Wir Wettermacher
Der Naturforscher...
Der Naturforscher und Klimahistoriker Tim Flannery zeigt uns eindrucksvoll, wie fatal die Lage wirklich ist, in welche die Menschheit sich gebracht hat: Wir müssen auf der Stelle handeln, um diese Entwicklung noch umzudrehen. Denn die Wettermacher, das sind wir!
Sie werden überrascht sein, wie viel Sie tun können - dieses Buch wird Ihr Leben verändern!
Der Naturforscher und Klimahistoriker Tim Flannery zeigt uns eindrucksvoll, wie fatal die Lage wirklich ist, in welche die Menschheit sich gebracht hat: Wir müssen auf der Stelle handeln, um diese Entwicklung noch umzudrehen. Denn die Wettermacher, das sind wir!
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Wir Wettermacher von TimFlannery
LESEPROBE
ZIVILISATION :
MIT EINEM WIMMERN VORBEI ?
Wenn wir nicht sofort aufhören,werden wir das Leben unserer
Nachkommen wirklich ruinieren.Selbst wenn wir bloß
noch weitere 40 oder 50 Jahreherumpfuschen, werden sie absolut
keine Chance mehr haben und in dieSteinzeit zurückgeworfen.
Menschen wird es noch geben. Aberdie Zivilisation
wird verschwunden sein.
James Lovelock,Independent, 24. Mai 2004
Unsere Zivilisation baut auf zweiGrundlagen auf: unserer Fähigkeit, genügend Nahrungsmittel zu produzieren, umeine große Anzahl Menschen zu ernähren, die sich anderen Aufgaben widmen, undunserer Fähigkeit, in Gruppen zu leben, die für große Institutionen tragfähig genugsind. Wir sind in Städten organisiert, und vom lateinischen civis,»Mitbürger«, leitet sich der Begriff der Zivilisation ab.
Heute bilden sehr große Städte denKern unserer globalen Gesellschaft, und in ihnen finden sich unserewertvollsten Institutionen. Solange sie nicht von außen versorgt werden, sindBevölkerungszentren mit weniger als 10000 Einwohnern wahrscheinlich nicht inder Lage, das gesamte Spektrum der Gesundheitsdienste bereit zu stellen, und jenemit nur 100000 verfügen im Allgemeinen nicht über akademische Bildungseinrichtungenund ein Orchester. Selbst Städten mit rund einer Million Menschen fehltmöglicherweise noch eine Oper, ein Museum von Weltrang oder eine bestimmteSpezialklinik. Und der Arbeitsmarkt - besonders für hoch spezialisierte Berufe- unterscheidet sich in Städten mit fünf Millionen Einwohnern drastisch von denenmit einer Million.
Städte sind für die Zivilisation vonentscheidender Bedeutung, und doch sind es fragile Einrichtungen, die durch denStress des Klimawandels leicht verwundbar sind. Daher ist es wichtig, Städte imHinblick auf ihre Grundversorgung - Essen, Wasser und Energie - zu betrachten. Dieeinzigen anderen Wesen, die so etwas wie eine Stadt hervorgebracht haben, sindin sozialen Verbänden lebende Insekten, aber sie sind so klein und ihrRessourcenbedarf ist so gering, dass ein paar Hektar Habitat alles ist, was siezur Befriedigung ihrer Bedürfnisse brauchen. Im Gegensatz dazu halten wir ganzeKontinente besetzt, und unsere Städte gleichen in ihrer Komplexität einemRegenwald. In Städten ist so gut wie jeder Beruf spezialisiert: Bloß»Sekretärin« zu sein reicht nicht mehr - man muss schon Notariatssekretärin oderChefarztsekretärin oder etwas in der Art sein. Und ein Mediziner bringt esweiter, wenn er kein einfacher praktischer Arzt ist, sondern Sportorthopäde, Proktologe oder Spezialist für Geriatrie. Das ist das menschlicheÄquivalent zu einem Leben als matanim-Kuskusoder Goldkröte - und in der Natur sieht man solche Arten nur in Regenwäldern, weilnur da der Nachschub an Energie und Feuchtigkeit groß und regelmäßig genug ist,um solche komplexen und großen Ansammlungen von Lebensformen gedeihen zulassen.
