Wummelies wunderbare Welt - Nacht der Glühwürmchen
Gibt es Gespenster? Nein! Oder vielleicht doch? Wummelie ist sich da nicht mehr so sicher. Denn ihre Reise führt an einem Wald vorbei, in dem es spukt. Aber Wummelie lässt sich von so ein paar Geistern nicht ins Bockshorn jagen. Zusammen mit...
Leider schon ausverkauft
Buch
4.95 €
Produktdetails
Produktinformationen zu „Wummelies wunderbare Welt - Nacht der Glühwürmchen “
Gibt es Gespenster? Nein! Oder vielleicht doch? Wummelie ist sich da nicht mehr so sicher. Denn ihre Reise führt an einem Wald vorbei, in dem es spukt. Aber Wummelie lässt sich von so ein paar Geistern nicht ins Bockshorn jagen. Zusammen mit Vanille und Hennilotte versucht sie, das Geheimnis zu lüften, und stößt dabei auf eine unglaubliche Entdeckung: Im Wald wohnen Kinder, die ihr Versteck mithilfe des Spuks beschützen. Und das klappt ganz gut: Niemand traut sich mehr in den Wald. Das ärgert besonders den fiesen Hotelbesitzer Valant, da er doch genau da, wo jetzt noch Bäume stehen, einen Golfplatz bauen möchte. Wenn er den falschen Geistern auf die Schliche kommt, sind der Wald und das Zuhause der Kinder in großer Gefahr. Wummelies Einsatz ist gefragt. Da kommt ihr die Nacht der Glühwürmchen gerade recht. Es heißt, dass in dieser magischen Nacht Wünsche in Erfüllung gehen ...
Klappentext zu „Wummelies wunderbare Welt - Nacht der Glühwürmchen “
Gibt es Gespenster? Nein! Oder vielleicht doch? Wummelie ist sich da nicht mehr so sicher. Denn ihre Reise führt an einem Wald vorbei, in dem es spukt. Aber Wummelie lässt sich von so ein paar Geistern nicht ins Bockshorn jagen. Zusammen mit Vanille und Hennilotte versucht sie, das Geheimnis zu lüften, und stößt dabei auf eine unglaubliche Entdeckung: Im Wald wohnen Kinder, die ihr Versteck mithilfe des Spuks beschützen. Und das klappt ganz gut: Niemand traut sich mehr in den Wald. Das ärgert besonders den fiesen Hotelbesitzer Valant, da er doch genau da, wo jetzt noch Bäume stehen, einen Golfplatz bauen möchte. Wenn er den falschen Geistern auf die Schliche kommt, sind der Wald und das Zuhause der Kinder in großer Gefahr. Wummelies Einsatz ist gefragt. Da kommt ihr die Nacht der Glühwürmchen gerade recht. Es heißt, dass in dieser magischen Nacht Wünsche in Erfüllung gehen.
Lese-Probe zu „Wummelies wunderbare Welt - Nacht der Glühwürmchen “
Wummelies wunderbare Welt, ( Band 05 ) - Nacht der Glühwürmchen von Sabine BohlmannWir sind wie die Flusskäfer. Sie schwimmen den Fluss entlang nach oben, und wenn die Tage länger werden, wieder nach unten. Sie folgen dem Mond und richten sich nach den Sternen. Auf den ersten Blick sind sie klein und unscheinbar, aber wenn man genauer hinsieht, leuchten sie in vielen verschiedenen Farben - wie ein Regenbogen.
Wummelie, Wummelie!", hallte es laut und glücklich über den Fluss. Es war Papajan. Da stand tatsächlich Papajan am Ufer. Und nicht nur er. Alle Bootsmenschen waren da. Sie winkten und riefen ihren Namen. Aber ihre Bewegungen sahen aus, als würden sie von unsichtbaren Gummifäden verlangsamt werden. Die Bootsmenschen wirkten wie Puppen der beiden Puppenspieler Traubli und Mongo. Und plötzlich sah Wummelie auch die Fäden. Sie reichten bis hoch in den Himmel.
