Was würde Jesus heute sagen?
Heiner Geißler, engagierter CDU-Politiker und kritischer Zeitbeobachter, erzählt die Geschichte des Jesus von Nazareth. Aber auf ungewöhnliche Weise:
Er schildert, wie sich Jesus in die damaligen Machtverhältnisse eingemischt hat. Geißler hat die...
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Heiner Geißler, engagierter CDU-Politiker und kritischer Zeitbeobachter, erzählt die Geschichte des Jesus von Nazareth. Aber auf ungewöhnliche Weise:
Er schildert, wie sich Jesus in die damaligen Machtverhältnisse eingemischt hat. Geißler hat die Aussagen auf die heutige politische Situation übertragen.
Dr. Heiner Geißler (geboren am 3. März 1930) kann nicht nur auf eine höchst erfolgreiche politische Laufbahn zurückblicken, er ist auch Autor zahlreicher Buch-Bestseller.
Warum gerieten die Leute außer sich, wie der Jesus-Biograph Matthäus schreibt, als sie seine Worte hörten? Was an ihm hat die Menschen fast verrückt gemacht? Warum forderten die Machthaber seinen Tod? Was würde Jesus heute sagen?
Heiner Geißler erzählt die unerhörte Geschichte des Jesus von Nazareth. Dabei beschäftigt er sich mit Originaltexten, kommt falschen Übersetzungen auf die Spur und schildert, mit welchen Folgen sich Jesus in die damaligen Machtverhältnisse eingemischt hat. Er überträgt die Aussagen des Evangeliums auf die heutige Zeit und konfrontiert die politische, kulturelle und ökonomische Gegenwart mit der schönsten und zugleich revolutionärsten Botschaft der Weltgeschichte.
Was würde Jesus heute sagen? von Heiner Geißler
LESEPROBE
Die politische Lage in Palästina
Wie waren nun die politischen und religiösen Verhältnisse inPalästina vor 2000 Jahren? In der Zeit, als Jesus lebte, war Palästina eineUnterprovinz Syriens und von den Römern besetzt. Als er geboren wurde, war derGouverneur von Syrien der in vielen historischen Quellen, auch imLukas-Evangelium, belegte Cyrenius oder Quirinus. Sein Vorgänger war übrigensQuintilius Varus, dessen Legionen im Jahre 9 nach Christus im Teutoburger Waldvon Armin dem Cherusker vernichtend geschlagen worden waren. «Vare reddelegiones - Varus, gib mir meine Legionen wieder!», soll der in Rom herrschendeKaiser Augustus bei der Nachricht von der verheerenden Niederlage ausgerufenhaben.
Palästina war nach dem Tode des Königs Herodes des Großen imJahre 4 n. Chr. in vier Regierungsbezirke aufgeteilt worden: Judäa mitJerusalem, Samaria, Galiläa und östlich des Jordan Peräa, das Gebiet der sogenannten Dekapolis, der zehn Städte, wozu auch die Berge östlich des SeesGenezareth gehörten, die heute als Golan-Höhen eine Schlüsselrolle imPalästinakonflikt spielen.
Der oberste römische Verwaltungsbeamte für Judäa war ein Prokurator,dessen unmittelbarer Vorgesetzter der Statthalter von Syrien mit Sitz inDamaskus war. Die Residenz des Prokurators befand sich in Caesarea Maritima,nicht in Jerusalem, wo lediglich eine Garnison auf der BurgAntonia stationiert war; sie sollte bei dem Prozess gegen Jesus noch eine Rollespielen. Im Jahre 26 n. Chr. ernannte der Gouverneur Vitellius einen Mannzum Prokurator, der es sich nicht hätte träumen lassen, einmal als einer der bekanntestenMenschen in die Weltgeschichte einzugehen: Pontius Pilatus. Die Römer übtendamals in Palästina eine Schreckensherrschaft aus. Aufstände waren seitJahrzehnten an der Tagesordnung, und der jüdische Geschichtsschreiber JosephusFlavius berichtet von ständigen Massenkreuzigungen jüdischer Widerstandskämpfer,deren Anführer jeweils für sich in Anspruch nahmen, der Messias zu sein, deraus dem Königshaus David stammen musste und Israel von der Fremdherrschaftbefreien sollte.
