Wenn es dich gibt
Roman. Deutsche Erstausgabe
Elena Montella ist eine hübsche, intelligente junge Frau mit nur einem kleinen Fehler: Sie kann nicht Nein sagen. Deshalb hat sie drei Verehrer statt einem. Und zu allem Übel ist sie auch noch mit jedem von ihnen eine Verlobung eingegangen. Um der...
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Taschenbuch
7.95 €
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Wenn es dich gibt “
Klappentext zu „Wenn es dich gibt “
Elena Montella ist eine hübsche, intelligente junge Frau mit nur einem kleinen Fehler: Sie kann nicht Nein sagen. Deshalb hat sie drei Verehrer statt einem. Und zu allem Übel ist sie auch noch mit jedem von ihnen eine Verlobung eingegangen. Um der misslichen Lage zu entfliehen, fährt sie zu ihrer Schwester Rosanna nach Venedig. Leider ist dies erst der Anfang aller Turbulenzen, denn Elenas Auserwählte folgen ihr in die Stadt der Liebe. Bei dem Versuch, drei Männer und die Schwester bei Laune zu halten, scheitert Elena kläglich. Erst als ein Kaufmann ihr eine geheimnisvolle venezianische Maske schenkt, sieht sie endlich klarer...
Elena Montella ist eine hsche, intelligente junge Frau mit nur einem kleinen Fehler: Sie kann nicht Nein sagen. Deshalb hat sie drei Verehrer statt einem. Und zu allem el ist sie auch noch mit jedem von ihnen eine Verlobung eingegangen. Um der misslichen Lage zu entfliehen, frt sie zu ihrer Schwester Rosanna nach Venedig. Leider ist dies erst der Anfang aller Turbulenzen, denn Elenas Auserwlte folgen ihr in die Stadt der Liebe. Bei dem Versuch, drei Mner und die Schwester bei Laune zu halten, scheitert Elena kllich. Erst als ein Kaufmann ihr eine geheimnisvolle venezianische Maske schenkt, sieht sie endlich klarer ...
Lese-Probe zu „Wenn es dich gibt “
Wenn es dich gibt von VICTORIA CONNELLY 1 Mit pochendem herzen schreckte Elena aus dem Schlaf. Sie hatte wieder davon geträumt – es war derselbe Traum, der sie seit Tagen verfolgte und quälte. Sie schüttelte den Kopf, um das Bild von sich selbst, wie sie in einem weißen Brautkleid in einer Kirche stand, zu verscheuchen. Es fing immer
wunderschön an, mit Musik, Blumen, lächelnden Gesichtern, doch dann, beim Ablegen des Ehegelübdes, wurde es mit einem Mal hässlich. »Elena. Willst du diesen Mann zu deinem dir angetrauten Ehemann nehmen?«, fragte der Pfarrer. »Ich will«, antwortete Elena mit leiser, ehrfürchtiger Stimme. »Und willst du diesen Mann zu deinem dir angetrauten Ehemann nehmen?« »Ich …«, fing sie an, ehe sie sich unterbrach. »Wie bitte?« »Und willst du DIESEN Mann zu deinem dir angetrauten Ehemann nehmen?«
»Was?« Der Blick des Pfarrers schien sich in sie zu bohren. »Nun?«, fragte der Geistliche ungeduldig. »Welcher soll es denn sein?« Elena drehte sich um und sah drei Verlobte, die sich in einer Reihe aufgestellt hatten. »Los, Elena!«, rief der Erste. »Ja, mach schon!«, befahl der Zweite. »Bist du sicher, dass du mich willst?«, fragte der Dritte. »Was ist hier los?«, rief Elena. »Das musst du uns verraten!«, rief einer der Verlobten empört. Und dann geriet die Situation vollends außer Kontrolle. Fäuste landeten in Gesichtern; Sträuße wurden auf Köpfe geschlagen; Bibeln in amüsiert dreinschauende Gesichter
... mehr
gerammt, ehe das Ganze in einer wilden Essensschlacht endete, wobei die Hochzeitsgesellschaft mit Tortenstücken anstelle des Konfettis um sich warf. Auf diesen Teil konnte Elena sich keinen Reim machen, hingegen wusste sie genau, was der übrige Traum zu bedeuten hatte. Sie schwang die Beine aus dem Bett, stand auf und ging in der Hoffnung unter die Dusche, die warmen Nadelstiche des
Wassers würden ihre Erinnerung an drei Verlobte fortspülen. Es gibt Frauen, die sammeln Schuhe, dachte Elena, andere Lippenstifte, Ohrringe oder Miniatur-Teekännchen. Doch ich muss natürlich eine Ausnahme machen. Meine Sammelobjekte sind Verlobte, und momentan habe ich drei. Männer waren schon immer eine kleine Schwäche von ihr gewesen. Sie liebte sie einfach, aber drei gleichzeitig, das
