Weiße Nacht
Es ist Mittsommernacht in Jukkasjärvi, einem kleinen Ort nahe Kiruna, zweihundert Kilometer nördlich des Polarkreises gelegen, als die Pastorin Mildred Nilsson gefunden wird. Brutal ermordet und unter der Empore ihrer Kirche aufgehängt.
Wochen später...
Es ist Mittsommernacht in Jukkasjärvi, einem kleinen Ort nahe Kiruna, zweihundert Kilometer nördlich des Polarkreises gelegen, als die Pastorin Mildred Nilsson gefunden wird. Brutal ermordet und unter der Empore ihrer Kirche aufgehängt.
Wochen später trifft die Anwältin Rebecka Martinsson in Kiruna ein, eigentlich mit einem ganz anderen Auftrag beschäftigt: Sie soll den Kirchengemeinden bei der bevorstehenden Neustrukturierung juristische Beratung geben. Doch der Mord an der Pastorin ist das alles beherrschende Thema in der Stadt. Rebecka erfährt, wie umstritten die Ermordete in ihrer Gemeinde war. Denn Nilssons radikales Engagement für misshandelte und in Notlagen geratene Frauen rief bei vielen Männern nicht nur Skepsis, sondern auch offene Wut hervor. Als Rebecka im Gemeindehaus einen Safe mit an die Pastorin gerichteten Drohbriefen entdeckt, ahnt sie, was für ein feindseliges und hasserfülltes Klima sich in ihrer Heimatstadt aufgestaut hat. Wie konnte es zu dieser kollektiven Hetze kommen? Oder steckte hinter dem eingeschworenen Frauenkreis, den die Pastorin ins Leben gerufen hatte, noch etwas ganz anderes?
Asa Larsson schreibt glasklar, psychologisch dicht und voller Sympathie für ihre Helden. Ein atemberaubend spannender Krimi vor der faszinierenden Naturkulisse des hohen Nordens.
Ausgezeichnet als bester schwedischer Krimi des Jahres. Asa Larsson wurde 1966 in Kiruna geboren. Sie arbeitete lange Jahre als Steueranwältin. "Sonnensturm" ist ihr erster Kriminalroman, mit dem sie in Schweden sofort Furore machte. Das Buch wurde als Bestes Krimidebut des Jahres 2003 ausgezeichnet und stand monatelang auf der Bestsellerliste. Für ihr zweites Buch erhielt sie 2004 den Preis der schwedischen Krimijury für den besten Krimi des Jahres; derzeit arbeitet sie an ihrem dritten Roman. Larsson lebt mit ihrem Lebensgefährten und zwei Kindern in der Nähe von Nyköping.
In ihrer glasklaren, knappen Sprache erzählt Åsa Larsson von der archaischen Macht der Gefühle, die in rohe Gewalt umschlagen können. Die Aufklärung der Morde wird zum sensiblen Psychogramm verletzter Seelen und zur Liebeserklärung an eine unbeugsame Natur.Es ist Mittsommernacht in Jukkasjärvi, einem kleinen Ort nahe Kiruna, zweihundert Kilometer nördlich des Polarkreises, als die Pastorin Mildred Nilsson gefunden wird aufgehängt unter der Orgel ihrer Kirche. Sofort sind die Bilder des im Polarwinter ermordeten Predigers Viktor Strandgård wieder da. Und für
Es ist Mittsommernacht in Jukkasjärvi, einem kleinen Ort nahe Kiruna, zweihundert Kilometer nördlich des Polarkreises, als die Pastorin Mildred Nilsson gefunden wird - aufgehängt unter der Orgel ihrer Kirche. Sofort sind die Bilder des im Polarwinter ermordeten Predigers Viktor Strandgård wieder da. Und für die Anwältin Rebecka Martinsson werden Erinnerungen wach an die schlimmsten Stunden ihres Lebens: Bei den Ermittlungen zum Fall Strandgård hatte sie in Notwehr drei Menschen erschossen. Erst jetzt kommt der Zusammenbruch. Ihr Chef will sie vor dem endgültigen Absturz bewahren und schickt sie mit einem Kollegen nach Kiruna. Sie begegnet Pastor Stefan Wickström, Mildreds Nachfolger, entdeckt einen Safe mit Drohbriefen an die ermordete Pastorin und wird mit dem Hass konfrontiert, der Mildred wegen ihres Engagements für Frauen in Notlagen entgegenschlug.
