Was ich im Wald von Argentinien sah
"Endlich: große deutsche Reiseliteratur!"
Denis Scheck
"Ich war noch nie in meinem Leben ein Held. Ich war schüchtern als Kind. Kränklich. Verträumt. Hatte ich all meine Kräfte für eine Heldengeschichte aufgespart? Dann klopfte es, und die Reise...
Denis Scheck
"Ich war noch nie in meinem Leben ein Held. Ich war schüchtern als Kind. Kränklich. Verträumt. Hatte ich all meine Kräfte für eine Heldengeschichte aufgespart? Dann klopfte es, und die Reise...
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Produktinformationen zu „Was ich im Wald von Argentinien sah “
"Endlich: große deutsche Reiseliteratur!"
Denis Scheck
"Ich war noch nie in meinem Leben ein Held. Ich war schüchtern als Kind. Kränklich. Verträumt. Hatte ich all meine Kräfte für eine Heldengeschichte aufgespart? Dann klopfte es, und die Reise begann."
Wann erreicht einen schon die Einladung, an einer Suche nach Göttern teilzunehmen? Im Frühjahr 2009 erhält die deutsche Schriftstellerin Sabine Küchler genau so ein Angebot: eine wohlbeleumundete Kulturinstitution fragt an, ob sie zusammen mit einer Photographin und einem Philosophen eine Expedition in den argentinischen Nebelwald unternehmen und dort nach den Überresten der einheimischen Waldgötter suchen möchte? Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann, denkt sich Küchler und steuert stracks den nächstgelegenen Outdoor-Spezialisten an. Ausstaffiert mit intelligenter Kleidung, die selbst einen Kondor erblinden lassen möchte, und allem, was zur Survival-Ausrüstung eines modernen Conquistadors zählt, macht sich Küchler auf den Wegin den Wald nach Argentinien. Außerdem im Gepäck: eine handfeste Traumatisierung durch die Sonntagsausflüge ihrer Familie, eine Handvoll Trostformeln aus der deutschen Romantik sowie jede Menge Feld-, Wald- und Wiesen-Weisheiten vermeintlicher Freunde.
Ein Roman in Form eines Sammelalbums mit Bildern zum Einkleben, der den Leser selbst zu einer Expedition in die Bildwelten des argentinischen Nebelwaldes einlädt: Sabine Küchler erzählt sprachmächtig, einsichtsreich und wunderbar selbstironisch von einer die auszog, den Wald kennenzulernen.
Denis Scheck
"Ich war noch nie in meinem Leben ein Held. Ich war schüchtern als Kind. Kränklich. Verträumt. Hatte ich all meine Kräfte für eine Heldengeschichte aufgespart? Dann klopfte es, und die Reise begann."
Wann erreicht einen schon die Einladung, an einer Suche nach Göttern teilzunehmen? Im Frühjahr 2009 erhält die deutsche Schriftstellerin Sabine Küchler genau so ein Angebot: eine wohlbeleumundete Kulturinstitution fragt an, ob sie zusammen mit einer Photographin und einem Philosophen eine Expedition in den argentinischen Nebelwald unternehmen und dort nach den Überresten der einheimischen Waldgötter suchen möchte? Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann, denkt sich Küchler und steuert stracks den nächstgelegenen Outdoor-Spezialisten an. Ausstaffiert mit intelligenter Kleidung, die selbst einen Kondor erblinden lassen möchte, und allem, was zur Survival-Ausrüstung eines modernen Conquistadors zählt, macht sich Küchler auf den Wegin den Wald nach Argentinien. Außerdem im Gepäck: eine handfeste Traumatisierung durch die Sonntagsausflüge ihrer Familie, eine Handvoll Trostformeln aus der deutschen Romantik sowie jede Menge Feld-, Wald- und Wiesen-Weisheiten vermeintlicher Freunde.
Ein Roman in Form eines Sammelalbums mit Bildern zum Einkleben, der den Leser selbst zu einer Expedition in die Bildwelten des argentinischen Nebelwaldes einlädt: Sabine Küchler erzählt sprachmächtig, einsichtsreich und wunderbar selbstironisch von einer die auszog, den Wald kennenzulernen.
Klappentext zu „Was ich im Wald von Argentinien sah “
"Endlich: große deutsche Reiseliteratur!"Denis Scheck'Ich war noch nie in meinem Leben ein Held. Ich war schüchtern als Kind. Kränklich. Verträumt. Hatte ich all meine Kräfte für eine Heldengeschichte aufgespart? Dann klopfte es, und die Reise begann.'Wann erreicht einen schon die Einladung, an einer Suche nach Göttern teilzunehmen? Im Frühjahr 2009 erhält die deutsche Schriftstellerin Sabine Küchler genau so ein Angebot: einewohlbeleumundete Kulturinstitution fragt an, ob sie zusammen mit einer Photographin und einem Philosophen eine Expedition in den argentinischen Nebelwald unternehmen und dort nach den Überresten der einheimischen Waldgötter suchen möchte? Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann, denkt sich Küchler und steuert stracks den nächstgelegenen Outdoor-Spezialisten an. Ausstaffiert mit intelligenter Kleidung, die selbst einen Kondor erblinden lassen möchte, und allem, was zur Survival-Ausrüstung eines modernen Conquistadors zählt, macht sich Küchler auf den Weg in den Wald nach Argentinien. Außerdem im Gepäck: eine handfeste Traumatisierung durch die Sonntagsausflüge ihrer Familie, eine Handvoll Trostformeln aus der deutschen Romantik sowie jede Menge Feld-, Wald- und Wiesen-Weisheiten vermeintlicher Freunde.Ein Roman in Form eines Sammelalbums mit Bildern zum Einkleben, der den Leser selbst zu einer Expedition in die Bildwelten des argentinischen Nebelwaldes einlädt: Sabine Küchler erzählt sprachmächtig, einsichtsreich und wunderbar selbstironisch von einer die auszog, den Wald kennenzulernen.
Lese-Probe zu „Was ich im Wald von Argentinien sah “
Was ich im Wald von Argentinien sah von Sabine Küchler 1. Kapitel
Als Kind habe ich mich vor dem Wald gefürchtet.
Er war so ordentlich. Ganz anders als ich.
Wir fuhren immer sonntags hin. Alle vier, die ganze Familie,
gleich nach dem Frühstück. Wir saßen eine Stunde im Auto, dann
zeigten sich irgendwann bräunliche Hänge, die Bäume standen in
Front. Jetzt begann der Lobgesang auf die unbegrei¬fliche Pracht der
Natur. Mutters Solo: Die unfassbaren Goldtöne des Laubs! Das binnen
einer Woche völlig erfrischte Grün! Das kostbare Farbenspiel der
Blätter! Es war schön, Mutter einmal die Woche so schwärmen zu
sehen. Dafür lohnte sich sogar eine Fahrt in den Wald.
Jahre später haben wir uns gestanden, dass jeder von uns auf seine
Art diese Ausflüge hasste. Am schlimmsten war es für meine Mutter
gewesen, die noch heute den Anblick stramm stehender Tannen und
Eichen als zuverlässige Aussicht auf eine handfeste Depression empfindet.
