Weisheit des Lebens
In den USA seit mehr als...
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In den USA seit mehr als drei Jahren an der Spitze der Bestsellerlisten, ist Dienstags bei Morrie, Mitch Alboms Hommage an seinen alten Lehrer, inzwischen auch in Deutschland zum Bestseller geworden. Fast vier Jahrzehnte lehrte Morrie Schwartz an der berühmten Brandeis-University, in den sechziger Jahren eine Brutstätte der kulturellen Revolution. 1994, Morrie ist bereits 77 Jahre alt, diagnostiziert man während einer Routineuntersuchung ALS (amyotrophe Lateralsklerose), eine bis heute unheilbare Krankheit, die langsam zum Tod des Patienten führt. Prominentestes Opfer ist der berühmte Astrophysiker Stephen Hawking. Morrie beschließt, aus der ihm verbleibenden kurzen Zeit eine heiteres Fest zu machen, eine Feier und Huldigung seines eigenen Lebens und des Lebens ganz allgemein, und hervorragender Lehrer ist er bis zuletzt eine abschließende Lehrveranstaltung: Ein Kurs über den sinnvollen und würdevollen Umgang mit Krankheit, Sterben und Tod. Dieses Tabuthema aus seinem dunklen Verließ zu holen und in aller Öffentlichkeit zur Sprache zu bringen, das ist sein Anliegen. Und er verwirklicht sein Vorhaben auf bravouröse Weise. Er beeindruckt nicht nur im Familien- und Freundeskreis mit seiner Offenheit und Versöhnlichkeit, sondern er bewegt die gesamte amerikanische TV-Nation durch wiederholte Auftritte in der berühmten Talkshow Nightline. Seine Botschaft wird im Rundfunk gesendet und als gedrucktes Wort verbreitet. Die Resonanz ist überwältigend. Weisheit des Lebens ist gleichsam Morries letzter Wille und sein Vermächtnis. Wie man bis ganz zum Schluss leidenschaftlich und doch gelassen leben kann das ist seine zentrale Frage.
Den gegenwärtigen
Standort erfassen
Mit körperlichen
Einschränkungen leben
Egal, wann Sie eine körperliche
Fähigkeit verlieren, Sie werden immer das Gefühl haben, es sei zu früh. Seien Sie auf diese Reaktion gefasst. Sie können den Schlag
möglicherweise abmildern, wenn Sie sich geistig darauf vorbereiten.
Als ich 1994 erfuhr, dass ich ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) habe, stellte ich mir die Frage: "Gedenke ich zu sterben, oder gedenke ich zu leben?" Das heißt, ich setzte mich mit der Frage auseinander, ob ich mich, wie wahrscheinlich viele Menschen in dieser Lage, aus dem Leben zurückziehen und aus der Welt abtreten wollte, weil sie nun so schrecklich zu mir war; oder wollte ich mein mir noch verbleibendes Leben leben. Ich entschied mich dafür, zu leben. Aber konnte ich auch so leben, wie ich wollte, mit Würde, Mut, Humor, in Verbundenheit mit anderen? Ich war nicht sicher, ob ich dazu in der Lage sein würde, sagte mir aber: "Ich werde mein Bestes versuchen." Ich fasste den Entschluss, mich aller meiner Ressourcen zu bedienen, um mit Gefasstheit und Gelassenheit zu leben, wie ich es ausdrückte. Bislang war ich auch dazu imstande.
Inzwischen habe ich die zunehmende Beeinträchtigung vieler Körperfunktionen mitverfolgt, da mein Nervensystem meine Muskeln allmählich verkümmern lässt. Selbstständig zu essen wird immer schwieriger für mich. Beim morgendlichen Rasieren und bei den Mahlzeiten stelle ich fest, dass ich meine Arme nicht mehr ganz hochheben kann. Es ist, als laste auf ihnen ein schweres Gewicht.
