Was Psychoanalyse heute leistet
Identität und Intersubjektivität, Trauma und Therapie, Gewalt und Gesellschaft
Bohleber zeigt, wie die Psychoanalyse auf die Individualisierungs- und Demokratisierungsprozesse in den westlichen Gesellschaften reagiert. Er betont ihre Fähigkeit, Antisemitismus, Nationalismus, religiösen Fundamentalismus und die daraus entstammende...
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Produktinformationen zu „Was Psychoanalyse heute leistet “
Bohleber zeigt, wie die Psychoanalyse auf die Individualisierungs- und Demokratisierungsprozesse in den westlichen Gesellschaften reagiert. Er betont ihre Fähigkeit, Antisemitismus, Nationalismus, religiösen Fundamentalismus und die daraus entstammende Gewalttätigkeit und den Terrorismus zu erklären.
Klappentext zu „Was Psychoanalyse heute leistet “
Bohleber zeigt, wie die Psychoanalyse auf die Individualisierungs- und Demokratisierungsprozesse in den westlichen Gesellschaften reagiert. Er betont ihre Fähigkeit, Antisemitismus, Nationalismus, religiösen Fundamentalismus und die daraus entstammende Gewalttätigkeit und den Terrorismus zu erklären.- Wie haben sich traditionelle (Freudsche) Konzepte verändert?
- Wie haben gesellschaftliche Entwicklungen und Ereignisse die Psychoanalyse verändert, und zwar sowohl ihre Theorie als auch das therapeutische Vorgehen?
- Wie wird sie sich in Zukunft weiter entwickeln?
- Welche benachbarten Disziplinen haben die Psychoanalyse beeinflusst und tun das heute noch und in welche Richtung?
- Wie entstehen Gewalttätigkeit und Traumata, welche Rolle spielen Intersubjektivität und Identität?
- Was ist die gemeinsame Basis der Psychoanalyse?
Dieses Buch richtet sich an:
- Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker
- PsychologInnen
- Soziologen
- Kulturwissenschaftler
gebunden mit Schutzumschlag
Lese-Probe zu „Was Psychoanalyse heute leistet “
EinleitungDie Arbeiten in diesem Band behandeln unterschiedliche Problemkreise und Fragestellungen, die alle durch ein Thema zusammengehalten werden, nämlich wie sich die Gegenwart und das in ihr situierte Individuum in der psychoanalytischen Reflexion spiegelt und wie die Psychoanalyse Probleme dieser Gegenwart mit ihren Mitteln zu verstehen sucht. Zwar war für Freud die Klinik der Mutterboden der Psychoanalyse, aber sie war für ihn stets mehr als eine therapeutische Methode. Die psychoanalytische Durchdringung kultureller Phänomene und gesellschaftlicher Katastrophen zählte für ihn ebenfalls zu ihrem Gegenstandsbereich. Darin sind ihm seine Schüler und spätere Psychoanalytiker in unterschiedlicher Weise und Ausrichtung gefolgt. Einige haben sich ganz auf den klinischen Bereich beschränkt, während andere gesellschaftliche und kulturelle Fragestellungen als psychoana lytisches Untersuchungsfeld mit eingeschlossen haben. Aber unabhängig davon, ob jemand sich nur klinisch ausrichtete oder den Horizont breiter absteckte, es war immer auch die geschichtliche Situation oder der geschichtliche Horizont, der Themenstellungen für eine psychoanalytische Reflexion dringlich gemacht hat. Nicht zuletzt war es die psychoanalytische Bewegung selbst, die sich infolge des traumatischen Bruchs der Vertreibung aus Wien und Berlin durch den Nationalsozialismus ihrer Identität als Theorie und Praxis in anderen kulturellen Räumen neu versichern musste.