„Wummelie!" Wieder rief jemand ihren Namen. Lang gezogen und seltsam fern. Wummlie wollte ins Wasser springen, aber der Fluss war nicht grün wie sonst immer. Er schimmerte gefährlich schwarz. Und Wummelie hatte zum ersten Mal in ihrem Leben Angst vor Wasser. Doch nichts konnte sie aufhalten. Sie hatte ihre Familie wiedergefunden. Und nun wollte Wummelie sie auch in die Arme schließen. Sie sprang vom Hausboot in den Fluss und schwamm so schnell sie konnte. Doch sie schaffte es nicht, das Ufer zu erreichen. War es die Strömung des Flusses, die sie immer wieder daran hinderte vorwärtszukommen? Es war, als würde sich das Ufer immer mehr und mehr entfernen. Die Rufe der Bootsmenschen wurden leiser, und bald konnte Wummelie nur noch schemenhaft die Umrisse der Menschen erkennen, die da eben noch gestanden hatten. Riefen sie überhaupt noch nach ihr? Es hörte sich eher an wie das „Mähähä" einer Ziege. Da riss Wummelie die Augen auf. Vor ihr stand Vanille und schleckte ihr das
... mehr
Gesicht. Es war klitschnass. Klar, sie war ja auch eben noch im Fluss geschwommen. Oder nicht? Wummelie wischte sich über die Wange. Eine Mischung aus salzigen Tränen und Ziegenspucke. Erst jetzt wurde ihr alles klar. Sie hatte mal wieder geträumt. Von ihren Eltern und von ihrer Sippe, den Bootsmenschen. Je länger sie nach ihren Leuten suchte, umso größer wurde das Heimweh nach ihnen. Und umso schlimmer wurden die Träume.
„Mähähä", wiederholte Vanille, die schöne weiße Ziege, und schüttelte ihren Kopf, was die Glöckchen an ihrem Halsband zum Klingeln brachte. Wummelie nahm Vanilles Kopf zärtlich in die Arme.
„Danke, dass du mich geweckt hast, Vanille. Alles halb so schlimm." Doch die Ziege legte den Kopf schief und sah das Mädchen besorgt an.
„Es geht schon wieder. Mir geht es gut, Vanille. Schließlich hab ich ja euch! Dich und Hennilotte. Und wirklich allein ist man nur ohne Huhn und Ziege. Man kann also wesentlich schlechter dran sein!" Sie wuschelte betont fröhlich durch Vanilles Fell. Dann krabbelte sie aus ihrem Bett, zog sich an und stellte eine Pfanne auf den Ofen. „Wie sagt Großmutter Tatinki immer: ‚Ein Frühstück ist das wichtigste Stück des Tages‘." Wummelie lächelte. Genau diese Sätze waren es, die dem Mädchen das Gefühl gaben, dass ihre Lieben nicht weit entfernt waren. Genau genommen, waren sie dadurch immer bei ihr. Egal, wo sie stand und ging. Das Ei, das Wummelie in die Pfanne schlug, war gerade frisch gelegt worden. Von Hennilotte. An manchen Tagen machte sich das Mädchen einen Spaß daraus und spielte Eierorakel. Dabei sah man sich die Form des Spiegeleies an, bestimmte sie und versuchte, dies mit der Zukunft in Verbindung zu bringen. Zum Beispiel gestern, da hatte das Gelb des Spiegeleies die Form eines Mondes. Und tatsächlich sah Wummelie den Mond an diesem Tag voll und rund am Himmel neben der Sonne stehen. So, als wollte er sagen: „Ich will auch mal am Tag auf die Erde hinabsehen. In der Nacht ist alles so dunkel, da sieht man so schlecht." Natürlich hatte das Ei an den meisten Tagen die Form eines Vollmondes. Aber Wummelie fand, dass es manchmal mehr wie ein Ball, wie ein Lampion oder wie ein Gesicht aussah. Manchmal zerfloss das Ei allerdings auch, und dann entstanden die wirklich lustigen Figuren. Ein Tier, eine Blume oder ein Herz. Heute verlief das Eigelb im Eiweiß und bildete die Form eines großen Baumes. Es war ein herrlicher Baum, und Wummelie überlegte, was er wohl bedeuten könnte. „Sei stark wie ein Baum" oder „Strecke deine Hände zum Himmel