Jeder von uns wäre lieber daheim geblieben. Aber jedem war
klar: Was ist, wenn der Wald den anderen gut tut? Man darf ihnen
den Spaß an der Natur nicht verderben, dachten wir.
... mehr
Ich war bereits älter als vierzig, als ich in einen dunklen Wald verschlagen
wurde, in jedem Fall aber zu alt, um an die Mitte des Lebens
zu glauben, denn für solche Ammenmärchen starb man in unserer
Familie zu früh. Ich war drei Jahre jünger als meine Großmutter, bevor
sie starb, gut fünfzehn Jahre blieben mir noch, wenn ich mich an
meinem Vater orientierte. Ich erhielt eine sonderbare Einladung zu
einem Waldabenteuer, von dem ich glaubte, es könne mich wieder
zurückbringen auf meinen Pfad. Ich sollte in den argentinischen
Nebelwald reisen oder was von ihnen übrig war, und darüber schreiben.
Von den schwarzen Bäumen, die einst in den Himmel wuchsen,
damit die Schamanen hinausk¬lettern konnten, hatte ich schon gehört.
Der Wald, hieß es im Schreiben des argentinischen Kulturinstituts,
sei neben der Wüste eine der letzten geheimnisvollen Metaphern
menschlicher Existenz. Der undurchsichtige, Mythen schaffende
Wald bringe den Menschen an den Rand seiner Erfahrung. Bildungsstolz
erinnerte man an die Tradition der heiligen Haine, an
den barbarischen Wald der Germanen, die Seelenlandschaften der
Romantik. Es klang beinahe so, als hätte man als Deutsche eine gewisse
natürliche Kompetenz für den Wald und seine Finsternisse.
Erst dort, im Zwielicht der Bäume, sei Imagination möglich, lautete
das Versprechen, das Wunderbare und der Wahn wohnten eng beieinander
in der Dämmerung. Der Wald als Sphäre des Negativen,
ja der Negation schlechthin, erklärte man nebenbei, mache bloß
jenen Angst, die sich niemals dem aussetzten, was in ihnen selbst
das Verborgenste sei. Für die geplante Reise in den Nebelwald habe
man bereits eine argentinische Fotografin und einen argentinischen
Philosophen gewonnen. Nun brauche man nur noch mich, die deutsche
Schriftstellerin, um etwas über die wahre Seele des Waldes zu
erfahren. Wer mochte da Nein sagen? Ein bisschen Angst gehörte
offenbar zum Programm.
Ich war schon mal in Argentinien. Einen Tag lang, um in Buenos
Aires Schuhe zu kaufen. Im Dezember habe ich bei »La
Casa de las Botas« zwei Paar handgenähte Stiefeletten mit verdeckter
Schnürung gekauft. Ich liebe Schuhe. Von meiner Großmutter
heißt es, dass sie Schuhe gesammelt habe, fast hundert Paar. Und
Hüte hat sie gemocht, erzählt meine Mutter. Als Kind habe ich mir
vorgestellt, dass es im Schlafzimmer meiner Großmutter einen eigenen
Schrank nur für Schuhe und Hüte gegeben haben muss. Ich hätte
sie gern nach ihren Lieblingsstücken gefragt. Aber sie war schon
gestorben, bevor ich zur Welt kam. Später habe ich jedes überflüssige
neue Paar Schuhe auf meine Gene zurückgeführt - ich konnte doch
gar nichts dafür, dass die Großmutter in mir ihren Träumen folgte.
Nach Buenos Aires kam ich mit dem Schiff. Es klang fulminant, war
aber doch eher eine fulminante Verrücktheit gewesen, auf einem
Kreuzfahrtschi von Kapstadt nach Buenos Aires mitzureisen, nur
um ein Mal im Leben ganz vom Meer umgeben zu sein. Für Buenos
Aires blieben acht Stunden, ehe es mit dem Flugzeug zurück nach
Deutschland ging. Wir waren ohne Eile über den Atlantik und
schließlich in den meeresbreiten Río de la Plata gefahren, blass zogen
am Horizont die Umrisse von Montevideo vorbei, kleine verrostete
Frachter überholten uns hektisch und stießen schwarzen
Rauch aus. Man stand an der Reling und schaute bloß. Man konnte
auf so einem Schiff schnell vergessen, woher man kam und wohin
man zurückmusste.
Ich war als Autorin an Bord, engagiert für ein illustres Künstlerprogramm,
das die Passagiere mit Kammerkonzerten, Schreibkursen
und literarischen Salongesprächen von der Melancholie des Meeres
ablenken sollte. Der Cellist aus der Nachbarkabine empfahl mir,
meinen Vortrag über Joseph Conrad im goldenen Licht eines
Sonnenuntergangs zu halten und im Anschluss Champagner und
Austern reichen zu lassen. Die Leute, p¬flegte er zu sagen, denken
ja sonst, dass Bücher ein Arme-Leute-Vergnügen sind. Seine Frau
verspürte beim bloßen Gedanken an Buenos Aires das unbändige
Verlangen nach echten argentinischen Reitstiefeln. Vierzehn Tage
waren wir auf See, und der Wunsch nach Stiefeln nahm glühend zu.
Kurz vor der Ankunft sprach sie ausschließlich davon, welches Leder
am besten zu ihrem Pferd passen würde. So ergab es sich, dass unser
Tag in Argentinien einer Fixen Idee gewidmet blieb. Bei großer
Hitze schleppten der Cellist, seine Gattin und ich uns durch Nebenstraßen,
die kein Tourist je zu sehen bekommt. Wir aßen in einem
rot getünchten kleinen Lokal ein überraschend zähes Steak und bestaunten
an den Wänden die Bilder des kolossalen Bandoneonisten
Aníbal Troilo. Draußen ¬anfierte ein alter Herr im Pyjama vorbei.
So elegant und gekonnt in der Haltung, dass sich niemand hier wunderte
über ihn. Wir liefen weiter, in den Auslagen der Bäckereien
türmten sich Baisers wie gefrorene Wölkchen. Schreibmaschinen
gab es im Geschäft nebenan und überall Christbaumkugeln, Lametta
und Nikolausmützen. Wir kapitulierten, nahmen ein Taxi, das
uns in ein nahezu ausgestorbenes Viertel brachte, in dem angeblich
der beste Schuhmacher Argentiniens seine Werkstatt vor schlechten
Reitern versteckte. Barsch lehnte der Fahrer meine Dollarnoten ab,
als handelte es sich dabei um eine besonders billig gemachte Sorte
Falschgeld. Stattdessen ging er ruhig in den Laden hinüber und ließ
sich vom Schuhmacher bezahlen für unsere Tour. Der hob kaum seinen
Blick von der Arbeit und schien nicht aus auf schnelle Geschäfte.
Es roch nach edelsten Ledern. Die Regale waren bis zur Decke
gefüllt. Reitstiefel sortiert nach Farbe, Narbung und Schnitt. Dazwischen
verblichene Fotografen berühmter argentinischer Polospieler
und O ziere, die offenbar ihre ganze Zufriedenheit in schneidigen
Widmungen ausgedrückt hatten.