Kommissarin Anna-Maria Mella, die Rebecka bereits kennt, hat ihren Erziehungsurlaub abgebrochen und sieht sich einem gefährlichen Gemisch aus enttäuschter Liebe und hilflosem Hass gegenüber. Dann verschwindet plötzlich Pastor Wickström, und die Situation eskaliert...
Ausgezeichnet mit dem Schwedischen Krimipreis.
"Asa Larsson beschreibt die ärmlichen Verhältnisse in der kleinen lappländischen Gemeinde ebenso präzise wie die überraschend traditionellen Geschlechterbeziehungen, die so gar nicht zum öffentlichen Bild Schwedens passen wollen.[...] Ihr Roman bezieht seine Spannung nicht aus temporeicher Handlung, sondern baut sie subtil durch das stimmige und dichte Beziehungsgeflecht der beteiligten Personen auf." - Tagesspiegel
"Larsson setzt mit der bodenständigen Polizistin Anna Maria Mella und der sensiblen Rebecka Martinson zwei interessante, vielschichte Frauen auf die Fährte - und wirft einen klugen Blick auf Männerbünde, Einsamkeit und Dorfklüngel." - Kölnische Rundschau
"Mörderisch gut!" - nrz am Sonntag
WeisseNacht von Åsa Larsson
LESEPROBE
Freitag,21. Juni
Ich liege seitlich auf demKüchensofa. Kann einfach nicht
schlafen. Jetzt, mitten imSommer, sind die Nächte blassblau und
lassen mir keine Ruhe. Baldwird die Wanduhr über mir einmal
schlagen. In der Stille wirddas Ticken des Pendels immer lauter.
Zerhackt jeglichen Sinn. JeglichenVersuch, vernünftig zu denken.
Auf dem Tisch liegt derBrief dieser Frau.
Ganz stillliegen, sage ichmir. Jetzt liegst du still und schläfst.
Ich muss an Traja denken,eine Pointerhündin, die ich als Kind
hatte. Traja fand niemalsRuhe, sie wanderte durch die Küche wie
ein unseliger Geist, undihre Krallen scharrten über den lackierten
Holzboden. In den erstenMonaten musste sie im Haus in einem
Käfig schlafen, damit sienicht immer herumlief. Die Befehle
»sitz«, »Platz«, »bleib«füllten die ganze Zeit das Haus.
Jetzt ist es genauso. Inmeiner Brust liegt ein Hund auf der
Lauer, der bei jedem Tickender Uhr aufspringen will. Es ist aber
nicht Traja, die da inmeiner Brust auf dem Sprung liegt. Traja
wollte nur herumwandern. DieseHündin hier wendet den Kopf
von mir ab, wenn ichversuche, sie anzusehen. Und sie hegt lauter
böse Absichten.
Ich will versuchen zuschlafen. Irgendwer müsste mich einschließen.
Ich müsste einen Käfig inder Küche aufstellen.
Ich stehe auf und schaue ausdem Fenster. Es ist Viertel nach eins
und hell wie bei Tag. DieSchatten der alten Kiefer an der Grundstücksgrenze
ziehen sich zum Haus hin. Ichfinde, sie sehen aus
wie Arme. Wie Hände, diesich aus ihren unruhigen Gräbern strecken
und nach mir greifen. DerBrief liegt auf dem Küchentisch.
Ich bin im Keller. Es istfünf nach halb zwei. Die Hündin, die nicht
Traja ist, ist auf denBeinen. Sie springt in den Außenbezirken
meines Verstandes hin undher. Ich versuche, sie zu rufen. Will
ihr nicht in ihrezertrampelten Spuren folgen. Mein Kopf ist von
innen blank. Die Hand machtsich an der Wand zu schaffen. An
allerlei Gegenständen. Wassoll ich damit? Hammer. Brecheisen.
Kette. Noch ein Hammer.
Meine Hände legen alles inden Kofferraum. Es ist wie ein
Puzzlespiel. Ich kann nichterkennen, was es darstellt. Ich setze
mich ins Auto und warte. Ichdenke an die Frau und den Brief. Sie
ist schuld. Sie hat mich ausmeinem Verstand verjagt.