und versuche, die Wolken zu berühren!" So ähnlich klangen zumindest immer die Voraussagen, die der alte Holzmann aus seinen Steinen las. Der Stammesälteste der Bootsmenschen bewahrte diese Kiesel in einem Lederbeutel auf. Er breitete ein rotes Samttuch auf dem Boden aus, leerte die Steinchen darauf aus und sah sich an, wie sie gefallen waren. Und dann deutete er sie. So hieß ein Mond nicht, dass man einen Mond sah, so, wie es Wummelie mit ihrem Eierorakel passiert war. Ein Mond würde für Weitsicht oder Weisheit stehen, ein Bär für Stärke und eine Spirale für Erneuerung und Ausgeglichenheit. Kurze Zeit später saß Wummelie auf ihrem bequemen Stuhl vor dem Steuerrad, hatte die Hände gemütlich hinterm Kopf verschränkt und lenkte mit ihren Füßen das Hausboot. „Guck mal, Hennilotte, da vorn kommt wieder eine Gabelung. Rechts oder links, was meinst du?" Hennilottes Kopf bewegte sich mehrmals nach rechts, dabei gackerte sie leise, aber bestimmt.
„Und was sagst du, Vanille?", fragte Wummelie die Ziege, obwohl sie die Antwort bereits wusste. Es war immer dasselbe: War Hennilotte für rechts, stimmte Vanille für links. Entschied sich Vanille für rechts, wollte das Huhn unbedingt in die andere Richtung. Es war nicht so, dass sich die beiden Tiere nicht mochten. Eigentlich kamen sie recht gut miteinander aus, aber ein Huhn und eine Ziege sind einfach zu unterschiedlich. Nicht nur äußerlich. Wummelie grinste und steuerte dann zielstrebig nach rechts. Und bevor die schöne weiße Ziege meckern konnte, hob Wummelie beschwichtigend die Hand. „Das letzte Mal sind wir deinem Tipp gefolgt, Vanille. Jetzt ist Hennilotte dran." Hennilotte saß mit vor Stolz geschwellter Brust auf dem Geländer und warf der Ziege einen triumphierenden Blick zu. Blödes Huhn, dachte Vanille. Dumme Ziege, antwortete in Gedanken das Huhn. Wummelie sah den Fluss entlang nach vorn und kräuselte nachdenklich die Nase. „Sieht irgendwie aus, als würde es da enger werden. Und die vielen Algen! Aber da vorn wird es, glaube ich, schon wieder besser, seht ihr?" Vanille sah es nicht. Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. Und es wurde in der Tat nicht besser. Im Gegenteil. Rechts und links des Flusses wurde das Gestrüpp immer dichter. Die Bäume des Waldes am Ufer bildeten bald ein Tor, durch das Wummelie hindurchzuschippern versuchte. Schnell stieg sie aufs Dach, um alles, was in den Himmel ragte, umzulegen. Den Sonnenschirm, die lange Stange mit den Vogelhäusern, die zum Glück gerade nicht bewohnt waren, und den Stab mit den bunten Stoffstücken, die wie kleine Fahnen im Wind wehten. Der Motor tuckerte noch brav vor sich hin, hörte dann aber plötzlich auf. „Tucker, Tucker, Tuck, Tuck,
Ttttt", machte er, und Wummelie wechselte einen besorgten Blick mit Vanille und Hennilotte. „Das klingt nicht gut!", flüsterte sie. „Eigentlich klingt es überhaupt nicht mehr. Und das ist meist schlechter, als würde es schlecht klingen!" Wummelie liebte Sätze, die ein wenig verworren klangen. Und nun verstummte alles. Die Geräusche des Motors, das Plätschern des Wassers am Boot und Wummelie. „Schätze, wir sitzen fest", sagte das Mädchen nach einiger Zeit. Das Boot war zum völligen Stillstand gekommen. Algen und andere Wasserpflanzen schlängelten sich um den Bug, und auch von oben berührten bereits die Äste der Bäume das Dach des Hausboots. Wummelie ging um das Haus herum zum Heck und lehnte sich über die Reling. Dann zog sie ihre Kleider aus und sprang in Unterwäsche ins Wasser. Hennilotte und Vanille sahen zu.