Auch das Schlucken fällt mir nun schwerer. Ich huste sehr viel. Manchmal muss ich meine Bissen sehr, sehr lange kauen, um sie hinunterschlucken zu können, und ich weiß nicht, wie lange ich mir noch ausreichend Nahrung zuführen kann, ohne eine Nahrungssonde zu benötigen. Mich daran zu gewöhnen, dass ich nicht mehr gehen kann, war schon schwer, aber dieses beeinträchtigte Schlucken bedeutet den ersten wirklich größeren Verlust für
Mein ganzes Leben lang bin ich davon ausgegangen, dass ich reden kann. Die Selbstverständlichkeit dieser Befähigung ist so tief in mir verwurzelt, dass es ein gewaltiger Schock sein wird, wenn ich mit der Tatsache konfrontiert bin, dass ich nicht mehr sprechen kann. Und so stelle ich mir jetzt die Frage: Wie wird es sein, wenn ich mich nicht mehr artikulieren kann - wenn ich keine Anweisung mehr geben, nicht mehr um etwas bitten oder nicht mehr etwas sagen kann, das mir am Herzen liegt oder im Kopf herumgeht? Aber ich versuche eine Möglichkeit zu finden, die Stille zu meinem Vorteil zu nutzen, denn vielleicht ist sie der Weg, das eigene Selbst wirklich vernehmen zu können.
Es wird eine interessante Herausforderung werden. Ich sage schon jetzt zu meinen Familienangehörigen und Freunden: "Ihr werdet mir sagen, was ihr denkt und fühlt, und ihr werdet meine Antwort fühlen. Ich werde sie nicht artikulieren können, aber ihr werdet sie in meinem Gesicht lesen können." Ich denke, dass meine Gesichtszüge noch immer sehr beweglich und ausdrucksstark sind und bleiben werden. Doch wenn die Leute über irgendetwas sprechen und von mir Feedback oder Hilfe bekommen möchten, werden sie es weitgehend in Form von Fragen tun müssen, die ich einfach mit einem Ja oder Nein beantworten kann. So gehe ich an den Verlust meines Sprachvermögens heran, der auf mich zukommen wird. Ich hoffe, dass ich noch neue Mittel und Wege entdecken werde, wenn der Zeitpunkt gekommen ist.
Ich glaube nicht, dass wir uns ganz und gar auf die Beeinträchtigung und den Verlust unserer Fähigkeiten vorbereiten können, indem wir uns schon vorher Gedanken darüber machen. Nichts ist so eindrücklich wie das tatsächliche Erleben dieser Verluste. Sie können darüber nachdenken, was wohl passieren wird, was Sie dann gerne tun würden und so weiter. Aber die konkrete Erfahrung machen Sie erst dann, wenn die Zeit wirklich gekommen ist. Und hier liegt der Unterschied, wenn es darum geht, was und wie ich es tun werde. Zweifellos werde ich eine Weile lang deprimiert sein, das ist meine übliche Reaktion. Und dann werde ich mich, vielleicht nach zwei oder drei Tagen, allmählich wieder berappeln.
Gleich, welche Fähigkeiten und Kräfte Sie verlieren - sei es das Gehen oder Sprechen oder Ihre bisherige Geistesschärfe -, je mehr Sie sich innerlich auf die Auswirkungen vorbereiten, desto leichter werden Sie sich den Gegebenheiten anpassen können.
Akzeptieren Sie sich so, wie Sie gegenwärtig sind.
Akzeptieren Sie Ihren momentanen körperlichen Zustand.
Nehmen Sie Ihr Schicksal an, so wie es im Augenblick ist.
Kürzlich las ich ein nützliches Buch, "Betrayal of The Body" von Alexander Lowen. Darin vertritt er die Theorie, dass wir der Ansicht sind, unser Körper solle perfekt sein oder zumindest ständig auf hoher Ebene funktionieren. Und tut er es nicht, fühlen wir uns von ihm verraten, so als gäbe es eine göttliche Verfügung, die besagt, dass wir immer gesund sein werden und unser Körper immer reaktionsfähig bleiben wird. Ich vermute, wir versuchen uns auf diese Art einzureden, dass wir unsterblich sind. Wir haben den Gedanken, dass wir sterblich, dass wir verletzlich sind, ja, dass wir jeden Moment niedergestreckt werden können, noch nicht ganz akzeptiert.
Seien Sie darauf gefasst, dass das Tun schwerer wird und länger dauert. Seien Sie darauf vorbereitet, die Dinge auf völlig andere Weise zu machen als bisher.
Als ich die Kraft in meinen Beinen zu verlieren begann, war ich nicht auf das Ausmaß vorbereitet, das diese Schwäche annehmen sollte, bis ich eines Tages auf dem Boden landete. Ich saß bei meinem Bruder im Auto, und er hatte den Wagen bis vor den Eingang eines Gebäudes gefahren, wo ich eine Akupunkturbehandlung bekommen sollte. Ich stieg aus, so als stünde ich fest auf den Beinen, was aber nicht der Fall war. Zwar hatte ich einen Gehstock dabei, konnte aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht richtig mit ihm umgehen. Und ehe ich mich's versah, lag ich der Länge nach auf dem Boden.