Meine eigenen Überlegungen konzentrieren sich auf drei Bereiche:
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1. Die Psychoanalyse ist in der Zwischenzeit weit über 100 Jahre alt und hat einige Entwicklungsschübe ihrer Theorie und ihrer klinischen Praxis hinter sich. Außerdem hat sich der Gegenstandsbereich der Psychoanalyse ausgeweitet, sowohl was die Störungen des Individuums betrifft als auch die Methoden der Behandlung. Man kann diese Entwicklungen rein inneranalytisch beschreiben und zu verstehen suchen, aber eine feinere Betrachtung erhellt, dass sich in ihnen auch gesellschaftliche und geistig-kulturelle Veränderungen niederschlagen. Individualisierungs- und Demokratisierungsprozesse in den westlichen Gesellschaften haben Stellung und Selbstverständnis des Individuums nachhaltig verändert, was sich auch in den neueren Konzeptionen der therapeutischen Beziehung widerspiegelt. Zwar ist es zuallererst Aufgabe der Gesellschaftswissenschaften und der Philosophie, diese Veränderungen einem Verstehen zuzuführen, aber deren Ansätze und Analysen haben auch die psychoanalytische Theoriebildung beeinflusst, die ihrerseits durch die Untersuchung unbewusster Prozesse wesentliche Beiträge leisten kann.
2. Die Katastrophen des 20. Jahrhunderts mit den beiden Weltkriegen, dem Holocaust und anderen nationalsozialistischen Verbrechen, den Vertreibungen und Flüchtlingsströmen brachten für die Menschen unermesslich viel Leid, Zerstörung und Verluste mit sich, wodurch der Begriff des Traumas zu einer Signatur dieses Jahrhunderts wurde. Die Auswirkungen des Traumas auf das Seelenleben des Menschen haben die Psychoanalyse seit ihrem Beginn beschäftigt. Geschichtliche Ereignisse ebenso wie Gewalt in gesellschaftlichen Institutionen und in Familien sind mit ihren traumatischen Auswirkungen bis heute eine Herausforderung für die Psychoanalyse, ihre Konzeption des Traumas immer wieder neu zu überdenken, und zwar nicht nur mit seinen Folgen für das Individuum, sondern auch als kollektives Trauma in seinen Auswirkungen für Gesellschaften und für die Generationenfolge.
3. Durch die Ideologien des 20. Jahrhunderts, deren Irrationalität und Destruktivität ganz offensichtlich unbewusste Motivationen zugrunde lagen, wurde auch die Psychoanalyse herausgefordert, zu ihrem Verständnis beizutragen. Die Psychoanalyse muss die Eigenständigkeit des Sozialen beachten, was aber ihr Vermögen nicht schmälert, die Anziehungskraft, die nationalistische Ideologien un
1. Die Psychoanalyse ist in der Zwischenzeit weit über 100 Jahre alt und hat einige Entwicklungsschübe ihrer Theorie und ihrer klinischen Praxis hinter sich. Außerdem hat sich der Gegenstandsbereich der Psychoanalyse ausgeweitet, sowohl was die Störungen des Individuums betrifft als auch die Methoden der Behandlung. Man kann diese Entwicklungen rein inneranalytisch beschreiben und zu verstehen suchen, aber eine feinere Betrachtung erhellt, dass sich in ihnen auch gesellschaftliche und geistig-kulturelle Veränderungen niederschlagen. Individualisierungs- und Demokratisierungsprozesse in den westlichen Gesellschaften haben Stellung und Selbstverständnis des Individuums nachhaltig verändert, was sich auch in den neueren Konzeptionen der therapeutischen Beziehung widerspiegelt. Zwar ist es zuallererst Aufgabe der Gesellschaftswissenschaften und der Philosophie, diese Veränderungen einem Verstehen zuzuführen, aber deren Ansätze und Analysen haben auch die psychoanalytische Theoriebildung beeinflusst, die ihrerseits durch die Untersuchung unbewusster Prozesse wesentliche Beiträge leisten kann.
2. Die Katastrophen des 20. Jahrhunderts mit den beiden Weltkriegen, dem Holocaust und anderen nationalsozialistischen Verbrechen, den Vertreibungen und Flüchtlingsströmen brachten für die Menschen unermesslich viel Leid, Zerstörung und Verluste mit sich, wodurch der Begriff des Traumas zu einer Signatur dieses Jahrhunderts wurde. Die Auswirkungen des Traumas auf das Seelenleben des Menschen haben die Psychoanalyse seit ihrem Beginn beschäftigt. Geschichtliche Ereignisse ebenso wie Gewalt in gesellschaftlichen Institutionen und in Familien sind mit ihren traumatischen Auswirkungen bis heute eine Herausforderung für die Psychoanalyse, ihre Konzeption des Traumas immer wieder neu zu überdenken, und zwar nicht nur mit seinen Folgen für das Individuum, sondern auch als kollektives Trauma in seinen Auswirkungen für Gesellschaften und für die Generationenfolge.
