Das Bundesverfassungsgericht im politischen System (PDF)
Das Bundesverfassungsgericht wird seit Jahrzehnten von der Politikwissenschaft eher selten thematisiert, obwohl es gerade im deutschen Regierungssystem ein machtvoller politischer Akteur ist. Der als Handbuch konzipierte Sammelband schließt diese Lücke. In...
Leider schon ausverkauft
eBook (pdf)
42.99 €
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenloser tolino webreader
Produktdetails
Produktinformationen zu „Das Bundesverfassungsgericht im politischen System (PDF)“
Das Bundesverfassungsgericht wird seit Jahrzehnten von der Politikwissenschaft eher selten thematisiert, obwohl es gerade im deutschen Regierungssystem ein machtvoller politischer Akteur ist. Der als Handbuch konzipierte Sammelband schließt diese Lücke. In über 30 Beiträgen werden Stellung und Funktion des Bundesverfassungsgerichts im Spannungsfeld von Politik und Recht einer umfassenden, aktuellen sozial- und rechtswissenschaftlichen Analyse unterzogen. Der politische Prozess und die (rechts-)politischen Implikationen der Verfassungsrechtsprechung stehen im Vordergrund. Dabei werden theoretische Grundfragen der Verfassungsgerichtsbarkeit, methodische Zugänge der Analyse und die historischen Entwicklungen ausführlich miteinbezogen.
Lese-Probe zu „Das Bundesverfassungsgericht im politischen System (PDF)“
Thorsten Bürklin Bauen als (demokratische) Sinnstiftung Das Gebäude des Bundesverfassungsgerichts als "Staatsbau"
1 Sachlichkeit und Strenge
Gerichtsgebäude erfüllen, über funktionale Anforderungen hinaus, die vornehme Aufgabe zu repräsentieren. Dazu reproduzierte die Baukunst des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts - je nach Geschmackslage und Bauaufgabe - die Vorbilder des Mittelalters, der Renaissance und des Barock, indem sie den historischen Fundus den neuen Erwartungen und Vorgaben anpasste. Daneben hatte sich ein Kanon symbolischen Bildwerks etabliert, zu dem u. a. die abwägende Justitia, aber auch Büsten antiker sowie moderner Rechtsgelehrter und Gesetzgeber, die wachsame Eule und, im Falle des Deutschen Reiches, der Adler gehörten.
Man war bestrebt Würde zu inszenieren, wollte natürlich den Machtanspruch des Staates bzw. seiner Jurisdiktion und - durch die Wahl historischer Baustile - aus der Vergangenheit überlieferte Ehrwürdigkeit sowie Kontinuität deutscher Geschichte darstellen. Wie sehr hatte sich die Lage jedoch verändert, nachdem das Dritte Reich untergegangen und jene Vergangenheit hinter einem Schleier irrationaler Wahnvorstellungen verschwunden war. Auch ehemals akzeptierte Baustile und Symbole waren auf einmal in Misskredit geraten.
In der Folge dieser Verwerfungen ist das Gebäude des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) als Ausdruck einer prekären geistigen und kulturellen Situation entstanden. Notwendig geworden war der Bau durch das am 23. Mai 1949 in Kraft getretene Grundgesetz. Zunächst hatte man noch im bald zu klein gewordenen Karlsruher Prinz-Max-Palais (von Joseph Durm 1891-97 erbaut) residiert.
Der von 1962 bis 1969 von Paul Baumgarten entworfene und zwischen dem barocken Schloss und der 1843-46 entstandenen Kunsthalle Heinrich Hübschs errichtete Neubau musste jedoch unausweichlich all die komplizierten Fragen nach einer der Zeit und den politischen Verhältnissen angemessenen Architektursprache
... mehr
aufwerfen.
Auf diese heiklen Anforderungen reagiert die Gebäudegruppe des BVerfG auf den ersten Blick durch disziplinierte Zurückhaltung. Formale Sachlichkeit und materiale Strenge erzeugen eine Geste der Bescheidenheit, die zwischen den barocken und klassizistischen Schmuckfassaden der nächsten Umgebung spröde, nahezu abweisend wirkt.
Der hier verwandte Duktus hat vordergründig nichts mehr mit jener historischen Hochsprache zu tun, die ehemals Exempel für Bauaufgaben dieser Art war. Vorbilder sind stattdessen die Architekturen des internationalen Stils und des Neuen Bauens, die während der Nazidiktatur verpönt waren und - wie Baumgartens eigene Praxis während des Dritten Reiches zeigt - allenfalls im Industriebau einige Anwendung finden konnten. Der dort praktizierte "rationale" Umgang mit einer Entwurfsaufgabe setzt sich im Bau des Gerichts fort.
Die übernommene Sachlichkeit der Sprache zeigt sich in der Zergliederung des Gerichtsgebäudes in fünf Pavillons unterschiedlicher, aber aufeinander bezogener Zweckbestimmung - die von einer zentralen, etwa hundert Meter langen Erschließungsachse verbunden werden -, in der Sparsamkeit der gestalterischen Mittel, die jedes Zuviel tunlichst zu vermeiden sucht, und nicht zuletzt in der Verwendung der in den ästhetischen Adel erhobenen Materialien Stahl und Glas. Mit diesen Mitteln wehrte sich Baumgarten vor allem dagegen, von der klassizistischen Umgebung vereinnahmt zu werden.
Die Unmöglichkeit sich an demselben Ort der städtebaulichen Ordnung zu fügen, hatte er bereits im Jahre 1960 anlässlich des Wettbewerbs zum Neubau des Badischen Staatstheaters ausgesprochen, wobei er hinsichtlich der formalen Negation der Umgebung allerdings noch deutlich weitergegangen war.
