Cum verbis ut Italici solent ornatissimis / Super alta perennis. Studien zur Wirkung der Klassischen Antike (PDF)
Funktionen der Beredsamkeit im kommunalen Italien / Funzioni dell'eloquenza nell'Italia comunale
Zahlreiche Quellen des 12. und 13. Jahrhunderts, die die italienischen Stadtkommunen beschreiben, dokumentieren eine besonders ausgeprägte Wertschätzung der Eloquenz. Angesichts jüngerer Forschungen zum Einfluss der Rhetorik auf das Selbstverständnis der...
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Produktinformationen zu „Cum verbis ut Italici solent ornatissimis / Super alta perennis. Studien zur Wirkung der Klassischen Antike (PDF)“
Zahlreiche Quellen des 12. und 13. Jahrhunderts, die die italienischen Stadtkommunen beschreiben, dokumentieren eine besonders ausgeprägte Wertschätzung der Eloquenz. Angesichts jüngerer Forschungen zum Einfluss der Rhetorik auf das Selbstverständnis der Aristokratie im antiken Rom liegt ein analoger Blick auf Funktionen der Eloquenz in den Kommunen zwar nahe, steht aber noch aus. Dieser Band widmet sich erstmals dieser Forschungslücke, um politische ebenso wie religiöse Formen öffentlicher Rhetorik in ihren Entstehungsbedingungen und Funktionalisierungen zu untersuchen. Dabei werden öffentliche Rede und briefliche Rhetorik in den italienischen Kommunen sowohl im Rahmen der zeitgenössischen theoretischen Traktate als auch in ihrer praktischen Umsetzung analysiert. Diese im Einzelnen definierten Ausprägungen der Eloquenz in den Kommunen werden jeweils in besonderem Maß auf ihre spezifische sozialen Funktionen überprüft und mit vergleichbaren Formen der Rhetorik an der Kurie, am Staufischen Hof und in Byzanz kontrastiert.Numerose fonti, sia comunali che extracomunali, dei secoli XII e XIII sui comuni italiani dimostrano la particolare importanza dell'eloquenza. Dato che delle recenti ricerche storiche hanno dimostrato l'influenza della retorica sull'autocoscienza dell'aristocrazia nell'antica Roma, sembra utile svolgere lo sguardo anche sulle funzioni dell'eloquenza nella società comunale. Questo volume analizza le diverse forme del discorso pubblico, della retorica religiosa e dell'eloquenza scritta, indagando sia la teoria contemporanea della retorica. sia la performance pratica. I contributi del volume descrivono da diversi punti di vista le funzioni delle diverse forme dell'eloquenza nella società comunale, comparandole con le forme della retorica alla curia papale, nella cancelleria imperiale degli Staufer e, infine, nel mondo bizantino.
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Sprechen vor dem Kaiser. Gesandte aus italienischen Kommunen am Hof Friedrich Barbarossas (S. 135-136)Knut Görich
In der Regierungspraxis der oberitalienischen Kommunen kam dem gesprochenen Wort besondere Bedeutung zu, und zumal für jene, die leitende Funktionen übernahmen, war die Fähigkeit, vor einer öffentlichen Versammlung zu sprechen, eine zunehmend unerläßliche Voraussetzung erfolgreicher Amtsausübung. Die politischen Repräsentanten der Kommunen verfügten damit über eine Fähigkeit, die Auswärtigen als besonders charakteristisch auffiel.
Der deutsche Bischof Otto von Freising bezeichnete es bekanntlich als mos italicus, sehr wortreich und sehr lange in vielfach gegliederten Perioden vor dem Kaiser über Rechte des Staates und des Reiches zu sprechen2. Auch der Freisinger Kleriker Rahewin registrierte einen im Vergleich zu Hoftagen im deutschen Reichsteil auffallend anderen Umgang mit dem Wort, als er 1158 in Roncaglia sah und hörte,wie die versammelten Repräsentanten aus dem regnum Italiae auf eine Ansprache Friedrich Barbarossas reagierten. Er berichtet:
Einer nach dem anderen erhob sich, wie es bei diesem Volk Sitte ist, entweder um dem Kaiser seine Zuneigung und besondere Ehrerbietung zu bezeugen oder um seine eigene Redekunst, mit der sie zu prahlen pflegen, zu beweisen, zuerst die Bischöfe, dann die Großen des Landes und danach die Konsuln und Gesandten der einzelnen Städte; so verbrachten sie diesen ganzen Tag bis in die Nacht hinein mit höchst kunstvollen Reden.3 Glaubt man Salimbene von Parma, so spottete Kaiser Friedrich II. über eine Eigenheit, die ihm an den Gesandten Cremonas auffiel – nämlich über ihre Angewohnheit, sich wechselseitig erst mit vielen Lobreden zu rühmen, »wie dieser und jener ein nobler, weiser, reicher und mächtiger Herr« sei, und erst nach diesem
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wechselseitigen Lob ihr Anliegen vorzutragen.
