Die Befreiung (ePub)
Erzählung
Der vom Ärmelkanal herströmende Wolkenzug hatte sich verringert, war vom Tageslicht erhellt und teils vertrieben worden. Der Regen hatte aufgehört. Der Himmel über ihm war ihm jetzt wie ein immenser Punkt, der über dem besetzten Rathaus dieser...
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Produktinformationen zu „Die Befreiung (ePub)“
Der vom Ärmelkanal herströmende Wolkenzug hatte sich verringert, war vom Tageslicht erhellt und teils vertrieben worden. Der Regen hatte aufgehört. Der Himmel über ihm war ihm jetzt wie ein immenser Punkt, der über dem besetzten Rathaus dieser Kleinstadt Nordfrankreichs plötzlich begann und sich scheinbar über diese Hölle, die vom Krieg geplagte Normandie, an eine andere Stadt oder einen aufbrechenden Soldatenzug in England, Schottland, Spanien, in eine Linie und verwundete, ehrwürdige Achse verwandelnd, zu erstrecken hoffte, diesen kraftvollen Ansatz zumindest andeutete und sich so weit es möglich war bei diesen Bedingungen in einer Linie erheben wollte: Ein die Peinigungen und Internierungen durch die Faschisten überlebender, reißender Glanz und Widerwille. So merkwürdig war sein Empfinden in diesen Sekunden. Bei diesem raschen Heben des Kopfes und dem Erfassen des Himmels mit den blauen, kühnen, allbereiten und lebensmüden Augen. Bei dem Blick über die Wände und Dächer in der Straße. In der viele seit dem Einmarsch der Faschisten denunzierten, sich ergaben, still, nur still anklagten. Er hatte die Haustür der Nummer 45 zur Rue Mitterand hinter sich zugeschlossen und hob seinen Blick in die Straße mit den gefangenen Leuten seines Landes. Dann fiel der Blick nieder, mit gespielter, magerer Haltung ging er voran. Ein Trunkener und Ergebener der Umstände. Einige Leute, die aus der Einkaufspassage mit Broten, Schuhen, einem Mantel kamen, spazierten ihm entgegen, doch es kam kein Verdacht auf. Nach dem Regen hatte er sich in den Hinterhof der Bäckerei mit den Bänken und Arbeitsgeräten geschlichen. Er hatte sich an einen armseligen Tisch mit Brot und Wein gesetzt, an dem er einen unermesslichen Frohsinn spürte, als verwob sich etwas mit dem erbarmenden Himmel, einem Einstich an einem kreuzfinsteren Mantel oder Diktat, aus der die gefangenen, teils erblindeten Menschen in Europa und die einst gütige Erde die beinahe vergessene Helligkeit, unbeugsame, erwachende Helligkeit zurückeroberten. Ähnlich einem Internierten in einem Kerker, dem der lächerliche, karge Sternenglanz noch eine Wiedergeburt oder Auferstehung über dem Kerker verriet. Er saß gedankenversunken an dem Tisch. Bald trank er ein, zwei Gläser Wein und führte sich die Reaktionen in den Gebäuden vor Augen. Mit freudvoller Ermattung dachte er an die zwölf Pamphlete, die er in den Häusern rund um das Rathaus verteilt hatte. Darauf stand:
"Frankreich hat tapfere Frauen und Männer, die sich keiner Besatzung beugen, keinem faschistischem Regime ergeben! Noch heute wird im Rathaus mit dem Gauleiter eine 30 Kilo Bombe explodieren und die Schergen Hitlers in Frankreich bezwingen!"
(...)
Bibliographische Angaben
- Autor: Deniz Civano
- 2016, 19 Seiten, Deutsch
- Verlag: BookRix
- ISBN-10: 3739681861
- ISBN-13: 9783739681863
- Erscheinungsdatum: 04.11.2016
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eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Größe: 0.73 MB
- Ohne Kopierschutz
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