Aneignung und Selbstbehauptung / Transkulturelle Perspektiven (PDF)
Zum Prozess der Integration und Akkulturation von »GastarbeiterInnen« in Bremen. E-BOOK
Nach dem Anwerbestopp 1973 setzte sich allmählich die Erkenntnis durch, dass die so genannten GastarbeiterInnen inzwischen als Zu- bzw. Eingewanderte einen festen Platz in den bundesrepublikanischen Gesellschaft beanspruchen. Im Laufe der Zeit erbrachte...
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Produktinformationen zu „Aneignung und Selbstbehauptung / Transkulturelle Perspektiven (PDF)“
Nach dem Anwerbestopp 1973 setzte sich allmählich die Erkenntnis durch, dass die so genannten GastarbeiterInnen inzwischen als Zu- bzw. Eingewanderte einen festen Platz in den bundesrepublikanischen Gesellschaft beanspruchen. Im Laufe der Zeit erbrachte diese Migrantengruppe beachtliche Akkulturationsleistungen: im Wohnbereich, als Nutzer und Impulsgeber im »deutschen« Kleingartenwesen, als Initiatoren einer lebendigen multikulturellen Vereinslandschaft, als Teilhaber an politischen Einrichtungen.Die damit verbundene Herausbildung institutionaler und personaler Netzwerke beeinflusste bis in die Altersphase die Optionen für veränderte Lebensperspektiven in der Migration und entschied mit über Rückkehr oder Verbleib in der Aufnahmegesellschaft.
Lese-Probe zu „Aneignung und Selbstbehauptung / Transkulturelle Perspektiven (PDF)“
"IV. Individuum und Integration (S. 141-142)Zwischen den in den 1970er und 1980er Jahren erarbeiteten Theorien und den tatsächlich entwickelten Verortungen lassen sich deutlich Diskrepanzen erkennen. Zu wenig Beachtung fanden individuelle Strategien der Migrationsbewältigung sowie der subjektive Faktor im Prozess der Integration. So kehrt ein großer Teil der Arbeitsmigranten nicht in das Herkunftsland zurück, pendelt stattdessen zwischen zwei Räumen und Systemen, entwickelt transkulturelle/transnationale Identitäten.
Das passt zum aktuellen Diskurs der Migrationsforschung, wonach Akteure infolge akkulturationsbedingter Transformationen selten noch alleinige Optionen für das Herkunfts- oder das Aufnahmesystem treffen. Übersehen wird oft der Anteil dessen, was Migranten neben ihrer Arbeitskraft mitbringen: die durch ihre spezifische Sozialisation erworbene kulturelle Codierung. Im Aufnahmesystem treffen im Verlauf der Akkulturation zwei divergierende kulturelle Codes aufeinander, entstehen Problemzonen, erwarten Migranten und Aufnahmegesellschaft die gegenseitige Akzeptanz ihrer Verhaltensmodi.
In der Evaluation einzelner Migrantenbiografien stellt sich zunächst die Frage der Zuordnung: Zuwanderer, Einwanderer oder Transmigranten. Verlief die Zuwanderung vor allem der angeworbenen Arbeitskräfte in Verbindung mit einem zunächst nur temporär geplanten Aufenthalt, basiert die Einwanderung auf dem Parameter einer zielgerichteten Abwanderung aus einem Herkunftsgebiet in ein bewusst gewähltes Aufnahmesystem mit nachfolgender Einbürgerung. Hinsichtlich der so genannten Gastarbeiter kam es im Laufe des Integrationsprozesses vielfach zu einer Transformation von Migranten zu Immigranten, aber auch zu Transmigranten durch das Pendeln zwischen Herkunfts- und Aufnahmeland. In seiner Gesamtheit setzt sich der Integrations- und Akkulturationsverlauf aus individuellen Prozessen
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zusammen.
Entwickeln musste jedes zugewanderte Individuum persönliche Überlebensstrategien, um ein die eigene Identität stützendes Rahmenwerk zu schaffen. Gewählt wurden Alternativen wie die einer aktiven, akkulturativen Partizipation, Aufbau und Nutzung von Netzwerken und sozialen Beziehungen oder der Rückzug in die eigenethnische Kultur. Während die Option des Rückzugs zwar nicht unbedingt als eine passive Bewältigungsstrategie einzuordnen ist, erfordert eine akkulturative Partizipation und der Aufbau von Netzwerken ein erhebliches Maß aktiven Handelns.
Dieses tätige Leben ist nach Arendt nicht dem Menschen an sich eigen, sondern das Resultat einer Vervielfältigung. Es entsteht aus dem Umgang des Individuums mit der Vielfalt der Anderen (1998, 17). Hinzuweisen 142 ist auf das von Bourdieu entwickelte System sozialer Beziehungen, wonach jeder Migrant in die Gesellschaft des Aufnahmelandes das einbringt, was seinen Fähigkeiten entspricht. Selbst wenn diese Fähigkeiten scheinbar nur der eigenen Community zugute kommen, profitiert doch die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit."
Entwickeln musste jedes zugewanderte Individuum persönliche Überlebensstrategien, um ein die eigene Identität stützendes Rahmenwerk zu schaffen. Gewählt wurden Alternativen wie die einer aktiven, akkulturativen Partizipation, Aufbau und Nutzung von Netzwerken und sozialen Beziehungen oder der Rückzug in die eigenethnische Kultur. Während die Option des Rückzugs zwar nicht unbedingt als eine passive Bewältigungsstrategie einzuordnen ist, erfordert eine akkulturative Partizipation und der Aufbau von Netzwerken ein erhebliches Maß aktiven Handelns.
Dieses tätige Leben ist nach Arendt nicht dem Menschen an sich eigen, sondern das Resultat einer Vervielfältigung. Es entsteht aus dem Umgang des Individuums mit der Vielfalt der Anderen (1998, 17). Hinzuweisen 142 ist auf das von Bourdieu entwickelte System sozialer Beziehungen, wonach jeder Migrant in die Gesellschaft des Aufnahmelandes das einbringt, was seinen Fähigkeiten entspricht. Selbst wenn diese Fähigkeiten scheinbar nur der eigenen Community zugute kommen, profitiert doch die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit."
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Autoren-Porträt von Anne E. Dünzelmann
Dr. Anne E. Dünzelmann ist Ethnologin und zeitweilig an der Universität Bremen im sozial- und kulturhistorischen Bereich beschäftigt.
Bibliographische Angaben
- Autor: Anne E. Dünzelmann
- 2004, 1. Auflage, 182 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Sylvia Hahn, Christiane Harzig, Dirk Hoerder
- Verlag: V&R unipress
- ISBN-10: 3862340147
- ISBN-13: 9783862340149
- Erscheinungsdatum: 09.11.2004
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- Dateiformat: PDF
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