Meine eingeschränkte Mobilität hat mich gelehrt, dass ich meinen Impulsen Einhalt gebieten muss. Ich bin ein sehr impulsiver Typ - nicht so sehr in psychischer Hinsicht als vielmehr in meinem äußeren Verhalten. Ich sehe etwas und will sofort darauf zusteuern. Jetzt muss ich meine Impulse zügeln und neu überdenken, was mir möglich ist und was nicht. Das ist eine herbe Lektion für mich, denn mein ganzes Leben lang war ich sehr agil, sehr schnell und sehr beweglich, möchte ich meinen, und stürzte immer auf die Dinge los, auf die ich aus war. Das ist mir nun nicht mehr möglich. Ganz gleich, was es ist - ob ich mich ins Bett legen will, ob ich aufstehen möchte oder auf die Toilette gehen muss -, ich muss überall hintransportiert werden.
Es war sehr schwer, mich an den Verlust meiner Mobilität, an den Verlust meiner Freiheit zu gewöhnen. Desgleichen bedeutete es eine ungeheure Herausforderung für mich, meine Impulse zügeln zu lernen. Sie müssen sich eine solche mentale Flexibilität zu Eigen machen - die Fähigkeit, alternative Möglichkeiten, Dinge zu tun, zu erkennen, und dann Ihre Wahl zu treffen.
Sehen Sie zu, dass Sie so viel Hilfe wie möglich bekommen, wenn Sie sie brauchen.
Vor einiger Zeit schickte sich ein etwa fünfundachtzig Jahre alter Freund von mir an, die Straße zu überqueren. Es regnete, alles war nass, und ein junger Mensch erbot sich, ihm über die Straße zu helfen. Mein Freund lehnte das Hilfsangebot ab und wurde beim Hinübergehen von einem Auto angefahren. Er starb schließlich an den Folgen dieses Unfalls. Trotz seines hohen Alters hatte er sich noch immer seine Unabhängigkeit zu beweisen versucht und sich nicht eingestehen wollen, dass er die Hilfe dieser Person benötigte.
Die Menschen weigern sich, Hilfe anzunehmen, weil sie das Gefühl haben, ihre Selbstachtung und ihr Selbstwertgefühl hingen von ihrem Unabhängigsein ab. Wir haben Angst, dass es uns irgendwie herabwürdigt, wenn wir die Hilfe einer anderen Person benötigen, wollen und wünschen. Der Grund dafür ist unsere auf Unabhängigkeit und Individualismus bedachte Kultur. Wir meinen, dem Mythos vom Cowboy oder einsamen Ranger entsprechen zu müssen: frei, locker, fähig zu sein, alles zu tun, alles auf sich zu nehmen, alles zu bewältigen und ein Leben ohne Bedürfnis nach anderen Menschen zu führen.
Das ist die Vorstellung, die vor allem eine Menge Männer mit sich herumschleppen. Sie lassen die Entwicklung eines inneren Gespürs für ihre Bedürfnisse auf zwischenmenschlicher Ebene nicht zu. Ich halte das für sehr bedauerlich, denn wir brauchen einander mehr, als uns bewusst ist.
Tatsache ist, dass diese Bedürfnisse auf der emotionalen, psychischen und auch körperlichen Ebene sehr groß sind. Aber wir meiden es meist wie die Pest, diese Bedürfnisse auch zu zeigen. Aus meiner Sicht macht es sehr viel mehr Sinn, sich über die eigenen Bedürfnisse im Klaren zu sein und darüber, dass wir andere brauchen, so wie sie uns brauchen.
Ob die Reaktion auf ein Hilfsangebot positiv oder negativ ausfällt, kann von der Form abhängen, in der Sie Ihre Hilfe anbieten. Hier sind ein paar Vorschläge für den Fall, dass Sie eine hilfsbedürftige Person besuchen oder pflegen.
Bieten Sie nicht an, etwas zu tun, wenn Sie es im Grunde gar nicht machen wollen, denn die betreffende Person wird vermutlich Ihre wahren Empfindungen spüren, und es wird schwierig für sie, Ihre Hilfe anzunehmen, ohne sich zu ärgern oder sich gedemütigt zu fühlen. Werden Sie um etwas gebeten, das Ihnen zu lästig ist oder zu viel Unbehagen bereitet, so begründen Sie Ihre Ablehnung der Bitte ganz ehrlich - und helfen Sie, wenn möglich, dabei, dass eine Alternative gefunden und die Aufgabe von jemand anderem übernommen werden kann.