Der Schuhmacher vermaß Füße und Wadenumfang, legte eine
Karteikarte an, auf die er Zahlenkolonnen kritzelte, die liebevolle
Skizze der einzelnen Zehen sowie die Zeichnung eines Gebirgszuges,
der wohl die Wölbung des Spanns nachahmen sollte. Es war eine
langwierige Prozedur, die eher dem Anamnesegespräch bei einem
Chirurgen glich. Ich zog zwei Paar Stiefeletten aus dem Regal, die die
Polospieler vermutlich in ihrer Freizeit tragen, wenn sie einen Drink
nehmen und lässig plaudern mit der jungen Gattin des Gutsbesitzers.
Ich musste die Schuhe schon deshalb kaufen, um meinem ersten und
einzigen Tag in Argentinien überhaupt einen Sinn zu geben. Es wäre
absurd gewesen, mit leeren Händen nach Hause zu fahren.
Nebenan in einer winzigen Bar löschten wir unseren Durst. Der
Wirt war als junger Mann zur See gefahren und irgendwann einmal
in Kiel gewesen. Er sagte beim Servieren einfach nur: Bier! Und
dann plötzlich voller Begeisterung: Deutsches Bier!
Acht Monate später. Vor meinem neuen, nun wirklichen
Argentinienabenteuer legte ich Listen an. Listen fraßen die Ungewissheiten
auf, schufen einen kleinlichen, doch überschaubaren
Kosmos von Daten und Fakten. In der Wohnung lagen nun überall
Blöcke aus, um jederzeit meine Gedanken in Tabellen zu ordnen.
Kleiderlisten. Schuhlisten. Medikamentenlisten. Listen für nützlichen
Kleinkram: Wie viele Zahnbürsten würde ich brauchen, wie
viele Pfl¬aster, Brillentücher, Nährutensilien, wie viele Batterien für
Kamera, Taschenlampe, Rekorder? Gehörte Toilettenpapier auf
die Liste »Luxuriöses« oder auf die dringliche Notfall-Liste? Mit
dem Anlegen jeder Einzelliste halste man sich weitere Fragen auf.
Die Listen wucherten auf dem Papier, schwärmten in Untergruppen
aus, zerfielen in Subkategorien, zersplitterten nochmals in Sonderrubriken,
die wiederum Fußnoten provozierten. Man hätte meine
Notizen für diffizile Schaltkreise halten können oder für abstrakte
Walddiagramme, die unter meinen Händen wild aufblühten. Es
kam darauf an, Ordnung in die Reise zu bringen, bevor sie begann,
um sich theoretisch für alles zu rüsten. Ich begann Listen mit Ängsten
zu schreiben und versuchte, für jede Angst ein Buch oder eine
Pille zu finden. Ich kaufte eine Broschüre mit den Lebensmaximen
der Sieger. Ernährungs- und Motivationstipps, die Sie entspannt in
Form bringen. Ich begann auf dem Teppich zu schlafen, um meinen
Rücken an die Natur zu gewöhnen. Ich lief mit zehn Kilo Kartoffeln
im Rucksack ums Haus, dachte viel über Liegestütz nach. Auf dem
Boden türmten sich Bücher: Waldbücher, allgemeine Naturkundebücher,
Bestimmungsbücher für tropische Flora und Fauna, Märchensammlungen,
Expeditionsberichte, ethnologische Studien. Ich
wollte wenigstens in der Vorbereitung Experte sein.
In der Zigarrenkiste, die meine Großmutter ins Krankenhaus begleitet
hatte, bevor sie starb, lagen Fotos der Familie vor meiner Geburt.
Manche Gesichter kannte ich gar nicht. Irgendwann hatte ich Kin-
derbilder von mir hineingeschmuggelt, um auch dazuzugehören.
Zwischen diesen Fotos gab es ein einziges Bild ohne Menschen:
Auf der Rückseite stand in großer kullernder Schrift Unser täglicher
Spaziergang. Man sah eine Lichtung mit sonnenbeschienenem Farn,
Laub hing von oben herab. Die kargen, schlanken Stämme der Buchen
setzten sich schwarz im Vordergrund ab. Wie ein Zaun, eine
präzise markierte Grenze, hinter der etwas anderes begann.
Outdoor-Bedarf und mehr stand über der Halle am Stadtrand, die ich
in kürzer werdenden Abständen aufsuchte. Die Verkäufer begrüßten
mich bald mit Handschlag und nahmen sich mütterlich meiner aufmuckenden
Sorgen an. In einem Outdoor-Fachgeschäft wurde erst
richtig klar, wie gefährlich einem die Natur werden kann. Die Verkäufer
hielten sich an ein strenges Aufklärungskonzept. Sie schilderten
sachlich die Möglichkeiten des Scheiterns, Versagens, Untergehens
in der Natur. Sie bauten ein düsteres Szenario vor mir auf, beteten
geduldig die heilige Litanei des Schreckens, seufzten und schwiegen
bedeutend. Nach einer kleinen Pause zeigten sie das Equipment vor,
das einen gegen derlei Unannehmlichkeiten schützte. Sie nahmen
meine Sorgen ernst, indem sie den naiven Ängsten Format gaben,
Gründe, Berechtigung und jeder ungenauen Furcht professionelle
Bedenken hinzufügten. Sie bestätigten Sorgen, fütterten sie mit
reichem Faktenwissen an, um sogleich Trostpflaster auszuteilen. In
dieser Halle waren Probleme etwas, das man auch lösen konnte. Ich
ging gerne hin.
Die Menschen in der Zigarrenkiste sahen mich zweifelnd an. Als
wäre in unserer Familie schon einmal jemand ausgezogen, um die
Wälder kennenzulernen. Sie alle hockten in hübschen Häusern,
stimmten die Geige, tupfen den spröden Pinsel auf eine Palette mit
Pfützen fantastischer Farben.
Sie hatten Künstler sein wollen, und ich wollte zurück zur Natur?
Ich hatte mir in der Halle durch kluge Käufe bereits einen Ruf erworben,
galt als verständiger Kunde mit Sinn für jene Details, die
aus einer Expedition eine Lebenserfahrung oder ein Desaster machen,
da präsentierten mir die Verkäufer eines Tages das Konzept
der intelligenten Kleidung. Ich war jetzt reif für die geheimen Formeln.
Denn längst erschienen mir die Outdoor-Experten wie Mönche
eines Ordens, der kompromisslos forderte, man möge sein Leben
ändern und endlich abschwören dem gedankenlosen Konsum.
Man konnte nämlich auch mit Sinn und Verstand kaufen, merkte
ich jetzt. Man konnte dumme Kleidung anscha¬ffen wie jeder Trottel,
der glaubte, es ginge nur um die Launen der Mode. Und man konnte
gescheite Kleidung kaufen, die etwas teurer war, was aber in Ordnung
ging, wenn man nur ihre Qualitäten bedachte. Es gab Jacken,
Hosen, selbst Unterwäsche, die ausgeklügelten Klimamodellen folgten.