konnte gelegentlich problematisch werden. Normalerweise explodierte ihr Anrufbeantworter beinahe vor Nachrichten, und sie musste sich eine Menge Ausreden einfallen lassen, um Überschneidungen bei ihren Verabredungen zu vermeiden. In ihrem Terminkalender herrschte die reinste Farbenflut, weil sie für jeden Verlobten einen anderen Stift verwendete. Blau für Mark, Rot für Reuben und Purpur für Prof – eigentlich
ein einfaches System, trotzdem war es ihr passiert, dass sie zur falschen Zeit im falschen Haus aufgetaucht war und sich eine Erklärung für ihr unangekündigtes Erscheinen hatte einfallen lassen müssen. Dabei hatte sie diese Situation nicht mit Absicht herbeigeführt, sondern war rein zufällig
hineingeraten. Prof hatte ihr als Erster einen Heiratsantrag gemacht. Elena erinnerte sich an den Augenblick, während sie ihr Haar mit Apfelshampoo wusch. Sie war so verblüfft gewesen, als er ihr einen Ring an den Finger gesteckt hatte, dass sie nicht gewusst hatte, was sie sagen sollte. Als Nächster hatte Mark genau am Abend um ihre Hand angehalten, als sie mit ihm Schluss machen wollte. Und kurz darauf hatte Reuben sich vor sie gekniet und sie gebeten, seine Frau zu werden. Sie liebte jeden und wollte die Gefühle der drei nicht verletzen, deshalb hatte sie alle drei Anträge angenommen, um jeder Art von Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Sie wusste, wie feige ihr Verhalten war und dass es mit ihrer
Beliebtheit schlagartig vorbei wäre, wenn die Wahrheit jemals ans Licht käme, doch gleichzeitig war es überwältigend schön, von drei wunderbaren Männern geliebt zu werden. Nichtsdestotrotz musste sie etwas unternehmen. Ihr war klar, dass sie sich für einen entscheiden musste, wenn sie ihren Albträumen ein Ende bereiten und ein normales Leben führen wollte. »Elena, meine Süße«, hatte Mark Anfang der Woche zu ihr gesagt, »wir sollten uns allmählich Gedanken über einen Termin machen.« Er hatte mit dieser nervtötend feinfühligen Art ihr dunkles Haar gestreichelt, worauf sie versucht hatte, ihn von sich zu schieben. Schließlich waren sie von Studenten auf dem Weg zum Unterricht umringt, und sie hatte keine Lust, den jungen Leuten noch mehr Anlass zu Frotzeleien zu geben, als es ohnehin schon gab. »Ich denke, Ende Juli wäre perfekt«, hatte er gesagt, während seine Finger ihre ach-so-sensible Stelle hinter ihrem Ohr liebkosten. »Was meinst du?« Elena hatte Mark nur mit stummer Bestürzung angesehen.
»Ich … äh … ich muss diese Unterlagen noch kopieren«, hatte sie schließlich gestammelt, war unter seinem Arm hindurchgetaucht und ins Büro gestürmt, ehe er sie aufhalten konnte. Mark war der beste Freund, den sich ein Mädchen wünschen konnte. Er war süß, aufmerksam, auf eine jungenhafte Art attraktiv mit seinen hellen, verschmitzten Augen und ließ sich im Gegensatz zu anderen Männern von ihren Launen nicht aus der Ruhe bringen. Gegen ihn sprach, dass er das Bankkonto eines Benediktinermönchs besaß. Sie hatte sich nach Kräften bemüht, diesem leidigen Umstand keine
Bedeutung zuzumessen, doch ein Blick auf seine Kontoauszüge genügte, um sie vor Entsetzen erschaudern zu lassen. Nachdem vor etwa ein paar Wochen die beiden in seiner schmuddeligen Küche zu Abend gegessen und eng aneinandergekuschelt auf seinem von Flecken übersäten Sofa gesessen
hatten, hatte sie versucht, mit ihm Schluss zu machen. War ein Leben mit ihm wirklich das, was sie sich von der Zukunft erhoffte? Diese Frage hatte sie sich fortwährend gestellt. Doch gerade als sie ihm hatte sagen wollen, dass es mit ihnen beiden nicht klappen würde, hatte er den Ring herausgezogen. Wie hätte sie ihn enttäuschen können? Seine Augen waren so warm und voller Liebe gewesen, dass sie es nicht