Wenn wir einem Regenwald auch nurfür kurze Zeit das Wasser oder das Sonnenlicht wegnehmen, wird er, wie wirgesehen haben, aller Wahrscheinlichkeit nach kollabieren, und seine hochspezialisierten Bewohner werden aussterben. In Teilen Costa Ricas und Papua- Neuguineashat der Klimawandel das bereits zuwege gebracht, und für Regionen wiebeispielsweise das Amazonasbecken wird es vorausgesagt. Jetzt lassen Sie unsein Gedankenexperiment machen. Denken Sie an eine Großstadt, mit der sievertraut sind, und stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn ihre Bewohner einesMorgens aufwachten und feststellten, dass kein Wasser mehr aus den Hähnenkommt. Keine Kleidung könnte gewaschen werden, keine Toilettenspülung würde funktionieren,Dreck würde sich ansammeln, und die Menschen würden sehr schnell unter Durstleiden. Und stellen Sie sich die Folgen vor, wenn der Benzin- undDieselnachschub ausbliebe: Lebensmittel könnten nicht mehr geliefert, Müllnicht entsorgt werden und die Menschen könnten nicht an ihre Arbeitsplätzekommen.
Könnte der Klimawandel dieRessourcen bedrohen, die Städte zum Überleben brauchen? Der Physiker StephenHawking hat gesagt, dass ein tausendjähriger CO2-Anstieg die Oberfläche unseresPlaneten zum Kochen bringen würde und die Menschen dann woanders Zufluchtsuchen müssten. Das ist ein extremer Standpunkt. Eher im Mittelfeld liegen dieAnsichten von Jared Diamond, der den Zusammenbruch untergegangenerZivilisationen untersucht hat.65 Er stellte fest, dass die Erschöpfung derRessourcen ein Hauptgrund war, warum große, komplexe, sogar des Schreibenskundige Gesellschaften wie die der Maya scheiterten. Faktisch könnte einrapider Klimaumschwung unsere globale Gesellschaft einem vergleichbaren Stress aussetzen,denn dabei würden die Nachschubquellen für Wasser und Lebensmittel verlagertund auch deren Menge verändert.
Menschen scheinen ewige Optimistenzu sein, wenn es um ihre Anpassungsfähigkeit geht, und angesichts einerderartigen Möglichkeit haben die, mit denen ich gesprochen habe, vorgeschlagen,das Wasser in Wasserstoffkraftwerken zu erzeugen, Eisberge abzutauen oder Getreidein Hydrokultur anzubauen. Solche Maßnahmen könnten wenigen Privilegiertenweiterhelfen, aber die Problematik ist so gigantisch und es würde so langedauern, bis solche technischen Lösungen in globalem Maßstab umgesetzt wären,dass bei einem raschen Klimawandel für die große Mehrheit von uns keine Chancebliebe. Die Bedrohung durch zunehmende Klimaschwankungen ist sehr real. Eingutes Beispiel für den Zusammenhang von Klimaschwankungen und menschlicherBevölkerung bietet Australien. Unter den größeren Ländern ist dieser Staateinzigartig, denn hier gibt es nur sehr kleine Siedlungen und sehr großeStädte; Ortschaften mittlerer Größe, die anderenorts auf der Welt dominieren,fehlen fast völlig. Das ist eine Folge des Zyklus von Dürrezeiten undÜberschwemmungen, der für das Land seit der ersten Besiedlung charakteristischist. Kleine regionale Bevölkerungszentren haben überlebt, weil sie die Lukendicht machen und Dürreperioden über sich ergehen lassen können. Und Großstädtehaben überlebt, weil sie in die Weltwirtschaft integriert sind. DasRessourcennetzwerk einer mittleren Stadt ist jedoch kleiner als die von einerKlimaschwankung betroffene Region, was sie empfindlich auf Geldmangel reagierenlässt. Typischerweise passiert bei anhaltender Dürre Folgendes: Zuerst machendie Landwirtschaftsmaschinen- und Automobilvertretungen ihre Läden dicht. Wenndann alle knapp bei Kasse sind, gehen der Apotheker, der Buchhändler und dieBanken weg. Wenn die Dürre schließlich vorbei ist und die Menschen wieder Geldhaben, kehren diese Geschäfte nicht zurück, und die Menschen fahren stattdessenzum Einkaufen in größere Zentren, und mit der Zeit ziehen sie schließlich selbstdorthin.