Die vorausschauend kühlten, wärmten, dem Körper in jedem
Augenblick gaben, was er brauchte. Es waren sogenannte HighEnd-
Produkte, verrieten die Outdoor-Mönche, die die Synthetik
zwangen, sich natürlich zu verhalten. Es gab den Anorak, der den
Mairegen genauso begriff¬ wie die Schneetatzen im November, es gab
Hemdchen, die den Schweiß vom Körper entfernten und frische
Luft unter die Achseln wehten. Sie müssen bedenken, erklärte man
mir, Sie werden eine Woche in dieser Kleidung leben und sich selbst
erkennen an Ihrem Geruch. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht.
Und ich kaufe die ganze kluge Kollektion.
Auf den Listen, die meine Ängste sortierten, tauchte der alte Vorsatz
wieder auf, den ich jahrelang vergessen hatte. Oder hatte er sich
schlafend gestellt? Ich hatte mir untersagt, auch noch Wunschlisten
anzulegen, weil mir das kindisch erschien, irgendwie peinlich, wenn
einen plötzlich zu viele unerledigte Wünsche aus schwarzen Augen
anglotzten, und man stand an der Wand, hatte sich zu verteidigen,
wieso man sich nicht besser um sie gekümmert hatte. Also schrieb
ich die Wünsche auf die Angstlisten, versteckte sie da. Mit etwas
Übung konnte man sie vom Rest nicht unterscheiden. Konnte man
Wünsche einfach vergessen? Vermutlich duckten sie sich manchmal
weg, wollten nicht au¬ffallen, und wenn sie glaubten, für sich zu sein,
schöpften sie Kraft, zogen Luft in die Lungen, um einen anzuspringen,
wenn man am wenigsten mit ihnen rechnete. Ich erwartete von
mir, glücklich zu sein. Da konnte man den Überfall wild lebender
Wünsche nicht gebrauchen. Aber da blieb dieser eine Gedanke, der
so alt war wie ich selbst. Der Wunsch, unterzutauchen, sanft zu verschwinden,
ganz ohne Lärm. Wann immer ich gereist war, auf jeder
Eisenbahnfahrt durchs platte Land, hatte die Lust mich gekitzelt,
weiterzufahren, übers Ziel hinaus sitzen zu bleiben, und je weiter
man sich von seinem Ziel entfernte, fiel nach und nach alles von einem
ab: falsche Pflichten, der Name, die Arbeit, mit der man Geld
verdiente, die Sätze, die man für seine Überzeugungen hielt. Die
Frage war nur: Was blieb übrig?
Worum ging es mir eigentlich? Sollten die leiden, die mich gern
hatten oder liebten? War es meine Art Liebesprobe, weil ich manchmal
unsicher war, ob ich wirklich gemeint war? Wenn man in den
Legenden und Märchen nach abenteuerlichen Wegen wieder aus
dem Wald heraustrat, war die Welt ganz verändert. Die Jahreszeit
hatte gewechselt, vielleicht waren Jahre und Jahrzehnte vergangen,
die Menschen außerhalb des Waldes waren grau geworden, liefen
gebeugt, und zuerst erkannten sie ihren Ritter nicht. Aber dann war
die Freude gewaltig.
Wer waren die Menschen, die mich umstanden im Traum wie
Bäume die Lichtung, den leeren Raum in ihrer Mitte? Es gab den
äußeren Kreis, Kollegen, Bekannte, Leute, von denen man nicht einmal
wusste, ob man sie mochte. Der engste Kreis, die Arme wie Äste
breit um mich gelegt, manchmal hielten sie das grobe Licht von mir
fern: Familie, bessere Freunde. Und neben mir auf der Lichtung:
mein Lieblingsmensch, der sich schützend herabbeugte, der Wind
sang in seinen Blättern. Ich hörte Musik in seinen Zweigen.
Die Kleidung war zu laut für die Stadt. Ich ging einmal zur Probe
durch die Fußgängerzone, es regnete nicht, und die Fasern mussten
sich gar nicht beweisen, es war eine leichte Nummer für sie, aber die
Leute schauten sich um, weil jede meiner Bewegungen ein mächtiges
Schleifgeräusch verursachte. Ich klang wie ein Ritter auf dem
Weg ins Turnier.
Die Märchen machten einem wenig Mut. Ich hatte diese Geschichten
immer geliebt, ihre deutlichen Worte, in deren Schatten verstohlene
Ängste hin und her huschten. Es lauerten Abgründe hinter den
naiven Kulissen, schreckliche Ahnungen, dass diese Welt vielleicht
doch nicht die beste aller möglichen war. Und die meisten Märchen
schickten jemanden in den Wald. Kinder, die man sich vom Hals
scha¬ffen wollte. Verhasste Stieftöchter, die im Papierkleidchen in den
Wald mussten, um im Februar Erdbeeren zu suchen. Ausgesetzte
Knaben und Mädchen, die heimlich Brot auf den Boden bröckelten,
um den Heimweg zu finden, doch die Vögel im Wald pickten
die Krumen auf, und der Wald schloss die Kinder in seine schwarze
Umarmung. Ein anderes Kind nahm nichts mit sich als ein Ringlein
zum Andenken, einen Laib Brot für den Hunger, ein Krüglein Wasser
für den Durst und ein Stühlchen für die Müdigkeit. Und dann
ging das Kind immerzu, weit, weit, bis an der Welt Ende. Andere
fanden Schlaf in einem hohlen Baum, und wenn nicht die Könige
in den Wald gekommen wären, die jungen, singenden Männer, die
hoch zu Ross durchs Unterholz brachen, hinter sich eine Meute
von Jägern, die blind vor Jagdeifer nicht mehr allein aus dem Wald
fanden, wenn nicht die Könige die Wälder heimgesucht hätten,
die Kinder schmiegten sich noch immer ins Moos, und es regnete
Sterne. Wer Märchen las, war gewarnt: Niemand kam so aus dem
Wald, wie er hineingegangen war. Irgendwo auf einer Lichtung im
bebenden Gras hockte ein buckliges Weiblein, schnitt Kräuter und
sammelte wildes Obst in ein Tragetuch. Und wenn man sie fragte
nach dem Weg hinaus aus dem Gefängnis der Bäume, sagte sie nur:
Ja, ihr wundert euch, dass ich das Gras schleppe, aber jeder muss seine
Last auf den Rücken nehmen. Wollt ihr mir helfen?
In einem Museum hatte ich die Postkarte eines Künstlers gekauft.
Aufgerissenes Parkett gab den Blick auf eine rote Feder preis. Eine
Papageienfeder vielleicht, zufällig gefunden und aufgehoben, bis sie
in diesen Rahmen gebettet wurde. Man konnte den Boden lesen,
wenn man nur wollte, es versteckten sich Dinge darunter, eine andere,
vergessene Natur, die prächtiger war als alle Künste der Tischler.
Aber ich wusste nie, wem ich diese Karte schicken sollte.
Was suchte ich dort? Eine Frage, die ich nicht mochte, weil sie mich
darauf stieß, dass mir hier etwas fehlte.
Je näher die Abreise rückte, desto stiller und langsamer wurde ich.
