Wer, wenn nicht er?
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Wer, wenn nicht er? von BärbelSchäfer und Susanne Luerweg
LESEPROBE
Ich muss pinkeln.
Es gibt keine Stellung, inder ich es mehr aushalte.
Ich steh jetzt auf. Sofort.
Nein, nur noch fünf Minutenaushalten, montags ist
die Konferenz doch erstspäter.
Heute ist doch Montag, oder?Montag, Montag, Montag
ist Barbaratag.
Barbara kommt aus Krakau.Sie ist meine Putzfrau.
Rosig, patent undfaltenfrei. Wie jeden Montag viel zu
früh und entsetzlich gutgelaunt.
Kann unsere Regierung nichtmal ein Gesetz verabschieden,
das es Putzfrauen verbietet,in fremden Räumen,
bei Anwesenheit undSchlaftrunkenheit der Bewohner,
laut zu pfeifen?
Es ist acht Uhr, das Pfeifennähert sich, es steht jetzt
direkt neben meinem Bett undweckt mich erbarmungslos.
Unvorstellbar, dass Barbaramorgens mit schlechtem
Atem in einem ungelüftetenRaum zu spät aufwachen
würde. Das darf doch nichtwahr sein, jetzt
beneide ich schon meinePutzfee. Sie hat ihr Leben im
Griff.
Ich glaube, ich erschießemich oder werde blitzartig
so krank, dass ich dienächsten Wochen das Bett nicht
mehr verlassen kann.
Fürs Erste stelle ich micheinfach tot. Und spiele mit
Barbara »Ich sehe dichnicht, und du siehst mich nicht«.
Aber wieso geht sie nichtweg? Was soll das? Sie hat das
Spiel nicht verstanden. Mitbeiden Händen kräftig an
der Decke zerren gilt nicht.
Also, ich gebe michgeschlagen. Zurück ins Leben.
Ich schiebe die Bettdeckezurück, ich fühle mich unendlich
alt und müde. Wie hundertund nicht wie vierunddreißig.
Aber Barbara nimmt keineRücksicht auf meinen
desolaten Zustand. Sie willnicht Verstecken spielen. Sie
grinst und streckt mir etwasentgegen. Was will sie?
Ich verstehe das nicht.Jetzt höre ich auch noch Stimmen.
Ausgerechnet die von Anne.
Anne ist seit zwölf Stundenmeine Schwiegermutter
in spe.
Ich sollte nicht mehr soviel feiern. Ich höre auf zu
rauchen, ich beginne eineDiät, ich werde ein besserer
Mensch. Ehrlich. Aber alldie Versprechungen nützen
nichts. Barbara steht immernoch da und hält mir diesen
dämlichen Telefonhörer hin.
Blödes Spiel, macht echtkeinen Spaß. Und nun soll
ich sprechen, ohne vorherden Belag von meinen unbenutzten
Stimmbändern abhusten zukönnen.
»Hallo, Anne«, miefe ichzuckersüß in den Hörer.
Zu mehr komme ich gar nicht.
Denn Anne schreit mir mitmindestens einhundertfünfzig
Dezibel entgegen:»Schääätzchen, ich freu mich
ja so für euch!«
Wovon spricht sie, wieso»euch«? Meint sie Barbara
und mich?
Mein Gehirn ist noch aufSchlafmodus gestellt. Wenn
ich schon Anne nicht folgenkann, wie soll der Tag noch
enden? Ich braucheGehirnjogging. Vielleicht helfen fünf
Folgen Wer wird Millionär?
»Schääätzchen, Paul hat michgerade von unterwegs
angerufen. Endlich ist es soweit ihr heiratet!«
Ich bin schlagartig wach.
Der gestrige Abend läuft imZeitraffer im Speed-
Daumenkino vor meineminneren Auge ab: schönes
Abendessen, Brunnenkresse,Scampi, Schampus und
mit dem Nachtisch fast denSolitär verschluckt.
Wer sagt Männern eigentlich,dass sie Verlobungsringe
in mousse au chocolat verstecken sollen? IhreMütter
mit Sicherheit nicht.
»Schätzchen, gut, dass duschon wach bist. Wann
können wir uns sehen? Wirmüssen ja jetzt so viel
planen.« (...)
© Diana Verlag
Interview mit Bärbel Schäfer
Wer, wennnicht er?" ist Ihr erster Roman. Sie haben ihn gemeinsam mit Susanne Luerweggeschrieben. Wie kam es dazu?