„Mähähähä", sagte Vanille zum Huhn, was so viel heißen sollte wie: „Wären wir nach links gefahren, säßen wir jetzt nicht fest, blödes Huhn!" Hennilotte sah noch interessierter ins Wasser und tat so, als hätte sie nichts gehört. Man muss wissen, dass Wummelie als ein Kind der Bootsmenschen länger als andere Kinder ihres Alters unter Wasser bleiben konnte. Bootsmenschen lernen schwimmen und tauchen, bevor sie laufen und sprechen können. Und das ist auch gut so, denn sie leben in ihren Hausbooten auf den Flüssen. Endlich tauchte Wummelie mit klitschnassen Haaren, die an einen Wischmopp erinnerten, auf. Hennilotte und Vanille sahen ihr gespannt entgegen.
„Die Schraube dreht sich nicht mehr. Sie ist voll mit Schlingpflanzen." Das Mädchen kletterte schwer atmend aufs Boot, wo sie sich erschöpft niederließ.
„Bookbookbook?", gackerte Hennilotte zärtlich.
„Die Schraube von dem Grünzeug zu befreien, wäre nicht das Problem, Hennilotte. Aber sobald sie sich wieder dreht, wickeln sich die Pflanzen erneut um sie herum. Und ohne Motor kommen wir hier nicht weg." Wummelie sah in die Bäume über sich. „Als würde der Wald uns festhalten wollen." Wummelie überlegte. „Was wir brauchen, ist ein Esel oder ein Pferd, das uns den Fluss zurückziehen könnte, heraus aus diesem Dickicht. Ich denke, am besten gehen wir in die kleine Stadt, die wir im Vorbeifahren gesehen haben, und fragen, ob es dort ein Leihpferd gibt." Und kaum hatte sie trockene Sachen übergestreift, balancierte sie vorsichtig auf einem Brett, das als Steg dienen sollte, hinüber zum Ufer. Hennilotte tat es ihr gleich und rannte ihr ohne Angst hinterher. Nur Vanille blieb stehen und starrte in den Fluss.
„Komm schon, Vanille, du schaffst das." Wummelie versuchte, der Ziege Mut zu machen. „Da bist du doch schon viel wackeligere Bretter hinüberbalanciert." Aber Vanille hatte momentan nicht die geringste Lust auf eine Zirkusvorstellung und noch weniger auf ein kühles Bad. Sie drehte um und ließ sich auf der Veranda nieder.
„Gut, dann bleibst du eben zu Hause und hältst Wache - auch ein guter Plan", meinte Wummelie und ging, gefolgt von Hennilotte, am Ufer entlang Richtung Stadt. Dabei sang sie ein kleines Lied. Ihre Mamajan hatte es ihr beigebracht.