Ich fahre los. ImArmaturenbrett gibt es eine Uhr. Eckige Striche
ohne Sinn. Die Straße führtin die Zeit hinaus. Die Hände halten
das Lenkrad so fest, dassdie Finger schmerzen. Wenn ich mich
jetzt totfahre, müssen siedas Lenkrad absägen und mich damit begraben.
Aber ich werde mich nichttotfahren.
Ich halte hundert Meter vomUfer entfernt, wo ihr Boot liegt. Ich
gehe zum Fluss hinunter. Erliegt blank und still da und wartet.
Die Sonne tanzt auf denKräuseln, die eine Bachforelle beim Larvenfressen
hinterlassen hat. Die Mückensammeln sich um mich.
Landen neben meinen Augenund in meinem Nacken und saugen
mein Blut. Mir ist das egal.Ein Geräusch lässt mich herumfahren.
Da ist sie. Sie steht nurzehn Meter von mir entfernt.
Ihr Mund öffnet sich undformt Wörter. Aber ich höre nichts.
Meine Ohren sind verriegelt.Sie kneift die Augen zusammen. Verärgerung
flammt darin auf. Ich machezwei unschlüssige Schritte
vorwärts. Ich weiß nochnicht, was ich will. Ich halte mich außerhalb
von Sinn und Verstand auf.
Jetzt entdeckt sie dasBrecheisen in meiner Hand. Meine Hand,
die den Stahl umklammert,wird weiß. Und plötzlich ist die Hündin
wieder da. Riesengroß. DiePfoten sehen aus wie Hufe. Das
Fell sträubt sich vom Nackenbis zum Schwanz. Sie entblößt ihre
Eckzähne. Sie wird zuerstmich mit Haut und Haaren verschlingen.
Und dann die Frau.
Ich habe sie erreicht. Wieverhext starrt sie das Brecheisen in meiner
Hand an, und deshalb trifftder erste Schlag sie dicht über der
Schläfe. Ich knie neben ihrund schmiege die Wange an ihren
Mund. Ein warmer Hauch ander Haut. Ich bin noch nicht fertig
mit ihr. Die Hündin springtwie wahnsinnig alles an, was sich ihr
in den Weg stellt. DieKrallen reißen tiefe Furchen in den Boden.
Ich wüte. Ich tobe in denRandbereichen des Wahnsinns.
Und jetzt mache ich denletzten Schritt.
Die Küsterin Pia Svonni stehtim Garten ihres Reihenhauses
und raucht. Normalerweisehält sie die Zigarette damenhaft zwischen
Zeige- und Mittelfinger. Aberjetzt klemmt die Zigarette
zwischen Daumen und Zeige-und Mittelfinger. Das ist ein riesengroßer
Unterschied. Es geht aufMittsommer zu, daran liegt es.
Dann gerät man eben außersich. Will nicht schlafen. Braucht auch
nicht zu schlafen. Die Nachtflüstert und lockt und zieht, und man
muss einfach nach draußen.
Die Feen des Waldes ziehenneue Schuhe aus allerweichster Birkenrinde
an. Es ist die reinstePrinzessinnenkür. Sie verstecken
sich und tanzen undschwänzeln auf den Wiesen herum, obwohl
ja ein Auto vorbeikommenkann. Sie zertanzen ihre Schuhe, während
die Wichtel sich zwischenden Bäumen verstecken und mit
großen Augen zusehen.
Pia Svonni drückt die Zigarettein dem umgedrehten Blumentopf
aus, der als Aschenbecherdient, und lässt die Kippe im Loch
verschwinden. Plötzlich hatsie Lust, mit dem Rad zur Kirche von
Jukkasjärvi zu fahren. Amnächsten Tag soll dort eine Trauung
stattfinden. Sie hat schongeputzt und alles vorbereitet, aber jetzt
möchte sie noch einen großenBlumenstrauß für den Altar pflücken.
Sie will über die Wiesehinter dem Friedhof wandern. Dort
wachsen Trollblumen,Butterblumen und purpurrote Mittsommerblumen
in Wolken aus weißemWiesenkerbel. Und am Wegesrand
wispert dasVergissmeinnicht. Sie steckt ihr Telefon in die
Tasche und zieht ihreTurnschuhe an.