Ich kam nicht mehr mit im Tempo der Welt, die Zeitungen wurden
dicker in meinen Händen, die Bücher hörten nicht auf, die Mahlzeiten
wuchsen zu Gebirgslandschaften auf dem Teller. Und jeder
jauchzte mich an, dass ich so ein verdammter Glückspilz sei, dem
die Abenteuer in den Schoß fallen, ziemlich mutig, völlig anders,
als man immer gedacht hat von dir. Na, seufzte mein Vorgesetzter,
bei einer solchen Einladung überlegt man nicht lang, er gestattete
sich ein frivoles, aufgeräumtes jüngeres Deutsch, reiste in Gedanken
wohl schon mit, da packt man sofort seine Klamotten in den Rucksack
und lässt die müden Niederungen hier hinter sich. Kollegen mit
weniger lauterem Sinn hatten von Krankheiten im argentinischen
Wald gehört, die den Europäer empfindlich beeinträchtigen können,
das übliche Magen-Darm-Geplänkel sei ja gar nichts dagegen.
Aber bestimmt weiß deine Schwester Rat, die soll ja eine besondere
Ärztin sein. Ach Gott, Argentinien, entfuhr es einer, die im letzten
Jahr eine Fahrradttour durchs Tal der Könige machen wollte¬- als
nichts draus wurde, legten wir zum Trost ein Päckchen ägyptischer
Heilerde auf ihren Schreibtisch -, fährt man da heute noch hin?
Nach der Arbeit saß ich schreckensstarr in der Wohnung. Das
Telefon klingelte. Ich fühlte mich viel zu schwach, um aufzustehen,
durch den Flur zu gehen, den Arm auszustrecken, die Hand auf den
Hörer zu legen, ihn aufzunehmen und ans Ohr zu stemmen und
einfach zu sagen: Hallo?! Ich hockte auf dem Teppich zwischen den
Listen, der Outdoor-Kleidung, den Moskitonetzen, Taschenmessern,
Pillenschachteln, Trekkingführern, dem gelben Etui mit dem Notfallbesteck
gegen Schlangenbisse. Ich hatte keine Angst vor der Reise, bereute
meine Zusage nicht, aber ich war so schwer, so träge, so bleiern,
die Stunden hasteten mit klackenden Absätzen an mir vorbei. Es war
wie ein Zauber, ein Ritual, das mich in die neue Welt führte. Ich war
bereits auf dem Weg, während die anderen grübelten, was macht sie
dort auf dem Teppich, warum ist sie so still, warum putzt sie täglich
ihre Kamera wie ein Gewehr?
Ich dachte: Als Kind habe ich mich vor dem Wald gefürchtet. Ob es
auch unordentliche Wälder gibt, die zu mir passen?
Ich dachte: Wir sollen Götter finden im Wald. Was machen wir,
wenn wir sie finden und sie wollen nicht mit in die Stadt?
Ich dachte: Wenn ich schon nicht weiß, was ich über den Wald denken
soll, was denkt dann der Wald von mir?
Und irgendwann und immer dringlicher dachte ich: Was suche ich
dort?
Sabine Küchler
Was ich im Wald in Argentinien sah
Ein Album
Originalausgabe
Aus dem Englischen von Benjamin Schwarz
176 Seiten. Gebunden.
25 Abbildungen zum Einkleben
18,00 € [D] / 18,60 € [A]
ISBN 978-3-7160-2649-6
Erstverkaufstag: 30. August 2010
© ARCHE
www.arche-verlag.com
Ich war bereits älter als vierzig, als ich in einen dunklen Wald verschlagen
wurde, in jedem Fall aber zu alt, um an die Mitte des Lebens
zu glauben, denn für solche Ammenmärchen starb man in unserer
Familie zu früh. Ich war drei Jahre jünger als meine Großmutter, bevor
sie starb, gut fünfzehn Jahre blieben mir noch, wenn ich mich an
meinem Vater orientierte. Ich erhielt eine sonderbare Einladung zu
einem Waldabenteuer, von dem ich glaubte, es könne mich wieder
zurückbringen auf meinen Pfad. Ich sollte in den argentinischen
Nebelwald reisen oder was von ihnen übrig war, und darüber schreiben.
Von den schwarzen Bäumen, die einst in den Himmel wuchsen,
damit die Schamanen hinausk¬lettern konnten, hatte ich schon gehört.
Der Wald, hieß es im Schreiben des argentinischen Kulturinstituts,
sei neben der Wüste eine der letzten geheimnisvollen Metaphern
menschlicher Existenz. Der undurchsichtige, Mythen schaffende
Wald bringe den Menschen an den Rand seiner Erfahrung. Bildungsstolz
erinnerte man an die Tradition der heiligen Haine, an
den barbarischen Wald der Germanen, die Seelenlandschaften der
Romantik. Es klang beinahe so, als hätte man als Deutsche eine gewisse
natürliche Kompetenz für den Wald und seine Finsternisse.
Erst dort, im Zwielicht der Bäume, sei Imagination möglich, lautete
das Versprechen, das Wunderbare und der Wahn wohnten eng beieinander
in der Dämmerung. Der Wald als Sphäre des Negativen,
ja der Negation schlechthin, erklärte man nebenbei, mache bloß
jenen Angst, die sich niemals dem aussetzten, was in ihnen selbst
das Verborgenste sei. Für die geplante Reise in den Nebelwald habe
man bereits eine argentinische Fotografin und einen argentinischen
Philosophen gewonnen. Nun brauche man nur noch mich, die deutsche
Schriftstellerin, um etwas über die wahre Seele des Waldes zu
erfahren. Wer mochte da Nein sagen? Ein bisschen Angst gehörte
offenbar zum Programm.
Ich war schon mal in Argentinien. Einen Tag lang, um in Buenos
Aires Schuhe zu kaufen. Im Dezember habe ich bei »La
Casa de las Botas« zwei Paar handgenähte Stiefeletten mit verdeckter
Schnürung gekauft. Ich liebe Schuhe. Von meiner Großmutter
heißt es, dass sie Schuhe gesammelt habe, fast hundert Paar. Und
Hüte hat sie gemocht, erzählt meine Mutter. Als Kind habe ich mir
vorgestellt, dass es im Schlafzimmer meiner Großmutter einen eigenen
Schrank nur für Schuhe und Hüte gegeben haben muss. Ich hätte
sie gern nach ihren Lieblingsstücken gefragt. Aber sie war schon
gestorben, bevor ich zur Welt kam. Später habe ich jedes überflüssige
neue Paar Schuhe auf meine Gene zurückgeführt - ich konnte doch
gar nichts dafür, dass die Großmutter in mir ihren Träumen folgte.
Nach Buenos Aires kam ich mit dem Schiff. Es klang fulminant, war
aber doch eher eine fulminante Verrücktheit gewesen, auf einem
Kreuzfahrtschi von Kapstadt nach Buenos Aires mitzureisen, nur
um ein Mal im Leben ganz vom Meer umgeben zu sein. Für Buenos
Aires blieben acht Stunden, ehe es mit dem Flugzeug zurück nach
Deutschland ging. Wir waren ohne Eile über den Atlantik und
schließlich in den meeresbreiten Río de la Plata gefahren, blass zogen
am Horizont die Umrisse von Montevideo vorbei, kleine verrostete
Frachter überholten uns hektisch und stießen schwarzen
Rauch aus. Man stand an der Reling und schaute bloß. Man konnte
auf so einem Schiff schnell vergessen, woher man kam und wohin
man zurückmusste.