In Scherz- und Spottreden soll er die Redeweise der Cremonesen vor seinen Vertrauten nachgeahmt haben4. Allerdings hing das Ausmaß der Ehrerbietung, mit der eine Gesandtschaft am Hof rechnen konnte, nicht zuletzt auch vom Ansehen ihrer Teilnehmer ab5, so daß die von Salimbene berichtete Praxis im Gesandtschaftswesen durchaus ihren guten Sinn hatte. Auch die Verhandlungspartner am Kaiserhof wurden gelobt: Die genuesischen Konsuln bezeichneten Barbarossas Kanzler Rainald von Dassel als einen Mann, dem in allen Stücken »die Geistesschärfe und Beredsamkeit eines Cicero« innewohne.
Solche übertriebene Schmeichelei scheint durchaus gängige Praxis gewesen zu sein. Der englische Papst Hadrian IV. kannte sie jedenfalls von lombardischen Gesandtschaften. Johannes von Salisbury hörtewährend seiner Aufenthalte an der Kurie, wie sie der Papst mit recht blumigen metaphorischenWendungen beschrieb: die Lombarden würden vor ihren Verhandlungspartnern stets den Hut ziehen, indem sie zu Beginn ihrer Rede Wohlwollen erheischten und dann die Köpfe ihrer Verhandlungspartner mit dem Öl allerlei einnehmender Verbindlichkeit salbten. Der Vergleich des Grafen von Dassel mit dem berühmtesten Redner des antiken Rom ist ein schönes Beispiel für solche Schmeicheleien – auch wenn sie in diesem Fall von Genuesen und nicht von Lombarden ausging.
In Scherz- und Spottreden soll er die Redeweise der Cremonesen vor seinen Vertrauten nachgeahmt haben4. Allerdings hing das Ausmaß der Ehrerbietung, mit der eine Gesandtschaft am Hof rechnen konnte, nicht zuletzt auch vom Ansehen ihrer Teilnehmer ab5, so daß die von Salimbene berichtete Praxis im Gesandtschaftswesen durchaus ihren guten Sinn hatte. Auch die Verhandlungspartner am Kaiserhof wurden gelobt: Die genuesischen Konsuln bezeichneten Barbarossas Kanzler Rainald von Dassel als einen Mann, dem in allen Stücken »die Geistesschärfe und Beredsamkeit eines Cicero« innewohne.
Solche übertriebene Schmeichelei scheint durchaus gängige Praxis gewesen zu sein. Der englische Papst Hadrian IV. kannte sie jedenfalls von lombardischen Gesandtschaften. Johannes von Salisbury hörtewährend seiner Aufenthalte an der Kurie, wie sie der Papst mit recht blumigen metaphorischenWendungen beschrieb: die Lombarden würden vor ihren Verhandlungspartnern stets den Hut ziehen, indem sie zu Beginn ihrer Rede Wohlwollen erheischten und dann die Köpfe ihrer Verhandlungspartner mit dem Öl allerlei einnehmender Verbindlichkeit salbten. Der Vergleich des Grafen von Dassel mit dem berühmtesten Redner des antiken Rom ist ein schönes Beispiel für solche Schmeicheleien – auch wenn sie in diesem Fall von Genuesen und nicht von Lombarden ausging.
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Autoren-Porträt von Florian Hartmann
Prof. Dr. Florian Hartmann studierte in Berlin und Bonn. Nach der Promotion 2005 und Tätigkeiten am Deutschen Historischen Institut in Rom, Italien, 2007-2010, und Bonn folgte 2012 die Habilitation. Danach lehrte er an den Universitäten Bonn, Chemnitz, Aachen und Erlangen. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Wissensdiskurse des Mittelalters an der RWTH Aachen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Florian Hartmann
- 2011, 1. Auflage 2011, 191 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Florian Hartmann
- Verlag: V&R unipress
- ISBN-10: 3862341232
- ISBN-13: 9783862341238
- Erscheinungsdatum: 09.03.2011
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