Wer sonst, wenn nicht wir?
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Sie enthüllt schonungslos, wie es ist, nach einem erotischen Traum mit Boris Becker neben dem eigenen, nach BAT bezahlten Ehemann aufzuwachen. Sie berichtet ergreifend von den Problemen, als Mutter mit Mitte dreißig eine Frauenfußballfreizeitmannschaft zu gründen. Sie klärt uns über die wahren Gründe von Finnlands gutem Abschneiden in der PISA-Studie auf und darüber, warum das Thema Sex von deutschen Kolumnenschreibern ausgeklammert wird. Sie traut sich für uns in den »Club der Hässlichen«, während ihre Kinder zuhause »sich paarende Vogelspinnen« spielen. In ihrer BRIGITTE-Kolumne gewinnt Julia Karnick dem Alltag kuriose und überraschende Seiten ab und spendet allen Trost, deren Leben ebenfalls aus dem Ruder zu laufen droht.
Einerseits ist alles ganz einfach, wenn nur das Andererseits nicht wäre, oder, wie Julia Karnicks Ehemann kurz und bündig sagt: "Yin und Yang". Wenn man doppelt so viele Fragen wie Antworten hat, gerät das Leben leicht aus dem Gleichgewicht. Auch das von Julia Karnick, Elke Heidenreichs Nachfolgerin als BRIGITTE-Kolumnistin.
Sie enthüllt schonungslos, wie es ist, nach einem erotischen Traum mit Boris Becker neben dem eigenen, nach BAT bezahlten Ehemann aufzuwachen. Sie berichtet ergreifend von den Problemen, als Mutter mit Mitte dreißig eine Frauenfußballfreizeitmannschaft zu gründen. Sie klärt uns über die wahren Gründe von Finnlands gutem Abschneiden in der PISA-Studie auf und darüber, warum das Thema Sex von deutschen Kolumnenschreibern ausgeklammert wird. Sie traut sich für uns in den "Club der Hässlichen", während ihre Kinder zuhause "sich paarende Vogelspinnen" spielen. In ihrer BRIGITTE-Kolumne gewinnt Julia Karnick dem Alltag kuriose und überraschende Seiten ab und spendet allen Trost, deren Leben ebenfalls aus dem Ruder zu laufen droht.Seit 2004 in jeder BRIGITTE
Wer sonst, wenn nicht wir? von Julia Karnick
LESEPROBE
Keine Sorge,
das liest doch sowieso keiner
Kolumnistin zu sein ist eineigenartiger Beruf - in mancher Hinsicht nicht unähnlich dem der Erotikdarstellerin:Erotikdarsteller verkaufen ihr Äußeres, Kolumnisten, jedenfalls sofern sie inder Ich-Form schreiben, ihr Inneres.
In solch zwielichtige Berufe gerätman irgendwie zufällig hinein, weil einen an einem verregneten Dienstagmorgenirgendwer anspricht und sagt: »Hey, du, hast du nicht mal Lust, ich glaube, duhast das Zeug dazu.« Man fühlt sich geschmeichelt, manist jung und braucht das Geld und hat gerade nichts Besseres zu tun und denkt:»Warum nicht? Ich kann's ja mal versuchen.« Manschreibt ein paar Kolumnen, der Auftraggeber ruft: »Gut so, ja, du kannst es,noch ein bisschen lockerer, prima, genau richtig, weiter so!«Also schreibt man noch ein paar Kolumnen mehr, es ist gar nicht so schwer, wieman befürchtet hat. Am Anfang war man noch ein bisschen steif, mit der Zeit verliertman alle Hemmungen: »Ist doch super, ich mach doch nur, was ich sowieso amliebsten tue: mir über die Seltsamkeiten des Lebens den Kopf zerbrechen. Dasist doch etwas ganz Natürliches.« - »Und was sagt deinMann dazu?«
»Der hat sich daran gewöhnt«,antwortet man. Man verschweigt, dass der Mann eine Weile gebraucht hat, um sichdaran zu gewöhnen. Zuerst hat man seine Sorgen hinsichtlich der familiärenPrivatsphäre noch mit der Bemerkung besänftigen können: »Das liest doch sowiesokeiner.« Dann geht man eines Tages mit ihm einkaufenund trifft eine entfernte Bekannte, und die entfernte Bekannte sagt: »Hey,hallo, ihr Zwei, lange nicht gesehen, wie geht es euch? Ich habe gelesen, dasseuch die Wohnung gekündigt wurde. Ist ja blöd. Versteht ihr euch denn wiederbesser als im vorletzten Heft? Und liest euer Sohn inzwischen etwas anderesals die Gala?« Der Mann guckt verstört. Wenneinem in diesem Augenblick klar wird, in was man da hineingeraten ist, ist eszu spät, um auszusteigen: Man weiß nicht mehr, wie man ohne das schnellverdiente Kolumnisten-Honorar über die Runden kommen soll, das Ego kann sichlängst nicht mehr vorstellen, ohne ein vierzehntägiges Forum zu leben, undnatürlich schwant einem, dass man den Sprung ins Politikressort der FAZ sowiesonicht mehr schafft. Also macht man weiter. Und lernt, damit zu leben, dass nichtalle da draußen moralisch gutheißen, was man tut.