Ein kleines grünes Blatt, fällt vom Baum hinab, und ganz geschwind pustet es der Wind weit weit hinauf, in das Himmelszelt und unter ihm die klitzekleine Welt. Das kleine grüne Blatt, das hat es schließlich satt, darum schreit es: ,Halt! Ich will zurück in den Wald,
in den großen grünen Baum, wo ich hin gehör, he, du unverschämter Blätterjongleur!‘ Und weil bisher noch kein Blatt so mit dem Wind gesprochen hat, ist dieser ganz platt und bläst das kleine Blatt in den Wald nach Haus, und dieses Liedchen ist aus!
© 2011 Schneiderbuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
ISBN: 978-3-505-12847-9
„Mähähä", wiederholte Vanille, die schöne weiße Ziege, und schüttelte ihren Kopf, was die Glöckchen an ihrem Halsband zum Klingeln brachte. Wummelie nahm Vanilles Kopf zärtlich in die Arme.
„Danke, dass du mich geweckt hast, Vanille. Alles halb so schlimm." Doch die Ziege legte den Kopf schief und sah das Mädchen besorgt an.
„Es geht schon wieder. Mir geht es gut, Vanille. Schließlich hab ich ja euch! Dich und Hennilotte. Und wirklich allein ist man nur ohne Huhn und Ziege. Man kann also wesentlich schlechter dran sein!" Sie wuschelte betont fröhlich durch Vanilles Fell. Dann krabbelte sie aus ihrem Bett, zog sich an und stellte eine Pfanne auf den Ofen. „Wie sagt Großmutter Tatinki immer: ‚Ein Frühstück ist das wichtigste Stück des Tages‘." Wummelie lächelte. Genau diese Sätze waren es, die dem Mädchen das Gefühl gaben, dass ihre Lieben nicht weit entfernt waren. Genau genommen, waren sie dadurch immer bei ihr. Egal, wo sie stand und ging. Das Ei, das Wummelie in die Pfanne schlug, war gerade frisch gelegt worden. Von Hennilotte. An manchen Tagen machte sich das Mädchen einen Spaß daraus und spielte Eierorakel. Dabei sah man sich die Form des Spiegeleies an, bestimmte sie und versuchte, dies mit der Zukunft in Verbindung zu bringen. Zum Beispiel gestern, da hatte das Gelb des Spiegeleies die Form eines Mondes. Und tatsächlich sah Wummelie den Mond an diesem Tag voll und rund am Himmel neben der Sonne stehen. So, als wollte er sagen: „Ich will auch mal am Tag auf die Erde hinabsehen. In der Nacht ist alles so dunkel, da sieht man so schlecht." Natürlich hatte das Ei an den meisten Tagen die Form eines Vollmondes. Aber Wummelie fand, dass es manchmal mehr wie ein Ball, wie ein Lampion oder wie ein Gesicht aussah. Manchmal zerfloss das Ei allerdings auch, und dann entstanden die wirklich lustigen Figuren. Ein Tier, eine Blume oder ein Herz. Heute verlief das Eigelb im Eiweiß und bildete die Form eines großen Baumes. Es war ein herrlicher Baum, und Wummelie überlegte, was er wohl bedeuten könnte. „Sei stark wie ein Baum" oder „Strecke deine Hände zum Himmel und versuche, die Wolken zu berühren!" So ähnlich klangen zumindest immer die Voraussagen, die der alte Holzmann aus seinen Steinen las. Der Stammesälteste der Bootsmenschen bewahrte diese Kiesel in einem Lederbeutel auf. Er breitete ein rotes Samttuch auf dem Boden aus, leerte die Steinchen darauf aus und sah sich an, wie sie gefallen waren. Und dann deutete er sie. So hieß ein Mond nicht, dass man einen Mond sah, so, wie es Wummelie mit ihrem Eierorakel passiert war. Ein Mond würde für Weitsicht oder Weisheit stehen, ein Bär für Stärke und eine Spirale für Erneuerung und Ausgeglichenheit. Kurze Zeit später saß Wummelie auf ihrem bequemen Stuhl vor dem Steuerrad, hatte die Hände gemütlich hinterm Kopf verschränkt und lenkte mit ihren Füßen das Hausboot. „Guck mal, Hennilotte, da vorn kommt wieder eine Gabelung. Rechts oder links, was meinst du?" Hennilottes Kopf bewegte sich mehrmals nach rechts, dabei gackerte sie leise, aber bestimmt.