Versuchen Sie nicht, eine Ihnen liebe Person mit Samthandschuhen anzufassen. Drücken Sie sich klar und deutlich aus, wenn Sie fragen, ob sie Hilfe braucht. Wenn Sie sehen, dass sie Mühe hat, die Hülle von einem Trinkstrohhalm zu entfernen, dann bieten Sie an, es für sie zu tun, ohne eine große Sache daraus zu machen. Legen Sie, wenn es angemessen ist, ein sachliches und nüchternes Verhalten an den Tag.
Seien Sie respektvoll und wahren Sie wenn möglich die üblichen Grenzen des Anstands. Heben Sie zum Beispiel nicht, ohne vorher zu fragen, den Kopf Ihrer Freundin an, um ihr Kissen zurechtzuschütteln. Ganz gleich, wie behindert sie ist, sie wird nach wie vor ihre Autonomie respektiert wissen wollen.
Beschäftigen Sie sich nicht ständig wie besessen mit Ihrem Körper oder Ihrer Krankheit. Nehmen Sie zur Kenntnis, dass Ihr Körper nicht Ihr ganzes, sondern nur ein Teil Ihres Selbst ist.
Wenn man schwer krank ist (und ich spreche aus Erfahrung), verfällt man leicht in ein ständiges Beschäftigtsein mit dem eigenen Körper und seiner Krankheit. Ich habe häufig Therapiegruppen geleitet, und in einer Gruppe war einmal ein Mann, der eine Krankheit hatte, uns aber nie mitteilte, um was genau es sich handelte. Bei jedem Gruppentreffen jammerte und klagte er über sein Leiden und darüber, wie sehr es ihn schwächte und wie schwierig und unmöglich alles für ihn war. Er redete endlos darüber. Durch dieses ständige Selbstmitleid vermehrte er nicht nur sein eigenes Elend, sondern versetzte auch alle anderen Gruppenmitglieder in Aufruhr. Schließlich verbannten sie ihn aus ihrem Kreis.
Ich weiß, es ist nicht leicht, sich auf etwas anderes zu konzentrieren, wenn man starke Schmerzen hat. Aber es ist wichtig, dass Sie es versuchen. Das ständige Beschäftigtsein mit Ihrem Leiden macht Sie zum Gefangenen Ihres Körpers, weil er dann Ihr ganzes Leben bestimmt; und Ihr Leben wiederum fängt an, sich nur noch um die Verletzung oder Fehlfunktion oder Unzulänglichkeit zu drehen. Es gibt gesündere und vergnüglichere Verwendungsmöglichkeiten für Ihre Energien.
Wenn der Körper beschädigt oder verletzt ist, halten wir das gerne für eine Beschädigung oder Verletzung unseres Ichs. Es war sehr wichtig für mich, zu begreifen, dass mein Körper nur einen Teil meiner gesamten Persönlichkeit ausmacht. Wir sind weit mehr als nur die Summe unserer Körperteile. Unsere Weltsicht wird von unseren Werten und Vorstellungen von Gut und Böse geprägt, von Dingen, die dazu beitragen, uns zu dem werden zu lassen, was und wer wir sind. Wir wurden mit Gefühlen, Einsichten, Erkenntnissen, Eingebungen versehen.
Ich behaupte, dass wir unser Ich oder Selbst so lange nicht verloren oder auch nur gemindert oder geschmälert haben, solange wir noch über diese anderen Fähigkeiten und Gaben in den emotionalen, psychischen und intuitiven Bereichen verfügen. Schämen Sie sich nicht, wenn Sie körperliche Beeinträchtigungen oder Störungen haben; glauben Sie nicht, dass Sie wegen Ihres körperlichen Zustands weniger Sie selbst sind. Tatsächlich habe ich das Gefühl, jetzt mehr ich selbst zu sein als vor der Krankheit. Denn seither vermochte ich viele meiner psychischen und emotionalen Grenzen, die ich vor meiner Krankheit hatte, zu überschreiten.
Mit Frustrationen umgehen lernen
Seien Sie darauf gefasst, dass viele Dinge nicht zugänglich, nicht erreichbar, nicht greifbar sind. Und wenn es so ist, dann lassen Sie sich davon nicht allzu sehr frustrieren oder in Wut versetzen. Falls aber doch, so machen Sie es kurz.