übers Herz gebracht hatte, Nein zu sagen. Aber nicht nur Mark setzt mich unter Druck, dachte sie, als sie aus der Dusche trat und sich mit einem flauschigen rosa Handtuch abtrocknete. Auch ihr Professor an der Abendschule hatte zwischen seinen Vorlesungen über Heroinen des 19. Jahrhunderts unüberhörbare Andeutungen gemacht. »Mutter hat schon wieder gefragt«, hatte Prof letzte Woche zu ihr gesagt. Elena wusste, dass sie ihn lieber nicht um eine Fristverlängerung für ihr Referat über Emily Brontë hätte
bitten sollen, weil er grundsätzlich Bedingungen daran knüpfte. Prof war der »ältere Mann« in Elenas Leben, den sie Prof nannte, weil ihr die Aneinanderreihung seiner Namen nicht über die Zunge kam. Sigmund Algernon Mortimer – viel zu protzig und wichtigtuerisch, ihn auszusprechen, ohne dabei
in hysterisches Gelächter auszubrechen. Prof war 49, besaß den Verstand eines Einsteins und den Mund eines gierigen Pornodarstellers. Er war attraktiv und selbstsicher, altmodisch in der angenehmsten Form und sah mit seinen Silbersträhnen im mahagonibraunen Haar einfach umwerfend aus. Außerdem besaß er einen ausgeprägten Beschützerinstinkt und wollte ständig wissen, wo sie war, was sich zuweilen
als etwas lästig erwies. Sie war 29 Jahre alt und konnte auf sich selbst aufpassen. Doch er war der reizendste, liebevollste Mann, den sie je kennengelernt hatte, und sah mit seiner kleinen runden Brille und seiner Krawatte mit Paisley- Muster immer sehr süß aus. Würden nur Mark und Prof auf eine Antwort von mir drängen, wäre das nicht so schlimm, dachte Elena, als sie sich vornüberbeugte und ihr Haar zu föhnen begann. Doch selbst Reuben kommt allmählich zur Sache. »Elena«, hatte er neulich in seinem Atelier gerufen und drohend seinen Pinsel geschwenkt. »Du treibst mich in den Wahnsinn! Ich will ein ehrbares Modell aus dir machen!« Elena fand es höchst unangenehm, so etwas gesagt zu bekommen, während sie nackt auf einer Chaiselongue drapiert lag. Wie gewohnt hatte sie ihn ignoriert, wohl wissend,
dass Reuben zu derlei Ausbrüchen neigte. Dieses Verhalten ist Teil seines künstlerischen Temperaments, hatte sie gedacht. Doch ihr Schweigen hatte ihn noch wütender gemacht, bis er schließlich seine Leinwand mit einem Spachtelmesser zerstört und sie ohne Entlohnung für ihre Mühen nach Hause
geschickt hatte. Schon zweimal hatte Elena Reuben stehen lassen und gedroht, nicht mehr zurückzukommen. Manchmal beschlich sie sogar der Verdacht, dass sein Ego weit größer als sein Talent
war, und sie fragte sich, ob sie sich ernsthaft für den Rest ihres Lebens an ihn binden könne. Aber aus irgendeinem Grund kehrte sie immer wieder zu ihm zurück. Männer! Was für eine undurchsichtige Spezies, sinnierte Elena und entschied sich für eine makellos weiße Bluse und schwarze Baumwollhosen. Sie konnte nicht glauben, dass sie möglicherweise die drei Männer auf der Welt ausgewählt hatte, die am liebsten vor den nächsten Altar treten wollten. Hatte denn keiner mehr Lust, in Sünde zu leben? Ihr fiel nur eine plausible Erklärung für dieses Verhalten ein: Jeder ihrer Verehrer war zu dem Schluss gekommen, dass er vielleicht doch nicht der einzige Mann in ihrem Leben war, was wiederum das Jäger-Sammler-Gen in ihnen aktiviert hatte. Elena konnte sich nicht vorstellen, dass die drei es nicht gemerkt hatten, obwohl sie alles daransetzte, ihre Männer strikt voneinander zu trennen. Mark war Elenas Kollege an der Auslandsschule in West London, wo sie ihn vier Tage in der Woche sah, immer wenn sie unterrichtete. Außerdem hielt sie die Samstagvormittage für ihn frei. Prof sah sie jeden Donnerstagabend bei ihrem Literaturkurs der Abendschule, und sie besuchte ihn gelegentlich freitags während der Mittagspause in der Uni. Dann hatte er frei. Die Sonntage gehörten Reuben, und da er eine ganze Schar Modelle hatte, ging sie davon aus, dass es ihm nichts ausmachte, sie nur einmal in der Woche zu sehen. Jedenfalls