„Und was sagst du, Vanille?", fragte Wummelie die Ziege, obwohl sie die Antwort bereits wusste. Es war immer dasselbe: War Hennilotte für rechts, stimmte Vanille für links. Entschied sich Vanille für rechts, wollte das Huhn unbedingt in die andere Richtung. Es war nicht so, dass sich die beiden Tiere nicht mochten. Eigentlich kamen sie recht gut miteinander aus, aber ein Huhn und eine Ziege sind einfach zu unterschiedlich. Nicht nur äußerlich. Wummelie grinste und steuerte dann zielstrebig nach rechts. Und bevor die schöne weiße Ziege meckern konnte, hob Wummelie beschwichtigend die Hand. „Das letzte Mal sind wir deinem Tipp gefolgt, Vanille. Jetzt ist Hennilotte dran." Hennilotte saß mit vor Stolz geschwellter Brust auf dem Geländer und warf der Ziege einen triumphierenden Blick zu. Blödes Huhn, dachte Vanille. Dumme Ziege, antwortete in Gedanken das Huhn. Wummelie sah den Fluss entlang nach vorn und kräuselte nachdenklich die Nase. „Sieht irgendwie aus, als würde es da enger werden. Und die vielen Algen! Aber da vorn wird es, glaube ich, schon wieder besser, seht ihr?" Vanille sah es nicht. Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. Und es wurde in der Tat nicht besser. Im Gegenteil. Rechts und links des Flusses wurde das Gestrüpp immer dichter. Die Bäume des Waldes am Ufer bildeten bald ein Tor, durch das Wummelie hindurchzuschippern versuchte. Schnell stieg sie aufs Dach, um alles, was in den Himmel ragte, umzulegen. Den Sonnenschirm, die lange Stange mit den Vogelhäusern, die zum Glück gerade nicht bewohnt waren, und den Stab mit den bunten Stoffstücken, die wie kleine Fahnen im Wind wehten. Der Motor tuckerte noch brav vor sich hin, hörte dann aber plötzlich auf. „Tucker, Tucker, Tuck, Tuck,
Ttttt", machte er, und Wummelie wechselte einen besorgten Blick mit Vanille und Hennilotte. „Das klingt nicht gut!", flüsterte sie. „Eigentlich klingt es überhaupt nicht mehr. Und das ist meist schlechter, als würde es schlecht klingen!" Wummelie liebte Sätze, die ein wenig verworren klangen. Und nun verstummte alles. Die Geräusche des Motors, das Plätschern des Wassers am Boot und Wummelie. „Schätze, wir sitzen fest", sagte das Mädchen nach einiger Zeit. Das Boot war zum völligen Stillstand gekommen. Algen und andere Wasserpflanzen schlängelten sich um den Bug, und auch von oben berührten bereits die Äste der Bäume das Dach des Hausboots. Wummelie ging um das Haus herum zum Heck und lehnte sich über die Reling. Dann zog sie ihre Kleider aus und sprang in Unterwäsche ins Wasser. Hennilotte und Vanille sahen zu.
„Mähähähä", sagte Vanille zum Huhn, was so viel heißen sollte wie: „Wären wir nach links gefahren, säßen wir jetzt nicht fest, blödes Huhn!" Hennilotte sah noch interessierter ins Wasser und tat so, als hätte sie nichts gehört. Man muss wissen, dass Wummelie als ein Kind der Bootsmenschen länger als andere Kinder ihres Alters unter Wasser bleiben konnte. Bootsmenschen lernen schwimmen und tauchen, bevor sie laufen und sprechen können. Und das ist auch gut so, denn sie leben in ihren Hausbooten auf den Flüssen. Endlich tauchte Wummelie mit klitschnassen Haaren, die an einen Wischmopp erinnerten, auf. Hennilotte und Vanille sahen ihr gespannt entgegen.
