Bewertung von Stimmrechten (PDF)

Anhand der Bewertung von Stimmrechten, und insbesondere der von Mehrstimmrechten, kann der in der Bewertungslehre herrschende Methodenstreit und die mit ihm verbundenen Herausforderungen in der Bewertungspraxis eingehend verdeutlicht werden. Der Konflikt um die Bewertung von Stimmrechten kann dann sogar zu dem ernüchternden Ergebnis kommen, daß einem Stimmrecht gar kein positiver Wert zugeschrieben werden muß. Welche Werte sich im Zuge der verschiedenen Bewertungsmodelle nun für Stimmrechte ergeben können, soll im folgenden dargestellt werden.

Als Ausgangspunkt der Diskussion kann u.a. die für Europa vorgeschlagene Übernahmerichtlinie zur Erleichterung von Unternehmensübernahmen angesehen werden, die durch den Art. 11, der sog. Durchbruchsregel, der Bewertungsproblematik in bezug auf Stimmrechte zu neuer Brisanz verholfen hat. Zur Beseitigung von Übernahmehindernissen sollen Mehrstimmrechte gegen Entschädigung außer Kraft gesetzt werden und deshalb mit in der Richtlinie berücksichtigt werden. Bisher hat man diesen Schritt jedoch noch nicht gewagt.

Schon früher hat sich Deutschland einer ähnlichen Bewertungsaufgabe stellen müssen, denn bereits 1998 wurde mit der Umgestaltung des Art. 5 EGAktG durch das KonTraG beschlossen, Mehrstimmrechte abzuschaffen und ihren Inhabern dafür eine entsprechende Entschädigung zu zahlen. Die Bemessung dieses Ausgleichs stellt nun das zu lösende Bewertungsproblem dar.

Bewertungsobjekt ist demnach das Stimmrecht, da es im Mittelpunkt der Bewertung steht. Als Bewertungssubjekt oder Konfliktpartei wird derjenige bezeichnet, aus dessen Sicht bewertet werden soll.

Um die Bedeutung des (Mehr-)Stimmrechts und vor allem die seiner Abschaffung besser einordnen zu können, erfolgt zunächst ein Überblick über diesen Themenbereich. Daran anschließend werden die theoretischen Grundlagen der funktionalen Unternehmensbewertung dargestellt. Im Mittelpunkt stehen hierbei die Ausführungen über die Anlässe und die Hauptfunktionen der Unternehmensbewertung.