Aktivisten der Normalbiographie (PDF)
Zur biographischen Dimension prekärer Arbeit
Folgt man Studien zur Prekarisierung, beklagen unsicher Beschäftigte die fehlende Möglichkeit zur Lebensplanung und streben nach der Normalbiographie. Gleichzeitig gilt als Binsenweisheit, dass sich die Einzelnen längst von der Normalbiographie...
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Produktinformationen zu „Aktivisten der Normalbiographie (PDF)“
Folgt man Studien zur Prekarisierung, beklagen unsicher Beschäftigte die fehlende Möglichkeit zur Lebensplanung und streben nach der Normalbiographie. Gleichzeitig gilt als Binsenweisheit, dass sich die Einzelnen längst von der Normalbiographie verabschiedet haben und diskontinuierliche "Patchworkbiographien" leben (wollen). Daniela Schiek verbindet diese beiden Diskussionsstränge theoretisch wie empirisch; mittels biographischer Fallanalysen untersucht sie die gegenwärtige Relevanz, die die Normalbiographie durch prekäre Erwerbslagen erlangt. Im Ergebnis zeigt sich diese nicht als irgendeine und dabei vergangene biographische Option, sondern als Scharnier zwischen Individuum und Arbeitsgesellschaft: als Leben - das einzige, das Individuen kennen.
Lese-Probe zu „Aktivisten der Normalbiographie (PDF)“
6 Die biographische Wirkung und Bearbeitung prekärer Arbeit: Befunde (S. 80-81)Wie im vorherigen Kapitel beschrieben, wurden zunächst Einzelfälle analysiert, deren Rekonstruktionen noch eben diesen verhaftet waren. Zwar handelt es sich bei Fallrekonstruktionen bereits um ein höheres analytisches Maß als es zum Beispiel eine Paraphrasierung von Interview-Texten darstellt. Gleichwohl befinden sich rekonstruierte Fälle gewissermaßen auf einer deskriptiven Ebene. Um zu einer theoretisch verallgemeinernden und von der beschreibenden zur erklärenden Ebene zu gelangen, wurden die Einzelfälle zueinander in minimalen und maximalen Kontrast gestellt, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Grundstrukturen herausarbeiten zu können.
Im Ergebnis konnten verschiedene Muster an biographischen Wirkungs- und Bearbeitungsweisen prekärer Erwerbslagen in ihrer inneren Logik nachgezeichnet werden. Diese Muster werden nun vorgestellt. Vorab ist Folgendes anzumerken: Erstens handelt es sich bei den vorzustellenden Modellen nicht um personale Typen, sondern um von den Einzelfällen abstrahierte Prozesse, welche die biographische Deutung und Bearbeitung prekärer Erwerbslagen abbilden sollen. Zur Konkretisierung der Muster werde ich diesen aber personale Einzel- als Referenzfälle und somit auch die deskriptive Ebene wieder zur Seite stellen.
In ihrer Funktion können sie als Illustration und insofern als Leseangebot betrachtet werden. Ebenso soll damit ausschnittweise die Basis transparent gemacht werden, auf der abstrahiert und verallgemeinert wurde.31 Zweitens werden bei der Vorstellung der unterschiedlichen Modelle der biographischen Wirkung und Bearbeitung prekärer Erwerbslagen objektive Daten hinzugezogen und benannt. Dies kann den Eindruck erwecken, es wären, anders als in Kap. 5 dargelegt, Fälle nach ihren äußeren Merkmalen und ihrem manifest greifbaren
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Deshalb soll hier noch einmal betont werden, dass die über den Fallvergleich vorgenommene Herausarbeitung der Muster über die innere Logik und nicht über objektive Daten erfolgte, sondern diese ex post bzw. ‚unterwegs‘ als Kontextwissen hinzugezogen und nach ihrer Erklärungskraft befragt wurden. Sofern bereits bei Einzelfallrekonstruktionen dieses Wissen – besonders deutlich im Schritt der sequentiellen Analyse der objektiven biographischen Daten – eine erhebliche Rolle spielt und sofern es insgesamt um das Verstehen von Einzelnen in ihrer Auseinandersetzung mit objektiven Sachlagen geht (vgl. Kohli 1978: 24; vgl. Fischer/Kohli 1987: 31), sind die objektiven Gegebenheiten nicht von den Deutungs- und Handlungsmustern der Einzelnen zu isolieren.
Die biographische Dimension prekärer Arbeit wurde hier auch deshalb zum Fokus der Untersuchung, weil die Biographie eine Instanz der sich wechselseitig konstituierenden Vermittlung zwischen Individuum und Struktur ist. Vor diesem Hintergrund wäre zur Frage der biographischen Wirkung und Bearbeitung prekärer Erwerbslagen und den hierzu aufgeworfenen zentralen Fragen mindestens irritierend, wenn man den Kreis zum Kontext der Erwerbslage nicht am Ende wieder schließen und damit die Wechselwirkungen zwischen den ‚äußeren‘ Bedingungen und den subjektiven Wirkungs- und Bearbeitungsmodi außen vor lassen würde.
Deshalb soll hier noch einmal betont werden, dass die über den Fallvergleich vorgenommene Herausarbeitung der Muster über die innere Logik und nicht über objektive Daten erfolgte, sondern diese ex post bzw. ‚unterwegs‘ als Kontextwissen hinzugezogen und nach ihrer Erklärungskraft befragt wurden. Sofern bereits bei Einzelfallrekonstruktionen dieses Wissen – besonders deutlich im Schritt der sequentiellen Analyse der objektiven biographischen Daten – eine erhebliche Rolle spielt und sofern es insgesamt um das Verstehen von Einzelnen in ihrer Auseinandersetzung mit objektiven Sachlagen geht (vgl. Kohli 1978: 24; vgl. Fischer/Kohli 1987: 31), sind die objektiven Gegebenheiten nicht von den Deutungs- und Handlungsmustern der Einzelnen zu isolieren.
Die biographische Dimension prekärer Arbeit wurde hier auch deshalb zum Fokus der Untersuchung, weil die Biographie eine Instanz der sich wechselseitig konstituierenden Vermittlung zwischen Individuum und Struktur ist. Vor diesem Hintergrund wäre zur Frage der biographischen Wirkung und Bearbeitung prekärer Erwerbslagen und den hierzu aufgeworfenen zentralen Fragen mindestens irritierend, wenn man den Kreis zum Kontext der Erwerbslage nicht am Ende wieder schließen und damit die Wechselwirkungen zwischen den ‚äußeren‘ Bedingungen und den subjektiven Wirkungs- und Bearbeitungsmodi außen vor lassen würde.
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Autoren-Porträt von Daniela Schiek
Daniela Schiek ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Duisburg-Essen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Daniela Schiek
- 2010, 2010, 184 Seiten, Deutsch
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 3531925695
- ISBN-13: 9783531925691
- Erscheinungsdatum: 28.08.2010
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