Nur wenige finden - die mit Abstandangenehmste Form der Kritik -, dass man Besseres verdient habe: »Ich fragemich, wie es eine so intelligente Frau wie Sie in so ein Blatt verschlagenkonnte.« Einige haben große Schwierigkeiten, einen zuverstehen: »Ich habe den Eindruck, es ging Ihnen gar nicht darum, sich ernsthaftund objektiv mit dem Thema auseinander zu setzen.«Manche von denen, die einen nicht verstehen können, leiten dies an offizielleStellen weiter: »Ich habe Ihren Artikel über Finnland zum Anlass genommen, Siebei der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus undFremdenfeindlichkeit zu melden.« Andere wollen miteinem schlicht und einfach nichts zu tun haben: »Die banalen, teilweise ordinärenKolumnen von Frau Karnick hätten, statt nach vorn,lieber aus der BRIGITTE rausbefördert werden sollen.« Wieder andere fühlen sich zu öffentlichen Kampagnenberufen: »Ich werde meine Schwester und alle meine Freundinnen bitten, ihreAbos auch zu kündigen.«
Gelegentlich blitzt gar etwas wieHass durch die Leserbriefzeilen, so zum Beispiel bei einer Medizinerin aus demsüddeutschen Raum: »Seit langem fällt die Niveaulosigkeit dieser Kolumnen auf.Es gäbe so viele interessante Dinge zu schreiben, gerne helfe ich Ihnen, einenguten Beitrag über >Frauen und koronare Herzkrankheiten< zu erstellen - ichhelfe bei allem, wenn ich nur diese Frau Karnicknicht über mich ergehen lassen muss.« Seit ich diesenBrief gelesen habe, plagt mich der Albtraum, ich könnte während einesSommerurlaubes in den Bergen einen Herzinfarkt erleiden und vom Zufall in jeneNotaufnahme verfrachtet werden, in der ausgerechnet diese ÄrztinHintergrunddienst hat. Die Ärztin wird mich kühl mustern und die Hände in denKitteltaschen vergraben. Meine letzten Worte werden lauten: »Was habe ichIhnen nur getan, dass Sie so grausam zu mir sind? Sie hätten mich doch garnicht lesen müssen!«
Menschen mit seriösem Beruf frageneinen oft, wie es denn so ist, Kolumnistin zu sein. Dann sagt man: »Ich kannmir keinen besseren Job vorstellen, mir bringt das echt total Spaß.« Hier sind wir endlich beim entscheidenden Unterschiedzwischen der Arbeit als Erotikdarstellerin und der als Kolumnistin: Erotikdarstellerinnenlügen natürlich, wenn sie das sagen.
© Hoffmann und Campe Verlag
- Autor: Julia Karnick
- 2006, 190 Seiten, Maße: 13,5 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Hoffmann und Campe
- ISBN-10: 3455400388
- ISBN-13: 9783455400380
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