Ich war als Autorin an Bord, engagiert für ein illustres Künstlerprogramm,
das die Passagiere mit Kammerkonzerten, Schreibkursen
und literarischen Salongesprächen von der Melancholie des Meeres
ablenken sollte. Der Cellist aus der Nachbarkabine empfahl mir,
meinen Vortrag über Joseph Conrad im goldenen Licht eines
Sonnenuntergangs zu halten und im Anschluss Champagner und
Austern reichen zu lassen. Die Leute, p¬flegte er zu sagen, denken
ja sonst, dass Bücher ein Arme-Leute-Vergnügen sind. Seine Frau
verspürte beim bloßen Gedanken an Buenos Aires das unbändige
Verlangen nach echten argentinischen Reitstiefeln. Vierzehn Tage
waren wir auf See, und der Wunsch nach Stiefeln nahm glühend zu.
Kurz vor der Ankunft sprach sie ausschließlich davon, welches Leder
am besten zu ihrem Pferd passen würde. So ergab es sich, dass unser
Tag in Argentinien einer Fixen Idee gewidmet blieb. Bei großer
Hitze schleppten der Cellist, seine Gattin und ich uns durch Nebenstraßen,
die kein Tourist je zu sehen bekommt. Wir aßen in einem
rot getünchten kleinen Lokal ein überraschend zähes Steak und bestaunten
an den Wänden die Bilder des kolossalen Bandoneonisten
Aníbal Troilo. Draußen ¬anfierte ein alter Herr im Pyjama vorbei.
So elegant und gekonnt in der Haltung, dass sich niemand hier wunderte
über ihn. Wir liefen weiter, in den Auslagen der Bäckereien
türmten sich Baisers wie gefrorene Wölkchen. Schreibmaschinen
gab es im Geschäft nebenan und überall Christbaumkugeln, Lametta
und Nikolausmützen. Wir kapitulierten, nahmen ein Taxi, das
uns in ein nahezu ausgestorbenes Viertel brachte, in dem angeblich
der beste Schuhmacher Argentiniens seine Werkstatt vor schlechten
Reitern versteckte. Barsch lehnte der Fahrer meine Dollarnoten ab,
als handelte es sich dabei um eine besonders billig gemachte Sorte
Falschgeld. Stattdessen ging er ruhig in den Laden hinüber und ließ
sich vom Schuhmacher bezahlen für unsere Tour. Der hob kaum seinen
Blick von der Arbeit und schien nicht aus auf schnelle Geschäfte.
Es roch nach edelsten Ledern. Die Regale waren bis zur Decke
gefüllt. Reitstiefel sortiert nach Farbe, Narbung und Schnitt. Dazwischen
verblichene Fotografen berühmter argentinischer Polospieler
und O ziere, die offenbar ihre ganze Zufriedenheit in schneidigen
Widmungen ausgedrückt hatten.
Der Schuhmacher vermaß Füße und Wadenumfang, legte eine
Karteikarte an, auf die er Zahlenkolonnen kritzelte, die liebevolle
Skizze der einzelnen Zehen sowie die Zeichnung eines Gebirgszuges,
der wohl die Wölbung des Spanns nachahmen sollte. Es war eine
langwierige Prozedur, die eher dem Anamnesegespräch bei einem
Chirurgen glich. Ich zog zwei Paar Stiefeletten aus dem Regal, die die
Polospieler vermutlich in ihrer Freizeit tragen, wenn sie einen Drink
nehmen und lässig plaudern mit der jungen Gattin des Gutsbesitzers.
Ich musste die Schuhe schon deshalb kaufen, um meinem ersten und
einzigen Tag in Argentinien überhaupt einen Sinn zu geben. Es wäre
absurd gewesen, mit leeren Händen nach Hause zu fahren.
Nebenan in einer winzigen Bar löschten wir unseren Durst. Der
Wirt war als junger Mann zur See gefahren und irgendwann einmal
in Kiel gewesen. Er sagte beim Servieren einfach nur: Bier! Und
dann plötzlich voller Begeisterung: Deutsches Bier!
Acht Monate später. Vor meinem neuen, nun wirklichen
Argentinienabenteuer legte ich Listen an. Listen fraßen die Ungewissheiten
auf, schufen einen kleinlichen, doch überschaubaren
Kosmos von Daten und Fakten. In der Wohnung lagen nun überall
Blöcke aus, um jederzeit meine Gedanken in Tabellen zu ordnen.
Kleiderlisten. Schuhlisten. Medikamentenlisten. Listen für nützlichen
Kleinkram: Wie viele Zahnbürsten würde ich brauchen, wie
viele Pfl¬aster, Brillentücher, Nährutensilien, wie viele Batterien für
Kamera, Taschenlampe, Rekorder? Gehörte Toilettenpapier auf
die Liste »Luxuriöses« oder auf die dringliche Notfall-Liste? Mit
dem Anlegen jeder Einzelliste halste man sich weitere Fragen auf.
Die Listen wucherten auf dem Papier, schwärmten in Untergruppen
aus, zerfielen in Subkategorien, zersplitterten nochmals in Sonderrubriken,
die wiederum Fußnoten provozierten. Man hätte meine
Notizen für diffizile Schaltkreise halten können oder für abstrakte
Walddiagramme, die unter meinen Händen wild aufblühten. Es
kam darauf an, Ordnung in die Reise zu bringen, bevor sie begann,
um sich theoretisch für alles zu rüsten. Ich begann Listen mit Ängsten
zu schreiben und versuchte, für jede Angst ein Buch oder eine
Pille zu finden. Ich kaufte eine Broschüre mit den Lebensmaximen
der Sieger. Ernährungs- und Motivationstipps, die Sie entspannt in
Form bringen. Ich begann auf dem Teppich zu schlafen, um meinen
Rücken an die Natur zu gewöhnen. Ich lief mit zehn Kilo Kartoffeln
im Rucksack ums Haus, dachte viel über Liegestütz nach. Auf dem
Boden türmten sich Bücher: Waldbücher, allgemeine Naturkundebücher,
Bestimmungsbücher für tropische Flora und Fauna, Märchensammlungen,
Expeditionsberichte, ethnologische Studien. Ich
wollte wenigstens in der Vorbereitung Experte sein.
In der Zigarrenkiste, die meine Großmutter ins Krankenhaus begleitet
hatte, bevor sie starb, lagen Fotos der Familie vor meiner Geburt.
Manche Gesichter kannte ich gar nicht. Irgendwann hatte ich Kin-
derbilder von mir hineingeschmuggelt, um auch dazuzugehören.
Zwischen diesen Fotos gab es ein einziges Bild ohne Menschen:
Auf der Rückseite stand in großer kullernder Schrift Unser täglicher
Spaziergang. Man sah eine Lichtung mit sonnenbeschienenem Farn,
Laub hing von oben herab. Die kargen, schlanken Stämme der Buchen
setzten sich schwarz im Vordergrund ab. Wie ein Zaun, eine
präzise markierte Grenze, hinter der etwas anderes begann.