Einfach ausgedrückt ist Frustration die Folgeerscheinung eines Impulses, dem Sie nicht nachgeben können, oder eines erfolglos ausagierten Impulses. Zum Beispiel möchte ich einen Bleistift, weil ich mir eine kurze Notiz zu etwas machen will, aber der Bleistift liegt außerhalb meiner Reichweite. Ich will den Bleistift haben, aber da ich meinen Körper nicht so bewegen kann, dass ich ihn zu fassen kriege, versuche ich es erst gar nicht. Meine Frustration entspringt nicht der Tatsache, dass ich nicht an den Bleistift herankomme, sondern der, dass ich meinem Impuls, nach ihm zu greifen, nicht nachgeben kann.
Läge der Bleistift so nahe, dass ich ihn fast erreichen könnte, würde ich es versuchen ... und bekäme ich ihn dann doch nicht zu fassen, wäre ich frustriert, weil meine Anstrengungen vergeblich waren. In beiden Fällen wird meine Frustration durch den Fakt gesteigert, dass ich ohne den Bleistift nicht aufschreiben kann, was ich aufschreiben möchte. Statt mich über meine eingeschränkte Mobilität noch mehr aufzuregen, ersticke ich meine Frustration im Keim, indem ich jemanden bitte, zu kommen und mir den Bleistift zu geben.
Physisch bedingte Frustrationen sind schon schlimm genug, aber ich wette, dass alle Leser und Leserinnen dieses Buches, gleich welchen Alters und in welcher gesundheitlichen Verfassung, schon einmal dadurch blockiert wurden, dass sie sich nicht an ein vertrautes Wort oder an einen bekannten Namen erinnern konnten. Bei mir läuft das so ab: Ich bin mitten in einem Satz und suche nach dem genau richtigen Wort. Es fällt mir nicht ein. Ich bin sehr frustriert. Aber wenn ich - und das ist der Punkt - abwarte und nicht unbedingt erzwingen will, dass es mir einfällt, kommt es mir gewöhnlich. Ich habe das oft genug durchgemacht, um zu wissen, dass es mir schließlich einfallen wird, aber ich will es eben jetzt parat haben.
Das ist eines der Grundmerkmale der Frustration. Ich will das, was ich will, genau dann, wenn ich es will: Wenn ich es in dem Moment nicht bekomme, bin ich frustriert. Aber wenn ich nicht den Anspruch stelle, dass es auf der Stelle da ist, mindert sich meine Frustration, und das Ziel wird doch erreicht, auch wenn es eine Weile dauert.
Seien Sie darauf gefasst, dass sich Stresssituationen ergeben, wenn Ihre Krankheit fortschreitet oder sich stark bemerkbar macht. Entwickeln Sie ein Verfahren zur Handhabung Ihrer Emotionen in solchen Situationen.
Wenn Ihre Krankheit aufflammt, ist die Bitte um Hilfe, wenn Sie sie brauchen, eine der besten Möglichkeiten, sich nicht von übermäßiger Frustration überwältigen zu lassen. Geduld ist eine weitere Möglichkeit. Wenn mir also das gewünschte Wort nicht einfällt, ermahne ich mich zum Abwarten. Sie müssen alternative Möglichkeiten der Reaktion auf die Dinge, die Sie aus der Fassung bringen, entwickeln.Nehmen wir an, ich möchte dringend ein Glas Wasser haben, und es ist niemand da, der mir es bringen könnte. Meine Arme sind zu schwach, als dass ich mit dem Rollstuhl in die Küche oder ins Bad rollen könnte, um mir das Wasser selbst zu holen. Welche Alternative habe ich? Nun, ich muss meinen Wunsch nach Wasser aufgeben. Ich versöhne mich mit der Tatsache, dass ich ohne es auskommen muss. Manchmal ist das sehr schwer, manchmal ist es ein bisschen leichter. Aber wenn Sie solche Frustrationen nicht zu handhaben lernen, werden sie sich immer stärker aufbauen, und Sie werden häufig schlechte Laune haben. Machen Sie sich um Ihrer selbst willen Ihr Leben nicht schwerer als nötig.
- Autor: Morrie Schwartz
- 2001, 2, 156 Seiten, Maße: 13 x 19 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442309344
- ISBN-13: 9783442309344
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