SusanneLuerweg und ich sind beide Leseratten und haben in unseren jeweiligen Berufen alsModeratorin und Journalistin viel mit Worten zu tun. Wir hatten einfach Lust,unserer Fantasie freien Lauf zu lassen.
Bitteschildern Sie uns doch Ihre Team-Arbeit. Haben Sie gemeinsam die grobe Routebesprochen? Haben Sie abwechselnd geschrieben? Hat die eine redigiert, was dieandere geschrieben hat? Wie sind Sie vorgegangen?
Schreibenist uns beiden ja nicht fremd. Wir lieben beide Teamwork, keiner von unsarbeitet gerne im stillen Kämmerlein. Der Austausch untereinander ist unswichtig, wir brauchen quasi einen Sparringspartner für Ideen und derenUmsetzung - auch beim Schreiben. Das Projekt Roman" war eine großeHerausforderung. Susanne Luerweg beherrscht zum Glück das Zehn-Finger-System amComputer, ich kreise eher wie ein Adler über der Tastatur. Klar, dass Susanneschreiben musste. Glücklicherweise können wir über die selben Dinge lachen undhatten insofern immer eine Menge Spaß bei der Arbeit. Das spiegelt sichhoffentlich auch für den Leser in unserem Buch wider.
IhreRomanheldin Lucy bekommt kalte Füße, nachdem ihr Paul einen Heiratsantraggemacht hat. Sie besucht noch einmal all ihre Ex-Freunde, um sich Gewissheitüber ihre Gefühle zu verschaffen. Was hat Sie an dieser besonderenLebenssituation gereizt? Und kennen Sie selbst solche Fluchtinstinkte"?
UnserRoman ist nicht rein autobiografisch. Aber natürlich speisen sich viele Aspekteaus diversen Erfahrungen. Mein Heiratsantrag war z.B. ganz anders, und SusanneLuerweg ist nicht verheiratet. Torschlusspanik kennen sicherlich vieleFrauen um die 40. Da ist die Wahrscheinlichkeit ja auch bekanntlich größer, vomBlitz getroffen zu werden, als einen Antrag zu bekommen (lacht). Ich empfinde Heiratenauch heute noch als aktuell, denn jeder ist doch gerne für jemand anderen dieNummer eins!
Sie warenjahrelang die Quotenqueen" im Daily Talk und haben Tausende Menschen zu ihrempersönlichen Schicksal befragt. Haben Sie für Wer, wenn nicht er?" aus diesemFundus geschöpft?
Nein,nicht direkt. Sicherlich hat diese Show meine Menschenkenntnis gestärkt. Siehatte aber keinen unmittelbaren Einfluss auf den Roman. Unsere Figuren sindCharaktere, die in unserer Fantasie aus Menschen zusammengesetzt wurden, denen SusanneLuerweg und ich begegnet sind. Sie sind ein Sammelsurium vieler Geschichten undmöglicher Ausgänge.
Sie habenim Januar ein Kind bekommen. Andere Frauen gehen da erst mal auf Tauchstationund kämpfen mit Windeln, Überforderung und Schlafdefizit. Wo nehmen Sie dieEnergie her, in dieser Situation auch noch ein Buch zu schreiben?
Nun, dasBuch habe ich zum Zeitpunkt meiner Schwangerschaft geschrieben, insofernscheint es zu stimmen, dass viele Frauen in dieser Zeit besonders mutig inBezug auf Neues sind. Ich bin ja nicht die erste Frau, bei der eineSchwangerschaft viel Energie freigesetzt hat. Und da Susanne Luerweg auchdamals schon Mutter war, mussten wir uns straff organisieren und auf unser Zielkonzentrieren.
War Wer,wenn nicht er?" ein einmaliger Ausflug, oder dürfen sich die Leser auf weitereBücher von Ihnen freuen?
Nein, wir arbeiten schon am zweiten Buch. Dieses Mal mitzwei Kindern im Rücken. Jede Schlafzeit der Kinder und jeder freie Tag werdengenutzt, um am Buch zu arbeiten. Das ist zwar anstrengend, aber einen anderen Weggibt es für Mütter, die ein Projekt wie ein Buch verwirklichen wollen, nicht.Unsere Vergnüglichkeit haben wir trotz Schlafmangel glücklicherweise noch nichtverloren.
Die Fragenstellte Eva Hepper, Literaturtest.
- Autoren: Bärbel Schäfer , Susanne Luerweg
- 2005, 254 Seiten, Maße: 12 x 19,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Diana
- ISBN-10: 3453290070
- ISBN-13: 9783453290075
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