Outdoor-Bedarf und mehr stand über der Halle am Stadtrand, die ich
in kürzer werdenden Abständen aufsuchte. Die Verkäufer begrüßten
mich bald mit Handschlag und nahmen sich mütterlich meiner aufmuckenden
Sorgen an. In einem Outdoor-Fachgeschäft wurde erst
richtig klar, wie gefährlich einem die Natur werden kann. Die Verkäufer
hielten sich an ein strenges Aufklärungskonzept. Sie schilderten
sachlich die Möglichkeiten des Scheiterns, Versagens, Untergehens
in der Natur. Sie bauten ein düsteres Szenario vor mir auf, beteten
geduldig die heilige Litanei des Schreckens, seufzten und schwiegen
bedeutend. Nach einer kleinen Pause zeigten sie das Equipment vor,
das einen gegen derlei Unannehmlichkeiten schützte. Sie nahmen
meine Sorgen ernst, indem sie den naiven Ängsten Format gaben,
Gründe, Berechtigung und jeder ungenauen Furcht professionelle
Bedenken hinzufügten. Sie bestätigten Sorgen, fütterten sie mit
reichem Faktenwissen an, um sogleich Trostpflaster auszuteilen. In
dieser Halle waren Probleme etwas, das man auch lösen konnte. Ich
ging gerne hin.
Die Menschen in der Zigarrenkiste sahen mich zweifelnd an. Als
wäre in unserer Familie schon einmal jemand ausgezogen, um die
Wälder kennenzulernen. Sie alle hockten in hübschen Häusern,
stimmten die Geige, tupfen den spröden Pinsel auf eine Palette mit
Pfützen fantastischer Farben.
Sie hatten Künstler sein wollen, und ich wollte zurück zur Natur?
Ich hatte mir in der Halle durch kluge Käufe bereits einen Ruf erworben,
galt als verständiger Kunde mit Sinn für jene Details, die
aus einer Expedition eine Lebenserfahrung oder ein Desaster machen,
da präsentierten mir die Verkäufer eines Tages das Konzept
der intelligenten Kleidung. Ich war jetzt reif für die geheimen Formeln.
Denn längst erschienen mir die Outdoor-Experten wie Mönche
eines Ordens, der kompromisslos forderte, man möge sein Leben
ändern und endlich abschwören dem gedankenlosen Konsum.
Man konnte nämlich auch mit Sinn und Verstand kaufen, merkte
ich jetzt. Man konnte dumme Kleidung anscha¬ffen wie jeder Trottel,
der glaubte, es ginge nur um die Launen der Mode. Und man konnte
gescheite Kleidung kaufen, die etwas teurer war, was aber in Ordnung
ging, wenn man nur ihre Qualitäten bedachte. Es gab Jacken,
Hosen, selbst Unterwäsche, die ausgeklügelten Klimamodellen folgten.
Die vorausschauend kühlten, wärmten, dem Körper in jedem
Augenblick gaben, was er brauchte. Es waren sogenannte HighEnd-
Produkte, verrieten die Outdoor-Mönche, die die Synthetik
zwangen, sich natürlich zu verhalten. Es gab den Anorak, der den
Mairegen genauso begriff¬ wie die Schneetatzen im November, es gab
Hemdchen, die den Schweiß vom Körper entfernten und frische
Luft unter die Achseln wehten. Sie müssen bedenken, erklärte man
mir, Sie werden eine Woche in dieser Kleidung leben und sich selbst
erkennen an Ihrem Geruch. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht.
Und ich kaufe die ganze kluge Kollektion.
Auf den Listen, die meine Ängste sortierten, tauchte der alte Vorsatz
wieder auf, den ich jahrelang vergessen hatte. Oder hatte er sich
schlafend gestellt? Ich hatte mir untersagt, auch noch Wunschlisten
anzulegen, weil mir das kindisch erschien, irgendwie peinlich, wenn
einen plötzlich zu viele unerledigte Wünsche aus schwarzen Augen
anglotzten, und man stand an der Wand, hatte sich zu verteidigen,
wieso man sich nicht besser um sie gekümmert hatte. Also schrieb
ich die Wünsche auf die Angstlisten, versteckte sie da. Mit etwas
Übung konnte man sie vom Rest nicht unterscheiden. Konnte man
Wünsche einfach vergessen? Vermutlich duckten sie sich manchmal
weg, wollten nicht au¬ffallen, und wenn sie glaubten, für sich zu sein,
schöpften sie Kraft, zogen Luft in die Lungen, um einen anzuspringen,
wenn man am wenigsten mit ihnen rechnete. Ich erwartete von
mir, glücklich zu sein. Da konnte man den Überfall wild lebender
Wünsche nicht gebrauchen. Aber da blieb dieser eine Gedanke, der
so alt war wie ich selbst. Der Wunsch, unterzutauchen, sanft zu verschwinden,
ganz ohne Lärm. Wann immer ich gereist war, auf jeder
Eisenbahnfahrt durchs platte Land, hatte die Lust mich gekitzelt,
weiterzufahren, übers Ziel hinaus sitzen zu bleiben, und je weiter
man sich von seinem Ziel entfernte, fiel nach und nach alles von einem
ab: falsche Pflichten, der Name, die Arbeit, mit der man Geld
verdiente, die Sätze, die man für seine Überzeugungen hielt. Die
Frage war nur: Was blieb übrig?
Worum ging es mir eigentlich? Sollten die leiden, die mich gern
hatten oder liebten? War es meine Art Liebesprobe, weil ich manchmal
unsicher war, ob ich wirklich gemeint war? Wenn man in den
Legenden und Märchen nach abenteuerlichen Wegen wieder aus
dem Wald heraustrat, war die Welt ganz verändert. Die Jahreszeit
hatte gewechselt, vielleicht waren Jahre und Jahrzehnte vergangen,
die Menschen außerhalb des Waldes waren grau geworden, liefen
gebeugt, und zuerst erkannten sie ihren Ritter nicht. Aber dann war
die Freude gewaltig.
Wer waren die Menschen, die mich umstanden im Traum wie
Bäume die Lichtung, den leeren Raum in ihrer Mitte? Es gab den
äußeren Kreis, Kollegen, Bekannte, Leute, von denen man nicht einmal
wusste, ob man sie mochte. Der engste Kreis, die Arme wie Äste
breit um mich gelegt, manchmal hielten sie das grobe Licht von mir
fern: Familie, bessere Freunde. Und neben mir auf der Lichtung:
mein Lieblingsmensch, der sich schützend herabbeugte, der Wind
sang in seinen Blättern. Ich hörte Musik in seinen Zweigen.
Die Kleidung war zu laut für die Stadt. Ich ging einmal zur Probe
durch die Fußgängerzone, es regnete nicht, und die Fasern mussten
sich gar nicht beweisen, es war eine leichte Nummer für sie, aber die
Leute schauten sich um, weil jede meiner Bewegungen ein mächtiges
Schleifgeräusch verursachte. Ich klang wie ein Ritter auf dem
Weg ins Turnier.