hatte er bislang nie Einwände erhoben. Warum also drängten plötzlich alle darauf, sie zu heiraten? Was auch immer der Grund dafür sein mochte, dass sie sich wie Mrs Bennet in Stolz und Vorurteil aufführten – für Elena bedeutete es Ärger. Und deshalb hatte sie beschlossen, ihr Leben in einigen Punkten zu ändern. Sie würde verreisen. Ihre Sachen waren gepackt, und gleich würde sie zum Flughafen aufbrechen. Jetzt waren Osterferien, und in drei Stunden ging ihr Flug nach Venedig, wo sie bei ihrer Schwester Rosanna wohnen konnte, die das Apartment eines Künstlers hütete und für dieses Privileg auch noch Geld bekam. Elena hatte Rosanna vorige Woche angerufen, doch ihre Schwester hatte nicht allzu erfreut geklungen. »Was willst du, Elena?«, fragte Rosanna. »Ich will dich besuchen«, antwortete Elena in ihrer freundlichsten Schwestern-Stimme, doch Rosanna zeigte sich unbeeindruckt. »Warum? Hast du schon wieder Ärger?« »Ja, habe ich«, gestand sie. »Dio mio! Ich hab’s doch gewusst!« »Das war nur ein Scherz«, sagte Elena beschwichtigend. »Ich möchte dich nur gern sehen. Was ist so verkehrt daran?« »Nichts«, räumte Rosanna ein. »Gut. Dann besorge ich mir ein Ticket«, sagte sie und lachte
über die herrische Art ihrer jüngeren Schwester. Elena glaubte sich zu erinnern, dass Rosanna schon in der Wiege mit dem Finger gedroht hatte, doch vielleicht trog sie dieses Bild. Für einige Menschen ist ein Flug ein höchst einschläferndes Erlebnis, und rein zufällig saß Elena neben einer solchen Person.
Kaum hatte die Maschine in Gatwick abgehoben, begann die Frau im Karorock neben ihr zu schnarchen. Die Brille war ihr halb auf der Nase hinuntergerutscht, und ihr Mund stand offen wie bei einem hechelnden Hund an einem heißen Sommertag. Elena betrachtete die linke Hand der Frau, an der zwei dicke Goldringe prangten: ein beeindruckender, von einer Reihe Brillanten umgebener Smaragd und ein breiter Ehering. Sie fragte sich, wer sie ihr angesteckt haben mochte und ob dieser Mann in jenem Augenblick geahnt hatte, dass ihre Trägerin nun schnarchte. Mark hatte Elena zum Flughafen gebracht. Deshalb trug
sie seinen Ring – einen klassischen Brillantsolitär. Er war etwas kleiner, als sie sich erhofft hatte, doch sie wusste ja, dass er nicht viel Geld hatte. Die anderen Ringe waren in einem roten Samtbeutel in einem ihrer Strümpfe versteckt – Reubens zweireihiger Rubin und Profs antiker Amethyst. Sie alle waren wunderschön und so verschieden wie die Männer, die sie ihr geschenkt hatten. Wie sollte man sich da für nur einen entscheiden? Elena schloss die Augen und versuchte, an nichts zu denken. Eine Situation, die mit dem Flusspferd auf dem Platz neben ihr nicht einfach war, doch sie spürte, dass sie immer weiter auf einen traumlosen Schlaf zudriftete, aus dem sie erst erwachte, als es hieß, die Maschine werde gleich landen. Nicht einmal eine Stunde später saß sie in einem Boot, das durch die offene Lagune pflügte, und richtete sich gespannt in ihrem Sitz auf. Da war sie: La Serenissima. Die Perle der Adria. Venedig. Die Stadt lag im hellen Sonnenschein vor ihr, die Umgebung in milchiges Blau getaucht, während die Strahlen fröhlich auf dem Wasser wie die Noten eines Vivaldi-Konzerts tanzten. Sie erkannte die Glockentürme, die Kuppeldächer der Kirchen, Häuser und Brücken – ein Anblick, der ihr einen langen, zufriedenen Seufzer entlockte. Es fühlte sich richtig gut an, wieder in dem Land zu sein, in dessen Sprache sie immer träumte. 2
Auf profs Tisch lag ein Stapel unkorrigierter Referate. Fünf Becher mit Tee in unterschiedlichen Stadien des Zerfalls standen im Zimmer, und auf dem Anrufbeantworter warteten drei Nachrichten. Trotzdem war er unfähig, etwas anderes zu tun, als an Elena zu denken. Er hatte das Gefühl, als wäre seit ihrer letzten Begegnung eine Ewigkeit vergangen. Obwohl es erst eine Woche her ist, dachte er und tippte sich mit seinem silbernen Füller gegen das Kinn. Er knipste die Schreibtischlampe an und beschloss, mit der