Das ganze Volk der Juden wartete damals auf den Messias. BestimmteGruppen und Parteien spielten in diesem aufgewühlten Klima eine besondere Rolle.Die radikalsten Widerstandskämpfer waren die Zeloten, unter denen die Sikarier,d. h. die Dolchmänner, besonders berühmt waren und die auch in derApostelgeschichte bei der Verhaftung des Paulus erwähnt werden (Apg 21,38).
Pharisäer und Sadduzäer
Die wichtigsten Parteien waren aber die Pharisäer und dieSadduzäer, die das geistige und politische Leben bestimmten und beherrschten.Zu den Sadduzäern gehörten die Hohen Priester und die einflussreichen adligenFamilien. Es handelte sich um eine aristokratische Minderheit mit einem hartenStrafkodex, aber einer liberalen Theologie: Sie leugneten die Vorherbestimmung,die Unsterblichkeit der Seele und die Wiederauferstehung.
Als der Hellenismus im 3. Jahrhundert v. Chr. mit seinerKunst, Literatur und seinem Körperkult auch im jüdischen Volk Einfluss gewann,schlossen sich die «Frommen» zu einer eigenen Partei zusammen, die die reineLehre, das Gesetz und die Tradition gegen den griechischen Sittenverfallschützen wollten. Sie nannten sich Pharisäer, «die Abgesonderten». Sie waren,was das Strafrecht betraf, menschenfreundlicher als die Sadduzäer, aber in derTheologie religiöse Fundamentalisten, Skrupulanten und Rigoristen. «IhreLosung war die strengste Befolgung des Gesetzes und ihr äußerliches Merkmalder völlige Abschluss von allem nichtjüdischen, allem griechischen Wesen,aller Unreinheit, aller Berührung mit den Heiden, Zöllnern, Sündern undGesetzlosen.»8
Ihre Aufgabe war, das Gesetz, die Tora, zu erklären. Sie waraber hebräisch geschrieben, und das Volk sprach und verstand nur Aramäisch, einmit dem Hebräischen verwandter Dialekt. So bildete sich ein neuer Standheraus: der Stand der Schriftgelehrten und Gesetzeslehrer. Sie kamen aus allenBerufsgruppen des Bürgertums und des Mittelstandes, es waren Kaufleute, Wein-und Ölhändler, Handwerker, ja sogar Holzfäller und Tagelöhner. Vor der Ordinationals Schriftgelehrte mussten sie ein mehrjähriges Studium absolvieren, das sichhauptsächlich um drei Punkte drehte: die Sabbatruhe, den Zehnten und diegesetzliche Reinheit. Ihre Worte besaßen absolute Autorität.9
Die Pharisäer waren zweifellos treue gläubige fromme Juden. Siewachten über die Reinheit der Tora, des Alten Testaments, und waren auchständig bereit, mit Andersdenkenden zu diskutieren. So gab es auch vieleStreitpunkte mit Jesus. Aber sie waren nicht die eigentlichen Treiber gegenJesus, und dass die Evangelisten die Pharisäer in das Todeskomplott gegen ihnmit einbezogen, lag, wie wir gesehen haben, im allgemeinen Trend, die Judeninsgesamt zu den Schuldigen am Tod Jesu zu erklären.
Die eigentlichen Gegner waren die Sadduzäer, eine absolute Minderheitvon 34 reichen Familien, die mit den Römern verbunden waren. Aus ihren Reihenhatten die Römer den Hohen Priester eingesetzt. Sie fürchteten jede Unruhe,auch die, die von Jesus ausging, da sie in ihrem Reichtum und in ihrer Machtvom Wohlwollen der Römer abhängig waren.
© 2003 by Rowohlt - Berlin Verlag GmbH, Berlin
- Autor: Heiner Geißler
- Altersempfehlung: 14 - 99 Jahre
- 2004, 16. Aufl., 155 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499615940
- ISBN-13: 9783499615948
- Erscheinungsdatum: 01.11.2004
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Was würde Jesus heute sagen?".
Kommentar verfassen