Das australische Beispiel zeigt,dass Klimaschwankungen faktisch die Bildung von Städten gefördert haben: DasLand ist heute der am stärksten urbanisierte Staat der Welt. Der einzige Grundaber, warum Australiens Städte Zufluchtsorte vor Klimaschwankungen sind, ist, dasssie ihre Ressourcen aus einer Region beziehen, die umfassender ist als der vonDürreperioden und Überschwemmungen geplagte Kontinent. Geht es aber um denKlimawandel, sprechen wir von einem globalen Phänomen: Die gesamte Erde wirdvon Klimaänderungen und extremen Wetterbedingungen von immer größerer Schwankungsbreitebetroffen sein.
Das Wasser wird die erstelebenswichtige Ressource sein, bei der sich die Folgen zeigen, denn es istschwer, muss aber billig sein, und so ist es nicht profitabel, es über großeEntfernungen zu transportieren. Das bedeutet, dass die meisten Städte sichihren Wasservorrat lokal besorgen, und ihre Einzugsgebiete sind klein genug,dass selbst ein gering ausgeprägter Klimawandel schon Wirkung zeigen kann. Wirhaben bereits gesehen, dass Perth und Sydney auf des MessersSchneide stehen, was ihre Wasservorräte angeht, und zweifellos werden sich mehrGroßstädte auf dieser Liste wiederfinden, wenn das Wasserweltweit knapper wird. Lebensmittel wie Getreide lassen sich im Gegensatz dazuleicht transportieren und werden oft von weit her herbeigeschafft, wasbedeutet, dass nur wirklich globale Ernteausfälle zu einer Verknappung in denGroßstädten der Welt führen würden. Bis jetzt hat der Klimawandel nur relativgeringe Auswirkungen gezeigt. In den letzten acht Jahren haben Trockenheit undungewöhnlich heiße Sommer die weltweiten Getreideerträge sinken oder stagnierenlassen, und in derselben Zeit hat sich die Zahl der Münder, die die Menschheitfüttern muss, um 600 Millionen erhöht. Der Spitzenwert an Getreidereserven -nämlich für rund 100 Tage - wurde 1986 erreicht; er fiel bis 1995 auf sehrniedrige 55 Tage. Zwar wurden in den Jahren 1999 und 2004 substanzielleWeizenüberschüsse verzeichnet, insgesamt aber weist der Trend bei denNahrungsreserven der Welt nach unten.
Im Fall des Klimawandels gleichenStädte eher Pflanzen als Tieren, denn sie sind ortsfest und brauchen einkomplexes Netzwerk, das die Versorgung mit den notwendigen Mengen Wasser,Lebensmittel und Energie sichert. Wir sollten wirklich besorgt sein, dassbereits ganze Wälder infolge des Klimawandels sterben, denn die Städte werden gleichermaßenzu sterben beginnen, wenn dieses Phänomen die Kapazität ihrerGrundversorgungsnetze übersteigt. Dazu kann es durch wiederholte Wetterextremekommen, durch den steigenden Meeresspiegel und schwere Stürme, extreme Kälteoder Hitze, Trockenheit oder Überschwemmungen und sogar Seuchen. ( )
© S.FischerVerlag
Übersetzung: Hartmut Schickert
- Autor: Tim Flannery
- 2006, 396 Seiten, mit farbigen Abbildungen, Maße: 14,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: S. FISCHER
- ISBN-10: 310021109X
- ISBN-13: 9783100211095
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
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