3. Durch die Ideologien des 20. Jahrhunderts, deren Irrationalität und Destruktivität ganz offensichtlich unbewusste Motivationen zugrunde lagen, wurde auch die Psychoanalyse herausgefordert, zu ihrem Verständnis beizutragen. Die Psychoanalyse muss die Eigenständigkeit des Sozialen beachten, was aber ihr Vermögen nicht schmälert, die Anziehungskraft, die nationalistische Ideologien un
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Inhaltsverzeichnis zu „Was Psychoanalyse heute leistet “
InhaltVorwort von Peter Fonagy 7
Einleitung 10
I. Identität und Intersubjektivität
1. Kapitel
Intersubjektivismus ohne Subjekt? 21
Der Andere in der psychoanalytischen Tradition
2. Kapitel
Vom Chirurgen zum Mitspieler 41
Über die Veränderung leitender Metaphern in der klinischen Theorie
3. Kapitel
Adoleszenz und Identität 61
Psychoanalytische Persönlichkeitstheorien und das Problem
der Identität in der Spätmoderne
II. Trauma und Therapie
4. Kapitel
Die Entwicklung der Traumatheorie in der Psychoanalyse 85
5. Kapitel
Trauma und kollektives Gedächtnis 127
Der Kampf um die Erinnerung in der Psychoanalyse
6. KapitelTraumatische Erinnerungen 151
Dissoziationszustände und Rekonstruktion
III. Destruktive Ideologien und Gewalt
7. Kapitel
Adoleszente Gewaltphänomene 171
Krisen und Sackgassen in der jugendlichen Entwicklung
8. Kapitel Reinheit, Einheit und Gewalt 189
Unbewusste Determinanten des Antisemitismus in Deutschland
9. Kapitel
Idealität und Destruktivität 211
Zur Psychodynamik des religiösen Fundamentalismus und
zur terroristischen GewaltBibliographie 233
Quellennachweise 263
Autoren-Porträt von Werner Bohleber
Werner Bohleber, Jg. 1942, Dr. phil., als Psychoanalytiker in eigener Praxis in Frankfurt am Main tätig. Lehranalytiker der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV), deren Vorsitzender 2000-2002. Seit 1988 Mitarbeit in der Redaktion der PSYCHE, seit 1997 bis 2017 als Herausgeber. 2007 Auszeichnung mit dem Mary S. Sigourney Award.Forschungsschwerpunkte: Theorie und Geschichte der Psychoanalyse; Adoleszenz und Identität; psychoanalytische Erforschung der nationalsozialistischen Vergangenheit; Fremdenhass und Antisemitismus; Traumaforschung; Terrorismus.Letzte Buchpublikationen: Radebold, H.; Bohleber, W.; Zinnecker, J. (Hrsg.): Transgenerationale Weitergabe kriegsbelasteter Kindheiten. Interdisziplinäre Studien zur Nachhaltigkeit historischer Erfahrungen über vier Generationen. Weinheim und München 2008 (Juventa). Bohleber, W.: Was Psychoanalyse heute leistet. Identität und Intersubjektivität, Trauma und Therapie, Gewalt und Gesellschaft. Stuttgart (2012) Klett-Cotta. Peter Fonagy, Dr. phil., Dipl.-Psych., Psychoanalytiker, ist Professor am University College London und leitet das Anna Freud National Centre for Children and Families in London. Zudem ist er Vize-Präsident der IPA, Mitherausgeber einer Anzahl bedeutender Zeitschriften, zum Beispiel des International Journal of Psychoanalysis, des Development and Psychopathology und des Bulletin of the Menninger Clinic. Fonagy gilt als einer der weltweit führenden Köpfe der Psychotherapieforschung.