Die Märchen machten einem wenig Mut. Ich hatte diese Geschichten
immer geliebt, ihre deutlichen Worte, in deren Schatten verstohlene
Ängste hin und her huschten. Es lauerten Abgründe hinter den
naiven Kulissen, schreckliche Ahnungen, dass diese Welt vielleicht
doch nicht die beste aller möglichen war. Und die meisten Märchen
schickten jemanden in den Wald. Kinder, die man sich vom Hals
scha¬ffen wollte. Verhasste Stieftöchter, die im Papierkleidchen in den
Wald mussten, um im Februar Erdbeeren zu suchen. Ausgesetzte
Knaben und Mädchen, die heimlich Brot auf den Boden bröckelten,
um den Heimweg zu finden, doch die Vögel im Wald pickten
die Krumen auf, und der Wald schloss die Kinder in seine schwarze
Umarmung. Ein anderes Kind nahm nichts mit sich als ein Ringlein
zum Andenken, einen Laib Brot für den Hunger, ein Krüglein Wasser
für den Durst und ein Stühlchen für die Müdigkeit. Und dann
ging das Kind immerzu, weit, weit, bis an der Welt Ende. Andere
fanden Schlaf in einem hohlen Baum, und wenn nicht die Könige
in den Wald gekommen wären, die jungen, singenden Männer, die
hoch zu Ross durchs Unterholz brachen, hinter sich eine Meute
von Jägern, die blind vor Jagdeifer nicht mehr allein aus dem Wald
fanden, wenn nicht die Könige die Wälder heimgesucht hätten,
die Kinder schmiegten sich noch immer ins Moos, und es regnete
Sterne. Wer Märchen las, war gewarnt: Niemand kam so aus dem
Wald, wie er hineingegangen war. Irgendwo auf einer Lichtung im
bebenden Gras hockte ein buckliges Weiblein, schnitt Kräuter und
sammelte wildes Obst in ein Tragetuch. Und wenn man sie fragte
nach dem Weg hinaus aus dem Gefängnis der Bäume, sagte sie nur:
Ja, ihr wundert euch, dass ich das Gras schleppe, aber jeder muss seine
Last auf den Rücken nehmen. Wollt ihr mir helfen?
In einem Museum hatte ich die Postkarte eines Künstlers gekauft.
Aufgerissenes Parkett gab den Blick auf eine rote Feder preis. Eine
Papageienfeder vielleicht, zufällig gefunden und aufgehoben, bis sie
in diesen Rahmen gebettet wurde. Man konnte den Boden lesen,
wenn man nur wollte, es versteckten sich Dinge darunter, eine andere,
vergessene Natur, die prächtiger war als alle Künste der Tischler.
Aber ich wusste nie, wem ich diese Karte schicken sollte.
Was suchte ich dort? Eine Frage, die ich nicht mochte, weil sie mich
darauf stieß, dass mir hier etwas fehlte.
Je näher die Abreise rückte, desto stiller und langsamer wurde ich.
Ich kam nicht mehr mit im Tempo der Welt, die Zeitungen wurden
dicker in meinen Händen, die Bücher hörten nicht auf, die Mahlzeiten
wuchsen zu Gebirgslandschaften auf dem Teller. Und jeder
jauchzte mich an, dass ich so ein verdammter Glückspilz sei, dem
die Abenteuer in den Schoß fallen, ziemlich mutig, völlig anders,
als man immer gedacht hat von dir. Na, seufzte mein Vorgesetzter,
bei einer solchen Einladung überlegt man nicht lang, er gestattete
sich ein frivoles, aufgeräumtes jüngeres Deutsch, reiste in Gedanken
wohl schon mit, da packt man sofort seine Klamotten in den Rucksack
und lässt die müden Niederungen hier hinter sich. Kollegen mit
weniger lauterem Sinn hatten von Krankheiten im argentinischen
Wald gehört, die den Europäer empfindlich beeinträchtigen können,
das übliche Magen-Darm-Geplänkel sei ja gar nichts dagegen.
Aber bestimmt weiß deine Schwester Rat, die soll ja eine besondere
Ärztin sein. Ach Gott, Argentinien, entfuhr es einer, die im letzten
Jahr eine Fahrradttour durchs Tal der Könige machen wollte¬- als
nichts draus wurde, legten wir zum Trost ein Päckchen ägyptischer
Heilerde auf ihren Schreibtisch -, fährt man da heute noch hin?
Nach der Arbeit saß ich schreckensstarr in der Wohnung. Das
Telefon klingelte. Ich fühlte mich viel zu schwach, um aufzustehen,
durch den Flur zu gehen, den Arm auszustrecken, die Hand auf den
Hörer zu legen, ihn aufzunehmen und ans Ohr zu stemmen und
einfach zu sagen: Hallo?! Ich hockte auf dem Teppich zwischen den
Listen, der Outdoor-Kleidung, den Moskitonetzen, Taschenmessern,
Pillenschachteln, Trekkingführern, dem gelben Etui mit dem Notfallbesteck
gegen Schlangenbisse. Ich hatte keine Angst vor der Reise, bereute
meine Zusage nicht, aber ich war so schwer, so träge, so bleiern,
die Stunden hasteten mit klackenden Absätzen an mir vorbei. Es war
wie ein Zauber, ein Ritual, das mich in die neue Welt führte. Ich war
bereits auf dem Weg, während die anderen grübelten, was macht sie
dort auf dem Teppich, warum ist sie so still, warum putzt sie täglich
ihre Kamera wie ein Gewehr?
Ich dachte: Als Kind habe ich mich vor dem Wald gefürchtet. Ob es
auch unordentliche Wälder gibt, die zu mir passen?
Ich dachte: Wir sollen Götter finden im Wald. Was machen wir,
wenn wir sie finden und sie wollen nicht mit in die Stadt?
Ich dachte: Wenn ich schon nicht weiß, was ich über den Wald denken
soll, was denkt dann der Wald von mir?
Und irgendwann und immer dringlicher dachte ich: Was suche ich
dort?
Sabine Küchler
Was ich im Wald in Argentinien sah
Ein Album
Originalausgabe
Aus dem Englischen von Benjamin Schwarz
176 Seiten. Gebunden.
25 Abbildungen zum Einkleben
18,00 € [D] / 18,60 € [A]
ISBN 978-3-7160-2649-6
Erstverkaufstag: 30. August 2010
© ARCHE
www.arche-verlag.com
... weniger
Autoren-Porträt von Sabine Küchler
Sabine Küchler, Jahrgang 1965, ist Schriftstellerin und Redakteurin beim Deutschlandfunk, wo sie u. a. die Sendung Zwischentöne moderiert. Für ihre Prosa, Lyrik und Hörspiele wurde sie mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Sabine Küchler lebt in Köln.
Bibliographische Angaben
- Autor: Sabine Küchler
- 2010, 173 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen, 25 Abbildungen, Maße: 14,9 x 22,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: ARCHE VERLAG
- ISBN-10: 3716026492
- ISBN-13: 9783716026496
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