Korrektur der Referate anzufangen. Seine Sehschärfe hatte nachgelassen. Er musste eine Brille tragen, die ihm laut seiner letzten Freundin das Aussehen von Indiana Jones verlieh, ehe der sich aufgemacht hatte, ein Held zu werden. Prof war sich nicht sicher, ob das ein Kompliment war oder keins. War ein
Held nicht attraktiver als ein Akademiker – zumindest was das Äußere betraf? Aus dem Englischen von Andrea Brandl
Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100
Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte PapierMünchen Super liefert Mochenwangen Papier.Deutsche Erstausgabe 11/2007
Copyright © 2007 by Victoria Connelly
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2007 by
Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbHPrinted in Germany 2007Redaktion | Ingeborg EbelUmschlagmotiv | © Images.com/Corbis
Umschlaggestaltung | Hauptmann & Kompanie Werbeagentur,München – Zürich, Teresa MutzenbachHerstellung | Helga Schörnig
Satz | Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich
Druck und Bindung | GGP Media GmbH, Pößneck978-3-453-35200-1http://www.diana-verlag.deSGS-COC-1940
Wassers würden ihre Erinnerung an drei Verlobte fortspülen. Es gibt Frauen, die sammeln Schuhe, dachte Elena, andere Lippenstifte, Ohrringe oder Miniatur-Teekännchen. Doch ich muss natürlich eine Ausnahme machen. Meine Sammelobjekte sind Verlobte, und momentan habe ich drei. Männer waren schon immer eine kleine Schwäche von ihr gewesen. Sie liebte sie einfach, aber drei gleichzeitig, das
konnte gelegentlich problematisch werden. Normalerweise explodierte ihr Anrufbeantworter beinahe vor Nachrichten, und sie musste sich eine Menge Ausreden einfallen lassen, um Überschneidungen bei ihren Verabredungen zu vermeiden. In ihrem Terminkalender herrschte die reinste Farbenflut, weil sie für jeden Verlobten einen anderen Stift verwendete. Blau für Mark, Rot für Reuben und Purpur für Prof – eigentlich
ein einfaches System, trotzdem war es ihr passiert, dass sie zur falschen Zeit im falschen Haus aufgetaucht war und sich eine Erklärung für ihr unangekündigtes Erscheinen hatte einfallen lassen müssen. Dabei hatte sie diese Situation nicht mit Absicht herbeigeführt, sondern war rein zufällig
hineingeraten. Prof hatte ihr als Erster einen Heiratsantrag gemacht. Elena erinnerte sich an den Augenblick, während sie ihr Haar mit Apfelshampoo wusch. Sie war so verblüfft gewesen, als er ihr einen Ring an den Finger gesteckt hatte, dass sie nicht gewusst hatte, was sie sagen sollte. Als Nächster hatte Mark genau am Abend um ihre Hand angehalten, als sie mit ihm Schluss machen wollte. Und kurz darauf hatte Reuben sich vor sie gekniet und sie gebeten, seine Frau zu werden. Sie liebte jeden und wollte die Gefühle der drei nicht verletzen, deshalb hatte sie alle drei Anträge angenommen, um jeder Art von Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Sie wusste, wie feige ihr Verhalten war und dass es mit ihrer
Beliebtheit schlagartig vorbei wäre, wenn die Wahrheit jemals ans Licht käme, doch gleichzeitig war es überwältigend schön, von drei wunderbaren Männern geliebt zu werden. Nichtsdestotrotz musste sie etwas unternehmen. Ihr war klar, dass sie sich für einen entscheiden musste, wenn sie ihren Albträumen ein Ende bereiten und ein normales Leben führen wollte. »Elena, meine Süße«, hatte Mark Anfang der Woche zu ihr gesagt, »wir sollten uns allmählich Gedanken über einen Termin machen.« Er hatte mit dieser nervtötend feinfühligen Art ihr dunkles Haar gestreichelt, worauf sie versucht hatte, ihn von sich zu schieben. Schließlich waren sie von Studenten auf dem Weg zum Unterricht umringt, und sie hatte keine Lust, den jungen Leuten noch mehr Anlass zu Frotzeleien zu geben, als es ohnehin schon gab. »Ich denke, Ende Juli wäre perfekt«, hatte er gesagt, während seine Finger ihre ach-so-sensible Stelle hinter ihrem Ohr liebkosten. »Was meinst du?« Elena hatte Mark nur mit stummer Bestürzung angesehen.
