Analytisch orientierte Psychotherapie in der Praxis (PDF)

6 Im Zentrum der Richtlinien- Psychotherapie: Die Psychodynamik (S. 102-103)

Die Psychodynamik ist zum zentralen Konzept der verschiedenen Anwendungen analytischer Psychotherapie geworden. Ihre unterschiedlichen Formen werden häufig als „psychodynamische Verfahren“ den verhaltenstherapeutischen Verfahren gegenübergestellt. Wörtlich bedeutet Psychodynamik nichts anderes als das Zusammenspiel bzw. die Wechselwirkung seelischer Kräfte. In der Psychoanalyse verstehen wir darunter das Gesamt von bewussten und unbewussten Motiven, Wünschen, Fantasien und Verboten.

Der hohe Stellenwert, der der Psychodynamik zukommt, hat seine Wurzeln aber in den Erwartungen und Forderungen, die unsere Gesellschaft an die Psychotherapie und die Psychotherapeuten richtet: Wenn Psychotherapie als Kassenleistung anerkannt werden soll, dann muss sie vor allem Krankheit heilen (oder in zeitgemäßer Terminologie: seelische Störungen beseitigen).

Der Aspekt, dass die Inanspruchnahme der Krankenkassen – der gesetzlichen wie der privaten – nur legitim ist, solange Krankheit im medizinischen Sinn behandelt wird, droht immer wieder in Vergessenheit zu geraten. Dann werden nicht mehr seelische Störungen behandelt, sondern menschliches Unglück gemildert, Lebensprobleme bewältigt oder Nachreifung vorangetrieben. Der Spielraum, den Psychotherapeuten in ihrer Indikationsstellung haben, ist recht groß.

Er liegt darin, dass das Leiden des Patienten relativ leicht in eine medizinische Diagnose gefasst werden kann. So ist z. B. die Grenzlinie zwischen menschlichem Unglück und einer „Depression“ nicht scharf zu ziehen. Der Vorwurf ist aber unüberhörbar, dass die psychodynamischen Therapeuten sich zu sehr darauf konzentrieren, menschliches Unglück zu mildern, und dass die schwer gestörten und schwer behandelbaren Fälle zu sehr den Psychiatern

"Hohage motiviert, sich mit neuen Perspektiven wieder auf die Arbeit zu freuen." Deutsches Ärzteblatt, Dezember 2011

"Ein hervorragendes Buch, aus dem nicht nur Berufsanfänger viel lernen können."
PDP, Juni 2012