Fünf sich überschneidende und ineinander laufende Kreise (eigentlich der Kreisform angenäherte Polygone) wurden damals zu einer selbst bewussten "organischen" Grundrissfigur zusammengefasst, die in kurzen Wellen den Raum zwischen Schloss und Kunsthalle durchspannte. Man mag in der Gebäudegruppe des BVerfG daher lediglich die schlecht aufgekochte Version des Theaterent- wurfs sehen6, da die einzelnen Gebäude des Gerichts nun trotz der Aufteilung in verschiedene Pavillons und den dabei erzeugten Vor- und Rücksprüngen recht starr auf die Achse zwischen Schloss und Kunsthalle gespannt wurden. Die gläserne Erschließungsachse, die Baumgarten auf das notwendigste ihrer Funktion reduzierte und die daher wie eine Bewegungsröhre zwischen und unter den Pavillons hindurchführte, verstärkt diesen Eindruck noch.
Auf diese heiklen Anforderungen reagiert die Gebäudegruppe des BVerfG auf den ersten Blick durch disziplinierte Zurückhaltung. Formale Sachlichkeit und materiale Strenge erzeugen eine Geste der Bescheidenheit, die zwischen den barocken und klassizistischen Schmuckfassaden der nächsten Umgebung spröde, nahezu abweisend wirkt.
Der hier verwandte Duktus hat vordergründig nichts mehr mit jener historischen Hochsprache zu tun, die ehemals Exempel für Bauaufgaben dieser Art war. Vorbilder sind stattdessen die Architekturen des internationalen Stils und des Neuen Bauens, die während der Nazidiktatur verpönt waren und - wie Baumgartens eigene Praxis während des Dritten Reiches zeigt - allenfalls im Industriebau einige Anwendung finden konnten. Der dort praktizierte "rationale" Umgang mit einer Entwurfsaufgabe setzt sich im Bau des Gerichts fort.
Die übernommene Sachlichkeit der Sprache zeigt sich in der Zergliederung des Gerichtsgebäudes in fünf Pavillons unterschiedlicher, aber aufeinander bezogener Zweckbestimmung - die von einer zentralen, etwa hundert Meter langen Erschließungsachse verbunden werden -, in der Sparsamkeit der gestalterischen Mittel, die jedes Zuviel tunlichst zu vermeiden sucht, und nicht zuletzt in der Verwendung der in den ästhetischen Adel erhobenen Materialien Stahl und Glas. Mit diesen Mitteln wehrte sich Baumgarten vor allem dagegen, von der klassizistischen Umgebung vereinnahmt zu werden.
Die Unmöglichkeit sich an demselben Ort der städtebaulichen Ordnung zu fügen, hatte er bereits im Jahre 1960 anlässlich des Wettbewerbs zum Neubau des Badischen Staatstheaters ausgesprochen, wobei er hinsichtlich der formalen Negation der Umgebung allerdings noch deutlich weitergegangen war.
Fünf sich überschneidende und ineinander laufende Kreise (eigentlich der Kreisform angenäherte Polygone) wurden damals zu einer selbst bewussten "organischen" Grundrissfigur zusammengefasst, die in kurzen Wellen den Raum zwischen Schloss und Kunsthalle durchspannte. Man mag in der Gebäudegruppe des BVerfG daher lediglich die schlecht aufgekochte Version des Theaterent- wurfs sehen6, da die einzelnen Gebäude des Gerichts nun trotz der Aufteilung in verschiedene Pavillons und den dabei erzeugten Vor- und Rücksprüngen recht starr auf die Achse zwischen Schloss und Kunsthalle gespannt wurden. Die gläserne Erschließungsachse, die Baumgarten auf das notwendigste ihrer Funktion reduzierte und die daher wie eine Bewegungsröhre zwischen und unter den Pavillons hindurchführte, verstärkt diesen Eindruck noch.
... weniger
Autoren-Porträt
ORR Dr. Robert Chr. van Ooyen, Dozent für Politikwissenschaft an der Fachhochschule des Bundes, Fachbereich Bundespolizei Lübeck, und Lehr- beauftragter am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der FU Berlin.Prof. Dr. Martin H. W. Möllers, Dozent für Politikwissenschaft und Staatsrecht an der Fachhochschule des Bundes, Fachbereich Bundespolizei Lübeck.
Bibliographische Angaben
- 2007, 2006, 544 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Robert Chr. van Ooyen, Martin Möllers
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 353190289X
- ISBN-13: 9783531902890
- Erscheinungsdatum: 31.12.2007
Abhängig von Bildschirmgröße und eingestellter Schriftgröße kann die Seitenzahl auf Ihrem Lesegerät variieren.
eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Größe: 4.77 MB
- Ohne Kopierschutz
- Vorlesefunktion
Pressezitat
"Die regelmäßige Wechselwirkung von politischer Entscheidungsfindung und möglicher juristischer Überprüfung gewährleistet in der Regel die Sorgfalt politischen Arbeitens mit Blick auf das Bestandhaben von Gesetzen. Die Beiträge des Sammelbandes zeigen diese Gratwanderung auf gelungene Weise auf, indem sie Nachteile und Chancen dieser Konstellation offenlegen." PVS - Politische Vierteljahresschrift, 01/2008"Insgesamt ein perspektivenreicher, gelungener Band, der einen hervorragenden Überblick über die ersten fünf Jahrzehnte des Bestehens des BVerfG bietet." NJW - Neue Juristische Wochenschrift, 21/2007
Kommentar zu "Das Bundesverfassungsgericht im politischen System"
0 Gebrauchte Artikel zu „Das Bundesverfassungsgericht im politischen System“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Das Bundesverfassungsgericht im politischen System".
Kommentar verfassen