»Ich … äh … ich muss diese Unterlagen noch kopieren«, hatte sie schließlich gestammelt, war unter seinem Arm hindurchgetaucht und ins Büro gestürmt, ehe er sie aufhalten konnte. Mark war der beste Freund, den sich ein Mädchen wünschen konnte. Er war süß, aufmerksam, auf eine jungenhafte Art attraktiv mit seinen hellen, verschmitzten Augen und ließ sich im Gegensatz zu anderen Männern von ihren Launen nicht aus der Ruhe bringen. Gegen ihn sprach, dass er das Bankkonto eines Benediktinermönchs besaß. Sie hatte sich nach Kräften bemüht, diesem leidigen Umstand keine
Bedeutung zuzumessen, doch ein Blick auf seine Kontoauszüge genügte, um sie vor Entsetzen erschaudern zu lassen. Nachdem vor etwa ein paar Wochen die beiden in seiner schmuddeligen Küche zu Abend gegessen und eng aneinandergekuschelt auf seinem von Flecken übersäten Sofa gesessen
hatten, hatte sie versucht, mit ihm Schluss zu machen. War ein Leben mit ihm wirklich das, was sie sich von der Zukunft erhoffte? Diese Frage hatte sie sich fortwährend gestellt. Doch gerade als sie ihm hatte sagen wollen, dass es mit ihnen beiden nicht klappen würde, hatte er den Ring herausgezogen. Wie hätte sie ihn enttäuschen können? Seine Augen waren so warm und voller Liebe gewesen, dass sie es nicht
übers Herz gebracht hatte, Nein zu sagen. Aber nicht nur Mark setzt mich unter Druck, dachte sie, als sie aus der Dusche trat und sich mit einem flauschigen rosa Handtuch abtrocknete. Auch ihr Professor an der Abendschule hatte zwischen seinen Vorlesungen über Heroinen des 19. Jahrhunderts unüberhörbare Andeutungen gemacht. »Mutter hat schon wieder gefragt«, hatte Prof letzte Woche zu ihr gesagt. Elena wusste, dass sie ihn lieber nicht um eine Fristverlängerung für ihr Referat über Emily Brontë hätte
bitten sollen, weil er grundsätzlich Bedingungen daran knüpfte. Prof war der »ältere Mann« in Elenas Leben, den sie Prof nannte, weil ihr die Aneinanderreihung seiner Namen nicht über die Zunge kam. Sigmund Algernon Mortimer – viel zu protzig und wichtigtuerisch, ihn auszusprechen, ohne dabei
in hysterisches Gelächter auszubrechen. Prof war 49, besaß den Verstand eines Einsteins und den Mund eines gierigen Pornodarstellers. Er war attraktiv und selbstsicher, altmodisch in der angenehmsten Form und sah mit seinen Silbersträhnen im mahagonibraunen Haar einfach umwerfend aus. Außerdem besaß er einen ausgeprägten Beschützerinstinkt und wollte ständig wissen, wo sie war, was sich zuweilen
als etwas lästig erwies. Sie war 29 Jahre alt und konnte auf sich selbst aufpassen. Doch er war der reizendste, liebevollste Mann, den sie je kennengelernt hatte, und sah mit seiner kleinen runden Brille und seiner Krawatte mit Paisley- Muster immer sehr süß aus. Würden nur Mark und Prof auf eine Antwort von mir drängen, wäre das nicht so schlimm, dachte Elena, als sie sich vornüberbeugte und ihr Haar zu föhnen begann. Doch selbst Reuben kommt allmählich zur Sache. »Elena«, hatte er neulich in seinem Atelier gerufen und drohend seinen Pinsel geschwenkt. »Du treibst mich in den Wahnsinn! Ich will ein ehrbares Modell aus dir machen!« Elena fand es höchst unangenehm, so etwas gesagt zu bekommen, während sie nackt auf einer Chaiselongue drapiert lag. Wie gewohnt hatte sie ihn ignoriert, wohl wissend,