Die Mitternachtssonneleuchtet über dem Grundstück. Das
milde Licht fällt durch denZaun, und die langen Schatten der Lat-
ten lassen die Rasenflächeaussehen wie einen selbst gewebten
Flickenteppich mitgelbgrünen und dunkelgrünen Streifen. Eine
Drosselbande tobt in einerBirke herum.
Der Weg nach Jukkasjärviführt die ganze Zeit bergab. Pia strampelt
und schaltet. Sie erreichtein lebensgefährliches Tempo. Und
trägt keinen Helm. IhreHaare wehen im Wind. Sie kommt sich
vor wie mit vier Jahren, alssie auf den alten Reifen im Hof aufund
absprang, bis sie das Gefühlhatte, sich jeden Moment überschlagen
zu können.
Sie fährt durch Kauppinnen,wo einige Pferde sie von der Koppel
aus anglotzen. Als sie dieBrücke über den Torneälv überquert,
sieht sie zwei kleine Jungenmitten im Fluss mit Fliegen fischen.
Die Straße führt am Flussentlang. Pia kommt am Tourismuszentrum
und am Gasthaus vorbei, andem alten Konsumladen
und dem scheußlichenBürgerhaus. An den silbrigen Holzwänden
des Heimatmuseums und denweißen Dunstschleiern über
der Wiese hinter demHolzzaun.
Ganz am Ende der Stadt, amEnde der Straße, steht die falunrote
Holzkirche. Die Dachsparrenriechen frisch geteert.
Der Glockenturm ist an denZaun angebaut. Um die Kirche zu
betreten, muss man den Turmdurchqueren und über einen Weg
aus Steinplatten zurKirchentreppe gehen.
Die eine der blauen Türendes Glockenturms steht weit offen.
Pia steigt von ihrem Rad undlehnt es an den Zaun.
Hier müsste doch geschlossensein, denkt sie und geht langsam
auf die Tür zu.
Etwas raschelt in denkleinen Birken auf der rechten Seite des
Weges, der zum Pfarrhausführt. Ihr Herz hämmert, und sie bleibt
stehen und horcht. Es warnur ein kurzes Rascheln. Sicher ein
Eichhörnchen oder eineWühlmaus.
Auch die hintere Tür desGlockenturms steht offen. Sie kann
durch den Turmhindurchblicken. Die Kirchentür ist ebenfalls geöffnet.
Jetzt hämmert ihr Herzwirklich. Es kommt vor, dass Sune den
Glockenturm vergisst, wenner am Abend vor Mittsommer gefeiert
hat. Aber nicht dieKirchentür. Sie muss an die Jugendlichen
denken, die dieFensterscheiben der Kirche in der Stadt eingeschlagen
und brennende Lumpenhineingeworfen haben. Das ist
zwei Jahre her. Was mag hiergeschehen sein? Sie sieht immer neue
Bilder vor sich. DasAltarbild besprayt und bepinkelt. Lange Messerkratzer
auf den frischangestrichenen Kirchenbänken. Vermutlich
sind sie durch ein Fenstereingestiegen und haben dann von
innen die Tür geöffnet.
Sie bewegt sich auf dieKirchentür zu. Geht langsam. Lauscht
aufmerksam in alleRichtungen. Wie konnte es nur so weit kommen?
Jungen, die doch an Mädchendenken und ihre Mopeds frisieren
sollten. Wie konnten sie zuKirchenanzündern und Schwulenklatschern
werden?
Als sie den Laubenganghinter sich gebracht hat, bleibt sie
stehen. Steht unter derEmpore, die so niedrig ist, dass höher gewachsene
Menschen den Kopf einziehenmüssen. Es ist still und
dunkel in der Kirche, aberalles scheint in Ordnung zu sein. Christus,
der Prediger Laestadius unddas Lappenmädchen Maria, durch
das Laestadius erst zumPrediger wurde, leuchten unbesudelt vom
Altarbild. Und doch lässtirgendetwas sie zögern. Etwas, das nicht
so ist, wie es sein sollte.
Unter dem Kirchenbodenliegen sechsundachtzig Tote. Meistens
denkt sie nicht an sie. Sieruhen in Frieden in ihren Gräbern.
Aber jetzt spürt sie, wiedie Unruhe der Toten durch den Boden
aufsteigt und sie wie Nadelnin die Fußsohlen sticht.
Was ist los mit euch, denktsie.
Der Mittelgang der Kircheist mit einem roten Teppich bedeckt.