„Die Schraube dreht sich nicht mehr. Sie ist voll mit Schlingpflanzen." Das Mädchen kletterte schwer atmend aufs Boot, wo sie sich erschöpft niederließ.
„Bookbookbook?", gackerte Hennilotte zärtlich.
„Die Schraube von dem Grünzeug zu befreien, wäre nicht das Problem, Hennilotte. Aber sobald sie sich wieder dreht, wickeln sich die Pflanzen erneut um sie herum. Und ohne Motor kommen wir hier nicht weg." Wummelie sah in die Bäume über sich. „Als würde der Wald uns festhalten wollen." Wummelie überlegte. „Was wir brauchen, ist ein Esel oder ein Pferd, das uns den Fluss zurückziehen könnte, heraus aus diesem Dickicht. Ich denke, am besten gehen wir in die kleine Stadt, die wir im Vorbeifahren gesehen haben, und fragen, ob es dort ein Leihpferd gibt." Und kaum hatte sie trockene Sachen übergestreift, balancierte sie vorsichtig auf einem Brett, das als Steg dienen sollte, hinüber zum Ufer. Hennilotte tat es ihr gleich und rannte ihr ohne Angst hinterher. Nur Vanille blieb stehen und starrte in den Fluss.
„Komm schon, Vanille, du schaffst das." Wummelie versuchte, der Ziege Mut zu machen. „Da bist du doch schon viel wackeligere Bretter hinüberbalanciert." Aber Vanille hatte momentan nicht die geringste Lust auf eine Zirkusvorstellung und noch weniger auf ein kühles Bad. Sie drehte um und ließ sich auf der Veranda nieder.
„Gut, dann bleibst du eben zu Hause und hältst Wache - auch ein guter Plan", meinte Wummelie und ging, gefolgt von Hennilotte, am Ufer entlang Richtung Stadt. Dabei sang sie ein kleines Lied. Ihre Mamajan hatte es ihr beigebracht.
Ein kleines grünes Blatt, fällt vom Baum hinab, und ganz geschwind pustet es der Wind weit weit hinauf, in das Himmelszelt und unter ihm die klitzekleine Welt. Das kleine grüne Blatt, das hat es schließlich satt, darum schreit es: ,Halt! Ich will zurück in den Wald,
in den großen grünen Baum, wo ich hin gehör, he, du unverschämter Blätterjongleur!‘ Und weil bisher noch kein Blatt so mit dem Wind gesprochen hat, ist dieser ganz platt und bläst das kleine Blatt in den Wald nach Haus, und dieses Liedchen ist aus!
© 2011 Schneiderbuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
ISBN: 978-3-505-12847-9
... weniger
Autoren-Porträt von Sabine Bohlmann
Sabine Bohlmann hat nach ihrer Schauspielausbildung in diversen TV-Filmen und Serien (u. a. Marienhof) mitgespielt sowie als Synchronsprecherin gearbeitet. So leiht sie u. a. Lisa Simpson und Vanessa Paradis ihre Stimme. Seit 2004 ist sie auch als erfolgreiche Autorin von Ratgebern, Kinderbüchern und Musik-CDs für Kinder tätig.
Bibliographische Angaben
- Autor: Sabine Bohlmann
- Altersempfehlung: 9 - 11 Jahre
- 2011, 180 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 15 x 21,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Schneiderbuch
- ISBN-10: 3505128473
- ISBN-13: 9783505128479
Kommentar zu "Wummelies wunderbare Welt - Nacht der Glühwürmchen"
0 Gebrauchte Artikel zu „Wummelies wunderbare Welt - Nacht der Glühwürmchen“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Wummelies wunderbare Welt - Nacht der Glühwürmchen".
Kommentar verfassen