dass Reuben zu derlei Ausbrüchen neigte. Dieses Verhalten ist Teil seines künstlerischen Temperaments, hatte sie gedacht. Doch ihr Schweigen hatte ihn noch wütender gemacht, bis er schließlich seine Leinwand mit einem Spachtelmesser zerstört und sie ohne Entlohnung für ihre Mühen nach Hause
geschickt hatte. Schon zweimal hatte Elena Reuben stehen lassen und gedroht, nicht mehr zurückzukommen. Manchmal beschlich sie sogar der Verdacht, dass sein Ego weit größer als sein Talent
war, und sie fragte sich, ob sie sich ernsthaft für den Rest ihres Lebens an ihn binden könne. Aber aus irgendeinem Grund kehrte sie immer wieder zu ihm zurück. Männer! Was für eine undurchsichtige Spezies, sinnierte Elena und entschied sich für eine makellos weiße Bluse und schwarze Baumwollhosen. Sie konnte nicht glauben, dass sie möglicherweise die drei Männer auf der Welt ausgewählt hatte, die am liebsten vor den nächsten Altar treten wollten. Hatte denn keiner mehr Lust, in Sünde zu leben? Ihr fiel nur eine plausible Erklärung für dieses Verhalten ein: Jeder ihrer Verehrer war zu dem Schluss gekommen, dass er vielleicht doch nicht der einzige Mann in ihrem Leben war, was wiederum das Jäger-Sammler-Gen in ihnen aktiviert hatte. Elena konnte sich nicht vorstellen, dass die drei es nicht gemerkt hatten, obwohl sie alles daransetzte, ihre Männer strikt voneinander zu trennen. Mark war Elenas Kollege an der Auslandsschule in West London, wo sie ihn vier Tage in der Woche sah, immer wenn sie unterrichtete. Außerdem hielt sie die Samstagvormittage für ihn frei. Prof sah sie jeden Donnerstagabend bei ihrem Literaturkurs der Abendschule, und sie besuchte ihn gelegentlich freitags während der Mittagspause in der Uni. Dann hatte er frei. Die Sonntage gehörten Reuben, und da er eine ganze Schar Modelle hatte, ging sie davon aus, dass es ihm nichts ausmachte, sie nur einmal in der Woche zu sehen. Jedenfalls
hatte er bislang nie Einwände erhoben. Warum also drängten plötzlich alle darauf, sie zu heiraten? Was auch immer der Grund dafür sein mochte, dass sie sich wie Mrs Bennet in Stolz und Vorurteil aufführten – für Elena bedeutete es Ärger. Und deshalb hatte sie beschlossen, ihr Leben in einigen Punkten zu ändern. Sie würde verreisen. Ihre Sachen waren gepackt, und gleich würde sie zum Flughafen aufbrechen. Jetzt waren Osterferien, und in drei Stunden ging ihr Flug nach Venedig, wo sie bei ihrer Schwester Rosanna wohnen konnte, die das Apartment eines Künstlers hütete und für dieses Privileg auch noch Geld bekam. Elena hatte Rosanna vorige Woche angerufen, doch ihre Schwester hatte nicht allzu erfreut geklungen. »Was willst du, Elena?«, fragte Rosanna. »Ich will dich besuchen«, antwortete Elena in ihrer freundlichsten Schwestern-Stimme, doch Rosanna zeigte sich unbeeindruckt. »Warum? Hast du schon wieder Ärger?« »Ja, habe ich«, gestand sie. »Dio mio! Ich hab’s doch gewusst!« »Das war nur ein Scherz«, sagte Elena beschwichtigend. »Ich möchte dich nur gern sehen. Was ist so verkehrt daran?« »Nichts«, räumte Rosanna ein. »Gut. Dann besorge ich mir ein Ticket«, sagte sie und lachte
über die herrische Art ihrer jüngeren Schwester. Elena glaubte sich zu erinnern, dass Rosanna schon in der Wiege mit dem Finger gedroht hatte, doch vielleicht trog sie dieses Bild. Für einige Menschen ist ein Flug ein höchst einschläferndes Erlebnis, und rein zufällig saß Elena neben einer solchen Person.