Dort, wo die Empore endetund das Dach sich öffnet, liegt etwas
auf dem Teppich. Sie bücktsich.
Ein Stein, denkt sie zuerst.Ein kleiner weißer Stein.
Sie hebt ihn mit Daumen undZeigefinger hoch und geht zur
Sakristei weiter.
Aber die Tür zur Sakristeiist abgeschlossen, und sie macht
kehrt, um wieder durch denMittelgang zu gehen.
Als sie den Altar erreichthat, sieht sie den unteren Teil der
Orgel. Er ist fastvollständig von einer Absperrung aus Holz verdeckt,
die sich zwei Drittel derDeckenhöhe hoch quer durch das
Kirchenschiff zieht. Aberden unteren Teil der Orgel sieht sie.
Und sie sieht zwei Füße, dievon der Empore herunterhängen.
Ihr erster,sekundenschneller Gedanke ist, dass jemand sich in
die Kirche geschlichen unddort erhängt hat. Und genau in dieser
ersten Sekunde wird siewütend. Findet es rücksichtslos. Danach
denkt sie gar nichts mehr. Renntdurch den Mittelgang, vorbei
an der Holzsperre, und dannsieht sie den Leichnam, der vor den
Orgelpfeifen und demsamischen Sonnensymbol hängt.
Der Leichnam hängt an einemStrick, nein, es ist kein Strick, es
ist eine Kette. Eine langeEisenkette.
Und jetzt sieht sie diedunklen Flecken auf dem Teppich, dort,
wo der Stein gelegen hat.
Blut. Kann das Blut sein? Siebückt sich.
Und dann begreift sie. Derkleine Stein, den sie zwischen Daumen
und Zeigefinger hält, istkein Stein. Sondern ein Stück eines
Zahns.
Sie richtet sich mit einemRuck auf. Ihre Finger lassen den weißen
Zahn fallen, werfen ihn fastweg.
Die Hand zieht das Telefonaus der Tasche, wählt eins, eins, zwei.
Da meldet sich am anderenEnde ein Typ, der entsetzlich jung
klingt. Während sie seineFragen beantwortet, reißt sie an der Tür
zur Empore. Die istverschlossen.
»Die ist verschlossen«, sagtsie zu ihm. »Ich kann nicht nach
oben gehen.«
Sie stürzt zurück in dieSakristei. Kein Schlüssel für die Empore.
Kann sie die Tür aufbrechen?Womit?
Der Junge am anderen Endeder Leitung verlangt ihre Aufmerksamkeit.
Er bittet sie, draußen zuwarten. Hilfe sei unterwegs,
verspricht er.
»Es ist Mildred«, ruft sie.»Die, die hier hängt, ist Mildred Nilsson.
Die Pastorin hier. Gott, wiesie aussieht!«
»Sind Sie jetzt draußen?«,fragt der Junge. »Ist irgendwer in der
Nähe?«
Der Junge am Telefon schicktsie hinaus auf die Kirchentreppe.
Sie sagt ihm, dass dort keinMensch zu sehen ist.
»Nicht auflegen«, sagt er.»Bleiben Sie dran. Hilfe ist unterwegs.
Gehen Sie nicht wieder indie Kirche.«
»Darf ich eine rauchen?«
Das darf sie. Sie darf auchfür einen Moment das Telefon weglegen.
Pia setzt sich auf dieKirchentreppe, neben das Telefon. Raucht
und registriert, wie ruhigund gelassen sie doch ist. Aber die
Zigarette will nicht richtigbrennen. Am Ende sieht sie, dass sie sie
am Filter angezündet hat. Nachsieben Minuten hört sie in der
Ferne das Martinshorn.
Sie haben sie fertiggemacht, denkt sie.
Und jetzt fangen ihre Händean zu zittern. Die Zigarette fällt zu
Boden.
Diese Teufel. Sie haben siefertig gemacht.
© C. Bertelsmann Verlag
Übersetzung: Gabriele Haefs
- Autor: Åsa Larsson
- 2006, 3, 382 Seiten, Maße: 14,3 x 21,8 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Haefs, Gabriele
- Übersetzer: Gabriele Haefs
- Verlag: C. Bertelsmann
- ISBN-10: 3570008738
- ISBN-13: 9783570008737
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Weiße Nacht".
Kommentar verfassen