Mädchen, das in einer Ecke steht, nicht folgt und einen Klaps bekommt. Das Gesicht sehe ich nicht vor lauter blonden Locken und dicken Händchen, die sich in die Augen bohren, auf dem Boden vor ihr liegt eine weggeworfene Puppe mit roter Jacke, - der Kontrast von dem, was ich erwartet, ist groß und deshalb der Eindruck desgleichen. - Es war dies das erste Zusammentreffen mit meiner nachherigen, innig geliebten Kindergespielin und Jugendfreundin Marie v. S., und diese erste Enttäuschung hatte durchaus nichts Vorbedeutendes in einem Verhältnis, in dem sie stets das unerreichte Vorbild für mein Leben war und ist! ...
Ein andermal bin ich unter vielen Menschen! Göhring hat mich auf den Arm genommen, und ich sitze gesichert, während es unter mir schwirrt und summt und alle Leute ganz anders aussehen als sonst. Mama schenkt an einem großen Tisch Tee ein und hat keine Zeit für mich, und die andern Damen auch nicht.
"Sie müssen verkaufen, dass die
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armen Kinder Brot bekommen", erklärt Göhring mir ziemlich umständlich den "Bazar", und ich sehe mich nach solchen um, kann sie aber nicht entdecken. - Da steht plötzlich ein kleines Bauernmädchen mit Mieder und Radhaube vor uns, in der ich zu meinem Erstaunen meine Schwester Elise erkenne. Die Sechsjährige weiß sich recht gut durch das Gedränge zu schieben mit ihrem Körbchen voll Sardellenbrötchen, die sie verkauft. Eines davon, das sie mir hinaufreicht, schmeckt hässlich und sauer, und ich bekomme einen merkwürdigen Begriff von dem "Brot für arme Kinder" ...
Einige Zeit darauf stand ich mit meiner Mutter im Schlafzimmer, wo mein Bettchen mit dem grünseidenen Bogentuch, das, von einer hölzernen Eichel gehalten, zu beiden Seiten des Kopfendes herabfiel, verschwunden war. Statt dessen war eine große, lange Gitterbettlade da, von der mir gesagt wurde, dass ich, da ich nun vier Jahre alt und ein großes Mädchen sei, in ihr schlafen werde.
"Wo ist aber mein Guckenhäusele?", fragte ich ängstlich und sah mir die vorhanglose Neuerung mit großem Misstrauen an, während meine Augen sich mit Tränen füllten. ,,,Bogentücher' und ,Guckenhäusele' haben bloß ganz kleine Kinder", versuchte meine Mutter mich zu beschwichtigen, aber es gelang ihr nur für den Augenblick. Als ich abends mich in dem Bett ohne die gewohnten, mich einhüllenden Vorhänge schlafen legen sollte, da wollte ich nicht und verlangte weinend nach dem alten Bettlädchen. Als man aber fest blieb und mir nicht willfahrte, da überkam mich ein wilder Jammer. Wo war mein kleines, enges, grünschimmerndes, so unendlich behagliches Häuschen über meinem Kopf, die Falten, aus denen ich herausschauen und "Kuckuck" machen konnte, wenn ich wollte, die mich verhüllten, wenn die Sonne schien oder die Stehlampe brannte? Wo war das sanfte Geknister der Seide, der feine Lavendelduft? Jetzt musste mit den dunklen Ecken der großen Schlafstube gerechnet werden, mit dem Ofen, der
Einige Zeit darauf stand ich mit meiner Mutter im Schlafzimmer, wo mein Bettchen mit dem grünseidenen Bogentuch, das, von einer hölzernen Eichel gehalten, zu beiden Seiten des Kopfendes herabfiel, verschwunden war. Statt dessen war eine große, lange Gitterbettlade da, von der mir gesagt wurde, dass ich, da ich nun vier Jahre alt und ein großes Mädchen sei, in ihr schlafen werde.
"Wo ist aber mein Guckenhäusele?", fragte ich ängstlich und sah mir die vorhanglose Neuerung mit großem Misstrauen an, während meine Augen sich mit Tränen füllten. ,,,Bogentücher' und ,Guckenhäusele' haben bloß ganz kleine Kinder", versuchte meine Mutter mich zu beschwichtigen, aber es gelang ihr nur für den Augenblick. Als ich abends mich in dem Bett ohne die gewohnten, mich einhüllenden Vorhänge schlafen legen sollte, da wollte ich nicht und verlangte weinend nach dem alten Bettlädchen. Als man aber fest blieb und mir nicht willfahrte, da überkam mich ein wilder Jammer. Wo war mein kleines, enges, grünschimmerndes, so unendlich behagliches Häuschen über meinem Kopf, die Falten, aus denen ich herausschauen und "Kuckuck" machen konnte, wenn ich wollte, die mich verhüllten, wenn die Sonne schien oder die Stehlampe brannte? Wo war das sanfte Geknister der Seide, der feine Lavendelduft? Jetzt musste mit den dunklen Ecken der großen Schlafstube gerechnet werden, mit dem Ofen, der
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Autoren-Porträt von Tony Schumacher
Tony Schumacher (1848-1931) war eine der bekanntesten Kinderbuchautorinnen ihrer Zeit. In ihren 1901 veröffentlichten Erinnerungen schildert sie unterhaltsam, wie sie als jüngstes von sieben Kindern des Generals Fidel von Baur-Breitenfeld vornehm und standesbewusst in Ludwigsburg aufgewachsen ist.
Bibliographische Angaben
- Autor: Tony Schumacher
- 2010, 180 Seiten, Maße: 12,5 x 19,6 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben von Cantré, Monique
- Herausgegeben: Monique Cantré
- Verlag: Klöpfer & Meyer Verlag
- ISBN-10: 3940086584
- ISBN-13: 9783940086587
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