Kaum hatte die Maschine in Gatwick abgehoben, begann die Frau im Karorock neben ihr zu schnarchen. Die Brille war ihr halb auf der Nase hinuntergerutscht, und ihr Mund stand offen wie bei einem hechelnden Hund an einem heißen Sommertag. Elena betrachtete die linke Hand der Frau, an der zwei dicke Goldringe prangten: ein beeindruckender, von einer Reihe Brillanten umgebener Smaragd und ein breiter Ehering. Sie fragte sich, wer sie ihr angesteckt haben mochte und ob dieser Mann in jenem Augenblick geahnt hatte, dass ihre Trägerin nun schnarchte. Mark hatte Elena zum Flughafen gebracht. Deshalb trug
sie seinen Ring – einen klassischen Brillantsolitär. Er war etwas kleiner, als sie sich erhofft hatte, doch sie wusste ja, dass er nicht viel Geld hatte. Die anderen Ringe waren in einem roten Samtbeutel in einem ihrer Strümpfe versteckt – Reubens zweireihiger Rubin und Profs antiker Amethyst. Sie alle waren wunderschön und so verschieden wie die Männer, die sie ihr geschenkt hatten. Wie sollte man sich da für nur einen entscheiden? Elena schloss die Augen und versuchte, an nichts zu denken. Eine Situation, die mit dem Flusspferd auf dem Platz neben ihr nicht einfach war, doch sie spürte, dass sie immer weiter auf einen traumlosen Schlaf zudriftete, aus dem sie erst erwachte, als es hieß, die Maschine werde gleich landen. Nicht einmal eine Stunde später saß sie in einem Boot, das durch die offene Lagune pflügte, und richtete sich gespannt in ihrem Sitz auf. Da war sie: La Serenissima. Die Perle der Adria. Venedig. Die Stadt lag im hellen Sonnenschein vor ihr, die Umgebung in milchiges Blau getaucht, während die Strahlen fröhlich auf dem Wasser wie die Noten eines Vivaldi-Konzerts tanzten. Sie erkannte die Glockentürme, die Kuppeldächer der Kirchen, Häuser und Brücken – ein Anblick, der ihr einen langen, zufriedenen Seufzer entlockte. Es fühlte sich richtig gut an, wieder in dem Land zu sein, in dessen Sprache sie immer träumte. 2
Auf profs Tisch lag ein Stapel unkorrigierter Referate. Fünf Becher mit Tee in unterschiedlichen Stadien des Zerfalls standen im Zimmer, und auf dem Anrufbeantworter warteten drei Nachrichten. Trotzdem war er unfähig, etwas anderes zu tun, als an Elena zu denken. Er hatte das Gefühl, als wäre seit ihrer letzten Begegnung eine Ewigkeit vergangen. Obwohl es erst eine Woche her ist, dachte er und tippte sich mit seinem silbernen Füller gegen das Kinn. Er knipste die Schreibtischlampe an und beschloss, mit der
Korrektur der Referate anzufangen. Seine Sehschärfe hatte nachgelassen. Er musste eine Brille tragen, die ihm laut seiner letzten Freundin das Aussehen von Indiana Jones verlieh, ehe der sich aufgemacht hatte, ein Held zu werden. Prof war sich nicht sicher, ob das ein Kompliment war oder keins. War ein
Held nicht attraktiver als ein Akademiker – zumindest was das Äußere betraf? Aus dem Englischen von Andrea Brandl
Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100
Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte PapierMünchen Super liefert Mochenwangen Papier.Deutsche Erstausgabe 11/2007
Copyright © 2007 by Victoria Connelly
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2007 by
Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbHPrinted in Germany 2007Redaktion | Ingeborg EbelUmschlagmotiv | © Images.com/Corbis
Umschlaggestaltung | Hauptmann & Kompanie Werbeagentur,München – Zürich, Teresa MutzenbachHerstellung | Helga Schörnig
Satz | Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich
Druck und Bindung | GGP Media GmbH, Pößneck978-3-453-35200-1http://www.diana-verlag.deSGS-COC-1940
... weniger
Autoren-Porträt von Victoria Connelly
VICTORIA CONNELLY wurde 1971 geboren und wuchs in Norfolk auf. Victoria Connelly liebt romantische Komödien über alles und weil sie solche Geschichten selbst erzählen wollte, fing sie an zu schreiben. Gleich ihr erster Roman, »Unter deinem Stern«, war ein großer Erfolg und wurde von Ziegler-Film für Sat.1 unter dem Titel »Himmlischer Besuch für Lisa« verfilmt. Heute lebt Victoria Connelly als Privatlehrerin in London und schreibt an ihrem neuen Roman.
Bibliographische Angaben
- Autor: Victoria Connelly
- 2007, 397 Seiten, Maße: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Engl. v. Andrea Brandl
- Übersetzer: Andrea Brandl
- Verlag: Diana
- ISBN-10: 3453352009
- ISBN-13: 9783453352001
Rezension zu „Wenn es dich gibt “
"Fröhlich und beschwingt - ein unglaublicher Lesespaß."
Kommentar zu "Wenn es dich gibt"
0 Gebrauchte Artikel zu „Wenn es dich gibt“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Wenn es dich gibt".
Kommentar verfassen