Bibliographische Angaben
- Autor: Werner Bohleber
- 2012, 1. Aufl. 2012, 264 Seiten, Maße: 16,7 x 23,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Klett-Cotta
- ISBN-10: 3608947256
- ISBN-13: 9783608947250
- Erscheinungsdatum: 20.04.2012
Rezension zu „Was Psychoanalyse heute leistet “
»Bohleber legt ein Buch vor, ... das in einer Zeit, die von der Psychoanalyse Nachweise fordert, zu zeigen, was sie "leistet". Das tut dieses Buch ... Bohleber erbringt Nachweise, "was Psychoanalyse heute leistet" nicht in statistischer Aufbereitung ... , sondern narrativ ... Bohleber ist ein Buch gelungen, das seinem Anspruch gerecht wird. Es zeigt, was Psychoanalyse heute leistet, zeigt, wie sie das tut und dass der "widening scope" sich keineswegs nur auf neue klinische Bilder erstreckt, sondern die gesellschaftspolitische Debatte zu bereichern und an andere Diskurse Anschluss zu finden sehr wohl in der Lage ist. Es erweitert mit Sorgfalt einen manchmal eingeengten klinischen Blick, konfrontiert mit harten und manchmal schwer erträglichen Realitäten und scheut sich auch nicht, an der einen oder anderen Stelle der eigenen Profession in milden, aber deutlichen Worten die Leviten zu lesen ... Man möchte wünschen, dass es nicht nur von Psychoanalytikern gelesen wird und dass auch diese Leser dann staunen, was Psychoanalyse alles leistet. «Michael B. Buchholz, PSYCHE, Dezember 2012»Mit diesem Buch gewährt der Frankfurter Psychoanalytiker Werner Bohleber profunde und spannende Einblicke in die Inhalte psychoanalytischer Forschung und Praxis.«Joachim Koch, Deutsches Ärzteblatt, Oktober 2012
Pressezitat
»Mit seinen historisch informierten Aufsätzen ... ist es Werner Bohleber gelungen, ein theoretisch umfassendes und klinisch relevantes Werk einer sozialwissenschaftlich aufgeklärten Psychoanalyse vorzulegen. Mit seinen systematischen, theoretisch fundierten Auseinandersetzungen zu Themen der Identität und Intersubjektivität, Trauma und Therapie sowie Gestalt und Gesellschaft führt er die Leserinnen und Leser gekonnt in den aktuellen Theorie- und Forschungsstand der modernen Psychoanalyse ein. ... Es ist bewundernswert, wie der Autor komplexe Zusammenhänge in einer sehr verständlichen und anschaulichen Sprache vermitteln kann. ... Dieses Buch ist keineswegs nur für Psychoanalytiker, Psychotherautinnen und Psychiaterinnen wie Philosophen und Soziologen von großem Gewinn. Sondern für all jene, die den derzeit drängendsten Fragen nicht ausweichen wollen: Die also mehr wissen wollen über die Auswirkungen von zwischenmenschlicher Gewalt auf das Seelenleben von Menschen; mehr über die unbewussten affektiven Dynamiken von religiösem Fundamentalismus, Traumatisierung und Gewalt und/oder mehr über die unbewusst wirkenden kulturellen Kräfte, die uns Menschen zu potentiellen Tätern oder auch Opfern werden lassen.« Margret Dörr, Socialnet.de, Februar 2016 »Bohleber ist ein Buch gelungen, das seinem Anspruch gerecht wird. Es zeigt, was Psychoanalyse heute leistet, zeigt, wie sie das tut und dass der "widening scope" sich keineswegs nur auf neue klinische Bilder erstreckt, sondern die gesellschaftspolitische Debatte zu bereichern und an andere Diskurse Anschluss zu finden sehr wohl in der Lage ist. Es erweitert mit Sorgfalt einen manchmal eingeengten klinischen Blick, konfrontiert mit harten und manchmal schwer erträglichen Realitäten und scheut sich auch nicht, an der einen oder anderen Stelle der eigenen Profession in milden, aber deutlichen Worten die Leviten zu lesen ... Man möchte wünschen, dass es nicht nur von Psychoanalytikern gelesen wird und dass auch diese Leser dann
... mehr
staunen, was Psychoanalyse alles leistet. « Michael B. Buchholz, PSYCHE, Dezember 2012 »Mit diesem Buch gewährt der Frankfurter Psychoanalytiker Werner Bohleber profunde und spannende Einblicke in die Inhalte psychoanalytischer Forschung und Praxis.« Joachim Koch, Deutsches Ärzteblatt, Oktober 2012
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